Briefe von Helena Roerich,
Band 1, 1929 - 1935 >>
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17. August 1934
Wie ich bereits des öfteren erwähnte, ist es sehr wichtig, die erzieherischen und kulturellen Ideen ins Leben hineinzutragen, ohne den Menschen die Bücher der Lehre aufzuzwingen. Umso mehr, als die in der Lehre enthaltenen Grundsätze und Ideen keinen besonderen Stempel tragen und mit dem allgemeinen Begriff der LEBENDIGEN ETHIK vereinbar sind. Der Lehre des Lebens können viele Themen für Vorträge und Aufsätze entnommen werden. Die grundlegende Regel muß es daher sein, nicht zu missionieren und nicht aufzudrängen. Da es wichtig ist, das Bewußtsein jener zu heben, die fähig sind, mit der Evolution Schritt zu halten, sollte durch einfache Methoden und Vorstellungen allmählich eine Erweiterung der Begriffe bis zum vollen Umfang erreicht werden. Allerdings verstehe ich sehr gut, daß es schwierig ist, sich stets dem Bewußtseinszustand der Massen anzupassen, doch die große Freude, dauernd aus der unerschöpflichen Quelle des Wissens und der Schönheit schöpfen zu dürfen, ist uns vorbehalten.
Sie dürfen nicht glauben, daß Sie uns mit Sorgen belasten. Denn worin besteht unsere Arbeit? Wofür arbeiten wir? Jede Sorge um die Kultur bereitet uns Freude.
Wo es keine Sorge gibt, da gibt es keine Liebe. Denken Sie daran, was gesagt ist: Belastet Mich mehr, legt mir die Last der Welt auf, Ich aber werde meine Kräfte noch vervielfältigen. Wenn Wir im Garten der Schönheit wandeln, fürchten Wir die Lasten nicht. (Blätter des Gartens MORYA, I, § 368). Daher ist Ihr Entschluß, solch negative Arbeiten nicht zu übernehmen (weil, wie Sie sagen, dadurch Schwierigkeiten in unser Leben hineingetragen würden), nicht richtig. Und zwar ist es deshalb nicht richtig, weil es keine negative Arbeit gibt, wenn für aufbauende Ziele gearbeitet wird. Darüber hinaus kann uns nichts Negatives oder Unangenehmes schrecken; unser Leben ist voll von großen Sorgen es ist fast unvorstellbar! Zu Ihrer Feststellung, daß es besser ist, diese Dinge durch eigene Anstrengung zu regeln: Es ist immer ratsam, den höchsten Grad selbständiger Tätigkeit sowie Wachsamkeit für die Überwindung von Hindernissen zu entwickeln, wie könnten wir sonst Erfahrungen sammeln? Im schwierigsten Augenblick, wenn alle Mittel erschöpft sind, wird der RAT erteilt, doch auch seine Ausführung erfordert Wachsamkeit und Fähigkeit.
Sie fragen: Gibt es in der Initiative, wenn sie auf das Allgemeinwohl und den Dienst gerichtet ist, Selbstsucht? Natürlich nicht, doch das menschliche Wesen ist so kompliziert, daß einzig und allein das reine Gefühlswissen die Motive unterscheiden kann. Aus diesem Grund bestanden und bestehen noch alle Lehren auf der Entwicklung des Gefühlswissens, ohne das es keine wahre Geistigkeit geben kann. Im menschlichen Wesen gibt es so viel durch Jahrhunderte aufgespeicherte Selbsttäuschung, daß es nicht leicht ist, plötzlich ein unparteiischer Richter der eigenen Beweggründe zu sein.
Von den Großen Lehrern wird jede Arbeit entsprechend dem Grad der Selbstlosigkeit, die in sie hineingelegt wurde, bewertet. Daher müssen die engsten Mitarbeiter die Selbstlosigkeit im Dienen erkennen, und unter allen Umständen sollte jeder sein Bestes geben. Es steht uns nicht zu, darüber zu richten, wer mehr und wer weniger leistet. Was wichtig erscheint, ist das innere Feuer, das wir in die uns anvertraute Arbeit hineinlegen. Die Zeit ist ein großer Gestalter, und im Verlauf der Zeit klärt sich vieles und nimmt die unerwartetsten Formen an. Der wahre Schüler lebt mit dem Herzen, denkt und urteilt mit dem Herzen; und dadurch entwickelt er in sich einen so machtvollen Magneten, daß alle Neuankommenden von ihm angezogen werden. Nach diesem Magneten kann man eine Person beurteilen. Der Magnet wird durch viele Aufspeicherungen aufgebaut und entwickelt, und solch einen Magneten kann man nicht verbergen. Selbst ein gewöhnlicher Magnet wirkt durch scheinbar undurchdringliche Hindernisse, doch um wieviel mächtiger ist die alles durchdringende Kraft eines geistigen Magneten! Deshalb sollten wir uns vor allem um unseren eigenen individuellen Magneten kümmern und seine Kraft in solchem Maß entwickeln, daß er imstande ist, etwas davon an jene abzugeben, die ihrer bedürfen.
Freundlichkeit in der Zusammenarbeit trägt sehr dazu bei, diese Kraft auszustrahlen; und wird dies geübt, so erhöht sich ihre Stärke. Die Menschen leben auf, wenn sie mit einer machtvollen magnetischen Aura in Berührung kommen. Natürlich kann man keine augenblickliche Erneuerung erwarten; es bedarf in allem einer angemessenen Zeit. Doch durch ein herzliches Verhalten und verantwortliche Aufmerksamkeit können Wunder geschehen. So muß man in allem Geduld üben. Dies sollte unsere erste und absolut wesentliche Disziplin sein. Es wurde gesagt:
die großartigste Person ist die, welche die größte Geduld besitzt. Laßt uns diese weise Regel befolgen und wirklich Geduld üben. Die Zeit ist so bedrohlich, so großartig, daß wir die Umstände nicht erschweren sollten.
Wahr gesprochen, jeder sollte nur den einen Gedanken hegen wie er die geistige Entwicklung beschleunigen könnte. Denn nur der Geist kann uns erheben und uns über den Abgrund tragen. Unter den Füßen der Menschheit öffnen sich viele Abgründe. Es ist gesagt: Die Lehre kommt zur bedrohlichen Stunde, um jene zu sammeln und zu retten, die dem Licht folgen können.
Das Schicksal der Länder wird auf der Kosmischen Waage gewogen. Jene, die mit dem Kosmischen Magneten voranschreiten, werden das Licht der Zukunft erblicken; doch jene, die gegen alle erleuchteten Anfänge vorgehen, werden die volle Last des Karma verspüren. Die Schlacht zwischen Licht und Finsternis durchdringt den ganzen Weltenraum. Alle Begebenheiten werden auf der Kosmischen Waage gewogen! Jede Stunde trägt eine neue kosmische Welle herbei, und auf der Kosmischen Waage werden stündlich neue Schwankungen angezeigt. Der Raum erklingt von den neuen Verheißungen, die zur Feurigen Welt führen. In der kosmischen Spannung werden neue feurige Möglichkeiten geschaffen. Laßt uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt in jeder Tat, in jeder Bestrebung das Gesetz des Kosmischen Magneten begreifen. (Feurige Welt, III. Bd.)
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Das Leben ist sehr kompliziert, und nur das mit dem Höheren Willen verbundene Bewußtsein kann die rechte Richtung wahrnehmen und sein Schiff durch alle Stürme steuern. Doch die Stürme sind unvermeidlich und sowohl für das Schiff als auch für den Steuermann und die ganze Mannschaft von Nutzen; denn nur so werden Kraft und Standhaftigkeit erprobt sowie Furchtlosigkeit und Wachsamkeit entwickelt.
Man muß allerdings fähig sein, bösartigen Verleumdern harten Widerstand zu leisten, wenn sie von jener Sorte sind, die wirklichen Schaden zufügen. Oftmals jedoch ist Verleumdung nicht mehr als ein Spatzengezwitscher, und dann mag man wohl erwägen, ob es zweckmäßig wäre, eine Kanone abzufeuern.
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Die Gruppenleiter sollten nicht nur Lesungen halten, sondern auch mit Schülern die Fragen diskutieren, die sich im Zusammenhang mit der Lehre ergeben. Auf alle Fälle sollten Fragen gestellt werden, doch ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, die Schüler dazu zu bewegen. Sie haben es lieber, daß der Lehrer ein Thema wählt und es erörtert. Doch das Wichtigste ist für sie, Fragen zu stellen, denn nur durch die Fragestellung kann man sowohl auf die Richtung des Gedankens als auch auf die Höhe des Bewußtseins schließen. Außerdem ist es für den Lehrer selbst die beste Übung. Oft gehen die Schüler vom unerwartetsten Gesichtspunkt an die Frage heran und geben so dem Lehrer die Möglichkeit, sein eigenes Verstehen zu erproben. Der Lehrer wird gemacht und nicht geboren! Wahrlich, wir lernen, indem wir lehren!
Und hinsichtlich der Frage, auf welche Art die Mehrheit der Frauen mitarbeiten könnte, müssen wir vom grundlegenden Gedanken ausgehen. Daher möchte ich sagen, sie könnten mithelfen bei der Aufgabe, das Gleichgewicht der Welt herzustellen. Wahrlich, der bestehende Zustand des gestörten Gleichgewichts bedroht sowohl die Menschheit als auch den ganzen Planeten. Wie kann die Welt bestehen, wenn die Grundlagen des Lebens verletzt werden! Darüber wurde in der Lehre vieles gesagt, und die gegebenen Weisungen lassen sich noch ausbauen. Ich will einige Bestätigungen zitieren: Das Banner des großen Gleichgewichts der Welt muß von der Frau erhoben werden. So ist die Zeit gekommen, wo die Frau für die ihr genommenen Rechte wie auch für jene, die sie freiwillig aufgab, kämpfen muß.
Der allgemeine Verfall, dem wir heute gegenüberstehen, der drohende Niedergang vieler Länder sind das Ergebnis des ständig gestörten Gleichgewichts durch die Unterwürfigkeit und Unterdrückung der Frau. Durch die Erniedrigung der Frau erniedrigt sich der Mann selbst; und ohne Wiederbelebung wahrer Ritterlichkeit und Güte kann der Geist sich nicht erheben.
Es wurde auch gesagt: Wie der Lehrer durch seine Schüler schafft, so schafft die Frau durch das männliche Prinzip. Somit hebt die Frau den Mann empor. Folglich muß sich die Frau in solch einem Grad geistig, moralisch und intellektuell erheben, daß sie den Mann mit sich ziehen kann. Erinnern Sie sich an das Gemälde von N. K. Sie, die führt? So muß die Frau den ihr bestimmten Platz einnehmen. Sie muß nicht nur ein gleichwertiger Mitarbeiter in der Gestaltung des ganzen Lebens werden, sondern auch ein Inspirator. Die größte Aufgabe besteht darin, die Menschheit im Streben nach großen Taten und Schönheit zu vergeistigen und gesunden zu lassen. Doch die Frau muß sich zunächst selbst ändern! Daher muß der Aufruf an die Frau vor allem ein Aufruf zur Selbstvervollkommnung sein, zur Wahrung ihrer Würde und ihrer großen Bestimmung, die Grundlagen des Seins zu legen und den Antrieb zur Schöpferkraft und Schönheit zu wecken. Es ist gesagt: Das Gleichgewicht der Welt kann ohne das wahre Verstehen des Uranfangs nicht hergestellt werden
Darum laßt uns im Bewußtsein die Kraft des Gleichgewichts als den Antrieb des Seins, des Uranfangs und der Schönheit bestätigen. Folglich ist es unerläßlich, das Weibliche Prinzip im Geist zu bejahen. (Feurige Welt, III. Bd.)
Als Motto würde ich anführen: Geistigkeit, Heldentat, Schönheit. Diese Dreiheit umfaßt alles.
Nun zu der Frage, die Ihren Geist so sehr beschäftigt: Wie kann man feststellen, zu welchem Element jemand gehört? Sicherlich, das Horoskop könnte es enthüllen. Auch mit den geringen Kenntnissen, über die die moderne Astrologie verfügt, kann das in einem Menschen vorherrschende Element bestimmt werden. Doch das esoterische Wissen ist scharf auf den grundlegenden Ursprung des Geisteskornes ausgerichtet.
Darüber hinaus müssen sich die Menschen nicht nur nach den Elementen und dem Leitstern, unter dessen Strahl das Geisteskorn (nicht die Persönlichkeit!) geboren wurde, vereinen, sondern man muß ein anderes kosmisches Grundgesetz in Betracht ziehen, genannt Das Kosmische Recht. Daher hat die Legende von den Dualseelen eine tiefe Bedeutung. Und dieses Gesetz ist in den Sternen aufgezeigt. Die Alten konnten diese Zeichen lesen; der Schlüssel dazu wurde den Hohen Eingeweihten übergeben. Doch heute würde solch ein Wissen in den Händen der entarteten Menschheit mehr Unheil und Verworrenheit bringen als Wohlergehen und Glück. Deshalb sind die Großen Lehrer so bemüht, Geistigkeit zu erwecken und das Bewußtsein zu erweitern, denn Sie möchten der Menschheit das Wissen über die großen Gesetze übergeben. So kann von diesen Gesetzen jetzt nur gesagt werden, daß sie in Reichweite der Wissenschaft der Zukunft liegen. Nichtsdestoweniger ist es notwendig, das Bestehen dieser Gesetze zu erwähnen, damit die Wissenschaftler allmählich beginnen, in dieser Richtung zu forschen.
Freilich, selbst eine oberflächliche Kenntnis von Astrologie kann oft helfen, mehr oder weniger harmonische Bande zwischen Menschen zu knüpfen oder auf günstige und ungünstige Daten hinzuweisen. Doch in den Händen unverantwortlicher oder bösartiger Menschen kann dieses Wissen sehr leicht Schaden verursachen. Der Schlüssel für alle Rätsel liegt im Menschen selbst und ist immer zu seiner Verfügung. Es gibt Menschen, die es verstehen, diesen Schlüssel zu gebrauchen, und ihr Leben gestaltet sich wundervoll. Laßt uns darum eifrig bemüht sein, die Auferstehung des Geistes zu beschleunigen; denn der Schlüssel zu vielen Geheimnissen wird in die verdienten Hände gelegt werden. Die Zeit naht.
Es tut mir aufrichtig leid, daß ich Ihnen nicht diese Freude bereiten kann, doch es ist mir nicht gestattet, Ihnen die Geheimnisse des esoterischen Wissens zu enthüllen. Laßt uns in der Kenntnis vom schönen Gesetz des Kosmischen Rechts Trost finden und uns bemühen, den Magneten des Herzens zu reinigen, der dann einen entsprechenden Magneten anziehen kann und wird. Doch wegen der Unmoral, die durch viele Jahrhunderte herrschte und in vollem Ausmaß weiter besteht, wanderten die Seelen, die harmonisieren sollten, weit auseinander, so daß sie sich oft sogar feindlich gegenüberstehen. Karma ist ein unerbittliches Gesetz. Daher müssen wir bemüht sein, den Magneten unseres Herzens zu reinigen. Wir müssen aus dem Kreis unseres Karma herausgelangen, der uns an unsere eigenen Taten bindet und die kosmisch festgesetzte Vereinigung hinausschiebt. Nur solch eine Vereinigung kann die Schaffenskraft verstärken und eine schöne Nachkommenschaft gewährleisten.
Ich möchte unterstreichen, daß die Gleichwertigkeit der Geschlechter sowie die der Völker als erste Grundsteine jeder Regierung erachtet werden müssen. Den ersten Teil dieser Feststellung habe ich bereits erörtert, doch ich darf hinzufügen: Da das Gleichgewicht der Welt auf dem dualen Ursprung beruht, muß die Gleichwertigkeit der Geschlechter als kosmisches Gesetz betrachtet werden. Nur der Unwissende kann Einspruch erheben.
Was den Status der verschiedenen Rassen betrifft, die die Bevölkerung mancher Länder ausmachen, spreche ich dafür, daß unabhängig von der Nationalität alle Bürger eines solchen Staates nach den grundlegenden Regierungsgesetzen ohne die geringste Ausnahme ob Vorrecht oder Einschränkung gleich behandelt werden sollten. Allerdings beziehen diese Grundgesetze nicht die Frage der Religion und auch andere sekundäre Angelegenheiten mit ein, die von gesetzlicher Einschränkung freigehalten werden sollten und gemäß den örtlichen Gebräuchen und Verhältnissen variieren können. Ein grundlegendes Merkmal der Gesetze sollte die Beweglichkeit der Anwendung sein. Wenn wir uns auf tote Buchstaben des Gesetzes beschränken, können wir uns ebensogut auf den Friedhof begeben!
Ich interessierte mich nie für Politik und für äußere Regierungsformen, denn ich bin tief davon überzeugt, daß nicht die Form wichtig ist, sondern der Geist, der sie durchdringt und motiviert. Ich war schon immer der Meinung, daß jedes Regierungssystem vor allem vom gesunden Menschenverstand unter Beachtung des Allgemeinwohls geleitet werden sollte. Keine anderen Motive sind für solch eine verantwortliche und ich möchte sagen: heilige Aufgabe stichhaltig. Ich muß bekennen, daß mich kein anderes System so sehr empörte wie die gegenwärtige Methode, das Haupt einer Regierung von unwissenden Massen wählen zu lassen. Ich sah genug von dieser abscheulichen und verbrecherischen Komödie; Bestechung, so sagt man, ist illegal, doch bei solch einem verantwortungsvollen, heiligen Akt wie der Wahl des Vertreters eines Landes, werden große Summen ausgegeben, und die offensichtlichste Bestechung wird geübt, abgesehen von anderen Maßnahmen, die nicht weniger anekeln. So kann man am Tag vor der Wahl in einigen der wichtigsten Zeitungen eines Landes Namen von möglichen Vertretern eines Staates finden, heute verleumdet als die größten Halunken, und am Morgen oder am Abend nach der Wahl läßt dieselbe Zeitung die höchsten Lobpreisungen über die ungewöhnlichen und erhabenen Eigenschaften des Erwählten vom Stapel. Auf diese Art wird das Bewußtsein der Menschen bestochen.
Der gesunde Menschenverstand sollte uns sagen, daß die unwissenden Massen, die zudem von ihren niederen Instinkten getrieben werden, nicht die Richter des Höchsten sein können. Das Recht, einen Regierungsvertreter zu wählen, sollte nur sittlich hochstehenden, d. h. kultivierten und gebildeten Menschen oder Vertretern eines Landes zustehen. Doch leider herrscht in einer Zeit, in der es notwendig erscheint, die besten und vertrauenswürdigsten Menschen an der Spitze der Belange zu sehen, die Macht der Massen vor. Wenn ein Land auch nur tausend seiner besten Vertreter auf allen Gebieten des Wissens und der Unternehmen verlieren sollte, würde solch ein Land sehr bald auf ein niederes Niveau absinken.
Ja, die Zeit ist gekommen, wo die Frau bereit sein sollte, sich an den Lasten und Aufgaben der Regierung zu beteiligen. Der Frau als Lebensspenderin, die die ersten Fundamente der Erziehung legt, steht auch das Recht zu, für jene, die sie zur Welt bringt, bessere Bedingungen zu schaffen. Ihr gesunder Menschenverstand und vor allem ihr Herz werden ihr für die Entscheidung das Richtige eingeben. Wenn wir die historischen Fakten und echten Biographien vieler großer Männer hernehmen, werden wir feststellen, daß die Quelle ihrer Impulse sowie ihr Hauptberater eine Frau war. So inspirierten im alten Ägypten die Oberpriesterinnen die Hierophanten durch Übermittlung des Willens ihrer Göttinnen. Daher nannte man sie die Inspiratoren der Führer des Volkes.
Die große Zeit der Frau ist im Anbruch. Wahrlich, die Frau hat eine zweifache Aufgabe zu erfüllen: sich selbst und dazu ihren ewigen Begleiter, den Mann, zu erheben. Alle Kräfte des Lichts erwarten diese große Tat. Der Stern der Mutter der Welt hat die große Frist aufgezeigt. Alle Schriften weissagen, daß die Frau den Kopf des Drachen zerschlagen wird. Möge das Herz der Frau zu dieser selbstaufopfernden Tat entflammen. Möge sie furchtlos das leuchtende, aber spaltende Schwert des Geistes erheben.
Zur bestimmten Stunde werden wir die brennenden Herzen und die bereiten Hände aufrufen, den Kelch der Rettung der Welt zu erheben!
Möge jeder Tag unseres Lebens im selbstaufopfernden Dienst für diese große Tat aufgewendet werden!
Die Große Mutter naht!
23. August 1934
Wenn Christus vom Ende der Welt und vom Tag des Gerichts sprach, konnte er damit nicht den endgültigen Abschluß der Evolution unseres Planeten gemeint haben. Würde nämlich diese ihren natürlichen Entwicklungsverlauf nehmen, dann müßte der Planet seine siebente Runde beginnen, und seine Menschheit würde mit all ihren Subrassen in die siebente Rasse aufsteigen, so daß es bei der Krönung solch einer Evolutionsrunde keinen Tag des Gerichts geben könnte. Denn nach dieser Zeit hätten die Menschheit und der Planet den Zustand der höheren Welt erreicht, wo die bösen Kräfte keinen bewußten Widerstand gegen das Gute leisten können.
Doch Christus Jesus wußte natürlich von dem schweren Karma der Menschheit. Er wußte von der drohenden Gefahr und meinte daher das nahende Scheiden der Rasse, das immer von fürchterlichen Kataklysmen begleitet ist und durch das große Aussondern der guten Saatkörner das Heranrücken des Endgerichts erahnen läßt. Da Er ein Eingeweihter war, wußte Er, daß diese Katastrophe der Letzte Tag werden könnte, infolge des schrecklichen geistigen Verfalls der menschlichen Rasse. Es ist durchaus möglich, daß es nicht genügend Gegenkräfte oder, besser gesagt, freigewordene Energien gibt, um den Planeten vor der endgültigen ungeheuren Explosion zu retten. Für diese Explosion bietet der Fürst der Welt alle seine Anstrengungen auf, da er weiß, daß für ihn eine gereinigte, von den feurigen Energien durchdrungene Atmosphäre der Erdsphäre unerträglich wäre und seine weitere Anwesenheit hier unmöglich machte. Daher ist er bemüht, den Planeten zu sprengen, um, wie es heißt, auf einem Wrack davonzusegeln. Spricht nicht auch der Apostel Petrus von dieser Rassenverschiebung im 2. Epistel 3:9-13? Auch in den Offenbarungen (21:1) und Isaiah (66:22) wird darauf hingewiesen.
In der Lehre wird ausdrücklich darauf verwiesen, daß des Menschen Geist als Zerstörer des Planeten wirken kann. Es ist auch erwähnt, daß die Zahl Jener, Die dies überstehen können, sehr klein ist und daß auf Ihnen die ganze Last zur Erhaltung des Gleichgewichts des Planeten ruht. Ein starker Geist kann ein ganzes Gebiet vor Erdbeben bewahren. So entsandten in den alten Zeiten die Großen Lehrer die fortgeschrittenen Schüler an Stellen, die von Erdbeben bedroht waren.
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Nicht Verminderung der Nahrung, sondern unzureichender Schlaf schwächen den Organismus. Der Mensch braucht nicht viel Nahrung. Für jeden, der geistig arbeitet, ist es vollkommen ausreichend, zwei oder höchstens drei Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen. Zwei oder drei Früchte, Gemüse, etwas Getreidenahrung, Milch und Butter sind die beste Diät. Doch für jene, die gewohnt sind, Fleisch in großen Mengen zu sich zu nehmen, mag es schwer sein, sich plötzlich auf Pflanzen- und Getreidenahrung umzustellen; dies kann sogar unerwünschte Reaktionen im Organismus auslösen. Daher erscheint Vorsicht und ein allmählicher Übergang geboten. Nebenbei, jeder Fall ist individuell! Doch vergessen wir nicht, daß die meisten Krankheiten der Menschen von aller Art Übermaß herrühren, vor allem vom Überessen. In Amerika, wo die Menschen hart arbeiten und wenig essen, sind sie sehr widerstandsfähig, und die Langlebigkeit ist hier viel häufiger zu beobachten als in vielen anderen Ländern, wo die Menschen sich gewohnheitsgemäß überessen. (Anm. des Herausgebers: Der von Frau Roerich gebrachte Hinweis betrifft Beobachtungen aus den Jahren 1920-1930, in welchen sich die Amerikaner noch weitaus naturgemäßer ernährten).
Viele naive Menschen glauben, daß die Finsteren nur durch Böses wirken, sei es durch Korruption oder irgendein Verbrechen. Wie unrecht haben sie! Nur die groben und relativ unbedeutenden finsteren Kräfte wirken auf diese Weise. Weit gefährlicher sind jene, die sich in die Maske des Lichts kleiden. Da fliegen die armen verblendeten Menschen, die nicht das echte Unterscheidungsvermögen des feurigen Herzens besitzen, wie die Motten in das sie verzehrende Feuer. Unwissenheit und Mangel an Gefühlswissen treiben sie in die Arme der Finsteren und berauben sie für lange Zeit der heilsamen Einwirkung und Hilfe der Strahlen des großen Bollwerks des Lichts. Harmagedon ist schrecklich; die finsteren Kräfte ringen um ihre Existenz. Verzweiflung vereint sie und macht sie in dem Bemühen, ihr Ziel zu erreichen, so beharrlich. Der Fürst der Welt hat viele begabte Mitarbeiter, bewußte und unbewußte, und es ist irrig zu glauben, daß sie nicht schlau und spitzfindig wären. Sie sind sehr schlau und erfinderisch, und ihr Wirken paßt sich ganz dem Niveau der Opfer an. Doch ihnen allen mangelt es an Herzenswärme. So verwoben mit Licht ist die Finsternis auf unserer Erde. Die Netze der Finsternis werden von geschickten Händen gesponnen.
Viel Schreckliches wird verübt. Viele abscheuliche Zaubereien breiten sich über die ganze Erde aus. Die dichtesten Bevölkerungszentren werden von den Hauptkräften der Finsternis für sich als Zentren erwählt. Die ganze Höllenbrut ist auf die Erdoberfläche gekrochen; und ihre beste Waffe ist die unwissende Masse. Darum ist die Einigkeit der Weißen und der ihnen nahestehenden Kräfte so wichtig! Aber letztere werden so leicht gräulich und füllen die Reihen jener, von denen in der Bibel gesagt ist: Weil du lau bist und weder kalt noch heiß, so will ich dich aus Meinem Munde speien. Nur die Macht der Hingabe und das Streben, der großen Hierarchie des Lichts zu dienen, kann vor den weit ausgelegten Netzen des Fürsten der Welt schützen.
Laßt uns unsere Kraft verstärken, damit wir durch Reinheit der Gedanken einen undurchdringlichen Panzer schaffen. Den Versuchungen der Finsteren durch die sie sich bemühen, in unsere Aura einzudringen, kann man nicht entgehen, aber wenn das Schutznetz stark genug ist, werden diese Angriffe leicht abgewehrt, ohne uns Schaden zuzufügen. Gewöhnlich richten sich die Angriffe auf unser schwächstes Organ. Doch die durch Hingabe gesättigte Aura kann jedem Angriff der Finsteren standhalten. Dennoch sollten wir es nicht für einen einzigen Augenblick wagen zu zweifeln oder vom Brennpunkt des Lichts abzuweichen. Ergebenheit und Reinheit der Motive sind unser einziger Anker im Chaos der tobenden Elemente.
29. August 1934
Laßt uns über die angenommenen und ausersehenen Schüler sprechen sowie über Schüler- und Jüngerschaft im allgemeinen.
In ihrer Unwissenheit denken viele, wenn sie die Bücher der Lehre lesen und von dem Wunsch erfüllt sind, Schüler von diesem oder jenem Großen Lehrer der Weißen Bruderschaft zu werden, daß sie angenommen und willkommen geheißen werden.
Doch fast niemand denkt darüber nach, welche Verdienste er sich in seinem Leben oder, besser gesagt, in seinen vielen Leben geschaffen haben muß, um dieses größten aller Vorrechte teilhaftig zu werden. Es ist wahrlich das größte, und bevor man hoffen kann, dieses Vorrecht zu erlangen, sollte man erkennen, was dies bedeutet. In ihrer Ahnungslosigkeit denken die meisten, daß die Großen Lehrer verzweifelt nach Schülern suchen und jeden, der nicht gerade schlecht ist und aufgenommen werden möchte, mit offenen Armen aufnehmen. Es gibt keine größere Verblendung! Die Lehrer suchen nicht nach Schülern, weil die grundlegende Regel bestimmt, daß der Schüler den Lehrer suchen und IHN finden muß. Gleichzeitig ergreifen die Lehrer wirklich jede Möglichkeit ausgedehnter Hilfe durch alle geeigneten Kanäle. Dies erklärt, warum wir gelegentlich schöne Büchlein finden, die automatisch über reine Psychiker geschrieben wurden. Oft hören diese Psychiker, nachdem sie als Kanal dienten, nichts mehr von dem wirklichen Autor, der durch sie den einen oder anderen kostbaren Edelstein übermittelte. Meistens kennen sie sogar den Namen des Autors nicht, da die Weisheit sehr oft von einem Großen Lehrer über einen Schüler gegeben wird, der selbst bereits in die Feinstoffliche Welt hinüberging. Darüber hinaus müssen sich die Psychiker keiner besonderen Disziplin unterwerfen, was aber für die angenommenen Schüler von solcher Bedeutung ist. Das wesentliche, unfehlbare Zeichen der Nähe zum Lehrer ist das Meer der Lehre, das sich fortwährend über den Schüler ergießt, zugleich die genaue Kenntnis seiner Quelle. So entsteht auch das weite aufbauende Werk des Schülers, so vollzieht sich der Empfang der Weisungen, die Kenntnis der Zukunft und der genauen Fristen, und das alles bestimmt das ganze Wesen und die Lebensweise solch eines Schülers.
Das große Vermächtnis: Wenn der Schüler bereit ist, wird der Lehrer erscheinen, wird nur von wenigen verstanden. Fast keiner erkennt, daß diese Bereitschaft bestimmte Eigenschaften und Bedingungen erfordert. Ich habe darüber bereits geschrieben, doch ich wiederhole es gerne mit weiterer Stellungnahme.
Bei der Frage der Annahme eines Schülers spielt sein Karma die Hauptrolle. Im Zusammenhang mit der Schülerschaft ist es vor allem sehr wichtig, das Karmagesetz zu kennen und in jeder Hinsicht zu begreifen. So kann eine mit Karma belastete Person nicht hoffen, ein nahestehender Schüler zu werden. Nur jene, deren irdisches Karma fast abgetragen ist, können in den engsten Schülerkreis aufgenommen werden. Es gibt wenige, die erkennen, welch eine schwere Last der Lehrer durch Annahme eines Schülers auf sich nimmt. Daher nehmen die Großen Meister, die zur Erhaltung des Gleichgewichts den Weltprozeß ständig verfolgen und lenken und die gigantischen kosmischen Schlachten leiten, nur jene auf, an denen Sie keinerlei Zweifel hegen, die schon alles durchgemacht haben, durch viele feurige Prüfungen gereinigt wurden und in diesem Leben erneut ihre Bereitschaft, Hingabe und Selbstlosigkeit erkennen lassen, und zwar nicht unter Bedingungen des Komforts, sondern am Rande des Abgrunds. Das sind eben jene, deren geistige Zentren nicht nur geöffnet sind, sondern eine feurige Umwandlung durchmachen. Daher die kleine Zahl der engsten Schüler.
Sie werden fragen, worin die Last des Lehrers besteht. Ich versichere Ihnen, daß sie gewaltig ist. Das ganze Ausmaß dieser Spannung ist ohne Kenntnis der okkulten Gesetze beinahe unvorstellbar. Durch Annahme eines Schülers nimmt der Lehrer ihn in sein Bewußtsein auf und knüpft zu ihm ein unsichtbares, doch stets wirksames Band. Von diesem Augenblick an weiß der Lehrer in jedem Moment, was mit seinem Schüler vorgeht. Er kennt jeden seiner Gedanken, selbst den flüchtigsten, und er lenkt den Schüler entsprechend. Man muß daher verstehen, wie schwer, wie unerträglich für das Hohe Bewußtsein des Lehrers durch ungeläutertes Denken des Schülers hervorgerufene unharmonische Schwingungen sein würden, wie unstatthaft bei solch einem nahen, heiligen Band mit dem Lehrer jede unausgelebte Lust sein würde. Jede disharmonische Schwingung unterbricht den Strom dieser Verbindung, und falls sich dies wiederholt, kann sie abbrechen. Doch jedes Trennen des Fadens ist, okkult gesprochen, sehr schmerzhaft und bleibt nicht ohne Folgen. Der Schmerz des Lehrers unterscheidet sich von jenem des Schülers ganz gewaltig. Doch dies ist nur ein Teil der Last; der andere kann jetzt nicht erörtert werden. Aus diesem Grunde erfolgt die Annahme des Schülers mit äußerster Vorsicht und wird als die Gewähr des größten Vorrechts angesehen.
Vom Augenblick der Annahme an beginnt für den Schüler infolge der enormen inneren und äußeren Spannung ein neues und gewiß kein leichtes Leben. In dieser Spannung werden nicht nur alle seine Energien erweckt (dies findet teilweise im vorbereitenden Stadium statt), sondern es erfolgt auch ihre beschleunigte Entwicklung und Umwandlung. Eine ganze Batterie von unsichtbaren, doch mächtigen Strahlen wird auf den Schüler gerichtet. Diese Strahlen werden mehr und mehr verstärkt und variieren in ihrer Eigenschaft entsprechend dem Streben und der Bewußtseinserweiterung des Schülers sowie der Verfeinerung seines Organismus. Dies geschieht, um den inneren Menschen zu entwickeln, seine drei Körper zu verfeinern und für selbständige Tätigkeit auf den entsprechenden Ebenen zu trennen. Die Spannung des Schülers ist groß, seine physische Kraft nimmt zeitweilig ab, doch ohne seine Alltagspflichten aufzugeben, muß er nach bestimmten Regeln leben. Größere Höhen, reines Prana und eine gewisse Isolierung sind erforderliche Bedingungen solch einer Prozedur. All diese Strahlen kann der Schüler nur aufnehmen, wenn er höchstes Streben offenbart. Alles erfordert Gegenseitigkeit, Entsprechung und Harmonie.
Diese Harmonie finden die Großen Lehrer bei den sogenannten ausersehenen Schülern. So werden jene bezeichnet, die in ihren früheren Leben Schüler der Großen Führer waren oder durch ein Band der Hingabe und Liebe mit Ihnen verbunden waren. Solch ein Schüler steht in seiner gegenwärtigen Inkarnation vom Moment der Geburt an unter der Hohen Führung des Lehrers. Die Bedingungen seiner Geburt werden vom Lehrer bestimmt, und entsprechend seiner Mission treten die wichtigsten Fähigkeiten in Erscheinung. Solch ein Schüler trägt den vollen Kelch. Von frühesten Tagen an kennt er den Lehrer, kennt sein Bild. Solche Geister sind daher nicht imstande sich abzuwenden, und die Ereignisse ihrer Leben tragen sie wie ein unaufhaltsamer Strom zu den bestimmten Ufern.
Gesegnet ist das Karma jener, die sich in ihren früheren Leben durch Hingabe und Liebe mit einem dieser Großen Geistwesen oder ihren engsten Schülern verbanden; solches Karma ist der kürzeste Weg zum Ziel. Daher ist die hierarchische Kette so heilig; und deshalb sollte man in diesem Leben Liebe und Hingabe offenbaren, jene Eigenschaften, die die ersten Bedingungen auf dem Pfad der Annäherung sind.
Die zweite Bedingung ist Streben und Bereitschaft, sich für den Dienst am Allgemeinwohl zu opfern; denn niemand wird zur Annäherung zugelassen, wenn es seine Absicht ist, Wissen zur persönlichen Verherrlichung zu erlangen das ist der Weg des Schwarzmagiers. Werden jedoch Selbstentsagung und Streben im Herzen bestätigt, dann werden sie zur zweiten Natur. Die Anwendung der Lehre an sich selbst und im Alltagsleben wird zur Freude, und dann sind Fortschritte und auch das Erreichen des heiligen Zieles gesichert. Doch man muß sich fragen und aufrichtig darauf antworten, ob solch feuriges Streben und Selbstlosigkeit wirklich vorhanden sind, oder ob man den verborgenen selbstsüchtigen Wunsch hegt, höheres Wissen für eigennützige Zwecke zu erlangen. Das geringste Zeichen solch versteckten Wunsches wird zum größten Hindernis auf dem Pfad des geistigen Aufstiegs. Für Erfolg ist Verständnis genauso nötig wie die Bereitschaft, eine Heldentat zu vollbringen die große Selbstaufopferung im Leben.
Über den Begriff Heldentat als notwendige Bedingung muß ernstlich nachgedacht werden. Das gründliche Verstehen aller Eigenschaften, die der Begriff Heldentat umfaßt, ist vor allem wichtig. Daher ist es zweckmäßig, sich aus den Büchern der Lehre alle hier aufgezählten Eigenschaften sowie auch jene Untugenden herauszuschreiben, die als Hindernis auf dem Pfad gelten. Wahrlich, für die Menschen ist es am schwersten zu erkennen, daß das Streben zum Höchsten Ideal, die feurige Reinigung der Gefühle und des ganzen Charakters das Fundament der Jüngerschaft sowie der gesamten geistigen Errungenschaft sind.
Ich will Ihnen eine Seite anführen, die ich gerade einem meiner Brieffreunde sandte: Für die Menschen ist es viel leichter, von bestimmten Exzessen abzulassen sowie mechanische Übungen und Pranayama zu betreiben, als eine einzige Gewohnheit aufzugeben, die einen Stolperstein auf dem Pfad des geistigen Fortschritts bedeutet. Doch wie gesagt wurde, betrifft alles Mechanische nur den äußeren Menschen, es kann den inneren Menschen nicht verwandeln und ist daher wertlos; die Umwandlung des inneren Menschen ist das einzige Ziel aller wahren Lehren. Daher muß nachdrücklich daran erinnert werden, daß alle Großen Lehrer nur um den inneren Menschen bemüht sind, dessen Sphäre im Reich der Gedanken liegt. So bedarf weder ein Raja Yogi noch ein Agni Yogi einer mechanischen physischen Übung. Die einzige erlaubte Konzentration ist die mit unfehlbarer und andauernder Entschlossenheit auf das erwählte Hohe Ideal gerichtete Konzentration. Und solch eine Konzentration setzt nie aus, ohne Rücksicht darauf, was der Yogi oder der Schüler unternimmt. Alles wird im Namen des erwählten Bildnisses geleistet. Das Gebet des Schülers besteht vor allem in diesem ständigen Streben des Herzens und in der Vergegenwärtigung des erwählten Bildnisses. Wenn solch eine innere Vergegenwärtigung verwirklicht ist, wenn sich der führende Geist in dem erwählten Bildnis so festigte, daß es keinen Rückzug mehr geben kann, dann wird die wahre Bereitschaft offenbart und der Lehrer zögert nicht.
Für jeden, der den Pfad der Jüngerschaft betritt und nicht nur die Bücher über Okkultismus studiert, ist es absolut wichtig, sich in der Tiefe seines Herzens zu entscheiden, welcher der Großen Lehrer der Bruderschaft ihm am nächsten steht, um sich dann ohne jede Einschränkung oder Bedingung völlig dieser Hohen Führung anzuvertrauen. Der Anfänger wird von dem erwählten Großen Lehrer nicht notwendigerweise eine Botschaft erhalten, doch die Hoffnung darf nicht aufgegeben werden. Große Geduld und Mut müssen entwickelt werden. Trotz des Schweigens des Großen Lehrers muß der Aspirant sein Streben fortsetzen und an seiner Vervollkommnung arbeiten, stets seine Fähigkeiten für das Allgemeinwohl einsetzend.
Leider gibt es nicht wenige Fälle, wo jemand, vom Wunsch beseelt, schnell voranzukommen und mehr Wissen zu erlangen, sich auf die Suche nach anderen Lehren und Lehrern begibt und sich zersplittert, wodurch er seinen Platz auf der Leiter des Aufstiegs verliert. Bedenken wir, was in der Lehre über die Wahl des Lehrers gesagt ist: Im Herzen den Herrscher bestätigt zu finden, ist die erste Bedingung auf dem Pfad zur Feurigen Welt. Ohne diese notwendige Voraussetzung kann man nicht zu den vorbestimmten Toren gelangen. Führung muß allerdings im Geist und im Herzen erkannt werden, denn allein die Hand des Herrschers anzunehmen, ohne Ihm mit dem Herzen ergeben zu sein, ist unzureichend. Das Gesetz, das den Lehrer mit dem Schüler vereint, muß verstanden werden, denn ohne vollkommene Hingabe an den Herrscher kann es keine Verbindung geben. Eine uneingeschränkte Annahme der Führung bedeutet eine bewußte Verbindung, denn die aus den Tiefen des Geistes aufsteigende Wärme muß mit dem Herzen verstanden und gefühlt werden. Vor allem ist es notwendig zu erkennen und zu fühlen, wodurch das Wesen des Herrschers mit dem des Schülers verbunden ist. Nie darf man vergessen, daß auf dem Pfad zur Feurigen Welt Schwingungen und Karma die verbindenden Glieder sind. (Feurige Welt, III. Bd.)
Der Schüler muß daher seinen Organismus durch Verfeinerung der Wahrnehmungsfähigkeit vorbereiten, denn wer außer dem Großen Lehrer weiß, ob das Karma des bestrebten Schülers für seinen Erfolg förderlich ist oder nicht? Wenden Sie daher Ihre äußersten Anstrengungen und Bestrebungen für eine bessere Kenntnis der Lehre und ihre Anwendung im Leben auf und überlassen Sie das Übrige Ihrem Karma und dem großen Wissen des Herrschers!
Ich darf Sie ermuntern, wenn ich sage, obwohl der Pfad der Vorbereitung für die Jüngerschaft so lang ist und es auf diesem Pfad viele Hindernisse und Prüfungen gibt, so verleiht die Meisterung dieser Schwierigkeiten Freude, Errungenschaft und Offenbarung. Sie müssen auch wissen, daß diese Prüfungen nicht künstlich geschaffen werden, sondern mit dem inneren Verhalten und dem Geist des Schülers in Zusammenhang stehen ihm eine Chance bieten zu zeigen, wie er inmitten allgemein belastender Umstände im Falle plötzlich auftretender Schwierigkeiten handeln würde. In der theosophischen Literatur wird von sieben Prüfungsjahren für die erste Zeit gesprochen, worauf eine weitere Frist von sieben Jahren folgt. Doch diese Zeit kann entschieden verkürzt werden oder auch verlängert. Alles hängt vom Karma des Schülers und von seiner inneren Entwicklung und Bestrebung ab. Denn es ist notwendig, das allmähliche Öffnen der höheren Zentren zu erlangen; anders ist es nicht möglich, als Schüler angenommen zu werden. Denken Sie jedoch daran, daß vor dem 30. Lebensjahr nicht alle Zentren ohne schrecklichen Schaden für den Organismus geöffnet werden können. Das Öffnen der Zentren zu erzwingen, kommt dem Selbstmord gleich.
Und jetzt möchte ich auf die Gefahren des Psychismus hinweisen, denn auf den ersten Stufen ist dieser Zustand für den Schüler besonders gefährlich. Psychiker stehen in Kontakt mit den niederen Sphären der Feinstofflichen Welt, und sie halten die Stimmen von Wesenheiten aus diesen Sphären oft fälschlich für einen echten Ruf und für Stimmen der Großen Lehrer, als welche diese Wesenheiten sich auszugeben versuchen. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß diese Stimmen immer zu bösem Handeln, Verderbtheit und Verbrechen verleiten. Nur die primitivsten und niederen Kräfte versuchen es auf diese Weise. Viel gefährlicher sind jene, die sich in der Maske des Lichts der Lehre nähern. Wir kennen viele Fälle solch führender Stimmen und heller Visionen. Deshalb warnen die Lehrer immer vor Psychismus, von dem jene betroffen werden, die Pranayama üben.
Will jemand, der noch zu einem gewissen Grad mit Psychismus behaftet ist, den Pfad des Lichts beschreiten, so muß hier sorgfältig unterschieden werden; denn man darf nicht vergessen, daß im alten Indien und Ägypten nicht ein einziges geborenes Medium als Schüler aufgenommen wurde, ja es war einem solchen nicht einmal gestattet, das Allerheiligste des Tempels zu betreten. Doch heute halten sich Menschen, die über die niedersten psychischen Fähigkeiten verfügen, für geistig besonders fortgeschritten. Die Verblendung ist groß! Psychismus und wahre Geistigkeit stehen diametral zueinander. Ein starkes Auftreten von Psychismus hemmt das Wachstum des Geistes. Deshalb sollten alle, die auf ihre psychischen Phänomene so stolz sind, sehr vorsichtig sein. In der Lehre ist gesagt Die Heiligen des Großen Dienens sind frei von Psychismus, weil sie im Geist ständig zur Hierarchie bestrebt sind und ihr Herz auf die Schmerzen der Welt erklingt. Psychismus ist ein Fenster zur Feinstofflichen Welt, doch der Lehrer sagt zum Schüler: Wende dich nicht so oft zum Fenster, schaue in das Buch des Lebens.
Psychismus erweist sich oft als entkräftender Einfluß, doch das Große Dienen liegt im Gefühlswissen. Daher warnen Wir erneut vor Psychismus davor, zurückzublicken ohne entscheidendes Ziel für die Zukunft. Die geistig schwachen Psychisten sind oft ein willkommener Fang für die Sataniden.
Seien Sie daher bemüht, den großen Unterschied zwischen Psychismus und dem erhabenen Gefühlswissen zu erkennen. Versuchen Sie, der Stimme des Herzens zu lauschen; läutern und erweitern Sie Ihr Denken, um Ihr Gefühlswissen zu verfeinern!
Mein erster Rat für Sie ist, aus den Büchern der Lehre alle Eigenschaften herauszuschreiben, die für den, der als Schüler angenommen werden will, wichtig sind. Dann dringen Sie tief in Ihr Innerstes ein, um Ihre schlechten Eigenschaften zu erkennen. Wählen Sie eine davon aus und versuchen Sie mit aller Macht, diese loszuwerden, indem Sie sie in eine positive umwandeln. Nachdem Sie eine Ihrer Gewohnheiten losgeworden sind, gehen Sie an die nächste heran und so fort. Dies ist alles nicht so leicht, doch Leichtes ist für den zur feurigen Welt führenden königlichen Pfad ungeeignet.
Ich glaube, es wäre auch noch nützlich, Ihnen einen weiteren Paragraphen aus dem Buch Feurige Welt zu zitieren: Einem feurigen Geist ist die Fähigkeit verliehen, feine Energien aufzunehmen. Nur das feurige Bewußtsein kann einen Strom feiner Energien lenken. Die Mitteilungen müssen daher sehr genau geprüft und unterschieden werden, und zwar deshalb, weil die Menschheit es sich zur Gewohnheit machte, das Höchste auf der niedersten Ebene zu sehen, wodurch die Bildnisse der Herrscher so entstellt wurden. Wahrlich, die Menschen sind gewöhnt zu denken, daß Höheres dem Niederen dienen sollte, doch sie erkennen nicht, daß nur wahres Dienen jemandem das Recht auf einen Platz in der Kette verbürgt. Mißverstandene Mitteilungen zeitigen Ergebnisse, die den Raum verseuchen
Daher möchten Wir jeden vor Entstellung und vor falschen Mitteilungen warnen. Aber, was kann ein Medium oder ein mit Imperil vergifteter Empfänger schon enthüllen? Daher ist es notwendig, die profanen menschlichen Zutaten zu entfernen und solche Mitteilungen in Zukunft zu vernichten. In der Feurigen Welt kann nur das feurige Bewußtsein ein echter Empfänger Unserer Sendungen sein.
Und so lesen Sie meinen Brief aufmerksam und fragen Sie sich ernsthaft: Sind Sie imstande, ein Leben voller Entsagung und mutiger, intensiver Arbeit für das Allgemeinwohl zu wählen? Können Sie geduldig auf eine Botschaft von dem Großen Lehrer warten, trotz möglicher Jahre des Schweigens? Doch wenn Ihnen der Pfad des Herzens vertraut ist (er erfordert große Standhaftigkeit und Ergebenheit, diese seltensten aller edlen Eigenschaften), wird Ihr Weg plötzlich verkürzt und zugleich schön werden. Alles liegt in der Hand des Menschen selbst. Möge diese Wahrheit Sie ermuntern und inspirieren.
Ich wünsche Ihnen aufrichtig, in Ihrem Herzen die strebende Liebe zum Großen Bildnis zu entdecken und für die hohe Aufgabe bereit zu sein. Die Zeit ist so unheilvoll, daß alle, die den Ruf vernommen haben, die Bedeutung der Heldentat erkennen und wahre Helden werden müssen. So werden Sie ein Held!
8. September 1934
Wir erzwingen niemals, und wir drängen auch die Bücher der Lehre niemandem auf. Alle unsere Einrichtungen sind vor allem kultureller und erzieherischer Natur; es werden Vorträge über verschiedene Themen gehalten, Konzerte gegeben und, soweit möglich, Vorlesungen über Kunst, Religion und Wissenschaft gehalten. Denn ein aufgeklärtes Bewußtsein kann die Begriffe der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK besser aufnehmen. Für einen primitiven, unkultivierten und undisziplinierten Geist ist es unmöglich, die kosmische, alles umfassende Lehre zu erfassen und zu verstehen, die seit ältesten Zeiten aus der einen Quelle des Wissens und des Lichts strömt. Die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK umfaßt alle Lebensbereiche und zeigt alle Arten möglicher Verbesserungen auf. Daher sollte jeder, außer ständiger moralischer Vervollkommnung, wenigstens eine Kunstart oder ein Handwerk erlernen und ausüben. Der Gedanke an die Aufgabe der Frau beschäftigt mich seit frühester Jugend. Ich nannte meine Vorstellung Die Gemeinschaft der heldenhaften Schwestern; denn ich stellte mir vor, daß sie in die harten Lebensbedingungen unseres Landes Licht und Freude hineintragen würden.
Diese Gemeinschaft könnte sich auf verschiedene Tätigkeitsbereiche erstrecken. Das heißt, einige Schwestern könnten sich der Medizin widmen, andere der Landwirtschaft, und wieder andere könnten als Lehrerinnen und Vortragende in verschiedenen Wissensgebieten wirken und auch soziale Probleme auf volkstümliche Art behandeln. In solch einer Gemeinschaft wäre allerdings auch das Studium und Lehren von Künsten wichtig, und zwar im Zusammenhang mit der Erforschung der Bedeutung der Farbe, des Tons und des Dufts und deren Wirkung auf die allgemeinen Lebenszustände und -bedingungen des Menschen. Die Aufgabe der LEBENDIGEN ETHIK wäre es, die ganze wohltätige Bewegung der Heldenschwestern zu verschönern. Solche Träume hatte ich, die allerdings mit der Erweiterung des Bewußtseins wuchsen. Jetzt ist die Zeit gekommen, an die nahe Zukunft zu denken und bestrebt zu sein, Seelen zu gewinnen, die bereit wären, diese Aufgabe selbstlos zu übernehmen. Eine ganze Armee solcher Schwestern und Mitarbeiter wäre erforderlich, um den geistigen Hunger der Menschen zu stillen. Jetzt ist es Zeit, die Reihen mit fähigen Lehrerinnen zu füllen. Könnten Sie daher etwas Ähnliches, wie es dieses Programm aufzeigt, in Ihrer Gruppe verwirklichen, so wäre das in vieler Hinsicht wohltätig. In den Büchern der Lehre wird über solche Schwestern sehr schön gesprochen: Mögen sie von den Menschen geliebt werden. Mögen die Menschen sagen: Eine Teure kommt in unser Dorf.
In den Studiengruppen der LEBENDIGEN ETHIK sollte vor allem berücksichtigt werden, den Gedanken guter Taten und selbstlosen Dienens für den Nächsten und für das Allgemeinwohl zu vermitteln. Jeder Pseudookkultismus, alle mechanischen Übungen zur Entwicklung von Psychismus sind streng verboten. Die Schüler müssen bemüht sein, sich geistig zu entwickeln und Gefühlswissen zu erwecken, was nur durch Reinigung des Herzens und vorurteilsfreies Denken möglich ist; vor allem die Bewußtseinserweiterung und die Entflammung des Herzens werden den Wunsch aufkommen lassen, große Aufgaben zu übernehmen. Freilich, solch ein Programm kann nur von wenigen bewältigt werden, da nur wenige Schönheit und ihren Begleiter, die Einfachheit, verstehen und schätzen. Die meisten ziehen es vor, das Bewußtsein mit komplizierten Formeln zu belasten, die sie kaum verstehen, um dann in psychischen Phänomenen zu schwelgen. Sie erkennen nicht, daß der ganze Psychismus, der jeder Höheren Führung entbehrt, ein Hindernis auf dem Pfad wahrer geistiger Entwicklung ist. Ich habe auf die Gefahren des Psychismus bereits hingewiesen und will im Zusammenhang mit Ihren seltsamen Erfahrungen, die ich Ihnen erklären soll, später darauf zurückkommen. Doch jetzt möchte ich mit meinen Ausführungen über die Aufgabe der Frauen fortfahren.
In Anbetracht der von Ihnen aufgezeigten Schwierigkeiten möchte ich für diese Aufgabe der Frauen eine besondere Gruppe wählen. In diese Gruppe würde ich nur solche aufnehmen, die in ihrem Denken gefestigt sind und verstehen, daß Hingabe eine der seltensten Eigenschaften ist. Diese Gruppe könnte fortfahren, die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK zu studieren. Für die übrigen könnte vorgeschlagen werden, durch Sammeln weiterer Informationen und durch Aufklärung vorerst ihr Bewußtsein vorzubereiten, was durch Vorträge und organisiertes Studium in Übereinstimmung mit einem im Frauen-Aufgabenzentrum erstellten Programm geschehen könnte. Ich glaube nicht, daß man von einer religiösen Gruppe mit kirchlich eingestellten Menschen etwas Produktives oder Nützliches erwarten kann. Gerade der engstirnige Dogmatismus hat alle Vermächtnisse Christi entstellt und ist von der Evolution der Zukunft weit entfernt! Ich dachte, daß Ihr Priester eine jener aufgeklärten (und leider seltenen) Seelen wäre, die erkannt haben, daß man mit totem Dogmatismus nicht in den Strom der Evolution eintreten kann. Wir persönlich hatten das Glück, vielen aufgeklärten Priestern zu begegnen. Doch mit engstirnigen Geistlichen kommt es früher oder später zum Konflikt; darüber gibt es keinen Zweifel. Da es so viel unbeständiges und trennendes Denken gibt, würde ich keine eigene religiöse Gruppe bilden. Jedoch die Gruppe, die LEBENDIGE ETHIK studiert, würde ich von den übrigen trennen und nur mit größter Vorsicht neue Mitglieder aufnehmen. Lassen Sie sich nicht durch Quantität leiten und denken Sie immer an Qualität! Ziehen Sie immer das Bewußtsein der Menschen in Betracht. Selbst jene, die den Pfad der Jüngerschaft beschritten haben und sich für fortschrittlich halten, sind über den ersten ihnen geoffenbarten neuen Aspekt der Wahrheit überrascht und beginnen manchmal, über heilige Dinge zu spotten. Aus diesem Grunde ist die Annahme eines Schülers eine solch seltene Sache, und es ist gesagt worden, daß man sie an den Fingern einer Hand zählen kann. Jene, die sich für den Pfad des Schülers auf Probe entschlossen haben, müssen viele Prüfungen über sich ergehen lassen, bevor sie hoffen können, für die Auswahl wahrer Jüngerschaft in Betracht zu kommen.
Toter Dogmatismus tötet die leuchtende Lehre Christi; das ist der Grund, warum in unserem Land die Kirche so schnell verfiel. Und in anderen Ländern sitzt sie ebenfalls auf der Anklagebank. Der Unterschied liegt wirklich nur darin, daß die Vertreter anderer Kirchen aufgeklärter sind und erkennen, daß sie die Gesetze der Evolution befolgen und den Forderungen unserer Zeit nachkommen müssen. Daher geben viele Vertreter der westlichen Geistlichkeit das mittelalterliche Denken auf und beginnen, das Gesetz der Reinkarnation anzuerkennen. Kürzlich wurde auf einer Versammlung von Bischöfen beschlossen, die Werke des Origenes zu studieren, des Märtyrers der Unwissenheit seiner Zeitgenossen ein Licht wahren Christentums. Ja, von der Kirche wird die große Sünde begangen, das Denken der ihr anvertrauten Menschen zurückzudrängen und sie im Zustand der Unwissenheit und Finsternis des Mittelalters zu halten. Doch für einen vorurteilslosen Geist, der durch ewige Verdammnis nicht erschreckt werden kann (wie läßt sich dies mit der Allbarmherzigkeit ihres Gottes vereinbaren?), genügt es, die Geschichte der Kirchenkonzile und des Papsttums zu lesen, um gänzlich und für immer die Achtung vor den meisten Kirchenvertretern zu verlieren. Denken wir an die Zeiten der Inquisition! Denken Wir an die großen Geister, die unter ihr zu leiden hatten! Vergessen wir auch die Bartholomäusnacht nicht! Lesen wir die von Priestern geschriebenen Biographien der Heiligen, in denen die Verbrechen der Kirchen beschrieben werden! Die wahren Dokumente, d. s. die Episteln der Heiligen an die Oberhäupter der Kirche, sind erhalten geblieben; und in solchen Briefen wird strenge Anklage gegen blutige Verbrechen erhoben. Doch Sie können widersprechen und mir sagen, daß sich zwar die westliche Kirche solcher Verbrechen schuldig machte, doch nicht unsere orthodoxe!
Dann möchte ich Sie an die Zeit des Patriarchen Nikon erinnern, der anstelle des Didactylus-Kreuzes das Tridactylus-Kreuz einführte. Dieses Kreuz ist von dem wahren Nachfolger Christi, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen Russland, Sergius von Radonesch, verwendet worden. Unter Nikon sind jene, die das Zweifingerkreuz benutzten, gemartert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. War der verehrte Hl. Sergius vielleicht auch ein Ketzer? Liest man aufmerksam die Geschichte der Kirchenkonzile, so kann man viel Interessantes entdecken, das für die Bewußtseinshöhe jener Kirchenmänner, welche die noch heute in vollem Ausmaß bestehenden Dogmen diktieren, charakteristisch ist. So kann man finden, daß das Gesetz der Reinkarnation beim Konzil zu Konstantinopel im sechsten Jahrhundert n. Chr. abgelehnt wurde, obwohl das Evangelium selbst Worte Christi enthält, die sich offensichtlich auf das Gesetz der Reinkarnation beziehen. Wenn die Menschen, anstatt sich mit den Schulbüchern zufriedenzugeben, sich der Mühe unterzögen, die fundamentale Lehre Christi zu studieren und dies womöglich im Urtext der Evangelien ihnen ginge ein neuer Sinn der Worte auf, und in ihrer geistigen Sicht enthüllte sich ihnen das wahre Bildnis Christi. Seit langem ist von allen Großen Lehrern gesagt worden, daß Unwissenheit das größte Unglück ist. Und so ist es wirklich. Was sonst als die Finsternis der Unwissenheit züchtete die Inquisition? Die Inquisition ist der fürchterlichste unausmerzbare Schandfleck auf den goldenen Meßgewändern der christlichen Kirche und zugleich eine schreckliche Karikatur des Gerichtes Gottes. Sie wurde vom Fürsten der Finsternis angestiftet, um den Glauben des Menschen an die Reinheit, Milde und Gerechtigkeit der Kirche zu erschüttern und zu zerstören.
Denken wir an alle Großen, die unter der Inquisition zu leiden hatten und an jene, die ihr leuchtendes Wissen unter der Maske der Torheit oder unter den kompliziertesten Symbolen, deren Schlüssel zum Verhängnis der Menschheit verlorenging, verbergen mußten. Denken wir auch an die zahlreichen Bücher, voll des Lichts und der Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und von den besten Geistern späterer Epochen als das größte Unglück betrachtet wurde. Natürlich ist man über das Verbrennen der Alexandrinischen Bibliothek entrüstet, doch über das durch die Inquisition entfachte Feuer, das über Jahrhunderte hinweg unentwegt die Perlen menschlichen Genius auf dem Scheiterhaufen verzehrte, ziehen die Heuchler es vor zu schweigen!
Die Liste der Taten zum Schaden der Menschheit ist lang; diese Liste über die Märtyrer des Wissens und des Lichts, und sie setzt sich zur Schande der Menschheit noch in unserem aufgeklärten Zeitalter fort.
In der Lehre ist erwähnt, daß die Priester in jeder Retorte eines Alchimisten die Hörner des Teufels sahen! Und auch jetzt sehen sie in den Büchern der Lehre des Lichts das Zeichen des Antichristen. Wahrlich, jeder sieht seine eigene Widerspiegelung.
Öffnen und reinigen wir daher unser Bewußtsein. Allerdings das Unglück war, daß in unserem Land alle Lichtträger verbannt wurden. So sah sich unsere große Landsmännin H. P. Blavatsky veranlaßt, das Licht der Lehre nach Amerika und Europa zu tragen, weil das Bewußtsein der russischen Gesellschaft dafür nicht reif war.
Die in den Büchern erwähnte Internationale Regierung ist die Große Hierarchie des Lichts; und für uns Christen, die wir die religiöse Terminologie von den Juden entlehnt haben, ist es natürlich die Jakobsleiter, von der im zweiten Band der Blätter des Gartens MORYA genau gesprochen wird. Und für den Osten ist es das Große Schambhala, oder Shabistan, oder der Berg Meru. Es gibt noch manch andere Namen, denn sie variieren je nach Volk und Land.
Ebenso war es mit der Freimaurerei zu Anfang eine große, herrliche Bewegung, oft von Großen Seelen geleitet; und in solchen Fällen wurde sie von den Vertretern der Kirche mit besonderem Eifer verfolgt.
Doch so wie sich die Kirche von der einen Lehre Christi abwandte, verblieb auch der Freimaurerei nichts von der früheren Größe ihrer Vermächtnisse. In beiden Organisationen blieb nur die Form nichts als tote Dogmen und Rituale. Deshalb sollte eine Wiederbelebung des Geistes der früheren Kirche, voll der reinen Essenz der Lehre Christi, den gegenwärtigen Niedergang ablösen. Der Originaltext der Vermächtnisse Christi muß in seiner ursprünglich reinen Form wieder erstehen.
Man könnte die Kirchenhäupter fragen, warum sie, als Vertreter der strahlenden Lehre, gegenseitige Schmähung und Zwistigkeiten zulassen. Eine Kirche schließt die andere aus. Und wer sonst als sie sollte heute Einigkeit bringen? Sie hätten die große Aufklärung durchführen sollen. Ich möchte sagen, eine planetare Aufklärung. Hätten sie es getan, würde die große Duldsamkeit auf uns zukommen, welche die vielfältigen Aspekte und Manifestationen der großmächtigen, alles durchdringenden, allseienden, allumfassenden Gottheit zu umfassen vermag, die niemals auch nur eine einzige Welt, einen einzigen Sohn, eine einzige Offenbarung von sich ausschließt.
Daher zerstört die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK nichts, verwirft nichts, sondern ruft auf zur Reinigung des Herzens und des Denkens. Doch die Unwissenheit der Finsternis bekämpft immer wütend das Licht. Der erste Impuls der Wütenden ist, alles zu vernichten und zu töten, was ihnen nicht klar erscheint. Unduldsamkeit ist das Zeichen von Unwissenheit. Duldsamkeit ist die Krone des Großen Wissens. Nach diesem Zeichen sollten Sie die Wertigkeit Ihrer Gruppenleiter bestimmen.
Und jetzt möchte ich Ihre Fragen der Reihe nach behandeln. Sie fragen, wie die Worte Weiche Flammender!
warum kehrst Du Dein Antlitz ab? zu verstehen sind. Diese Worte könnten für die von Ihnen erwähnten Fälle genau angewendet werden. Erschrecken diese Leute nicht durch das Feuer des Lichtträgers? Sagen sie nicht Weiche Flammender! Verstelle nicht des Himmels Tore? Und wieder die Antwort des Feurigen Boten: Mein Anblick bereitet dir Schmerzen; deine Schwingen sind noch nicht ausgebreitet! (Blätter des Gartens MORYA 1, § 9)
Sehr listig gewoben sind die Netze von Aberglauben und Vorurteil diese Ausgeburt der Unwissenheit, die die Schwingen des Geistes umgarnt. Furcht befällt die Seele, die den Pfad des Lichts nicht kennt und die sie umgebende Dämmerung nicht durchdringen kann. Wissen kommt nicht so leicht, wenn der Geist verwirrt ist. Es gibt viele kranke Seelen, und niemand kann ihnen helfen; denn die Läuterung muß aus der Tiefe des Herzens und des Geistes kommen. Doch mögen sie schließlich in den Büchern der Lehre über Verrat und Schmähung nachlesen und dann den eigenen Pfad wählen.
Und jetzt zu den von Ihnen beschriebenen Zuständen. Gewiß, die Vision von Lichtformation weist auf den Beginn einer gewissen Zentrentätigkeit hin. Es ist aber ratsam, sehr vorsichtig zu sein; ein leichtes, kurzes Pranayama, ohne den Atem zu lange anzuhalten, kann nicht schaden. Pranayama sollte jedoch nicht auf jene Art durchgeführt werden, die auch mit Gymnastik verbunden ist, wie nach Anweisung aus Büchern von verschiedenen Pseudo-Yogis. Diese Art kann plötzlich zu gänzlich unerwarteten verheerenden Folgen führen! Daher bitte ich Sie, sehr vorsichtig zu sein. Ich habe nie irgendwelche Übungen durchgeführt, auch nicht einfaches Pranayama. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich hatte immer eine instinktive Abneigung gegen alle künstlichen Methoden, wenn ich mich mit dem heiligen Feuer des Herzens befaßte. Vergessen Sie nicht, daß intensives Pranayama zu Psychismus und Mediumismus führt, den Antipoden echter Geistigkeit. Um die Schädlichkeit mechanischer Methoden zu unterstreichen, will ich die Worte von H. P. Blavatsky aus dem III. Band der Geheimlehre zitieren: Die Wissenschaft von Hatha Yoga beruht auf dem Anhalten des Atems oder Pranayama. Unsere Meister sind einmütig gegen diese Übung. Denn was ist Pranayama? Wörtlich übersetzt bedeutet es Tod des Lebensatems. Einige ungeduldige Schüler, die wir in Indien persönlich kennenlernten, führten die Übungen des Hatha Yoga durch, unsere Warnungen mißachtend. Bei zweien führte dies zu Schwindsucht, woran der eine starb; andere wurden fast irrsinnig; wieder ein anderer beging Selbstmord; und einer schließlich entwickelte sich zu einem regelrechten Zauberer, einem Schwarzmagier, doch seine Karriere wurde zum Glück für ihn durch den Tod beendet.
Messen Sie daher dem Pranayama keine zu große Bedeutung bei. Die Atemwissenschaft, mit der sich die wahren Raja Yogis befassen, hat mit Pranayama wenig zu tun. Die Hatha Yogis sind daran interessiert, den Lebensatem der Lungen zu beherrschen, während die alten Raja Yogis Pranayama als geistiges Atmen verstanden, denn nur die Beherrschung dieses geistigen Atmens verleiht einen hohen Grad an Hellsichtigkeit und die Wiederbelebung der Tätigkeit des dritten Auges, zusammen mit allen wirklichen Errungenschaften des Raja Yogi. Sie wissen, wie sehr die Großen Lehrer die Entwicklung von Psychismus mißbilligen. Ich zitiere: Zur Zeit, wo der eine seine Seele für das Wohl der Welt opfert, sitzt der andere auf dem Wasser. Während der eine sein Herz für die Rettung seines Nächsten darbietet, tappt der andere zwischen den Erscheinungen der Feinstofflichen Welt umher. Die Heiligen des Großen Dienens sind frei von Psychismus, weil sie im Geiste immer zur Hierarchie bestrebt sind und ihr Herz auf den Schmerz der Welt erklingt. Psychismus ist ein Fenster in die Feinstoffliche Welt, doch der Lehrer sagt dem Schüler: Wende dich nicht so oft dem Fenster zu, schaue in das Buch des Lebens.
Psychismus erweist sich oft als ein schwächender Einfluß, doch das Große Dienen liegt im Gefühlswissen. Daher warnen Wir vor Psychismus, vor dem Zurückblicken ohne entscheidende Aufgabe für die Zukunft. Die geistig schwachen Psychisten sind oft ein vergnüglicher Fang für die Sataniden.
Wahrlich, im Großen Dienen liegt das Gefühl der Verantwortlichkeit. Doch an diesen Kelch sollte man sich gewöhnen, weil es keinen kürzeren Weg gibt, ohne ihn zu leeren. Das Herz, das zur Hierarchie bestrebt ist, fühlt, wie notwendig und heilsam der Kelch des Opfers ist. Für manche ist er nur ein Gegenstand des Spottes und der Verdammung, doch für andere ist er ein kostbarer Schatz. Es ist Unser großer Wunsch, daß wahres Gefühlswissen entwickelt wird. (Feurige Welt, II. Band).
Das Gebiet Psychismus ist so komplex, so fürchterlich und birgt für die irregeleiteten Adepten viele Überraschungen. Es gibt viel bewußten und noch mehr unbewußten Betrug in den Visionen der Medien und undisziplinierten Psychiker. Ohne die Höhere Führung kann man in diesen Sphären nie sicher sein. Nur ein Schüler, der unter direkter Führung der Großen Lehrer steht, kann diese Visionen unterscheiden. Um genau zu sehen und zu verstehen muß man lernen, den niederen Manas zu beherrschen und darf es nicht zulassen, daß er sich beeinflussen läßt. Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo der höhere Manas die große Wahrheit erfaßte, doch das Gefühl der Selbstsucht schaltete den niederen Aspekt ein, und durch das Dazwischentreten des niederen Manas fügte dieser nicht nur eigenes hinzu, sondern entstellte den ganzen Sinn der geoffenbarten Wahrheit.
So muß immer wieder auf den Schaden von psychischen Erscheinungen hingewiesen werden. Im alten Indien war es Fakiren und Medien nicht gestattet, das Allerheiligste des Tempels zu betreten. Gleicherweise nahmen die Hierophanten Ägyptens keine Medien und Psychiker als Schüler auf. Sie lehnten sogar lymphatische Diener ab. Geistige Errungenschaft offenbart sich im Grad des Gefühlswissens. Über Mediumismus habe ich vorher bereits geschrieben, doch diese Frage ist so grundlegend, daß es notwendig erscheint, sie von allen Seiten her zu beleuchten und sich immer wieder mit ihr zu befassen. Man muß erkennen, daß Mediumismus und Zentrenöffnung grundverschiedene Dinge sind. Denken Sie daran, daß in einem der Bücher der Lehre Medien als Herberge für entkörperte Lügner bezeichnet werden! Ebenso ist Psychismus von der feurigen Umwandlung der Zentren weit entfernt. Laßt uns daher zu wahrer Jüngerschaft und zum Dienen bestrebt sein, was sich in steten heldenhaften Errungenschaften sowie in selbstloser Arbeit für das Allgemeinwohl kundtut. Alles andere wird sich zur rechten Zeit ergeben, ohne mechanische Methoden, die uns in der wahren geistigen Entwicklung nur aufhalten.
Sie schrieben so rührend, daß Sie sich von dem Begriff Mutter so angezogen fühlen. Das ist es, was mich bewegt, Ihnen wie einer Tochter zu schreiben. Es beunruhigt mich, daß Sie sich in Ihrem Eifer und aus Unwissenheit unheilbar verletzen könnten. Über allen physischen Übungen steht das Streben des Herzens zum Großen Bildnis. Wollen wir uns nicht mit mechanischen Übungen befassen, sondern uns anstrengen im wirklichen Dienst zum Feurigen Herzen Dessen, Der in riesiger Spannung immerwährend Wache hält und jetzt im Kampf gegen die Finsternis an der Spitze der Kräfte des Lichts steht. Harmagedon ist kein weltenfernes Märchen mehr, es ist eine bedrohliche, fürchterliche Wirklichkeit. Daher sind jene, die dienen und in Zwietracht stürzen und Uneinigkeit schüren, Verbrecher. Kann es sein, daß Menschen gänzlich blind und taub werden können und die unheilvollen Zeichen der Großen Schlacht nicht wahrnehmen?
Das Werk von St.Yves dAlveidre Agarta ist weder eine beachtenswerte noch eine wahre Mitteilung. In Wirklichkeit hat er das Agarta seiner Vorstellung das Blendwerk der Feinstofflichen Welt besucht. St. Yves war ein typischer Psychiker und ein Medium. Daher weichen seine Beschreibungen von der Wahrheit so sehr ab. Sein Agarta steht bestimmt nicht mit der Weißen Bruderschaft in Verbindung. Voller Betrug ist das Gebiet des Psychismus. In der Feinstofflichen Welt gibt es viele, die die Großen Lehrer verkörpern wollen.
Ich muß sagen, daß mich Ihre Zeilen über H. P. Blavatsky sehr schmerzhaft berührten. Ich spüre darin das Echo der vulgären Ansichten, die für Personen eines bestimmten Typs charakteristisch sind. Ich versichere Ihnen, daß H. P. Blavatsky zweifellos zu den feurigen Boten der Weißen Bruderschaft gehörte. Ganz gewiß war sie eine Überbringerin des ihr anvertrauten Wissens. Von allen Theosophen hatte nur H. P. Blavatsky das Vorrecht, die Lehre unmittelbar von den Großen Lehrern in einem ihrer Ashrams in Tibet direkt zu empfangen. Sie war der große Geist, der die schwierige Aufgabe übernahm, der im toten Dogma verlorenen Menschheit auf dem Weg zum Atheismus befindlich den Antrieb zu geben, die großen heiligen Lehren des Ostens zu studieren. Genaugenommen war es nur durch H. P. Blavatsky möglich, sich der Weißen Bruderschaft zu nähern, denn sie war das Bindeglied in der hierarchischen Kette. Die anderen in ihrer Umgebung standen weit hinter ihrem feurigen Geist und Herzen zurück; denn in ihrem Eigendünkel glaubten sie, die Höhen allein zu erreichen, das hierarchische Bindeglied genauso ignorierend wie seine Bedeutung. In ihrer Eifersucht verleumdeten und kritisierten sie sie und zogen über sie her, über die eine, die ihnen alles gab und ihnen vertraute. Doch alle diese irregeleiteten Menschen erreichten nichts, denn das Gesetz der Hierarchie ist unabänderlich. Für das Wohl des allgemeinen Werkes korrespondierten die Mahatmas mit einigen ihrer Mitarbeiter, aber nicht einer von diesen Leuten wurde als Schüler zugelassen. In den Schriften von H. P. Blavatsky und in den Briefen der Mahatmas werden Sie den Nachweis finden, daß H. P. Blavatsky das hierarchische Bindeglied war. Wird ein solches außer acht gelassen, so muß das zwangsläufig zu Mißerfolg führen. Und daher sind jetzt die Irregeleiteten, die in die Feinstoffliche Welt hinübergingen und dort von ihren Anhängern umgeben sind, von der Weißen Bruderschaft weiter entfernt denn je, wogegen unsere große Landsmännin aufgrund ihres feurigen Strebens fast augenblicklich nach ihrem Tod in Ungarn inkarnierte. Jetzt waren es zehn Jahre, daß sie in ihrem physischen Körper im Hauptbollwerk eintraf, um unter dem Namen des Bruders X für die Rettung der Menschheit zu arbeiten. So wirkt Kosmische Gerechtigkeit. H. P. Blavatsky war eine große Märtyrerin im wahrsten Sinn des Wortes. Neid, Verleumdung und Verfolgung der Unwissenden töteten sie, und ihr Werk blieb unvollendet. Der abschließende Band der Geheimlehre konnte nicht mehr gebracht werden. So berauben sich die Menschen des Höchsten.
Ich verehre den großen Geist und das feurige Herz unserer Landsmännin sehr und weiß im Rußland der Zukunft wird ihr Name gebührend geehrt werden. H. P. Blavatsky sollte wirklich unseren Nationalstolz wecken. Große Märtyrerin für Licht und Wahrheit! Ewiger Ruhm möge mit ihr sein!
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Über den Kelch des Ostens habe ich bereits geschrieben. Wissen Sie, daß im Osten Mahatma große Seele bedeutet eine Seele, die ihre irdische Aufgabe erfüllte und nun für das Wohl der ganzen Welt arbeitet? Daher kann man nicht sagen, daß ein bestimmter Mahatma Christen nicht anerkennt; weil ein Mahatma, der alles Wissen in sich birgt, kein Sektierer sein kann.
Wenn Sie aufmerksam und objektiv den Brief über Gott in den Briefen der Mahatmas lesen, werden Sie sehen, daß der Mahatma den schändlichen, frevelhaften, gotteslästerlichen, anthropomorphen Begriff eines persönlichen Gottes grausam mit ewiger Verdammnis alle sogenannten Ketzer strafend und alle in seinem Heiligen Namen verübten Verbrechen rechtfertigend ablehnt! Solch ein Gott kann wahrhaftig nicht die Billigung und Achtung eines Mahatma erfahren. Keinesfalls aber kann man das Buch Briefe der Mahatmas als atheistisch bezeichnen, denn wie könnten Sie, Die die Unsterblichkeit der Seele verkünden, etwas mit totem Atheismus zu tun haben? Sie haben ganz recht für dieses Buch sind die Menschen noch nicht reif. Doch bitte, weisen Sie darauf hin, daß die Mahatmas durch keine Äußerung verdammt werden sollten. Groß wird das Erstaunen und, wenn ich so sagen darf, die Demütigung vieler sein, sobald sie herausfinden, wer in Wirklichkeit der Führende Mahatma ist. Große Bildnisse haben viele Aspekte und Namen.
Zum Schluß möchte ich Sie bitten, durch meinen Brief, der vielleicht etwas streng ist, nicht beunruhigt zu sein, doch es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie wenige es sind, die erkennen, wie bedrohlich die Zeit ist, in der wir leben. Man scheint dies nicht zu verstehen, wahrlich, für viele ist die letzte Chance gekommen; und sie kriechen weiter in der Finsternis der Unwissenheit und suchen Gegensätze, wo es keine gibt, die Hörner des Teufels sehend und das Siegel des Antichristen, weil ihr Bewußtsein an die Erde gebunden ist. Sie können nicht selbständig denken, und blind rennen sie gegen die durch das Phantom der ewigen Verdammnis seitens ihres Barmherzigen Gottes errichteten Schranken! Wahrlich, es ist gesagt Das ganze Wasser von Urdar und Uruvela reicht nicht aus, um die von gotteslästerlichen Händen auf den Gewändern Christi und Buddhas zurückgelassenen Schandflecken abzuwaschen. Glauben Sie mir, der Geist der Inquisition ist noch stark. Würde Christus heute auf Erden erscheinen, so entginge er vielleicht der Kreuzigung und dem Scheiterhaufen, doch kaum der Schmach, zu einem Antichristen gestempelt zu werden, oder gar der Verurteilung zu lebenslänglichem Kerker. Ich empfehle Ihnen, Dostojewskis Der Großinquisitor zu lesen.
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Die Menschheit mißt nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die in einem Durchschnittsbewußtsein enthalten sind; sie formt und prägt alles nach diesem Bewußtsein. Warum werden denn die Höheren Begriffe nicht einbezogen? Warum gibt es soviel Entstellung, warum so viele Herabsetzungen? Weil tatsächlich das Wesen des menschlichen Suchens und Strebens gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das Bewußtsein zu wecken und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der Schönheit wiederzubringen. Schaffenskraft des Geistes muß durch die Tat zum Aufstieg gelenkt werden. Vor allem darf das Höhere nicht herabgezogen und am Aufstieg gehindert werden. Daher wird die erste Forderung sein, das Göttliche Bildnis der Göttlichkeit entsprechend zu schaffen. Wenn das menschliche Bewußtsein aufhört, die Göttlichkeit auf irdische Art darzustellen, dann werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein. (Feurige Welt, III. Band)
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Mögen die Mitarbeiterinnen Ihnen gegenüber die kleine Flamme der Dankbarkeit hegen. Sie wiesen Ihnen den Pfad und verbanden sie mit der Lehre des Lichts, wodurch Sie ihrem Geist Inspiration und Freude vermittelten. Hingabe ist die seltenste Eigenschaft; sie führt schneller zum Ziel als alles andere. Mögen Sie sich festigen in der Lehre des Lichts; scheint Ihnen aber etwas nicht klar genug, so fragen Sie. Ich werde gerne erklären, soweit ich kann. Es ist sehr wichtig, die Zweifel gleich zu Beginn zu zerstreuen. Wenn der große Begriff der Hingabe Ihrem Geist teuer ist, sollten Sie aus den Büchern der Lehre alles herausschreiben, was über diese königliche Eigenschaft gesagt wurde. Wenn Sie diese Notizen wiederholt lesen, können Sie diese Manifestation wahrer Geistigkeit in Ihrer Seele verankern. In der Lehre ist gesagt: Hingabe ist die Grundlage der Geistigkeit.
Ich rufe alle, die bereit sind, ihre sämtlichen Fähigkeiten und ihre Energie in den Dienst der Menschheit zu stellen. Denn die Zeit ist nah, wo jeder intelligente Helfer unentbehrlich wird. Es ist so wichtig, den Menschen Achtung vor dem Wissen und vor jedem Lehrer einzuflößen. Jeder Lehrer sollte als ein Vertreter des Lichts und des Fortschritts angesehen werden.
12. September 1934
Sie glauben, der Autor von Brief über Gott wäre verblüfft gewesen, wenn er gewußt hätte, daß Sergius von Radonesch alle Heldentaten seines langen Lebens im Namen dieses himmlischen Tyrannen vollbrachte. Darf ich Ihnen mit einem Passus aus dem Buch Herz antworten?
Vermeidet Streitgespräche über das, was unbestreitbar ist. Kürzlich wunderte Ich Mich über einen Streit zwischen den Anhängern von Jeanne dArc, Sergius und Moses. Alle erklärten, daß ihr jeweiliger Beschützer nicht mit den anderen übereinstimme. In Kenntnis der Wahrheit aber war es traurig, diese zu Mißklang führenden Einwände anzuhören
Vielleicht verstehen Sie diese Worte nicht, und darum möchte ich versuchen, sie zu erklären. Jeder möge und sollte sich einen individuellen Beschützer wählen, zu dem sein Herz besonders hingezogen wird, doch deshalb hat niemand das Recht, einen anderen Lehrer herabzusetzen oder abzulehnen. Es kann tatsächlich vorkommen, daß unter verschiedenen Namen dieselbe Person gemeint ist. Die Großen Bildnisse hatten und haben viele Aspekte und Namen. Wissen Sie, welche großen Namen im Buch der Leben des Führenden Mahatma geschrieben stehen? Wahrlich, nur die Mahatmas vor allem der Führer unter Ihnen kennen die Wahrheit. Hüten Sie sich daher, in Ihrer Unwissenheit Gotteslästerung zu begehen.
Und jetzt, wenn Sie den Brief über Gott aus dem Buch Die Briefe der Mahatmas aufmerksam und objektiv lesen, werden Sie finden, daß der Mahatma nur einen gotteslästerlichen, weil zu menschlichen Begriff eines persönlichen Gottes ablehnt: einen grausamen und ungerechten Gott, mit ewiger Verdammnis jeden Ketzer züchtigend und alle in seinem Namen und zu seiner eigenen Glorifizierung zugelassenen Verbrechen rechtfertigend. Das ist der Gott des kirchlichen Dogmas, der nur jenen den Eintritt in Sein Reich gewährt, die, durch das Opfer seines Sohnes gesühnt, an dieses Opfer glauben. Wenn wir darüber hinaus die Tatsache beachten, daß die Mehrheit der Menschheit seit ihrem Bestehen außerhalb des Schoßes der christlichen Kirche geboren wurde und wird, dann müssen wir von diesem Blickpunkt aus annehmen, daß der größte Teil der Menschheit zu ewiger Verdammnis verflucht ist. Kann es denn ihr Fehler sein, daß der Barmherzige Vater beschloß, seinen einzigen Sohn zu einer bestimmten Zeit, in ein besonderes Land zu einem bestimmten Volk zu entsenden? Warum die anderen bestrafen? Kann es sein, daß die Billionen von Seelen dazu verdammt sein sollten, für immer im Höllenfeuer zu brennen, nur weil es ihnen nicht vergönnt war, das Evangelium des Sohnes zu hören? Die Mahatmas kennen einen Gott dieser Art nicht, noch könnten Sie einen solchen verehren. Doch es ist ganz unmöglich, die Mahatmas als Atheisten zu bezeichnen. Wie könnten Sie, Die die geistige Unsterblichkeit verkünden und selbst erlangt haben, etwas mit totem Atheismus zu tun haben? Lesen Sie aufmerksam widersetzen sich die Mahatmas nicht sogar dem Agnostizismus? Man kann uns Pantheisten nennen nie Agnostiker. Und weiter: Nachdem wir die Gnosis gefunden haben, können wir ihr nicht den Rücken kehren und Agnostiker werden.
Sie zitieren die tief philosophische Feststellung des Großen Mahatma: Nie und nimmer hat jemand Ihn oder Es Gott gesehen; wenn er (oder es) nicht selbst das wahre Wesen und die Natur dieser unbegrenzten ewigen Materie, ihre Energie und Bewegung ist, können wir ihn nicht als ewig oder unendlich oder selbstbestehend betrachten. Wir lehnen es ab, ein Wesen oder ein Sein anzuerkennen, von dem wir absolut nichts wissen, weil es (oder er) (a) keinen Platz im Vorhandensein jener Sache hat, deren unwiderlegbare Eigenschaften und Qualitäten wir gründlich kennen, (b) weil, wenn er (oder es) nur ein Teil jener Sache ist, es lächerlich ist zu behaupten, er sei der Beweger und Beherrscher desjenigen, von welchem er selbst nur ein abhängiger Teil ist; und schließlich (c) weil, wenn man uns sagt, daß Gott selbstbestehender reiner Geist ist, unabhängig von der Materie eine separate kosmische Gottheit, Wir darauf antworten, daß wenn Wir die Möglichkeit einer solchen Unmöglichkeit zulassen, d. h. sein Vorhandensein, dann behaupten Wir dennoch, daß ein rein immaterieller Geist weder ein intelligenter bewußter Herrscher sein noch die ihm von der Theologie zugedachten Attribute haben kann; und solch ein Gott wird wiederum nur zu einer blinden Kraft
Mit anderen Worten, Wir glauben allein an die Materie, an die Materie als sichtbare Natur und Materie in ihrer Unsichtbarkeit als den unsichtbaren, allgegenwärtigen, alle Energien in sich tragenden Proteus mit ihrer unaufhörlichen Bewegung, die ihr Leben ist und das die Natur aus ihr zieht; denn sie ist das große Ganze, außerhalb dessen nichts bestehen kann.
Sie sind wegen der Verherrlichung der Materie entrüstet. Ist Ihnen denn nicht bekannt, daß im Esoterischen Materie und Geist eins sind daß Materie nur die Differenzierung von Geist ist? Ist Ihnen nicht bekannt, daß Materie in Wirklichkeit Energie ist, da eines ohne das andere nicht existieren kann? Daher ist vom Geist getrennte Materie nur Illusion. Ist Ihnen nicht bekannt, daß alles aus dem einen Element kommt und daß dieses Element als das Göttliche Prinzip anzusehen ist, dreieinig in seiner Offenbarung? Ist Ihnen nicht bekannt, daß Geist, der Materie beraubt, nicht in Erscheinung treten kann? Mit anderen Worten Geist bedarf der Materie, um in Erscheinung treten zu können. In der Tat, wir können uns weder im Handeln noch im Denken von der Materie trennen. Ich will Ihnen dieselben Gedanken aus der ältesten indischen Schrift, dem Agni Purana, übersetzen: Diese Natur ist unfaßbar und übersteigt alle Dimensionen und alles Begreifen. Endlos sind die Embryos von Welten und Systemen, die unter der Schwinge von Mutter Universum fortlaufend geboren werden. Puman oder das subjektive Element (das Brahma der Vedantisten) besteht in seiner Potentialität in der Tiefe der Kosmischen Natur, genauso wie Feuer in einem Stück trockenen Holzes verborgen und Öl im Herzen des Sesambaumes vorhanden ist. Dieses Puman oder subjektive Element liegt als psychischer Zeuge oder geistiges Element gänzlich neutral und frei von jeder Tätigkeit verborgen in der Natur.
Diese Vereinigung von Puman und Natur kommt zustande durch eine besondere Kraft, die als Vishnu-Shakti (Energie) bekannt ist, das alle Embryos und grundlegenden Eigenschaften aller Wesen und der Materie enthält und folglich aus dieser Vereinigung von Kosmischer Natur mit ihrem Gemahl Puman hervorgehen muß. Die hier erwähnte Kraft ist ein aktiver Mediator zur Erfüllung ihrer Vereinigung, wenn sie sich in gegensätzlichen Stadien befinden und getrennt sind, oder andernfalls ist es eine Kraft, die diese Verbindung, aus der das Universum als ein notwendiges Ergebnis geboren wurde, zersetzt, zerstört.
Götter und andere himmlische Wesenheiten werden aus dieser wechselseitigen Aktion von Natur-Universum und der bewegenden Aktion der Vishnu-Kraft geboren, die durch den Impuls ersterer in die Bewegung hineingelegt wird.
Sie können den gleichen Gedanken in der hermetischen Philosophie finden, obwohl in anderer Terminologie. Ja, die Vorstellung der Gottheit, der Unerfaßbaren Quelle aller Wesenheiten, war in alten Zeiten majestätisch. Dieses Kosmische Gesetz gab jedem von ihm ausgehenden Funken sämtliche Eigenschaften mit freie Wahl in der Anwendung dieser Eigenschaften gewährend: für Aufbau oder Zerstörung.
Und jetzt wollen wir uns wieder der Feststellung des Mahatma zuwenden, daß kein Mensch Gott je gesehen hat. Natürlich erkennen Sie, daß dies dem Evangelium entnommen ist und daß es die authentischen Worte des Apostel Johannes sind, den einen Ketzer oder Antichristen zu nennen noch niemand wagte. So lesen wir im Evangelium des Johannes (1:18): Niemand hat Gott jemals gesehen; und die gleichen Worte erscheinen in der Ersten Epistel (4:12). Besonders mit diesen Worten gibt uns Johannes zu verstehen, daß Gott auf Grund seiner Natur nicht gesehen werden kann. Ferner sagt Johannes: Gott ist Geist, und die Ihn verehren, müssen Ihn im Geist und in Wahrheit verehren (Johannes 4:24). Weiter lesen Wir: Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis begreift es nicht (Johannes 1:5). Wir aber wissen, daß Licht Materie plus Bewegung ist. So gibt es in der Bibel viele Hinweise über den Unbekannten Gott und die feurige Natur dieses Gottes. Im Deuteronomium (4:24) sagt Moses: Denn der Herr dein Gott ist ein verzehrendes Feuer eben ein eifriger Gott. Genauso sagt Matthäus (5:8): Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Auch sollte man an die Worte des Apostels Paulus in seiner Zweiten Epistel an die Korinther denken (3:6): Der Buchstabe tötet, doch der Geist verleiht Leben. Verwerfen wir daher den toten Buchstaben und mittelalterliche Dogmen und entzünden wir in uns das Feuer des Geistes, wann immer wir uns diesem Heiligsten Begriff geistig nähern. Gott ist grenzenlos, unbegrenzt, unfaßbar sonst wäre Er nicht Gott. Der Gott der Mahatmas ist ein Kosmischer Gott, oder besser gesagt: der Kosmos Selbst. Ist nicht gesagt, daß er allgegenwärtig, alldurchdringend, allseiend ist? Und weiter: Denn in Ihm leben wir und bewegen uns und haben unser Sein (Apostelgeschichte 17:28). Dies alles steht in der Bibel. Gleicherweise ist in der Lehre erklärt, daß die Menschen die Bedeutung von Gott und Bodhisattva nicht verstehen. Sie verstehen sie wirklich nicht!
Es ist, wie der Große Origenes sagte: Unser Verstand allein ist unfähig, Gott Selbst zu begreifen, doch er kann Ihn durch die Schönheit seiner Schöpfungen und die Herrlichkeit der Natur als den Vater alles Seins intuitiv erfassen.
Gleicherweise verstehen die Mahatmas Gott in der Göttlichkeit der Natur in beidem, in ihrer Sichtbarkeit und in ihrer geistigen Unsichtbarkeit.
Die Massen brauchen zur Verehrung immer eine Persönlichkeit, sie schaffen das Höchste Bildnis nach dem Maß ihres eigenen Bewußtseins, während die Höheren durch alle Manifestationen hindurch dem Prinzip zustreben.
Und Origenes fährt fort: Wir können daher nicht glauben, Gott wäre eine besondere Verkörperung oder überhaupt verkörpert. Gott ist unkomplizierte Geistige Natur, jede Komplexität ausschließend. Er ist Vernunft und gleichzeitig Quelle und Ursprung jeglicher Vernunft in Natur und Schöpfung. Gott, der Ursprung von allem, sollte nicht als komplex betrachtet werden, da es sonst scheinen könnte, daß die Elemente, die ja alles, was als komplex bezeichnet wird, geschaffen haben, vor ihrem eigentlichen Ursprung existierten. (Origenes: De principies)
Dies ist wahres philosophisches Denken sehr nahe und ich würde sagen identisch mit allen alten Philosophien.
Wahrlich, würden unsere Kirchenväter dem Beispiel einiger westlicher Priester folgen und die Werke des Origenes, des großen Lichtes der Christenheit, studieren die Symbole und Sakramente der Christenheit würden in ihrem wahren Licht enthüllt und die starren eisernen Fesseln der kirchlichen Dogmen abfallen; und die Kirche der Leib Christi würde auferstehen. Selbst kleine Kinder beginnen logischer zu denken als unsere grauhaarigen Lehrherren!
Ja, die westlichen Kirchenväter haben erkannt, daß das Bewußtsein ihrer geistigen Herde anderer Nahrung bedarf und die naiven Behauptungen, die für die Zähmung halbwilder, zum Christentum bekehrter Stämme vielleicht einmal erforderlich waren, nicht mehr länger angenommen werden können. Um ihren Einfluß nicht einzubüßen, beeilen sich einige Vertreter der westlichen Kirche, ihr Wissen zu erweitern und die falschen Begriffe aufzugeben. Denken Sie daran, wie viele klare Hinweise in den Evangelien über Reinkarnation und das Karmagesetz von Christus Jesus Selbst gegeben wurden! Doch die Priester weichen diesem Argument geschickt aus. Zweifellos wissen Sie, daß das Gesetz der Reinkarnation im sechsten Jahrhundert durch das Konzil von Konstantinopel abgelehnt wurde! Kann es aber sein, daß ihre Kenntnisse seit dieser Zeit keine Fortschritte machten? Eines dieser Konzile erörterte auch die Frage, ob die Frau eine Seele besitze? Liest man diese historischen Berichte der Finsternis und Unwissenheit, so stößt man auf viele ähnliche Perlen. Und jetzt, in Anbetracht der fürchterlichen Krise, die die Menschheit aufgrund der Verbreitung des schrecklichen, alles entstellenden Atheismus durchmacht, der vom toten Dogmatismus und vom Verfall der Moral unter den Priestern herrührt, sollte in der Tat die ganze Priesterschaft einen völlig neuen Standpunkt gegen jede Art von Unduldsamkeit, Unwissenheit und Unmoral einnehmen. Sie sollten wahre geistige Führer werden und mit der Zeit gehen, anstatt mit den Ketten finsterer Unwissenheit beladen einherzuschleichen. Wie in der Lehre gesagt ist: Nach Origenes breitete sich die Verfälschung des Christentums aus. Und weiter lesen wir:
Entsetzen ergreift einen angesichts des religiösen Aberglaubens im Altertum. Origenes schritt auf den noch heißen Kohlen der alten Welt. Die Gebote Jesu kennend, litt er unter der Unwissenheit der Massen. Er kannte die Geheimnisse der alten Mysterien und litt unter dem Unverständnis gegenüber der Einen Quelle. In Kenntnis der Lehre Jesu litt er unter der Errichtung von Kirchen
Da er ein Verfechter des Wissens war, empörte ihn der geistige Verfall der Priesterschaft. (Blätter des Gartens MORYA, II, § 244)
Es ist wichtig, daran zu denken, daß die fortschrittlichsten Priester zu allen Zeiten von der herrschenden Kirche verfolgt wurden. Wieviel von seinen eigenen Anhängern ausgestreute Verleumdung umgab unseren zeitgenössischen Vater Johann von Kronstadt! Denken wir an die Optina Pustin (russ. Klostergemeinde), jene wunderbare geistige Gruppe wieviel Verfolgung erlitt sie durch jene hohen kirchlichen Würdenträger! Denken wir auch an vieles andere, was in einem kurzen Brief nicht alles gesagt werden kann.
Und nun wollen wir uns mit den Worten befassen, die Sie so entrüsteten. Ich will auf die größte, die Hauptursache jener Übel hinweisen, um derentwillen die Menschheit verfolgt wurde. Es ist die Religion, unter welcher Form und welchem Volk auch immer; es sind die Priesterkaste, die Priesterschaft und die Kirchen. Wenden wir uns den Geschichtsberichten zu, so werden wir sehen, daß dies der Wahrheit völlig entspricht. Tatsächlich ist es für die Studierenden der Religions- und Kirchengeschichte im allgemeinen die unbestreitbare und schockierende Wahrheit. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern ist die Frage der Religion sehr akut und furchtbeladen; kein anderes menschliches Problem ist mit Blutvergießen so eng verbunden. Es gab keine so grausamen Kriege wie jene Religionskriege.
Denken wir an den kriegerischen Fanatismus der Moslems. Vergessen wir nicht, daß die Buddhisten in Indien verfolgt und dann von den Brahmanen ausgerottet wurden. Auch heute sind blutige Gewalttaten zwischen Moslems und Hindus keine Seltenheit. Gleicherweise wurden (und werden noch) in einigen chinesischen Provinzen buddhistische Lamas grausam verfolgt. Und Sie müssen zugeben, daß die Inquisition der entsetzlichste Schandfleck in den Annalen des Christentums ist. Die Inquisition war bestimmt nicht eingerichtet worden, nur um Hexen und Zauberer (meistens waren es Medien und Ketzer) zu verfolgen, sondern zum Zweck der Vernichtung aller andersdenkenden Menschen, aller persönlichen Feinde der Kirchenvertreter; letztere hatten beschlossen, die absolute Macht zu erlangen. Vor allem waren die aufgeklärten Arbeiter für das Allgemeinwohl, die wahren Nachfolger der Testamente Christi, die Feinde der Kirche. Und die leichteste Art, den Feind zu vernichten, war, ihn zu beschuldigen, mit dem Teufel im Bunde zu stehen.
Die sogenannten Hüter der Reinheit der christlichen Prinzipien versuchten, diese teuflische Psychologie mit allen möglichen Mitteln in das Bewußtsein der Massen einzuträufeln. Kleine Wunder dieser Tage, Visionen der Nonnen und Mönche trugen den Stempel satanischen Einflusses und waren voller teuflischer Bildnisse und jeder Art häßlicher Versuchungen.
Die Verfolgung der unheilvollen Hexen, Zauberer, Medien und Besessenen diente nur als Vorwand. Die Inquisition wurde errichtet, um uneingeschränkte Herrschaft über die arme erschreckte Bevölkerung zu erlangen. Die wirksamsten Mittel, um dies zu erreichen, waren Erpressung und die Ausrottung jener, die bestrebt waren, Licht in die Finsternis des Mittelalters zu bringen aller jener, die selbständig waren und es wagten, über das Allgemeinwohl zu sprechen und sich gegen das durch die Vertreter der Inquisition verkörperte Reich des Teufels aufzulehnen. Die Einrichtung der Inquisition war eine schreckliche Karikatur Göttlicher Gerechtigkeit. Sie wurde vom Fürsten der Finsternis eingeleitet, um den Glauben des Menschen an die Reinheit, Güte und Gerechtigkeit der Kirche zu verfälschen und zu vernichten.
Es ist aufschlußreich, sich der Zeiten der Inquisition zu erinnern, der Bartholomäusnacht und der ganzen Geschichte des Papsttums und der Kirchenkonzile, in denen die ehrwürdigen geistlichen Väter einander ohrfeigten und an den Haaren zogen! Vor solch einer Kirche und ihren Dogmen kann es keine Achtung geben, sondern nur Empörung und Entsetzen über solch abscheuliche Verbrechen, solch ungeheuren selbstsüchtigen Eigendünkel sowie Habgier und Unwissenheit, zugelassen im Namen DESSEN, DER gegen jede Gewalt auftrat und das Gebot gab, den Nächsten zu lieben wie sich selbst.
Denken wir an alle diese Großen, die unter der Inquisition litten oder die ihr leuchtendes Wissen unter der Maske der Torheit oder unter den kompliziertesten Symbolen, deren Schlüssel zum Schaden der Menschheit beinahe verlorenging, verbergen mußten. Denken wir an die Berge vernichteter Schriften, Werke voller Licht und Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und von den besten Geistern aller Zeiten als das größte Unglück erachtet wurde! Es ist eine abgekartete Sache, über das Verbrennen der Alexandrinischen Bibliothek empört zu sein, doch diese Heuchler werden es vorziehen, über die seitens der Inquisition angezündeten Feuersbrünste, die durch Jahrhunderte auf dem Scheiterhaufen die Perlen menschlichen Genius verzehrten, zu schweigen. Lang ist die Liste der Märtyrer des Wissens und des Lichts, und solch hervorragende Namen wie Giordano Bruno, Jan Hus und Jeanne dArc werden der Menschheit und denen, die am Scheiterhaufen vom Vorhandensein des Teufelsreiches in der Zeit der Inquisition Zeuge waren, im Bewußtsein bleiben!
Es ist lehrreich, die von den eigenen Priestern geschriebenen Biographien der Heiligen der katholischen Kirche zu lesen. Es sind authentische Schreiben von Heiligen an die Kirchenoberhäupter, worin sie deren blutige Verbrechen verurteilen. Gerade diese Verbrecher lenkten und formten das Bewußtsein der Massen. Die Geschichte der Religion stellt das Finsterste, blutigste Kapitel in der Geschichte der Menschheit dar!
Sie werden mir vielleicht sagen, daß die Inquisition nicht von unserer orthodoxen, sondern von der westlichen Kirche geschaffen wurde. Dann möchte ich Sie an die Zeiten des Patriarchen Nikon erinnern, der das Dreifingerkreuz einführte, anstelle des Zweifingerkreuzes, das von dem wahren Nachfolger des Evangeliums Christi, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen Rußlands, dem verehrten St. Sergius von Radonesch, verwendet wurde. Unter Patriarch Nikon wurden alle, die sich mit zwei Fingern bekreuzigten, verfolgt, gemartert und verbrannt. Sollte der verehrte Sergius auch als Ketzer anzusehen sein? Lesen wir aufmerksam die Berichte der Kirchenkonzile, so werden wir viele interessante Dinge finden, die für das Niveau des Bewußtseins jener Kirchenväter charakteristisch sind, die das Dogma diktieren, das heute noch in unveränderter Strenge besteht. Würden die Menschen, anstatt sich mit den Schulbüchern zufriedenzugeben, sich der Mühe unterziehen, die Grundlagen der Lehre Christi, womöglich in der Originalsprache der Evangelien, ernsthaft zu studieren, sie würden einen neuen Sinn in den Worten entdecken und ihrem geistigen Auge würde das wahre Bild Christi enthüllt werden das große Bildnis, dem der verehrte Hl. Sergius sein strenges Leben widmete, was ihm die Feindschaft der Priester dieser Zeit einbrachte.
Und worin besteht die größte Sünde der Kirche? Sie besteht darin, daß sie durch Jahrhunderte ihren Anhängern das Gefühl der Verantwortungslosigkeit einpflanzte. Von Kindheit an ist den Menschen beigebracht worden, daß eine Person das größte Verbrechen begehen kann, solange sie nachher beichtet und der Priester sie durch Vergebung von jeder Last befreit. Dieser Prozeß des Sündennachlasses gegen Gebühr kann weitergehen; vielleicht wird der Schüler nur noch höhere und immer höhere Gebühren zu entrichten haben. Warum nicht sündigen, wenn Vergebung mit Münzen erlangt werden kann? Wieviele Kirchen wurden auf den Tränen von Waisen gegründet und gebaut! Woher ist das Geld für die Errichtung der großen Kathedralen oft gekommen? Wie viele Kerzen sind vor den Heiligen Bildnissen von Verräterhänden angezündet und aufgestellt worden?! Wahrlich, es ist gesagt: Groß wäre die Bestechlichkeit Christi, wäre er bereit, Verrat für eine Kerze zu bemänteln! Solche Kerzen sind Abscheulichkeiten. Christus bedarf solcher Verehrung nicht; besudeln diese Kerzen nicht die heiligen Meßgewänder?
Welchen Mangel an Verständnis drückt das Gebet: Ich, untergebener Priester, vergebe dir durch die mir von Gott verliehene Macht deine Sünden! aus. Ja, dem reuigen Sünder durch Bezahlung Vergebung zu gewähren, ist das größte Verbrechen. Die Bestechung der Gottheit mit Gold ist dies nicht schlimmer als die ärgsten Formen von Fetischismus? Diese furchtbare Frage muß von jedem Gesichtspunkt beleuchtet werden. Wahrlich, dieses unheilvolle Geschwür wird über die ganze Welt in allen Religionen verbreitet. So gibt es in Tibet eine Räuberbande, genannt Gollocks, die sich zum Lamaismus bekennt; das ist eine Religion, die sich von den Vermächtnissen Buddhas genau so entfernte wie unsere Kirche von der Lehre Christi. Diese Gollocks pilgern jährlich nach Lhasa, um die Vergebung ihrer Verbrechen zu erflehen. Auf dieser sonderbaren Reise enthalten sie sich des Raubes an der hilflosen Bevölkerung, weil sie hoffen, von den hohen Priestern ihrer Sekte empfangen zu werden. Doch nach dem Empfang voller Vergebung ihrer Verbrechen durch Bezahlung geben sie den Schwelgereien freien Lauf, wenden sich wieder der Plünderung zu, mit mehr Heftigkeit als je zuvor. Hat man sie denn nicht von der Schuld befreit, und können sie sich das nächste Jahr nicht wieder reinigen?! Es ist nur eine Frage der Gebühr! Auch in Indien wird der Sünder sich beeilen, dem Brahmanen als Buße eine Ziege zu schenken. Auch andere wertvolle Anerbieten werden gemacht, entsprechend dem Ausmaß der Sünden, und die Übertreter erhalten genauso leicht Absolution und Reinigung. Sie könnten einwenden, daß dies nur rückständige Rassen betrifft. Geschieht dies aber nicht auch in den höchsten intellektuellen Klassen in Amerika und Europa? Noch ärger! Kürzlich wurde die alte Praxis des Sündennachlasses der katholischen Kirche erneuert! Und jetzt brauchen Katholiken als Buße für ihre Sünden nicht mehr eine Pilgerreise nach Rom zu unternehmen! Alles was als Nachlaß notwendig erscheint, ist die Überweisung einer entsprechenden Summe, und die Überweisung einer Gebühr wird den Eintritt in den Himmel ermöglichen. Zweifellos gibt es für den Ablaß eine Preisskala, denn es gibt verschiedene Sünden. Durch richtige Einschätzung kann ein Vermögen gemacht werden. Kann denn niemand dies aufhalten? Kehren wir damit nicht eilends in die Finsternis des Mittelalters zurück?
In der Tat, indem sie dem kindlichen Bewußtsein einprägt, daß die Kirche als mächtiger Vermittler für eine Träne der Reue und eine Gebühr den Eintritt in das Paradies gewähren kann, begeht sie die größte Sünde. Diese Art der Befreiung von jeder Verantwortung trennt den Menschen vom Göttlichen Ursprung. Die Kirche hat den großen Begriff Göttlicher Gerechtigkeit ihres wahren Wertes entkleidet. Durch den Verlust der Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit wird der Mensch unweigerlich der Entartung anheimfallen; denn jene, die die kosmischen Gesetze nicht befolgen, sind dem Verderb ausgeliefert.
Der ganze Kosmos ist auf dem Gesetz der Verantwortung, oder wie es öfter genannt wird, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Karmagesetz, aufgebaut. Und dieses Gesetz kann man nicht umgehen oder ablehnen, ohne Zerstörung herbeizuführen. Alle alten Lehren lehrten ausnahmslos dieses Gesetz der großen Verantwortlichkeit, dieses Pfand des Göttlichen in uns. Dies ist klar aufgezeigt in den Worten Moses: Aug um Aug, Zahn um Zahn. Es wurde jedoch falsch ausgelegt und als Beispiel der Rachsucht des jüdischen Volkes angeführt. Denken wir dagegen an die Worte Christi: Ihr habt gehört, daß den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll dem Gericht verfallen. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, soll dem Gericht verfallen. Wer aber seinem Bruder sagt: Du Tor, der soll dem Hohen Rat verfallen. Wer aber sagt: Du Narr, der soll dem Höllenfeuer verfallen (Matth. 5:21-22). Erscheint Ihnen dies nicht strenger als das Gesetz des Moses, wenn wir uns weigern, darin dasselbe unentrinnbare Karmagesetz zu sehen?
Zweifellos kennen Sie auch die Worte Christi: Wahrlich, ich sage euch, jeder, der Haus, Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Frau, Kinder oder Acker um meinetwillen und um der Frohbotschaft willen verläßt, wird hundertfältigen Lohn erhalten in der Jetztzeit und in der Welt des ewigen Lebens
(Markus 10, 29-30).
Wie kann jemand jetzt in dieser Zeit mehrere Mütter und Väter haben, wenn er das Gesetz der Wiedergeburt nicht anerkennt? Genau hierdurch wird der Gegensatz zwischen der jetzigen Zeit (eine Zeit irdischen Seins inmitten Verfolgung) und dem Leben in der kommenden Welt unterstrichen.
Und weiter: Und seine Jünger fragten ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, Elias müsse zuerst kommen? Und Jesus antwortete: Freilich wird Elias kommen und alles besorgen. Ich aber sage euch, daß Elias bereits gekommen ist, nur haben sie ihn nicht erkannt, sondern ihm angetan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn unter ihnen leiden. Dann verstanden die Jünger, daß er zu ihnen von Johannes dem Täufer redete (Matth. 17, 10-13). Weiter möchte ich anführen: Und im Vorübergehen sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war. Und seine Jünger fragten ihn: Meister, wer hat gesündigt, dieser Mann oder seine Eltern, daß er blind geboren ist?(Joh. 9:1-2). Offenbaren diese Fragen der Jünger nicht, daß sie vom Karmagesetz wußten und auch Christus es nicht ablehnte?
Gleicherweise muß man das Gleichnis von den Talenten verstehen. Warum haben sich denn die Kirchenväter so beharrlich geweigert, das große kosmische Gesetz anzunehmen, das allein die scheinbaren Ungerechtigkeiten, alle Unterschiede der Bedingungen der Geburt und alle Mißgeschicke, die uns ereilen, erklären kann? Es gibt nur eine Antwort. Überall ist das eine selbstsüchtige Motiv vorhanden: die Macht nicht aufzugeben und das materielle Wohl sowie das Vorrecht des einzelnen zu mehren. So sind die unwissenden Menschen in der ganzen Welt durch Jahrhunderte gefangen gehalten worden zwischen der Furcht vor ewiger Verdammnis im Höllenfeuer und der Hoffnung auf ewigen Frieden mit den Freuden des Paradieses, während der Schlüssel zum Himmelreich, wie man sagt, der Priesterschaft von Gott selbst übergeben wurde!
Doch solange der Mensch die ganze Erhabenheit seines Ursprungs nicht kennt und nicht begreift, daß sein Wesen ein unsterblicher Teil des Göttlichen Ichs ist und ewig seine Form ändert, und solange er seine Verantwortung nicht erkennt und nicht weiß, daß es niemanden gibt, der ihm seine Sünden vergeben oder ihn für seine Verdienste belohnen kann, daß dagegen er selbst der Schöpfer von Ursache und Wirkung ist, daß er sowohl Säer als auch Schnitter des von ihm Geschaffenen ist solange er dies alles nicht erkennt, wird er Verbreiter und Fortpflanzer des Wahnsinns, des Verbrechertums und der Korruption bleiben, die unseren Planeten mit fürchterlicher Zerstörung bedrohen.
Die in das Bewußtsein eingehämmerte Verantwortungslosigkeit ist bereits erblich. Um den Menschen vor dem Verderb zu retten, ist es notwendig, daß große erleuchtete Geistwesen sich vereinen und das getrübte Bewußtsein der Menschheit tatkräftig erwecken. Es ist notwendig, daß die fortgeschritteneren geistigen Lehrer augenblicklich mit der Reinigung der Vermächtnisse Christi im Lichte der Lehre des letzten großen Apologeten Christi Origenes, des Märtyrers beginnen. Durch diese Reinigung wird die Neue Große Weissagung in ihrer ganzen Herrlichkeit aufleuchten und die Synthese, Duldsamkeit und die Umwandlung aller Vermächtnisse bringen.
Zum Abschluß möchte ich einige Paragraphen aus der Lehre zitieren:
Die Menschheit mißt nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die in einem Durchschnittsbewußtsein enthalten sind, denn sie kleidet jede Form nach dem Maß ihres Bewußtseins. Warum sind dann die Höheren Begriffe nicht eingeschärft worden? Warum gibt es so viel Entstellung, warum so viele Herabsetzungen? Weil in Wahrheit das Wesen menschlichen Suchens und Strebens gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das Bewußtsein zu wecken und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der Schönheit zurückzugewinnen. Schaffenskraft des Geistes muß in der Tat im Aufstieg verstärkt werden. Vor allem darf das Höhere nicht herabgezogen werden, sondern es muß aufsteigen können. Daher wird die erste Forderung sein, das Göttliche Bildnis der Göttlichkeit zu schaffen. Wenn das menschliche Bewußtsein aufhört, das Göttliche auf irdische Art darzustellen, dann werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein.
Wahrlich, das erhabenste Bewußtsein ist zum Feurigen Prinzip bestrebt, während das niedere das Höhere Bildnis nach dem eigenen Maß errichtet. Die Aufnahmefähigkeit des kleinen Bewußtseins bestimmt das geschaffene Bildnis, und daher gibt es so viele Entstellungen! Wie kann ein kleines Bewußtsein von einem Universalen Begriff erfüllt sein, wenn das Maß der Erfaßbarkeit den Geist in Wut geraten läßt? Ich sage betrübend, schmerzlich ist menschliches Denken! Ein welträumlicher Horizont ist nur für den zugänglich, der die Universalität des Prinzips erkennt, denn der königliche Geist kann mit dem Höheren Prinzip genauso verschmelzen wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip verschmelzen. Feurige Macht enthüllt den gesamten geoffenbarten Schmelzofen dem, der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebensspendende Prinzip baut Leben auf Fohat auf. So laßt uns daran denken, daß nur ein kleines Bewußtsein verneint, der feurige Geist aber allumfassend ist. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt laßt uns über das große Prinzip nachdenken. (Feurige Welt, III. Band, § 269)
So dienen die Menschen dem nach ihrer eigenen Vorstellung geschaffenen Gott und schreiben ihm ihre eigenen Untugenden zu. Die Mahatmas aber dienen dem Göttlichen Unaussprechlichen Prinzip und verehren es durch die Reinheit ihres Lebens und ihren selbstaufopfernden Dienst für das Wohl der ganzen Welt.
Und da ich (wie ich hoffe) zu keinem Fremden, sondern zu einem jungen feurigen Bewußtsein spreche, möchte ich Ihnen einen weiteren Paragraphen aus der Lehre zitieren.
In der Zeit der Behinderung der Welt gibt es nur den Pfad der Erneuerung des Denkens. Genauer gesagt, es ist wichtig, das Bewußtsein zu erwecken. In der Tat, wenn der Geist zurückblicken kann und erkennt, daß gestriges Denken bereits überholt ist, dann findet die Umwandlung statt, die das Unterscheidungsvermögen erweckt. Die verflossene Zeit kann dem Geist anzeigen, wie alle Energien weiterlaufen und neu verarbeitet werden. Doch wehe jenen, die der Zukunft begegnen wollen, indem sie zurückblicken. Denn der mit gestrigen Resten belastete Geist ist mit schwerem Gewicht beladen. Mit solch einer Last kann er den Berg nicht ersteigen, er kann die Tore des Lichts nicht durchschreiten, er kann mit der leuchtenden Zukunft nicht vereint werden. Daher: so wie die Kirchenväter in die Vergangenheit weisen, so rufen die Diener des Lichts in die Zukunft. Erwachen des Bewußtseins, Läuterung der Lehre und Aufruf in die Zukunft werden zur Erneuerung des Denkens führen. Auf dem Weg zur Feurigen Welt verschiebt Meine Führende Hand Energien. (Feurige Welt, III. Band)
Denken Sie daran, was in einem der ersten Bücher gesagt wurde: Jene, die das Neue Land erreichen wollen, müssen nicht nur alle Vorurteile ablegen, sondern auch die neuen Wege beschreiten. Ja, man kann auf dem Abfall der Vergangenheit nicht aufbauen. Das Bewußtsein der Massen hat sich gewandelt, das muß beachtet werden. Die Menschen sehnen sich nach Licht, nach geistiger Nahrung; doch diese Nahrung muß rein und die Gewänder der neuen geistigen Lehrer müssen wirklich fleckenlos sein. Die geistigen Erzieher müssen so wie unser großer verehrter Sergius dem Pfad des Herrschers Christi folgen. Wahrhaftig, Sergius, der mit dem Feuer vereint war und die Feuertaufe empfing, kannte und kennt die Natur des Göttlichen Elements. Der große Sergius war nämlich kein Theologe; sein ganzes Leben war eine mächtige Nachfolge Christi, sowohl in seinem selbstaufopfernden Dienst an seinem Land wie auch an der Welt. Ja, der ehrwürdige Sergius befolgte die Gebote Christi, nicht aber die Dogmen der Kirche. Und wenn er eine Berufung als Metropolit ausschlug, dann nur deswegen, weil er wußte, wie viele kirchliche Doktrinen der Wahrheit widersprechen!
Durch die Verbindung mit dem göttlichen Element Feuer werden viele dem Intellekt verborgene Geheimnisse enthüllt. Doch diese Geheimnisse des Geistes bleiben im Herzen verwahrt. Gebt das Heilige nicht den Hunden und werfet eure Perlen nicht vor die Säue, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen (Matth. 7:6). Seien wir daher darauf bedacht, Gotteslästerung nicht zuzulassen; verneigen wir uns vor dem Sakrament des großen göttlichen Elements, das uns Sterblichen in der Herrlichkeit von sichtbaren und unsichtbaren Schöpfungen enthüllt wird.Verehren wir dieses göttliche Element durch die Reinheit unseres Lebens und unserer Beweggründe. Möge unser Herz mit Liebe und Ergebenheit zu dem Einen erfüllt sein, der uns Licht brachte, und geben wir uns dem Dienst an der Menschheit hin.
Vater Sergius, Du Wunderbarer, mit Dir gehen wir, mit Dir werden wir siegen!
15. September 1934
Es ist lehrreich zu beobachten, daß Menschen nach Wissen trachten, von allen Arten von Einweihungen träumen, doch sobald sie in neue Aspekte der allumfassenden Wahrheit, die nicht ganz mit den ihnen eingeflößten Begriffen übereinstimmt, eingeführt werden, entrüstet sind und sich zurückziehen. Sie sind voller Eitelkeit und lieben es zu sagen: Der Mensch ist der König der Natur. Versucht man jedoch, ihnen zu erklären, daß das Schicksal des Menschen tatsächlich das eines göttlichen Schöpfers, eines Gottmenschen ist, fürchten sie sich und bleiben lieber an ihrer alten Sklaverei kleben, deren Name Furcht ist, Furcht vor dem Neuen und Höheren.
In der Lehre ist gesagt: Die Menschheit mißt nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die in einem mittelmäßigen Bewußtsein enthalten sind, denn sie kleidet jede Form nach dem Maß ihres Bewußtseins. Warum sind dann die Höheren Begriffe nicht eingeschärft worden? Warum gibt es so viel Entstellung, warum so viele Herabsetzungen? Weil in Wahrheit das Wesen menschlichen Suchens und Strebens gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das Bewußtsein zu wecken und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der Schönheit zurückzugewinnen. Schaffenskraft des Geistes muß in der Tat im Aufstieg verstärkt werden. Vor allem darf das Höhere nicht herabgezogen werden, denn es muß aufsteigen können. Daher wird es die erste Forderung sein, das Göttliche Bildnis dem Göttlichen entsprechend zu schaffen. Wenn das menschliche Bewußtsein aufhört, das Göttliche auf irdische Art darzustellen, dann werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein.
Wahrlich, das erhabenste Bewußtsein ist zum Feurigen Prinzip bestrebt, während das niedere das Höhere Bildnis nach dem eigenen Maß errichtet. Die Aufnahmefähigkeit des kleinen Bewußtseins bestimmt das geschaffene Bildnis, und daher gibt es so viele Entstellungen! Wie kann ein kleines Bewußtsein von einem Universalen Begriff erfüllt sein, wenn das Maß der Erfaßbarkeit den Geist in Wut geraten läßt? Ich sage betrübend, schmerzlich ist menschliches Denken! Ein welträumlicher Horizont ist nur für den zugänglich, der die Universalität des Prinzips erkennt, denn der königliche Geist kann mit dem Höheren Prinzip genauso verschmelzen wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip verschmelzen. Feurige Macht enthüllt den gesamten geoffenbarten Schmelzofen dem, der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebensspendende Prinzip baut Leben auf Fohat auf. So laßt uns daran denken, daß nur ein niederes Bewußtsein verneint, der feurige Geist aber allumfassend ist. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt laßt uns des großen Prinzip eingedenk sein. (Feurige Welt III, § 269)
Ich habe diesen Paragraphen für Sie gewählt, weil Sie sich mit diesem Thema befassen müssen. Gewiß, man darf das Bewußtsein nicht zwingen. Das Wachstum des Bewußtseins geht langsam vor sich. Und wie es immer war, so ist es auch jetzt: von den Großen Lehrern werden die verschiedenen Aspekte der Wahrheit entsprechend den verschiedenen Bewußtseinsgraden gegeben, und dies sowohl aus Mitgefühl als auch um der großen Wahrheit willen. Die Reinigung des Bewußtseins und die Erneuerung des Denkens sollten wirklich durchgeführt werden; doch wir wissen, daß eine zu große Dosis auch einer außergewöhnlichen Heilmedizin ohne gründliche Vorbereitung des Organismus gerade die entgegengesetzte Wirkung haben kann.
10. Oktober 1934
Obwohl Sie vielleicht nicht zustimmen können, daß das ganze Übel im gegenwärtigen Regierungsaufbau der Welt aus dem Mangel an geistiger Synthese der Volksführer herrührt, behaupte ich, daß es so ist! Was so oft als Führerschaft angesehen wird, ist in Wirklichkeit nichts als eine ärmliche Karikatur wirklicher Führung. Die von den Massen gewählten Führer bedürfen der Synthese, denn gerade die Massen besitzen sie nicht. Wahre Führerschaft hat mit dieser Art Pseudoführerschaft nichts zu tun; sie weicht nicht ab von dem ihr zugrunde liegenden hierarchischen Prinzip. Der Hierarch ist vor allem ein Führer. Was kann denn ohne den führenden Begriff oder Brennpunkt bestehen ? Die Idee der Hierarchie ist doch ein kosmischer Begriff, ein kosmisches Gesetz. Das gesamte Universum besteht ausschließlich durch dieses Prinzip und wird von ihm genährt und unterstützt. Im Kosmos hat jede Form einen Kern zur Grundlage, und jedes strebende Zentrum lebt durch das Prinzip der Hierarchie. Der Kosmos agiert durch die Anziehung zu dem bestätigten machtvollen Zentrum. Genau gesagt, im Kosmos ordnet sich das niedere Prinzip dem höheren unter.
Im Buch Agni Yoga, § 668 der LEBENDIGEN ETHIK, ist gesagt: Von allen Prinzipien, die zur Erweiterung des Bewußtseins führen, ist das Prinzip der Hierarchie das mächtigste. Jede geoffenbarte Verschiebung wird auf dem Prinzip der Hierarchie hervorgerufen. Wohin kann sich der Geist ohne die Führende Hand wenden. Wohin können das Auge und das Herz gelenkt werden ohne Hierarchie, wenn die Gebende Hand des Hierarchen die Richtung des Schicksals bestätigt, und wenn die Hand des Hierarchen eine bessere bestimmte Frist weist und die höchsten Energien die vertrautesten Bildnisse annehmen. Deshalb ist das Geisteskorn vom Kosmischen Strahl des Hierarchen durchdrungen. Da solch ein mächtiges Prinzip das Potential des Feuers in sich birgt, erweist sich das reine Geistesfeuer des Hierarchen als das höchste Prinzip. Laßt uns daher unserer geistigen Führer gedenken. So werden wir das Gesetz der Hierarchie ehren.
Als Verehrerin des Hermetismus werden Sie sich an das Axiom Wie oben, so unten erinnern. Unbegrenzt ist die Kette der Hierarchie des Lichts, und sie hat ihre Vertreter und Führer auf der Erde; doch sie wurden niemals von der Menge gewählt.
Gewiß, solch eine Demokratie, wie Sie sie beschreiben, eine vitale und umgewandelte Demokratie, die auf der Erkenntnis der Verantwortlichkeit des Individuums gegenüber seinen Pflichten, von welcher ja seine Rechte abhängen, basiert eine Demokratie, bestehend aus der Zusammenarbeit aller, zusammen mit dem Maximum persönlicher Initiative für die Rettung des Allgemeinwohls solch eine Demokratie werden wir vielleicht am Ende der siebenten Rasse erleben (vorausgesetzt, daß unser Planet bis dahin nicht explodiert ist). Doch jetzt, wo wir uns erst in der fünften Rasse befinden am Übergang zur sechsten , können wir von solch einer Demokratie nur träumen. Davon träumte auch der große Plato, und vielleicht verwirklicht er diesen Gedanken jetzt auf einem höheren Planeten. Doch selbst solch eine Demokratie bedarf eines Führers und solch ein Führer müßte unbedingt geistige Synthese besitzen. Die moderne Demokratie jedoch, welche die aus den Massen hervorgehende Führerschaft bejaht, versagt bei allen Prüfungen. Kann man erwarten, daß sich das Bewußtsein der meisten so schnell erneuern wird, daß jeder wenigstens seine soziale Verantwortung erkennt und tatkräftige Mitarbeit leistet, nicht zu reden von den höheren Aspekten der Verantwortlichkeit?
Und kann man annehmen, daß jemand die Synthese des Bewußtseins in einem einzigen Leben erlangen kann, wenn geistiges Wissen und Erfahrung in Äonen durch den Geist in rastloser hartnäckiger Arbeit aufgespeichert wurden? In der Tat, Synthese ist die schwierigste, die seltenste und höchste Errungenschaft. Wahrlich, sie ist die Krone für jee, die ihren irdischen Pfad vollenden. Man kann von Synthese sprechen, doch sich ihrer im vollen Maß bewußt zu werden, ist nur dann möglich, wenn jemand über große Aufspeicherungen verfügt, die ihn zwangsläufig über die Massen erheben. Es wird daher immer Führer geben, weil nichts gänzlich nivelliert werden kann, vor allem nicht das Bewußtsein und das Denken. Die Führer der Zukunft werden aber nicht von den unverantwortlichen Massen gewählt werden, sondern wahrhaftig durch die Hierarchie des Lichts und des Wissens. Und sehr schwere Arbeit wird geleistet werden müssen, bevor das Bewußtsein der Menschheit für die Annahme dieses führenden Prinzips des gesamten Universums bereit ist.
Es wäre in der Tat nicht ratsam, ein niederes Bewußtsein durch Erwähnung des Begriffes Synthese irrezuführen, es würde nur zu Verwirrung und Absonderung führen. Der Prozeß der Bewußtseinserweiterung ist ein sehr langwieriger und gefährlicher. Die Verletzung des Gleichgewichts kann in Geisteskrankheit, Willensschwäche oder Besessenheit ausarten. Der wachsende Baum braucht Umzäunung, die nervösen und schwer zu behandelnden Pferde brauchen Scheuklappen. Und am schwierigsten ist es, das Bewußtsein einer durchschnittlich intelligenten Person zu erweitern, die voller Eigendünkel und Verneinung ist. In der Tiefe ihres Herzens wissen die Menschen, daß Leben ohne Helden nicht freudvoll sein kann. Doch der Durchschnittsintellektuelle versucht, seine Bildung und sein Wissen durch Ablehnung aller Dinge, die sein Verstand nicht begreift, mit überlegener Miene zu beweisen. Dieses Verhalten führt seine ganze Persönlichkeit zum Mißerfolg. Daher glaube ich, daß die Behauptung In Rußland gab es immer weniger Anerkennung der Persönlichkeit als im Westen überhaupt nicht zutrifft. Wie aus obigem Sprichwort klar hervorgeht, verehren und schätzen die Menschen den Begriff eines leuchtenden und glanzvollen Helden, der den Pfad zum Licht und zum Guten weist. Lauschen Sie nur den verschiedenen Volksepen! Wenn Sie wieder einmal Dostojewski lesen, werden Sie bemerken, daß Rußlands Intelligenz sich gegen Ende des letzten Jahrhunderts wirklich durch zerstörerische, verderbliche Ablehnung der großen Lebensgrundlagen selbst verdammte. Selbsterniedrigung, Selbstdemütigung ist so unverkennbar. Der Mensch vernichtet sich so deutlich selbst!
Ja, nichts entfacht soviel Empörung bei dem durchschnittlich Intellektuellen wie der Begriff Hierarchie. Man fürchtet sich so sehr, die Hohe Autorität anzunehmen, und zugleich ist man jederzeit durch das Urteil und die Entscheidungen unbedeutender Menschen beeindruckt. Die Abwendung vom Höheren und Unterordnung unter das Niedere, mit anderen Worten Gleichschaltung mit dem Niederen ist die Bedrohung unserer Zeit und führt zum Zerfall unseres Planeten, womöglich zu seiner vorzeitigen Vernichtung. Könnten nur alle, die sich gegen das hierarchische Prinzip auflehnen, erkennen, welche Zucht an Gehorsam unter der Hierarchie des Lichts herrscht und welcher Gehorsamsschulung sich ihre engen Schüler unterziehen müssen. Und dieser Gehorsam wird nicht verlangt, um die Schüler im Interesse des Lehrers zu beherrschen. Er ist nur für den Schüler erforderlich, um ihn zu befähigen, die ersten Stufen, die zur Kenntnis und zur Annahme des Kosmischen Willens führen, zu beschreiten. Disziplin ist der Anfang alles Wissens und aller Macht. Ich möchte mit weiteren Zeilen aus der Lehre schließen:
Das Wohl der Völker baut sich rund um eine Persönlichkeit auf. Dafür gibt es in der Geschichte zahlreiche Beispiele auf den verschiedensten Gebieten. Viele werden diese offensichtliche Bestätigung der Persönlichkeit selbst zuschreiben. Doch das ist kurzsichtig; die Weitsichtigen verstehen, daß solch eine Synthese nichts anderes ist als die Manifestation der Macht der Hierarchie. Wirklich, bei allen derartigen Erscheinungen wählt die Hierarchie einen Brennpunkt, auf den der Strom gelenkt werden kann. Außerdem besitzt die Persönlichkeit eines solchen Auftrags ein Feuer, bewußt oder unbewußt, das die Verbindung erleichtert. Doch unentbehrlich ist auch eine bestimmte Eigenschaft der Menschen selbst Vertrauen und Anerkennung der Macht. Deshalb spreche Ich bei verschiedenen Anlässen so oft über die Bedeutung der Autorität. Diese Eigenschaft ist so notwendig wie das Bindeglied einer feurigen Maschine. Ihr seht selbst, wie Völker durch die Bestätigung eines Führers vorankommen. Ihr seht selbst, daß es keinen anderen Weg gibt. So muß das Bindeglied zur Hierarchie erkannt werden. Man sollte nicht kurzsichtig sein. (Feurige Welt, I. Band)
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Sie haben ganz richtig festgestellt, daß die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK in weitem Umfang zahlreiche Offenbarungen enthalten, die auf den Ernst der Zeit hinweisen. Genau gesagt, nähern wir uns den entscheidenden Jahrzehnten des Seins oder Nichtseins unseres Planeten. Der Rassenwechsel, alle Verschiebungen und der Wiederaufbau in dieser Zeit können weit tragischer enden als in den Tagen von Lemurien und Atlantis. Wahrlich, der Mensch kann zum Sprenger des Planeten werden.
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Ebenfalls wahr ist, daß die Kenntnis der Bücher der LEBENDIGEN ETHIK einen Menschen verpflichtet, diese Weisungen im Alltagsleben anzuwenden. Andernfalls ist es besser, aus der Sicht von Karma gesprochen, sich der Lehre nicht zu nähern. Was die Feinde anbelangt, beunruhigen sie uns nicht, doch wir beachten sie. Unter ihnen gibt es oft verkleidete Gönner, die nach persönlichem Kontakt unsere ergebensten Freunde werden, während andere dazu beitragen, unsere Energie anzuspannen. Die Kraft eines Schlages wird an der Widerstandskraft gemessen. Wahrlich, Hindernisse und Feinde schärfen unsere Fähigkeiten und spannen die wertvollste Energie; daher kennen wir den Wert der Feinde. Lange vorher ist gesagt worden: Gesegnet sind die Hindernisse, denn durch sie wachsen wir und: Ohne Feinde hätte die dankbare Menschheit die lebenswichtigsten Offenbarungen begraben. So pflegte Vivekananda zu sagen: Buddha und Christus haben sich in das Gedächtnis der Menschen so eingeprägt, weil sie das Glück hatten, mächtige Feinde zu haben! In der Lehre wird Verleumdung als die Fackel von Wilden bezeichnet. Doch beim Durchschreiten der Nacht ist jedes Feuer von Nutzen!
Wie Sie weiter sagen, gibt es Menschen, die obwohl bisher immer freundlich und aufrichtig sobald sie das Buch Erleuchtung oder Agni Yoga gelesen haben, plötzlich beginnen, ihre schlechtesten, bisher verborgenen Eigenschaften zu zeigen. Dies ist eine bekannte okkulte Erscheinung. Bei Berührung mit der Lehre steigt die Spannung aller wirksamen Energien, die bisher schlummernden Kräfte beginnen zu erwachen und offenbaren das wahre Wesen des einzelnen. Daher wird immer zu großer Vorsicht geraten, Zwang ist unerlaubt, Missionieren wird von der Lehre durchaus nicht befürwortet. Qualität ist wesentlich, nicht Quantität. Die Fähigkeit, jedem seinem Bewußtsein entsprechend zu geben, zeigt das wahre Wissen eines fortgeschrittenen Schülers. Daher ist es nicht notwendig, die Bücher der Lehre weit zu verbreiten; stattdessen sollte man lieber in weitem Umfang an einem für jeden zugänglichen kulturellen und erzieherischen Programm festhalten. Die durch die Lehre gebotenen Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK können nur von einem kultivierten und disziplinierten Geist richtig aufgenommen werden. Und wie viele solcher Intellekte gibt es selbst unter den sogenannten gebildeten Menschen? Wie können wir von einem Menschen ohne Grundlage an Kultur und Verfeinerung erwarten, daß er auf die feinen Schwingungen anspricht? Kann man dies von jemandem erwarten, der sieht und doch nicht sieht, hört und doch nicht hört; dessen Augen und Ohren für die feinsten Schwingungen der Natur verschlossen sind; für den die Erde immer schwarz und die Berge immer grün oder grau sind; für den alle Inder und alle Chinesen gleich aussehen und alle Klänge von Wasserfällen, Flüssen und Wäldern nur ein Geräusch sind! Kann man von solch einer Person die Anerkennung höherer Schwingungen erwarten? Die erste Forderung für jede Wahrnehmung ist ein erweitertes Bewußtsein. Das Bewußtsein ist der einzige Magnet, der anzieht und unsere Schätze sammelt. Daher wird in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK so sehr auf Öffnen, Reinigen und Erweiterung des Bewußtseins bestanden. Die Lehre wird bei jenen weilen, die nach ihr streben.
Und nun über das Herz. Das Herz sollte nicht als Symbol, sondern als ein großes Laboratorium verstanden werden, in dem die Umwandlung unseres Bewußtseins und folglich unseres ganzen Wesens vor sich geht. Das Herz ist die höchste Manifestation des sechsten Prinzips das Herz ist die Wohnstätte Brahmas. Man kann das Physische nicht vom Geistigen trennen. Alles ist derart ineinander verwoben und voneinander abhängig; doch gerade diese Einheit offenbart Harmonie. Es gibt genauso feine astrale Gefühle, wie es physische gibt, aber ihr Strom ist entsprechend feiner. Gesondert kann man sie nicht behandeln, und es ist notwendig, immer die vollständige Übereinstimmung zwischen dem feinstofflichen und dem physischen Körper zu erkennen. Daher sollte man an die Formel Wie oben, so unten immer denken.
Ohne Entwicklung und Verfeinerung des Herzens gibt es keinen Fortschritt. So muß jedem Aufbau der große Magnet des Herzens zugrundegelegt werden. Die Vertreter der neuen Rasse unterscheiden sich daher durch die Verfeinerung des Herzens diesen Schlüssel zu allen Errungenschaften.
Sie sprechen über Befreiung von der Versklavung durch die Persönlichkeit, das Sexuelle und Fleischliche. Doch wie verschieden, ich möchte sagen fern der Wahrheit in ihrer Abstraktheit und fern der Wirklichkeit wird diese Freiheit von den meisten verstanden! Beginnen Sie, dies mit denen aus Ihrer nächsten Umgebung zu diskutieren, und Sie werden die unerwartetsten Dinge entdecken. Greifen wir zum Beispiel den Gedanken der Befreiung vom Sexuellen auf. Es gibt viele, die die Befreiung von dieser Versklavung in dem abstoßenden Hermaphroditen sehen und ihn als der Menschheit Krone der Schöpfung betrachten. Als Beweis deuten sie auf das wiederholte Vorkommen solcher Fälle hin, während diese in Wirklichkeit nichts als Degeneration sind. In der Befreiung vom Sexuellen gibt es ein großes kosmisches Geheimnis; das Symbol des Androgyn ist so tiefsinnig. Und der große Plato mit seinen Zwillingsseelen war diesem Mysterium weit näher als die modernen Denker.
Der Begriff der Persönlichkeit ist ebenfalls entstellt und über alle Maßen herabgewürdigt. Die meisten Menschen besitzen in der Tat keine Persönlichkeit, sie wurde von Kindheit an durch erzwungene, vorgefaßte Begriffe, Dogmen und jede Art von Herkömmlichkeit erstickt. Sie verbringen ihr ganzes Leben wie im Traum, ohne zu denken wie Roboter. Meinen Sie nicht, daß es von Nutzen wäre, wenn solche Leute vor allem ihre Persönlichkeit bejahen könnten?
Ähnlich wird die Befreiung von der Versklavung durch das Fleisch von vielen als Fanatismus, Asketismus und die völlige Vernachlässigung des Körpers verstanden; dagegen ist der Körper des Menschen einziges Instrument für die Aufspeicherung neuer geistiger Fähigkeiten. In den alten Lehren war die Grundlage aller Errungenschaften sehr weise mit dem großen Goldenen Pfad oder der Goldenen Mitte verbunden. Zweifellos kennen Sie dies alles selbst, doch was den Durchschnittsgeist betrifft, sollten Sie immer daran denken, daß die Begriffe, die am leichtesten verstanden werden sollten, die unerwartetsten Verdrehungen erfahren. Ich kenne das aus Erfahrung und schlage deshalb vor, daß Sie die Reinheit des Bewußtseins jener prüfen, die an Sie herantreten.
Was sind Teraphime? Es gibt eine großartige, komplizierte Literatur über Teraphime. Teraphime haben viele Formen und Aspekte. Ganz allgemein ausgedrückt, ist ein Teraphim ein Talisman oder ein Energiespeicher; so ist ein mit der Ablagerung von psychischer Energie gesättigter Gegenstand ein Teraphim. Durch einen auf besonderen Befehl mit psychischer Energie gesättigten Teraphim oder Talisman kann man diese Energie auf eine bestimmte Person übertragen. In der Vergangenheit wirkten Teraphime als Orakel. Im Altertum war die Herstellung solch eines Teraphims äußerst kompliziert, es wurde dabei auch das Wissen über Astrologie in weitem Maße angewendet. Natürlich gibt es auch astrale Teraphime, doch über diese verfügen nur die hochentwickelten Geistwesen. Das Geheimnis der Herstellung solcher Teraphime liegt in den Händen der großen Archate. Durch solche Teraphime kann man eine Person stark beeinflussen und auch ihre Gesundheit schützen. Wenn Sie über die Experimente mit der äußerlichen Anwendung von Feinfühligkeit gelesen haben, können Sie sich den Einfluß solcher Teraphime bis zu einem gewissen Grad vorstellen. Im Buch Agni Yoga wird das Schaffen eines einfachen Teraphims im Detail erklärt.
Santana bedeutet im Sanskrit Strom. Im Buddhismus ist es üblich, die Kette unserer Leben mit einem ununterbrochenen Strom zu vergleichen. Daher sagt uns die Lehre: Durchschreitet Santana mit eurem Herzen; mit anderen Worten, durchschreitet eure Leben mit unermüdlichem Streben des Herzens.
Was versteht man unter Harmagedon? Harmagedon ist die große entscheidende Schlacht zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Sie ist in allen alten Schriften vorausgesagt worden und der Ausdruck Harmagedon wie auch die Beschreibung erscheint in der Apokalypse. Das Jahr 1936 wird als sehr bedeutsam bezeichnet. Es ist interessant, daß diese Berechnungen auch in der Cheopspyramide zu finden sind. So befinden wir uns heute inmitten dieser Schlacht, deren Ausmaß noch zunehmen wird. Aber noch fürchterlicher geht diese Schlacht in der Feinstofflichen Welt vor sich, und ihre Widerspiegelung auf der irdischen Ebene wird sich verstärken. Groß ist die Spannung im Raum, und die gespannten Energien in den unterirdischen und überirdischen Sphären drohen, eine Explosion auszulösen. Wahrlich, der Planet liegt in Krämpfen, die Zeit ist unheilvoll. Wir stehen wahrhaftig vor einer ungeheuerlichen Weltkatastrophe. Es ist gesagt: Die feindseligen Elemente der Rasse weigern sich, sich dem Schicksal zu fügen. Die scheidende Rasse versucht, die erwählten Nachfolger zu vernichten, doch Wir müssen sie retten. Das Schicksal kann gelindert und die Schlacht eher beendet werden. Vorerst gibt es keine Zeichen der Erleichterung. Doch die Arche der sechsten Rasse wird bereits gebaut. Hoffen wir, daß sie größer sein wird als jene des Noah.
Ja, die Neue Epoche erfordert geistiges Erkennen. Sie muß der Mutter der Welt gebührende Achtung erweisen dem Weiblichen Element. Der Vogel des Geistes der Menschheit kann mit einem Flügel nicht fliegen. Dies sind die Worte Vivekanandas, der damit auf die große Bedeutung des Weiblichen Prinzips hinweist. Der Mann ist nicht gewillt, der Frau die vollen Rechte einzuräumen. Dieser Widerstand jedoch verstärkt die Kräfte; und für ihre kosmischen Rechte kämpfend, wird die Frau das Wissen um ihre Macht erlangen.
18. Oktober 1934
Der edle Gedanke des Friedensbanners muß allmählich ins Leben eingehen. Wie ein Schriftsteller sagte, muß jeder Wissenschaftler, jeder Schaffende, jeder Lehrer, jeder Schüler, jedermann, der über die Bedeutung und das Ziel der Geschichte nachdenkt, eilen, dem Ruf von N. K. Roerich, der das Friedensbanner über die ganze Welt erhob, zu folgen. Uns ist natürlich bewußt, daß dieser Friede auch errungen werden muß. Doch dieses Ringen ist kein selbstsüchtiges Ringen, kein Ringen um das eigene Wohl, sondern es ist, besser gesagt, ein Schutz gegen die dunklen Kräfte, welche die Schätze des Geistes angreifen
Nicht Statuten sind wichtig, sondern der Wille der auf individuelle Weise kulturell Schaffenden. Sie haben sich noch nicht vereinigt, doch sie müssen sich zu einem Strom verbinden, einem strömenden Fluß, dem Eintritt in das Große Meer der Ideen entgegenbrandend
Der Gedanke an den Schutz der Schöpfungen des menschlichen Genius ist so schön und so wichtig, daß es vordringlich erscheint, ihn so bald als möglich in die Praxis umzusetzen. Bedenken Sie, wie viele Jahre vergehen müssen, bevor das Bewußtsein der Menschen beachten wird, was das Banner zu schützen gedenkt! Doch die Zeit bleibt nicht stehen. In Spanien ist vor kurzem eine sehr alte Kirche samt den Gemälden einiger der besten Meister zerstört worden. Die Liste der zerstörten Schätze ist lang. Es ist nun an der Zeit, diesem Vandalismus Einhalt zu gebieten.
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Sie haben ganz recht, es ist notwendig, die Atmosphäre zu reinigen. Besessenheit ist schrecklich ansteckend. Die Erscheinung der Besessenheit muß sehr aufmerksam beachtet und die Atmosphäre gereinigt werden. Der Raum ist voll von Vampiren, und viele ziehen Wesenheiten aus den niederen Sphären an. Daher muß die ganze Atmosphäre gereinigt werden. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, vor der Gefahr des Psychismus zu warnen. Ich will eine weitere Abhandlung über Psychismus bringen:
Über Psychismus ist bereits viel gesagt worden; nichtsdestoweniger wird diese Geißel der Menschheit nicht hinreichend erkannt. Psychismus stumpft jede Bestrebung ab und macht höhere Errungenschaft unmöglich. Die durch Psychismus absorbierte Tätigkeitssphäre eines Menschen ist auf einen Zauberkreis beschränkt, in dem alle das Wachstum des Geistes hemmenden Energien ihren Platz einnehmen. Psychismus umfaßt die Erscheinung der niedersten Energien, und die Feuer der Zentren erlöschen durch diese Ablagerungen. Psychismus bewirkt unvermeidlich eine Zerrüttung des Nervensystems. Zudem versperrt der Abbruch der Lebensfunktionen den Pfad zur Selbstvervollkommnung. Die Schaffenskraft wird gehemmt, und es tritt ein Zustand ein, der den Menschen zu einem Instrument für den Zustrom verschiedener Kräfte macht. Infolge der Erschlaffung des Willens wird die Beherrschung geschwächt und damit die Anziehung verschiedener niederer Wesenheiten vermehrt. Wer sich der Feurigen Welt nähern will, muß diese Kräfte des Bösen bekämpfen. (Feurige Welt, III. Band)
Wir begegneten des öfteren Psychikern, die von ihren astralen Visionen und Besuchern derart entzückt waren, daß sie sie als hohe Errungenschaften ansahen, wodurch sie jeden Ansporn zur Selbstvervollkommnung einbüßten und glaubten, sie wären besonders bevorrechtigte Personen, die das Ziel erreicht haben. Dies ist fürchterlich; in dem Augenblick, wo jemand sich einbildet, alles zu wissen, hört für ihn die Zukunft auf zu bestehen.
Und nun einen weiteren Paragraphen: Von einem Zentrum angezogene feurige Energien können dieses Zentrum in Spannung versetzen, was oft eine erhöhte Tätigkeit dieses einen Zentrums bewirkt. Teileinwirkung von Energien verleiht einem Zentrum die Kraft, sich teilweise zu offenbaren. Diese Spannungen führen zu solchen Teilmanifestationen, die ein Bewußtsein von geringem Unterscheidungsvermögen irreführen. Nicht ohne Grund hat Ur. auf solche durch Spannung eines Zentrums hervorgerufenen Manifestationen als eine zu Psychismus führende Erscheinung hingewiesen. Wahrlich, jedes Öffnen, jede Sättigung und Reizung der Zentren verleiht der feurigen Energie eine starke Strömung. Doch Übereinstimmung des organischen Zustandes mit dem geistigen Erwachen bewirkt unvermeidlich das Öffnen der Zentren in höchster Spannung. Ein teilweiser Druck wird eine Teilerrungenschaft hervorrufen, die sich als sehr gefährlich erweisen kann. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt laßt uns bestrebt sein, die höhere Spannung der feurigen Energien zu erkennen. (Feurige Welt, III. Band)
Die meisten wollen nicht verstehen, daß die höchste Errungenschaft nicht in Psychismus, in astralen Visionen besteht, sondern in der Synthese, in der Entwicklung der Fähigkeiten des einzelnen. Dies wird durch gewissenhafte Pflichterfüllung oder, wie man im Osten sagt, durch Dharma erreicht. Wahrlich, die geoffenbarte Welt wird durch Tätigkeit aufrechterhalten und entwickelt, und allein Tätigkeit läßt neue Energien entstehen. Es wird auch gesagt, daß die Welt durch den Gedanken erschaffen wird oder daß der Gedanke Tat entstehen läßt. Daher verfallen so viele, die annehmen, der Gedanke sei höher als die Tat, der Träumerei, die sie für schöpferische Gedanken halten. Sie vergessen dabei jedoch, daß nur vom feurigen Willen gesättigte Gedanken schöpferisch sein können. Doch solch einen Willen kann man nur durch hartnäckige Übung und durch Anwendung der eigenen als auch der Gedanken anderer im Leben erlangen. Daher muß man sich zunächst das Recht für eine rein geistige Existenz sichern.
Alle Großen Lehrer haben in Ihrem irdischen Leben Ihre Gedanken in die Tat umgesetzt, vor allem zum Aufbau. Nicht einer von Ihnen zog sich zurück ins Einsiedlerleben. Sie alle arbeiteten mit menschlichen Händen und Füßen und bahnten neuen Errungenschaften den Weg. Daher muß man auf Taten bestehen, denn für Luftschlösser gibt es keinen Raum. In der gegenwärtigen Zeit, da die Menschen gegen die ungeheuren Angriffe der finsteren Kräfte ringen, ist dies notwendiger denn je. Und daher ist es wichtig, die Bedeutung der wirksamen und möglichst vollkommenen Erfüllung der irdischen Aufgabe hervorzuheben oder, wie gesagt ist, sein Dharma zu erfüllen. Nur dies führt zum wahren Fortschritt des inneren Menschen. Durch beharrliche Erfüllung seines Dharmas erlangt der Mensch Vervollkommnung, sagt Krishna in der Bhagavad Gita.