Briefe von Helena Roerich,
Band 1, 1929 - 1935 >>
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7. Januar 1931
Wer den Willen des Lehrers herabsetzt oder entstellt, vernichtet sich selbst. Wer seinen Guru herabsetzt, gleicht einem Menschen, der den Ast, auf dem er sitzt, absägt. Je größer unser Lehrer ist, desto größer sind wir selbst, doch dieser einfache Grundsatz wird nicht begriffen. Die ganze Geschichte der Menschheit beweist, daß die großen historischen Gestalten, die wahren Führer und Philosophen, ihren Lehrer, dessen Führung ihnen half, Giganten des Geistes zu werden und große Taten zu vollbringen, achteten.
Das Buch Hierarchie wird bald herausgebracht. Das unabänderliche kosmische Gesetz der Hierarchie wird in der gegenwärtigen Zeit so sehr mißachtet. Doch die Menschheit muß sich dieses Gesetzes wieder bewußt werden. Das Prinzip der Hierarchie ist ein primäres Gesetz und spendet Leben. Deshalb muß unser Bewußtsein dieses Gesetz durchdringen, wenn wir wachsen und unseren Teil zum Allgemeinwohl beitragen wollen.
Das Gesetz der Kette der Hierarchie ist sehr stark und wird durch die Weiße Bruderschaft streng aufrechterhalten. Niemand kann das nächste Kettenglied überspringen, weil dieses Glied durch lange Vorbereitung und tausendjährige Ansammlungen geschaffen wurde. Laßt uns daher das nächste Glied festhalten, damit wir nicht die Verbindung mit der ganzen Kette verlieren.
In der Ergebenheit und Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer liegt so viel Schönheit! In der Lehre wird gesagt, daß die Flamme der Hingabe und Dankbarkeit über allen anderen feurigen Darbringungen steht. Leider sind diese zwei Eigenschaften unter den Bewohnern dieses Planeten besonders selten. Doch gerade der Besitz dieser Eigenschaften trägt in hohem Maße dazu bei, Giganten des Geistes und des Willens zu schaffen. Der mit herrlichen Talenten ausgestattete Geist, dem diese beiden Eigenschaften fehlen, wird eine bestimmte Grenze nicht überschreiten können.
Es ist nützlich, alles hervorzuheben, was in den Büchern der Lehre über das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler steht. Es wird gesagt, daß jede dem Lehrer erwiesene Verehrung das rechte Verstehen der Lehre erkennen läßt. Doch wer die Führung als Last empfindet, kann sich dem Lehrer niemals nähern. Die Lehre ist nicht abstrakt, sondern gibt sehr praktische Anweisungen zur Anwendung im Leben. Laßt uns daher alles in unserem Herzen behalten, was über Hierarchie gesagt wurde, und laßt uns die Reinheit unserer Gedanken beachten, denn die Erhaltung der Reinheit der Gedanken gleicht dem Ozon.
Ich zitiere aus dem Buch Hierarchie:
Gemeine Gedanken wurden mit kriechenden Reptilien verglichen. Nichts ähnelt diesem Abschaum des Bewußtseins mehr. Kann man ruhig in einem Lehnstuhl sitzen, wenn man weiß, daß unter diesem giftige Schlangen und Skorpione herumkriechen? Auf dem Pfad zur Hierarchie muß man sich von diesen Kriechtieren befreien. Vor allem sind Verurteilung und Lästerung gegenüber dem Lehrer nicht wieder gutzumachen. So muß jeder, der die Hierarchie schmäht, daran denken, daß dieser Leichtsinn und Frevel sein Karma für viele Zeitalter beeinträchtigt. Da es nur einen Weg über den Herrn zu dem einen Licht gibt, kann nur äußerste Unwissenheit die Zerstörung dieses einen Pfades zulassen. Man muß das Streben zu dem Höchsten als Essenz des Lebens ansehen und eine ehrerbietige Haltung gegenüber diesem Streben nach Heil einnehmen. Durch Herabsetzung des Hierarchen kann man sich selbst verurteilen und vielen Nahestehenden großen Schaden zufügen. Es wird Zeit, daran zu denken! (§ 57)
Es ist notwendig, den verbindenden Faden, der Wohlergehen und Segen spendet, festzuhalten.
Man kann keinen Erfolg erwarten, wenn die Fundamente verrotten! Natürlich werden Wir tun, was notwendig erscheint, doch es ist wichtig, Leichtsinn und Verrat Einhalt zu gebieten. Verrat äußert sich in vielen Formen, doch sind sie nicht alle gleich? Man muß sich überlegen, wer das Recht besitzt, den bereits vorbestimmten Pfad zu erschweren. So viel Schönes ist uns bestimmt, und die Fristen nahen bereits. Möge der verbindende Faden erstrahlen!
Wenn der Raum durch den Nebel des Nichtverstehens getrübt wird, kann der schöpferische Strahl natürlich sehr schwer durchdringen. Jede Schicht wird entsprechend dem Grad ihres Strebens durchdrungen. Deshalb sind die irdischen Schichten so undurchdringlich. Daher müssen alle Manifestationen des suchenden Geistes in einem straffen Tempo vor sich gehen. Die Suche muß den Geist zu dem Magneten der Hierarchie hinziehen, denn jede Macht hat ihre Entsprechung auf der Erde. So lebensnah muß das Gesetz der Hierarchie angewendet werden. (§ 58)
Man muß auch wissen, daß die dunklen Kräfte versuchen, in die Fundamente einzudringen. Daher sollte man aufmerksam sein und alles mit größter Sorgfalt beobachten. Die finsteren Kräfte können sogar einen Schild des Lehrers benutzen. Nach außen hin werden sie den Namen des Guru preisen, während sie ihn hinterlistig unterminieren. Daher muß man auf der Hut sein und Widerstand leisten. Um einen Sieg zu erringen, ist es notwendig, sich der ganzen Wichtigkeit der Festung bewußt zu werden. Laßt uns daher alle Stellungen verstärken. Dabei muß man lernen, den Namen des Lehrers in Ehren zu halten. Die Macht des Sieges wird nur erlangt, wenn die Fundamente stark sind. Laßt uns daher die Fundamente hüten. Es ist notwendig, den Sieg zu behaupten; deshalb ist Vorsicht so notwendig.
All diese Weisungen betreffen die Erweiterung des Bewußtseins. Seien Sie wachsam; lassen Sie Vorsicht walten, denn der Feind könnte das Haus unter der Maske der Freundschaft betreten! Schließen Sie die Reihen und achten Sie auf Versuche, sie zu trennen. Schmeicheleien und das Entfachen von Ehrgeiz sind die zuverlässigsten Methoden, denn wem gefällt es nicht, Gutes über sich zu hören? Dies ist allen gemeinsam, und alle schwachen Stellen werden von den Finsteren zu ihrem Vorteil benutzt. Indem sie bei unserem Stolz ansetzen, setzen sie unmerklich das Höchste, was wir haben und wofür wir leben, herab. Seien Sie auf der Hut!
* * *
15. Januar 1931
Ich will die Fragen über das Dienen beantworten. Dienst an der Hierarchie des Lichts ist Dienst am Allgemeinwohl. Natürlich erschließt Streben nach Allgemeinwohl die Tore zu höherem Wissen und Dienen. Doch ich möchte, daß Sie die Eigenschaften, die Sie vor allem entwickeln müssen, um auf dem Pfad des Dienens vorwärtszuschreiten, klar erkennen. Viele Leute träumen vom Allgemeinwohl und sind auch bereit, dafür zu arbeiten, solange ihre Gewohnheiten und ihr Wohlbefinden nicht beeinträchtigt werden. Doch wirklicher Dienst am Allgemeinwohl, der zu den Toren der Festung des Lichts führt, erfordert Opfer und die völlige Außerachtlassung alles Persönlichen, also völlige Selbstaufgabe. Wenn sich das Bewußtsein erweitert, wenn alle Gefühle und das Verständnis verfeinert werden, wird das Gesetz des Opfers als die höchste Errungenschaft angenommen. Da gibt es keinen Raum für Selbstmitleid, Angst vor der Zukunft, Gekränktsein und Neid, weil einem mit jedem Atemzug Erhabenheit, Schönheit und die höchste Freude des Dienens bewußt werden.
Der reife Geist, der bewußt den Weg des Dienens wählt, kennt die Freude eines erweiterten Bewußtseins und das feurige Streben zum Höchsten Bewußtsein; er kennt die Freude, den Höchsten Willen zu erfüllen; er kennt die Freude der Entdeckung und der Bestimmung des Lebens. Und zur festgesetzten Stunde wird er die Erhabenheit und Schönheit des letzten Sakraments erfahren.
Nachdem wir mit unserem Herzen die Bedeutung der großen Befreiung und die Krönung des Opfers verstanden haben, wollen wir danach streben, in uns Liebe, Hingabe, Dankbarkeit und Gehorsam der Hierarchie gegenüber zu entwickeln. Wir wollen bereit sein, jede Last auf uns zu nehmen, und daran denken, daß unser Weg um so kürzer wird, je schwerer die Last ist. Der Liebe und der Hingabe entspringen alle anderen Eigenschaften, die unseren Fortschritt fördern. Laßt uns diese wie kostbare Blumen pflegen; und weil diese Blumen des Geistes wachsen und einander nähren, wird die größte Liebe die beste Antwort bringen. Laßt uns deshalb den Großen Lehrer mit dem Feuer der Liebe umgeben. Wir wollen unsere Verehrung für ihn bewahren. Wir wollen ein sehr sorgfältiges und hohes Verstehen der Lehre und der Weisungen zeigen und voll Ehrfurcht mit bebendem Herzen der Schönheit und der Herrlichkeit dieser Schöpferkraft gegenüberstehen. Denken Sie daran, daß jene, die ein höheres Verständnis haben, höher aufsteigen werden.
Und nun will ich aus der Lehre zitieren:
Manche Menschen überschütten den Lehrer mit Alltagssorgen und glauben, am großen Dienen teilzunehmen. Die Lehre und das Dienen setzen vor allem die Erweiterung des Bewußtseins auf der Basis voraus, daß man die Lehre befolgt und den Lehrer verehrt. Wenn man die Unbegrenztheit erforscht, sollte man vor allem die Grenzenlosigkeit von Liebe und Hingabe erkennen. Es ist nicht weise zu sagen, daß die Liebe ausgeströmt und die Hingabe verwelkt sei, weil als Folge die Auflösung des Selbst zu befürchten ist. Man muß die Uneingeschränktheit von Liebe und Hingabe verstehen lernen und damit die ersten Schritte in Richtung Dienen und Yoga bewältigen. Man sollte sich diese Aufgabe zumindest zur persönlichen Entwicklung stellen. Man sollte nur in Richtung des Lehrers voranschreiten; nur dann erhält man Unterstützung. Doch den Lehrer mit Alltagsproblemen zu zermürben wird zu keinem Erfolg führen. Laßt uns die heilige und grenzenlose Liebe und Verehrung dem Lehrer gegenüber aufrechterhalten, als ein Heilmittel der Erneuerung. (Hierarchie, § 59)
Deshalb, meine lieben Freunde, müssen die grobe Vorstellung, das Spotten über heilige Begriffe durch kleine Bewußtseine aus Mangel an Entsprechung sowie die Herabsetzung des Höchsten und Grundlegenden aus unserem Leben völlig verbannt werden, wenn wir den Weg des Dienens beschreiten wollen.
Manche suchen im Leben nach dem Glück, doch nur in der Erfüllung des Willens des Lehrers kann Segen empfangen werden. Es gibt keinen anderen Weg, und man muß mutig nach diesen wundervollen, tiefsinnigen Worten des Lehrers greifen und dauernd an sie denken: In Erfüllung Meines Willens gibst du Mir die Möglichkeit, deinen Willen zu erfüllen. (Hierarchie, § 40) Denn wer sonst, wenn nicht der Lehrer kennt unsere geheimsten Wünsche und Bestrebungen? Wer sonst gibt uns die Möglichkeit, unsere Wünsche zu erkennen, indem wir sie durch die Lehre reinigen und ihnen Form verleihen, indem wir unser Bewußtsein erweitern? Wer würde so närrisch sein, sein eigenes Glück zu vernichten?
Laßt uns innig bestrebt sein, den rettenden Willen zu erfüllen, der uns zum Dienst am Allgemeinwohl führt.
Wenn der Gedanke bestrebt ist, den Höheren Willen zu erfüllen, wird eine direkte Verbindung mit dem Schild des Höheren Willens hergestellt. (Hierarchie, § 61)
Wie kann dieser Schild uns schützen, wenn wir die Weisungen nur teilweise befolgen? Deshalb werden jene Schüler, die bestrebt sind, die Vermächtnisse heilig zu halten und die geringsten Weisungen zu beachten, Schaffenskraft entwickeln und ihr Bewußtsein erweitern.
Aus dem Buch Hierarchie: Kann man den Kosmos verstehen, ohne bestrebt zu sein, in die höheren Sphären einzudringen? Nur diese Reihenfolge gibt allem Streben die Grundlage. Das Immerwährende existiert durch das Gesetz der Folgerichtigkeit weiter. Daher resultiert jede Isolierung im Verlust des Vorherbestimmten. So wird der Gedanke als der Träger des Gesetzes der Folge gezeugt. So bringt das Gesetz des Höheren Willens endlos etwas hervor. (Hierarchie, § 61)
Das Gesetz des Höheren Willens ist der Schöpfer zielführender Taten! Dieses Gesetz durchdringt den Raum, und nur die Erfüllung des Höheren Willens krönt unsere Taten. Kann man sich von den Weisungen des Höheren Willens abwenden, ohne den Sieg zu verlieren? Kann man bessere Wege finden, wenn der Schild des Lehrers durch die Hierarchie garantiert wird? Wer den Willen der Hierarchie ausführt, geht dem Sieg entgegen. Deshalb müssen die Schüler ihr Streben genau einsetzen, um den Höheren Willen zu erfüllen. Nur so werden wir Erfolg haben. Nur auf diese Weise werden wir den Sieg erlangen.
Hingabe an eine Idee, Hingabe an einen Führer bewirken Wunder. Zu allen Zeiten haben die Menschen die Bedeutung der Hingabe erkannt und entsprechend ihrem Bewußtsein verschiedene Methoden angewendet, von der Abnahme eines Eids bis zum Kirchenbann und der Inquisition. Und auch jetzt erheben sich nur die engstirnigen Verräter, voll von Neid und Zweifel, getrieben von der Furcht vor dem außergewöhnlichen Licht, gegen die unüberwindliche Macht der Hierarchie. Wir wollen ihnen sagen: Erbärmliche Toren, ihr fürchtet alles Mächtige und Schöne; ihr fürchtet die Gedanken im Raum und die Schaffenskraft; ihr gehört nicht zu uns. Wir können in euren Höhlen keinen Platz finden, und ihr würdet euch in unseren geräumigen Gemächern nicht wohlfühlen, weil es in unseren Räumen jene modrige Schwüle nicht gibt, die ihr so sehr liebt.
Ich bestätige im Namen des Lehrers, ich bestätige durch meinen Geist, ich bestätige mit meinem Herzen, daß der Ergebenste der Größte sein wird. Wurde nicht gesagt, daß Ananda, der ergebenste Schüler Buddhas, tausendmal größer war als die anderen buddhistischen Archate?
Beschäftigen wir uns mit bestimmten Vorgehensweisen unserer Feinde; wieviel strenger und eindrucksvoller sind diese als viele zaghafte Regeln von sympathisierenden Freunden. Die Feinde lehren uns, wie wir uns zu verteidigen und zu stärken haben, doch Freunde gestehen uns oft unseren größten Sieg nicht zu. Die weisen Römer pflegten zu sagen: Nenne mir deine Feinde, und ich sage dir, wer du bist.
Nehmen Sie mit dem ganzen Herzen diese Ausführungen auf und wenden Sie sie im Alltagsleben eifrig an. Wie eine Nadel von einem Magneten angezogen wird, so möge Sie unersättliches Streben zum großen Magneten hintragen. Den ganzen Sinn, die ganze Freude und Schönheit unserer Existenz birgt dieser Magnet. Vielleicht ist für Sie im Augenblick nicht alles ganz klar, doch wenn der Lehrer es für angebracht hält, will ich es näher erklären.
Vergessen Sie die ständigen Prüfungen im Abstand von drei Jahren nicht. Es ist viel schwieriger, die gleichen Prüfungen wieder zu bestehen, weil die Umgebung sich geändert hat und es schwer ist, die verlorene Zeit aufzuholen sowie den verlorengegangenen Rhythmus zu finden, der, ohne auf die Verspäteten zu warten, weitergeht. Laßt uns deshalb mit unermüdlicher Anspannung arbeiten. Laßt uns unsere Schwingungen verstärken, damit wir die uns zugesandten Strahlen empfangen, die sonst an uns vorbeiziehen.
Die Zeit ist kurz, und man sollte sich so viel Erfahrung aneignen. Die Arbeit geht voran; es wird schwer sein, wenn das Ausmaß der Arbeit über das Bewußtsein der Mitarbeiter hinauswächst. Erweitern Sie Ihr Bewußtsein, indem Sie sich von kleinlichen Gedanken, Gewöhnlichkeit und Mittelmäßigkeit befreien. Ein kleinlicher Gedanke vermag eine ganze Welt zu zerstören, genauso wie ein Riese auf einem Gebirgspfad über einen Grashalm in den Abgrund stürzen kann. Kleinliche Gedanken sind Sklaven eigen. Seid Könige des Geistes und erweitert Euer Denken in planetarem Ausmaß. Denkt daran, daß ein verfeinerter Organismus die Atmosphäre kleinlicher Gedanken nicht verträgt; er droht zu ersticken! Vermeidet deshalb Verurteilungen und sucht in jedem das Beste. Seid Könige des Geistes!
* * *
21. Januar 1931
In dieser schweren Zeit, die wir jetzt erleben, wollen wir uns selbst über die Ursachen dieser Schwierigkeiten Rechenschaft ablegen. Mit voller Offenheit wollen wir die Hauptursache für diese Schwierigkeiten untersuchen. Wir werden sehen, daß die Wurzel dieses Übels weniger in äußeren Umständen liegt als im Mißverstehen der Weisungen, in deren Nichtbeachtung und Ablehnung und besonders in der Uneinigkeit der Mitarbeiter. Einigkeit ist die Grundlage jeder aufbauenden Tätigkeit, aber was zeigt sich?
Kann der Schüler etwas erschaffen, kann er erfolgreich sein, wenn er nicht im Einklang mit den Geboten der Lehre tätig ist? Nein, tausendmal nein! Möge jeder in sich gehen und herausfinden, wie viele Weisungen nicht aufgenommen wurden, wie viele nur teilweise befolgt und wie viele kostbare Ratschläge überhaupt nicht angewendet wurden. Laßt uns ehrlich sein, denn ohne Aufrichtigkeit kann man den Weg nicht beschreiten.
Versucht zu verstehen, meine lieben Freunde, daß jede Zelle unseres Körpers bei der Erfüllung des Höheren Willens vor Freude erbeben sollte, denn nur so können wir lernen und unser Bewußtsein erweitern. Je genauer man ihn erfüllt, umso mehr wird man sich nähern. Stellen Sie sich einen normalen Lehrer und einen ebensolchen Schüler vor. Was würde geschehen, wenn der Schüler gegen alle Erfahrungen und Weisungen des Lehrers Protest erheben und seine eigenen Methoden anwenden würde? Wieviel Energie würde dieser Narr verschwenden, um die Synthese des Lehrers zu erreichen! Durch Übergabe der Synthese aller Erfahrungen an einen Schüler hilft ihm der Lehrer, kostbare Zeit für weitergehenden und schnelleren Fortschritt sowie für individuelle Kreativität zur Verfügung zu haben. Was würde wohl mit der Evolution geschehen, wenn nicht ständig Erfahrungen weitergereicht würden?
Wenn jeder nur durch persönliche Erfahrungen lernen könnte und die Führende Hand zurückweisen würde, hätten wir uns von den Ahnen der Steinzeit nicht weit entfernt! Ihr müßt erkennen, daß die Erfüllung des Willens unseres Lehrers nicht mit Unterordnung unserer Individualität unter einen fremden Willen gleichzusetzen ist, wie oberflächliche Menschen glauben, sondern höchstmögliche Entwicklung unserer Feinfühligkeit und Kreativität bedeutet, weil die Weisungen des Lehrers so viele Arten und Möglichkeiten der Erfüllung beinhalten. Doch normalerweise sieht und erfüllt ein Schüler kaum ein Zehntel davon. Können wir sagen, welche der nicht rechtzeitig erfüllten Weisungen mit den momentanen Schwierigkeiten zu tun hat? Jeder weiß, daß, wenn wir in einem Raum auf einen Gegenstand schlagen, das Echo an einer ganz anderen Stelle und auf einem unerwarteten Gegenstand erschallen kann. Laßt uns daran denken, daß dem allessehenden Auge nichts entgehen kann, daß wir alle laufend Prüfungen unterzogen werden, und daß derjenige, der mehr Talente hat, auch mehr leisten muß. Nur wenn wir uns ein besseres Verstehen der Hierarchie zu eigen machen, wird uns Höheres gegeben werden. Weist die vorbereiteten Möglichkeiten nicht von Euch und zerstört nicht, was Euch gegeben wurde. Werdet Ihr nachher nicht viel Energie für eine zweifelhafte Wiederherstellung aufbringen müssen? In diesem Zusammenhang will ich aus der Lehre zitieren:
Wie lebhaft muß der Schüler die Macht der Aufnahmefähigkeit und die Tatsache begreifen, daß es nur ein Gesetz gibt, das den ganzen Kosmos regiert den Höheren Willen; entlang dieser Linie vollzieht sich die Evolution des Geistes. Dieses Gesetz vereint alle zugehörigen und geoffenbarten Einheiten. Das ständige Streben nach Erfüllung des Höheren Willens führt zur Verfeinerung der Wahrnehmung. Nur dieser Weg bietet die Möglichkeit der entsprechenden Entscheidung im Erkennen und Erfüllen des Höheren Willens. (Hierarchie, § 88)
Auf diese Weise bringt die Höhere Vernunft auf der Erde durch die Macht der Hierarchie etwas hervor. Unsere Schaffenskraft erfordert in ihrem ganzen Umfang die Bestätigung der Hierarchie, in ihrem ganzen Verständnis, in ihrer ganzen Schönheit. Die Offenbarung des Verstehens der Hierarchie erschließt alle Möglichkeiten. Es ist richtig, das Gesetz der Hierarchie als den Gipfel der kosmischen Kreativität zu betrachten; aus ihr strömt Licht, zu ihr streben die Gedanken. So sollte man die besten Bestrebungen zu dem Gipfel der Hierarchie lenken. Nur wenn die höchste Bestätigung bewußt ins Leben integriert wird, kann das Höchste dem Höchsten gegeben werden. (Hierarchie, § 83)
Deshalb bringt jedes Streben, das zur Vereinigung des Schülers mit dem Lehrer führt, die Erkenntnis der höchsten Gesetze mit sich. Der Schüler, der den Lehrer zurückweist, offenbart so seine eigene Unwissenheit, weil er seine eigene Entwicklung hemmt. Jede Kraft, die den Geist nach oben zieht, beschleunigt die Entwicklung. (Hierarchie, § 128)
Ihr wißt bereits, wie angespannt die Zeit ist; und jenen, die von Furcht ergriffen sind, sagt, daß, wenn der Herr im Herzen wohnt, kein Haar vom Haupte fallen wird und für jeden ein Palast für den Körper und den Geist bestimmt ist. Doch haltet euer Herz rein, damit Ich dort eintreten und euch mit einem Panzer umgeben kann. Denkt daran, wenn ihr das, was ihr genommen habt, im Geist an den Herrn zurückgebt, wird Er es euch hundertfach lohnen. Lenkt eure Gedanken zum Herrn und laßt den Herrn in euer Herz eintreten. Ohne den Herrn wird es in dem leeren Herzen eng sein; und wie eine Erbse in einer getrockneten Schafsblase wird Zorn in eurem leeren Herzen toben. Füllt euer Herz so sehr mit dem Herrn, daß kein Feind eindringen kann. Friede sei mit euch! (Hierarchie, § 79)
Unser Weg besteht nicht aus Schlußfolgerungen, die für jeden nachvollziehbar sind. Sie können es bezeugen, denn bis jetzt vollzogen sich die Ereignisse nicht entsprechend der allgemeinen Logik. Beobachten Sie den Lauf der Ereignisse. Durch diese Erfahrung nähern Sie sich dem Vorherbestimmten. Sie werden bemerken, daß die Hand des Lehrers erst im letzten Moment eingreift; denken Sie an diese Regel. Wir sollten lernen, unabhängig zu handeln, aber daran denken, daß der Erfolg nur eintritt, wenn das Herz vom Herrn erfüllt ist. So ein Herz leuchtet wie ein Schwert des Lichts; es lodert, ist hilfreich und spendet Kraft. Deshalb rate ich, alle Kräfte des Geistes einzusetzen, um das Herz mit einem Panzer zu umgeben. Es hat genug Zweifel und Verurteilungen gegeben! Sie müssen die empfangene Weisung als Ergebnis, als unabänderliche Antwort betrachten.
Vieles wurde zurückgewiesen, doch wir sollten nicht zurückblicken. Deshalb ersuche ich Euch, Euer Herz zu prüfen und es mit dem Bildnis des Herrn zu füllen. Der Lehrer hat schon viel kompliziertere Aufgaben als die momentanen Schwierigkeiten gelöst. Erinnern Sie sich, wie Sie vom Lehrer geführt wurden, als Ihr Herz ihm gehörte. In gleicher Weise wird Er alle jene führen, die Seine Weisungen befolgen. Erinnern Sie sich an das persische Märchen von dem Mann mit der langen Nase, der sich seine Nase am kleinsten Stein zerschlug?
Wenn daher das höchste Streben zum Herrn dargeboten wird, sollten die aufgezeigte Bahn und der Brennpunkt gewahrt werden. Deshalb sollten all unsere Pfeiler geschützt werden, da Wolken aufziehen. Der Sieg ist uns vorherbestimmt, doch sollten alle Grundlagen geschützt werden, und das höchste Streben kann alle Möglichkeiten herbeiführen. Die Zeit ist ernst, aber wunderbar. Es ist eine Zeit der Vollendung und des Aufbaus. Es ist eine Zeit der höchsten Spannung und der irdischen Schlacht. Es ist eine Zeit, die ein großes Kapitel schreibt und eine großartige Zukunft aufbaut. Die Feinde toben so sehr, weil das höchste Gesetz ins Leben eintritt. (Hierarchie, § 120)
Möge jeder wie ein Fels sein und im Namen des Guru Verantwortung tragen. Sein Name ist ein Schild des Lichts! Möge jeder aufmerksam die Meinungen der sich nähernden Menschen anhören, doch die geringste Herabsetzung des Guru kennzeichnet den Feind am klarsten. Nur so werden wir lernen, Licht von Finsternis zu unterscheiden.
Die Aura des Guru (bezieht sich auf Prof. Roerich) ist der beste Prüfstein für die Neulinge, und jene, die versuchen, den Guru herabzusetzen, setzen auch die Hierarchie des Lichts herab. Laßt uns daher besonders wachsam und vorsichtig sein, wenn wir jenen begegnen, die herabsetzen und verleumden.
Denkt Tag und Nacht an die große Zeit. Jede Unvorsichtigkeit, jede Leichtfertigkeit, jede Unaufmerksamkeit kann die schwersten Folgen haben. Legt Eure ganze Rüstung an und zeigt die unermüdlichste, die größte Ergebenheit gegenüber den Grundlagen, denn nur in ihnen liegt Eure Rettung in dieser bedrohlichen, aber schönen Schlacht. Denkt an die Worte von N. K. Roerich: Wir müssen auf den wahren Fakten aufbauen; all unsere Worte und Taten müssen klar sein wie Kristall, denn wir stehen im Blickfeld der ganzen Welt.
* * *
13. Mai 1931
Ich fahre fort, über die Hierarchie zu schreiben, da dieser Begriff, der die gesamten Grundlagen des Lebens, die Evolution des Geistes und den ganzen Aufbau umfaßt, noch nicht richtig verstanden wird. Wir müssen uns beeilen, ihn zu verstehen, da wir wenig Zeit haben, weil das schwerste Harmagedon tobt. Nur wenn wir mit unserem ganzen Herzen das große Prinzip der Hierarchie annehmen, können wir unser Bewußtsein erweitern, was für den Erfolg so notwendig ist. Wenn wir täglich in allem, was uns anvertraut ist, die größte Vorsicht walten lassen, werden wir unser Werk siegreich vollenden.
Laßt uns vor allem ehrlich sein und bekennen, daß alle Schwierigkeiten und Fehlschläge durch Mißachtung der gegebenen Weisungen entstehen, durch Vergeßlichkeit, Leichtsinn, Zweifel und Mißgunst. Man kann den Wurm des Zweifels nicht verbergen; sogar ein unerfahrener Beobachter kann ihn wahrnehmen. Laßt uns gegen diesen Parasiten das wirksamste Mittel anwenden, und dieses Mittel ist Dankbarkeit gegenüber dem Großen Lehrer. Manchmal hilft es, sich mit den Millionen hin- und herschwankender Seelen zu vergleichen, die keine Vorstellung vom Morgen haben. Es ist nützlich zurückzuschauen und sich selbst Rechenschaft darüber abzulegen, was man war und was man geworden ist. Es ist hilfreich, unsere Vorstellungskraft einzusetzen und sich zu überlegen, wie sich unser Schicksal ohne die weise und wohlwollende Führung gestaltet hätte. Und schließlich sollte man ständig an das aufbauende Werk betreffend die Kultur der Zukunft denken.
Wenn nach einer solchen ehrlichen und vielseitigen Prüfung unsere Herzen nicht mit Dankbarkeit, Ergebenheit und Liebe gegenüber dem Spender und Führer überfließen, dann sind sie vertrocknet und unser Bewußtsein ist eng geworden. Wenn unser Intellekt für einen Moment die ganze Macht, die ganze Schönheit und Unabänderlichkeit des großen Gesetzes der Hierarchie erfassen könnte, würden unsere niederen Gefühle und Gedanken in einem unbegrenzten Streben hinwegschmelzen, um den Zweck dieses führenden und schöpferischen Prinzips erfüllen zu können. Wir sollten daran denken, daß wir uns durch die Erfüllung der gegebenen Weisungen vor allem selbst helfen. Nie wird eine Weisung erteilt, wenn sie nicht auch angewendet und erfüllt werden kann. Die Unausführbarkeit besteht nur darin, daß unser kleines Bewußtsein nicht dazu bereit ist, daß wir nicht geistesgegenwärtig sind und die Angewohnheit haben, beim ersten Hindernis aufzugeben. Ein weiterer Grund liegt darin, daß wir Wert auf die Meinung von oberflächlichen, rohen und eitlen Menschen legen und Angst haben, weil wir uns fragen: Was werden sie über uns denken? Doch wer wird etwas über uns denken? Es wird Zeit, gegen diese Furcht in jeder Weise anzukämpfen. Es wird Zeit, Eure eigene Macht und Würde zu erkennen. Ein großer Denker sagte einmal:
Wer an der Meinung der Masse interessiert ist, wird sich nie über sie erheben.
Eigendünkel ist mit der Lehre unvereinbar, doch der eigenen Kraft zu vertrauen bedeutet nicht, eingebildet zu sein, und wenn dieses Vertrauen mit aufrichtiger Verehrung der Hierarchie gepaart ist, werden die besten Ergebnisse erzielt. Eigendünkel ist mit Verehrung der Hierarchie unvereinbar, das eine schließt das andere aus. Der Eingebildete wird die Weisungen nie genau befolgen, sondern sie immer entsprechend seinem eigenen Bewußtseinsstand, der durch Selbstsucht beschränkt ist, entstellen. Es ist sehr leicht, sich das Ergebnis verzerrter Weisungen vorzustellen! Werden diese oft nicht gerade die entgegengesetzten Ergebnisse bringen? Man sagt, daß eine verzerrte Weisung einem entgleisten Zug gleicht. Eine halberfüllte Weisung ist wie ein Haus ohne Dach oder wie eine halbe Dosis rettender Medizin, die Schaden oder Tod bringen kann.
Wenn wir diese für die ganze Menschheit bedrohliche Zeit unversehrt überstehen wollen, müssen wir uns in den Grundlagen der Lehre des Lichts bestärken und mit unserer ganzen Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und unserem Gefühlswissen die Lehre ohne Verzögerung im Leben anwenden, denn der Erfolg hängt vor allem von der rechtzeitigen Erfüllung ab. Alle Weisungen des Guru wurden und werden unter dem Aspekt der rechtzeitigen Erfüllung gegeben. Die verspätete Erfüllung einer Weisung kann Zerstörung verursachen oder zumindest sinnlos sein. Das Wissen über die Fristen ist ein wichtiges Wissen, denn in allen Lebensbereichen hängt der Erfolg von der Rechtzeitigkeit und vom Kennen der besten Richtung ab. Ihr, denen beides gegeben ist, müßt diese Schätze behüten!
Jetzt können Sie sehen, wie die ganze Beharrlichkeit von N. K. (Nicholas K. Roerich), seine Ausführungen darüber, wie wichtig es ist, den öffentlichen Charakter unserer kulturellen Institutionen zu erhalten (und nicht nur das persönliche Interesse zu sehen), und sein ganzer Kampf gegen gewöhnliche Titel eine tiefe Bedeutung haben. Und die mangelhafte Umsetzung dieser Dinge brachte und wird noch viele Schwierigkeiten bringen.
Der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem Vertreter der Länder öffentlich die kulturellen Projekte in größerem Rahmen unterstützen werden. Mögen sich alle Frauen und die ganze jüngere Generation zum Schutz der Kultur vor jeder Unterdrückung und Verfolgung erheben; mögen sie diese lebensspendende Flamme mit ihrer ganzen Kraft behüten. Ohne dieses schöpferische Feuer können die Völker nicht leben. Zersetzung findet statt, wo die Kult-Ur ausstirbt. Ich wünschte, daß sich die mächtige Einheit der Frauen Gehör verschafft und dem Geist der Jugend eine neue positive Richtung weist, die wahren Werte aufzeigt und hilft, durch die Integration eines neuen Verständnisses des Lebens und der Arbeit Lebensfreude zu finden. Frauen, Ihr seid an der Reihe, etwas Neues zu sagen!
* * *
Einige Zitate aus dem Buch Hierarchie: Wie viele unnötige Erscheinungen schaffen sich die Menschen selbst! Wie viele überflüssige karmische Schwierigkeiten bereiten sie sich selbst! Und dies alles nur, weil sie die Hierarchie nicht in ihrem Herzen aufnehmen wollen. Alle Bestätigungen können nur dann im Leben verwirklicht werden, wenn das Bewußtsein die Hierarchie akzeptieren kann. Alles Böse in der Welt wird aus der Ablehnung des großen Prinzips der Hierarchie geboren. Jeder Sieg wird nur durch das Prinzip der Hierarchie erfochten. Deshalb muß man sich der geoffenbarten Hierarchie so sicher sein. (Hierarchie, § 276)
Ich möchte noch einige Paragraphen über die Liebe anführen, denn die beiden Begriffe Hierarchie und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden.
Laßt uns auf den Begriff Liebe zurückkommen. In jedem Buch muß diesem fundamentalen Begriff ein besonderer Platz eingeräumt werden; denn unter dem Begriff der Liebe wird so viel Gegenteiliges verstanden. Es wurde aufgezeigt, daß Liebe ein führendes und schöpferisches Prinzip darstellt. Das heißt, daß Liebe bewußt, bestrebt und selbstlos sein muß. Kreativität erfordert diese Bedingungen. Und wenn Liebe durch Kraftlosigkeit, Trennung, Auflösung und Dienst an sich selbst gekennzeichnet ist, kann sie nicht den höchsten Begriff der Menschheit bilden, der den Wert der Heldentat preist. Das bis zum Rand mit Liebe erfüllte Herz wird tatkräftig und tapfer sein und seine Fähigkeiten ausbauen. Ein solches Herz kann ohne Worte beten und sich in Segen baden. Wie sehr bedarf die Menschheit der Erkenntnis des Feuers der Liebe! So ein Feuer gleicht einem purpurnen Stern der höchsten Spannung. (Hierarchie, § 280)
Es ist erforderlich, die fundamentalen Begriffe des Seins ganz genau zu erkennen. Die Liebe zur Heldentat bringen jene auf, die ein flammendes Herz besitzen; doch sie schreckt diejenigen ab, die ihre Schwächen lieben und die zögern, weil sie ihr eigenes illusionäres Ich umarmen. Liebe, die Welten bewegen kann, gleicht nicht der Liebe im Sumpf, wo die Gebeine der unbrauchbaren Überreste vermodern. Über dem Morast der Sümpfe findet man die Irrlichter des Zerfalls, doch das ewige schöpferische Feuer des Herzens irrt nicht umher; über die Stufen der Hierarchie steigt es entflammt zum Höchsten Licht auf. Liebe ist das führende schöpferische Prinzip. Unerträglich ist das Allmächtige Licht, doch die Hierarchie ist die Verbindung zu diesem blendendem Gipfel. Die Hierarchie führt einen erleuchteten Geist bis zu jenem Punkt, an dem man sogar erblinden kann. Liebe ist die Krone des Lichts. (Hierarchie, § 281)
Mit diesen schönen Zeilen will ich meinen Brief beenden. Freunde, füllt Euer Herz mit Liebe! Steht der große Adamant nicht an der Spitze unseres Tempels?
Denken Sie daran und heißen Sie die Hindernisse willkommen! Nur diese Hindernisse werden den wundervollen Plan unseres lichtbringenden Kampfes bestätigen. Kommt der große siegreiche Abschluß nicht immer im letzten Moment? Oft waren wir Zeuge dieses wundervollen Gesetzes. Seien Sie standhaft! Das Recht ist auf Ihrer Seite, und es gab keinen Fall, in dem sich Vorherbestimmtes nicht erfüllt hat, wenn die engsten Mitarbeiter standhaft und ergeben waren. Kämpfen Sie mit Ihrer ganzen Kraft und mit einem freudvollen Geist! Tragen Sie jede Seite der Schwierigkeiten in die Schatzkammer Ihrer Erfahrung ein, denn nur diese Seiten und nichts anderes werden Ihnen die Krone des Sieges einbringen und Ihren Namen in der Kulturgeschichte bestätigen. Die Freude am Kampf ist ein grundlegendes Merkmal des Seins. Kampf verleiht die Macht des Geistes und das herrliche Geschenk der Unsterblichkeit. Überschätzen Sie die Bedeutung der gegenwärtigen Mißerfolge nicht. Versuchen Sie, aus allem zu lernen, und seien Sie bitte bereit, weitere Probleme zu überwinden und Fortschritte zu machen. Es gibt nichts Stärkeres als den menschlichen Willen, wenn er mit konzentrierter Kraft gelenkt und durch Liebe zur Hierarchie des Lichts gestärkt wird. Freuen Sie sich über die Ihnen anvertraute, große Aufgabe! Alles wird kommen, alles ist bereit, doch helfen Sie mit, indem Sie standhaft und der Hierarchie ergeben sind.
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29. Mai 1931
Es wurde gesagt: Es ist notwendig, die Vernunft und Gesinnung eines Königs zu erwerben. Seid Könige des Gedankens und des Geistes. Seid die ergebensten, die eifrigsten Vollstrecker des Willens der Hierarchie. Nehmen Sie jede Weisung mit dem ganzen Herzen auf. Ergebenheit und Treue sind die wichtigsten Eigenschaften; deshalb werden sie heute so wenig geschätzt. Nur auf Treue kann man bauen, doch die Welt geht der Zerstörung entgegen, und deshalb rotten die Zerstörer diese fundamentale und aufbauende Eigenschaft aus. Treue ist jene Eigenschaft, die alles Große ziert; ohne Treue gibt es keine wahre Größe. Laßt uns daher diese schöpferische Kraft in all unseren Gedanken und Taten offenbaren.
Wenn Ergebenheit im Herzen gepflegt wird, ist es nicht schwer, der rechten Richtung zu folgen. Während wir unser Streben fördern, müssen wir auch die für den Erfolg notwendige Wachsamkeit entwickeln. Laßt uns wie eine wachsame Mutter sein, deren Geist alle ihr Kind bedrohenden Gefahren fühlt und vorhersieht. Wer weiß, wie viele Schicksalsschläge durch einen wachsamen Geist abgewendet werden!
In der Zeit der Gefahr und der großen Schlacht wollen wir an den Grundlagen festhalten und Unbesiegbarkeit des Geistes offenbaren. Jetzt ist es an der Zeit für mutige Taten, für breite Aktivität und überzeugende Bestätigungen. Laßt uns unsere Rüstkammer überprüfen, und wir werden sehen, daß sie unerschöpflich ist. Es ist nur erforderlich, für jeden Fall die geeignete Waffe zu wählen. Laßt uns die in unserem Besitz befindlichen Schätze untersuchen. Wir wollen die uns gesandten Perlen nicht entweihen, doch wenn es erforderlich erscheint, unseren Reichtum zu offenbaren, wollen wir dies auf eine kluge Art tun. Lassen wir es nicht zu, daß unsere wertvollsten Schätze geringgeschätzt werden, weil es manche gibt, die ihren wahren Wert nicht erkennen; aber wir sollten auch die kleinsten unter ihnen schätzen, denn der Wert ist nicht immer proportional zur Größe. Um es in allgemeine Worte zu fassen es ist erforderlich, aus allem Nutzen zu ziehen und das Beste zu erreichen, denn diese Fähigkeit bedeutet, seine Kraft ökonomisch einzusetzen, und jeder weise Erbauer sollte sie besitzen. Wahre Wirtschaftlichkeit bedeutet nicht Verzicht auf die Grundlagen, sondern weise Anwendung in der Entsprechung.
Alles wird sich zum Besseren wenden, wenn wir die Lehre ohne Abänderungen im Leben anwenden; wenn wir wahre Zusammenarbeit praktizieren; wenn wir aufhören, mit der einen Hand aufzubauen und mit der anderen zu zerstören; wenn wir verstehen, daß das begonnene Werk niemandem persönlich, sondern dem Allgemeinwohl dient; wenn wir verstehen, daß Nachlässigkeit, Unachtsamkeit und das Durchbrechen der Grundsätze durch einen einzigen Mitarbeiter als Nachlässigkeit aller Mitglieder betrachtet werden sollte erst dann kann man die Bedeutung von Verantwortung verstehen. Der Begriff der Verantwortung hat nichts mit Entfremdung, Willensmangel oder damit zu tun, daß man immer tonangebend sein will. Verantwortung hat mit der Suche nach Gleichgewicht, Zweckmäßigkeit sowie der nur durch eifrige Zusammenarbeit erreichbaren Entsprechung zu tun.
Jeder Mitarbeiter muß die Synthese sämtlicher Tätigkeiten aller Abteilungen vor Augen haben. Das ist nicht so einfach, doch man muß sich darin üben, weil es ohne Synthese unmöglich ist, richtig zu unterscheiden, und das macht es wiederum unmöglich, für jede Abteilung eine richtige Prognose zu stellen. Alle Gesellschaften oder Abteilungen bilden zusammen einen einzigen Organismus, und es ist unser aller Pflicht, für eine ganzheitliche Entwicklung und für sein Wachstum zu sorgen. Natürlich können ein gesunder Geist und ein gesundes Herz Unzulänglichkeiten anderer Organe leicht ausgleichen. Laßt uns daher diesen Grundlagen doppelte Aufmerksamkeit zuwenden!
Wir bedauern, daß in den Berichten zu den besprochenen Problemen kein einziger Vorschlag unterbreitet und keine einzige Meinung geäußert wurde. Es ist kaum anzunehmen, daß auf so einer Bewußtseinsstufe eine einstimmige Entscheidung getroffen wurde. Es wäre daher ratsam, bestimmte Meinungen und Vorschläge in das Protokoll über die Sitzungen aufzunehmen und sie wieder in Betracht zu ziehen, wenn mehr Übereinstimmung erzielt worden ist. Dies könnte für die Geschichte der Institutionen sehr wertvoll sein, und viele Verleumdungen und Unannehmlichkeiten könnten vermieden werden. Wenn Aussagen nicht schriftlich festgehalten werden, können sie infolge Vergeßlichkeit abgeleugnet werden. Beispielsweise wäre es im Augenblick sehr wichtig zu wissen, welche Einwände und Vorschläge zu der Veröffentlichung der Broschüre über das Banner des Friedens gemacht wurden. Wenn geäußerte Meinungen nicht niedergeschrieben werden, können vielleicht die wertvollsten verlorengehen. Die Menschen vergessen so schnell, besonders das, was für sie unangenehm ist . Doch das Wissen, daß unsere Meinung gedruckt werden soll, wird uns alle zwingen, uns zusammenzunehmen und unsere Kraft sinnvoll einzusetzen, denn jeder wünscht wohl, nur das Beste in Druck gehen zu lassen. Die Tatsache, daß kein einziger Gedanke, kein einziger Impuls so vergänglich er auch sein mag verlorengeht, weil er in unserer Aura und im Raum festgehalten ist, beunruhigt uns nicht, denn unser Vorstellungsvermögen ist zu begrenzt und unser Intellekt kann vieles nicht fassen. Wir wollen uns daher mit dieser wichtigen Erkenntnis selbst helfen und alles in einem Bericht niederlegen. Wir werden unser Verständnis ungeheuer erweitern, wenn wir unsere Entscheidungen prüfen und sie mit den Folgen vergleichen.
Ich möchte Ihnen auch meine Gedanken über den Mangel an Vorurteilen und einen Mangel an Prinzipien mitteilen. So traurig es ist, es gibt Menschen, welche die Unvoreingenommenheit eines offenen Bewußtseins mit einem Mangel an Prinzipien verwechseln, obgleich diese beiden Begriffe einander entgegengesetzt sind. Der unvoreingenommene Verstand sucht nach grundlegender Wahrheit und übt daher immer seine Unterscheidungsfähigkeit. Und Unterscheidung ist der erste Schritt zu wahrem Wissen. Und wahres Wissen basiert immer auf strengen Prinzipien, sonst ist es kein wahres Wissen. Ein Prinzip kann in seiner Anwendung im Leben viele Hintergründe haben, doch seine Grundlage wird immer dieselbe sein: die Grundlage der Stichhaltigkeit oder der Wahrheit. Anders ausgedrückt ist ein Prinzip oder ein Gesetz immer zielführend, und wir wissen bereits, daß die kosmische Zweckmäßigkeit ein Grundsatz ist, der zur Schönheit führt. Deshalb müssen sich alle Taten eines unvoreingenommenen Menschen durch Wahrheit und Schönheit auszeichnen.
Ein unvoreingenommener Mensch ist in seinen grundsätzlichen Überzeugungen stark, weil sie auf der führenden Wahrheit beruhen. Ein Mensch der keine Grundsätze hat, hat im allgemeinen keine Überzeugungen, da er sich selbst bewußt und freiwillig der Unterscheidungsfähigkeit beraubt hat, und sein Schicksal gleicht einem Ball, der von zufälligen Schlägen oder Umständen bewegt wird. Heißt es nicht in der Lehre über einen solchen Menschen: Oh Ball des Schicksals! Wohin wirst Du fallen und wo wirst Du abprallen? Das Licht wurde Dir gegeben. Beeile Dich, Ball, es rechtzeitig zu erreichen. Bezähme Deinen üblen, unkontrollierbaren Wirbel. Mögen die Kräfte des Lichts uns vor üblen Strudeln schützen! Möge jeder von uns auf die errichteten Fundamente und Grundsätze bauen, um sie auch nicht durch Kleinigkeiten zu beeinträchtigen. Können wir aber immer jene Kleinigkeiten erkennen, die den Sturz verursachen können?
Ich möchte aus dem Buch Hierarchie zitieren: Manchmal kann man die kompliziertesten Gesetze durch einfachste Apparate demonstrieren. Das Karma-Gesetz ist komplex, doch nehmt die Ruhmkorff-Spule oder eine andere elektrische Spule, und ihr werdet eine anschauliche Vorstellung von Karma erhalten. Der Strom läuft ohne Unterbrechung entlang der Spirale, doch die Schutzwicklung unterliegt allen äußeren Einwirkungen. Außerdem berührt jeder Faden den Faden der vorhergehenden Runde und trägt die Auswirkungen der Vergangenheit mit sich. So verändert jede Stunde unser Karma, denn jede Stunde ruft die entsprechende Vergangenheit wach. So kann man die ganze Reihe der Erscheinungen aus der Vergangenheit berühren.
Doch dieses anschauliche Beispiel zeigt zugleich, wie unverletzlich das Geisteskorn ist; und wenn es den Höhen zustrebt, erhärtet es seine Schale, ohne die Vergangenheit zu fürchten. Karma ist nur für jene bedrohlich, die in Untätigkeit versinken. Doch ein strebender Gedanke befreit sich von der Last der Vergangenheit und strebt wie ein Himmelskörper vorwärts, ohne vom Weg abzuweichen. So kann man auch mit einem schweren Karma Befreiung erlangen. (Hierarchie, § 295)
Laßt uns sehen, wie die Menschen den Dienst an dem Herrn und der Hierarchie verstehen. Wer glaubt, nur durch Gebete aufsteigen zu können, ist vom Dienen weit entfernt. Wer glaubt, im Rahmen seiner Arbeit die beste Leistung für das Wohl der Menschheit zu erbringen, muß den Herrn in sein Herz aufnehmen. Wer seine eigene Bequemlichkeit nicht aufgibt, weiß nicht, wie man der Hierarchie dient. Wer die Weisungen der Hierarchie nicht akzeptiert, versteht nicht zu dienen. Nur wenn das Herz bereit ist, die vom Höchsten Willen gesandten Bestätigungen bewußt aufzunehmen, kann man sagen, daß der Dienst angenommen wurde. Wir sind weder Liebhaber von Beerdigungsriten noch von leeren Anrufungen des Herrn. Wir schätzen das Streben der Schüler im Dienst der Hierarchie. Man kann so leicht beobachten, wie jemand, der den Dienst im Geist nicht angenommen hat, den Herrn und die Hierarchie solange verehrt, wie dies für ihn angenehm ist. Wir sehen jede Anstrengung, die Hierarchie von der Last zu befreien, im Kleinen wie im Großen. Im Rahmen Unserer Schaffenskraft bestätigen Wir nicht durch Worte, sondern durch Taten. Daher bedauern Wir es, wenn Wir Verehrung in Worten wahrnehmen und nicht durch Taten. (Hierarchie, § 295)
Wenn der weise Guru (gemeint ist Prof. Roerich) die ganze Last der irdischen Schlacht trägt, müssen wir versuchen, seine Last zu erleichtern.
Das Streben der Menschen wird immer an ihrem Dienst für das Licht oder die Finsternis gemessen. Danach kann ihre Bestimmung im Leben beurteilt werden. Das schlimmste ist halbherziges Denken und Streben. Die Zerstörer vertrauen immer auf halbherziges Streben. Es gibt nichts Schlimmeres als einen halbherzigen Diener, denn er verbirgt sich hinter der Halbheit. Deshalb ist Uns ein offener Feind des Lichts lieber. Wir lassen die kleinen Würmer, die im Nebel zu den großen Schlachten kriechen, nicht ein. Deshalb muß Halbheit abgelehnt werden. Immer und überall sollte man den Umgang mit halbherzigen Menschen meiden. Wenn ein Schüler Halbheit offenbart, wirft ihn das um Jahrtausende zurück, und deshalb sollte man wissen, wann man das eigene Bewußtsein behaupten muß. Die Diener des Lichts werden Halbheit nicht zulassen. (Hierarchie, § 302)
Am schlimmsten ist es, wenn diese Halbheit jemanden befällt, der behauptet, auf dem richtigen Weg zu sein, weil dann Gedanke und Tat auseinanderklaffen. Daher ist Halbherzigkeit der Feind der Lehre, und wenn Wir diese in bezug auf die Hierarchie wahrnehmen, muß dieser zerstörende Umstand ausgerottet werden. Denn ohne Aufrichtigkeit kann es keinen Aufbau geben. Daher müssen die Schüler verstehen, wie wichtig es ist, aufrichtig bestrebt zu sein. Auf persönliche Bequemlichkeit, Eitelkeit, Selbstmitleid und Selbsttäuschung muß verzichtet werden, und man muß immer daran denken, daß die Hierarchie nicht belastet werden darf. Dies sollten jene bedenken, die das Dienen als ein Sich-Verlassen auf den Herrn und die Hierarchie mißverstehen. (Hierarchie, § 303)
So stehen wir in einer herrlichen und bedrohlichen Zeit, und nur durch die äußerste Anspannung unserer ganzen Kraft können wir siegen. Denkt auf breitester Ebene, besprecht miteinander, wie Ihr das Euch Übergebene am besten verstehen und anwenden könnt! Lernt es, Euch mit Würde dem Unwissenden und dem Zerstörer der Kultur zu widersetzen. Jetzt ist es erforderlich, die Idee des Friedensbanners umzusetzen. Man muß das Banner des Friedens und der Kultur als das wichtigste Symbol ansehen. Ich sehe, daß in ganz naher Zukunft die Liga der Kultur errichtet werden wird, in der sich die besten Vertreter des Denkens, Wissens und der Schaffenskraft sammeln und in der die Frauen ein volles Mitspracherecht besitzen werden; und diese Liga der Kultur wird die untergegangene Liga der Nationen ersetzen. Die Ereignisse in Spanien sollten der Welt wieder einmal beweisen, wie zeitgemäß die Idee des Friedensbanners ist! Neue Ereignisse nahen, und sie werden die Gegner der Kultur zwingen, sich in acht zu nehmen. Doch wird es dann nicht zu spät sein? Es ist notwendig, allen Unwissenden und all jenen, die versuchen, die Kultur zu unterdrücken, die richtige Antwort zu erteilen. Alle Werkzeuge stehen Euch zur Verfügung. Außerdem bestätigt jeder Tag ihre Rechtzeitigkeit.
Heute muß jedes Land über die beste Art der Erhaltung seiner Kulturschätze nachdenken und darf auf keinen Fall versuchen, die Tätigkeiten, die das Volk und das Land bereichern, einzustellen. Diese Aktivitäten lenken die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf die Möglichkeiten der kulturellen Bedeutung Amerikas. Wir wollen uns nichts vormachen Amerika hat bisher nicht zu den sogenannten führenden Kulturstaaten gezählt. Amerika wurde nur vom Standpunkt des Dollars und der technischen Zivilisation aus betrachtet. Die von Ihnen angeführten Worte eines offiziellen Vertreters Amerikas untermauern nur diese These. Würden wir zu solch einem Beamten über das Friedensbanner und die kulturellen Aktivitäten unserer Organisation sprechen, dann würde er sich wohl wundern: Worin liegt der Sinn, sich um so störende und unnötige Dinge zu kümmern? Doch da man sich unbedingt mit Kunst befassen will, warum investiert man seine zweifelsohne breitgefächerten Vorstellungen und seine Kunstkenntnisse nicht in die Organisation eines Spielklubs oder sagen wir in ein Kino. Das wäre verständlich, angenehm und sehr einträglich. Solche Menschen werden die Bedeutung der Kultur nie erfassen. Wie sollen sie dann die historische Bedeutung der Vereinigung der wahren Vertreter der Kultur unter dem Friedensbanner begreifen?
In einem Aufsatz von N. K. findet man eine bemerkenswerte Definition von Kultur. Er sagte: Ein unwissender Mensch muß zuerst einmal zivilisiert werden; dann erzogen. Mit seiner Bildung wächst seine Intelligenz; dann kommt die Verfeinerung und Erkenntnis der Synthese, die durch die Annahme des Gedankens der Kultur gekrönt wird.
Kein einziger beschränkter Spezialist kann, unabhängig von seinen beruflichen Fähigkeiten, als kultureller Führer angesehen werden. Kultur bedeutet Synthese; Kultur versteht und kennt die Grundlagen des Lebens und der Kreativität, weil sie der Kult oder die Verehrung des schöpferischen Feuers, des Lebens, ist. Doch wer hat die Grundlagen des Lebens erkannt?
Doch die neuen Ereignisse nähern sich, und alles wird neu bewertet werden. Das Bewußtsein wächst, und es gibt nichts, was dieses Wachstum aufhalten könnte; diese gigantische Welle überwältigt alles, was ihr in den Weg kommt. In Sicherheit ist man nur in einem Boot, das von der mächtigen Hand eines Steuermanns gelenkt wird, der nicht von dieser Welt ist. Allen, die in dem Boot sitzen, wird geraten, einander nicht zu stoßen, die Sitze nicht zu wechseln, sich nicht hinauszulehnen und nicht zurückzuschauen. Stattdessen sollten sie sich bemühen, den Rhythmus des dahineilenden Bootes zu teilen, das nicht mehr stehenbleiben kann, auch wenn jemand über Bord fällt, denn die Rettung der übrigen Menschen hängt gerade von dieser Eile ab. Laßt uns daher alle Feuer unseres Geistes sammeln und im Bewußtsein das Tempo unserer Arbeit erhöhen; wir wollen uns in Gedanken erheben, damit wir die Herrlichkeit der Ereignisse und das Zeitgemäße erkennen können. Vermeiden Sie Gleichgültigkeit gegenüber Einzelheiten, die Ihnen unbedeutend erscheinen. In dieser Zeit sollte die kleinste Einzelheit beachtet werden, die geringste Tat sollte vorsichtig in Angriff genommen werden. In diesen Tagen der äußersten Spannung käme Leichtsinn einem Verrat gleich. Besonders schwer wird alles, wenn der richtige Augenblick verpaßt wurde.
Beobachten Sie, wie viele wundervolle Dinge sich ereignen! Die Teile des zerbrochenen Mosaiks werden von einer mächtigen Hand gesammelt und zu einem herrlichen Bild zusammengefügt. Die Einzelheiten treten unerwartet deutlich hervor, und ein aufmerksamer Geist wird erkennen, daß in diesem komplizierten Muster die Schichten einer wundervollen neuen Stufe der Evolution hervorgehoben sind.
Meine Freunde spannt Euer Bewußtsein an und schmiedet die Zukunft. Festigt Euch in den schönen und gesetzlichen Grundlagen und lernt, sie zu schützen! Denkt daran, daß nur der Gedanke siegen kann. So solltet Ihr immer die Antwort bereit haben, die Euren Gegner hilflos macht. Wie können wir gewinnen? Nur durch die Macht des Gedankens und die Kraft überzeugender Argumente.
* * *
3. Juni 1931
Ich möchte weitere Zitate aus dem Buch Hierarchie anführen, die ich als sehr zeitgemäß erachte:
Beobachten wir die Arbeit der Finsteren. Es ist notwendig, ihre besonderen Gewohnheiten zu beachten. Sie werden sich nie über einen unbedeutenden Menschen empören; sie wissen, daß die ersten Stufen des Dienens für sie besonders nützlich sind. Ein unbedeutender Mensch ist auch im Falle des Verrats nebensächlich. Gerade Verrat ist die Hauptgrundlage des Unterminierens durch die Finsteren. Um verraten zu können, muß man etwas wissen. Dieses relative, noch nicht durch Hingabe gefestigte Wissen kann man auf den ersten Stufen finden. Man muß wissen, daß Verurteilung auf eine schwankende Ergebenheit wie Feuer wirkt. Es ist traurig, mit welch unmerklichen Abweichungen sich der Schüler selbst in Gleichgültigkeit zu verstricken beginnt, während er viele Worte der Rechtfertigung vorbringt. Wie die Klinge eines Messers verliert das Herz sein Schutznetz. Ohne Scheide verletzt die Klinge den Träger selbst. Doch solche Stachel führen nicht zur Heldentat, sondern erzeugen Gereiztheit. Wenn ein Tag mit Demütigungen des Lehrers erfolgreich vorüberging, warum sollte nicht auch der nächste Tag mit Lästerungen des Höchsten erfüllt sein? Ist jedoch der silberne Faden einmal gerissen, so ist die Klinge der Versteinerung schon unwiderruflich geschärft. (Hierarchie, § 311)
Man muß die Schwankenden beobachten, denn ihre ansteckende Wirkung ist groß. Oft sind sie gerade dabei, in die schwarze Masse zu versinken, doch die von ihnen verbreitete Lästerung trifft viele Unschuldige. Ihr müßt euch selbst gegen Gleichgültigkeit rüsten; sie zersetzt jedes Vorhaben, und welches Feuer kann aus der Kälte der Gleichgültigkeit entstehen? Die Manifestation der Bestätigung des Lehrers ist wie das Gießen von Blumen. Der bewässerte Garten wird nicht verdorren. Wir sind bemüht, das Werk voranzubringen. Wir bestätigen neue Dimensionen. Gleichgültigkeit gegenüber unseren Bestätigungen ist nicht zulässig. (Hierarchie, § 312)
Wenn der Geist mit Streben erfüllt ist, gibt es keine Gleichgültigkeit. Wenn der Geist entflammt ist, gibt es keine Gleichgültigkeit. Diese Eigenschaft macht immun gegen Gleichgültigkeit. Nur wenn der Geist zu Egoismus neigt, ist sein Tod nicht fern. Deshalb sollte man den Geist durch Flammen gegen Gleichgültigkeit schützen, wo sich das durch mangelndes Streben entstandene Übel einnisten will, wo dieses Übel einen Schlag, der seine Wirkungen bringen wird, zufügen will. Es ist sehr schwer, die Wurzeln des Übels, das durch Gleichgültigkeit entsteht, zu entdecken. Nur im endlosen, wachsamen Streben kann man Schutz für den Aufbau finden. Wenn man ein großes Werk aufbaut, muß man verstehen, daß Egotismus und Gleichgültigkeit unzulässig sind. Deshalb fordern Wir, daß der erste Gedanke dem Lehrer gewidmet wird. Kann man Fortschritte machen, wenn der Schüler sich selbst auf den ersten Platz stellt? Legten Wir nicht allem die Schönheit zugrunde? Deshalb muß jeder Gedanke als Grundlage einer großen Struktur geschätzt werden. Die Zukunft ist groß. (Hierarchie, § 313)
Unter den Arten des Mutes ist der überzeugendste der Mut des flammenden Herzens, wenn der Krieger in voller Entschlossenheit, im vollen Bewußtsein der Heldentat nur den Weg des Fortschritts kennt. Mit diesem Mut ist nur der äußerste Grad des Mutes aus der Verzweiflung vergleichbar. Mit der gleichen Eile, mit der der Mut eines flammenden Herzens die Zukunft bewältigt, flieht Verzweiflung vor der Vergangenheit. Wo der Mut eines flammenden Herzens fehlt, möge es den Mut der Verzweiflung geben. Nur so kann der Krieger siegen, wenn der Angriff gewaltig ist. Alle anderen Arten von Mut sind bedeutungslos, weil sich in ihnen Halbheit verbirgt. Diese an Feigheit und Verrat grenzende Eigenschaft muß vermieden werden. (Hierarchie, § 314)
So möge jeder sich mit dem Mut rüsten, der seinem Geist nahesteht. Glücklich ist, wer die Tapferkeit eines flammenden Herzens besitzt! Ihm fällt alles leicht, und freudvoll ist die Schlacht unter der Führung der Hierarchie des Lichts. Er wird die ihm anvertrauten Waffen heilig halten und an alle Gebote und Weisungen denken, weil alles in seinem flammenden Herzen enthalten ist und nicht in toter Schrift. Es wird nicht notwendig sein, ihn an die gleichen Vorschläge zu erinnern und auf die an der Wand hängenden, vergessenen Schilde hinzuweisen. Sein Herz wird eine unerschöpfliche Quelle der Kraft sein. Sein Bewußtsein wird nicht geteilt sein, weil das Ziel der Heldentat vor ihm erstrahlt, und all seine Gedanken und Bestrebungen werden wie Stahlpfeile fliegen, den Befehlen der Hierarchie des Lichts gehorchend.
Es wird Zeit, das Bewußtsein zu läutern und alte Gewohnheiten abzulegen, weil die Zeit nicht stehenbleibt. Es wird schrecklich sein, wenn die Ereignisse uns überfordern. Ich bitte Sie, die alten Mißverständnisse zu vergessen und nur daran zu denken, wie das gemeinsame Werk gefördert werden kann. Jeder muß einen maximalen Beitrag leisten. Lernen wir die kleinen Stiche verletzter Eigenliebe zu übersehen. Wir müssen erkennen, warum uns die von einigen Mitarbeitern verursachten kleinen Komplikationen nicht kränken sollten. Wer Kleinlichkeit mit einem Lächeln begegnet, wird siegen. Und verachtenswert ist, wer seinem Mitarbeiter Steine vor die Füße wirft! Er wird dem Blick des Herrn nicht entfliehen können! Es heißt: Diese Steine werden für ihn zu einem Berg anwachsen.
* * *
Sie fragen, wie Sie jene anleiten sollen, die den Wunsch äußern, die Bücher der Lehre zu studieren. Vor allem ist es notwendig, die Persönlichkeit solcher Menschen kennenzulernen, ihre Lebensumstände, ihren Beruf, ihre Fähigkeiten etc. Auf jeden Fall können Rat und Führung nur individuell gesehen werden. Es ist ratsam, sie zu fragen, in welchem Maß die Ideen der Lehre ihren Alltag beeinflussen, in welchem Maß sich ihr Leben geändert hat. Aber am besten ist es, ihre Lebensweise selbst zu beobachten. Wenn die Lehre für sie nicht mehr ist als eine angenehme Anregung, die sie ablenkt, ist es besser, sich um solche Leute nicht zu bemühen. Sie sollten die Lehre und vielleicht mit einem besseren Resultat alleine studieren. Was das Interesse an den höheren Welten betrifft, ist es nicht ratsam, über Details des Lebens in den höheren Welten zu Menschen zu sprechen, die nicht einmal ihre Verantwortung auf der Erde erkennen dies wäre mehr als leichtsinnig. Natürlich wird in den Büchern der Lehre oft darauf hingewiesen, daß die Menschen sich des Lebens in den höheren Welten und ihrer Verbindung mit dem Kosmos bewußt werden müssen. Laßt daher jeden auf seine Art diese Bereiche erkennen. Doch der Wunsch, mehr zu wissen als in den Büchern der Lehre steht, und die Unfähigkeit, das Recht auf so ein Privileg zu untermauern, zeugen von Leichtfertigkeit und schädlicher Neugierde. Es ist notwendig, besonders auf jene Menschen zu achten, die von An-fang an nach besonderem, für andere nicht zugänglichem Wissen verlangen. Gewöhnlich sind das Leute, welche die Lehre im Leben nicht anwenden.
Eine charakteristische Frage mancher Menschen, die ein Buch der Lehre gelesen haben, lautet: Ist es möglich zu erfahren, welche die sieben Bestandteile der erwähnten Emulsion sind? Oder: Handelt es sich bei dem erwähnten Präparat L. nicht um Salze der Zitrone? Oder: Könnte der Rhythmus von Mahavan und Chotavan sowie die Formel der psychischen Energie könnte mir dies nicht alles zugesandt werden? Doch sie verlieren kein Wort über die wahren Grundlagen der Lehre. Es ist erstaunlich, daß solche Fragen von sogenannten intelligenten Menschen gestellt werden! Diese Menschen lesen die Bücher, ohne deren Inhalt zu begreifen. Oft erinnern solche Menschen an junge Spatzen. Sie picken nach dem ersten Korn, das sie erblicken, doch sobald sie ein anderes bemerken, verschmähen sie das erste. Dann fliegen sie zu dem dritten, und so weiter. Im Ergebnis verlieren sie, anstatt zu gewinnen.
Deshalb sollten die Leute, die sich der Lehre nähern wollen, gründlich prüfen, in welchem Maße sie durch die Auseinandersetzung mit der Lehre ihre Gewohnheiten geändert haben. Wie steht es mit ihren Vorurteilen? Haben sie ihr Leben geändert oder nur ihre Worte? Sie sollen sich selbst oder dem erwählten Guru ihre Gedanken gestehen. Es gibt zu viele Papageien, warum sollte man sie noch vermehren? Oft bringen Papageien ihre Besitzer in peinliche Situationen. Sie bringen Lästerungen hervor anstelle von Anerkennung oder umgekehrt.
Es ist wichtig, seine schlechtesten Gewohnheiten zu erkennen und augenblicklich zu beginnen, sie auszumerzen. Die Schüler sollten täglich in ihren Tagebüchern festhalten, was in dieser Beziehung erreicht wurde. Mögen sie vorerst mit einer Gewohnheit ringen, denn es ist nicht leicht, sich zu ändern. Sehr sinnvoll ist es, die Qualität des Denkens zu beachten und keine boshaften, kleinlichen oder überhaupt unbedeutende Gedanken zuzulassen. Die Läuterung des Bewußtseins ist der erste Schritt. Nachher unterweisen wir den Schüler im Denken: wie man in eine Richtung denkt, ohne auch nur für einen Moment abgelenkt zu werden. Es ist wunderbar, wenn man sich auf das Bild des Lehrers konzentrieren kann.
Ich sende Ihnen meine besten Wünsche. Möge Ihr Bewußtsein wachsen und sich erweitern! Welche Freude gibt es in der Einigkeit solcher Bewußtseine! Es gibt kein Hindernis, das diese Macht nicht überwinden könnte.
Ich wollte diesen Brief beenden, doch ich denke, daß es nützlich wäre, einige Paragraphen aus der Lehre zu zitieren, da sie sehr passend sind:
Die Neugestaltung der Welt verstärkt alle Kräfte des Kosmos. Wenn die Menschheit verstehen würde, daß jede Neugestaltung das Streben des Geistes erfordert, wäre es leicht, die Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Doch die Völker denken nicht darüber nach, was sie in die Waagschale legen und wie das Gleichgewicht erlangt werden kann. Das Chaos der Gedanken ist für die Menschheit so negativ, und die hin- und hergeworfenen Völker sinken in die Tiefen, ohne Maßnahmen zur geistigen Veränderung zu ergreifen. Deshalb ist es an der Zeit zu erwägen, ob man dem suchenden Geist eine Antwort gibt. Wenn die kosmischen Störungen eine starke Spannung erfordern, muß die Menschheit wissen, wo sie nach dem Zentrum der Rettung suchen soll. Daher wird die Suche nach einem geistigen Zentrum unvermeidlich zur Hierarchie führen. Die Menschheit hat die notwendige Formel der Rettung verloren. Der Rettungsanker ist der Brennpunkt der Hierarchie. Nur bewußtes Streben und die Bestätigung der Hierarchie werden Rettung bringen. Ja, ja, ja! Deshalb gaben Wir die Grundlagen für die Taten und Arbeiten, die auf Schönheit basieren. (Hierarchie, § 315)
Man muß volles Verständnis für alle Gedanken und Schätze der Schönheit offenbaren. Es ist auch notwendig, die Feuer der Zentren zu verstehen. Nur so können wir den Sieg erringen. Natürlich wollen uns die finsteren Kräfte verletzen. Es ist notwendig, sie zu beobachten; ihre Furcht ist groß. Laßt uns die Grundlagen behüten.
Die Schüler auf dem Weg des Dienens müssen das beste Streben ihres Geistes und Bewußtseins aufwenden. Wenn man etwas schaffen will, sollte man verstehen, daß nur die Anwendung der besten Offenbarungen entsprechende Ergebnisse bringt. Wir erwarten keine guten Ergebnisse, wenn der Geist nicht sein bestes Streben aufwendet! Oft wundern sich die Menschen, warum ihre Unternehmungen erfolglos verlaufen. Fragen wir sie, ob sie ihr Bestes gegeben haben. Haben sie sich nicht selbst durch Oberflächlichkeit, Unbeweglichkeit, Nachlässigkeit und Mangel an Hingebung zur Hierarchie gestört? Man muß die Entsprechung von Ursache und Wirkung erwarten. Man muß verstehen, daß jede unbedachte Tat, jede nicht zielgerechte Handlung viele unnötige und schädliche Folgen bringen kann. So müssen die Schüler auf dem Pfad ihre besten Bestrebungen und Hingabe zur Hierarchie entfalten. (Hierarchie, § 317)
Man muß vor allem sich selbst gegenüber wachsam sein und unermüdlich die Schaffenskraft beachten, welche die Heilige Hierarchie umgibt. Nur wenn sich Schüler diese Eigenschaft erarbeiten, kann man hoffen, daß sich der gewünschte Erfolg einstellt. Deshalb sollte man gegenüber allem, was um den Brennpunkt herum vor sich geht, äußerste Gewissenhaftigkeit und Wachsamkeit offenbaren. Jeder unbemerkte Fehler wird seine eigene Blüte treiben. (Hierarchie, § 318)
Man fragt, warum Wir mit der Zerstörung der Feinde so oft zögern. Es gibt viele Gründe. Wir wollen zwei nennen: Erstens sind es karmische Bindungen. Man kann einem Nahestehenden durch einen Schlag auf an ihn karmisch gebundene Feinde leicht Schaden zufügen. Man kann dies mit einem sehr heiklen chirurgischen Eingriff vergleichen, bei dem ein Chirurg ein krankes Glied deshalb nicht entfernt, weil dadurch eine Hauptarterie gefährdet wäre. Durch die karmischen Bindungen sind die wechselseitigen Beziehungen ungewöhnlich komplex. Lieber sondern wir den gefährlichen Reisegefährten ab, als die ganze Karawane aufzuhalten. Der zweite Grund ist, daß Feinde sich als Quelle der Energieanspannung erweisen. Nichts kann die Energie so sehr vermehren wie ein Gegenangriff. Warum sollten wir deshalb künstliche Hindernisse schaffen, wenn die Finsteren mit ihren ganzen Kräften dafür sorgen, unsere Energie zu vermehren? (Hierarchie, § 319)
Es ist notwendig, die ganze Bedeutung des Kampfes der Welt zu verstehen, wenn anstatt der Giftgase die Projektile der psychischen Energie umherfliegen. Es ist notwendig, ungewöhnliche Ereignisse zu beachten. Der Gedanke der Kultur wird überleben, und Sie haben recht, wenn Sie an die Weltherrschaft der Kultur glauben
Meine Freunde, bitte erkennen Sie, auf welch festem Boden Sie stehen, wenn Sie alle Errungenschaften der Kultur verteidigen. Seien Sie guter Stimmung und finden Sie die notwendigen feurigen Worte! Vergessen Sie nicht, daß nur Begeisterung, Glaube und eifriges Streben den Geist der von Ihnen angesprochenen Menschen erwecken und entflammen kann. Entzünden Sie das schöpferische Feuer in Ihrem Herzen. Ich sende Ihnen einen Befehl: Greift an, als ob Euch Feuer verfolgen würde.
Denken Sie daran, wie Tamerlan der Große einen seiner mächtigsten Siege errang! Er setzte die Steppe hinter seinen Armeen in Brand. Vom Feuer verfolgt stürmten die Armeen vorwärts und schlugen den ihnen an Stärke überlegenen Feind. Verstehen Sie die Größe dieser furchtbaren Zeit. Erkennen Sie, daß hinter Ihnen alles in Brand steht und die einzige Rettung vor Ihnen liegt. Streben Sie vorwärts und halten Sie sich an dem Ihnen anvertrauten Banner fest.
Wir möchten in Ihren Briefen den Aufstand Ihres Geistes erkennen und Ihren Eifer. Suchen Sie nach feurigen Mitarbeitern, welche die Bedeutung der Kultur begreifen. Erkennen, doch verwerfen Sie alles Tote und Unwissende, und heißen Sie den Kampf immer willkommen. Sie können Ihre Möglichkeiten nur durch Kämpfen vermehren.
Sie sollten voll Kraft über Ihre internationalen kulturellen Tätigkeiten sprechen können! Der Pakt zur Verteidigung der Kulturschätze und das Interesse, das er in den kulturellen Kreisen der Welt geweckt hat Sie haben viele Briefe erhalten, die dieses Interesse bestätigen das allein gibt Ihnen das Recht, Aufmerksamkeit und Förderung Ihrer Anstrengungen, das Niveau des kulturellen Standards Ihres Landes zu heben, zu verlangen. Weisen Sie darauf hin, daß die Namen derer, die helfen, menschenfreundliche und kulturelle Ideen zu entwickeln, in die Geschichte eingehen. Erwähnen Sie, daß der weltweite Widerhall auf den Aufruf, einen Pakt zur Verteidigung der Kulturschätze zu unterstützen, beweist, daß das Bewußtsein der ganzen Menschheit erwacht ist und sie danach verlangt, die Schätze der menschlichen Kreativität zu verteidigen. Daher sollte jede Regierung, die im Einklang mit der Evolution voranschreitet, diese kosmischen Forderungen vernehmen und die Errungenschaften der Kultur schützen. Der Raum ist erfüllt von diesen Forderungen. Es ist unbedingt notwendig, gegen die herannahenden Ereignisse, die durch Erschütterungen der finsteren Kräfte hervorgerufen werden, anzukämpfen. Es werden noch einige Jahre vergehen und vieles wird geschehen, was nicht mehr gutzumachen sein wird.
Sammeln Sie alle Tatsachen, sehen Sie das Ihnen zur Verfügung stehende Material durch und bestätigen Sie sich Ihre Unbesiegbarkeit. Sie sind Vertreter der Neuen Epoche, der Epoche der umfassenden Zusammenarbeit und der Verkündigung der Vorherrschaft der Kultur.
Die Zeichen sind viel gefährlicher, als die Leute glauben. Unterirdische Feuer brechen durch, und viele Dinge werden wie Stroh in Flammen aufgehen. Nur die Blinden erkennen nicht, auf welchem Vulkan sie wohnen!
* * *
11. Juni 1931
Der Aufruf zur Schlacht und der Befehl zu einem Angriff, als würde das Feuer hinter Ihnen toben, hat Sie bereits erreicht. Wir bitten Sie, die Befolgung dieses Befehls nicht hinauszuschieben, da es wirklich Feuer hinter Ihnen gibt, und jeder falsche Schritt, jede Verzögerung kann Sie verbrennen. Schreiten Sie voran, ohne zurückzublicken, denn man muß soviel wie möglich vor der Zerstörung retten. Möge man in Amerika verstehen, daß die Krise im Land selbst nichts anderes ist als ein Schlachtfeld. Es gibt keine bessere Möglichkeit! Die Lehre besagt, daß der menschliche Geist nie erwachen wird, solange er in glücklichen und bequemen Häfen weilt. Deshalb sind geistiger Aufstieg und die Erkenntnis der wahren Werte nur in den Tagen der Erschütterung zu erwarten. Die bedrohliche Zeit wird viele zwingen, einen Ausweg und Rettung zu suchen. Versuchen Sie, Ihr Bestes zu geben, und verbinden Sie sich ohne Verzögerung mit dem großen Brennpunkt! Möge sich niemand durch die scheinbare Ruhe täuschen lassen, denn sie ist trügerisch diese Ruhe kann gefährlicher sein als ein Sturm.
Kämpfen Sie mit Ihrer ganzen Kraft! Bestehen Sie auf Ihren Rechten im Namen des Großen Allgemeinwohls, im Namen der Kultur! Halbheit ist immer schädlich. Suchen Sie den umfassenden Sieg und völlige Befreiung, so daß Ihre ganze Kraft auf die Erweiterung der Kultur Ihres Landes gerichtet ist. Aktivität ist heute notwendig, Aktivität auf breitester Basis. Fürchten Sie die erhöhte Zahl Ihrer Komitees und die vermehrte Arbeit nicht; Ihre Arbeit ist schön und Ihre Taten entsprechen dem Gesetz wie all Ihre Absichten. Sie sollten so großräumig wie möglich aussäen, denn Sie können nie sagen, woher die größte Ernte kommen wird. Die Glocken aller Länder sind erforderlich, und ihr Erklingen ergibt eine Symphonie. In der Zeit des beginnenden Niedergangs und der Zerstörung werden wir aufbauen und etwas schaffen; wir werden alle kulturellen Errungenschaften schützen und die Grundlagen des Seins bestätigen.
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17. Juni 1931
Wir sind besonders glücklich über Ihren Mut und Ihre Kühnheit, über Ihr Vorwärtsstreben und Ihre Pläne für die Zukunft. Nur wer geistig bestrebt ist, kann den Abgrund überqueren in der Tat einen Abgrund, denn sind wir nicht Zeuge, wie sich so viele selbst zerstören? Allein das Requiem der amerikanischen Banken ist äußerst bezeichnend. Der ungesunde, aufgeblähte, unausgeglichene Wohlstand des Landes kann sich nicht lange halten. Das verborgene Geschwür muß aufbrechen, und wehe jenen, die es versäumen, dem Übel durch Verbesserung der geistigen Gesundheit der ganzen Bevölkerung rechtzeitig Einhalt zu gebieten!
Wie blind sind jene, die glauben, daß sie durch Rückzug, durch Mißbrauch des Kelches der Welt bestehen und gedeihen können! Die Strafe naht und wird unvermeidlich über sie hereinbrechen. Fürchterlich wird diese Strafe in ihrer kosmischen Entsprechung und Gerechtigkeit sein, denn man kann nicht den wichtigsten Teil des planetaren Organismus plündern, ohne sich selbst zu vernichten. Deshalb richten Sie, scharfsichtig wie ein Falke, den Blick weit nach vorn. Verfolgen Sie die Ereignisse und sehen Sie die Zukunft voraus.
Die künftige Liga der Kultur wird ihre Autorität offenbaren und das Gleichgewicht in dieser Welt festigen; doch jetzt ist es noch zu früh, um darüber zu sprechen. Obwohl diese Liga bereits im Unsichtbaren besteht, sollte vorerst das Banner des Friedens unterstützt werden. Die Leute müssen von der Bedeutung des Wertes geistiger Schöpferkraft erfüllt sein und jede derartige Manifestation achten. Die Träger des geistigen Feuers werden die wahren Schätze ihres Landes sein. Mögen vor allem die Frauen die ganze Bedeutung des Banners des Friedens und der Kultur erkennen und in kraftvoller Einigkeit nicht nur theoretisch, sondern praktisch die Steine für den Bau der Neuen Welt herbeitragen. Berge bestehen aus Steinen. Laßt uns auch den kleinsten Stein nicht verschmähen!
Wieder muß ich Ihnen schreiben und Sie bitten, allem, was über Verantwortung gesagt wurde, doppelte Aufmerksamkeit zu schenken. Wir freuen uns auf die Zeit, in der dieser Begriff vom menschlichen Bewußtsein richtig erfaßt und dann das wahre, erfolgreiche und schöpferische Werk beginnen wird.
Ich habe schon oft geschrieben, daß Verantwortung nur von jenen richtig verstanden wird, die in ihrem täglichen Leben die beste Zusammenarbeit verwirklichen. Jeder, der für eine bestimmte Abteilung verantwortlich ist, trägt die persönliche Verantwortung für schöpferische Erfüllung. Doch jeder Direktor muß verstehen, daß er nur ein Mitglied einer umfassenden Organisation ist und mit den anderen Mitgliedern harmonisch zusammenarbeiten muß, um das normale Wachstum der Organisation nicht zu stören und damit seine eigene Kapazität nicht zu beeinträchtigen. Jeder muß mit seiner ganzen Aufmerksamkeit die allgemeine Entwicklung sicherstellen. Natürlich ist es lächerlich, wenn sieben Leute einen Stuhl tragen, wie N. K. sagte. Doch man muß miteinander besprechen, wo der Stuhl hingestellt werden soll; denn nur durch allgemeine Übereinstimmung wird er so hingestellt werden, daß sich keiner der Mitarbeiter an ihm die Nase zerschlägt.
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Zeit, Zeit, Zeit! Bis wir die Bedeutung der Zeit nicht genau erkannt haben, werden viele Möglichkeiten verstreichen. Wie können wir eine erfolgreiche Zukunft aufbauen, wenn wir nachlässig und immer zu langsam sind? Wir müssen dem kosmischen Rhythmus folgen, der presto prestissimo anzeigt. Überlassen wir alle Moderati, Diminuendi und Morendi unseren Feinden. Es gibt keine größere Zeit in unserer Geschichtsepoche!
Warum schweigen die Gesellschaften aus Südamerika? Ich hoffe, ich werde in diesem Fall kein Prophet sein, wie im Fall des Präsidenten von Peru! Man kann ein sehr redegewandter und erfolgreicher Vortragender sein, doch nur der Magnet des Geistes kann gute Ergebnisse gewährleisten. Doch der geistige Magnet kann sich nur bei aufrichtiger Bestrebung und vollständiger Selbstaufopferung entwickeln. Die Fruchtbarkeit jeder Tat geht vom Magneten des Herzens aus.
Es ist auch notwendig, der Presse gegenüber eine sehr vorsichtige, aufmerksame und kultivierte Haltung einzunehmen. Viele von unseren Feinden verfaßte Artikel, die Sie noch erschrecken, erfreuen uns, weil sie bei den Lesern Interesse wecken und uns gleichzeitig nicht wirklich herabsetzen können. Schrecklich ist die farblose und genaue (ihrem Bewußtsein entsprechende) Übermittlung von Tatsachen durch sogenannte freundliche Menschen. Doch die Verzerrung von Tatsachen durch Feinde ist immer verblüffend und dient uns sehr. Jetzt ist die Zeit der Heißen und Kalten alle Lauen werden ausgestoßen.
Empören Sie sich mit Ihrem ganzen Geist; seien Sie mutig; seien Sie sich der großen Zeit bewußt und dessen, was Sie besitzen!
Erkennen Sie Ihre persönliche Bedeutung ohne Eigendünkel, Hochmut und Überheblichkeit. Der Hochmut der Unabhängigkeit entfernt uns von der segensreichen Suche und somit vom weiteren Fortschritt. Ohne Suche kann man den Strahl der Hierarchie weder finden noch ihm begegnen oder ihn aufnehmen.
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Ich hoffe sehr, daß Sie den heranwachsenden Krieger nicht verziehen! Lehren Sie ihn, beflissen, aufmerksam und ausdauernd zu sein. Entwickeln Sie in ihm den Sinn für Zusammenarbeit, das Gefühl der Hilfsbereitschaft und des Mitleids gegenüber Tieren und Notleidenden. Lehren Sie ihn von frühestem Alter an zu helfen. Kinder sind so glücklich darüber, wenn Erwachsene sie um Hilfe bitten. Sie können die Gelegenheiten für diese Hilfe herbeiführen. Sie müssen ihn lehren, folgsam und höflich gegenüber Erwachsenen zu sein. Lehren Sie ihn, an andere Menschen zu denken und darüber glücklich zu sein, wenn er sie trösten kann. Am schrecklichsten ist es, in einem Kind Selbstsucht und Geiz zu züchten, da diese Laster in ihm das Wachsen des Geistes beschränken. Es gibt nichts Schrecklicheres als eine egotistische und gemeine Person. Kein Wunder, daß in der Literatur aller Völker diese schrecklichen Laster der Menschheit in unsterblichen Bildern verewigt wurden. Die schlechten Eigenschaften haben den gegenwärtigen Niedergang der Menschheit gebracht und werden zu einer schrecklichen Katastrophe führen. Sterilität in der Kreativität ist das Ergebnis von Egotismus. Laßt uns sehen, was die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK sagt: Individualität und Egoismus sind wie Geburt und Tod. Das Entstehen der Individualität zeigt den Aufbau einer Neuen Welt, während Egotismus sich in den toten Vulkanen des Mondes spiegeln kann. Doch Egotismus tötet nicht nur den Betroffenen ab, sondern schädigt die Umgebung durch Unfruchtbarkeit, wogegen Individualität in allen angrenzenden Lagern Feuer entzündet. Zusammenarbeit ist die Krone der Individualität, doch die Geißel des Egotismus ist wie der Stachel eines Skorpions. Kann man auf Egotismus bauen? Nicht mehr als auf eine Schlange! Doch wahre Individualität beinhaltet die Grundlage der universellen Gerechtigkeit. Wir müssen Individualitäten sammeln, da ein neuer Diamant geschliffen werden muß, doch der Egotist muß viele Inkarnationen auf sich nehmen. Dieses Gesetz kann natürlich durch das Feuer des Herzens durchbrochen werden. Deshalb kann man dem Egotisten nur raten, sich durch die Nähe eines feurigen Herzens zu entzünden. (Hierarchie, § 342)
Nicht ohne Grund entzünden Wir die Leuchttürme eines feurigen Herzens als Stätte der Zuflucht für den Wanderer. Ein feuriges Herz hat es nicht leicht, doch es opfert sich für seine Nachbarn, was genau dem Gebot des Segens entspricht. Doch Freude ist eine besondere Art der Weisheit. (Hierarchie, § 343)
Laßt uns über alle Schwierigkeiten, die Schuld und all den Verrat hinwegstreben. Das erweiterte Bewußtsein wird uns dabei helfen; deshalb richten wir es dorthin, wo bald das Große Licht entzündet werden wird. Die Waage befindet sich in den Händen des Höheren Willens, und was kümmert uns die Zwietracht, die sich in Blindheit gegen uns richtet? Die Gerechtigkeit des Raums kann nicht umgangen werden. Die ganze Geschichte der Menschheit beweist das. Was blieb von denen übrig, die sich über die großen Arbeiter für das Wohl der Menschheit gestellt haben? Ihre Namen sind völlig in Vergessenheit geraten und wurden mit stiller Verachtung bestraft.
Ich möchte einige bemerkenswerte Zeilen anführen: In maßlosem Leid und Entbehrungen, in Hunger, Blut und Schweiß nahm Rußland die Last auf sich, die Wahrheit für alle zu suchen. Rußland sucht und kämpft, Rußland sucht das Reich des Lichts
Das Pathos der Geschichte übersieht jene, die mit ihrem beschränkten Wissen über die Wahrheit zufrieden sind und die eingebildet und selbstgefällig sind. Die feurige Begeisterung kommt nicht zu den beati possedentes, sondern zu denen, deren Geist angespannt ist. Die Schwingen der Engel bringen das Wasser der Quelle in Bewegung.
Es scheint, als gäbe es in der Welt keine Veränderungen außer jener, daß es in der bequemen zivilisierten Welt kein Rußland mehr gibt. Und durch sein Nichtvorhandensein gibt es eine Veränderung, da in dieser besonderen Nichtexistenz Rußland in einer gewissen Weise zu einem ideologischen Zentrum der Welt wird.
In die Sprache der Wirklichkeit übersetzt würde dies bedeuten, daß auf der Bühne der Weltgeschichte eine neue, kulturell-geographische Welt erschienen ist, die bisher nicht die Bedeutung einer führenden Macht hatte. Wir blicken in die Zukunft. Bewegt sich die Göttin der Kultur nicht vom europäischen Westen, wo sie für so lange Zeit verweilte, in den Osten? Schreitet sie nicht zu den Hungernden, den Armen, zu jenen, die soviel erlitten haben?
Wir stehen unter der Macht der Vorahnung. Es gibt eine Gefahr der Einbildung durch Vorahnung eine bestimmte Art von Einbildung, die Einbildung von Leid. Einbildung zu dulden bedeutet, sich geschlagen zu geben. Was man als Wahrheit ansieht, sollte man nicht verbergen. Doch mit bloßen Vorahnungen kann man sich nicht zufriedengeben. Geschichte entsteht nicht durch Quietismus, sondern durch die heroischen Errungenschaften jener, die nach Vollkommenheit streben. Die Eingebildeten verlieren den Segen des Suchens und sind zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Es gibt nichts Unvermeidliches; es gibt alle Möglichkeiten.
Nur durch intensive schöpferische Tätigkeit, nur dadurch, daß man keine Angst davor hat, seine Fehler und Schwächen einzugestehen, nur um den Preis beständiger Anstrengungen, die sich in den Formen der Plastischen Welt materialisieren (die unserem Willen erschlossen ist), werden Möglichkeiten zur Wirklichkeit.
(Geschrieben 1921)
30. Juni 1931
Sie schreiben, daß auch gute Leute das Buch HIERARCHIE nicht verstehen. Dies zeigt uns wieder einmal, wie vorsichtig man sein muß, um jene nicht zu erschrecken, deren Bewußtsein noch nicht ausreichend entwickelt ist. Der Wachstumsvorgang des Bewußtseins und die Aufnahme von neuen Gedanken geht sehr langsam vor sich. Jede Art von Zwang ist daher gefährlich. Nur ein entwickeltes Bewußtsein kann das Gesetz der Hierarchie vollkommen erkennen und inbrünstig aufnehmen. Denken wir daran, daß auch unser Bewußtsein auf die Aufnahme dieser großen Grundlagen der kosmischen Schöpfung und der Evolution schrittweise vorbereitet wurde. Bitte versuchen Sie, gegenüber Neulingen höchste Geduld zu üben und verlangen Sie nicht zuviel. Äußerste Anspannung können wir nur von den engsten Mitarbeitern verlangen, deren Bewußtsein gemeinsam mit ihrer Arbeit wächst.
Sie kennen die Bedeutung der kosmischen Schlacht, die vor sich geht. Sie wissen, daß je direkter der Weg ist, umso schwieriger und verantwortungsvoller ist die Errungenschaft. Sie wissen, daß das Hindernis ein Zeichen schneller Errungenschaft ist. Sie sind gewohnt, Schwierigkeiten durch Bestrebung des Geistes zu überwinden, und sie waren Zeuge vieler Siege.
Sie sollten nicht glauben, daß sich die Lebensbedingungen in der Welt rasch verbessern werden. Nein, die vorhergesagte, bedrohliche Zeit ist jetzt in ihrer ganzen Härte angebrochen, und alles wird noch komplizierter. Halten Sie daher, da Sie über ein bestimmtes Wissen verfügen, alle Warnungen, Winke und Weisungen heilig. Nur durch verstärkte Zusammenarbeit, durch prompte und genaue Erfüllung der Vorschläge werden Sie in dieser beschwerlichen Zeit vorankommen.
Nehmen Sie sich in acht vor Mitarbeitern mit einem kleinen Bewußtsein, denn ein unentwickeltes Bewußtsein wird versuchen, alles herabzusetzen. Doch wir wissen, daß Zerstörung besonders durch Herabsetzung und Mißachtung entsteht. Angemessenheit ist eine sehr schwer zu erlangende, jedoch notwendige Eigenschaft.
Ohne sie kann man weder Fortschritte machen noch etwas aufbauen. Die Lehre besagt, daß ohne die Eigenschaft der Entsprechung eine Person nicht als geistig entwickelt betrachtet werden kann.
Bitte erkennen Sie die Bedeutung des von Ihnen in Angriff genommenen Werkes! Wie können Sie von anderen Menschen Verständnis erwarten, wenn Sie selbst nicht überzeugt sind? Wie können wir unseren Mitarbeitern Kraft spenden, wenn es uns selbst daran mangelt? Das Friedensbanner und die Einheit der Frauen im Namen der Neuen Ära der Kultur sind zwei gigantische geschichtliche Herausforderungen. Bitte versuchen Sie zu erkennen, wie ernst die Situation der Welt ist, und wenden Sie all Ihre Fähigkeiten auf, um diesen rettenden Ideen zum Durchbruch zu verhelfen. Jeder Ihrer Schritte sollte gründlich durchdacht werden und Ihrer großen Aufgabe entsprechen. Doch hören Sie nicht auf die Ratschläge, die der farblosen Konventionalität entspringen! Jede Verzögerung wird noch schlimmeres Strandgut mit sich bringen. Halten Sie das Banner der Kultur und die erhaltenen, reinen Bestätigungen aufrecht. Säen Sie weiträumig; es ist nicht richtig, die kostbare Saat nur im eigenen Garten zu verstreuen. Am wichtigsten ist es, die Beschuldigungen des Feindes nicht zu fürchten, denn all unsere Opfer für das Allgemeinwohl tragen keine Spur von Selbstsucht oder Zerstörung in sich! Bestehen Sie im Namen der Opfer, die Sie für Ihr Land bringen, auf Ihren Rechten!
Ich befürchte, daß viele wunderbare Ratschläge und Erklärungen von N. K. nicht angewendet und in der Verteidigung Ihrer Rechte nicht zitiert werden. Seien Sie nicht träge und lesen Sie sie erneut! Denken Sie daran, daß nicht alles sofort aufgenommen werden kann. Doch wenn Sie bestimmte Aussagen aufnehmen oder sich ihrer erinnern, werden Sie viele Dinge vereinfachen können. Auch werden Sie ein wachsames und lebhaftes Denken entwickeln, was sehr wichtig ist. Vergessen Sie nicht, daß wir durch Gedanken siegen.
Darüber hinaus lassen Sie sich durch die oberflächliche Liebenswürdigkeit, die zu nichts führt, nicht beeindrucken. Unterscheiden Sie zwischen wahrer, ehrlicher Freundlichkeit und scheinheiliger Liebenswürdigkeit! Eine gute Schlacht wird früher zum Sieg führen als flüchtige Freundlichkeit. Greifen Sie tapfer an; halten Sie Ihre Waffen und Schilde bereit fordern Sie! Manche von unseren Mitarbeitern haben für ihre Errungenschaften noch keinen harten Kampf geführt. Sie haben die Höhen zu rasch erreicht. Daher können sie die Errungenschaften anderer, die hart zu kämpfen hatten, nicht wirklich schätzen. Wachsen Sie in Ihrem Bewußtsein! Denken Sie an die Bedeutung unserer Zeit, die große Möglichkeiten bietet. Lassen Sie sich durch Gedanken inspirieren, und jedes kleine Boot wird eine wertvolle Ladung bringen! Bitte bedenken Sie, daß wir es heute mit der großen Masse zu tun haben, weil die Menschen das lebendige Feuer der schöpferischen und aufbauenden Arbeit schon aufnehmen können. Unter den gewöhnlichen Menschen gibt es viele suchende Seelen, die zu Opfern im Namen des Allgemeinwohls fähig sind.
Ich erwähne hier einige sehr bedeutende Ratschläge: Seien Sie durch die Notwendigkeit scheinbarer Wiederholungen nicht beunruhigt. Erstens wird nichts wiederholt, auch die gleichen Worte erscheinen zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschieden. Zweitens sollte man Tag und Nacht über die Hierarchie nachdenken. Sie haben recht, daß die Hierarchie der Knechtschaft zu Ende gegangen ist, doch das Entstehen bewußter Hierarchie wird von menschlichem Leid begleitet. Es gibt zuviel Sklaverei in der Welt, und jede Flamme des Bewußtseins wird unterdrückt. Sklaverei und eine bewußt erkannte Hierarchie sind Gegensätze wie Tag und Nacht. Lassen Sie sich daher nicht davon abhalten, sich die Hierarchie wiederholt bewußt zu machen die Hierarchie der Freiheit, die Hierarchie des Wissens, die Hierarchie des Lichts. Mögen jene, die den Beginn der Neuen Welt nicht erkennen, spotten, denn jeder Begriff der Neuen Welt erschreckt sie. Ist Unbegrenztheit nicht erschreckend für sie? Bedeutet Hierarchie nicht eine Last für sie? Unwissende Despoten wie sie verstehen den Aufbau der Hierarchie nicht. Da sie Feiglinge sind, schrecken sie vor einer Heldentat zurück. So wollen wir die wichtigsten Begriffe des großartigen anbrechenden Zeitalters Unbegrenztheit und Hierarchie abwägen. (Hierarchie, § 345)
Hierarchie muß als evolutionäres System begriffen werden. Für jene Seelen, welche die Sklaverei noch nicht ausgelebt haben, sollte man wiederholen, daß Hierarchie nichts mit Despotismus zu tun hat. Auch ein Schornsteinfeger muß aufs Dach steigen, um den Schornstein zu kehren. Das kann man von unten nicht machen. Man kann ohne einen Schlüssel für alle Instrumente keine Symphonie komponieren. Es gäbe noch viele Analogien, angefangen von einem Scherz bis zu den rührenden Beispielen der Bienen, Ameisen und Schwäne. Doch das beste Beispiel für die heutige Menschheit ist der Vergleich mit der Chemie. Es ist leicht zu verstehen, daß eine Reaktion nur unter bestimmten Bedingungen stattfinden kann. Auch Hierarchie entspricht völlig den astrochemischen Prinzipien, die auch ein Neuling der Wissenschaft nicht leugnen wird. Wir sind uns mit Recht bereits über die Notwendigkeit der Entdeckung der psychischen Energie einig; für die Koordination ihrer Erkenntnis ist die Hierarchie genauso unentbehrlich wie ein hilfreicher chemischer Prozeß. (Hierarchie, § 351)
Viele Salzsäulen sind über das Antlitz der Erde verstreut. Nicht nur Lots Weib blickte zurück in die Vergangenheit, sondern es gab Unzählige, die zurückgeschaut haben. Was wollten sie in der in Flammen stehenden Stadt sehen? Wollten sie vielleicht dem alten Tempel Lebewohl sagen? Haben sie vielleicht ihren behaglichen Herd gesucht oder gehofft, daß sie das Haus ihres verhaßten Nachbarn beim Einsturz beobachten könnten? Sicherlich hat sie die Vergangenheit für lange Zeit festgehalten. Nun aber muß man Erleuchtung und Gesundung der Kraft für die Zukunft anstreben. So sollte es immer sein, doch es kommen kosmische Knoten, wo eine heftige Vorwärtsbewegung besonders dringend ist. Man sollte über die Vergangenheit nicht beunruhigt oder traurig sein. Fehler sind naheliegend, doch die Karawane wartet nicht, und die Ereignisse drängen uns vorwärts. Wir beeilen Uns und rufen euch auf, euch zu beeilen. Die Zukunft ist voller Arbeit, doch vor uns gibt es keine Finsternis. (Hierarchie, § 347)
Manche Menschen können Unsere laufenden Hinweise auf die Schlacht nicht ertragen. Sie sollten es nicht als Schlacht sehen, sondern als Öffnen der Tore. Das Öffnen erfordert ebenfalls Energie; doch euch kann ohne scheinheilige Verschönerung gesagt werden, daß der Kampf des Lichts gegen die Finsternis unaufhörlich vor sich geht. Viele Krieger bewähren sich in diesem Kampf, sonst würden wir wieder vom Chaos verschlungen werden. Oft fragen die am Kampf Beteiligten, warum sie sich in ihrer physischen Hülle nicht an die Heldentaten ihrer feinstofflichen Körper erinnern. Doch von Uns aus wäre es ein Verbrechen, dies zuzulassen. Das Herz würde die Erkenntnis einer so großen Schlacht nicht aushalten. Nur ein besonders flammendes Herz behält die schwarzen Geschosse in seinem Bewußtsein. Das Herz setzt entweder durch die Erkenntnis des Bewußtseins oder durch Sklerose aus. Doch die kosmische Schlacht kann das stärkste Herz zerstören.
Laßt uns an die Schlacht denken. Wenn der Zusammenprall so ein riesiges Ausmaß annimmt, kann das unterirdische Feuer nur schwer ins Gleichgewicht gebracht werden, und die Schichten der magnetischen Ströme durchkreuzen sich. Doch wir wollen nicht leugnen, daß diese Perturbation neue Möglichkeiten bringt. (Hierarchie, § 354)
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20. Juli 1931
Ich war so traurig zu hören, daß unser Zug wieder entgleist ist. Ist es möglich, daß eine so klar dargelegte Struktur nicht verstanden worden ist? Seit zwei Jahren wird täglich wiederholt, daß es notwendig ist, jede Ihnen übermittelte Perle des Wissens zu schätzen. Ich hörte kürzlich: Eine weitere Perle ging verloren. Wann werden wir es lernen, diese Perlen nicht wegzuwerfen, sondern jedes Körnchen sorgfältig zu wiegen, um seinen Wert nicht zu verringern? Können Sie Erfolg erwarten, wenn die wahren Werte weggeworfen und durch billige Surrogate ersetzt werden? In unseren Belangen sollte von minderwertigen Taten Abstand genommen werden. Tausende Augen in der ganzen Welt beobachten unsere Institutionen. Dies verpflichtet uns, die höchsten Fähigkeiten und maximale Entschlossenheit zur Erfüllung des übergebenen Programms aufzuwenden. Verfügen wir über so wenig individuelle Schaffenskraft und Wachsamkeit, daß jeder finstere Außenseiter unsere Möglichkeiten durch seine Gemeinheit und seine überholten Maßstäbe vernichten kann? Sicherlich nicht. Wir brauchen weitsichtige, mutige und gebildete Mitarbeiter. Mir scheint, daß Sie mit Ihren Beschützern nicht weit kommen werden. Welchen Sinn haben Ratgeber, die beim ersten Widerstand alles aufgeben?
Wir und unsere Mitarbeiter müssen wissen, wie wir unsere Rechte verteidigen können. Wir müssen bei jedem Widerspruch zehn neue Argumente und Angriffspunkte haben. Vor allem müssen wir verlangen, daß unsere kulturelle Tätigkeit voll verstanden wird. Wir müssen fähig sein, das Bewußtsein unserer Mitarbeiter mit unserem eigenen zu vereinen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, sofort gleiche Gedankengänge zu erhoffen, doch wir müssen ihre Ideen verfolgen und, wenn es notwendig erscheint, sie taktvoll berichtigen. Wir haben bereits ein erfolgreiches Beispiel so einer Führung kennengelernt. Deshalb müssen auch Sie wachsam sein und die Gedanken Ihrer Ratgeber und Mitarbeiter richtigstellen. Wir dürfen die Lehre nicht nur hören und uns mit ihr verbunden fühlen, sondern wir müssen aktiv und kreativ unsere Aufgaben erfüllen.
Es scheint, daß das Requiem der Banken wie auch alle gegenwärtigen und bevorstehenden Ereignisse in ausreichendem Maße beweisen, wie richtig, wie weise und wie zeitgemäß alle Hinweise waren. Laßt uns daran denken, wie viele dieser Weisungen nicht rechtzeitig erfüllt oder aber verdreht wurden! Wie gerne würde ich sehen, daß Sie furchtlos sind. Wie gerne würde ich Sie wie ein Löwe brüllen hören. Die Macht des Geistes kann alles bezwingen. Alles Kleine und Minderwertige fürchtet sich vor der Macht, während alles Große Achtung vor ihr hat. Deshalb sollt Ihr wie Löwen voranschreiten!
Bitte besprechen Sie mit solch unzuverlässigen Mitarbeitern keine Ideen, die Sie selbst noch nicht vollständig aufgenommen haben. Jede große Idee kann durch taktloses Verhalten zerstört werden. Vergessen Sie nicht, daß wir hoffen, durch die Mitglieder der Frauenorganisationen und durch andere kulturelle Gesellschaften unterstützt zu werden. So viele gute Verbindungen wurden geknüpft, und man könnte die Verbreitung der Postkartenreproduktionen Das Reich der Kultur ansprechen. Drei Millionen Käufer bedeuten drei Millionen Dollar! Wie viele Frauen würden im Namen ihrer Frauenehre einen Eindollaranteil erwerben!
Freunde, ich möchte Euch sagen, was versprochen wurde, wird kommen, und es ist wirklich nicht fern! Öffnet Eure Augen weit und strengt Euch an, Euer Bewußtsein zu erweitern und zu verfeinern! Und was könnte dazu mehr beitragen als wachsame und schöpferische Anwendung der Regeln der Lehre? Entwickelt Eure Kreativität! Vertieft Euch in jede Idee! Die Ideen wachsen, zusammen mit dem Entstehen neuer Möglichkeiten, doch diese Möglichkeiten sollten nicht versäumt werden. Die Zeit wird kommen, in der das Friedensbanner und das Banner der Kultur die ganze Welt bedecken werden. Fühlt Ihr die Schönheit und die Macht dieses Symbols?
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21. August 1931
Bitte lesen Sie meinen Brief vom 29. Juli öfters durch. In diesem Brief werden Sie einen Rat des Lehrers finden, der sofort in die Tat umgesetzt werden muß. Nehmen Sie diesen Rat mit Ihrem ganzen Herzen an und befolgen Sie ihn sowohl in kleinen als auch in großen Belangen. Wer weiß, worin das Große und das Kleine liegt? Wer weiß, wo der kleine Grashalm ist oder das Sandkörnchen, über das der Riese in den Abgrund stolpert?
Laßt uns deshalb wachsam sein und laßt uns nichts verharmlosen! Laßt uns die Gefahren unserer Zeit klar erkennen und die Bedeutung dessen, worauf alles beruht. Laßt uns daran denken, daß jede Herabsetzung und jedes Versäumnis das Werk und all unsere Mitarbeiter herabsetzt und zerstört und dies zehnfach, denn so eine Auflehnung richtet sich gegen die Bestätigung der Hierarchie. Vor langer Zeit wurde gesagt, daß eure ganzen Koffer leer und eure Schreibfedern trocken bleiben werden, wenn ihr die Bestätigung der Grundlagen nicht versteht. Wenn die Zeit, als die Schule errichtet wurde, schwer war, so ist sie jetzt noch tausendmal schwieriger. Wenn die Zeit, als ihr auf Reisen wart, als schwierig erachtet wurde, so ist diese jetzt noch tausendmal schwieriger. Wenn diese Zeit groß war, so ist sie jetzt tausendmal größer.
Denken wir daran und lassen wir uns nicht einschläfern oder beschwichtigen, lassen wir uns durch die Schmeicheleien und die angenehmen Worte der zahlreichen finsteren Kräfte nicht verleiten. Die Umstände werden immer komplizierter werden. Folgen Sie deshalb dem Lehrer. Wenn Sie Herabsetzungen unterlassen, wird Sie Ihr Guru durch alle Gefahren tragen und Sie in Sicherheit bringen. Es gibt gewisse Zeiten, in denen Herabsetzungen sowie Verheimlichungen schlechter sind als die grausamsten Belästigungen und Verleumdungen. Kein Wunder, daß Herabsetzung und Verheimlichung vom Großen Lehrer als subtiler Verrat angesehen werden. Ist es wirklich möglich, daß wir so viel Schuld auf uns geladen haben? Wir wissen ja, daß der Wunsch nach Selbstverherrlichung um den Preis der Herabsetzung des Führers zu nichts führt. Indem wir den Lehrer verherrlichen, verherrlichen wir doch uns selbst. Indem wir ihn herabsetzen, vernichten wir uns selbst. Das kosmische Gesetz der Entsprechung kann man nicht umgehen. Geschichte wurde in Zeiten gemacht, in denen an der Spitze einer Bewegung ein Führer stand, der von ergebenen und bewußten Mitarbeitern umgeben war, die jeden Moment bereit waren, für den Sieg der Sache alles zu opfern. Und halten wir nicht auch ihre Namen neben dem des Führers in Ehren? Sogar in der Schule lernen wir die Namen der Mitarbeiter großer Führer, Lehrer und Denker kennen. Und weist die Geschichte nicht auf die Abtrünningen hin? Werden sie nicht mit Verachtung erwähnt?
Laßt uns daran denken, daß sich alle Möglichkeiten nur durch den Strahl des Lehrers ergeben, durch den von diesem Strahl erleuchteten Weg. Doch wenn wir voller Zweifel sind und uns aufgrund von mangelndem Vertrauen und aus Furcht abwenden, dann verlassen wir natürlich den durch den Strahl erleuchteten Weg, geraten in die Finsternis und riskieren im besten Fall nur eine gebrochene Nase!
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Wir erhielten ein Buch, ein geliebtes Buch, in ungefälliger und billiger Form herausgebracht. N. K. war so unglücklich darüber, daß er sich augenblicklich hinsetzte und einen Artikel über die Liebe zum Buch schrieb. Solange wir nicht verstehen, daß die Qualität verfeinert werden muß, wird unser kulturelles Wachstum keine Fortschritte machen. Und wie können wir von der Verfeinerung des Bewußtseins und der Kultur sprechen, wenn wir nicht erkennen, was dies bedeutet? Natürlich kann man Vollkommenheit nicht sofort erreichen, doch Verschlechterung der Qualität ist eines Schülers unwürdig. Es ist auch sehr ärgerlich, billige Postkartenreproduktionen von Gemälden zu sehen. Wer so eine erbärmliche Qualität zuläßt, diskreditiert den Künstler. Ist uns die alte Wahrheit nicht bekannt, daß der Kauf von billigen Dingen auf die Dauer gesehen teuer ist? Erinnern Sie sich nicht, daß wir nach bestimmten Ausgaben gezwungen waren, wieder Geld für den Neudruck bereitzustellen? All unsere Vorhaben sollten entsprechend eingeleitet werden. Wir müssen die höchste Qualität suchen und fordern. Nur auf diese Weise können wir der Kultur dienen.
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Ebenso sind wir um die Bekanntmachung und Veröffentlichung unserer Bücher besorgt. Hier muß es ein bestimmtes System geben, eine bestimmte Organisation für diesen wesentlichen Bereich. Wir müssen eine Person finden, die diese Arbeit liebt und mit ihr vertraut ist, die Rechenschaft über den Verbleib und die Bezahlung der Bücher ablegt und die ein Konzept entwirft, in welche Kataloge unsere Bücher aufgenommen werden sollen und wie der beste Absatz zu erzielen ist. Es gibt so viele Buchläden auf der ganzen Welt! Wir müssen auch darauf achten, daß unsere Publikationen ohne Verspätung herauskommen! So viele Möglichkeiten wurden verpaßt, weil Dinge verschleppt wurden. Die Veröffentlichungen müssen zu einer Einnahmequelle werden.
Ich weiß, daß Sie all diese Ratschläge mit der richtigen Einstellung annehmen werden, denn Sie haben dies bereits bewiesen, doch kann ich über gewisse andere Mitarbeiter dasselbe sagen? Manche werden gekränkt sein, doch wenn sie so empfindlich sind, setzen sie nur sich selbst herab, denn sie zeigen, daß sie von Selbstvervollkommnung noch weit entfernt sind und die Erhabenheit des Geistes für sie unerreichbar ist. Der König des Geistes freut sich über jede Gelegenheit, sich selbst zu vervollkommnen. Er wird nie in alte Fehler verfallen, und ausgemerzte, gesühnte Fehler bedeuten einen Schritt nach vorn, eine Annäherung an das Ziel. Laßt uns deshalb erkennen, wie ernst und fordernd die gegenwärtige Zeit ist. Wir wollen der Hierarchie folgen und alle Vorschläge umsetzen.
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In dieser Zeit kann keine Schwäche entschuldigt werden, auch wenn sie auf gute Motive zurückzuführen ist. Der Einsatz ist hoch, und wir werden nur durch Bestätigung weiterkommen. Sie müssen sich bewähren und wohlwollende Gedanken verbreiten. Verwenden Sie all Ihr Wissen und die ganze Kraft der Botschaften, die Sie von der erhabenen Quelle des Wissens und der Schöpferkraft erhalten haben, für eine umfassende Verbreitung. Versuchen Sie, im Namen der Kultur die große Aufgabe des Schaffens einer neuen Stufe zu erkennen die Epoche des verfeinerten Bewußtseins, der beispiellosen Entdeckungen in der Wissenschaft und der weltweiten Zusammenarbeit.
Die Sättigung des Raumes muß nach allen Richtungen hin stattfinden. Nicht eine einzige Möglichkeit darf verpaßt werden. Sie müssen fähig sein, einen kleinen Hinweis für eine große Tat zu nutzen. Die Macht der Sättigung des Raumes ist groß. Möge das Bild Ihres Guru auf der ganzen Welt in Erscheinung treten. Lassen Sie es nicht zu, daß es bis zur Bedeutungslosigkeit herabgesetzt wird. Haben Sie keine Angst davor, sich lächerlich zu machen Sie können einem Spötter immer sagen: Sie lachen über sich selbst. Versuchen Sie, mehr zu wissen. Spott ist ein sicheres Zeichen für Unwissenheit, ein wirklich Wissender würde nie etwas lächerlich machen.
Wir sind sehr glücklich zu hören, daß Sie einen neuen Mitarbeiter gefunden haben. Wir heißen ihn im Dienst für das menschliche Wohl sehr herzlich willkommen. Sein Name wird in unseren Herzen wohnen, weil wir jeden schätzen, der von Anfang an bereit ist zu helfen und das Wachstum der jungen Saat unterstützt. Der beste Baum wird zu Recht ihm gehören. Wenn der Baum wächst, werden viele in seinem Schatten Schutz suchen. Doch nur wenige nehmen die Bedeutung und Macht dieser Saat wahr. Laßt uns daher die Neuankömmlinge besonders schätzen. Freude und herzliche Grüße an den neuen Mitarbeiter.
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Wir haben aus Amerika Briefe erhalten, aus denen hervorgeht, daß auch prominente Geschäftsleute ihren Einfluß nicht aufrecht erhalten und die Ereignisse ins Gleichgewicht bringen können. Das gleiche bewahrheitet sich auf der ganzen Welt. Die alten Verhaltensweisen sind überlebt, und die neuen, aufbauenden werden noch nicht angenommen. Das Bewußtsein der Massen wächst über das des Führers hinaus. Dämme, die errichtet wurden, um das Wachstum des Bewußtseins einzuschränken, sind immer gefährlich; es ist unvermeidlich, daß sie durch schreckliche Umwälzungen zerstört werden. Und da das Gesetz der Entsprechung unveränderlich ist, ist die Niederlage umso vernichtender, je stärker der Widerstand ist. Der wahre Führer steht immer an der vordersten Front der Ereignisse. Doch er sollte sich an der Hierarchie des Lichts festhalten.
Die Rettung der Welt liegt in einer neuen Formel, in einer neuen geistigen und kulturellen Einstellung zu den Fragen des Lebens, sei es auf Regierungsebene oder im Privatleben.
Das Banner des Friedens und der Kultur wird, sobald man es voll erkannt hat, zur Grundlage für eine neue Kreativität werden. Angefangen bei den Schulen müssen die künftigen Generationen die grundlegende Bedeutung der aufbauenden und schöpferischen Arbeit in all ihren Aspekten begreifen. Die Neue Welt hat keinen Platz für den Luxus der Zerstörung; undifferenzierte und wilde Gewalt kann hier nicht bestehen. Diese Anforderungen werden sich zwar nicht sofort und überall erfüllen, doch man kann bereits erkennen, wo die Dämmerung anbricht.
Sogar jetzt wird die Idee des Friedens und der Kultur so unterschiedlich aufgefaßt! Die Mehrheit assoziiert Kultur mit oberflächlicher Zivilisation, mit dem ganzen wertlosen Luxus, der eine solche Zivilisation begleitet, während sie unter Frieden eine friedvolle Eroberung der Märkte und Diskussionen über Abrüstung versteht. Darunter verstehen die Menschen das Ersetzen der alten, überholten Waffen durch neue und wirksamere. Es ist bedrückend, über den Zustand der Welt nachzudenken! Die Lage ist schrecklich, und es wird noch schlimmer werden, da es unmöglich ist, jene, die in ihrer Blindheit bereits dabei sind, in den Abgrund zu stürzen, aufzuhalten. Sobald sie in Bewegung geraten, rollen sie umso schneller, je näher sie dem Boden kommen. Doch wir wissen, daß es eine Festung des Wissens und des Geistes gibt und daß jenen, die das Licht suchen, immer geholfen wird. Laßt uns darum unsere noch unwissenden, geistigen Brüder dazu aufrufen, sich unter dem Banner der Kultur mit uns zu vereinen! Das Feuer des Geistes und das erleuchtete Bewußtsein werden dem Schrecken der Zerstörung Einhalt gebieten. So laßt uns die gute Saat ausstreuen, sie wird zur rechten Zeit Früchte tragen.
Die Antwort, die Sie bezüglich des Banners des Friedens und der Kultur erhalten haben, ist sehr charakteristisch. In solch einer Antwort ist die ganze Ohnmacht, die ganze Unfähigkeit, die vorhandenen Möglichkeiten zu verstehen, enthalten; sie enthüllt krasse Verantwortungslosigkeit. Welch schöne Geste, die in die Geschichte eingeht, könnte es sein, an der Konferenz des Paktes und des Friedensbanners teilzunehmen! Doch kleine und gewöhnliche Geister geben sich damit zufrieden, im Hintergrund zu bleiben. Was kümmert sie die Geschichte, wenn ihr Bewußtsein den Gedanken der Verantwortung nicht begreift, von Verantwortung auf weltweiter Ebene ganz zu schweigen. Ihre Vorstellung von Verantwortung reicht über den Wunsch, sich einen warmen und bequemen Platz zu sichern, nicht hinaus. Und dafür eignen sich Gewöhnlichkeit, Trägheit und Unwissenheit hervorragend. Doch sie vergessen eines: die Zustände ändern sich, und in gewissen Situationen können nur außergewöhnliches Verhalten und feurige Bereitschaft des Geistes Rettung bringen und die geliebte Bequemlichkeit und Glückseligkeit bewahren. Die Welt ist voll von Robotern, Schattengestalten und aktiven Mitarbeitern des Bösen. Sollten wir nicht die Roboter, die gedankenlos die überlebten Formeln wiederholen, und die Schattengestalten, die sich nicht gegen das Böse auflehnen, zu den Mitarbeitern des Bösen zählen?
So laßt uns Trägheit und Unwissenheit in uns und in unseren engsten Mitarbeitern bekämpfen, und seid nicht niedergeschlagen über die zufälligen Neuankömmlinge. Doch mit einem Lächeln wollen wir in unseren Aufzeichnungen eine weitere Seite über Unwissenheit und Stagnation schreiben, welche gemeinsam das Karma eines ganzen Landes schaffen.
Wir sollten nicht auf Schmeicheleien hören. Groß ist die Verachtung eines Schmeichlers, wenn er bemerkt, wie leicht wir auf seine manchmal ziemlich grobe List hereinfallen. Wir wollen nicht wie käufliche Sklaven sein, sondern den Stolz und die Unabhängigkeit eines Herrschers des Geistes entwickeln, der keine Schmeicheleien kennt. Nichts erniedrigt und vernichtet eine Person so sehr wie Empfänglichkeit für Schmeicheleien. Wer Schmeicheleien liebt, ist ein Sklave des Gestern. Eine Person, die sich der Schmeichelei schuldig macht oder ihr unterliegt, kann kein enger Mitarbeiter werden. Die Bestechlichkeit solcher Leute ist groß laßt uns daran denken!
Es freut mich zu hören, daß sich die Mitarbeiter bemühen, enger zusammenzuarbeiten und Gerechtigkeitsgefühl entwickeln. Ein starker Geist weiß, wie er sich von bestimmten Atavismen befreien kann, während das Gemeinschaftsgefühl und das Wahrnehmen des großen Bildnisses des Lehrers daran erinnern, daß bewußte Zusammenarbeit edel und freudvoll ist. Ein durch Liebe erwärmtes Herz wird eine herrliche Anziehungskraft ausstrahlen. Das Streben des Geistes bringt Mut und Gerechtigkeit.
Ihr seid uns alle teuer; sind wir nicht durch dieselbe Lehre, durch denselben Lehrer vereint? Wenn es uns gelingt, die flüsternden Schatten, Gereiztheit, Überempfindlichkeit und sorgloses Verhalten gegenüber der Arbeit zu vertreiben, werden wir mit riesigen Schritten voranschreiten. Ist es nicht schmerzlich, unbeweglich zu sein, an derselben Stelle zu verharren? Das größte Hindernis ist Überempfindlichkeit, sie hält uns zurück und zerstört dadurch unsere Strebsamkeit. Herrliche Möglichkeiten entgehen uns, wenn wir damit beschäftigt sind, Beschimpfungen und Verletzungen zu untersuchen, die wir uns in den meisten Fällen einbilden und selbst suggerieren. Wir wollen diese destruktiven Gewohnheiten ablegen und uns mit ganzem Herzen der Erfüllung der uns anvertrauten Aufgabe widmen! Legen wir unser ganzes Interesse, unser ganzes Leben in unsere Arbeit, und es wird ein Wunder geschehen. Gerade diese Selbstverneinung wird uns viele unerwartete und erhabene Freuden bringen.
Eine selbstsüchtige Person verurteilt sich selbst zu fürchterlicher Einsamkeit und gerät in Vergessenheit. Glück liegt darin, Liebe zu schenken; und glücklicher als derjenige, der geliebt wird, ist derjenige, der liebt. Wenn diese Wahrheit erkannt wird, wird sich alles Glück verwirklichen. Lernen Sie zu lieben, bemühen Sie sich, alles Schöne zu lieben und entwickeln Sie ein aktives Mitgefühl für alles, was noch unvollkommen ist. Seien Sie freundlich und höflich zu Ihren Untergebenen, denn darin liegen das Vorrecht und die Zierde des Geistes!
Ich liebe die Geschichte über Akbar, die beschreibt, wie ihm bei einem feierlichen Fest alle Radschas und Untergebenen Geschenke überreichten und er aus diesen zahlreichen kostbaren Geschenken das bescheidenste aussuchte, es an sein Herz drückte und sich den Versammelten zeigte. Damit brachte er zum Ausdruck, wie sehr er um den geringsten seiner Untertanen besorgt war und betonte zugleich, daß er keine luxuriösen Geschenke liebte, sondern jene, die von einem ergebenen Herzen kommen. Laßt uns auch so handeln, beurteilen wir nicht nach äußerer Erscheinung und Rang, sondern nach dem Gedanken und innerer Güte. Und natürlich verbergen sich die besten Gedanken und die ergebensten Herzen oft unter ärmlicher Kleidung und auf unwichtigem Posten. Schätzen Sie Ihre bescheidenen Mitarbeiter! Sowohl Pünktlichkeit als auch Höflichkeit wurden früher als Vorrecht der Könige angesehen.
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