Kunstdrucke mit Motiven von Roerich Nicholas und Roerich Svetoslav

 

 


Briefe von Helena Roerich, Band 1, 1929 - 1935 >> 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10


2. Juni 1934

       Sie sagen, daß Sie müde sind, daß Sie gegen Depression ankämpfen und nicht sicher sind, ob Sie diese überwinden können. Aber selbstverständlich werden Sie das! Denken Sie daran, daß diese Stimmungen nicht immer aus Ihrem Inneren kommen; sie sind oft das Ergebnis einer unerhörten Spannung in der uns umgebenden Atmosphäre. Sobald der Strom in eine andere Richtung verläuft, wird sich auch die Stimmung ändern. Sie schreiben ganz richtig, ”daß ein überwältigter Krieger hoffen kann, unerwartete und wundervolle Hilfe zu erhalten.” Jedoch dieser wundervollen Kraft ist es überlassen, wann die Hilfe gewährt wird. Wie oft befanden wir uns in den schwierigsten Verhältnissen und dachten, sie nicht länger zu ertragen, aber dann erfuhren wir, daß man doch noch mehr aushalten kann, und erst als unsere eigenen Hilfsquellen gänzlich erschöpft waren, wurde uns Hilfe zuteil und immer auf die unerwartetste Weise.

       Aus der ”Lehre des Lebens” wissen Sie bereits, daß wir durch Überwindung von Hindernissen wachsen und nur so lernen, unsere Fähigkeiten zu schärfen. Und wirklich, wie können wir anders unseren Geist stählen? Glauben Sie ja nicht, daß die Schüler und die Diener des Lichts einen mit Rosen bedeckten Pfad wandeln. Nein, ihr Pfad ist dornenvoll; und je näher dem Licht, umso schwieriger und verantwortungsvoller sind die Aufträge, die sie erhalten. Der Pfad der Lehre – der Pfad des Dienens – ist vor allem der Pfad der Selbstverleugnung und des Opfers. Doch freudvoll ist dieser Pfad, wenn das Herz reich ist an Liebe zur Hierarchie des Lichts – die Dornen verwandeln sich in duftende Freesien! Ein Beispiel solchen Dienens wird von N. K. gegeben. Würden Sie seine Lasten kennen, Sie wären entsetzt, wie ungeheuer diese sind! Doch er ist mit solch einer Liebe, Ergebenheit und einem Streben erfüllt, daß er alles mit großer Freude auf sich nimmt und bereit ist, sich ganz dem Allgemeinwohl zu widmen.

       Und ist es nicht freudvoll zu erkennen, daß wir unsere Pflicht gegenüber der Menschheit erfüllen? Welch schöner und mächtiger Begriff liegt in der Pflichterfüllung! Alle Helden erfüllten ihre Pflicht. Und Sie, als Kämpfer, sollten diesen Gedanken der Pflichterfüllung besonders schätzen. Daher bin ich fest überzeugt, daß Sie diese Depression, alle Einflüsterungen der Finsternis sowie jede Furcht und jeden Zweifel überwinden werden. Sie schreiben, daß Sie ihre Waffe besitzen; wenn daher ihr Bewußtsein wirklich denkt, eine Waffe zu sein und nicht nur ein Symbol, dann werden Sie gewinnen! Die Lehre ist – gut verstanden und angewendet – unsere beste Waffe!

       Allerdings sind die materiellen Mühen oft schwierig zu bewältigen, doch im Vergleich zu den geistigen Geschwüren sind sie nichtig. Der materielle Mangel kann, wenn der Geist stark ist, oft augenblicklich behoben werden, doch die geistigen Geschwüre erfordern jahrelanges Heilen. Ich hoffe, Sie nehmen mir diese ”moralische Lektion” nicht übel, doch ich habe das Verlangen, Ihnen darzulegen, daß die Möglichkeiten gegeben sind, Ihre materiellen Angelegenheiten zu verbessern. Wissen Sie, was Ihnen die nahe Zukunft bringen kann? Und ich bitte Sie ernstlich, in diesen kommenden Jahren tapfer zu sein. Wahrlich, es sind nur noch einige Jahre, bevor die große Veränderung eintreten muß. Viel wird sich ändern und es ist notwendig, unsere Kräfte zu erhalten. Die ganze Welt jammert und erfährt die unglaublichste materielle Krise, die das Ergebnis vollständiger geistiger Verkommenheit ist. Und nur jene, deren Geist stark ist, können hoffen zu überstehen. Das vorerwähnte Harmagedon ist keine Mythe, sondern eine fürchterliche Realität. Seien Sie daher stark! Gott ist mit den Tapferen!

       Sehr gefreut habe ich mich darüber, daß Sie die Werke Vivekanandas und Ramakrishnas schätzen. Ihre Bücher waren und sind unsere wertvollsten Freunde. Leider haben diese beiden großen Geister uns schon verlassen. Vivekananda starb im Jahre 1901 und Ramakrishna noch früher. Können Sie Englisch lesen? Und welche Bücher von Vivekananda und Ramakrishna besitzen Sie? Meine Bücherei besteht leider nur aus fremdsprachigen Büchern, zum Großteil aus englischen. Ich besitze fast keine russischen Bücher. Doch wenn Sie Englisch lesen können, würde ich Ihnen gerne die Bücher über Vivekananda senden, die ich besitze, obwohl ich keine anderen Bücher von ihm habe als seine Vorträge. Er starb sehr jung, er war erst vierzig, doch er erfüllte eine ungeheure Aufgabe. Er stellte die wahre Verbindung zwischen Ost und West her. Dies war das erste Mal, daß klar und mit Liebe Indiens majestätische Vorstellungen, seine Weltanschauung sowie die hohen Prinzipien der LEBENDIGEN ETHIK im Westen eingeführt wurden. Und vielleicht beeinflußte er das Bewußtsein unserer Landsleute mehr als selbst unsere eigene große Elena Petrowna Blavatsky.

       Sie kennen das Sprichwort: ”Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande”, was sich besonders auf unsere Leute bezieht. Doch die Zeit wird kommen, wo die Russen die ganze Größe der von H. P. Blavatsky der Welt überbrachten Lehre erkennen und der großen Frau, die für diese Ideen litt, Achtung zollen werden.

       Haben Sie die Perle der indischen Literatur, ”Die Bhagavad Gita” gelesen? Diese Schrift ist von dem Dichter Baltrushaitis ins Russische übersetzt worden. Einer der hiesigen Freunde in Amerika lieh sich dieses Buch, doch, wie so oft, vergaß er, es zurückzugeben.

       Sie haben recht, es gibt kein Verbrechen, das ärgere Auswirkungen hätte als Unwissenheit. Pseudopatriotismus und Pseudoreligion werden vergehen, und anstelle dieser sterbenden Schreckbilder wird eine künftige Ära neuen, freudvollen, aufbauenden Lebens treten, der die große Zusammenarbeit der Menschen zugrunde liegt. Es wird eine Wiederbelebung und Reinigung der Testamente aller großen Lehrer sein. Das Schicksal Rußlands wird es sein, seiner Bevölkerung eine wahre Mutter und keine Stiefmutter zu werden. Wahrer Patriotismus und Chauvinismus sind Gegensätze. Der eine Begriff basiert auf Toleranz und ist daher wachsend, während der andere auf Haß beruht und somit im Aussterben ist. Die Gesetze sind überall die gleichen.

       Haben Sie vielleicht über das von N. K. errichtete Friedensbanner gehört? Es wurde als unpatriotisch erklärt! Sind Sie nicht erstaunt? Doch so ist die Tatsache, wir erhielten einen Anklagebrief in dieser Sache. Jemand sah in dieser großen Idee eine Mißachtung der Aufgaben unseres Vaterlandes! N. K. wurde beschuldigt, ein Internationalist zu sein, gleichgültig gegenüber den Leiden seines Vaterlandes. Wir mußten diesen Brief sogar bestätigen. Ich will einige Auszüge aus diesem Brief zitieren, was meine allgemeine Antwort für alle ähnlichen Pseudopatrioten darstellt, mit denen auch Sie zu tun haben: ”Nur breite Aufbauarbeit auf weltweiter Ebene, inspiriert durch den Genius des betroffenen Volkes, kann die Bedeutung eines Landes sowie seine Position unter anderen Ländern heben. Können Sie sich vorstellen, daß die ”Lehnstuhl-Kritiker”, die nörgeln, bloßstellen und spotten, überhaupt helfen können? Können sie mehr tun als jene, deren Energie für die Entwicklung der Kultur aufgewendet wird? Wird diese kulturelle Erhebung nicht wahres Ansehen für ein Land erwecken? Für jeden ernsten Aufbau ist es vor allem erforderlich, ein mächtiges Zentrum zu haben. Doch ein Zentrum, das einen beschränkten Nationalismus widerspiegelt, kann in der Weltstruktur nicht erfolgreich sein. Wo gibt es solch ein Land in der Welt von heute, das ganz allein von einer Rasse aufgebaut worden ist?

       Und wenn manche Leute glauben, daß beschränkter Nationalismus dem Patriotismus gleichkommt, so irren sie sehr. Und wenn auf den ersten Blick kurzsichtige Leute darin eine Macht sehen, so werden sie entdecken, daß mit der weiteren Entwicklung solch eine Bewegung in Selbstvernichtung endet. Jede freigesetzte Macht ist ein Bumerang; und daher müssen wir sehr vorsichtig sein, wie wir diese Mächte in den Raum werfen, denn durch das Gesetz des Rückschlags werden sie uns früher oder später entweder zerstören oder erheben, abhängig davon, wie wir sie nutzen.

       Patriotismus unterscheidet sich von Chauvinismus sehr. Er besteht aus selbstloser Liebe zu einem Land, zusammen mit Achtung vor anderen Völkern, die in verschiedener Weise zum Wachstum und zur Entwicklung des eigenen Volkes beigetragen haben. Die wahre Macht und Schönheit eines Landes liegt in seiner Vielfältigkeit, in seinen umfassenden Möglichkeiten, die die fundamentale Einheit des Vaterlandes nicht ausschliessen. Und wer diese Einheit in der Verschiedenheit zu offenbaren versteht, ist wirklich ein großer Führer. Der beschränkte Nationalismus hat Deutschland degradiert, und sollte er wieder aufleben, könnte er es vernichten. Patriotismus ist ein hohes, sehr edles und heiliges Gefühl, doch beschränkter Nationalismus oder Chauvinismus ist Selbstvernichtung. Es genügt nicht, die Zeitungen zu lesen und den politischen Führern zu lauschen, um die Entwicklung der Ereignisse zu verstehen. Vielleicht ist es sogar besser, dieser Information nicht zuviel Aufmerksamkeit zu schenken, da sie oft noch größere Verworrenheit schafft. Heute gleicht die menschliche Mentalität wie das ganze Leben einem Schiff, das ohne Segel oder Steuer inmitten der chaotischen, stürmischen Elemente dahintreibt. Um das geschaffene Chaos zu verstehen, um die Richtung zu kennen, die zur Rettung und zur großen Zukunft führt, und vor allem, um die rechte Frist zu erkennen, sollte man über eine große geistige Schau verfügen und auch die Hohe Führung oder die sogenannte Hiero-Inspiration kennen …”

       Und nun möchte ich etwas über einen bestimmten Priester sagen. Es ist eine Lüge, dreifache Lüge, daß er N. K. persönlich kannte. Er begegnete N. K. nie, doch hatte er einen kurzen und sehr bezeichnenden brieflichen Kontakt mit ihm. Aus dieser Verbindung muß ich wohl einige Auszüge bringen, um ein Bild von der Persönlichkeit dieses Priesters zu geben. Wir erhielten seine Broschüre aus Paris. Nachdem wir sie gelesen hatten, bat ich N. K., ihm über sein Büchlein einen freundlichen Brief zu schreiben und ihm zu sagen, daß wir gerne einige seiner Werke lesen möchten. Gleichzeitig mit dem sehr herzlichen Brief sandte ihm N. K. sein Buch ”Das Reich des Lichts” und einige Reproduktionen seiner Gemälde. Die Antwort war niederschmetternd und erschütternd. Sie war eine wahre Erwiderung eines beschränkten Sektierers, geistig arm und äußerst grausam. Ohne daß er N. K. persönlich kannte oder über sein selbstloses Wirken für das Gute und Schöne im Namen der Geistigkeit etwas wußte, erlaubte sich dieser ”ehrwürdige” Priester am Ende seines Briefes folgende Schmach: ”Ihr Pfad, N. K., ist kein evangelischer. Die Leute machen ein Idol aus Ihnen (und in Amerika wird dies leicht zu einer Quelle finanziellen Einkommens), doch Sie gebieten solchen Leuten keinen Einhalt … (die letzten Worte waren unterstrichen im Originalbrief). Ihr Buch wird keine Person von der Welt relativer geistiger Werte und Begriffe abbringen, und was der von Ihnen auch noch unterstützte Kult Ihres Namens betrifft, so ist dies mehr als alarmierend für uns ” (Wieder unterstrichen).

       Wer sind diese ”uns”? Jene unwissenden Pharisäer, die den Namen Christi verschachern? Dieser Priester (ein Mönchpriester der russisch-orthodoxen Kirche) erkannte nicht, daß N. K. von seinem ganzen Wesen her ein Lebenserbauer ist, ein Führer der Kultur und daß die herkömmlichen Maßstäbe eines Mönches unangebracht sind!

       In Erwiderung auf diesen grausamen, widerwärtigen Brief schrieb N. K. eine wunderbare Antwort voller Duldsamkeit und Höflichkeit, und er sprach auch von seiner kulturellen Tätigkeit. Nirgendwo, nicht mit einem einzigen Wort verletzte er den Mann. Dieser Brief wurde, wie von solch ”höflichem und rechtschaffenen Priester” zu erwarten war, bestätigt, doch mit so viel Verleumdung, wie er sie nur von den neidischen Verleumdern sammeln konnte. Er zögerte nicht, spottend alles herunterzuziehen, was uns heilig ist, nach seiner Ansicht jedoch eine Offenbarung des Teufels und der Scherz eines Antichristen ist! Nachdem er vernahm, daß wir die östlichen Lehren verehren, brachte er aus den Werken bestimmter Orientalisten einige Auszüge, um zu beweisen, daß diese Lehren ketzerisch seien. Diese vorher angeführten Werke werden von den heutigen Sanskritisten nicht nur als überholt betrachtet, sondern sie werden von allen gut gebildeten Orientalisten gänzlich abgelehnt, weil man sie als ungelehrt und, was ihre entstellende Übersetzung aus dem Sanskrit betrifft, als sehr unzuverlässig erachtet. Und hier offenbarte unser Briefschreiber seine Schwäche. Erst seit den letzten zehn Jahren begann der Westen in Sanskrit (dieser schwierigsten Sprache) etwas Höheres zu erkennen, und nun schreien einige, daß ungeheure Verstümmelungen in den ersten Übersetzungen enthüllt wurden. So zitierte er zum Beispiel aus Bunges ”Die Geschichte des Heidentums”: ”Das wahre Wesen der Welt ist nicht Gottheit, nicht die Ursprüngliche Kraft, sondern die absolute Leere, völliges Nichts. Alles entstand aus dem Nichts, durch das Nichts, und wird wieder in das Nichts zurückkehren, denn seit Anfang an war Nichtsein. Alles ist Leere der Leerheiten im Himmel und auf Erden, denn Himmel und Erde sind gleich leer. Über den Wolken des aufgelösten Universums herrscht das ewige Nichtsein …”

       Und weiter folgten ähnliche Absurditäten, ein Auszug aus ”Religiöses Bewußtsein des Heidentums”, ein Beitrag von Professor Vedensky. Ich möchte nur den Schluß zitieren: ”Wenn es für einen Buddhisten im Leben überhaupt ein Ziel gibt, so kann es nur ein negatives sein – das Entfliehen aus diesem trügerischen unsinnigen Leben, voll der Bitterkeit und des Leidens, in ein Nirvana des Nichtseins …”

       Auf diese offensichtliche Entstellung und gleichermaßen unwissenden Zitate antwortete N. K. folgendermaßen: ”Was Ihre Zitate betrifft, möchte ich sagen, daß der Autor eines dieser Bücher offensichtlich keine Fremdsprachen beherrscht und sich wahrscheinlich nur sehr unzulänglicher und entstellter Übersetzungen bediente (sowohl von Bunge als auch von Keppen); noch kannte er das ”Summa Summarum” der östlichen Weltanschauung, die vor allem feststellt: ”Aus nichts kann nichts entstehen” – und zweitens: ”Es gibt keine Leere”. Erschließen diese zwei Feststellungen nicht den Weg zu Gott? Vergessen wir nicht, daß im Osten der Höchste Begriff wegen tiefer Verehrung nicht ausgesprochen wird. Man kann zwar die verhängnisvoll entstellten Begriffe auswählen und ihnen nachspüren; aus vielen Quellen kann man jedoch schönste Seiten voll des alldurchdringenden göttlichen Geistes, allbarmherzig zu allen Kreaturen finden.

       Wie z. B. für ”Nirvana”, was entsprechend dem ursprünglichen östlichen Begriff ”das Transzendentale” bedeutet, oder der Höchste Zustand des Seins, der von dem gewöhnlichen menschlichen Gemüt nicht erfaßt werden kann; mit anderen Worten, es ist ein völliger Kontrast zum Nichtsein. So unwissend sind unsere westlichen Übersetzer und Kommentatoren, auf die wir angewiesen sind!”

       Dieser Brief von N. K. ist nur mit einer kurzen Notiz bestätigt worden; wahrscheinlich fühlte der Priester, daß ihm sein Widersacher mit seinen Fähigkeiten überlegen war. Er brachte den Wunsch zum Ausdruck, N. K. zu besuchen und schämte sich nicht hinzuzufügen: ”Glauben Sie mir, ich möchte gerne fühlen, daß Sie höher und besser sind als ich.” Ein wahres Gebet eines Pharisäers. ”Gott ich danke Dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen … oder wie diese Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe” (Lukas 18:11-12). Geht nicht aus diesen Worten des ”geistigen Vaters” hervor, daß er an dem krankt, womit er in seinem ersten Brief N. K. beschuldigte? Ist nicht gesagt, daß, ”wer den Balken in seinem Auge hat, den Splitter in dem seines Bruders sieht?”

       Und diese letzte Notiz ließ N. K. nicht ohne Antwort. Er sandte ihm einen warmherzigen, weisen Brief. Ich möchte nur den Schluß anführen (zu Beginn bedankte sich N. K. für die ihm gesandten Bücher): ”Vielleicht werden wir uns einmal begegnen und gütlich von Herz zu Herz sprechen. Ich kann Ihnen versichern, daß ich mich freute, in Ihrem Buch bestimmte Dinge zu finden. Bis zum Äußersten meiner Kraft bemühte ich mich, an die ursprünglichen Quellen der Großen Testamente heranzukommen und allen späteren Hinzufügungen auszuweichen, die manchmal an Entweihung und Spott der heiligen Dinge grenzen. ”Sehet allen Euren Werken auf den Grund und vertieft das Gute”; dies waren die Worte des Vaters Johann von Kronstadt, die er mir gab. Sie kennen gewiß alle finsteren Verleumdungen, die um Vater Johann verstreut und von leichtsinnigen Menschen nachgesprochen wurden. Doch ist verleumdet werden nicht das Zeichen wahrer Geistesgröße? Und in der Hoffnung, Ihnen persönlich zu begegnen, sende ich Ihnen bis dahin meine besten Wünsche …”

       Das war das Ende einer bezeichnenden Verbindung. Doch sie bleibt ein sehr kurioses Beispiel der Unwissenheit, des Pharisäertums und der Grausamkeit unserer ”geistigen Führer”. Dieser Priester sagte die Wahrheit, als er bekannte, daß der Klerus für den Niedergang der Kirche verantwortlich ist.

       Da Sie die Bücher von Vivekananda und Ramakrishna bewundern, dürfte es Sie interessieren, was dieser ”erleuchtete Priester” über sie aussagte: ”Im Augenblick lese ich eines der reinsten, geistigen und edlen okkulten (wieso okkult?) Bücher, ”Das Evangelium des Ramakrishna”, mit einem Vorwort von Swami Abhedannanda. Schon im Vorwort bin ich erstaunt über den Mangel an wahren geistigen Werten. Zum Beispiel: ”Bevor er sich mit den Leuten auseinandersetzte und sie überhaupt zu lehren begann, widmete sich Ramakrishna zwölf Jahre dem Studium der Dogmen und Zeremonien aller Religionen, nahm voll des Glaubens und der tiefen Verehrung an ihren Gottesdiensten und Riten teil, so daß er durch Erfahrung erkennen konnte, wohin all diese Religionen führen ... Und schließlich erkannte er durch Befolgen ihrer Methoden die der einzigen Gottheit in ihnen allen.” Dies allein soll ausreichen, um meine Bestürzung darüber zu verstehen, wie solche Absurdität mit der Offenbarung Christi gleichgestellt werden konnte … ”

       Richtiger gesagt sollte der letzte Satz des Priesters in die Kategorie der ”Absurditäten” eingegliedert werden. Und er hätte besser getan, vor der Verurteilung und dem Verfluchen anderer Religionen und Lehren dem ehrlichen Beispiel von Ramakrishna und Vivekananda zu folgen und zu versuchen, die wahren Grundlagen jeder Lehre und Religion durch Teilnahme an ihren Gottesdiensten zu studieren und erst nachher seine Meinung abzugeben. Doch ohne ein Prophet zu sein, kann man sagen, daß der ”erleuchtete Priester” nicht über den Geist der Güte und Duldsamkeit verfügte, die Vivekananda besaß, was dieser so herrlich in folgendem zum Ausdruck brachte: ”Hätte ich in der Zeit Jesu von Nazareth in Palästina gelebt, ich hätte seine Füße nicht mit meinen Tränen, sondern mit meinem Herzblut gewaschen!” Vivekananda erfühlte die wahre Schönheit des Bildnisses Christi – ohne die durch die Geistlichen verursachten Entstellungen. Doch Christus von Herzen Tribut leistend, vergaß Vivekananda nicht die Großen Gestalten seiner eigenen Religion. Welcher von beiden ist der Größere? Der Geist jenes Priesters ist so weit entfernt von dem allumfassenden Ausspruch der Bhagavad Gita: ”Auf welchem Pfad du auch zu Mir kommst, auf jedem Pfad will ich dich segnen; denn alle Wege sind Mein.”

       In diesen herrlichen Worten ist klar aufgezeigt, daß die Form der Religion wirklich nichts ausmacht, denn die Idee ist es, die wesentlich ist. Wahrlich unsere geistigen Führer sind weit von solch einer Weisheit, dieser Großmut, Toleranz und allumfassenden Sicht entfernt! Jeder weiß: ”Wie im Makrokosmos, so im Mikrokosmos”. Sollte daher unser Herz nicht allumfassend sein wie das Kosmische Herz? Könnte eine Vorsehung so schrecklich ungerecht sein, daß der weiseste, der gnadenvollste Gott seinen Sohn nur zu einem besonderen Volk gesandt haben sollte? Dann bleiben andererseits genauso wie vorher die Billionen von Menschen – ”die Kinder unseres Himmlischen Vaters ” (wenn wir an die Worte Christi selbst glauben) – Ausgestoßene, trotz der Tatsache, daß viele von ihnen eine viel höhere Moral besitzen als jene, die bevorrechtigt waren, unter dem Schutz der christlichen Kirchen geboren zu werden!

       Sie sollten nicht glauben, daß die Worte dieses Priesters Schaden bringen konnten; im Gegenteil, es ist immer gut, wenn eine Person ihr wahres Wesen offenbart. Wir haben es nicht nötig, uns wegen der Anklage der Häresie zu ängstigen. Das Bildnis des wahren Christus – des Lehrers – wohnt in unseren Herzen und Gemütern, und wir stimmen Vivekanandas Worten über Christus vollkommen zu. Jedoch sehen wir in Christus einen Gottmenschen und nicht einen beschränkten Sektierer, der jeden in die Reihen der ”Antichristen” verdammt, der nicht die kirchlichen Begrenzungen und Entstellungen seiner Lehre annimmt. Wir haben eine Menge Anhänger sogar unter den offiziellen Vertretern der verschiedenen Kirchen. Man kann den gesamten Fortschritt nicht aufhalten, und es ist unmöglich, die Mentalität der alten Priester zu teilen, dieser Schöpfer der christlichen Dogmen, die beispielsweise bei ihren Synoden ernstlich erörterten, wie viele Geister auf einer Nadelspitze Platz fänden, oder ob die Frau eine Seele besitze und ähnliche Prachtstücke ”tief geistiger” Offenbarung. Nebenbei zogen diese heiligen Männer auf ihren Konzilen einander an den Bärten und ohrfeigten sich gegenseitig! Vergessen wir nicht, daß das Gesetz der Wiedergeburt erst im sechsten Jahrhundert auf dem Konzil zu Konstantinopel (553) von diesen weisen Männern widerrufen wurde. Nein, die Zeit ist gekommen, um zu prüfen, die hinzugefügten Entstellungen abzuwerfen und zu den ursprünglichen reinen Quellen zurückzukehren.

       Für die Kirchenväter wäre es ratsam, sich das Vermächtnis Christi und seiner Lieblingsjünger ”Liebet einander” in Erinnerung zu rufen. Dann würde alles seinen rechten Platz einnehmen. Es ist auch dringend notwendig, in die Werke des großen Origenes Einblick zu nehmen und sie zu studieren, dieses wahre Licht des Christentums. Seine Werke werden jetzt von einigen westlichen Geistlichen in Amerika studiert. Diese Väter verstehen, daß das Bewußtsein ihrer geistigen Gemeinden neuer Nahrung bedarf und nicht mit den naiven Vorstellungen, die vielleicht einmal für die Zähmung von halbwilden, zum Christentum bekehrten Stämmen notwendig waren, zufriedengestellt werden kann. Um ihren Einfluß nicht endgültig einzubüßen, beeilen sich einige Mitglieder des westlichen K!erus, ihr Wissen zu erneuern und zu vergrößern. Würden unsere ”geistigen Väter” ihrem Beispiel folgen, könnten wir viele gute Ergebnisse erwarten!

       Denken Sie nur daran, wie viele klare Hinweise über Wiedergeburt, über das Karmagesetz im Neuen Testament gegeben sind, genau mit den Worten Christi selbst! Doch unsere ”geistigen Väter” weichen diesen Fragen konsequent aus! Möge Gott ihr Richter sein!

       Heute erleben wir eine fürchterliche geistige Krise, eine schreckliche, alles zersetzende Gottlosigkeit, die sich aus dem beschränkten toten Sektierertum, dem erschütternden Dogmatismus sowie aus dem Niedergang der Moral unter den Vertretern der Kirche ergibt. Wir haben nie gegen eine Religion oder Kirche gesprochen, da es besser ist, etwas Religion zu besitzen oder einer Kirche anzugehören als keinerlei Halt zu haben. Doch wir werden immer gegen den Mangel an Toleranz, Moral und Wissen sprechen. Priester sind notwendig, aber sie sollten wahre geistige Führer und fortschrittlich sein und nicht weiter in den Fesseln der dunklen Unwissenheit des Mittelalters verharren. Der Geist der Inquisition ist noch sehr stark. Glauben Sie, wenn Christus jetzt auf die Erde käme, Er könnte der Kreuzigung entgehen? Könnte er wohl bestenfalls der Lynchjustiz entkommen oder dem lebenslänglichen Gefängnis, mit dem Titel ”Antichrist”?

       Bedrohliche Ereignisse nahen, und es ist besonders tragisch das Ansteigen der Uneinigkeit in allen Lebenssphären zu bemerken. Soviel Unausgeglichenheit, niedere Verleumdung, Neid und Haß unter jenen, die das Werk der Vereinigung gestalten sollten! Es ist Zeit, die vor uns liegenden Probleme der Rettung der Menschheit und des Planeten zu verstehen. Und die Rettung liegt in den Händen der Menschen selbst; doch sie schüren das Feuer des Hasses und der Uneinigkeit und verstärken dadurch die Gefahr einer fürchterlichen Zeit. Niemand will glauben, daß das vorausgesagte Harmagedon keine Mythe ist, aber es ist wahrlich eine schreckliche Wirklichkeit und eine große Gefahr. Nichtsdestoweniger sollten wir den Mut nicht verlieren, denn jene, die den Ruf vernahmen und bis zum Ende aushalten, werden schließlich gerettet werden. Denken Sie an die Kürze der Zeit, und möge dieses Wissen Sie stärken. In allen Ihren Taten, in allen Verbindungen – denken Sie an den Grundsatz, der Sie lehrt ”Duldsamkeit, Großmut und Streben in die Zukunft!”

7. Juni 1934

       Die Menschheit erlebt nun die Zeit der Umwandlung von der Evolution des Intellekts zur Evolution der Geistigkeit. Diese Zeit ist durch die Errungenschaft der Vorherrschaft des Geistes über den Intellekt gekennzeichnet. Beim Rassenwechsel wird dieser Übergang vervollkommnet werden. So nimmt die sechste Rasse jetzt ihren gerechten Platz ein. Wie Sie wissen, wird jeder Rassenwechsel von kosmischen Kataklysmen begleitet. Solch eine Reinigung ist für die Entwicklung der neuen Rasse erforderlich. Diese kosmischen Kataklysmen sind die Auswirkung der Verschiebung der Erdachse.

       Die heutigen Wissenschaftler weisen ganz eindringlich auf diese Verschiebung hin, die vor einiger Zeit begann und laufend Katastrophen nach sich zieht.

       Gerade die sechste Rasse muß die Neue Ära einleiten. Diese vorbereitende Periode ist sehr mühevoll. Doch wäre es falsch zu glauben, daß die sechste Rasse in einem eigenen Land oder Volk geboren wird; sie ist weit verbreitet. Gewiß, den Hauptkern der sechsten Rasse wird es geben, und zur Zeit der Katastrophe werden sich ihre Angehörigen an sicheren Stellen sammeln.

       Die große feurige Reinigung nähert sich. Daher ist es so wichtig, das Denken und das Herz zu läutern und bemüht zu sein, die Feuer des Raumes aufzunehmen.

       Beim Rassenwechsel kommt immer eine Große Offenbarung, und – wie gewöhnlich – können nur jene sie aufnehmen, deren Bewußtsein dem nächsthöheren Entwicklungsgrad angehört, d. h. der neuen kommenden Rasse. Der Rest wird soweit profitieren, als er dazu fähig ist. Falsch jedoch ist es zu glauben, daß die übrigen Rassen vertilgt werden. Die besten werden gerettet, doch auch andere werden gedeihen. Nur der Abfall, der mit der Evolution nicht Schritt halten kann, wird aussterben oder völlig entarten; wir können Beispiele solcher Entartung unter vielen primitiven Völkern wahrnehmen. So sind die Ureinwohner Australiens die entarteten Nachkommen von Subrassen, die einmal der großen dritten Rasse angehörten. Die Rasse war uns in ihren Errungenschaften überlegen, denn die Großen Söhne der Vernunft waren in ihr inkarniert.

       Und warum glauben Sie, daß es eine Zerstörung unseres Planeten nicht geben kann? Ach, gerade diese Gefahr bedroht uns. Wahrlich, die Großen Kräfte des Lichts versuchen über alle Maßen, unseren Planeten zu retten. Lesen Sie aus dem Buch von Josefine St. Hilaire ”Auf östlichen Kreuzwegen” (On Eastern Crossroads) die beiden Kryptogramme ”Gold” und ”Finsternis”. Diese Legenden sind aus einer Hohen Quelle empfangen worden.

       ”Wahrlich, der menschliche Geist wird als Sprenger und Auslöser für Vulkane in Erscheinung treten”.

       ”Wahrlich, es ist gerade diese Finsternis, die ihre früheren Standorte zu verlassen beginnt. Auf ihrem Weg verzehrt sie alle Elemente, und das braune Gas drängt die Elemente der Zerstörung in diese Ritzen”!

       Und diese Finsternis ist mir gezeigt worden. Der schreckliche Angriff, den ich erlebte, war so stark, daß ich fast erkrankte, und in den folgenden Tagen war ich unfähig, mein Gleichgewicht zurückzugewinnen.

       Denken Sie daran, wie in der Lehre gesagt ist, daß das Schicksal des Planeten völlig in den Händen des Menschen liegt und daß der Mensch auch die Erdbeben auslöst. Nehmen Sie diese Feststellungen wörtlich. Denn gerade die niederen Gedanken und Begierden der Menschheit (nicht nur auf der Erde, sondern auch in den niederen Sphären der Feinstofflichen Welt) schaffen diese fürchterliche erstickende Atmosphäre um die Erde, die die Verschmelzung der Feuer des Raumes mit dem unterirdischen Feuer fördert. Nur reine, feurige Seelen können diese Atmosphäre tilgen – wie Blitzableiter. Das ist der Grund, warum die Ära des Feuers so gefährlich ist: sie bringt sowohl Reinigung als auch fürchterliche Krankheiten, vor allem die Zerstörung sämtlicher verdorbenen Gemeinschaften und den Anstieg von Epidemien – alles vom unterirdischen Feuer verursacht. Nur jene, deren Aura ausreichend gereinigt ist und die das Feuer des Raumes aufnehmen können, werden überstehen.

       Daher ist es so dringend notwendig, die Grundlagen der Lebendigen Ethik im Leben anzuwenden, durch Reinigung des Denkens sowie durch die Tat, um unsere Energien umzuwandeln. Die Wellen der Raumfeuer werden vor allem in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts sehr stark sein. Doch auch die kommenden Jahre werden viele Explosionen bringen. Die große Prüfung unseres Planeten ist nahe. Bedrohlich ist die Zukunft. Hoffen wir, daß durch große Katastrophen die Menschheit ihre Lektion lernt, die geistige Führerschaft annimmt und so ihr Schicksal ändert.

       Die Herren des Lichts treffen allerdings alle Maßnahmen, um den Planeten vor diesem fürchterlichen Los zu retten. Wählt die Menschheit Zerstörung, wird ihr besserer Teil (und gehören viele dazu?) auf höhere Planeten versetzt werden. Die Durchschnittsmasse wird auf einen Planeten kommen, ähnlich dem unseren, der sich der Erde nähern wird, falls sich die Explosion ereignet. (Zur Zeit ist dieser neue Planet noch nicht sichtbar). Der Rest der Menschheit wird dem Fürsten der Erde folgen und mit ihm auf den Saturn verbannt werden. Doch o wehe! – niemand erkennt, welche Verzögerung in der Evolution der größte Teil unserer irdischen Menschheit im Falle der Zerstörung unseres Planeten erleidet. Wie viele Äonen werden vergehen, bevor die ”neue Erde” geeignete Körper hervorbringen kann!

       Daher ist es wichtig, das Bewußtsein der Menschen zu wecken und ihnen bewußt zu machen, daß sie sich selbst eine sehr kritische und gefährliche Situation schaffen. Der Osten weiß von dieser gefährlichen Zeit seit langem. In alten Schriftenrollen wird auf Zeiten von Annäherungen der feurigen Energien hingewiesen, die den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts entsprechen. Es ist interessant zu verfolgen, wie die Berechnungen der Hierophanten des alten Ägypten aufweisen, daß das Jahr 1936 sehr bedeutend ist; und weiter wird auf den gesamten Zeitraum, in dem das Schicksal unseres Planeten entschieden werden soll, hingewiesen. Dieses Schicksal wird entweder eine schöne Zeit des Großen Gleichgewichts sein oder andernfalls das Ende – eine endgültige totale Explosion. So liegt das Schicksal unseres Planeten in den Händen der Menschheit. Versuchen Sie daher in Ihren Schriften, die Rolle des Menschen in allen Angelegenheiten – sowohl der Vereinigung als auch der Reinigung der Atmosphäre – nachdrücklich hervorzuheben. Wahrlich, der Mensch ist beides, Entfacher und Löscher des unterirdischen Feuers. Erwähnen Sie auch die uns unermüdlich bewachende und helfende Hierarchie des Lichts!

       Ja, unzählige Welten werden geboren und zerstört in Unendlichkeit, und wer kann alle Gründe für diese Zerstörung nennen? Liegt nicht in der Mißachtung kosmischer Gesetze und in der Entstellung aller höheren Lebensprinzipien die Hauptursache kosmischer Kataklysmen? Die kosmischen Gesetze sind unabänderlich, und alles, was versäumt, im Rhythmus mit der evolutionären Umwandlung zu gehen, wird vernichtet. Es fällt als Abfall zurück für Erneuerung. Die Menschen sollten sich bemühen, die Ereignisse auf dem Planeten zu verstehen. Aus einem der Bücher der Lehre zitiere ich einige Paragraphen, die für unsere Zeit bedeutend sind. ”Bei der Umgestaltung räumlicher Bestätigungen, hervorgerufen durch die Anhäufungen irdischen Aufbaus, müssen für die Beseitigung finsterer Zusammenballungen alle Maßnahmen getroffen werden. Jeder irdische Aufbau erweist sich als Resonanz der überirdischen Sphären. Unsere feurige Periode ist mit besonderen Energien gesättigt, die vor den bestimmten Fristen ins Leben eingehen müssen. Denn die Feurige Periode kann Erscheinungen schaffen, sobald die Zeit naht, wo die Menschheit sich erheben kann, ihnen zu begegnen. Der feurige Aufbau muß daher als der Beginn der Neuen Epoche verstanden werden. Der Geist muß sich im Verstehen der räumlichen Feuer behaupten, denn nur feurige Assimilation kann die erforderlichen Energien erzeugen. Die Offenbarung der feurigen Fristen nähert sich. Möge sehen, wer kann, denn eine Große Zeit naht!” (Feurige Welt III, § 166)

       ”Vor der großen Umgestaltung der Welt offenbaren sich alle finsteren Kräfte zwecks Umwandlung zum Besseren. Was in der Welt vor sich geht, bedeutet keine Evolutionsstufe, doch es kann in der Tat gesagt werden, daß das, was in Erscheinung tritt, das Tiefste, das Dichteste, das von den Kräften der Finsternis Gesättigste ist. Aber groß ist das Werk, das alles sammelt, was dem großen Wiederaufbau dient. Genauso wie die verdichteten Schichten der irdischen Sphären sich für die Schlacht bereit machen, so stehen die Kräfte des Lichts auf der Wacht. Der Zustand, den der Planet durchmacht, kann mit einer Esse Kosmischen Feuers verglichen werden. Alle dichten Energien sind in Spannung entflammt, und auf der Wacht steht das Feurige Recht. Feurige Schöpferkraft sammelt alle feurigen Energien – so wird durch die Spannung der beiden Pole die Welt erneuert. Es ist notwendig, diese ungestümen Energien klar zu unterscheiden.” (Feurige Welt III, § 167)

       ”Eine feurige Epoche hat begonnen. So wie man gegenwärtig physikalische Erscheinungen studiert, so werden die feurigen Erscheinungen der Zentren erforscht werden. Agni Yoga erscheint als ein Vorläufer der Großen Epoche – ja, ja, ja!” (Feurige Welt III, § 168)

       Sie kennen den Grundsatz der Kräfte des Lichts, in persönliches Karma nicht einzugreifen; daher werden alle Warnungen in Hinweisen gegeben. Der Mensch muß selbst unterscheiden, wofür er diese Warnungen erhält und sie befolgen, denn wie könnte man anders lernen? Gerade die finsteren Kräfte wenden alle Methoden an, um sich in reine Vorhaben einzuschleichen und sie zu zerstören.

       In dem Wunsch, die reinen Anfänge zu stören, gehen die finsteren Kräfte in den Tempel, die Formel der Lehre sprechend, schläfern sie das Mißtrauen ein und verführen Narren durch das Versprechen, die Entwicklung ihrer psychischen Energie zu beschleunigen. Zur Erfüllung ihrer üblen Vorschläge müssen sie natürlich das Sperrnetz der Aura zerstören. Diese hinterlistige Hilfe wird erreicht durch verschiedene Vorschriften und Methoden, die darauf hinzielen, den Organismus ihrer Opfer zu schwächen. So durchdringen die Finsteren das Sperrnetz durch diese Bresche. Daher wird in der Lehre soviel über das Sperrnetz und das Reinhalten der Aura gesprochen, um die Annäherung der Finsteren zu verhindern. Und die beste Gegenmaßnahme ist völlige Hingabe an einen einzigen Lehrer. Jede Abweichung vom erwählten Pfad, wenn auch nur vorübergehend, kann uns in die Macht der Finsternis werfen.

       Ich will eine Seite aus der Lehre anführen, deren weite Verbreitung ich empfehle: ”Die Kräfte der Finsternis bedrängen mit verschiedenen Mitteln und werden sogar in Schichten, die sich in der Nähe des Lichts befinden, bestätigt. In den Feinstofflichen Sphären ist diese Annäherung natürlich unmöglich, doch in den irdischen Schichten, wo die Atmosphäre mit infizierten Gasen so verdichtet ist, versuchen die Kräfte der Finsternis entschieden, sich dem Lichte zu nähern. Ein Zerstörungsimpuls zwingt die Kräfte der Finsternis zu diesen Lichtfackeln der Wahrheit. Die Feinde, die ein Schwert erheben, sind nicht so gefährlich wie jene, die in der Maske des Lichts eindringen. Es gibt bewußte und unbewußte Instrumente der Finsternis. Besonders die unbewußten schaffen allem Anschein nach im Verein mit dem Guten, und diese Unheilträger infizieren jedes reine Beginnen. Doch bewußte Diener des Bösen treten mit eurem Gebet in den Tempel ein – und wehe den Urteilslosen! Finstere Schlingen werden ihnen gelegt. Es ist unerlaubt, in das Allerheiligste Feinde des Geistes einzulassen. Djins können auf der irdischen Ebene dienlich sein und mögen auch einen Tempel bauen, doch die geistige Ebene ist für sie unzugänglich. So laßt uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt daran denken, daß die Diener der Finsternis in das Allerheiligste einzudringen versuchen.

       Für Erscheinungen kosmischer Energie ist es vor allem notwendig, Vorsicht walten zu lassen. Der Mißbrauch von Energien, verbunden mit jeder Bestätigung kosmischer Kraft, ist eine Gefahr. Nur bewußtes und vorsichtiges Verhalten kann vor fürchterlichen Folgen bewahren. Aus der Feinstofflichen Welt herbeigerufene Kräfte erfordern eine Beherrschung, wie sie nur ein starker Geist zu offenbaren vermag. Andernfalls bewirkt diese ungezügelte Kraft ein kosmisches Chaos. Wenn feurige Fristen nahen, ist es sehr notwendig, dies zu wissen, denn die Auswirkungen von Anrufungen werden ungeheuerlich sein.” (Feurige Welt, Bd. III)

       Überall sprudeln schwarze Logen hervor, mit den schändlichsten schwarzen Messen und Beschwörungen. Die Zeitungen sind voll von diesen Berichten, doch die öffentliche Meinung scheint sich über dieses große Verbrechen und Unheil keine Gedanken zu machen.

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       Es ist ein schwerer Irrtum zu glauben, daß man durch übermäßige Anstrengung in der Arbeit oder durch höchstmöglichen Verzicht auf Schlaf oder Nahrung den Vorrat an psychischer Energie entwickeln und vermehren könne. Die richtige Entwicklung einer hohen Qualität psychischer Energie ist nur durch Bewußtseinserweiterung und die Hilfe der Großen möglich. Doch das Band des Herzens, das den Schüler mit dem Lehrer verbindet, sollte stark sein! Alle erzwungenen Methoden und Übungen können nur zu niedersten Erscheinungen der psychischen Energie führen oder zur Entwicklung von Mediumismus oder gar zur Besessenheit, ja sie können sogar den Tod herbeiführen. Daher haben alle Lehren immer den goldenen Mittelweg oder das Gleichgewicht hervorgehoben; auf die Gesundheit sollte geachtet werden. Schlaf ist absolut notwendig, denn während des Schlafes wird unser feinstofflicher Körper von Lebenssubstanzen der Feinstofflichen Welt genährt, die mit den höheren Energien in Berührung kommen. Dieser Nahrung beraubt, verfällt der Geist. In der verunreinigten Atmosphäre der Städte ist es notwendig, wenigstens sieben bis acht Stunden zu schlafen. Auch die Nahrung sollte vitamreich sein. Alle Extreme sind schädlich.

       Unter der in der Lehre erwähnten Spannung ist nicht physische Überanstrengung, sondern Wachsamkeit und Beweglichkeit des Bewußtseins zu verstehen. Diese Vitalität als erwachtes und erweitertes Bewußtsein verdoppelt die Kräfte des Menschen. (Wachsamkeit des Bewußtseins bedeutet jedoch nicht, daß man sich bemüht, ohne Schlaf auszukommen). Auch die Zentrenöffnung geht nur durch Bewußtseinserweiterung vor sich. Doch das Öffnen der Zentren ist nicht die endgültige Errungenschaft; danach erfolgt erst ihre feurige Umwandlung. Der Pfad der Jüngerschaft ist nicht so leicht, wie viele glauben. Er ist für jene leicht, die bestrebt waren, ihren ”Kelch” zu füllen. Vermuten Sie daher nicht in jeder Art psychischer Erscheinung ein Öffnen der Zentren. Sollte es auch ein leichtes Öffnen eines der Zentren geben, so gibt es jedoch viele Abstufungen bei diesen teilweise geöffneten Zentren. Denken Sie daher daran, was in der Lehre über die ”Ringe der Scharfsichtigkeit und des Hörens” gesagt ist.

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       Sie können die Lehre ”Die Lebendige Ethik” nennen, wenn Sie die östliche Bezeichnung, die für manche Menschen befremdend klingt, vermeiden wollen. Ich sprach bereits über das Studium der Lehren des Origenes. Der Geistliche R. N. in Amerika, ein großer Freund und Verehrer von N. K., war ein wunderbarer Prediger und sprach viel über die Begriffe Wiedergeburt und Karma. Viele Anhänger besuchten seine Vorträge. Das Evangelium Christi ist voll von Hinweisen auf diese Gesetze. Warum sollten wir sie ignorieren? Es ist sehr wichtig, alle Beschlüsse der Kirchenkonzile sorgfältig durchzusehen. Welches Maß an Unwissenheit, Gier und sogar Verbrechen könnte zum Vorschein kommen! Wenn wir einen Blick in die Geschichte der Kirche und des Papsttums werfen, werden wir entsetzt sein! Und man fragt sich, ob jene, die vorgesehen waren, dem von Christus aufgezeigten Großen Licht zu folgen, nicht von finsteren Kräften gelenkt wurden! Und wird Christus nicht noch heute gekreuzigt? Diese Aufgabe, die Religionssysteme zu reinigen, ist nicht leicht und schafft viele Feinde, doch im weiteren Verlauf vielleicht sogar mehr Freunde! Deshalb muß man vorsichtig abwägen, ob man bereit ist oder nicht, diese Last auf sich zu nehmen. Selbst wenn man diese Aufgabe beschränken würde, könnte für die Hebung des menschlichen Bewußtseins viel getan werden. Wenn sich jemand entschließt, dieses Werk zu beginnen, so möge er sich darauf gründlich vorbereiten; er möge unwiderlegbare Beweise sammeln, so daß jede Frage von einem Standpunkt aus beantwortet werden kann, der sehr lebendig, verständlich und wohlwollend ist. Alles Abstrakte muß vermieden werden. Es ist wichtig, die Lebensgrundsätze aller Großen Lehren hervorzuheben. Es wird ihm bestimmt viel Segen bringen! Doch ich wiederhole, daß es heftigen feindlichen Widerstand geben wird. In Amerika könnten solche Aufgaben leichter sein, denn in diesem Land gibt es nicht so viele Vorurteile wie in anderen Ländern, die die Denkkraft versklaven und verwirren.

       Jedoch auch in den Vereinigten Staaten war das Leben unseres Freundes R. N. kein leichtes; die ihm nahestehenden Pfarrer waren sehr gegen ihn eingestellt.

       Und jetzt möchte ich Ihnen sagen, seien Sie wegen ihrer depressiven Stimmung nicht beängstigt. Diese Stimmungen reflektieren oft nur die unglaubliche Spannung der uns umgebenden Atmosphäre. Ein Wechsel der Ströme wird einen entsprechenden Stimmungswechsel bringen. Seien Sie daher ruhig und warten Sie geduldig, bis diese schweren Ströme sich ändern. In der Zwischenzeit strömt Ihnen neue Kraft zu.

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Gold

       Das für den Planeten vernichtende Gas ist entdeckt. Es ist in reinem Gold enthalten. Man muß es zurückhalten.

       Natürlich binden Steine und Metalle die Menschen oft an die Tiefen des Planeten und werden zu Nestern der Ansteckung. Die weitverbreitete Verehrung des Goldes zwang Uns, ihm unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Auch komplizierte Forschungsversuche wurden angestellt, die Wirkung des Goldes für verschiedene Erscheinungen Kosmischer Kräfte anzuwenden. Es besteht kein Zweifel darüber, daß dieses Metall mit machtvollen Lichtemissionen besonders gesättigt war. Und die Goldadern leiten das astrale Licht in die Tiefen der Erde. Wenn daher die Astralwelt gut geordnet ist, vermag die Rolle des Goldes eine wohltätige zu sein. Doch gerade dieser Leiter kann die Sicherung vor einer Explosion werden. Man kann sich vorstellen, wie leicht dieses Metall das braune Gas weiterleiten kann, das durch den Schrecken der Astralwelt verdichtet wird. Und der Geist wird als Explosions- und Antriebskraft für Vulkane erscheinen.

Finsternis

       Absolute Finsternis ist der Antipode des Lichts. Sie ist der Feind alles Bestehenden, sie ist die Verneinung des Lebens. Sie ist der Erwürger und Vergifter. Was ist sie denn? Sie ist das Produkt des unvollkommenen Geistes. Es gibt keine ausreichenden Worte, diesen Druck und diese Erstickung zu beschreiben. Auf diesen Feind des Planeten können nicht viele schauen, ohne zu erkranken.

       Diese Finsternis beginnt, ihre bisherigen Orte zu verlassen. Auf ihren Wegen zerfrißt sie alle Elemente, und das Gas zwingt die Kräfte der Zerstörung in dieses Vakuum.

       Aus ”On Eastern Crossroads” (Auf östlichen Kreuzwegen), Legenden und Prophezeiungen aus Asien, von Josephine Saint-Hilaire.

14. Juni 1934

       Alles, was Sie schreiben, ist sehr gut, doch wollen wir hoffen, daß das Land nicht zulange auf dem Niveau beschränkten Nationalismus bleibt. Dieser Übergangszustand ist allerdings unvermeidlich, doch je kultivierter die Leute sind, die das Land vertreten, um so eher werden sie dieser Frage ihr Augenmerk zuwenden. Wahrer Patriotismus und Chauvinismus sind völlige Gegensätze. Der erste Begriff ist allumfassend und daher entwicklungsfähig, während der andere ausschließlich einengend und daher tödlich ist. Die Gesetze sind überall die gleichen. Wenn jemand glaubt, daß beschränkter Nationalismus dem Patriotismus gleichkommt, so irrt er. Nur der Kurzsichtige kann solchen Nationalismus als stark erachten. Wahrer Patriotismus sollte sich nicht nur in hingebungsvoller Liebe zu seinem Land und allen Erscheinungen seines Volksgenius offenbaren, sondern auch in Sorge um und Achtung für jedes seiner Teilvölker, das zum Aufbau seiner Kultur beitrug. Die Aufgabe des Volksgenius ist es, die Errungenschaften aller in einem Land wohnenden Minderheiten und Nationalitäten wahrzunehmen, sie zu vereinen und dieses Konglomerat schöpferischer Ausdrucksformen in ein synthetisches Ganzes zu vereinen.

       Völker und Länder müssen lernen, ihren Charakter und ihre Individualität zu bewahren, indem sie sich mit den auf ihren Wiesen wachsenden Blumen schmücken! Doch jede erzwungene Isolation ist im Zeitalter der Zusammenarbeit und Vereinigung (auch wenn im gegenwärtigen Zustand diese Vereinigung in sehr mechanischen Errungenschaften vor sich geht) verderblich. Doch die Zeit bis zur nächsten Stufe, wo ganze Länder zur kulturellen, geistigen Zusammenarbeit und gegenseitigem Austausch bestrebt sein werden und jedes seine Blumen der Errungenschaft anbieten wird, ist nicht mehr fern. Für diese neue Stufe bereitet uns die Lehre des Lebens vor. Warten wir daher weise, bis die unvermeidliche Periode übertriebenen Nationalismus’ ausgelebt ist, und versuchen wir in der Zwischenzeit, unser Bestes zur Vereinigung beizutragen und alles Trennende zu vermeiden.

       Befolgen Sie bitte auch den Rat, sich nicht mit jenen auseinanderzusetzen, deren Bewußtsein sich weigert, mit der Zeit zu gehen, denn es ist ganz hoffnungslos. Wir sollten den uns erteilten Rat, niemanden herbeizurufen oder zu zwingen, immer befolgen, weil nur ein bereiter Geist ein erweitertes Verstehen aller Lebensprobleme anzunehmen vermag.

       Was den angeblichen östlichen Einfluß auf die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK angeht, wollen wir objektiv sein und uns fragen, ob es eine Lehre oder Philosophie gibt, die nicht im Osten entsprang. Unsere sogenannte westliche Philosophie ist nur ein Abbild östlichen Denkens. Das Christentum selbst kam aus östlichen Händen. Um daher die Lehre Christi völlig zu verstehen, muß man entweder ein geborener Orientale sein oder die Grundsätze, auf denen die Lehre Christi aufbaut, gründlich studieren.

       Es ist ganz sicher, daß das heutige Christentum und die ursprüngliche Lehre Christi selbst zwei ganz verschiedene Dinge sind – genauso wie der heutige Lamaismus und die ursprüngliche Lehre Gautama Buddhas völlige Gegensätze sind. Die eine Lehre entspringt dem Geist, die andere ist ein Produkt menschlicher Unwissenheit und Habgier. All das schreibe ich Ihnen, es ist jedoch nicht für die beschränkten Dogmatiker bestimmt, mit denen sich auseinanderzusetzen zwecklos ist. Viele Seelen benötigen kleine Umzäunungen, um sich zu schützen, genauso wie scheue Pferde Scheuklappen brauchen. Im Osten gibt es ein Sprichwort, das besagt: ”Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden, doch sehr schlecht, dort zu sterben”. Es gibt so viele Abstufungen des Bewußtseins, als es Grade in der Unendlichkeit gibt; folglich gibt es so viele Gesetze und Aspekte der Wahrheit, als es Bewußtseinsgrade gibt.

       Über den Friedenspakt und das Friedensbanner schreiben Sie, daß diese Idee bei manchen Leuten keinen Anklang finden wird, weil sie gegen Pazifismus sind. Doch wieso beachten diese nur eine Seite des Fortschritts? Der Pakt erwähnt vor allem die Bedeutung des Banners in Kriegszeiten und ähnlichen zerstörerischen Ereignissen. Das Rote Kreuz zum Beispiel ist in Friedenszeiten eine gute Sache, doch seine hauptsächliche Bedeutung tritt im Krieg in Erscheinung. Genauso ist das Banner des Friedens gerade jetzt, wo sich die Länder am Rande bedrohlicher Ereignisse befinden, als Schutzmaßnahme sehr erforderlich. Die bedeutendsten militärischen Autoritäten von Frankreich und Amerika waren die ersten, die das Banner billigten; und die offizielle Anerkennung des Paktes setzt sich weiter durch. So hat die Republik Panama den Pakt und das Banner des Friedens offiziell anerkannt. Gleichermaßen hofft die Panamerikanische Union, welche die Ratifizierung des Paktes plant, diese dringende kulturelle Aufgabe 1935 zu erfüllen.

       Nun, hinsichtlich der Liga der Kultur schreiben Sie, daß Sie planen, diese in einer bestimmten Gesellschaft zu errichten, die solches Werk gutheißt. Dies ist ausgezeichnet, möge dieses Werk auch wissenschaftliche und künstlerische Gruppen einbeziehen. Es scheint mir, daß sich diese Gruppen, die Sie aufbauen wollen, vorzüglich entwickeln werden. Mit der Zeit könnte dies zu einer guten Schule erweitert werden, so einer Art Volksuniversität; doch sollte dies allerdings auf dem sich selbst tragenden Prinzip beruhen, und wie immer, sollte entsprechend der Möglichkeit im kleinen Rahmen begonnen werden. Man soll nichts übertreiben, das ist die Grundregel. Daher sollte man nicht auf die Annahme der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK dringen. Solange die Menschen nicht schlecht sind und solange sie vor allem keinen Verrat üben, sind die Dinge akzeptabel. Die Zeit bringt es an den Tag, ”wer wer ist”. Denken Sie daran, daß der Kanon ”Durch deinen Gott” höher zu werten ist als der ”Durch meinen Gott”.

       Ja, Sie haben tatsächlich Berge von Arbeit. Doch sollten die Mitglieder der Gesellschaft nicht zu viele Dinge auf einmal in Angriff nehmen. Alle Aufgaben sollten in Grenzen bleiben, und diese Grenzen werden sich erweitern, sobald es erforderlich ist.

       Und nun bezüglich derer, die sich abwenden. Sie wissen, wie alle alten Lehren das Lösen der Verbindung mit einem Lehrer und den Austausch gegen einen anderen sahen. Ist das Band zerrissen, kann es niemand mehr knüpfen. Nur der Abgefallene selbst kann, nach vielen Schwierigkeiten und Anstrengungen, sich zu vervollkommnen, seinen Fehler voll erkennen und den Lehrer bitten, ihn wieder aufzunehmen, doch kein anderer kann dies für ihn tun. Deshalb ist es notwendig, die Neuankommenden, die nach geistigem Fortschritt streben, zu warnen. Sie müssen sich vorerst entscheiden, ob sie bereit sind, sich der Höheren Führung völlig und bedingungslos hinzugeben. Oft läuft eine Person, im Wunsch augenblicklich voranzukommen und großes Wissen zu erwerben, anderen Lehren und Lehrern nach, und so spaltet sie sich zweifach, oft auch dreifach und verliert, was sie bereits gewonnen hatte. Doch die Grundregel jeder Lehre fordert die Bestätigung eines ganz bestimmten Lehrers sowie die Verehrung aller Glieder der hierarchischen Kette. Der Hohe Hierarch hat seine eigenen Vertrauten, und keiner der nahenden Schüler kann das nächste Glied überspringen ohne die Gefahr, seinen Platz in der ganzen Kette zu verlieren. Doch all dies betrifft nur die ernsthaften Sucher und jene, die sich fest entschlossen haben, den Pfad des Großen Dienens zu wandeln. Alle übrigen mögen aus den Büchern der Lehre Nutzen ziehen, ohne den Anspruch zu erheben, den Pfad der Schülerschaft zu beschreiten oder besondere Führung zu erlangen. Sie brauchen die Quelle der Lehre nicht zu kennen. Es ist gesagt worden, daß viele die Lehre in Zurückgezogenheit lesen werden. Wir kennen solche Leute, sie denken niemals über den Ursprung der Lehre nach. Daher sollten jene, die den schnelleren Weg der Bewußtseinserweiterung wählten, sich das Gesetz der Hierarchie zu eigen machen; anders ist kein wirklicher Fortschritt möglich. Die Jakobsleiter ist eine große Realität und die Grundlage des ganzen Kosmos. Und jetzt weisen Sie die Neuankommenden darauf hin, daß jede Lehre empfiehlt, den goldenen Mittelweg einzuschlagen. Alles, was erzwungen oder übertrieben wird, ist zu verurteilen. Wenn daher von der Reduzierung der Nahrung und des Schlafes gesprochen wurde, so war damit deutlich gemeint, daß der Geist, sobald er dazu bereit ist, von selbst anzeigt, was erforderlich ist. Man könnte Schlaf und Nahrung bis aufs äußerste beschränken, doch das endgültige Ergebnis wäre ein sehr trauriges, nämlich eine Schwächung des Organismus, Wahnsinn oder sogar der Tod. Eine Person, die normal sieben oder acht Stunden schläft, ausreichend ißt und innerlich bestrebt ist, ihre Gedanken zu reinigen, kann ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Allerdings wurde darauf verwiesen, daß man im Gebirge mit weniger Schlaf und Nahrung auskommt; doch in der verunreinigten Atmosphäre der Stadt, so wird stark angeraten, soll man ausreichend Nahrung zu sich nehmen, was allerdings so zu verstehen ist, daß nicht die Nahrungsmenge, sondern die Qualität und der Nährwert der Elemente und Vitamine wichtig sind. So ist Vegetarismus auch deshalb vorzuziehen, weil das Fleischessen die Ursache vieler ernster Vergiftungen und Krankheiten ist.

       So sagt ein Buddhist: ”Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie lange erreicht”. Es ist auch gesagt, daß ”Asketismus zur Befreiung von irdischen Fesseln wertlos ist. Es ist viel schwieriger, einen geduldigen Menschen zu finden, als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und in Rinde und Blätter kleidet. Ist ein Mensch durch Hunger und Durst zu sehr geschwächt, um seine Gefühle und Gedanken zu prüfen, wie kann er dann jenes Ziel erreichen, das nur durch einen klaren Verstand und ein erweitertes Bewußtsein erreichbar ist?” Weiterhin ist gesagt: ”Damit die Saiten der Vina harmonisch klingen, sollten sie weder zu straff gespannt noch zu schlaff sein. Wahrlich, jede übermäßige Anstrengung entkräftet und endet in Passivität und Trägheit.”

       Daher übt Euren Sinn für Entsprechung. Kennet die Grenze der Anspannung und haltet das Gleichgewicht in Euren Fähigkeiten!

       Der Verzicht auf irdische Ausschreitungen sollte im Geist geleistet werden, im Bewußtsein. ”Wer fastet und sich in Gedanken nach Essen verzehrt, ist schlechter als einer, der zu seinen Mahlzeiten Fleisch einnimmt.” Es ist gut, immer daran zu denken, daß der bereite Geist alle Ausschreitungen meidet; er denkt darüber nicht nach, alles ergibt sich auf natürliche Weise. So liegt die wichtigste Errungenschaft in der Reinigung und Erweiterung des Bewußtseins; alles andere ist sekundär.

       Es ist auch äußerst dumm zu glauben, daß der Vorrat an psychischer Energie durch zuviel Arbeit und zuwenig Schlaf entwickelt und vermehrt werden kann. Die natürliche Entwicklung psychischer Energie von hoher Qualität ist nur durch Erweiterung des Bewußtseins und durch die Hilfe der Hohen Quelle möglich. Alle erzwungenen Methoden und Übungen führen nur zu den niederen Erscheinungen dieser Energie, oder anders gesagt, sie enden mit der Entwicklung von Mediumismus, Besessenheit und selbst mit dem Tod. Aus diesem Grund ist es wichtig, jeden darauf hinzuweisen, daß der goldene Mittelweg und die Erhaltung der Gesundheit wichtig sind.

       Die Weisung, reine vegetarische Nahrung zu sich zu nehmen, beruht nicht auf Sentimentalität, sondern auf rein medizinischer Erwägung. Wer den Pfad des Dienens und der wahren Jüngerschaft beschreitet, sollte in allem rein sein. Man muß auch darauf hinweisen, daß Schlaf außerordentlich wichtig ist. Wenn der Körper nicht stört, wird der Geist vor allem durch die belebende Substanz der Feinstofflichen Welt gut genährt. Dieser Nahrung beraubt, erlischt der Geist.

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       Ich war sehr erstaunt über die Anzahl der Mitglieder. Wenn alle von ihnen den ersten Anforderungen der LEBENDIGEN ETHIK entsprechen, ist es eine große Freude. Jedoch sollten wir immer daran denken, daß Qualität wichtig ist und nicht Quantität. Menschenkenntnis ist die erste Prüfung jedes Führers. Deshalb wollen wir mit den Neuankommenden vorsichtig sein, besonders mit jenen, die nur die Formel der Lehre im Munde führen. Eine große Armee hatte nie die Gewähr des Sieges; wichtig ist der sie vereinende Geist.

       Oft entnehmen wir den Briefen, die wir erhalten, daß viele Leute einige Weisungen der Lehre falsch auslegen. Fast alles, was in einem erweiterten, allumfassenden Sinn gemeint ist, wird persönlich, entsprechend den häuslichen Forderungen, aufgefaßt. Und dieser grobe Wunsch nach Entsprechung vernichtet das Ergebnis. Ich gebe zu, daß manche Gedanken schwer zu begreifen sind, obwohl die Lehre im Hinblick auf Erfahrungen und Ereignisse im täglichen Leben gegeben war und ist. Das ist der Grund, warum manche Weisungen als unzureichend erscheinen und nur von jenen verstanden werden können, die den Schlüssel dazu besitzen. Wenn Sie in Verlegenheit sind, zögern Sie bitte nicht zu fragen, ich werde gerne erklären, wo ich kann.

       Leute, die den Anspruch auf die richtige Auslegung der Lehre erheben, machen sich meist gerade des Gegenteils schuldig.

       Seien Sie nicht erstaunt, wenn die besonders Eifrigen und Ungeduldigen sich wie Besessene verhalten. Es sollte daran gedacht werden, daß vor allem Fanatiker Besessene sind. Die Grade der Besessenheit sind verschieden, und manchmal gibt es Fälle, die nicht sehr schlimm sind. So kannten wir einmal eine sehr freundliche alte Dame, die unter völliger Überwachung ihres Onkels stand, eines englischen Bischofs. Ständig hielt sie Reden in der gleichen Art und Weise wie der Bischof zu seinen Lebzeiten. Es ist durchaus möglich, daß sie einigen Leuten sogar half, doch für sie selbst war dieser Zustand eher schädlich, denn das Wachstum ihres Geistes kam gänzlich zum Stillstand; sie war nur ein gehorsames Werkzeug ihres Besitzergreifers.

30. Juni 1934

       Die Lehre des Lebens, die einen neuen Aspekt der einen ewigen Wahrheit enthält, hat nicht die Absicht, die großen Lehren früherer Zeiten zu ersetzen. Sie bringt deren feurige Reinigung und Bestätigung. Sagte nicht Christus, daß Er weder gekommen sei, die Propheten noch das Gesetz zu vernichten, sondern es zu erfüllen? Wahrlich, jeder neue Lehrer wird zum Gesetzgeber und gleichzeitig zu einem feurigen Reiniger des Gesetzes. Studieren wir die historischen Offenbarungen der Großen Lehrer, so werden wir feststellen, daß Sie dann erschienen, wenn die früheren Lehren ihre ursprüngliche Reinheit verloren hatten und völlig entstellt waren.

       Wahrlich, die Lehre des Lebens verneint keine vorhergehende Lehre, sondern vertieft sie und befreit sie von in Zeitaltern angesammelten weltlichen Ansammlungen.

       Der Ihnen mitgeteilte Paragraph aus der Lehre bietet ein ganzes Arbeitsprogramm. Es wird empfohlen, die Lehre mit anderen Testamenten zu vergleichen; die gleiche Wahrheit wird trotz der Spuren der Zeit gefunden werden. Wir sollten deshalb weder kritisieren noch herabsetzen, sondern versuchen, schöne Vergleiche und Berührungspunkte zu finden.

       Es ist wichtig, mit den Grundlagen aller großen Lehren vertraut zu sein. Dieses Wissen wird einem helfen, die Lehre des Lebens und die Lehre Christi in sich aufzunehmen. Wir sollten daran denken, daß alle großen Lehren aus ein und derselben Quelle stammen; man kann daher nicht die eine annehmen und die anderen ablehnen. Der Osten schätzt die Bedeutung der Fortsetzung der Lehren sehr und verehrt nur Lehrer aus der Kette der Hierarchie. Ein Lehrer, der die Fortsetzung der Lehren leugnet und nur seine eigenen Lehren gelten läßt, wird im Osten ”wurzelloser Baum” genannt. Und niemand ist gewillt, solch einen Lehrer anzuhören. Wir wollen daher weder kritisieren noch herabsetzen, sondern vergleichen und schöne Verbindungen und neue Erweiterungen der einen Wahrheit herausfinden.

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       Wenn jemand erklärt, daß ”in der Neuen Ära eine Mutter das Kind einer anderen genauso lieben muß wie ihr eigenes”, so ist diese Feststellung viel zu stark und daher nicht überzeugend. Man kann von einer irdischen Mutter keine übermenschlichen Gefühle erwarten. Wir müssen ihr das natürliche Recht, ihr eigenes Kind mehr zu lieben als ein fremdes, zugestehen. Doch wir wollen hinzufügen, daß eine wahre Mutter in ihrem Herzen auch Platz für das Kind einer anderen findet. Ihrem allumfassenden Herzen sollten alle Kinder teuer sein. Die beschränkte Liebe ist schrecklich, doch auch allumfassende Liebe hat ihre Abstufungen.

       Es gibt sieben Hauptzentren, und diese entsprechen den sieben Prinzipien des Menschen. Aber zur vollständigen Krönung muß man alle neunundvierzig Feuer entfachen, die sämtliche Feuer aller Zentren und ihrer Verzweigungen umfassen. In der Lehre werden einundzwanzig Zentren genannt, weil ihr Öffnen gleichzeitig das Öffnen der restlichen Zentren und ihrer Verzweigungen mit sich bringt. Alle geistigen Zentren hängen vom Herzen ab. Das Herz ist der großartige Sammler und Wandler aller Energien. Man kann es aufgrund dieser Rolle als die Sonne des Organismus bezeichnen.

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       Die Dualität, bestehend aus dem siebenten und dem sechsten Prinzip, wirkt nicht als eine bewußte Einheit auf der physischen Ebene des Seins. Daher muß der Mensch, um wahre Unsterblichkeit zu erlangen und eine bewußte Offenbarung auf allen Ebenen zu erreichen, d. h. um ein Archat zu werden, ein Buddha oder ein Dhyan Chohan, die drei Prinzipien (das vierte, fünfte und siebente) hier auf Erden vereinen und sie im sogenannten sechsten Prinzip verschmelzen. Das siebente Prinzip ist die ewige Lebenskraft, die im ganzen Kosmos besteht. Vielleicht ist es daher besser zu sagen: ”Die Absolute Vernunft und das Vollkommene Herz sind eines Ursprungs, entsprechen dem höheren Aspekt des Menschen, wobei sein Geist, seine Vernunft und alle seine Gefühle feurig umgewandelt werden und sich im Herzen zentralisieren – kurz gesagt, wenn der Verstand zum Herzen und das Herz zum Verstand wird. Mit diesem Wissen wird es dem Leser möglich sein, viele Verwirrungen zu vermeiden.

       Sie bringen das sechste Prinzip mit dem Herzen in Zusammenhang, und dies ist völlig richtig, denn nichts kann dem Herzen entgehen. Alle Energien werden dort umgewandelt. Doch es gibt viele, die meistens das sechste Prinzip, d. i. Budhi, mit dem Gehirnzentrum identifizieren, und diese könnten Ihnen widersprechen. Jedenfalls manifestiert sich gerade das sechste Prinzip in seinem höchsten Aspekt im Herzen.

       Hie und da hören wir die Bemerkung, daß die Bücher des ”Agni Yoga” so wie andere Schriften keine endgültigen und vollständigen Richtlinien geben, was zu tun ist und wie es zu tun ist. Dies ist ein großer Irrtum. Gerade Agni Yoga gibt, genauso wie andere Schriften, die entscheidendsten und klarsten Richtlinien zum Handeln. Doch die Menschen beachten das Wesentliche nicht und suchen nach sekundären Anweisungen. Wie im täglichen Leben suchen sie nach Apothekendosierungen oder Patentrezepten. Man vergißt, daß auch ein gewöhnlicher, doch gewissenhafter Arzt sich in erster Linie um den Allgemeinzustand seines Patienten kümmert und die Dosierung seiner Medizin vor allem dem Zustand des Patienten und dessen Organismus anpaßt. Alle Lehren, einschließlich Agni Yoga, verweisen immer auf das Wichtigste und das Sekundäre; die untergeordneten Maßnahmen werden dem einzelnen überlassen, damit er seiner Eigenart oder seinem individuellen Organismus entsprechend wählen kann. Es wäre ein großer Fehler, für alle dasselbe zu verschreiben. Sobald die Grundlagen verstanden und im Leben angewendet werden, ergibt sich das Übrige von selbst.

       Die Schwierigkeit rührt von der Unfähigkeit der Leute her zu erkennen, daß die Grundlage der Errungenschaft nicht in mechanischen Mitteln liegt, sondern in der Umwandlung des inneren Menschen, dessen Sphäre im Gedankenbereich liegt. Alle Lehren der ganzen Welt heben die Bedeutung der Reinigung in Gedanken, Worten und Taten besonders hervor. Es sind die drei Grundlagen für jene, die sich über den Durchschnittsmenschen erheben und die ”Götter” erreichen wollen. So sprach Zoroaster, und so haben alle Großen Lehrer gesprochen, vom ersten bis zum letzten.

       Darum wollen wir gerecht sein und uns fragen: ”Wurde nicht in den Büchern der Lehre des Lebens auf die für die Umwandlung des inneren Menschen notwendigen Eigenschaften hingewiesen? Werden diese Eigenschaften nicht von allen Seiten und Gesichtspunkten her beleuchtet?” Darüber hinaus werden hier auch die Hilfsmittel gegeben. Studieren Sie die Bücher gründlich, und Sie werden viele Vorschläge finden, sogar die Apothekenverschreibungen! Auch ist es empfehlenswert, sich alle von einem Schüler zu erwartenden Eigenschaften herauszuschreiben. Sie werden überrascht sein, wie zahlreich diese sind! Wahrlich, viele Leben sind erforderlich, um diese Vervollkommnung zu erreichen. Und dann – haben wir nicht die Unendlichkeit vor uns?

       Und nun möchte ich mich mit der Frage über das Lesen anderer Bücher im allgemeinen befassen. Scheinbar beschäftigt diese Frage jeden. Natürlich gibt es keine Einwände gegen das Lesen von Büchern verschiedener Wissensgebiete, wie der Kunst und Geisteswissenschaft; denn man sollte immer sein eigenes Wissen erweitern, und dabei ist es sehr wichtig, hinsichtlich der Qualität die richtige Auswahl zu treffen. So warne ich immer vor pseudookkulten Büchern. Und hat jemand die Fähigkeit, alle Schätze aus den Büchern der Lehre des Lebens zu ziehen, die alle Lebensprobleme behandeln und neue Wege des Wissens aufzeigen, und bietet sich ihm weiter die Gelegenheit, die ”Briefe der Mahatmas” wie auch einige Werke von H. P. Blavatsky kennenzulernen, dann erscheint ihm das Lesen minderwertiger Bücher sicher als Zeitverschwendung. Mit wenigen Ausnahmen sind diese anderen Bücher oft nur ein Echo – häufig ein falsches – der oben erwähnten. So gründet z. B. Esoterischer Buddhismus von A. P. Sinnett ganz auf den Briefen der Mahatmas, die Sinnett von H. P. Blavatsky empfing. Doch alle diese Briefe sind weit präziser und vollständiger in dem Buch ”Mahatma Letters” wiedergegeben. Ich persönlich empfehle immer, östliche Philosophie zu lesen, vorausgesetzt allerdings, daß sie nicht durch Übersetzung entstellt ist.

       Es wäre ausgezeichnet, wenn alle Mitarbeiter mit den Grundlagen des Buddhismus vertraut wären, mit den Upanishaden, der Bhagavad Gita, den Lehren des Konfuzius, Lao Tse, Zoroaster, Hermes und anderen. Ein großes Hindernis ist allerdings, daß wenige Bücher ins Russische übersetzt wurden. Richtig verstanden, können diese Lehren das Bewußtsein stärken sowie helfen, die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK in sich aufzunehmen. Auch liebe ich sehr die vier Bände, welche dem Leben des Ramakrishna und Vivekananda gewidmet sind. Wenn man diese Bücher liest, ist man von der Feinheit des Gefühls und des Denkens des Ostens fasziniert. Gut sind die Werke von Schwester Nivedita über Indien und ihren Lehrer Vivekananda. Es gibt überhaupt viele schöne östliche Bücher.

       Allerdings gibt es viele Menschen, die, nachdem sie verschiedene Theorien, die sich mit den Grundlagen der verschiedenen Yogas beschäftigen, gelesen haben, diese mit den Büchern der Lehre des Lebens vergleichen und über die scheinbaren Abweichungen enttäuscht sind. Das ist der Grund, warum für Anfänger, die in ihrem Wissen über die wahre Lehre nicht so gefestigt sind, das Lesen schlechter Bücher, die über okkulte Dinge berichten, so gefährlich ist. Viel Leid rührt von geistigen Irrtümern her. Zum Schluß möchte ich einen Paragraphen aus der Lehre über die Bewertung von Büchern zitieren:

       ”In Büchern niedergelegte Irrtümer gleichen einem schweren Verbrechen. Unwahrheit in Büchern muß als schwerwiegende Verleumdung gerichtlich verfolgt werden. Die Lüge eines Redners soll entsprechend der Zahl seiner Zuhörer bemessen werden. Die Lüge eines Schriftstellers sollte entsprechend der Zahl seiner verkauften Bücher verfolgt werden. Die Volksbibliotheken mit Unwahrheiten anzufüllen, ist ein schweres Vergehen. Zwar sollte man neue Ansichten und Strukturen nicht behindern, aber falsche Aussagen sollten nicht in die Irre führen dürfen, denn Wissen ist das Rüstzeug der Gemeinschaft, und die Verteidigung dieses Wissens ist die Pflicht aller Mitglieder.

       Spätestens nach einem Jahr müssen Bücher überprüft werden, sonst wird die Zahl der Geschädigten zu groß. Besonders notwendig ist es, dasjenige Buch zu schützen, dessen Verdienst gerade erschüttert wird. Die Regale der Bibliotheken sind voll von Abzessen der Lüge. Es sollte nicht zugelassen werden, diese Parasiten aufzubewahren. … Es ist unanständig und unmöglich, ein lügenhaftes Buch zum Lesen anzubieten.

       ”Warum die beste Ecke des Heimes in einen lügnerischen Possenreißer verwandeln? … Mit dem Problem des Buches muß man sich auseinandersetzen!” (Gemeinschaft, § 94)

       Auch an anderer Stelle der Lehre wird dieses Thema behandelt, und ich werde darüber noch schreiben. In erster Linie sollten die Kinder geschützt werden, da sowohl viele geistige als auch physische Krankheiten der Kinder vom Lesen solch ungeeigneter, schlechter Bücher herrühren.

       Würden die Leser der Lehre des Lebens oder der LEBENDIGEN ETHIK über alle Lebensprobleme tiefer nachdenken, über alle neuen Wissenbereiche, die darin behandelt werden, und könnten sie sich entschließen, diese gründlich zu studieren, es gäbe ausreichend Material, nicht nur für ein, sondern für mehrere Leben. Doch gewöhnlich lesen die Menschen nur mit den Augen und nicht mit dem Herzen, und so streifen die bedeutendsten Hinweise, die größten Offenbarungen ihr Bewußtsein nur, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Betrübt erkenne ich dies, da ich zu so vielen Aussagen in den Werken den Schlüssel besitze. Diese Bücher sind für die ganze Denkart richtungweisend; sie erschließen neue Gebiete, sie setzen neue Wegweiser für die gesamte wissenschaftliche Forschung. Diese Bücher sind so lebenswichtig, weil sie in die Zukunft führen. Die Bücher der Lehre sollten für jene Wissenschaftler, deren Bewußtsein nicht durch Vorurteile getrübt ist, ein immerwährender Born des Wissens sein.

       Eine von Vorurteilen freie, in die Zukunft schauende Person nimmt an der Gestaltung der Zukunft bereits teil und erleichtert so das gegenwärtige Leben. Technisches Wissen und alle Arten von Vergleichen sind ganz brauchbar, doch es kommt die Zeit, wo alle diese Informationsquellen nur für bestimmte technische Fragen von Nutzen sind. Das wahre Wissen kann nur erlangt werden, wenn die in der Lehre gegebenen Weisungen aufgenommen und angewendet werden; wenn dieses Vorgehen keinen einzigen Tag aussetzt; wenn die feurige Formel vorwärtsbewegt, die nächste Stufe der Bewußtseinserweiterung und weitere Errungenschaften aufzeigt und den Schleier in die Erhabene Unendlichkeit immer weiter öffnet.

       Niemand sollte daher glauben, daß es verboten sei, unterschiedliche Bücher zu lesen, das wäre absurd. Doch mögen die Menschen den Wert der Bücher unterscheiden lernen. Es ist sehr nützlich, die letzten Errungenschaften der Wissenschaft zu kennen, um zu erfassen, wie nahe diese letzten Entdeckungen den Bestätigungen des Heiligen Wissens kommen.

       Lange habe ich davon geträumt, eine Zeitschrift herauszubringen (von unserem Zentrum), die sich mit allen Errungenschaften des Lebens befaßt. Ich wollte der breiten Masse von Lesern einen vollkommenen Überblick geben über den allgemeinen Verlauf der Errungenschaften der Wissenschaft, der Kunst und des sozialen Lebens und auf die gesamte Denkrichtung hinweisen. Bisher gab es zur Erfüllung dieses Wunsches keine Möglichkeit, doch später wird es wohl dazu kommen.

       Bis dahin möchte ich nochmals sagen, daß keiner glauben möge, es wäre verboten, sein Denken aus Quellen zu nähren, die für das jeweilige Gemüt besser geeignet sind. Es gibt keine Verbote, sondern nur Warnungen vor falscher Information.

6. Juli 1934

       Was Sie über die Theater schreiben, ist äußerst traurig, doch in anderen Ländern stehen die Dinge nicht besser. Das Radio und das Kino verdrängen wahre Kunst, und der direkte Einfluß der heiligen, feurigen, geistigen Schaffenskraft nimmt ab. Das gleiche gilt für die Photographie, denn so wertvoll sie auch auf vielen Gebieten ist, werden die unschätzbaren Kunstwerke, die Gemälde im normalen Heim und in Gebäuden mehr und mehr verdrängt. Leider müssen auch wir dieses Stadium der langsamen Evolution des menschlichen Geistes durchleben. Doch mit dem Wachstum und der Verfeinerung des Bewußtseins sowie der richtigen Erziehung der jungen Generation, wo dem menschlichen Genius Achtung erwiesen wird, wird am Ende alles seinen richtigen Platz einnehmen. Jedoch gibt es hier viel zu tun. Besonders notwendig ist es, die Geschmacksrichtung und das Verstehen der Durchschnittsmenschen in allen Sphären der Schaffenskraft soweit als möglich zu heben. Und dafür ist das Theater natürlich ein ausgezeichnetes Mittel. Doch solange es an den führenden Regierungsstellen keine hochkultivierten Leute gibt, wartet man vergeblich auf wahre Entwicklung kultureller Errungenschaften. Die Richtung wird immer von den Führern festgesetzt, und trotz der sogenannten Demokratie und vielgerühmten Individualität folgt jeder wie hypnotisiert den von den Regierenden festgesetzten Normen. Und in der Tat, größtenteils ist diese Norm nicht sehr hoch.

       Schön sind die Dramen von Kalidasa und die Theaterstücke von Tagore, doch ich würde Ihnen empfehlen, auch die Legenden und schönen historischen Episoden aus dem Leben Ihres eigenen Landes nicht zu übersehen. Jedes Land hat seine Schätze, die man nicht vergessen sollte. Jedes Volk sollte seine Grundlagen kennen, jene Grundlagen, die seine Wesenszüge prägten. Wir nähern uns jetzt – oder besser gesagt, wir befinden uns bereits in ihnen – den bedrohlichen heldenhaften Zeiten, in denen viele Völker einer Prüfung unterzogen werden. Es scheint mir daher, daß alles Heldenhafte, alles, was das Bewußtsein eines Volkes hebt und die Errungenschaften des Geistes erweckt, zur Zeit besonders angeregt werden sollte. Sie wissen, daß ich sehr gegen beschränkten Nationalismus oder Chauvinismus bin, doch immer bin ich tief gerührt, wenn die Volksgenossen in ihrem eigenen Land allem Schönen und Heldenhaften mit Achtung begegnen. Mißverstehen Sie dies nicht als Aufruf zum Militarismus! Nein, doch die Ereignisse sind so, daß jeder von uns bereit sein sollte, ein Krieger des Geistes zu sein und den Mut aufzubringen, unsere geistigen Errungenschaften mit geistigen Waffen zu verteidigen. Es ist ein Trost, von den geistigen Forschungen der jungen Generation zu hören: wir sollten dieses Faktum nicht übersehen und bereit sein, ihr das zu geben, wonach sich ihr Geist sehnt. Die Lehre des Lebens oder LEBENDIGE ETHIK ist auf alle Fragen des Geistes genau die richtige und allumfassende Antwort! Kein einziges Gebiet, kein Lebensproblem wird in diesen Vermächtnissen vernachlässigt. Im Gegenteil, jede Lage wird von verschiedenen Seiten und Gesichtspunkten her behandelt und die praktische Anwendung empfohlen. So viele schöne Dialoge können mit suchenden Seelen geführt werden! Vertreiben Sie vor allem jene nicht, die anklopfen. Gleichzeitig muß sorgfältig Unterscheidung geübt werden, um die Annäherung jener zu verhindern, die zweifeln.

       Auch ist es eine Freude zu hören, daß Sie das Kommen der Neuen Ära fühlen. Ja, sie kommt und nichts kann sie aufhalten. Die Landkarte der ganzen Welt ändert sich. Vielen Ländern steht Schweres bevor, doch selbst jetzt, inmitten der Finsternis, gibt es Zeichen des Lichts. Ich möchte eine Seite aus der Lehre zitieren: ”Die bestehenden Lebensformen entsprechen der Prägung durch den Geist eines Volkes. Man kann den Niedergang oder Aufstieg eines Volkes nicht nur von historischen Fakten aus, sondern auch nach den begleitenden Ausdrucksformen der Schaffenskraft beurteilen. Wird der Geist von Rauheit und Unwissenheit beherrscht, widerspiegelt sich dies in den Gesetzen und Lebensbräuchen. Nach dieser Übereinstimmung kann man alle Grundzüge der Zeit verfolgen. Die gesetzten Lebensformen verleihen den verschiedenen Geschichtsepochen sicherlich eine klare Färbung. Wodurch kennzeichnen sich die ersten drei Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts? Kriege, Terror, Grausamkeiten, Verrohung und die schrecklichen Verleumdungen! Doch inmitten all dieser Finsternis kann man Lichtformen erkennen, mögen sie auch nicht so zahlreich über das Antlitz der Erde verstreut sein. Das Gleichgewicht des Lichts wird nicht durch Quantität, sondern durch innewohnende Kraft, nicht durch Ansturm, sondern durch geistiges Heldentum geschaffen. So laßt uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt von der Bedeutung erhabener Formen erfüllt sein, und laßt uns vor allem das Licht jener Augen schätzen, die der Menschheit die Macht der Schönheit bringen.” (Feurige Welt, III. Bd.)

       So laßt uns die Lichtformen schaffen. Möge ihre geringe Zahl uns nicht beunruhigen, solange die innewohnende Kraft groß ist.

21. Juli 1934

       Ihr Streben zum Lehrer ist schön, und wächst es in seiner Intensität und im Verstehen des Großen Bildnisses, so kann viel erreicht werden. Beschränken Sie sich nicht auf eine Zeit oder auf ihre eigenen Prämissen und Bedingungen, sondern vertrauen Sie sich mit Ihrem ganzen Herzen der Hohen Weisheit an und alles wird so verlaufen, wie es am besten für Sie ist. Manchmal wird das Angstvolle, das Unzugänglichste zur Hauptquelle unseres Glücks.

       Sie schreiben, es sei Ihnen klar, daß ”nicht der Schüler den Lehrer erwartet, sondern der Lehrer den Schüler”, doch muß ich diese sehr kategorische Feststellung erläutern. Jede schöpferische Tätigkeit, jede Erscheinung bedarf der Gegenseitigkeit und Übereinstimmung. Gibt es also kein Erwarten, kann es auch keine Antwort geben. Wo es keine Erwartung gibt, da ist kein Streben, doch uns wurde aufgegeben, ein äußerst wachsames und intensives Streben einzusetzen.

       Gerade das große Vermächtnis ”Ist der Schüler bereit, erscheint der Lehrer” wird so selten verstanden. Es gibt nicht viele, die sich fragen, was diese Bereitschaft wirklich ist. Verlangt diese Bereitschaft nicht bestimmte Eigenschaften? Das Schwierige ist, die Menschen wollen nicht erkennen, daß auf der Grundlage dieser Bereitschaft und aller Errungenschaft das Streben nach einem großen Ideal beruht, eine feurige Umwandlung aller unserer Gefühle, unseres ganzen Charakters. Die Menschen würden eher etliche Ausschreitungen aufgeben und gedankenlos mechanisch ihr Pranayama abhalten, als eine Gewohnheit abzulegen, die sie auf dem Weg zur geistigen Errungenschaft behindert. Doch wie gesagt wurde, haben mechanische Mittel keinen Wert. Die Umwandlung des inneren Menschen kann nicht automatisch errungen werden, und diese Umwandlung ist das Hauptziel aller wahren Lehren. Deshalb muß man immer daran denken, daß alle Großen Lehrer sich mit dem inneren Menschen befaßten, dessen Reich in der Sphäre der Motive und Gedanken liegt. Daher bedarf nicht ein einziger hoher Raja oder Agni Yogi mechanischer Mittel oder körperlicher Übungen. Ihre einzige Erwägung ist die Konzentration auf das erwählte Große Ideal, auf das unerschütterliche und unentwegte Streben, sich zu Ihm zu erheben. Solch eine Konzentration besteht unaufhörlich. Was immer solch ein Yogi oder Schüler tut, sein Denken beschäftigt sich mit seinem Ideal. Alles wird im Namen dieses Ideals geleistet, und in seinem Herzen fühlt er immer die Liebe und die Gegenwart dieses Bildnisses. Dies ist die in der esoterischen Philosophie aufgezeigte wahre Konzentration, die sich nur mit der inneren Welt, der Welt des Noumenon (= das mit dem Geist zu Erkennende) befaßt.

       Das gleiche trifft für das Gebet eines Schülers zu; es ist genau das gleiche unaufhörliche Streben des Herzens und das Sein in der Gewärtigkeit des erwähnten Bildnisses. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Geschichte über den großen Konfuzius. Er war einmal krank, und seine Freunde, die glaubten, er läge im Sterben, mahnten ihn, seine Gebete zu sprechen. Der Weise lächelte und sagte: ”Mein Gebet hat schon längst begonnen”. Und in der Tat, war nicht sein ganzes Leben ein unaufhörlicher Dienst am Großen Ideal, was das wahre Gebet zum Höchsten bedeutet?

       Wenn solch eine ständige Gewärtigkeit des erwählten Bildnisses ins Leben eines Schülers eintritt, ihn nichts mehr ablenkt, dann ist wahre Bereitschaft vorhanden; der Lehrer erscheint, der Schüler wird angenommen und steht nun unter Beobachtung. Es kann natürlich auch einige Mitteilungen durch Individuen geben, und manchmal werden erstaunliche kleine Büchlein der Grundlage der Lehre vorgesetzt, gegeben durch reine Psychiker, doch wahre Schülerschaft ist etwas ganz anderes. Beinahe niemand erkennt, welche Bürde sich der Lehrer durch Annahme eines Schülers auflädt. Daher können die Großen Lehrer, welche die Welt überwachen, die universalen Vorgänge einem guten Ende zuführen und an gigantischen kosmischen Schlachten teilnehmen, nur jene aufnehmen, an denen Sie keinen Zweifel mehr hegen. Nur jene können aufgenommen werden, die viele Feuerproben bestanden und ihre Bereitschaft sowie Ergebenheit bewiesen haben, und dies nicht unter bequemen Umständen, sondern am Rande des Abgrunds; daher die kleine Zahl der angenommenen Schüler.

       Hat der Lehrer einen Schüler angenommen, stellt er eine unsichtbare Verbindung zu ihm her und nimmt ihn in sein Bewußtsein auf. Von diesem Augenblick an weiß der Lehrer alles über den Schüler. Er kennt jeden seiner Gedanken und jedes seiner Gefühle – auch die flüchtigsten, und dementsprechend führt er seinen Schüler. Für den Schüler beginnt vom Augenblick seiner Aufnahme an ein ganz neues Leben. Seine schlummernden Energien erwachen und ihre Entwicklung und Umwandlung wird beschleunigt. Eine wahre Batterie von unsichtbaren, doch mächtigen Strahlen wird auf ihn gelenkt, die entsprechend der Steigerung des Strebens und dem Wachstum des Bewußtseins des Schülers sowie der Verfeinerung seines Organismus immer mehr von ihm wahrgenommen werden. Der Zweck dieses Verfahrens ist, das innere Selbst umzuwandeln, zu verfeinern und die drei Körper für selbständige Arbeit auf ihren entsprechenden Ebenen zu trennen. Die Anspannung eines Schülers ist groß. Seine physische Kraft nimmt zeitweilig ab, und er muß eine bestimmte Lebensweise einhalten, ohne seine regulären Pflichten zu vernachlässigen. Diese Strahlen kann der Schüler allerdings nur in sich aufnehmen, wenn er bis aufs äußerste bestrebt ist. Alles erfordert eine Gegenseitigkeit, Anpassung und Übereinstimmung! Daher gibt es ohne Erwartung keine Erfüllung.

       Anscheinend bestehen Sie neuerdings darauf, daß ”nicht der Schüler den Lehrer erwartet, sondern der Lehrer den Schüler”; mag sein, daß ich Sie nicht verstehe. Mit meinem Herzen verstehe ich Sie, doch ein bestimmter Nachdruck ist erforderlich. Sie selbst müssen sich mit unentwickelten Seelen befassen und mit ihnen reden, und wenn Sie zu ihnen über den Lehrer und Schülerschaft sprechen, müssen Sie vor allem betonen, daß ohne Streben und feste Entschlossenheit nichts erreicht werden kann. Vieles wurde über die Schädlichkeit der Halbheit gesagt. Der Lehrer erwartet nur den, der vollkommen ernsthaft und zuverlässig mit bestem Willen erfüllt dem Ziele zustrebt. Und ist das letzte Hindernis, das den Schüler vom Guru trennt, überwunden, streckt ihm der Guru seine Hand entgegen. Am Fuß des Berges befinden sich viele, die hoffen, den Pfad zu beschreiten, doch es ist sicher, daß die Lehrer nicht auf alle warten! Denn der Gipfel ist hoch und eng der Pfad, und viele werden sich fürchten und aufgeben, ohne den halben Weg beschritten zu haben. Nur nach Überschreiten eines bestimmten Punktes kann ein Schüler hoffen, die Aufmerksamkeit des Guru auf sich zu lenken. Es wäre wirklich verlorene Zeit und eine unermeßliche Mühe, sich mit den Sprüngen unbeständiger Wanderer des Geistes zu befassen.

       Es gibt auch die vorherbestimmten Schüler, die bereits in ihren früheren Leben Schüler waren; und solch ein Schüler steht in der gegenwärtigen Inkarnation von Geburt an unter der hohen Führung seines Lehrers. Die Bedingungen seiner Geburt werden vom Lehrer bestimmt, und von früher Kindheit an kennt er seinen Lehrer. Für solche Geister gibt es daher keine Abweichung, und die Ereignisse ihrer Leben tragen sie wie ein unaufhaltsamer Strom zum vorbestimmten Ufer.

       Ich möchte Ihnen eine Seite aus der Lehre anführen:

       ”Wahrlich, beim Aufstieg des Geistes sollte man das Symbol des Gipfels als Ziel ins Auge fassen. Jeder Schüler sollte daran denken, daß das Meiden des Gipfels den Wanderer vom Pfade wegführt. Jede übermäßige Last behindert den Wanderer. Jeder Gipfel ist steil, und jedes unnötige Haften an der irdischen Welt läßt den Wanderer zurückbleiben. Es ist schwierig, sich am Abhang zu halten; so laßt uns an den Gipfel denken, wenn wir zum Aufstieg antreten. Es ist schwierig, den Gipfel zu erreichen, wenn der Geist die Grundsätze der Hierarchie nicht erfaßt …”

       ”… Die Abhänge sind steil, und man sollte daran denken, daß nur der Fuß des Berges breit ist …” (Feurige Welt, III. Bd.)

       Auf mein Angebot, Ihnen beim klareren Verstehen einiger schwieriger Stellen der Lehre zu helfen, schreiben Sie, daß Sie mich nicht mit persönlichen Fragen belästigen wollen und es für mich Zeitvergeudung wäre.

       Ich muß Ihnen sagen, daß Sie unrecht haben. Glauben Sie nur nicht, daß das Säubern der Lehre von unrichtigen Kommentaren etwas Persönliches oder Nutzloses ist, Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Entstellungen sich um die Lehre sammeln. Gerade die Großen Lehrer bestehen auf dieser Reinigung. Deshalb sollte jeder, der verstehen kann und ernstlich wünscht, den Pfad der Schülerschaft zu beschreiten, lernen, sein Verstehen zu vertiefen.

       Viele Hinweise sind in der Lehre verstreut, und in dem forschenden Geist eines ernsten Lesers kann das Interesse geweckt werden; er kann den Pfad vorbereitender Jüngerschaft beschreiten. Und dann bin ich gern bereit zu helfen, es wird für mich keine verlorene Zeit sein. Jedoch zum Beantworten der Fragen Neugieriger habe ich wirklich keine Zeit. Darüber hinaus, – wozu unwilligen Geistern Wissen abgeben? Es wird für sie nicht von Nutzen sein, sondern ihren Geist noch mehr verwirren. Wissen Sie, welche Fragen mir am häufigsten gestellt werden? ”Welches sind die sieben Bestandteile der Emulsion, die einen Yogi ausmachen? Was ist das Wasser L.? Wie viele Karotten sollte man täglich essen?…” usw. Und dies alles, wo die Bücher der Lehre voll sind von den tiefsten Mysterien und Lebensgrundlagen sowie entsprechenden Erklärungen. Doch daran sind sehr wenige interessiert.

       Wenden wir uns jetzt Ihrer Frage zu. Sie fragen: ”Was bedeuten Mahavan und Chotavan?” Wörtlich bedeuten diese Begriffe großer Rhythmus und kleiner Rhythmus.

       Mahavan und Chotavan sind die kosmischen Rhythmen, Rhythmen des Raumfeuers; zu bestimmter Zeit werden diese Rhythmen von jenen gefühlt, die auf dem Pfade des Agni Yoga schreiten. Sie werden nur kurze Zeit gespürt; andernfalls wären sie schwer zu ertragen, denn sie folgen einander mit großer Eile und Heftigkeit. Alle diese Rhythmen und den Rhythmus des zweifachen Dodekaeders habe ich selbst erlebt, doch es ist sehr schwer, sie zu beschreiben. Ich kann nur sagen, daß jede Zelle des Organismus mit diesem Rhythmus schwingt, wobei das Herz (was interessant ist zu beobachten) seinen üblichen, doch leicht gesunkenen Puls fortsetzt.

       Glauben Sie, daß diese Mitteilung auf den ersten Stufen dienlich sein kann? Alle diese feurigen Erfahrungen und Rhythmen treten auf, sobald ein Schüler das Stadium der Anpassung an das Raumfeuer erreicht hat. Wenn die Menschen von diesen Rhythmen hören, werden sie sie nur als etwas Mechanisches ansehen, sie werden, wie es in der Lehre heißt, den Kriegstrommler für den ”erfolgreichsten Rhythmiker” halten.

       Nun zu Ihrer nächsten Frage: ”Wie ist der Wandel der Blutsverwandtschaft in geistige Verwandtschaft zu verstehen?” Dies scheint mir sehr klar und offensichtlich zu sein! Im Leben können wir beobachten, daß uns oft Menschen ganz verschiedener Nationalität durch ihre geistige Entwicklung näherstehen als Blutsverwandte. Dafür gibt es viele Erklärungen; manchmal ist es das Karmagesetz, manchmal ist es die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element, oder es kann eine Ähnlichkeit potentieller Energien geben, die im Geisteskorn eingelagert sind.

       Selbst wenn wir einfache Beispiele aus dem Alltagsleben herausgreifen, können wir von einer vernünftigen Person, z. B. jemandem, der sein Geschäft verbessern will, eher Zusammenarbeit mit fähigen und mit solcher Arbeit vertrauten Menschen erwarten als mit Verwandten, die sich offensichtlich als unfähig und manchmal sogar als nachteilig erweisen.

       Jeder von uns hat direkte Pflichten gegenüber seiner Familie, doch wollen wir sie nicht übertreiben. Häufig offenbaren Familien eine völlige Spaltung und Gegnerschaft; sie bilden einen Herd geistigen Zerfalls. Wäre es richtig und feinfühlig, für eine künstliche Aufrechterhaltung von Bindungen – die in den meisten Fällen unzulässig sind, weil sie gegen das höhere Gesetz verstoßen – Kraft zu verschwenden und die hohen Ideale zu opfern? Genau gesagt, deshalb unzulässig, weil viele durch menschliche Gesetze gerechtfertigte Bindungen auf Erden vom Standpunkt des kosmischen Gesetzes als illegal zu betrachten sind. Genau gesagt, schreckliche Verbrechen, Degeneration ganzer Völker und ein Niedergang der Zivilisation rühren von vielen solchen falschen Verbindungen her. Die Frage der kosmischen Gesetzmäßigkeit der Familie ist sehr tiefgreifend, sie berührt das Sein selbst.

       Das Verständnis für die Schaffung von richtigen gesetzmäßigen Verbindungen ist eine große Wissenschaft der Zukunft; und diese Wissenschaft wird auf unabänderlichen kosmischen Gesetzen beruhen.

       Viel ist über die Seelenverwandtschaft gesprochen worden, doch wer kennt und versteht diese Wahrheit in der vollen Größe des unabänderlichen kosmischen Gesetzes? Die Lehre besagt, daß sich die Menschen entsprechend den Elementen vereinen sollten. Nur Eltern, die demselben Element angehören, können ausgeglichene Nachkommen haben. Wogegen wir im Leben oft wahrnehmen, daß sich Feuer mit Wasser oder Luft mit Erde vermischen. Wahrlich, Sterilität und Degeneration ganzer Völker ergeben sich aus solchen Vermischungen. Es wird die Zeit kommen, wo die Menschheit diese Wahrheit verstehen und für richtig halten wird. Die Lebensform und menschlichen Funktionen müssen dem kosmischen Gesetz entsprechend aufgebaut werden, wenn die Menschheit auf diesem Planeten weiter bestehen und sich entwickeln will; andernfalls droht uns das Schicksal von Atlantis.

       Und für jene Scheinheiligen, die, nachdem sie über geistige Verwandtschaft anstelle von Blutsverwandtschaft gelesen haben, ihre Entrüstung und Verleumdung der Lehre zum Ausdruck bringen, ”weil familiäre Pflichten herabgewürdigt werden”, möchten wir die Worte Christi, zu dessen Lehre sie sich bekennen, ins Gedächtnis rufen: ”Wahrlich, ich sage euch, jeder, der Haus, Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Acker um meinetwillen und um der Frohbotschaft willen verläßt, wird hundertfältigen Lohn erhalten… und in der kommenden Weltzeit: Ewiges Leben ” (Markus 10:29-30). Welch deutliche Bestätigung des Gesetzes der Wiedergeburt ist in diesen und in den gleichen Worten aus dem Evangelium des Hl. Lukas (18:29-30) enthalten! Bedeutsam ist auch die Bestätigung: ”Selbst von Eltern, Brüdern, Verwandten und Freunden werdet ihr ausgeliefert werden, und einige von euch wird man töten” (Lukas 21:16).

       Mögen die Fragesteller auch für die folgenden Worte Christi eine Erklärung finden: ”Glaubt nur nicht, daß ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert” (Matth. l0:34-38).

       Mir scheint, nach diesen Worten klingt die Feststellung, die geistige Verwandtschaft trete an die Stelle der Blutsverwandtschaft, eher bescheiden! Es gibt keine größere Sünde als die Ausübung von Zwang auf den menschlichen Geist. Und wie oft können wir wahrnehmen, daß gerade die Nahestehenden uns solche Bürde auferlegen. Der Geist verträgt keinen Zwang und wehe den Bezwingenden!

       Würden Sie lieber zu jenen über die Lehre sprechen und sie diskutieren, die sie hassen, oder sich lieber einen Gleichgesinnten suchen nach dem weisen Ausspruch: ”Gebet das Heilige nicht den Hunden und werfet auch eure Perlen nicht vor die Schweine, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertrampeln und sich umwenden und euch zerreißen” (Matth. 7:6)? Dies weist ebenfalls auf die Notwendigkeit hin, Blutsverwandtschaft durch geistige Verwandtschaft zu ersetzen.

       Alles ist gut und schön, wenn die Familie aus geistig vereinten Mitgliedern besteht. Wenn nicht, so hat keiner das Recht zu verurteilen, wenn ein Familienmitglied sich außerhalb seiner eigenen Familie Gleichgesinnten anschließt. Nur die geistigen Bande, die Bande des Herzens, sind von Bedeutung und können uns über Jahrtausende binden, wogegen die Bande des Blutes vorübergehend sind, und die Pflicht ihnen gegenüber mag als ein Teil karmischer Schuld angesehen werden. Wieviele Väter kennen ihre Söhne und Töchter nicht! Wollen wir daher nicht scheinheilig sein.

       Laßt uns hinsichtlich dieser Frage nicht sentimental sein, doch erkennen wir die wahre Pflicht eines Familienmitgliedes. Wenn wir reif genug werden, um zu verstehen, was wahre, gesetzmäßige Heirat bedeutet, wird sich die Frage der Bluts- und geistigen Verwandtschaft von selbst lösen. Doch bis dahin laßt uns die Vervollkommnung des inneren Menschen unterstreichen; denn gerade diese Selbstvervollkommnung wird uns helfen, viele Lebensprobleme zu lösen.

* * *

       Und jetzt – welches sind die sieben astralen Eigenschaften? Sie entsprechen genau den fünf Sinnen, die im irdischen Körper tätig sind, dazu kommt der sechste (das Gefühlswissen oder die sogenannte Intuition, die noch selten ist) und dann der siebente (Synthese oder Geistigkeit). Die astralen Gefühle bestehen in der gleichen Weise wie die physischen, doch als ihr feinstoffliches Gegenstück. Man kann sie nicht trennen – Einheit offenbart ihre Harmonie. Es besteht eine vollkommene Entsprechung zwischen dem feinstofflichen und physischen Körper. Daher muß der Grundsatz ”wie oben, so unten” stets gegenwärtig sein.

       Doch in der Tat, genauso wie die äußeren Gefühle oder Energien sich nur unter geeigneten Bedingungen offenbaren, so offenbaren sich auch die geistigen Fähigkeiten nur, wenn auf der inneren Ebene die astralen oder geistigen Bedingungen geschaffen werden. Die äußere Welt ist nur ein Widerschein der inneren.

       Und nun über die Einsamkeit. Mit der Bewußtseinserweiterung, mit der Erweiterung des Denkhorizonts, wird eine Person unweigerlich Einsamkeit verspüren. Jede gebildete und kultivierte Person hat, sobald sie sich über den allgemeinen Durchschnitt erhebt, Schwierigkeiten, sich an das Denken anderer Leute anzupassen. Was sollen aber jene sagen, die ihren geistigen Horizont bis zu den fernen Welten erhoben haben? Wer es lernt, nicht oberflächlich zu urteilen und nicht den Augenschein für Wirklichkeit zu halten; wer die Folgen sieht, in die die Menschheit verwickelt ist, der kann die wahren Ursachen der Ereignisse begreifen; wer versteht und weiß, daß das sogenannte Unsichtbare alle wahren Gründe, alle mächtigen Faktoren unseres Seins birgt; und wer die ganze Schönheit der höheren Welten kennt, ihre Gedanken, ihre Pläne bezüglich der Schönheit ihres Schaffens – kann er sie mit Menschen teilen, die sich von der irdischen Ebene nicht erhoben haben? Wer wird ihn verstehen? Und muß er sein Wissen nicht verbergen, um unfreundlichen Gefühlen auszuweichen und keinen Schaden zu verursachen? Er kann nur jene Art von Persönlichkeit zeigen, die von seinen Mitmenschen, welche belanglosen Augenschein für Wirklichkeit halten, geschätzt wird.

       In der Lehre ist treffend gesagt, daß ”jene, die eine kostbare Formel entdeckten, sie nicht zum Fenster hinausschreien können, weil der damit angerichtete Schaden größer sein würde als der Nutzen”. Es ist schwer, zusammenzuarbeiten und sich entsprechend dem Bewußtsein seiner Gesprächspartner zu unterhalten; es erfordert oft eine ungeheure Anspannung. ”Wenn es schwer ist, ein kleines Schwert in eine große Scheide zu stecken, wie viel schwerer ist es, ein großes Schwert in eine kleine Scheide zu stecken”? So ist der Geist einer solchen Person von dem Wunsch erfüllt, den Menschen durch das Licht der großen Lehre Freude zu bereiten, doch sie muß schweigen und sich dem Bewußtsein jener anpassen, die sie umgeben, damit diese die Zusammenarbeit annehmen, die nur auf ihr Wohl bedacht ist. Das ist die große Einsamkeit.

       Wahrlich, der Agni Yogi ist beides, ”die Lampe der Wüste” und ”der Löwe der Wüste”.

       Zum Schluß möchte ich hinzufügen, daß wir jeden, der Bewußtseinserweiterung erlangte, trotz dieser Einsamkeit beglückwünschen können. Nichts anderes kann der unbegrenzten Fortdauer der Möglichkeiten Sinn verleihen. Nur das geistige Wissen kann dem Menschen einen Platz in der Unendlichkeit zuteilen, wo es keine Einsamkeit gibt, sondern nur eine mächtige Anziehung zur Erhabenheit der Feurigen Welt.

       Uns ist ein gewisser Berührungspunkt gegeben, nach dem wir den Grad unserer Nähe zur Hierarchie des Lichts beurteilen können; es ist jenes heilige Beben des Herzens in erhabener Verehrung und Liebe zur Hierarchie des Lichts, das in allen unseren Worten und Taten eingedenk dieses großen Begriffs zum Ausdruck kommen sollte.

       Denken Sie daran, daß die genaue geographische Lage des Hauptbollwerks niemals bekanntgegeben werden kann, auch nicht jene der persönlichen Ashrams. Ebenfalls gleichen alle verfügbaren Bilder den Großen Lehrern nur wenig, oder sie haben mit den wahren Bildnissen der Meister überhaupt nichts Gemeinsames. Viel Unsinn ist über den erhabenen Begriff Bruderschaft verbreitet worden.

* * *

       Ich erhalte oft Informationen über die Wiedergeburt von H. P. Blavatsky. Einige englische Theosophen identifizieren sie mit einem in Indien geborenen kleinen englischen Mädchen. Außerdem erhalte ich oft Briefe, in denen mich Leute als H. P. Blavatsky ansprechen und um Erlaubnis bitten, mich zu besuchen! Doch ich versichere Ihnen, ich bin keine Wiedergeburt von H. P. Blavatsky. H. P. Blavatsky inkarnierte vor ungefähr vierzig Jahren, und im Jahre 1924 gelangte sie in ihrem physischen Körper sicher in das Hauptbollwerk.

       Ich bin sehr gerührt über Ihre Verehrung gegenüber H. P. Blavatsky. Es wäre wunderbar, wenn Sie einen Artikel über diese Löwenherz-Frau schreiben würden. Es wäre schön, wenn jemand ihrem Gedenken einen ersten Grundstein legen würde.

1. August 1934

       Die Hauptkraft des Moschus liegt sozusagen in ”seinem feurigen Laboratorium”, das die Kräfte der Zentren stärkt und so die schwächeren Organe mit Feuer nährt. Es muß verstanden werden, daß der feinere Organismus auf das Nähren mit Feuern positiv reagiert, während jene, die durch irdische Anziehung beeinflußt werden, das Gegenteil erfahren. Es können vorübergehende Krankheitserscheinungen auftreten, doch wird Moschus regelmäßig eingenommen, so können diese seltsamen Wirkungen verhindert werden. Die feurige Beschaffenheit des Moschus ist seine hervorstechendste Eigenschaft. Es muß auch verstanden werden, daß in einem feurigen Organismus die Wirkung von Moschus durch die feurigen Zentren verstärkt wird. Die Macht der feurigen Zentren sollte mit großer Sorgfalt beobachtet werden. Die Umwandlung der Zentren, welche die psychische Energie so mächtig anspannen, stärkt auch die Wirkung der feurigen Substanzen. Wenn wir daher über Moschus sprechen, müssen wir die innere Wirkung beachten, die diese feurige Substanz auslöst. Daher wird feines Begreifen feine Methoden bringen; das ist das Hauptproblem für die Verwirklichung der feurigen Umwandlungen. Alle unsere Bestrebungen müssen sich auf Vereinigung des Inneren mit dem Äußeren richten, doch wenn wir nur auf die äußeren Wirkungen bauen, so werden wir nur Teilergebnisse erhalten. Sehr richtig ist daher Ihre Bemerkung: ”Wenn der Neophyt begierig Moschus gebraucht und von diesem kostbaren Präparat täglich große Dosen zu sich nimmt, wird er kaum ein gutes Ergebnis erzielen, denn dies ist nur ein Hilfsmittel.” –

       Doch da dieses Präparat wegen seiner Unersetzlichkeit und Harmlosigkeit zur Erhaltung des Gleichgewichts zum allgemeinen Gebrauch gegeben ist und es auch ein Schutz gegen viele Krankheiten ist, einschließlich Krebs, sollte man versuchen, diese kostbare Substanz, die jetzt wesentlich billiger ist, zu erhalten. Darüber hinaus hinterlassen die meisten Herzmittel, ausgenommen Strophantin, schädliche Ablagerungen und können, wenn längere Zeit eingenommen, den Organismus vergiften.

       Moschus ist nach allen alten Quellen mit der Sonne verwandt und nicht mit der Venus. Und es ist unrichtig zu sagen, Moschus zähle zur Kategorie geschlechtserregender Mittel. Wahr ist, daß die mächtige ausgleichende Wirkung dieses Präparats alle normalen Funktionen des Organismus wiederherstellt, doch es kann nicht als sexuelles Reizmittel angesehen werden. Wenngleich bekannt ist, daß die Weibchen in der Begattungszeit durch den Duft der Moschusabsonderung der Männchen in Büschen und auf Felsen diese auffinden, so dürfen wir nicht vergessen, daß das, was lediglich den Instinkt in einem Tier steigert, eine bewußte verstärkte Wirkung in den feinen Zentren eines menschlichen Wesens hervorrufen kann. Und Moschus hat genau diese Eigenschaft. Daher ist Moschus für die geistige Arbeit besonders nützlich.

       Die Forschungen in ayurvedischer und tibetischer Medizin weisen darauf hin, daß Moschus in beinahe allen tibetanischen und in vielen indischen Medikamenten Verwendung findet. In Indien wurde er seit alters verwendet. Die indische Medizin ist älter als die arabische.

* * *

       Und nun eine interessante Mitteilung über die Bedeutung von Düften. In dem Buch ”Fünf Jahre Theosophie” gibt es einen ausgezeichneten Artikel von dem Mediziner Dr. L. Salzer. Er ist benannt ”Odorigen and Jiva”. Der Verfasser setzt sich darin mit der Rolle und der Bedeutung des Duftes auseinander.

       In amtlichen Arzneibüchern finden wir oft eine Bemerkung wie ”Ihr Verhalten gleicht dem ätherischen Öls”. Dazu müssen wir sagen, daß diese Feststellung äußerst ungerechtfertigt ist, da jede aromatische Substanz ihre eigene Wirkung ausübt, nur hat man sie noch nicht gründlich analysiert. Die sogenannten ätherischen Öle, diese charakteristischen Besonderheiten bestimmter Pflanzen, werden für die Zukunft sehr bedeutsam sein. Doch soweit hat man dies noch nicht erkannt, und daher sind solche Artikel wie ”Odorigen and Jiva” Wegweiser der Zukunft.

       Ich möchte Auszüge aus diesem Artikel anführen: ”Daß diese starkriechenden Substanzen auf keinen Fall träge Körper sind, kann aus ihrer Flüchtigkeit gefolgert werden, da, wie in der Physik bekannt, Flüchtigkeit einem Zustand atomistischer Tätigkeit entspringt. Prevost beschrieb zwei Phänomene, die bei geruchsstarken Substanzen beobachtet werden können. Erstens, wenn ins Wasser getropft, sie sich zu bewegen beginnen; und zweitens, daß sich eine dünne Wasserschicht auf vollkommen reiner Glasplatte zurückzieht, sobald solch starkriechende Substanz wie Kampfer hinzukommt. Monsieur Ligeois hat ferner gezeigt, daß die auf Wasser getropften Teilchen einer starkriechenden Substanz einer schnellen Teilung unterliegen und die Bewegung von Kampfer oder Benzolsäure gehemmt oder sogar eingestellt wird, wenn eine starkriechende Substanz mit dem Wasser, in dem sie sich bewegen, in Berührung kommt.

       Auf Grund dieser Beobachtung, daß geruchsintensive Substanzen, wenn sie mit flüssigen Körpern in Berührung kommen, in eine besondere Bewegung geraten und dem flüssigen Körper die Bewegung gleichzeitig weitergeben, können wir einwandfrei den Schluß ziehen, daß diese spezifische formende Fähigkeit des Protoplasmas nicht diesem selbst, da es überall gleich ist, eigen ist, sondern den spezifischen, geruchsstarken Substanzen.”

       Nun eine weitere nützliche Information: ”Die Alten erwähnten die Wissenschaft der ”Merkmale oder charakteristischen Züge”. Der Mensch, der die Wesenszüge (wie Form, Geruch, Gattung) einer Pflanze kennt, könnte das Wissen für medizinische und andere Zwecke ”ohne die Notwendigkeit blinder Experimente und zufälliger Entdeckungen” anwenden. Das gleiche bezieht sich auf das Mineral- und Tierreich. Dies wird die ”Wissenschaft der Entsprechung” genannt. Und da die ganze Natur nach einem bestimmten Plan aufgebaut ist, kann ein geistig aufgeschlossener Forscher diese ”Übereinstimmungen” in allem aufspüren. Paracelsus verstand diese Wissenschaft, und seine Wunder waren die Ergebnisse der Anwendung dieser Prinzipien. Astrologie ist der erste Schritt auf diesem wissenschaftlichen Gebiet. Der Artikel ”Odorigen and Jiva” wurde übrigens Frau Blavatsky einmal von ihrem Guru übergeben. Er wünschte, daß er in der Zeitschrift ” Lucifer” erscheine, glaube ich. Würden die Russen anstatt der Bücher von L. die Artikel von H. P. Blavatsky übersetzen, wäre der Nutzen groß. Für die Wunderliebhaber gibt es im ersten Band von Olcott’s ”Alten Tagebuchblättern” und in der ”Okkulten Welt” von A. P. Sinnett deren viele. Viel Licht könnte allerdings durch die ”Briefe der Mahatmas” auf die ganze Bewegung geworfen werden sowie durch die ”Briefe von H. P. Blavatsky an A. P. Sinnett”.

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       Nehmen Sie zur Kenntnis, daß Soma nicht der Ätherkörper ist. Soma ist eine feinstoffliche Absonderung der Drüsen, die eine Art Schutznetz für die Zentren bildet. Mit solchem Schutz kann daher die Umwandlung der Zentren fortgesetzt werden, da sie durch die Isolierung der Zentren weniger gefährlich ist. Auch unter dem Schnee leben und wachsen einige Pflanzen. Manchmal entwickeln sich die wundervollsten Pflanzen unter reinem Schnee. So bietet Soma Schutz vor Zentrenbrand.

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       Man sollte nicht sagen, daß der Ätherkörper der Niederschlag psychischer Energie ist. Wie könnte das sein, da der Ätherkörper nach dem Tod des Menschen im Bereich irdischer Anziehung verbleibt und schnell zerfällt, wogegen gerade die Anhäufung psychischer Energie den Geist nach dem Tod in die von ihm selbst bestimmte Höhe emporträgt?

       Der Ätherkörper oder die feinstofflichen Fluide, die dem physischen Körper entströmen, sind Ausstrahlungen der physischen Zentren. Der Ätherkörper festigt den physischen Körper und stärkt den Astralkörper, da er ein Bindeglied dieser beiden Körper ist.

       Überschätzen Sie die Bedeutung von Pranayama nicht! Die von echten Raja Yogis geübte Atemtechnik hat mit gewöhnlichem Pranayama wenig zu tun! Die Hatha Yogis sind nur an der Überwachung der Lebensatmung der Lungen interessiert, wogegen die alten Raja Yogis Pranayama als ein geistiges Atmen betrachteten. Wahrlich, nur die Beherrschung dieses geistigen Atmens verleiht Hellsichtigkeit, die Funktion des dritten Auges herstellend und zu den wahren Errungenschaften von Raja Yoga führend.

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       Und nun einige Antworten auf Ihre Fragen:

       1.) Für die Wissenschaft der Zukunft ist es weit wichtiger zu erfahren, daß Moschus alle Nervenzentren mit feuriger Energie nährt als seine okkulte Geschichte zu kennen.

       2.) Alles im Kosmos ist nach einem Prinzip aufgebaut; daher die große Übereinstimmung zwischen allen Organismen der verschiedenen Naturreiche. Wenn daher von der Herzensenergie der Natur gesprochen wird, muß man in jedem Organismus der Natur die belebende magnetische Substanz suchen, die der Ablagerung der Herzensenergie entspricht. In der Lehre sind einige besonders klare Beispiele von Ablagerung dieser Substanz erwähnt. Deodar oder Zeder, Moschus und Bernstein gehören zu den Lebensspendern.

       3.) Wenn physisches Feuer der beste Reiniger ist, um wieviel stärker ist die Substanz, die das lebenspendende Feuer in uns vermehrt! So oft wird in der Lehre erwähnt, daß psychische Energie ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten ist. Die Entdeckung des Kristalls der psychischen Energie würde vielen Krankheiten ein Ende bereiten. Alle bösartigen Krankheiten, wie z. B. Krebs, sind nur in einem völlig erschöpften Organismus ohne psychische Energie möglich. Es wäre interessant, das Blut eines Krebskranken zu untersuchen und es mit jenem eines gesunden Menschen zu vergleichen. Viele nützliche Entdeckungen könnten auf diese Weise gemacht werden. Übrigens werden solche Untersuchungen bereits angestellt.

       4.) Alles, was zum Reinen und Guten bestrebt ist, sollte gefördert und geschützt werden. Doch es muß verstanden werden, daß kein einziger Lehrer der Bruderschaft nach jahrelangem Aufenthalt im Bollwerk während der Zeit des Harmagedons unter Menschen leben kann.Wenn selbst fortgeschrittene Schüler sich nicht lange in Tälern aufhalten und bestimmte Auren ertragen können, um wieviel schwieriger ist es für die Lehrer der Weißen Bruderschaft! In dem Buch ”Die Briefe der Mahatmas” ist erwähnt, daß der Große Lehrer K. H. nach Kontakt mit den Tälern und den Menschen schwer erkrankte. Der Große Lehrer K. H. ist auf Geheiß des Herrschers von Schambhala für längere Zeit nach Tibet zurückgerufen worden, um sein Schutznetz wiederherzustellen. Gewiß können sich die Mahatmas vor den Einflüssen der Massen abschirmen, doch durch solch eine Verteidigung würden viele sich plötzlich in der Feinstofflichen Welt vorfinden; daher nutzen die Mahatmas diese Macht nicht. Wenn der Große Lehrer M. für Treffen mit Frau H. P. Blavatsky Sikkim besuchte, rauchte er zum Schutz immer ein spezielles Ozonpräparat. Das war übrigens der Beginn jener Mythe, daß Mahatma M. Tabak rauchte. H. P. B. erwähnte in ihrer Beschreibung über das Treffen mit M. M. eine indische Pfeife, doch vergaß sie hinzuzufügen, um welche Pfeife es sich handelte und womit sie gefüllt war. So entstehen Mythen.

       5.) Und nun, was ist das Feuer Aryavarta? ”Aryavarta” bedeutet das Land der Arier. Dies ist der alte Name von Nordindien, wo nach der Zerstörung von Atlantis die ersten Neuankömmlinge aus Zentralasien siedelten. Dieser Name bezieht sich hauptsächlich auf die Gebirgstäler der Himalajaketten, doch nicht auf das ganze Flachland Indiens. Unser Ashram befindet sich in dem ältesten und heiligsten Aryavarta. Das Feuer von Aryavarta bezeichnet den großen Geist und die innere Kraft dieses Volkes. Die Indo-Arier nennen sich ebenfalls Aryavartas.

       Der ‚Balsam der Mutter der Welt‘ ist ein von meinem Sohn Swetoslaw hergestelltes wunderbares Heilmittel, es basiert auf einem der ältesten Rezepte, doch mit zusätzlichen neuen Bestandteilen. Es ist vor allem bei der Behandlung von alten bösartigen Wunden unersetzlich.

       6.) Was bedeutet ”Santana mit dem Herzen durchschreiten”? ”Santana” bedeutet Strom. Im Buddhismus wird die Kette unserer Leben in ihrem steten Fließen mit einem Strom verglichen. Daher bedeutet ”Santana mit dem Herzen durchschreiten”: alle Leben in unermüdlichem Streben des Herzens zu durchschreiten.

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       Wenn Sie das von Ihnen erwähnte Buch lesen, vergessen Sie nicht, was ich Ihnen in meinem letzten Brief über Visionen und Träume sagte. Alles Unechte in den von Ihnen beschriebenen Einweihungsszenen wird Ihnen klar werden. Die Großen Lehrer würden nie ihre kostbare Zeit mit solch kindischen Vorstellungen vergeuden. Wahre Einweihung bedarf keiner Rituale. Sie vollzieht sich, wenn der innere Mensch bereit ist, und nur der Große Lehrer ist zugegen, da Er den verwandelnden Strahl lenkt, den der Schüler in sich aufnehmen muß.

       Denken Sie daran, was in dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA”, Bd. II, § 328, über den höchsten letzten Akt aller Mysterien gesagt ist. ”… Der höchste und letzte Akt aller Mysterien zeichnet sich durch das Fehlen jeglichen Zeremoniells aus. Oft spricht der Einweihende zum Neophyten: Du bist zu Mir hierher gekommen, nun bist du im Besitz des Geheimnisses; doch was kann Ich dir noch geben, wo sich die Krone der Vollendung in dir selbst befindet?! Setze dich, öffne die letzten Tore und Ich will dir den letzten Aufstieg durch Mein Gebet erleichtern.” Denken Sie immer daran, daß es dort, wo die würdevolle Einfachheit verlorenging, keine Schönheit gibt. Daher kann es dort die Große Nähe nicht geben. Vergessen Sie auch nicht, daß alle Zeremonien auf Erden für die Erde geschaffen wurden – gerade für das irdische Bewußtsein; wogegen die höchsten Mysterien geheimgehalten wurden und bar jedes Zeremoniells waren.

8. August 1934

       Man sollte das Leben auf der irdischen Ebene nicht als unreal oder für weniger real als das in den anderen Welten betrachten. Nur das irdische Leben verleiht die Grundlage für unsere weitere Vervollkommnung und bewußtes Sein in der Feinstofflichen Welt. Nur hier, im Laboratorium dieses Lebens, können Wir neue Antriebe und Energien erwerben und sie augenblicklich in höhere Aufspeicherungen für das weitere Sein in den Feinstofflichen Welten umwandeln. Wahrlich, ein auf der Erde bewußtes Leben gewährt die Wirklichkeit von Leben in anderen Welten, denn im Kosmos herrscht vollkommene Übereinstimmung. Je weiter, je tiefer daher unser Bewußtsein ist, um so feiner sind unsere Gefühle – um so leuchtender und schöner ist für uns die Wirklichkeit aller anderen Sphären.

       Die östlichen Lehren, die von Maja oder Illusion sprechen, meinen an erster Stelle die ewige Veränderlichkeit aller Dinge im Universum. (Der Buddhismus sagt: ”Es gibt keine Beständigkeit im Kosmos, da selbst der einfachste Gegenstand in zwei aufeinanderfolgenden Momenten verschieden ist.”) Zweitens, durch den Hinweis auf die vorübergehenden Zustände auf unserer Erde, genauso wie in den darauf folgenden Welten, versuchen sie, uns zu lehren, nicht zu sehr an unserem irdischen Körper zu haften und uns nicht den niederen irdischen Anziehungen hinzugeben, sondern lieber zur ewigen Erneuerung (d. h. Evolution) und zu neuen Eroberungen bestrebt zu sein. Sie empfehlen uns, um schöne geistige Aufspeicherungen bemüht zu sein, da wir nur auf diese Weise ein wirkliches Sein in den Feinstofflichen Welten fortsetzen können und beim nächsten Verweilen auf Erden ein bewußteres Leben haben werden. Denken Sie daran, daß für den Geist mit einem geringen Bewußtsein und ohne Bestrebung das Leben in der Feinstofflichen Welt, trotz ihrer vollkommenen Realität, sehr trüb sein kann. Daher ist es richtig zu sagen, daß alle Welten insoweit real sind, als unser Bewußtsein imstande ist, sie zu erfassen. Gerade die Maja der Alten gleicht unserem Gesetz der Relativität. So ist in Band I, § 322 des Buches ”Feurige Welt” gesagt: ”Die ganze Wahrnehmbarkeit der Feinstofflichen Welt ist relativ, sie variiert entsprechend der Bewußtseinsentwicklung.”

       Seltsam ist der Ausdruck Ihres Korrespondenten, ”daß nicht nur das Bewußtsein eines Menschen unsterblich ist, sondern auch der eigentliche Mensch”. Doch Bewußtsein ist, wie Sie richtig feststellen, der eigentliche Mensch! Da das Bewußtsein eine Verbindung von hohen und niederen Energien ist, muß es natürlich gemäß dem Grad und der Ebene, auf der dieses Ego (oder Bewußtsein) sich befindet, sein entsprechendes Gefäß besitzen.

       ”Das Bewußtsein enthält sowohl alle Spuren vergangener Leben, Eindrücke jeder Erscheinung als auch jeden Gedanken und das Streben zur Öffnung eines weiten Horizonts. Das Bewußtsein wird vom ”Kelch” und vom Herzen genährt, und jede komprimierte Energie ist – untrennbar mit dem Geist verbunden – im Bewußtsein eingelagert. Wird der Geist vom Körper getrennt, bewahrt er die völlige Verbindung mit den höheren und niedrigeren Energien. Gewiß, der Lehrer lenkt weise, indem er auf die lebendige Umwandlung hinweist. In der Tat, durch die Unsterblichkeit des Geistes werden alle Äußerungen der Lebensenergie bewahrt. Aus den Ablagerungen bilden sich die künftigen Kristalle; und Gedanke, Herz und Schaffenskraft sowie alle anderen Erscheinungen sammeln diese Energie. Das gesamte feurige Potential des Geistes besteht aus Ausstrahlungen von Lebensenergie. Spricht man daher von Geist und Bewußtsein, so muß der Geist als Kristall aller höheren Erscheinungen angesehen werden. Die Alten wußten von der kristallenen Eigenschaft des Geistes, und der Geist offenbarte sich in allen höheren Erscheinungen als Feuer oder Flamme. Daher ist es so wichtig, die wahre Bedeutung feuriger Umwandlung zu verstehen. Wahrlich, Geist und Materie verfeinern sich impulsiv zur Erlangung des höheren feurigen Bewußtseins.” (Feurige Welt, Bd. III)

       Weiterhin schreibt Ihr Briefpartner, daß ein entwickeltes Ego sich den physischen Körper nach seiner Vorstellung aufbaut. Ja, natürlich kann ein entwickeltes Ego selbst in der Struktur des physischen Körpers viele Verbesserungen vollbringen; jedoch sind alle Offenbarungen auf der physischen Ebene zugleich abhängig von den Gesetzen eben dieser Ebene. Deshalb trägt auch das entwickelte Ego, wenn es in eine bestimmte Rasse oder Nationalität hineingeboren wird, die Wesenszüge dieser Rasse. Sie können Ihrem Briefpartner sagen, daß in allen von ihm erwähnten Inkarnationen des Großen Lehrers immer die Merkmale der entsprechenden Rasse und Nationalität, in welcher Er inkarnierte, offensichtlich waren.

       Falsch ist auch die Meinung, daß das Studium der Astrologie einen Menschen zurückhält. Bis jetzt ist Astrologie vor allem als eine Wissenschaft der Zukunft erachtet worden. Doch es ist wahr, daß Astrologie in Händen von ”modernen Adepten” von Zuverlässigkeit weit entfernt ist. Auch hier in Indien sind nur wenige gute Astrologen übriggeblieben.

       Astrochemie ist eine Wissenschaft der allernächsten Zukunft. Sowohl der Chemismus der Sonnenflecken als auch der Einfluß des Mondes werden bereits studiert. Bald wird auch der Chemismus der nächsten Planeten erforscht werden. Dies wird einen weiteren Schritt zur offiziellen Anerkennung der Astrologie bedeuten, denn Astrochemie ist die Grundlage der Astrologie. Doch die esoterische Astrologie ist unter den modernen Astrologen wenig bekannt. Der Schlüssel zu ihr liegt in den Händen der Großen Lehrer, und diese geben ihn nur den engsten Schülern – und nur dann, wenn ihre Mission es erfordert. Das Wissen über die geheimen Berechnungen esoterischer Astrologie in Händen des Bösen oder Verantwortungslosen könnte die Zerstörung der Welt verursachen.

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       Sie haben recht, daß gegenwärtig soviel Phantastisches und meist mittelmäßiger Unsinn über die Großen Lehrer geschrieben wird. Sehr viele schädliche Entstellungen wurden um die Großen Bildnisse zusammengetragen, genauso wie um alle Lehren. Wahrlich, die Zeit der feurigen Reinigung ist jetzt gekommen, wie von den Großen Lehrern vorausgesagt. Doch der phantastische Unsinn mancher Schreiber ist vielleicht nicht so gefährlich, denn sie legen wenigstens etwas in ihre Schriften, was sie als das Maximum an Kraft, Erhabenheit und Schönheit erachten. Viel gefährlicher sind diese bewußt oder unbewußt falschen Behauptungen von Personen, deren Autorität sich für viele Jahre festigte. Ihre Empörung besteht völlig zu Recht; allerdings, über solche Inkarnationen wie von Alexander dem Ersten oder Dmitri Donski wird in keinem der Bücher über die Leben der Großen Lehrer berichtet.

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       Recht haben Sie auch, wenn Sie meinen, daß in allen Versuchen der Finsteren ein bestimmtes System vorhanden ist. Gerade sie sind bestrebt, jedes reine Beginnen in Mißkredit zu bringen. Und der leichteste Weg, dies zu erreichen, ist es, finstere oder verantwortungslose Personen in die Zentren wohltätiger Aktivitäten hineinzubringen. Das ist der Grund, warum in den Büchern der Lehre so darauf bestanden wird, Neuankommende genau zu erkennen. Unterscheidungsvermögen ist der Schlüssel zur Errungenschaft und zum Erfolg. Daher ist der Gedanke, Gruppen für das Studium von Wissenschaft und Kunst zu bilden, weise und in jeder Hinsicht nützlich. Solche Studien stimmen mit den in der Lehre aufgezeigten Aufgaben der Selbstvervollkommnung mehr überein als vieles andere. Darüber hinaus würde dies eine gute Gelegenheit bieten, die Charaktere der Studierenden zu beobachten, um in die Lehre der Lebendigen Ethik nur gründlich geprüfte Personen aufzunehmen.

       Wissenschaft, Kunst und die LEBENDIGE ETHIK bilden eine schöne Dreiheit. Machen Sie es sich daher zur Regel, daß es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität ankommt; lassen Sie jene ziehen, die auf dem Pfad des Lichts nicht folgen können. Denken Sie daran, daß Buddha einmal, nachdem er seine Predigt beendet hatte, von 5.000 seiner Anhänger verlassen wurde und nur eine kleine Gruppe übrigblieb. Doch der Große Lehrer lächelte und sagte: ”Es ist gut, daß sich die Spreu vom Weizen trennte; es verbleibt die Gemeinschaft, die in ihrer Einigkeit stark ist.” Ja, die Großen Lehrer schätzen eine engverbundene Gruppe geprüfter Mitarbeiter und suchen keine Menschenmassen.

       Ich möchte aus der Lehre folgendes zitieren: ”Nicht ohne Grund wählten die alten Weisen für sich die Beschäftigung mit Kunst oder mit dem Handwerk. Jeder mußte sich einige Handfertigkeiten aneignen. Sie sahen darin ein Konzentrationsmittel. So stärkt jeder in seinem Streben zur Vervollkommnung den Willen und die Aufmerksamkeit. Auch an den uns zugegangenen Gegenständen kann man eine hohe Qualität an Kunstfertigkeit wahrnehmen. Gerade jetzt ist die Zeit gekommen, sich wieder handwerklicher Arbeit zuzuwenden. Man kann die geistigen Begrenzungen nicht mit den Grenzen der Maschine gleichsetzen. Man muß sich die Zeit nehmen, Qualitätshandarbeit zu schaffen, die die Vorstellung wieder belebt. Gerade Qualität und Vorstellungskraft sind auf den Stufen der feurigen Errungenschaft miteinander verbunden.” (Feurige Welt, II. Bd.)

       Glauben Sie nicht, daß dies ein herrliches Gebot zur Formung neuer Gruppen ist?

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       Auf die von Ihnen erwähnte Bemerkung eines Ihrer Widersacher, ”in den Büchern der Lebendigen Ethik wären zu viele drohende Warnungen, und dies sei nicht die Methode Christi”, könnte geantwortet werden, daß diese Person die Lehre Christi nicht kennt oder versteht, eine Lehre, die in ihren Angriffen gegen die Scheinheiligen sowie in ihrem Streben zum selbstlosen Dienst an der Menschheit streng ist. Auch könnte man auf verschiedene ernste Warnungen in den Worten Christi hinweisen. Allerdings, schwache Herzen ziehen es vor, ihre widerlichsten Verdrehungen mit dem allesverzeihenden Lächeln eines Bildnisses Christi zu verdecken, das sie in gotteslästerlicher Art selbst schufen. Wie ungerecht, grob und bedeutungslos wäre solch eine nachsichtige und alles verzeihende Liebe! Seit langem ist gesagt worden, daß ”alle Wasser von Urdar und Uruvela die von solch gotteslästerlichen Händen verursachte Beschmutzung des Gewandes Christi nicht reinwaschen.” Wahrlich, die Zeit für die feurige Reinigung der Großen Bildnisse der Lehrer und ihrer Vermächtnisse ist gekommen!

       Denken Sie daran, daß Besessene immer in gotteslästerlicher Weise über die Lehre sprechen; das ist ein ihnen eigener Wesenszug.

       Und nun zu Ihren drei Fragen. ”Siddha” ist ein Heiliger und Weiser, der bereits eine beinahe gottähnliche Stufe erreicht hat. ”Siddhi” sind Merkmale der Vervollkommnung oder die durch ein reines Leben erworbenen phänomenalen Fähigkeiten und Kräfte der Yogis. ”Saddhu” ist eine heilige Person, ein geistiger Lehrer, und diese Benennung wird derzeit fast für alle Wandermönche und Pilger angewandt.

       Sie fragen nach dem Begriff ”Khatak der Mutter der Welt”. ”Khatak” ist die heilige Seidenschärpe, die Mongolen und Tibetaner allen geistigen Vertretern und besonders geachteten Persönlichkeiten als Zeichen der Verehrung überreichen. In buddhistischen Schreinen sind alle Heiligenbilder mit diesen Seidenschärpen verhüllt oder darin eingehüllt, deren Länge von einem bis zu fünf Yard reicht und die eine Breite von einem Viertel bis zu einem Yard aufweisen. In Tibet sind die Schärpen weiß und gelb und in der Mongolei blau und gelb. Manchmal sind sie mit Heiligenbildern oder Glückszeichen durchwirkt. Der Khatak ist ein Symbol des Schutzes und der Hilfe. Auf den heiligen Gemälden Tibets und der Mongolei, den sogenannten Tankas oder Bannern, kann man vielfach bildlich dargestellt sehen, wie ein Heiliger aus der Feinstofflichen Welt einem Sünder in den niederen Sphären einen Khatak hinunterreicht, auf dem der Sünder aufsteigt.

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       Der Große Geist an der Spitze des Neuen Zyklus muß die Synthese aller großen Bildnisse jedes vergangenen Zyklus in sich vereinen. Daher umfaßt die Synthese von Maitreya alle Strahlen.

11. August 1934

       Ich kann Ihrer Feststellung, ”der Verdienst der Inquisition läge darin, durch Verbrennen von ungefähr zehn Millionen Hexen und Zauberern die Massen von schwarzer Magie und Satan gewidmeten nächtlichen Orgien abgehalten zu haben”, nicht beistimmen. Wahrlich nicht! Durch Töten von Millionen ihrer Opfer schuf die lnquisition die fürchterlichste unheilvolle Besessenheit. Wir wissen aus den Geheimen Lehren, daß die vor Ablauf ihres Lebensimpulses gewaltsam in die Feinstoffliche Welt getriebenen Seelen über einen noch nicht erschöpften Vorrat an magnetischer Anziehungskraft verfügen. Da sie wegen der niederen Entwicklung ihres Bewußtseins die Ströme der höheren Schwingungen nicht aufnehmen können, sind sie an die Erde gebunden. So drängen sie danach – ganz gleich durch welche Mittel –, mit diesen Lebenskräften in Berührung zu kommen. Nach der Inquisition zog Ingrimm und Rachsucht diese Opfer zu ihren Verfolgern. Indem sie ihre Mörder besessen machten, zwangen sie diese, noch ärgere Verbrechen zu begehen; manche trieben sie bis zum Selbstmord, um die Ausstrahlung des Blutes genüßlich zu absorbieren und, wenn auch nur für kurze Zeit, die Illusion des Lebens zu erfahren.

       Nein, die Inquisition ist nicht nur zur Verfolgung von kläglichen Hexen und Zauberern (meistens waren es Medien) eingerichtet worden, sondern um alle andersdenkenden Menschen und die persönlichen Feinde der auf absolute Macht erpichten Vertreter der Kirche zu vernichten. Zu den sogenannten Feinden der Kirche zählten vor allem die aufgeklärten Geister, die sich für das Allgemeinwohl einsetzten, sowie die wahren Nachfolger des Testamentes Christi. Freilich, die leichteste Art, die Feinde zu vernichten, war, sie zu beschuldigen, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Diese teuflische Psychologie versuchten die sogenannten ”Hüter der Reinheit der christlichen Grundsätze” auf jede mögliche Art dem Bewußtsein der Massen einzuflößen. Kein Wunder also, wenn an jenen Tagen Visionen von Nonnen und Mönchen den Stempel satanischen Einflusses trugen, da sie voller teuflischer Bilder und aller Art häßlicher Versuchungen waren.

       Die Verfolgung der armseligen Hexen und Zauberer, der Medien und Besessenen war nur ein Vorwand. Die Inquisition wurde geschaffen, um ungehemmt die Herrschaft über die arme, geängstigte Bevölkerung zu erlangen. Die wirksamsten Mittel, dies zu erreichen, waren Erpressung und Vernichtung aller jener, die bestrebt waren, Licht in die Finsternis des Mittelalters hineinzutragen, – jener, die zu unabhängig waren, die es wagten, vom Allgemeinwohl zu sprechen und sich gegen dieses durch die Vertreter der Inquisition verkörperte Teufelsreich aufzulehnen. Die Errichtung der Inquisition war eine schreckliche Karikatur Göttlichen Gerichts. Sie wurde vom Fürsten dieser Welt angestiftet, um den menschlichen Glauben an die Reinheit, Güte und Gerechtigkeit der Kirche für immer zu verfälschen.

       Es ist erbaulich, die von ihren eigenen Geistlichen geschriebenen Biographien von Heiligen der katholischen Kirche zu lesen. Diese Kirchengeschichte ist eines der blutigsten Kapitel in der menschlichen Geschichte überhaupt. Ein anderes unvergeßliches Verbrechen war das Blutbad der Bartholomäusnacht, das mit Massenmord gleichbedeutend geworden ist. Ich rate Ihnen, den ”Großinquisitor” von Dostojewski wieder zu lesen. Unzweifelhaft ist dieses Werk von seinem inspirierten Geist diktiert worden. Auch im Westen wurde im letzten Jahrhundert ein bemerkenswertes Buch von E. D. White veröffentlicht: ”Der Kampf der Religion mit der Wissenschaft”.

       Sie handeln richtig, wenn Sie vor dem Interesse am Spiritismus warnen. Ich muß hinzufügen, daß in früheren Zeiten alle magischen Rituale und Handlungen in Ehren gehalten und von den Vertretern der westlichen Kirchen genau befolgt wurden und daß von ihren Nachfolgern und Anhängern auch heute noch Magie betrieben wird. Denken wir an die Zauberbrüder von Papst Honorius und andere. Über die ganze Welt verbreiten sich viele schwarze Logen. Wie könnte es auch anders sein? Wir befinden uns jetzt inmitten der in den meisten alten Prophezeiungen und Schriften der Völker vorausgesagten Größten Schlacht. Wir nähern uns der vom Archistrategen Michael geführten großen entscheidenden Schlacht zwischen den Armeen des Lichts und den Horden des Fürsten dieser Welt. Wir nähern uns dem Tag des Großen Gerichts, wo die ganze Armee von Gog (barbarisches Volk der Bibel, welches in der Endzeit untergeht – Anm. des Herausgebers) vernichtet werden muß. Doch unabänderlich ist das Gesetz des Lichts; die Finsternis wird niedergeschlagen werden.

       Ganz richtig bezeichnen Sie den Spiritismus und alle magischen Praktiken als ”geistige Entartung”. Spiritismus führt auf Abwege; er öffnet den entkörperten Wesenheiten, die meistens der niederen Sphäre der Feinstofflichen Welt angehören, das Tor; Spiritismus dient der Evolution ebensowenig wie Magie. Es kann beobachtet werden, daß viele, die okkulte Schriften lesen, sich auf alles stürzen, was sich in der einen oder anderen Art mit Psychismus befaßt und auf die Möglichkeiten zur Erwerbung verschiedener psychischer Kräfte hinweist. Doch fast niemand denkt daran, ”Was geistige Entwicklung” bedeutet! Wie man das Gefühlswissen in sich erweckt, was den einzigen Weg darstellt, um wahre geistige Erleuchtung zu erlangen.

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       Sie fragen, ob man einen irdischen Lehrer haben soll, wenn man bereits als enger Schüler vom Großen Meister aufgenommen worden ist? Doch lassen Sie mich daran erinnern, daß auch Sie eigene Gruppen bilden und die Lehrer bestimmen! Warum tun Sie das? Tun Sie es nicht, um die Aufnahme der ersten Stufen der Lehre besser zu gestalten und folglich den weiteren Fortschritt zu ermöglichen? Und wie würden Sie solche Lehrer bezeichnen? Sind sie nicht auch irdische Lehrer? Und waren nicht auch die großen Religionsstifter und Philosophen zu ihrer Zeit ”irdische Lehrer”? Verspotteten die Menschen sie nicht und lehnten sich gegen sie auf? Und jetzt werden sie von denselben Widersachern in den Rang der Götter und Großen Erleuchteten erhoben!

       Haben Sie je darüber nachgedacht, warum wir in der Großen Gemeinschaft oder Bruderschaft meistens solchen begegnen, die Orientalen von Geburt sind? Hat dies nicht etwas mit dem spezifischen Wesen der Menschen des Ostens zu tun, einem Wesenszug von ganz besonderer Eigenart? Genauso ist es. Und die erste dieser Eigenschaften, die sich dem Bewußtsein der Menschen im Laufe von Jahrhunderten einprägte, ist gerade die Hingebung an den Guru! Im Osten wird das Band zwischen Schüler und Guru auch jetzt noch, über jede Blutsverwandtschaft hinaus, als das heiligste betrachtet. Und okkult gesehen, ist dies ganz richtig, denn der Lehrer schafft das Bewußtsein des wahren Menschen, des inneren Menschen, des Trägers von Karma; daher übernimmt der Guru auch Verantwortung für einen Teil des Karmas seines Schülers. Die Auswahl von Schülern muß darum mit größter Überlegung und Sorgfalt getroffen werden.

       Doch jene, die vom Verstehen des heiligen Begriffs der Jüngerschaft noch weit entfernt sind, dürfen von uns nicht gezwungen werden. Mögen sie ihren eigenen Weg gehen. Der kürzeste Weg, der Weg des Herzens, wird selten erreicht – oder besser gesagt, selten gewählt. Er erfordert einen hohen Grad an Ergebenheit, dieser seltensten Eigenschaft des Edelmuts, die in unserem Zeitalter in negativer Verkehrung in Erscheinung tritt, indem sie hauptsächlich durch Hingabe an das ”goldene Kalb” ersetzt wird.

       Sie fragen, ”warum so viele gute Aktivitäten sich nicht entwickeln können”? Meine Antwort ist, ”weil die Kette mit der Hierarchie zerrissen wurde”. Das Gesetz der Hierarchie ist unabänderlich, denn es ist ein kosmisches Gesetz. Niemand kann ein vom kosmischen Gesetz und den Großen Lehrern festgesetztes Glied überspringen. Mögen die Blinden sich vorübergehend selbst betrügen, doch bitter wird ihr Erwachen sein. Achten wir daher jeden, der das Licht der Lehre bringt. Ich will Ihnen ein wunderbares Beispiel an Ergebenheit nennen.

       In der Großen Gemeinschaft gibt es einen Bruder, der im 17. Jahrhundert ein berühmter Chemiker war. In seinem irdischen Leben hatte er einen Diener, der ihm mit Leib und Seele ergeben war und die meiste Zeit seines Lebens im Laboratorium des Meisters verbrachte. Trotz geringer intellektueller Entwicklung wurde dieser Diener infolge seiner tiefen Ergebenheit nach seinem Tod in die Gemeinschaft aufgenommen; und jetzt, in seinem feinstofflichen Körper, kann er seinem Meister nach wie vor helfen. Wahrlich, Hingebung wirkt Wunder; es ist die erste Eigenschaft, welche Geistigkeit bewirkt. In der Tat, Geistigkeit ist ohne diese Eigenschaft unmöglich!

       Nach solchem Beispiel von Hingabe mag es für viele klarer erscheinen, warum die Bedeutung des Lehrers und der hierarchischen Kette so hervorgehoben wird. Damit möchte ich meine Erläuterungen abschließen und nochmals darauf hinweisen, daß alle, die sich bemühen, diese Lehre im Leben anzuwenden, zweifellos unter dem Strahl des Großen Lehrers stehen; und die Aufnahme in den engeren Jüngerkreis hängt nur ab von Beharrlichkeit und früherem Karma. Laßt uns daher mutig sein und freudvoll dem großen Ziel, – ich möchte sagen, dem größten Ziel –, zustreben, denn den Pfad wahren Dienens zur Hierarchie des Lichts beschreitend, erfüllen wir den Zweck des Lebens nach kosmischem Gebot.

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       Manche sagen, daß es in den höheren Welten nichts Böses gäbe; doch ich möchte es so formulieren: In den höheren Welten gibt es nichts bewußt böse Wirkendes, doch sind auch dort – wie überall – Licht und Schatten unvermeidlich, denn Licht und Schatten bestimmen das Große Gleichgewicht des Universums.

12. August 1934

       Intellekt und Gelehrsamkeit waren niemals die Hauptfaktoren zur Annäherung an die Quelle der Wahrheit. Oft entwickelt sich Intellekt auf Kosten des Herzens und erstickt das große Feuer des Gefühlswissens. Unausgeglichenheit zwischen dem Intellekt und dem Herzen wird die Große Wahrheit entstellen wie ein gewölbter Spiegel. Die Menschen geben jede große Idee nach ihrem eigenen gekrümmten Spiegel wieder; daher gibt es solche Entstellungen der Lehren, solche Karikaturen der Großen Gestalten. Es ist gesagt worden: ”Die Reinigung des Bewußtseins und der Lehren ist die größte Aufgabe unserer Zeit.” Zur Zeit wimmelt es von ”Eingeweihten”, ”Hierophanten” und ”großen Inkarnierten” usw. Doch man kann die Betrüger leicht erkennen. Es mangelt ihnen vor allem an Einfachheit und Bescheidenheit. Während die großen Eingeweihten oder Beauftragten in ihrem Leben ganz einfach sind und versuchen, sich nach außen hin durch nichts zu unterscheiden und über ihre Errungenschaften schweigen, lieben es die Selbstbetrüger, sich mit Geheimnissen zu umgeben, sie reden über ihre großen Einweihungen genauso, wie sie sich hochklingende Titel und Namen zulegen, ohne selbst zu wissen, worin wahre Einweihung besteht. Wahre Einweihung hat nichts mit irgendwelchen für die Masse ersonnenen Ritualen zu tun; Einweihungen können an verschiedenen Orten und in Wohnungen stattfinden; sie bedürfen nur einer Bedingung – der geistigen Bereitschaft des Schülers. Und diese Bereitschaft wird vom ”Thermometer” in den Händen der Großen Lehrer nachgewiesen. Einweihung besteht in der Aufnahme der höheren Strahlen unterschiedlicher Stärke und Qualität. Oft befinden sich solche, die aufrichtig zum Guten bestrebt sind, unter dem Einfluß dieser hohen Strahlen, obwohl sie dies zu Anfang gar nicht vermuten. Die Vorbereitung für die Aufnahme der höheren Strahlen ist oft sehr langwierig; alles hängt von den Aufspeicherungen des Schülers ab.

       In Hingabe und Liebe zur Großen Hierarchie des Lichts wird alles, selbst das Mühsamste und Schwierigste, gelöst und überwunden. Daher – viel Glück!

       Herzlichen Dank dafür, daß Sie durch Ruhe und Besonnenheit den Versuchungen und Angriffen der Finsteren standhielten. Wir haben oft Warnungen über geplante Intrigen und Unterdrückungen vernommen, doch bei Nachforschung erwiesen sie sich in den meisten Fällen als Machenschaften der Feinde, die hofften, die Schwachen einzuschüchtern und so die Kraft der ganzen Bewegung zu schwächen. Doch Sie handelten ausgezeichnet und weise, indem Sie alle Märchen und Gerüchte ignorierten; Prüfen und Aufklären erwiesen sich als beste Taktik. Wir haben nichts zu fürchten, denn es gibt nichts Ungesetzliches in unserer Tätigkeit. Im Gegenteil, sie stützt die besten Fundamente, auf denen das Leben gründet. Die LEBENDIGE ETHIK ist jetzt so nötig! Wie ich einer unserer Mitarbeiterinnen schrieb, ist es wichtig, erzieherische und kulturelle Ideen zu hegen, ohne für die Lehre zu werben oder sie gar jemandem aufzudrängen. Dies gilt umso mehr, als sich die in der Lehre aufgezeigten Grundsätze und Ideen nicht durch irgendwelche Spezifikationen oder Besonderheiten auszeichnen, sondern unter dem Begriff LEBENDIGE ETHIK so wundervoll in die Praxis umgesetzt werden können. Der Lehre können viele Themen für Vorträge entnommen werden. Jetzt ist es wichtig, das Bewußtsein jener zu heben und zu erweitern, die bereit sind, dem Licht zu folgen. Dieses Licht kann jedoch nur entsprechend der Entwicklung des menschlichen Bewußtseins enthüllt werden, mit einfachen Methoden, wodurch, ausgehend von zugänglichen Vorstellungen, eine allmähliche Erweiterung dieser Begriffe vom Einfachsten bis zu Weltmaßstäben erreicht wird.

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