Kunstdrucke mit Motiven von Roerich Nicholas und Roerich Svetoslav

 

 


Briefe von Helena Roerich, Band 1, 1929 - 1935 >> 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10


7. Oktober 1931

       Wir freuen uns, daß Sie die Bedeutung der Fristen erkennen und sind für jede Eile dankbar. Da sich die Ereignisse überschlagen, wird es immer dringender, die Entwicklung des Werkes zu beschleunigen. Nur ein entwickelter Geist kann die Notwendigkeit, mit dem Rhythmus des Kosmischen Magneten voranzuschreiten, erkennen. Alle, die zögern und hinterherhinken, gehören den niederen Bewußtseinsstufen an, und eine solche Denkweise kann uns nur traurig stimmen. Wir sollten ihnen einen Teil ihrer Last abnehmen und jenen übergeben, die nach vorne blicken und der Evolution entgegenstreben.

       Bereiten Sie sich Ihre Mitarbeiter vor; vergessen Sie nicht, was über das Austauschen verwelkter Rosen durch wilde Blumen gesagt wurde! Bemühen Sie sich, jeden Tag etwas zu lernen, und danken Sie jedem Mitarbeiter, der Ihnen behilflich ist, die richtige Haltung gegenüber kleinlichen persönlichen Beschimpfungen zu entwickeln und sich davon zu befreien. Nur wenn wir versuchen, das Wesentliche zu verstehen, lernen wir es, die Angriffe eines ungebildeten Herzens zu übersehen. N. K. denkt immer mit Dankbarkeit an seine feindlichsten Kollegen, weil sie es waren, die ihm halfen, sein wachsames Auge, seinen Verstand und eine besondere Stärke und Disziplin des Geistes zu entwickeln. Auch Sie müssen lernen, das Verhalten der zänkischen Leute als Laune zu betrachten, die sie nicht verletzen kann, sondern in Ihnen nur Mitleid hervorruft für jene, die zu den unsinnigen Gewohnheiten der Kindheit zurückkehren.

       Wir wissen, wie schwer das Leben heute ist, und wir sind unglücklich über jeden Mangel an Verständnis, über jede Verzögerung, über alles, was den Fortschritt erschwert. Die Vernachlässigung der eigenen Pflichten kann nie gesühnt werden. Sie haben keine leichte Aufgabe, doch einfache Dinge tragen nicht zur Vervollkommnung bei. Reines Streben wird vom Großen Lehrer immer unterstützt. Seien Sie siegreich! Der Große Lehrer ist immer bereit, dem strebenden Schüler zu helfen, doch diese Hilfe kommt erst, wenn der Schüler selbst alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Darin liegt die größte Weisheit und ein großes kosmisches Gesetz der Evolution. Nur an der äußersten Grenze der Anspannung werden unsere Kräfte in feinste Energien verwandelt. Unsere Gedanken sind bei Ihnen, und wir wissen, daß alles eintreten wird, wenn wir nicht selbst durch unsere Selbstsucht, Trägheit und unsere oberflächliche Einstellung gegenüber den Ratschlägen des Lehrers den silbernen Faden zerreißen.

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       Um die Höhe eines Berges richtig einschätzen zu können, muß man dies aus einer bestimmten Entfernung tun. Das gleiche gilt für die Arbeit. Manchmal ist es ratsam, von ihr Abstand zu nehmen, um ihre kulturelle Bedeutung zu erkennen. Es ist notwendig, die kulturelle Bewegung in ihrem weltweiten Ausmaß zu erkennen, und dies ist das Wichtigste; denn wenn wir das nicht erkennen, wird es unseren Taten an der Angemessenheit mangeln, und ohne diese ist Erfolg unmöglich. Warum bestehen alle Lehren auf der Notwendigkeit des Glaubens, oder auf dem vollkommenen Verstehen einer erteilten Aufgabe? Deshalb, weil das intuitive Wissen oder der Glaube aus dem Menschen einen Riesen macht. Indem er den Zweifel vernichtet, schafft solch ein Glaube eine unbesiegbare Ausdauer, die unbedingt zum Ziel führt. Beschränkt durch unseren physischen Körper können wir die kulminierenden Ereignisse nicht durchschauen. Wir können daher das Vorbestimmte nicht von selbst erfüllen. Mangelt es uns aber an Glauben, verlassen wir die vom Lehrer vorgegebene Richtung, oder indem wir die Vorgaben mißverstehen, zerbrechen die dargestellten Verbindungen, in denen wir einen notwendigen Bestandteil darstellen und handeln müssen. Glaube ist großes Wissen und Weisheit. Ein Mensch, dem es an Glauben oder Wissen mangelt, gleicht einem Wetterhahn. Er ist von den äußeren Bedingungen abhängig, die sich ständig ändern und die er in seiner Blindheit nicht voraussehen und nicht vermeiden kann.

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       ”Es ist richtig, die Grundsätze des Friedensbanners zu bestätigen, wann immer es möglich ist. Bitte denken Sie daran, daß sich unerwartet neue Möglichkeiten bieten. Sich dem Übel zu widersetzen bringt neue Möglichkeiten.” Die gegen das Friedensbanner verfaßten Artikel sind so niederträchtig, daß man sich nur wundern kann, daß Menschen solche Gedanken hervorbringen können. Ich bin etwas verwundert betreffend die Liga der Nationen. Warum ist man an der Meinung und Unterstützung so einer Organisation derart interessiert? Es scheint, daß eine Bewegung der kulturellen Vereinigung und die Entwicklung eines wahren Verständnisses für die geistigen Errungenschaften in der Kunst innerhalb der jüngeren Generationen so wesentlich ist, daß es der Genehmigung dieser totgeborenen Organisationen nicht bedarf. Jede weitsichtige Regierung sollte im Pakt des Friedensbanners gerade eine Bewegung für den Schutz, die Ordnung und die Kreativität sehen. Daher sollte der Umstand, ob die Liga das Banner genehmigt oder nicht, die Errichtung des großen Banners der Kultur auf keinen Fall beeinflussen.

       Ist es möglich, daß die Frauenorganisationen in Amerika teilnahmslos zusehen und das Banner der Kultur nicht unterstützen? Ich hoffe, wir überschätzen ihre geistige Aufnahmefähigkeit nicht. Lange vor der ersten Konferenz in Brügge lernte ich den wahren Wert vieler moderner Organisationen kennen, und ich verstand, wie hart man arbeiten muß, um das Bewußtsein der Massen zu wecken und ihnen die wahren Werte sowie die kulturelle Schaffenskraft verständlich zu machen. Dies kann nur durch beständige und systematische Verbreitung von Ideen erreicht werden, doch nicht durch konvulsive Ausbrüche. Laßt Euch deshalb durch die Gleichgültigkeit der Regierungen und anderer Gruppen der zivilisierten Gesellschaft nicht entmutigen, doch setzt all Eure Kräfte ein, um oberflächliches Denken unter den engsten Mitarbeitern auszurotten und ihr Verständnis für die zwingende Notwendigkeit, diese Idee zu erfüllen, zu vertiefen.

       ”So rate Ich noch einmal, die Lehre in die täglichen Pflichten zu transformieren. Ich rate zu beobachten, inwieweit die Umgebung erfolgreich gestaltet wird. In kleinen Gruppen sollte man wechselseitige Gedanken besonders beachten, um den Strom nicht zu belasten und zu unterbrechen. Viele Lehren raten zu dieser einfachen Disziplin, doch jedes Buch sollte daran erinnern, weil das Grundlegende und überaus Notwendige im Leben nicht angewendet wird. Und für Uns bedeutet es ein großes Glück, wenn Wir jemandem so vertrauen können wie Uns selbst. Wie mächtig ist die Zuflucht des offenen Herzens.” (Herz, § 16)

       ”Unaufhörlich und immerzu strömt die Lehre des Lebens auf die Erde ein. Man kann sich das irdische Sein ohne diese Verbindung mit der unsichtbaren Welt nicht vorstellen. Wie ein Rettungsanker, wie das führende Licht stärkt die Lehre unseren Fortschritt in der Finsternis. Doch inmitten der Fülle des Wohlwollens, das uns wie die Wellen des Meeres umgibt, kann man, einen Rhythmus von besonderer, bestimmter Ausdehnung wahrnehmen; zu diesem Zeitpunkt erscheinen die Lehren. So kann man durch Beobachtung des Wachsens und Untertauchens, die zusammen die Entwicklung der Existenz beschreiben, den Rhythmus dieser ganzen Welt erklären.” (Herz, § 17)

       ”Unterbrechung des Rhythmus kann auf viele Umstände zurückgeführt werden, doch das beste Mittel, diese Störung zu vermeiden, ist Einigkeit. Wendet euch an Uns, wo über alles entschieden wird. Als Vergleich – wie ein Staubkorn den Stillstand eines riesigen Rades bewirken kann, so unterbricht ein gestörter Rhythmus den Strom. Gerade jetzt ist die Zeit der großen Anspannung. Die Möglichkeiten sind so nahe, die Ereignisse ballen sich bereits zusammen, und das Schreckliche wird sich als Rettung erweisen.” (Herz, § 18)

       Laßt uns den rettenden Strom nicht unterbrechen!

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21. Oktober 1931

       Die letzte Post brachte uns die Schilderung eines sehr bezeichnenden Gesprächs. Was für ein schönes Beispiel für Schwachsinn und Verfall! Was kann man tun, wenn die offiziellen Vertreter diverser Organisationen nicht dazu imstande sind, die Bedeutung der Erziehung zu begreifen? Für sie ist das Wort ”Kultur” gleichbedeutend mit allem, was sie verachten, was sie als ”abstrakte Ideen” bezeichnen, oder sie assoziieren es mit etwas, was ihre geliebten Gewohnheiten stören könnte!

       Es wäre nicht angebracht, vor solchen Menschen die Namen Pawlow, Bechterew, Pupin, Abel, Millikan, Rutherford, Einstein, Jagadis Bose oder Tagore auszusprechen.

       Die Worte Buddhas, des Herrn, daß ”Unwissenheit das größte Verbrechen ist, weil sie den Menschen das ganze Elend bringt”, sollten mittlerweile im Bewußtsein der Menschen verankert sein. Solange die Führer der Länder keine herausragende Denkfähigkeit und vor allem keine geistige Synthese besitzen, die es ermöglicht, alle Strukturen des Seins zu erfassen, wird es keinen wirklichen Fortschritt geben. Doch da es in der Natur keine Unbeweglichkeit gibt, werden sich alle unwissenden Menschen zurückentwickeln, von Degeneration und Zersetzung begleitet. Sind wir nicht schon Zeugen dieser Abläufe? Einige hervorragende Wissenschaftler haben bereits auf die bedrohlichen Anzeichen so einer Degeneration hingewiesen, die in der jüngeren Generation durch ein Ansteigen der psychischen Krankheiten und des Schwachsinns zu finden sind. Und viele Leute fragen sich, ob diese traurigen Abnormitäten falscher Erziehung und mangelhafter Bildung zuzuschreiben sind. Im allgemeinen fehlt der modernen Erziehung die kulturelle Grundlage, die vor allem eine Entwicklung der Synthese in den Fähigkeiten des Menschen miteinschließen sollte. Einseitige Spezialisierung führt immer zum Verlust des Gleichgewichts und resultiert in psychischen Krankheiten, wie wir heute vielfach beobachten können.

       Laßt uns Furcht und Spott vergessen und unter dem Banner der Kultur kühn dem Sieg entgegenschreiten! Doch denken Sie immer daran, daß Sie in einem sehr verantwortungsvollen, vorbereitenden Stadium an der Arbeit teilnehmen, das einer verfeinerten Intuition und strenger Aufmerksamkeit bedarf, damit dem wachsamen Auge keine Einzelheit, ob nützlich oder schädlich, entgehen kann. Es ist auch notwendig, im Umgang mit Menschen äußerst taktvoll zu sein. Denken Sie daran, daß offene Feinde weniger gefährlich sind als die Massen der kleinen Würmer. Der festeste Schritt kann in diesem Sumpf versinken.

       Laßt uns auch Geduld üben, denn ohne Geduld kann nichts erreicht werden. Sehr oft geben Menschen nach einem großartigen Anfang aus Mangel an Geduld einfach auf. Sie vergessen, daß alle großen Aufgaben von Schwierigkeiten begleitet werden, doch indem sie diesen Schwierigkeiten ausweichen, verurteilen Sie sich selbst zu einem ermüdenden Kreislauf, der sich endlos wiederholt. Man kann die folgenden Stufen nicht überspringen, ohne die ersten gemeistert zu haben. Natürlich können wie durch außergewöhnliche Strebsamkeit alle Stufen schneller bewältigen. Doch unsere Füße sollten jede Stufe berühren. Der Grad des Strebens wird die Dauer des Verweilens auf der jeweiligen Stufe bestimmen. Deshalb müssen wir uns mit unserer ganzen Kraft auf eine neue und höhere Stufe vorbereiten und daran denken, daß unsere Zeit begrenzt ist. Sie müssen wissen, daß unsere Geduld durch unser Wissen unterstützt wird; wir wissen, daß es eine krönende Stufe gibt. Wir wissen auch, daß unser Warten nicht zu lange andauern wird. Doch die vorbereitenden Stufen erfordern Scharfsinn, Vorsicht und Feingefühl. Beeilen Sie sich und fliegen Sie auf den Schwingen der großen Epoche des Gleichgewichts des dualen Ursprungs sowie der umfassenden Zusammenarbeit und Kultur, die auf geistigem Wissen basieren.

       Den Augen des Herzens wird nichts entgehen, denn sie werden fühlen und leiten. Lodern Sie wie eine Fackel; entzünden Sie alles mit reinigenden Flammen; erleuchten Sie die beste Richtung! Vereinigt Eure Herzen in dieser herrlichen Tätigkeit, in dieser geistigen Bestrebung! Bemühen Sie sich, auf alle Rufe zu erklingen, auf alle stärkenden Gedanken und alle Fluide der Herzensenergie zu achten – all dies strebt Ihnen in einer feurigen Bewegung zu und will Ihnen Hilfe bringen!

       Durch vereinte Anstrengung wollen wir die enorm schwere Last heben. Das Heben dieser Last ist nur am Anfang schwer. Sobald sie von der Erde emporgehoben worden ist, wird sie leichter werden als eine Feder.

       Laßt uns nicht vergessen, daß der Haupterfolg der Finsteren in ihren Methoden besteht, Uneinigkeit hervorzurufen. Sie haben Erfolg, wenn die Mitarbeiter es versäumen, den Ernst des Augenblicks zu erkennen, und wenn die Mitarbeiter nachlässig sind und dringende Angelegenheiten unbeachtet lassen. Wir müssen daran denken, daß Reizbarkeit und Überempfindlichkeit die einfachsten Kanäle sind, durch welche sich alles Finstere nähern kann.

       ”Es ist richtig, daß der Angriff letztendlich nur Nutzen bringen wird. Ihr müßt aber lernen zu warten, bis die Blume des Satans erblüht ist. Der Kampf ist heftig, und ihr müßt sehr vorsichtig sein. Achtet auf eure Gesundheit; schwächt euch nicht durch Gereiztheit. Haltet den silbernen Faden fest und reinigt eure Gedanken!”

       N. K. beendet gerade seine ”Einführung” zu Spinoza und Goethe. Die Sprache ist herrlich, und sie sollte so übersetzt werden, daß die Schönheit des Originals erhalten bleibt. Wenn wir die Schilderungen von Spinozas Leben lesen, können wir wieder einmal sehen, wie notwendig alle Angriffe und Verleumdungen waren, wie diese sein Bild im Bewußtsein der nachfolgenden Generationen verstärkt haben und es klarer erscheinen ließen. In diesem Stadium unserer Evolution sind alle Arten von Judassen und alle finsteren Kräfte des unwissenden Widerstandes absolut notwendig. Geben uns denn diese Kräfte der Finsternis nicht die Möglichkeit, unsere ganze Kraft und unsere Wachsamkeit anzuspannen und den Bereich unserer Tätigkeit zu erweitern? Sind nicht sie es, die Informationen über uns verbreiten und dadurch die Aufmerksamkeit wertvoller Menschen auf uns lenken? Anfangs mögen sich solche Leute aus Neugierde oder Empörung nähern, doch später wird die Größe ihres Geistes sie befähigen, den wahren Wert der Dinge zu erkennen, und sie werden unsere Freunde werden. Es gibt viele Freunde, die zur Zeit die Maske des Feindes tragen. Solche Metamorphosen kommen im Leben manchmal vor..

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       Möge in dieser Zeit das Gefühlswissen entwickelt werden. Möge nichts Wertvolles außer acht gelassen werden. Man bedenke, daß die unbedeutendste Kleinigkeit sich als starke Waffe gegen den Feind erweisen kann. Wie viele schöne und sofort einsetzbare Formeln befinden sich in Ihrem Arsenal! Lernen Sie es, sie anzuwenden, damit Sie Ihre Gegner entwaffnen können! Ihre Sprache soll eindrucksvoll sein; berücksichtigen Sie die Mentalität Ihres Gesprächspartners und stützen Sie Ihre Reden immer auf positive Fakten, von denen Sie über einen beachtlichen Vorrat verfügen! Die Schwierigkeit besteht darin, daß wir Ereignisse nicht immer richtig einschätzen und oft eine bestimmte Einzelheit oder Tatsache von scheinbar geringer Bedeutung überhaupt nicht in Betracht ziehen. Man muß daran denken, daß alles, was im Zuge des aufbauenden Werkes für die Hierarchie entsteht, eine tiefe Bedeutung hat, und wenn diese heute noch nicht offensichtlich ist, kann morgen jeder darüber sprechen. Wer kennt die Wege der Evolution? Wer kann vorhersagen, wie das heutige Chaos enden wird? Wer weiß, welche Kräfte sich erheben werden? Deshalb handeln Sie mutig, doch mit Scharfblick und voll Vertrauen zur Hierarchie des Lichts!

       Mögen alle Mitarbeiter den Kampf bis zu seinem Ende durchstehen. Der Kampf wird schwierig sein, doch die Hilfe wird nicht ausbleiben, wenn Sie fest entschlossen sind; dann werden Sie aus allem als Sieger hervorgehen. Nur eine Voraussetzung ist absolut unabdingbar: volles Vertrauen bis zum Ende, bis zur Grenze der Verzweiflung. Die unbesiegbare ”Tactica adversa” wird die Feinde zur Absurdität führen, und als Ergebnis werden alle feindlichen Angriffe aufgrund ihrer offensichtlichen Widersinnigkeit zersprengt werden. Denken Sie daran, wenn das Böse und die Gemeinheit sich häufen und ihren Höhepunkt erreichen; dann können Sie das Zentrum mit ”einem einzigen Pfeil” durchdringen. Denken Sie auch daran, daß nur aus dem Kontrast zwischen Licht und Finsternis Möglichkeiten entstehen, etwas zu schaffen. Alle kosmischen Gesetze spiegeln sich im menschlichen Leben wider. Tragen Sie die Last dieser Zeit sorgfältig und mutig noch ein bißchen länger, und die Hilfe wird Sie zur rechten Zeit erreichen!

       Darüber hinaus sorgen Sie bitte dafür, daß wir der Öffentlichkeit nicht auf blumige oder künstliche Art und Weise präsentiert werden, sondern daß mit Fakten gearbeitet wird. Und betreffend die Persönlichkeit von N. K. ist es sehr wichtig aufzuzeigen, wie N. K. jedem, der mit ihm Kontakt hat, einen schöpferischen Ansporn verleiht und daß er in der Arbeit höchste Qualität verlangt. Weisen Sie hin auf diese wunderbare Fähigkeit, aus jedem das Beste herauszuholen, und auf die beeindruckenden Ergebnisse, die durch diese Art von Führung erreicht werden. Betonen Sie, daß er lehrt, durch Konzentration auf die positiven Aspekte aus jedem Umstand Nutzen zu ziehen. N. K. ist nicht nur ein gütiger Prophet, der zu reinem Denken, Enthaltsamkeit und Verzeihung aufruft, wie ihn die Menschen kennen, sondern er ist auch ein wahrer Führer und aktiver Erbauer, denn er kennt den Lebenskampf und rüstet seine Mitarbeiter für die Teilnahme an diesem Kampf. Er kämpft gegen alles Finstere und Unwissende. Manchmal scheint es, als wären seine Weisheit und seine Vorausschau grenzenlos, und seine nächste Umgebung kann bestätigen, daß er Ereignisse vorausgesagt hat, die später eingetreten sind und von vielen bezeugt werden können. Hat er nicht so oft den richtigen Weg aufgezeigt, den die Menschheit einschlagen sollte, um Leid zu vermeiden?

       Die Grundvoraussetzung für die Rettung liegt in seinem Ruf nach Einheit der ganzen kulturellen Welt und nach Erziehung der jungen Menschen in einem neuen Verständnis des schöpferischen Gedankens und der breiten Zusammenarbeit, basierend auf dem Begriff der großen Kultur, der Cult-Ur, oder dem Kult des Lichts. Viele Seiten von N. K.s Persönlichkeit könnte man besser verstehen, indem man seine Einführung zu Spinoza und Goethe liest. N. K. ist der gleiche ”Sonnenträger” wie er Goethe in seinen Ausführungen schildert. Können Sie die ganze Kraft fühlen, die unsichtbare Macht dieses Menschen, der das Leben mit Sonnenlicht erfüllt? Die Sonne seines Lebens verbrennt alles Finstere, Unheilvolle und Zerstörende. Man kann viele überzeugende und schöne Fakten finden. Doch man sollte Vergleiche vermeiden. Möge jeder große Geist in seiner eigenen Kraft und in der Schönheit seiner eigenen Heldentaten erstrahlen. Es ist wirklich nicht unsere Angelegenheit, Vergleiche anzustellen. Jeder große Geist erfüllt die ihm gestellte Aufgabe, und jede persönliche Erscheinung ist schön in ihrer Einzigartigkeit. Vor langer Zeit wurde gesagt: ”Wie können wir das Licht der fernen Sterne vergleichen?” Dieser Ausspruch läßt sich auf viele Fälle anwenden.

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8. November 1931

       Ich erhielt Ihren freundlichen und aufrichtigen Brief und möchte Ihnen sagen, daß ich von dem Gefühl der Freude, das Ihnen durch die Beschäftigung mit der Lehre zuteil wurde, besonders gerührt war. Das Ausmaß dieser Freude ist in der Tat das wahre Maß für unsere Bereitschaft, die Grundlagen der Lehre des Lichts in uns aufzunehmen. Bewahren Sie diese Freude und Dankbarkeit auch im grauen Alltag des Lebens, denn darin liegt der schnellste Weg, Ihr Bewußtsein zu erweitern. Und dies ist das Ziel der Lehre!

       Wenn ich danach urteile, was ich aus Briefen enger Mitarbeiter über Sie erfahren habe, fühle ich, daß Sie nach dem Ruf nicht auf den ersten Stufen stehenbleiben, sondern genügend Mut finden werden, den vor Ihnen liegenden schwierigen Weg zu beschreiten. Wenn Sie die Bücher der Lehre lesen, wenden Sie bitte alles, was hier gesagt wird, vor allem für sich selbst an. Viele lesen die Lehre, doch die meisten Menschen glauben, daß das, was dort geschrieben steht, für andere gilt und nicht für sie selbst. Sie beachten das, was hauptsächlich sie selbst betrifft, gar nicht oder lehnen es ab. So verzögern sie ihren Fortschritt. Doch ein wahrer Schüler wird alles auf sich selbst beziehen. Und wer kann schon sicher sein, daß er nicht bestimmte gute und auch noch schlechte Eigenschaften besitzt, die sich noch im Embryonalstadium befinden? Doch wenn wir alles vor allem bei uns selbst anwenden, wird es uns gelingen, in die Tiefen unseres Wesens einzudringen und vieles zu entdecken, was uns überraschen wird. Diese unerwarteten Entdeckungen werden unter der Voraussetzung, daß wir wirklich bereit sind, den Weg der Selbstvervollkommnung, den die Lehre beschreibt, zu beschreiten, unserem Fortschritt sehr dienlich sein.

       Es ist absolut notwendig einzusehen, daß vom Schüler volles Vertrauen verlangt wird, auch wenn ihm manches nicht klar erscheint. Mit der Erweiterung des Bewußtseins wird vieles, was ihm widersprüchlich erschien, seinen Platz finden. Mein Lieblingsausspruch ist: Volles Vertrauen bis zum Ende! Beherzigen Sie das – es ist der kürzeste Weg! Wenn Sie diesen Weg beschreiten, wird Sie Freude begleiten!

       Ich kann Ihnen auch sagen, daß jemand, der sich ernsthaft dem Dienst des Lichts weiht, geistig nie mehr allein ist. Lernen Sie es, in allen Augenblicken Ihres Lebens daran zu denken, daß Sie von dem Auge des Adlers und dem Flammenden Herzen des Einen, der Sie rief, beobachtet werden! Nur unser grober Körper und die unzureichende Verfeinerung unserer Sinne hindern uns daran, Seine Gegenwart wahrzunehmen. Doch das schöne Erlebnis, das Sie bereits hatten und von dem Sie mir berichteten, ist ein gutes Zeichen; es bedeutet, daß sich solche Erlebnisse häufen können. Doch haben Sie Geduld, denn ”wir kennen weder den Tag noch die Stunde” (Blätter des Gartens Morya II, § 165) Diese Worte beinhalten eine tiefe Wahrheit. Das Ziel des Lehrers ist es, unseren Körper nicht zu schwächen, sondern ihn zu stählen für die höchste Aufnahmefähigkeit, was äußerste Sorgfalt erfordert. Freude, Dankbarkeit und Vertrauen sind dafür die besten Mittel.

       Lieben Sie und helfen Sie anderen, lieben zu lernen! Ich grüße Sie auf dem Weg des Lichts und sende dem lieben neuen Mitarbeiter die ganze Freude meines Herzens!

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Dezember 1931

       In diesem schweren Augenblick Ihres Lebens sendet Ihnen mein Herz die ganze Entschlossenheit und das Streben meines Geistes. Sie wissen, daß die Stunde der Großen Schlacht geschlagen hat. In allen Lehren sind zu verschiedenen Zeiten viele Prophezeiungen und Offenbarungen gegeben worden. Das Große Harmagedon hat gegen Ende des Jahres 1931 eingesetzt, beginnend mit der Großen Schlacht, auf die der Lehrer uns vorbereitet hat. Wir müssen das Ausmaß dieser Schlacht, die auf allen Ebenen oder Welten vor sich geht, verstehen. Wir müssen die Unerbittlichkeit unserer Zeit verstehen und wissen, daß der himmlischen Schlacht die irdische folgt. Wir sollten deshalb nicht überrascht sein, wenn sich die Ereignisse häufen. ”So viel ist über die Himmlischen Heerscharen, über Michael, den Archistrategen, gesagt worden, über das Erscheinen eines bestätigten Führers und das ganze Unheil. Deshalb sage Ich – Vorsicht!” (Herz, § 176)

       Wir befinden uns nicht mehr am äußeren Rand der Schlacht, sondern in vorderster Reihe. Während wir das uns anvertraute Banner tragen, wollen wir ganz nahe am führenden Hierarchen bleiben. Denken Sie daran, denn die feindlichen Geschosse bersten nur inmitten der letzten Reihen, wie es mir in der wunderbaren Vision der siegreich vom Führer geleiteten Armee gezeigt wurde. Lassen Sie Ihre Herzen unter den schweren Angriffen der Finsteren nicht erzittern, denn die Nähe des Großen Herzens wird Ihnen die für den Widerstand nötige Kraft verleihen. Laßt uns unerschrocken das königliche Wesen des Geistes offenbaren! Laßt uns in die Geschichte unseres Lebens eine Seite der Tapferkeit und der großen Tat einschreiben! Man soll von uns nicht sagen:

       ”Kaum wurde die Große Schlacht erwähnt, zeigt schon so mancher Müdigkeit. Was wird so einer sagen, wenn er das große Heer des Feindes sieht?” (Herz, § 180)

       In diesem Zusammenhang möchte ich einige Prophezeiungen erwähnen, die auf die Große Schlacht Bezug nehmen:

       ”Jede Yuga hat ihre bedeutsame Phase, als Vorbereitungsperiode, doch es können Beschleunigungen eintreten, welche alle Kräfte ungewöhnlich verstärken. Man darf die große entscheidende Schlacht nicht nur als Krieg verstehen. Die Offenbarung dieser Schlacht geht viel tiefer. Sie wird sich auf die ganzen feinstofflichen und irdischen Welten erstrecken. Sie wird nicht nur in Schlachten zum Ausdruck kommen, sondern auch in ungewöhnlichen Zusammenstößen zwischen den Völkern. Die Grenzen zwischen den Kriegführenden werden genauso verworren sein wie die zwischen Gut und Böse. Viele entscheidende Schlachten werden für das irdische Auge nicht wahrnehmbar sein. Die Zusammenstöße in der Feinstofflichen Welt werden auf dem irdischen Weg als Katastrophen in Erscheinung treten. Genauso wird sich irdischer Mut in den Feinstofflichen und in den Feurigen Welten widerspiegeln. Die Große Schlacht wird das erste Verbindungsglied zwischen den Welten darstellen. So können in allen Richtungen schnelle Taten erwartet werden. Zusammenarbeit hat in dieser Schlacht eine ungeheure Bedeutung. Der Stern des Flammenden Herzens bringt bereits große Hilfe. Diese Hilfe mag nicht immer sichtbar sein, doch man sollte an das Beispiel des Schriftstellers denken, der großen Einfluß ausübt, ohne daß er seine Leser kennt. Dasselbe gilt für die Zusammenarbeit der beiden Welten. In den Tagen der Schlacht muß man sehr angespannt sein. Dies schließt natürlich die tägliche Arbeit nicht aus, und bei jeder Arbeit muß man daran denken, sie in Gedanken für das Wohl des Lichts auszuführen. So muß man bei jedem feindlichen Pfeil erkennen, daß dieser Schlag im Namen der Großen Schlacht empfangen wird.” (Herz, § 180)

       ”Ich möchte, daß die gegenwärtige Zeit den Wendepunkt in eurem Leben darstellt. Was gestern möglich war, mag morgen nicht mehr möglich sein. Gestern noch unmöglicher Mut kann morgen aufgebracht werden. Die Schlacht auf der Erde wird genauso schrecklich sein wie in den feinstofflichen Welten. Die Welt ist in zahllose Splitterparteien zerbrochen. Nur vollkommenes Streben zu Uns wird euch retten. Das geringste Zeichen von Aufruhr und Feindseligkeit unter euch wird Mich schmerzlich berühren. Denkt daran! So bestätige Ich die Entfaltung Unserer Taten trotz der unerhörten Angriffe! Doch in dieser Schlacht gibt es keine Versöhnung. Wir werden Unruhen in Europa wahrnehmen, wir werden Zeugen des Verrats sein, doch die Große Schlacht wird die Probleme der Welt lösen. Wir sollten auch erkennen, daß das Licht unbesiegbar ist. Die Manifestation der Finsternis ist ein Zeichen von Unwissenheit. Ich wiederhole, daß wir morgen ganz anders aufwachen werden. In der Feinstofflichen Welt finden entlang der Linie der toten Herzen Zusammenstöße statt. Ihr werdet die Auswirkungen auf der Erde bald wahrnehmen: überall wird man Unvereinbarkeit vorfinden. Der Niedergang von Ländern, Epidemien und Mißernten werden in Erscheinung treten, und die Welt wird aufgespalten werden.”

       So stehen alle Kräfte im Widerstreit. Die Lage der Welt ist schrecklich, und es ist wichtig durchzuhalten, bis die neuen Umstände hilfreich sein können. Jeder sollte standhaft sein.

       ”Abgesehen von der Tatsache, daß die finsteren Kräfte in allen Ländern aktiv sind und ihre Verbündeten in verschiedenen Gruppen beeinflussen, werden einige von uns aufgrund ihrer Engstirnigkeit schwach werden. Es ist absolut notwendig, die Stellung zu halten, bis sich neue Umstände ergeben haben. Diese gegenwärtige Periode ist unvermeidlich, doch man muß sie als einen Weg in die Zukunft hinnehmen. Doch wir müssen sehr vorsichtig sein …”

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1932

5. Mai 1932

       Sie machen eine schreckliche Zeit durch, und Sie sollten sich sehr anstrengen, um die innere Eintracht zu bewahren. Nur die Eintracht der Herzen kann den Feind bezwingen; er kann diesen Panzer niemals durchdringen! Und alle feindlichen Angriffe werden durch die segensreiche Energie, die von vereinten Herzen ausströmt, abgewehrt. Dies ist keine Abstraktion, sondern eine große wissenschaftliche Wahrheit. Seien wir nicht leichtsinnig und unwissend. Sie wissen bereits aus den Büchern der Lehre, daß durch menschliche Gereiztheit und Zwietracht im Megaphon des Raumes ein schrecklicher, zerstörender Wirbel entsteht und wie die negativen Kräfte, einschließlich Krankheit, von diesem Strudel angezogen werden.

       Ist es möglich, daß einer aus unseren Reihen aus schmachvoller Willensschwäche das Mißlingen des Werkes zulassen würde? Dies würde ihn ins Unglück stürzen, und er würde dies erst erkennen, nachdem sich die Augen seines Herzens geöffnet haben. Einigkeit lautet jetzt der Schlachtbefehl, und ohne die Befolgung dieses wichtigen Befehls kann es keinen Sieg geben. Es ist sehr nützlich, die Weisungen erneut zu lesen, da sie nicht nur für einen bestimmten Tag erteilt wurden; und es ist gut, sie immer im Gedächtnis zu behalten. Letztes Jahr wurde zum Beispiel die Bedeutung des Banners zum Schutz der Kunstschätze im Kriegsfall ständig betont, so daß der Gedanke schließlich aufgenommen wurde. Erinnern wir uns an die Zweifelnden, als das Rote Kreuz errichtet wurde! Welche Schwierigkeiten hatte diese Bewegung in den Verhandlungen mit den unwissenden Beamten zu überwinden, durch deren Hände dieses humanitäre Projekt gehen mußte. Manchmal könnte man meinen, daß das menschliche Gewissen zurückfällt anstatt sich weiterzuentwickeln.

       Ich bitte Sie mit meinem ganzen Herzen: denken Sie an die Einigkeit! Mein Herz ist um jeden von Euch besorgt. Ich würde die Mühsal der gegenwärtigen Zeit gerne erleichtern, doch solche Zeiten sind absolut erforderlich. Laßt uns energische Anstrengungen unternehmen, um einander so viel wie möglich zu helfen. Mögen alle Schwierigkeiten unsere Taten, die das Allgemeinwohl fördern, verschönern und erheben.

       Meine mutigen Kämpfer, denkt an die Einigkeit!

       Ich zeichne diesen Brief mit ”Woodpecker”!

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28. Juni 1932

       Genauso wie wir fähig sein müssen, jedem, der zu uns kommt, alles zu geben, was er aufnehmen kann, müssen wir von jedem das entgegennehmen, was er für das Allgemeinwohl bieten kann. Vertreiben Sie die Neuankömmlinge nicht!

       Haben Sie keine Angst vor übermäßiger Anspannung; nur gespannte Saiten erklingen. Und wir wissen, daß entsprechend dem kosmischen Gesetz nur durch äußerste Anspannung Energien transmutiert und Formen verfeinert werden können. Dieses Gesetz stellt für alle Lehren zwei Grundregeln auf. Erstens muß der Schüler für die geistige Vervollkommnung seine ganze Kraft aufwenden. Dabei werden bestimmte Grenzen eingehalten, denn der Lehrer achtet darauf, daß diese Anspannung der Gesundheit des Schülers nicht schadet. Zweitens ist jedes Teilchen bewußter psychischer Energie sehr kostbar, und deshalb kann der Lehrer dieses nur abgeben, wenn alle irdischen Möglichkeiten und Mittel ausgeschöpft worden sind. Diese zwei Regeln erklären, warum Hilfe erst im letzten Moment gewährt wird, in der Phase der Verzweiflung. Doch wie viele schwache Seelen sind unfähig, bis zu dieser Grenze durchzuhalten, und so verurteilen sich diese Seelen zum Abstieg und zu einem sich ständig wiederholenden, mühsamen Aufstieg! Es gibt viele solche Sisyphusse, die ihre Steine der Feigheit und des Zweifels vor sich herwälzen.

       Die ganzen Verwirrungen und scheinbaren Widersprüche werden dadurch verursacht, daß das unentwickelte Bewußtsein Schwierigkeiten hat, die Antithese zu erfassen. Doch solange man diese nicht erkennt, kann man geistig nicht vorankommen. Das Erfassen der Antithesen ist für die meisten Menschen das größte Problem. Doch in jeder geistigen Lehre ist diese sehr wesentlich; zum Beispiel: völlige Gleichgültigkeit gegenüber Ruhm einerseits und Selbstbestätigung andererseits; Ablehnung von Besitz, doch gleichzeitig inmitten von Besitztümern zu leben; vollständige Befreiung von weltlichen Wünschen, doch gleichzeitig tiefes Interesse an der irdischen Arbeit zu hegen. Alle diese Antithesen sollten im Bewußtsein des Schülers in Einklang gebracht werden. Man muß begreifen, daß jeder Verzicht primär im Geiste erreicht wird.

       Denken Sie daran, wie Buddha einen seiner Schüler wegen Besitzgier ermahnte, obwohl dieser seinen ganzen Besitz aufgegeben hatte, während Er einem anderen gestattete, seinen ganzen Besitz zu behalten. Warum? Weil sich der eine von ihnen, trotz der tatsächlichen Aufgabe seiner Besitztümer, in Gedanken dauernd mit dem Besitz befaßte, während der andere, obwohl er den Besitz behalten hatte, mit diesem nicht verbunden war. Es gibt so viele Menschen, die ihrem Besitz gegenüber scheinbar gleichgültig sind, doch in Gedanken begehren sie andauernd mehr. Es gibt so viele sich selbst als ”anspruchslos” bezeichnende Menschen, die ”niemals daran denken würden, Aufmerksamkeit zu erregen”, doch in ihrem Inneren die Hoffnung hegen, beachtet zu werden.

       Und was soll man über jene denken, die fasten und sich nach der Nahrung sehnen, auf die sie verzichten? Und über jene, die hoffen, für ihre Arbeit und Aufopferung doppelt entlohnt zu werden? Arme, in Illusionen verhaftete Gefangene! Wer kann ihnen erklären, daß ihre Anstrengungen vergeblich sind und ihnen niemals freudvolle Befreiung bringen werden, sondern eher ihr Herz verhärten werden? Geistige Befreiung kann nicht durch Gewalt erreicht werden, sondern durch die Erkenntnis des Herzens. Wer sich von allen irdischen Bindungen befreit hat, wird darüber nicht sprechen, weil der Verzicht für ihn natürlich, einfach und selbstverständlich ist. Diese ”selbstverständliche” Haltung ist die wichtigste Errungenschaft, denn wenn nur das geringste Bedauern im Raum steht oder man andere verurteilt, werden alle Anstrengungen fruchtlos sein. Die Schüler sollten gegen ihre niedere Natur nicht durch Selbstquälerei ankämpfen, sondern durch die Entwicklung des Herzens und den Lebensatem der Weisheit, den sie aus der Lehre des Neuen Lebens schöpfen sollten.

       Meistens kommen Verurteilungen von Menschen, die selbst unter solchen Abhängigkeiten leiden. Das sind Pharisäer, die für ihre rauchenden Kerzen großen Lohn erwarten! Würde ihnen der Lohn zuteil, würden sie ihn nicht schätzen. Sie würden sich wie ein Hahn benehmen, der eine Perle findet!

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       Alle, welche die Hierarchie nicht anerkennen, sollten daran erinnert werden, daß es laut der physikalischen und geistigen Gesetze keine Tätigkeit oder Arbeit gibt, die sich ohne zentralen Punkt entwickeln kann. Jedes Land hat seinen zentralen Punkt in einer Regierung, jede politische Partei hat ihre Vertreter, und jede Firma, jede Einrichtung hat ihre Verwalter. Jede Energie muß sich im Brennpunkt sammeln, um in Erscheinung treten zu können. Die Evolution im Kosmos baut völlig auf diesen Brennpunkten, diesen Verbindungsstücken, Gliedern, Knoten – oder wie immer man sie nennen will – auf!

       Verweisen Sie jene, die Mühe haben, dies zu verstehen, auf das Kapitel über das Opfer im Buch ”Blätter des Gartens MORYA, Bd. I, § 297. Verzicht bringt so viel Freude! Doch der entgegengesetzte Begriff ist furchtbar. Die Last der Welt, der Kelch der Erlösung, das Trinken des Giftes der Welt – das sind die verschiedenen Missionen auf dem Weg der großen Verantwortung und des Lichts. Und diese extremen Lasten werden nur jenen aufgebürdet, die den Gedanken der Befreiung verstehen. Ich glaube, daß sich weitere Erklärungen erübrigen.

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       Vergessen Sie Ihre kulturellen und internationalen Verbindungen nicht! Wenn wir sie nicht selbst pflegen, wer sollte dies für uns tun? Die Zeit wird kommen, in der sich die Dinge regeln werden, doch jetzt müssen wir ständig kämpfen und hart arbeiten. Das Ausmaß der kulturellen Aufgaben sollte Sie ständig beschäftigen. Und bitte übersehen Sie auch die kleinsten Hinweise nicht! Sie mögen Ihnen unwichtig erscheinen, doch Sie können nie wissen, wie bedeutungsvoll sie sind. Alle beziehen sich auf das ganz Große, obwohl es manchmal aussehen mag, als würden sie mit der täglichen Arbeit nicht direkt in Zusammenhang stehen. Denken Sie daran, daß auch die kleinsten Fliegen tödliche Seuchen verbreiten können! Bedenken Sie in allem immer die Reichweite! Nur ein weites Denken bringt uns hinter die ganzen Schliche unserer Feinde.

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7. Juli 1932

       Mögen die Schüler genau erkennen, welch schädliche Folgen es nach sich zieht, den weisen Rates des Lehrers abzulehnen. Sie sollten weder zweifeln noch enttäuscht sein, wenn die Befolgung des Rates nicht sofort gute Ergebnisse bringt. Wir sollten nie vergessen, daß wir oft nicht wissen, welches Ergebnis der Lehrer beabsichtigt. Oft ist es unseren Erwartungen völlig entgegengesetzt! Manchmal möchte der Lehrer eine Brücke über den Abgrund schlagen, und wir können nie sagen, wo die Person, der Gegenstand oder das Wort zu finden ist, das als Brücke benutzt werden kann! Eine sorgfältige Erfüllung des Befehls – das ist alles, was von uns erwartet wird. Die Bedeutung und das Ergebnis des befolgten Hinweises werden zur rechten Zeit enthüllt werden.

       Nun einige Paragraphen aus der Lehre:

       ”Oft befindet sich der Lehrer in einem sehr schwierigen Verhältnis zu seinem Schüler. Der Schüler verspricht, alle Befehle des Lehrers zu befolgen, doch sobald er einen erhält, findet er sofort Gründe, um ihn zu ändern. Der Lehrer hat ähnliche Schwierigkeiten, wenn Er der Untätigkeit beschuldigt wird. Versetzt euch in die Lage eines Bogenschützen, der sich auf seinen Schuß konzentriert, und hinter ihm schreit jemand: ‚Warum schießt er nicht?‘ ”

       Kleine Kinder gehorchen der führenden Hand, ohne den Grund zu kennen. Doch Erwachsene versuchen der vorbereiteten Reaktion je nach ihrer Stimmung etwas hinzuzufügen. Man kann sie mit Menschen vergleichen, die, wenn ihr Haus zu brennen beginnt, unersetzbare Schriften unbeachtet lassen, doch ihr geliebtes Bettzeug retten.”

       ”Woher kommt diese Mißachtung des Befehls? Ebenfalls vom Mißtrauen. Es ist unbegreiflich, wie bereitwillig die Geschenke des Lehrers angenommen, Seine besten Befehle aber mißachtet werden. Wie viele wohldurchdachte Mitteilungen wurden zurückgewiesen, wie viele wirkungsvolle Taten aus Leichtsinn zunichte gemacht. Die eine Hand erweist Ehrerbietung, während die andere die Perlen in den Abgrund streut. Wir vergessen die Tatsache, daß wir den Raum vergiften, wenn wir ihn mit persönlichen Sendungen durchdringen, und daß der erwählte Führer mit Seiner Erfahrung den Schüler nicht demütigen wird. Wie sehr muß man daher Zusammenarbeit, die stark im Vertrauen ist, schätzen!”

       ”Wenn ihr selbst zu Lehrern werdet, besteht auf der sofortigen Ausführung eines Befehls. Erteilt nicht zu oft Befehle; sie könnten zu etwas Alltäglichem werden. Doch wenn es die Arbeit erfordert, erteilt einen prägnanten Befehl. Man soll spüren, daß ein Befehl unwiderruflich ist. Es muß einem leichter fallen zu folgen, indem man eigenständige Arbeit mit Zusammenarbeit verbindet. Der entstellte Befehl gleicht einem entgleisten Zug …” (Agni Yoga, § 278)

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6. Oktober 1932

       Ich sende Ihnen die ersten Seiten des neuen Buchs ”Feurige Welt”, in der Hoffnung, daß diese unerschöpfliche Quelle der Weisheit Ihr Herz ständig nähren wird. Schöpfen Sie daraus Ihre ganze Kraft, den ganzen Schutz und alle Möglichkeiten; all dies und noch viel mehr ist in diesem Schatz enthalten, der aus der Ewigen Quelle kommt .

       Wenn Sie über das große schöpferische Feuer – den Lebensspender – lesen, sollten Sie versuchen, in sich das unsere Herzen erwärmende Feuer zu entfachen. Verhalten wir uns wie die alten Priester, die das Feuer, sobald es entzündet war, sogar unter Androhung des Todes hüten mußten. Im Hüten des Feuers verbarg sich ein großartiges Symbol, denn das Erlöschen der Flamme des Geistes bedeutet den Tod der Seele. Das Feuer des Herzens wird uns davor bewahren, Dinge hinauszuzögern oder zu entstellen, wie auch davor, jemanden oder etwas zu fürchten, denn es wird unser Bewußtsein erleuchten, indem es die feurige Intuition zum Leben erweckt. Es heißt: ”Laßt uns wie jene sein, die den Großen Advent erwarten, indem wir den Schritten Beachtung schenken und wissen, daß unsere Herzen dem Dienst an der Menschheit gewidmet sind. Lassen wir es nicht zu, daß Schwäche oder Ablehnung in unsere Herzen eindringen, denn diese Unzulänglichkeiten werden die Zungen der Flammen gegen uns wenden. Wir wollen uns durch den Kampf für die Kultur des Geistes und für die Rechte des Daseins nicht erschrecken lassen, denn nur durch die geistigen Werte kann die Welt bestehen bleiben. Möge dieser Aufruf zum Kampf Sie nicht verwirren. Die Unbeweglichen sind in einer tausendmal größeren Gefahr als die Strebenden. Natürlich sollten sie mehr in Gedanken und mit dem Herzen streben als mit den Füßen!” (Feurige Welt I, § 36)

       ”Und denkt daran, daß es auf dem großen Weg besser ist, verleumdet zu werden, als gegen die Entscheidung der Kräfte des Lichts zu handeln. Wir sollten uns daran gewöhnen, verleumdet zu werden, denn es gibt keinen feurigen Weg ohne diese Blumenteppiche des Bösen.” (Feurige Welt I, § 35)

       ”Dies betrifft alle Freunde, die zweifeln und unsicher sind und die nicht verstehen, woher die vielen Angriffe kommen. Doch erinnern wir die Bigotten und Scheinheiligen an die Lehre und an das Schicksal des Großen Lehrers, den sie noch immer unaufhörlich kreuzigen.”

       Die extreme Last wird nur vom feurigen Herzen freiwillig auf sich genommen. Wir wollen diese feurigen Herzen sein; laßt uns die größere Last auf uns nehmen, die uns rascher zur Befreiung führt. Und während jene, welche die Last nicht zur Gänze angenommen haben, zu dem zurückgelassenen Teil zurückkehren müssen, werden wir mit der ganzen Freude unseres Herzens die nächste, vor uns liegende Aufgabe erfüllen. Möge niemand so tief sinken, daß er er sich gestattet, seine Leistungen oder sogenannten Opfer aufzuzählen. Dies würde den Weg blockieren. Alle wahren Beiträge und Opfer werden auf der inneren Waage des Gewissens gewogen, die in jedem Menschen existiert.

       Wenn wir unsere Leistungen aufzählen (auch wenn dies in den verschwiegensten Tiefen unseres Inneren geschieht), berauben wir uns des Privilegs, etwas zum Wohle der Welt beizutragen. Das Feuer eines solchen Opfers wird sich auf der Erde verbreiten wie das Feuer des vom biblischen Kain dargebrachten Opfers. So lebendig sind alle alten Symbole. Die Kräfte des Lichts schätzen freudvoll dargebrachte Opfer, denn nur diese bewirken etwas und sind siegreich. Wir sollten das Buch über das Opfer in unserem Herzen tragen.

       Vergessen Sie nicht, daß die Eigenschaften des Opfers vielfältig sind. Daran sollten wir jene erinnern, die seit dem Beginn ihrer Annäherung an die Lehre für ihre angeblichen Opfer einen sofortigen Lohn erwarten. Sie mögen sich folgende Worte zu Herzen nehmen: ”Die Lehre über das Opfer wurde euch bereits gegeben. Opfer ist Macht; Macht bedeutet Möglichkeiten; folglich ist jedes Opfer vor allem eine Möglichkeit.”

       ”Es ist an der Zeit, die Scheinheiligkeit zu beenden, daß Opfer Entbehrung ist. Wir nehmen keine Entbehrungen an, sondern gewähren Möglichkeiten.”

       ”Laßt uns sehen, welche Möglichkeiten sich aus den sogenannten Opfern ergeben. Wo ist ein wahres Opfer, das erniedrigen kann? In Unserer Schatzkammer gibt es eine große Sammlung von Opfern, und jedes war demjenigen von Nutzen, der es gebracht hat. Wir sprechen nicht gern über das Opfer, denn es ist in Wahrheit eine sich lohnende Tat.”

       ”Kaufleute lieben es, über die Ausgaben zu jammern und Verluste vorzutäuschen. Doch wer wirklich Vorsorge für das Leben trifft, betrachtet jede Ausgabe als sich lohnenden Einsatz. Ihr habt nicht durch Opfer verloren, sondern durch Raub und Plünderung.”

       ”Christus hat uns geraten, geistigen Reichtum auszuteilen. Doch da man den Schlüssel dazu noch nicht gefunden hat, haben die Menschen diesen Rat auf durch Plünderung erbeutetes Geld angewandt. Zunächst wird gestohlen, um dann unter Tränen etwas abzugeben, und schließlich ist man noch über seine eigene Güte entzückt. Als ob der Lehrer Stühle und alte Mäntel gemeint hätte, als er vom Verteilen sprach! Der Lehrer meinte unwägbaren Reichtum. Nur die geistige Gabe kann die Waagschalen in Bewegung versetzen.”

       ”Laßt uns die Reihen der Mitarbeiter untersuchen. Ist jemand von euch beraubt worden? Nein, alle sind bereichert worden. Ist es denn keine Bereicherung, ein Neues Reich zu regieren? Dieses Reich ist so wohlhabend, daß man, ohne besonderen Schaden anzurichten, auch einen Teil des Porzellans zerschlagen kann. Bestimmt nimmt die Hilfe zu, und sogar in das mit Dankbarkeit gefüllte Buch kann man Einsicht nehmen.”

       ”Ich rate den Unternehmern, für alle Ämter Vertreter bereitzuhalten.”

       ”In einem großen Unternehmen basiert das Geschäft auf dem Geschäft selbst und nicht auf der Persönlichkeit.”

       ”Wer kann behaupten, daß er der Gebende war? Wir werden Unsere Bücher aufschlagen und nachweisen, wieviel jeder erhalten hat; denn es ist ja durchaus nicht leicht zu opfern, wenn das Opfer eine Möglichkeit ist, und die Möglichkeit bringt Nutzen, und dieser Nutzen ist eine gute Zusammenarbeit, und Zusammenarbeit ist der Stein Alatir, der entweder zur Auferstehung führt oder verbrennt.”

       ”Selbstverleugnung kann die Tore des Verstehens öffnen, und das hinfällige Opfer von unnützen Dingen wird mit der Selbstsucht auf einem Ast schaukeln.” (Blätter des Gartens MORYA II, § 183)

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12. Oktober 1932

       Ich war über die von Ihnen erlebte Einigkeit, die Sie in Ihrem letzten Brief beschreiben, sehr glücklich. Doch es scheint, daß eine noch größere Einigkeit erforderlich ist, denn man hat mich gebeten, Ihnen folgendes zu schreiben: ”Große Einigkeit ist erforderlich. Wenn der Weg breit ist, braucht ihr einander nicht zu stoßen. Ihr dürft nicht vergessen, daß auch ein kleiner Stein hart treffen kann. Der Kampf gegen die finsteren Mächte muß die edelsten Gedanken hervorrufen. Laßt uns rein und vorsichtig sein.”

       Die erweiterte Denkweise verpflichtet uns dazu, mit unseren Gedanken und Taten doppelt vorsichtig zu sein, vor allem untereinander und gegenüber den Menschen, die mit uns in engem Kontakt stehen. Denken Sie daran, daß uns Tausende von Augen mit großer Aufmerksamkeit beobachten. Wir sollten uns nichts vormachen – diese Aufmerksamkeit entspringt dem Wunsch, unsere Schwachstellen zu finden, damit dort ihre negative Arbeit ansetzen kann. Es ist sehr wichtig, daß die Mitarbeiter einander achten und sich vor den Angestellten und Außenstehenden nicht gegenseitig herabsetzen. Kleinigkeiten wie scharfe Worte, Witze auf Kosten des anderen oder ein ironisches Lächeln etc. untergraben bei anderen Leuten die Achtung. Auf keinen Fall sollten Sie es zulassen, daß Außenstehende durch boshafte Anspielungen Ihre Achtung verlieren. Wenn man die Achtung anderer einmal verloren hat, kann das nicht wieder rückgängig gemacht werden; und diese Achtung kann so leicht verlorengehen, z. B. durch unpassende Bemerkungen. Öfter als einmal wurde gesagt:

       ”Nicht einmal im Spaß solltet ihr einander herabsetzen oder kritisieren. Es wird Zeit, daß ihr den Schaden, den kleine Fliegen anrichten können, erkennt. Der Stich einer kleinen Fliege kann den ganzen Organismus vergiften. Sie müssen daran denken, daß die Feinde nicht versuchen werden, durch das Tor einzudringen, sondern durch die kleinsten Spalten.”

       Wenn man miteinander streitet, schafft man nicht nur einen Spalt, sondern ein weit geöffnetes Tor!

       Bei gefährlichen Angriffen der finsteren Kräfte ist sogar die leiseste Andeutung von Verurteilung verhängnisvoll. Stellen Sie sich vor, wie viele hilfreiche Menschen davon vertrieben werden könnten. Es heißt: ”Hilfreiche Menschen werden euch gesandt, doch ihr müßt sie zu halten verstehen.”

       Versetzen Sie sich in die Lage der Menschen, die von Ihren kulturellen Aktivitäten gehört haben und nach einer Begegnung mit Ihnen feststellen mußten, daß Sie sich von anderen Menschen überhaupt nicht unterscheiden! Wie wird sich diese Erkenntnis auf ihr Verhalten Ihnen gegenüber und Ihre Arbeit auswirken? Denken Sie auch an jene, die über die Bücher der Lehre zu Ihnen kommen. Wie enttäuscht werden sie sein, wenn sie herausfinden, daß Sie die Grundsätze der Lehre nicht beachten! Denken Sie an Ihre große Verantwortung! Ich will die Mannigfaltigkeit dieser Verantwortung nicht noch erweitern, aber sie sollte allen, welche die sieben Bücher der Lehre besitzen, klar sein. Doch Sie müssen sowohl darüber als auch über die Folgen von geistiger Taubheit und Nachlässigkeit intensiver nachdenken.

       Ihr Leben wird wie ein wunderbares Märchen sein, wenn Sie die jeden Tag gegenwärtige Höhere Führung und Ihre eigene Verantwortung erkennen. Sie werden soviel Freude erleben, wenn Sie die Verantwortung mit Ihrem ganzen Herzen annehmen und Ihr Märchen nicht mit dem Staub der Alltäglichkeit bedecken! Sie müssen wissen, wie man den Staub entfernt, und alles, was in Ihrer Umgebung und bei Ihrer Arbeit vor sich geht, ohne Vorurteile betrachten.

       Wir wollen uns vervollkommnen und uns selbst gegenüber besonders kritisch sein. Laßt uns mit dem Feuer unseres Herzens alle Weisungen der Lehre erleuchten und in der Stunde der Gefahr eng verbunden sein. Nur für einen oberflächlichen Geist bleibt diese Forderung eine abstrakte ethische Vorstellung, die man im Alltag nicht umsetzen kann. Doch ein ernsthafter Mitarbeiter und vor allem ein Schüler wird sich mit dem ganzen Feuer seines Herzens auf diesen Gedanken konzentrieren, weil er weiß, daß Einigkeit die Grundlage und die Stärke des ganzen Werkes bedeutet. Deshalb sollte bei all Ihren Entscheidungen der Wunsch nach Einigkeit an vorderster Stelle stehen. Mehr als je müssen sich all diese Institutionen ergänzen.

       Unsere vordringlichste Pflicht ist es, den Plan unserer kulturellen Aktivitäten umzusetzen und weiterzuentwickeln. Jeder sollte sich nicht nur auf seine spezifische Arbeit und sein Fachgebiet beschränken. Nur auf objektive und kluge Weise wird er erkennen, was besonders dringend ist und der Unterstützung bedarf und welche Arbeit eventuell zurückgestellt werden kann. Einseitigkeit ist unzulässig unter den Erbauern. Wir kennen den großen Plan unseres Werkes, und diese umfassende Schaffenskraft kann nicht auf zwei Gesellschaften oder auf ein Land beschränkt werden.

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10. November 1932

       Kürzlich war ich sehr deprimiert, denn ich fühle, daß das Fundament zerfällt. Wie kann es sein, daß sich die Herzen einiger Mitarbeiter so verhärtet haben und sich ihr Bewußtsein so getrübt hat, daß sie den Abgrund nicht sehen, in den sie zu stürzen drohen? Können sie die schreckliche Gefahr dieser Zeit nicht erkennen und ihren Dienst für die Finsteren einstellen? Habe ich nicht gesagt, daß bereits ”jedes böse Wort, jede Unstimmigkeit eine Ermutigung für die Finsteren bedeutet”? Und denken Sie daran:

       ”Das fürchterliche Messer ist nicht in eurer Tasche, sondern auf eurer Zungenspitze. Einmal werdet ihr erkennen müssen, daß ein Wort und ein Gedanke nicht ausgelöscht werden können. Jeder, der an das Allgemeinwohl denkt, möge sich freuen – und umgekehrt. Die Sitten und Bräuche der Finsteren sind nicht nach Unserem Geschmack.”

       Sie sollten sich zu Ihrem eigenen Wohle in Erinnerung rufen, was gesagt und unaufhörlich wiederholt wurde. Nur durch vereinte Anstrengungen können wir das Ziel erreichen. Es tut weh, daran zu denken, wie viele wunderbare Möglichkeiten aufgrund verborgener Zwietracht ungenützt vorübergingen! Was kann auf einer Aura der Gereiztheit, der Beleidigungen und der Unfreundlichkeit aufgebaut werden? Das Prinzip des Magneten ist gründlich besprochen worden. Wir können uns nicht mit Unwissenheit entschuldigen! Vom ersten Tag an wurde die Notwendigkeit der Harmonie betont, doch offensichtlich vergeblich. Das schlimmste ist, daß der Sinn für Ehrlichkeit verlorengegangen ist und man bereit ist, den anderen zu beschuldigen, wobei man vergißt, daß die innere Seele für den Guru ein offenes Buch ist. Es wird Zeit, daß wir uns für unser kindisches Wesen schämen und daß wir verstehen, daß wir uns nicht besser benehmen als Verräter, wenn wir den Weisungen nicht folgen. Verzeihen Sie diese harten Worte, doch mein Herz blutet, wenn ich sehe, mit welcher Hartnäckigkeit Sie sich immer wieder Steine in den Weg legen. Stellen Sie sich vor, was aus Ihnen werden wird, wenn Sie nicht mehr durch die Lehre geführt werden. Wohin werden Sie gehen? Welchen Weg werden Sie einschlagen? Wer wird Sie erhören und Ihnen in Ihrer Not helfen? Wer wird Ihnen den Weg aus dieser schwierigen Lage aufzeigen? Die bedrohliche Zeit, die fürchterliche Zeit kommt auf uns alle zu. Und denken Sie daran, daß es Ihnen erlaubt wurde, für die Rettung von so vielen und so vielem zu arbeiten! Sind Sie dabei auf dem richtigen Weg? Ist dies der Weg, das Vertrauen des Einen, der Sie rief, zu rechtfertigen?

       Ich möchte, daß Sie meinen ganzen Schmerz und meine ganze Sehnsucht fühlen, Sie in völliger Harmonie arbeiten zu sehen, in der Erkenntnis der ungeheuren Verantwortung für Ihre Arbeit. Wie kann ich Ihnen dies am besten verständlich machen? Wie kann ich Sie in diesem Verständnis bestärken? Ich verabscheue Drohungen, doch wie könnte ich es unterlassen, Sie zu warnen, wenn ich sehe, wie jemand in den Abgrund stürzt und die anderen mitreißt. Wie kann man ihn zurückhalten?

       Vor einiger Zeit dachte ich, daß die endlosen Aufrufe zur Einigkeit wirklich verstanden worden sind. Ich hoffte, Sie würden verstehen, daß Freundlichkeit wichtig ist, – nicht damit Ihre Autorität bestätigt und Ihre Eitelkeit befriedigt wird, sondern wenn Sie in vielen Dingen um der erfolgreichen Zusammenarbeit willen nachgeben sollen.

       Aufrichtige Worte werden geschrieben, doch Sie sollten Freundlichkeit und Aufmerksamkeit im Handeln zeigen – Worte gleichen fließendem Wasser. In meinen Träumen sah ich einen von Ihnen als treuen Fahnenträger im Namen unseres Guru. Ich träumte, daß die Worte des Erwählten voll Anziehungskraft und Schönheit waren. Seit dem Zeitpunkt, als bekannt wurde, daß die Neue Gesellschaft errichtet werden soll, sind sieben Jahre vergangen – eine lange und in jeder Hinsicht bedeutungsvolle Zeit. In dieser Zeit hätte eine völlige geistige Erneuerung stattfinden können, wenn wahres Streben vorhanden gewesen wäre. Es wurde genau erläutert, in welchen Kreisen diese Worte gesprochen und welche Verbindungen aufgenommen werden sollen. Doch wenn wir zurückschauen, müssen wir zugeben, daß der innere Zustand diese Entwicklung verhindert hat. Wenn es auch in den ersten Jahren diverse Hindernisse gab, die nicht leicht zu beseitigen waren, so entstanden doch 1926 viele neue Möglichkeiten; doch die alten, nicht ausgelebten Gewohnheiten setzten sich durch. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, daß sich Eure Herzen wieder entflammen werden und Ihr durch feurige schöne Taten in Erscheinung treten werdet. Die Errungenschaften können so großartig sein!

       Es ist so traurig, vorwurfsvolle Briefe zu schreiben, anstatt von freudvollen Neuigkeiten über die erfolgreiche Arbeit anderer Gruppen und Mitarbeiter berichten zu können.

       Es bricht mir das Herz zu wissen, daß wertvollste Energie für sinnlose, im Nachhinein korrigierende Arbeit vergeudet wird, daß alle Warnungen umsonst waren und daß all das in einer schrecklichen Zeit geschieht, in der die finsteren Kräfte ihren härtesten und aggressivsten Angriff durchführen. Zu so einer Zeit, wo Ihr ein Maximum an Energie und innerer Festigkeit zur Bewahrung all Eurer Errungenschaften hättet entwickeln sollen! In großer Traurigkeit bitte ich Euch, mir zu helfen – findet den Mut für Geduld und Versöhnlichkeit.

       ”Gesegnet seien jene, die Frieden stiften!”

       Versucht zumindest, meine Besorgnis und meinen Kummer ein bißchen zu lindern. Vielleicht war es mein eigener Fehler. Wer weiß, vielleicht konnte ich Euch nicht genügend einigen, konnte Euch nicht mit der Liebe zum Großen Herzen und dem Streben nach selbstloser Tat erfüllen. Vielleicht ist es mir nicht gelungen, Euch durch mein persönliches Beispiel zu zeigen, wie Ihr die Lehre im täglichen Leben anwenden sollt, und Eure Herzen mit dem Feuer der Selbstvervollkommnung und der ungeheuren Verantwortung zu entflammen. Ihr könnt der Lehre und dem Dienst nicht näherkommen, ohne für all Eure Taten verantwortlich zu sein.

       Bitte helft mir in meiner Verantwortung für Euch! An jeden von Euch ergeht ein Ruf meines Herzens! Helft mir!

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17. November 1932

       Es fällt mir schwer, meinen Schmerz auszudrücken. Wieder sehe ich, daß der innere Zerfall seinen schrecklichen Lauf nimmt. Ich sehe, daß das Bewußtsein einiger Mitarbeiter nicht wächst und die Schätze der Lehre wie leere Worte aufgenommen werden. Die innere Unzuverlässigkeit ist so gefährlich. ”Ihr könnt jeden Streit gewinnen, ihr könnt neue Freunde finden, doch der innere Verfall wird euren besten Freund vertreiben. Wenn viel Pfeffer in der Luft ist, fangen die Menschen an zu nießen. Auf die gleiche Art und Weise kann Imperil verstreut werden. So oft habt ihr gesehen, wie neue Umstände entstanden sind, doch man muß wissen, wie man mit ihnen fertig wird. Deshalb solltet ihr letztendlich verstehen, wie ansteckend Imperil ist. Ihr könnt euch dem Zerfall gegenüber nicht sorglos verhalten. Dieser Prozeß ist so ansteckend wie Lepra. Es gibt nur Aufbau oder Zerfall – eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.” (Feurige WeltI, § 161)

       Wer würde schon den Zerfall wählen? Im Moment passieren alle Ereignisse mit so einer enormen Geschwindigkeit, daß es unmöglich ist, auf den ersten Stufe stehenzubleiben. Es heißt: ”Wir können keine gewaltsame Stärkung empfehlen. Wir können durch Gewalt weder vor Lepra schützen noch jemanden vom Imperil abhalten. Freundlichkeit kann nicht durch Zwang erreicht werden. Ihr könnt das Herz nicht einfach zum Wachsen zwingen, denn der schöne Garten wird nur durch schöne Taten wachsen. Verleumdung der Hierarchie ist nicht wieder gutzumachen.” (Feurige Welt I, § 161)

       Da ich dieses Gesetz kenne, bin ich verzweifelt darüber, daß ich nicht helfen kann; denn was kann ich tun, wenn nicht einmal die Worte des Guru angenommen werden? Wie kann ich erwarten, daß der starke und heftige Wunsch meines Herzens Eure verhärteten Seelen und Euer getrübtes Bewußtsein erreichen wird? Der Gedanke ist schrecklich, daß sich die Reihen lichten könnten und daß jemand ganz allein zurückbleibt, daß das große Privileg der Annäherung an das Licht um der abscheulichen Selbstsucht willen, dem ewigen Feind des Lichts, aufgegeben werden kann! Und dies alles nach 12 Jahren Jüngerschaft! Abgesehen von der persönlichen Vernichtung kann die innere Zwietracht in der Zerstörung des ganzen Werkes resultieren! Die schreckliche Gefahr besteht darin, daß wir uns, anstatt uns auf das Wesentliche – auf unseren kulturellen Aufbau, der uns zusammenhält – zu konzentrieren, angewöhnen, uns auf unbedeutende Angelegenheiten zu konzentrieren, auf Zwietracht, Beleidigungen und Neid.

       Wie können wir unsere Stellungen halten? Wie können wir erwarten, erfolgreich zu sein? Werden uns die Freunde nicht weglaufen, wenn sie die verschmutzte Atmosphäre spüren?

       Ich bedaure, daß ich eine weitere traurige Stelle anführen muß: ”Man muß lernen, Arbeit nicht zu verschwenden. Blockierte Menschen vernachlässigen die wichtigsten Dinge. Beachtet, daß die zwei Briefe, die ihr erhalten habt, keine wesentlichen Inhalte aufweisen. Ich beschuldige weniger die Verfasser, sondern jene, welche die Verwirrung verursacht haben. So eine Außerachtlassung der wichtigsten Dinge ist gefährlich. Ein Mensch, der seinen Bruder verwirrt, macht sich schuldig. Auch sein eigenes Leben wird nicht glücklich sein; sein Leben wird finster sein, da sein Bewußtsein durch Unwesentliches verwirrt sein wird. Sobald man erkennt, was wesentlich ist und sich darauf konzentriert, befindet man sich auf dem Weg zum Sieg. Doch diesen Weg zu verlassen heißt, für die Nahestehenden zur Last zu werden.” (Feurige Welt I, § 146)

       ”Die Unterscheidung zwischen dem Wichtigsten und dem Unwichtigsten ist die Prüfung, die jeder in seinem Bewußtsein deutlich vollziehen muß. Niemand hat das Recht, jemandes Herz zu durchstoßen oder jemandem Kopfzerbrechen zu machen, während unersetzbare Schätze verlorengehen! Was die Leute nicht wahrnehmen, erachten sie nicht als unersetzbar.” (Feurige Welt I, § 147)

       Jenen, die voller Zweifel sind und denen es an Standhaftigkeit mangelt, schlage ich vor, aus den Büchern der Lehre alles herauszuschreiben, was über Zweifel, Wankelmütigkeit und Mißtrauen gesagt wird. Heutzutage gibt es eine besonders große Anzahl von wirklichen Dienern der Finsternis. Es ist sehr hilfreich, alle Schilderungen dieser hassenswerten Eigenschaften zur Hand zu haben und sie mehrmals durchzulesen.

       Obwohl eine nur rein äußerliche Einigkeit nicht von sehr hohem Wert ist, ist sie doch besser als keine. Die tierhafte Seite des Menschen setzt sich aus Gewohnheiten zusammen. Deshalb ist es möglich, sich bestimmte gute Verhaltensweisen anzugewöhnen, indem man sich selbst beobachtet. Letztendlich werden Sie eine kleine Flamme in Ihrem Herzen entzünden, und dann wird – in einem Augenblick der Erleuchtung – dieser langwierige, quälende Prozeß der Übung von guten Eigenschaften ein erfreulicher Teil ihres erleuchteten Bewußtseins werden. Ich ersuche Sie noch einmal, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Selbstbetrug ist die schrecklichste Sünde. Er verletzt das Bewußtsein und führt zum sogenannten Tod des Geistes.

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10. Dezember 1932

       Worüber muß ich schreiben? Über das altbekannte Thema, über die große Einigkeit als einzige Rettung. In der Zwischenzeit wurde bereits alles gesagt, alle Gründe wurden erläutert, doch die Folgen der Uneinigkeit sind noch vorhanden. Einer von Ihnen wird nun den Befehl erhalten, die ganze Zeit die Weisungen des Lehrers unablässig zu wiederholen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß von nun an alle Ratschläge und Weisungen niedergeschrieben und mit viel Liebe und Sorgfalt gelesen werden, damit sie nicht vergessen oder entstellt werden.

       Schlagen Sie im Buch Ihres Lebens eine neue Seite auf und füllen Sie diese mit schönen Taten, mit Geduld, Verständnis und Edelmut! Es heißt: ”Es hat keinen Sinn, im Staub zu wühlen.” Das ganze Graben im Staub von gestern wird zu nichts führen und nur Eure Augen und Eure Nasen reizen. Bitte hört damit auf, denn es ist unter Eurer Würde. Wie viel Zeit wird für produktive Arbeit frei werden, die jetzt dringender erforderlich ist als jemals zuvor. Es bleibt so wenig Zeit, um unsere Fundamente und den Magneten unserer Arbeit zu verstärken. Die Festigung des Fundaments ist unsere vordringlichste Pflicht, wenn wir den versprochenen Erfolg anstreben wollen! Erkennen Sie, welch festes Fundament erforderlich ist, um den versprochenen Erfolg zu erzielen! Möge weder ein trivialer Gedanke noch Mißtrauen Ihre siegreiche Bewegung aufhalten! Möge Ihr Herz fühlen, daß meine Bitte nichts Persönliches enthält, sondern nur meine Sorge um den herrlichen Plan! Die Weisungen müssen mit ganzem Herzen angenommen werden. Sie müssen sich mit größtmöglicher Entschlossenheit darauf konzentrieren; nur dann wird Ihr Verständnis wachsen, wodurch viele Dinge erleichtert werden.

       Es ist falsch, die Kräfte, die alles in Bewegung halten, über Gebühr zu belasten. Es ist schwer zu glauben, daß der östliche Begriff des Lehrers und diese Art von Achtung vor Ihm im Westen tot sind. Ergründen Sie, was es heißt, die Kräfte des Lichts zu überlasten und welchen Preis Sie selbst dafür zahlen.

       ”Jene werden kommen, die auslöschen, verleumden und verletzen – die finstersten Seelen. Zerfall, der einmal begonnen hat, kann man nicht aufhalten. Doch die Weisen werden nicht zurückschauen, denn sie wissen, daß das Feuer unsterblich ist, wenn es angefacht wird.” (Feurige Welt I, § 232)

       Kein Wunder, daß ich darauf bestehe, die Weisungen des Lehrers zu wiederholen. Sogar die bloße Wiederholung kann die Fundamente stärken. ”Es ist nicht richtig, im Staub zu wühlen, wenn Wolken aufziehen. Es ist nicht richtig, sich umzusehen, wenn man den Weg entlang dem Abgrund beschreitet . Ich erinnere euch daran, daß das Hauptfundament einen Anker für alle darstellt.” (Feurige Welt I, § 233)

       ”Vereinigt euch einfach im Namen der Rettung. Wären wir fähig, alle Sterne zu zählen und alle unbekannten Tiefen auszuloten, so könnten wir doch nicht die gegenwärtige Zeit verbessern. Mit dem ganzen Mut unseres Herzens müssen wir den Terror der Finsternis erkennen, der auf uns zukommt, wenn die Feuer erlöschen. Viele glauben, daß Einigkeit ein veralteter, überflüssiger Begriff sei. Sie glauben, daß ihre Individualität in der Absonderung besser behütet ist – dies ist die Logik der Finsteren. Doch bei gefährlichen Epidemien denkt man manchmal an einfache Mittel und findet Hilfe darin. Dieses einfache Mittel ist Einigkeit, auf eindeutige Art und Weise vernichtet sie die Finsternis. So möge das Schwert über dem Drachen nicht schlafen.” (Feurige Welt I, § 234)

       ”Ich kann euch nur raten, an die Weisungen zu denken. Die Zeiten sind kompliziert, und der Faden sollte nicht verlorengehen. Deshalb bitte Ich Sie, sie an die genaue Befolgung der Anweisungen zu erinnern.”

       Ich hoffe, daß die Ihre Sicht behindernden Wolken wegziehen und Sie mit dem Herzen und Ihrem Geist verstehen, welche Folgen durch Uneinigkeit entstehen. Wir wollen niemanden und nichts verurteilen, doch uns ehrlich prüfen und alles ausrotten, was unseren Fortschritt hemmt.

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29. Dezember 1932

       Die Schlacht des Harmagedons kann kein direkter und einfacher Siegeszug sein, weil auf beiden Seiten Große Kräfte miteinbezogen sind. Der Sieg der Kräfte des Lichts liegt aber auf der Hand, da sie mit dem Kosmischen Magneten verbunden sind. Dieser zieht die größten Kräfte an, denen die Finsteren nicht standhalten können. Das Element des reinen Feuers verbrennt sie. Doch wir müssen Geduld haben. Die Schlacht wurde von den Finsteren begonnen, denn in ihrer Wut versuchen sie, so viel wie möglich zu zerstören, bevor ihre Zeit zu Ende geht. Von ihnen und ihren besten Mitarbeitern – den Lauen und Gleichgültigen – kommen der ganze Terror der Aufstände und der Gewalt. Sie versuchen, durch allgemeine geistige Verarmung Verwirrung und völlige Unordnung zu schaffen. Die schweren Ströme des Saturns und andere ungünstige Kombinationen der Planeten sind für sie besonders hilfreich. Im Augenblick konzentrieren sich alle Kräfte des Lichts darauf, die durch die Finsteren gestörten Elemente zu zügeln. Niemand kann sich vorstellen, wieviel göttliche Energie nur dafür aufgewendet wird, um die unterirdischen Feuer unter Kontrolle zu halten! Die Finsteren versuchen mit allen Mitteln, alles zu vernichten, was hell und rein ist. Deshalb ist Einigkeit so notwendig. Es heißt: ”Nehmt die unfaßlichen Angriffe wahr, die den ganzen Planeten schwächen. Nicht zufällig werden ständig Strahlen zur Verteidigung entsandt. Ernste Gefahren sind bereits abgewendet worden.” In der letzten Woche hörte man in unserem Tal Prophezeiungen über ein großes Erdbeben, das am 22. Dezember ausbrechen, drei Tage andauern und unser ganzes Tal zerstören sollte. Doch am 21. Dezember fiel plötzlich sehr viel Schnee und die Temperatur sank. Dies hielt bis 27. Dezember an. Es wurde uns gesagt: ”Achtet auf die Prophezeiungen der Leute, die oft die kosmischen Ereignisse genau voraussagen. Natürlich kann man sich nicht völlig darauf verlassen.”

       Weiters wurde uns gesagt: ”Wir können bestätigen, daß die tödliche Gefahr abgewendet wurde. Ihr wißt, wie viele Ströme benutzt wurden. Außerdem bildete sich durch den Meteorschnee Eisdampf. Es ist völlig verständlich, daß ihr Anspannung und Unbehagen verspürt. Die Finsteren hatten keinen Erfolg, doch ihr wart Uns behilflich, weil ihr Unsere Ströme nicht gestört habt, indem ihr harmonisch vereint wart. Man muß verstehen, daß auch indirekter Widerstand gegen die Strahlen gefährlich ist, ganz zu schweigen von wirklichen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, welche die wertvollen Ströme lähmen. Viele andere schreckliche Dinge werden von den Sataniden geplant. Haltet Unsere Hand fest. Ich spreche zu denen, die es angeht.”

       ”Beachtet, wie sich Lähmung und Uneinigkeit in ihrer Wirkung gleichen. Lähmung tritt nicht unmittelbar nach falschen Taten in Erscheinung. Lähmung erfordert eine langwierige Behandlung und ist oft unheilbar. Deshalb fordere Ich Einigkeit. Seid über alle Launen und Erinnerungen erhaben. Ich verlange Einigkeit, sonst verweigere ich die Heilung. Die Einigkeit muß stark sein. Laßt Scheinheiligkeit nicht zu – die Zeiten sind viel zu gefährlich. Welcher Mitarbeiter kann sagen, wann und durch wen die Ohnmacht verursacht wurde? Wo ist jene Stelle, jene Aura, jene Verbindung, welche die Lähmung des mächtigen Rettungsstrahls hervorrief? Wer weiß, wieviel Zeit aufgewendet werden muß, um die Aura zu heilen, die durch ihre Reizbarkeit die Verbindung mit der Hierarchie unterbrach? Währenddessen verliert der Feind keine Zeit und bedient sich des schwarzen Feuers, das gerade dann so leicht entzündet und angefacht werden kann, wenn der Magnet der Reizbarkeit in Erscheinung tritt. Das schwarze Feuer ist nichts anderes als die von den Finsteren so geliebte Gereiztheit. In diesem Augenblick sind die Bedingungen für sie günstig. Deshalb ist besondere Vorsicht vonnöten. Denkt daran, daß der Strahl dort, wo er angenommen wurde, stärker ist als jede Rüstung. Daher suchen die Sataniden nach den schwachen Stellen, um durch diese Spalten einzudringen. Es ist ihnen egal, durch wen oder in welchem Teil der Welt sie diese Lücken suchen müssen. Sie werden jede Gelegenheit wahrnehmen, in der Hoffung, daß Meine Strahlen nicht die ganze Welt erfüllen können. Sie benutzen die seltsamsten Masken, um unsere Wachsamkeit zu umgehen. Ihr habt recht, die Sataniden sind über die ganze Welt verstreut. Wir kennen die Verräter, und Wir wissen auch, daß nur Einigkeit beschützen und zum Sieg führen kann. Die rechten Umstände werden kommen, doch wir müssen ihnen gerecht werden.”

       ”Ich möchte die ganze Energie auf äußere Ereignisse lenken. Daher ist eure Einigkeit wichtig, damit der Kelch intakt ist. Einigkeit ist immer gut, doch unter bestimmten kosmischen Umständen ist sie besonders wichtig. Stellt euch vor, was geschieht, wenn jemand die Hand stößt, die den bis zum Rand gefüllten Kelch erhebt! Welch ein Feuer kann von den verschütteten Feuertropfen ausgehen! Als Ich über die Zeit sprach, in der die genaueste Erfüllung der Weisungen erforderlich ist, meinte Ich diese besondere Zeit. Ihr könnt euch vorstellen, daß Ich diese Energie ansammle – laßt nicht einen Skorpion entkommen!”

       Ich hoffe, daß diese liebevollen und strengen Warnungen den richtigen Eindruck hinterlassen und Bedauern aufkommt, wenn nicht für andere und für das Werk, dann wenigstens für Euch selbst.

       Ich flehe Euch an, den Mut aufzubringen, den größten inneren Feind zu bekämpfen – die Uneinigkeit. Jeder unterstützt sie zwar, doch die Überwältigung dieses Feindes würde den Sieg sicherstellen. Wir müssen uns selbst klarmachen, daß Scheinheiligkeit unter Mitarbeitern unmöglich ist, und laßt uns Geduld und Freundlichkeit üben, was wirklich nicht so schwierig ist, wenn das Herz durch das Streben zu unserem Lehrer entflammt ist. Doch jeder, ohne Ausnahme, muß dies tun. Möge jeder Mitarbeiter alles, was eben gesagt wurde, vor allem für sich selbst anwenden; er darf es nicht ablehnen als etwas, was nicht ihn, sondern seinen Nachbarn betrifft. Meistens schiebt der, der wirklich aufmerksam sein sollte, in selbstsüchtiger Art und Weise alles auf seinen Nachbarn. Doch der weise und wahre Schüler wird alles zuerst auf sich beziehen und es nicht auf andere abwälzen, denn wie könnte er sich sonst vervollkommnen? Laßt uns auch ein für allemal von allen Kränkungen absehen und sie als wirkliches Gift betrachten. Der Schüler darf nicht empfindlich sein, sonst ist er weit vom Fortschritt entfernt.

       Vor langer Zeit wurde gesagt: ”Es macht keine Ehre, einen Garten aus Beleidigungen anzulegen.” Und weiter: ”Eine Person, die sich beleidigt fühlt, hält sich an diesen Beleidigungen fest und verliert die Beweglichkeit des Denkens; und wenn wir diese Beweglichkeit verlieren, stumpfen wir unvermeidlich ab. Bei allem sollten wir uns den Sinn für Proportionen bewahren, da wir das große Ausmaß unseres Werkes kennen! Wo wird da Platz für Kränkungen sein? An die vier Grundlagen, die zu Beginn der Lehre gegeben wurden, sollte man immer denken.” (Blätter des Gartens Morya II, § 234)

       Ich will sie Euch in Erinnerung rufen: 1.) Verehrung der Hierarchie, 2.) Einigkeit; 3.) Entsprechung, 4.) Große Geduld. Wir wollen nicht zurückblicken in die finstere Ecke, wo sich alle schlechten Gewohnheiten angehäuft haben? Sie berauben uns nur der Freude. Mit unserem ganzen Herzen wollen wir dem Lehrer des Lichts zustreben, der uns unermüdlich seine Strahlen der Freude und der liebevollen Sorge sendet. Öffnen wir unser Herz, um diesen Segen zu empfangen.

       Verwirrt durch Eure Uneinigkeit nicht die Neuankömmlinge oder jene, die sich Euch bereits angeschlossen haben. Es ist so schädlich für Euch, für das Werk und für die anderen. Wir können diesen Schaden vorhersehen und grämen uns sehr. Die Neuankömmlinge sollten inspiriert und nicht durch Unsinn verwirrt werden. Ich leide, wenn ich sehe, daß wir, obwohl wir die Grundsätze der Einigkeit verkünden, in Uneinigkeit leben. Wie können wir auf diese Weise etwas aufbauen und vereinen? Nur das persönliche Beispiel inspiriert und bringt einen vorwärts.

       Ich hoffe, Sie werden Ihren ganzen Eifer für eine tolerante und verständnisvolle Zusammenarbeit einsetzen. Ich weiß, daß es schwer ist, doch um so herrlicher werden Ihre Errungenschaften sein.

Briefe nach Europa

1931

24. April 1931

       Ich möchte Ihnen einige Worte meines Herzens senden. Die Weisheit des Altertums besagt, daß aufrichtige Worte nie blumenreich sein können. Deshalb sage ich Ihnen in aller Einfachheit, daß wir tief gerührt sind über Ihr stetes Streben zur Lehre und über Ihre schöpferische Arbeit, die so reich an schönem Empfinden ist.

       Aufrichtigkeit und Einfachheit sind zwei mächtige Magnete. Die große Kunst der menschlichen Verwandtschaft gründet darauf. Sehr wenige erkennen die Wichtigkeit dieser Kunst, die das Fundament des Aufbaues und der Evolution darstellt! Diese in Vergessenheit geratene Kunst, die soviel Feingefühl und Wachsamkeit sowie Synthese des Geistes erfordert, muß unverzüglich ins Leben eingeführt werden. Sie ist die wesentlichste Erfüllung; und wie könnten wir die Neue Welt der Schönheit und mächtigen Zusammenarbeit ohne sie aufbauen?

       Es scheint mir, daß Ihre Beständigkeit und Ihre herzhafte Annäherung beispielgebend sein werden – ein Lichthaus, das andere in die rechte Richtung führt. Sie werden sie freudvoll rufen, Sie werden sie lehren, Hindernisse und den Kampf zu lieben, denn wie sonst könnte ihr inneres Feuer entflammt werden? Sie werden ihre Aufmerksamkeit auf das freudvolle Dienen der Allgemeinheit lenken; und den ganz Mutigen werden Sie die Freude der Selbstverleugnung einflüstern, sich in ständiger Bereitschaft völlig dem Dienst der Großen Hierarchie des Lichts hinzugeben!

       Wir senden Ihnen (und wir werden es auch weiterhin tun) Seiten aus den Büchern der Lehre. Sie werden Ihnen eine große Hilfe sein, die jungen Seelen zu stärken, einschließlich solch liebenswerter wie der unseres kleinen Freundes Serioscha.

       Nehmen Sie diese Worte, die aus unserem für Sie geöffneten Herzen kommen, entgegen. Wir denken oft an Sie und räumen Ihnen bei allen unseren Arbeiten einen Platz ein.

       Übermitteln Sie herzlichste Grüße an alle Ihnen Nahestehenden; denn wer Ihnen nahesteht, ist auch uns nahe.

28. August 1931

       Sie haben recht, ”Agni Yoga völlig zu verstehen und im Leben anzuwenden, ist nicht jedermanns Aufgabe”, doch ohne Anwendung im Leben ist Wissen wertlos und wird keine Ergebnisse zeitigen. Die ersten Formeln, die ein Schüler sich aneignen sollte, sind folgende: ”Alles fürs Leben – nichts sollte abstrakt sein; alles soll mit menschlichen Händen und Füßen geleistet werden. Ohne Anspannung aller Kräfte ist keine Umwandlung (oder Vervollkommnung) möglich.” Wir alle wissen, daß bei physikalischen und chemischen Experimenten nur an der Grenze äußerster Spannung neue Formeln geboren werden. Wir müssen daher, die große im Kosmos bestehende Übereinstimmung nützend, laufend bestrebt sein und alle unsere Fähigkeiten verstärken.

       Die Lehre verlangt vom Schüler vor allem selbständige Tätigkeit. Die Lehre weist in reichlich gegebenen kostbaren Weisungen die Richtung, doch der Schüler muß selbst ”mit eigenen Händen und Füßen” seinen Pfad aufbauen. Erwartet daher keine fertigen Formeln. Aus kleinen Weisungen errichtet den großen Aufbau.

       Nun möchte ich Ihre Fragen beantworten.

       1.) Die verschiedenen Yogasysteme sind teilweise in europäische Sprachen übersetzt worden. Die besten Arbeiten sind jene von Patanjali, Vivekananda und Avalon. Zusätzlich zu diesen wäre es für Ärzte ratsam, mit dem kürzlich erschienenen kleinen Buch eines indischen Doktors der Medizin bekanntzuwerden. Wir wollen versuchen, es für Sie zu beschaffen. Doch Agni Yoga ist die Synthese aller Yogasysteme.

       2.) Moschus ist ein Ablagerungsprodukt der Substanz unbewußter psychischer Energie, über die in den Agni Yoga-Büchern soviel gesagt ist. Moschus hat mit Narkotika, die den Intellekt töten, nichts gemein. Er ist kein reguläres Anregungsmittel im vollen Sinn des Wortes. Er stellt das Gleichgewicht im Nervensystem her; er reguliert das sympathische Nervensystem, das bei einem vorgeschrittenen Yogi sehr stark vibriert. Es ist wahr, daß bei Anwendung von Moschus das Nahrungsbedürfnis nachläßt, weil psychische Energie durch Stärkung des Nervensystems auch den physischen Körper nährt. Dosis: Eine mittelgroße oder kleine Pille einmal täglich. Manche nehmen jedoch gleich zwei Pillen, was eine beachtlich starke Dosis darstellt. Es ist schwer, einen Ersatzstoff für Moschus zu finden. Das Nächstliegende ist Castoreum und das von Dr. Pell erwähnte Spermin. ”Ablagerung des unbewußten Feuers” ist ebenfalls eine Erklärung der Substanz, psychische Energie; daher kann Moschus auch als ein solches Feuer betrachtet werden. ”Phosphor des Geistes” ist eine andere Benennung für dieselbe psychische Energie. Und Sie wissen bereits, daß psychische Energie die höchste, durchdringendste und die höchst umwandelnde Energie ist, die vor allen Krankheiten schützt und vor vielen anderen Dingen. Natürlich, sie wirkt in einer wundersamen Weise nur, wenn sie bewußt beherrscht oder wenigstens erkannt wird. Doch auch die unbewußte Ablagerung dieser Substanz ist sehr kostbar.

       3.) Baldrian fällt in die Kategorie der ”Lebensspender” und seine Bedeutung kommt der des Blutes im Körper gleich. Okkult wird Baldrian als das Blut des Pflanzenreiches betrachtet. Er sollte dauernd wie tägliche Nahrung eingenommen werden. Er kann in flüssiger Form verwendet werden, angesetzt in Alkohol, doch ohne Beifügung von Zusätzen wie Äther. Dosis: 10-45 Tropfen. Doch am besten ist Baldriantee, (ein Aufguß aus Baldrianwurzeln), ein- oder zweimal täglich zu trinken.

       Im allgemeinen denken Sie daran, daß Narkotika für die Anhänger des Agni Yoga nicht zu empfehlen sind. Auch Rauchen ist schädlich sowie der übermäßige Genuß von Alkohol. Fleisch ist ebenfalls schädlich, weil es den Körper mit zersetzenden Teilchen anfüllt. Gewiß, als Arzt wissen Sie, wie konsequent man seine Gewohnheiten ablegen sollte, um schädliche Wirkungen zu verhüten. Doch gibt es viele Menschen, welche dies allmählich umsetzen könnten? Trinkern und Rauchern ist Agni Yoga jedoch unzugänglich.

       4.) Zedernharz oder andere Harze und Teere, z. B. Eukalyptus, sind die Produkte der psychischen Energie der Bäume, und daher sind sie besonders bekömmlich zur Stärkung, Reinigung und Heilung etc. Von diesen Eigenschaften wissend, sollte jeder versuchen, sie in bestmöglicher Weise anzuwenden. Das beste Harz liefern die sibirischen Zedern.

       Gereinigte Harze oder ihre Öle können auch innerlich angewendet werden. Dosis: 5 Tropfen oder mehr. Alles ist sehr individuell. Vielleicht wird Ihre Intuition Ihnen helfen, die erfolgreichste Zusammensetzung zu finden.

       Die Ausstrahlungen von Nadelbäumen sind natürlich unersetzlich. Nadelbäume speichern wie elektrische Apparate Lebenskräfte, einen konzentrierten Vorrat an Prana oder Naturovaloris. Die Druiden betrachteten einen Kelch mit Koniferenessenz als einen Lebenskelch.

       Es ist immer wohltuend, in Räumen kleine Nadelbäume zu haben oder Koniferenessenz zu versprühen. Auf diese Weise wird die Atmosphäre gereinigt und die unerwünschten Wesenheiten, welche die menschlichen Ausstrahlungen so zahlreich umgeben, werden davongetrieben.

       Pfefferminzessenz ist für diesen Zweck ebensogut – entweder in der Luft versprüht oder heißem Wasser zum Verdampfen beigefügt. Eine Schale solchen Wassers sollte neben der Schlafstelle aufgestellt werden. In allen von Ihnen erwähnten Fällen wäre dies nützlich.

       5.) Pfefferminze- oder Mentholpräparate sind vor allem für Lokalanästhesie unersetzlich wie auch für Erleichterungen bei Entzündungsprozessen, die bei den Yoga-Anfängern oft auftreten. Die meisten Schmerzen des Yogi rühren von Entzündungen der Nervenzentren und Drüsen her, weil die Nervenkanäle mit den Drüsen eng verbunden sind. Daher ist der allgemein bekannte ”Migränestift” sehr nützlich sowie auch die Verwendung von Baume Bengúe, das sehr viel Menthol enthält. Dies wurde durch persönliche Erfahrung erprobt.

       6.) Es ist ratsam, den Scheitel vor direkter Sonnenbestrahlung zu schützen. Deshalb raffen die Yogis ihr Haar in einem Knoten am Scheitel des Hauptes zusammen. Außer Hitze enthalten Sonnenstrahlen einen bestimmten ”Chemismus”, der in Zeiten der Vermehrung der Sonnenflecken schädlich sein kann. Im allgemeinen sollte man bei Zentrenöffnung Sonnenbestrahlung meiden. Ausgedehnte Körperübungen wie Leistungssportarten sind ebenfalls schädlich.

       7.) Das ”Dritte Auge” hat sicherlich seinen physischen Nährboden im Zentrum des Nervensystems. Wenden Sie strenge Aufmerksamkeit den beiden Gehirndrüsen – Hypophyse und Zirbeldrüse – zu. Die Molekularbewegungen der Hypophysendrüse entwickeln psychisches Sehen, doch für geistige Sicht – höchste Sicht – sollte sich auch die Zirbeldrüse bewegen. Wenn das Rotieren und die Emanation dieser beiden Drüsen sich vereinen, erzielt dies die höchsten Ergebnisse.

       Ich möchte Ihnen auch raten, den Nervenzentren größte Aufmerksamkeit zu schenken, da diese oft nicht bewußt erkannt werden, und nur teilweise geöffnet zeigen sie oft Symptome von Tuberkulose, Asthma, Rheumatismus und anderen Krankheiten. Eines der wichtigsten Zentren im Prozeß des Yoga ist das Zentrum des Solar plexus, doch wird ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es erzeugt viele schmerzhafte Empfindungen bei der Entwicklung im Yoga-Prozeß.

       Ich befürchte, Sie werden mit meinen kurzen Erklärungen nicht ganz zufrieden sein, doch es ist notwendig, eine individuelle Intuition und Initiative zu entfalten, da es ohne diese Eigenschaften keinen wahren Fortschritt geben kann. Wie Sie feststellen sollen, verlangt Agni Yoga vor allem eine geistige Entwicklung. Ohne diese sind alle Anweisungen und sekundären Maßnahmen nutzlos. Daher wünsche ich Ihnen aus tiefstem Herzen, daß Sie nicht nur auf physischer Ebene, sondern vor allem auf geistiger Erfolg haben mögen. Sie werden auch in letzterem Fall Hilfe erhalten, selbst wenn Sie dies nicht sofort zu erkennen vermögen.

       Vermeiden Sie jede Magie und Pseudookkultismus! Ohne eine gründliche Entwicklung und Erweiterung des Bewußtseins könnten die ganzen weitverbreiteten Suggestionen für das Austreten aus dem Astrosom sowie Verkörperungen, Beschwörungen und andere Manifestationen schädlich sein.

       Beginnen Sie vor allem mit Ihrer geistigen Entwicklung sowie ganz unvoreingenommen mit wirklich wissenschaftlichen Forschungen. Das Übrige wird ganz natürlich folgen. Was halten Sie von der Heilung mit Farbstrahlen?

       Zum Schluß möchte ich Sie daran erinnern, daß die Neue Ära unausweichlich ist. Feurige Energien in ihrer größten Anspannung nähern sich der Erde, und wenn sie nicht aufgenommen, erkannt und assimiliert werden, verursachen sie schreckliche Erdbeben und andere kosmische Störungen sowie Revolutionen, Kriege und neue Epidemien. Wir befinden uns jetzt genau am Beginn der Neuen Zeit, einer Neuen Rasse, und daher möge unsere Zeit mit jener von Atlantis verglichen werden, dessen Existenz unseren Wissenschaftlern immer mehr und mehr verdeutlicht wird.

       Beachten Sie alle ungewöhnlichen und zerstörenden Zeichen in allen Lebensbereichen, und viele Dinge werden Ihnen klarer erscheinen. Sie werden sehen, wo die Funken der Neuen Ära sind, des Zeitalters geistigen Wissens und der Zusammenarbeit der Menschen im Zeichen der Kultur. Die Erkenntnis des Kommens dieser großen Zeit sollte die Kraft jeder feinfühligen Person verstärken und sie freudvoll hinlenken zur aufbauenden Arbeit für das Allgemeinwohl unter dem Banner, das wir das ”Banner des Friedens und der Kultur” nennen.

26. Dezember 1931

       Ihr Programm über die erzieherische Tätigkeit ist wirklich vortrefflich. Alles, was Sie aufzeigen, ist sehr wichtig, und wenn es in der verfeinerten Vorstellung des Herzens angewendet wird, wird es wunderbare Ergebnisse zeitigen. Wir nehmen natürlich an, daß die vorgeschlagenen Kuratoren (nicht nur Männer, sondern auch Frauen) keine formellen Beamten sind, sondern wirklich geistig fortgeschrittene und erfahrene Berater in Fragen der Erziehung.

       Darüber hinaus sollte die Idee des Pazifismus nicht als etwas Passives und daher Negatives angesehen werden, sondern als reines, aktives Friedensschaffen. So ist es allgemein ratsam, den eher spezifischen Ausdruck ”Pazifismus” durch das schöne Wort ” Friedensaufbau” zu ersetzen.

       Bestimmte Information über die Legenden können Sie dem Essay von N. K. ”Die Seele der Völker” entnehmen. Natürlich hat jedes Land seine Epen, und seine Menschen haben ihre eigenen, ihnen teure Helden. Deshalb sollte man die Vorstellungen der jungen Generation nicht beschränken und den jungen Menschen die Möglichkeit bieten, bekanntzuwerden mit dem, was ihre Herzen für das Heldentum und für das Gute entflammt. Doch es ist einerlei, in welchem Lande bestimmte heroische Taten vollbracht werden! Wenn Sie die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK studieren, werden Sie viele wertvolle Gedanken zu allen Problemen finden, da diese an verschiedenen Stellen ausführlich erörtert wurden.

       Wahrlich, Ihr Land sollte die jetzt verwirklichte Idee der ”Schwestern des Goldenen Berges” begrüßen. Sind die von Ihnen erwähnten Krankenschwestern nicht wahre Vertreter des Allgemeinwohls und einer Neuen Ära? Es ist ausgezeichnet, daß Sie eine kleine Gruppe – eine geistige Gemeinschaft haben, die sich in geistiger Disziplin übt und in der alle einander helfen, gute Taten zu vollbringen und das Ideal der Freude – als eine besondere Weisheit – zu verwirklichen.

       Sie wissen, wie wichtig es ist, Initiative zu entwickeln und jede gute Möglichkeit zu fördern; denn für jene, die der Unbegrenztheit gegenüberstehen, ist nichts unmöglich, ungeachtet dessen, wie schwer das tägliche Leben auch sein mag. Es ist richtig, daß Sie über die kommende Generation nachdenken, denn nur für die Zukunft hüten wir die Gebote der Vergangenheit. Und im Namen dieser leuchtenden Gebote, die jedes Herz öffnen und unsere Hoffnungen verwirklichen werden, senden wir Ihnen unsere Grüße. Nur die erhabenste und verfeinerte Kultur wird all die unnötigen und zerstörenden Merkmale besiegen und jene Armee des Geistes schaffen, die, in aktivem Friedensaufbau, die leuchtende Zukunft der Menschheit schaffen wird.

1932

15. Januar 1932

       Noch einmal möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich ich war, über Ihr Programm zu erfahren. Wenn ich daran denke, daß unter den Mitgliedern Land- und Stadtlehrer sind, die ein Drittel ihres Gehaltes aufwenden, um zu Ihren Versammlungen zu fahren, fühle ich mich sehr gerührt. Wieder einmal ist bewiesen, daß die besten Gedanken und Taten nicht inmitten von Überfluß und Luxus geboren werden.

       Es ist vollkommen richtig, daß Sie der Literatur für Kinder und Jugendliche soviel Aufmerksamkeit schenken. Dies ist ein sehr wichtiges Problem, da nicht nur in der Kindheit, sondern auch für die spätere Geistigkeit einer Person sehr viel von den ersten und daher stärksten Eindrücken abhängt. Oft konnte ein gutes Buch die Folgen einer unvollkommenen Umgebung in der Familie wieder gutmachen! Bestimmt, es gibt viele wertvolle Bücher des Schrifttums der Vergangenheit. Man muß nur richtig wählen und alles verwerfen, was schädlich ist.

       Beinahe jeder weiß, daß sowohl das materielle als auch das geistige Wohl ganzer Länder von den in das Bewußtsein der Kinder gelegten Fundamenten abhängt. Nichtsdestotrotz wird in dieser Richtung fast nichts getan. Ich stimme Ihnen zu, daß Bücher, die von heroischen Taten handeln, sehr wichtig sind; solche Bücher können die Mentalität eines Kindes beeinflussen und werden vor den schrecklichen Übeln von heute, wie oberflächlichem Verhalten gegenüber heiligen Begriffen und minderwertiger Qualität des Denkens, bewahren. Solange dies nicht erkannt wird, wird der ganze Aufbau des Lebens auf Sand errichtet, und er wird mit der ersten Erschütterung zerfallen und zusammenstürzen.

       Lehrt die Kinder, die Bedeutung jedes Gedankens sowie jeder Tat zu verstehen, genauso jede Offenbarung der Natur, die auf unfehlbaren Gesetzen beruht. Sagt ihnen, daß die Verletzung dieser Gesetze schwere Folgen nach sich zieht. Weist darauf hin, daß die Lebens- und Schaffenskraft sowohl der Menschen als auch anderer Kreaturen des Naturreiches von der unsichtbaren Welt und den unsichtbaren Schwingungen der großen geistigen Weisen der Vergangenheit und Gegenwart abhängt. Kinder sind bereit, das Unsichtbare als Wirklichkeit anzunehmen, weil ihre Gemüter noch nicht durch zerstörenden Zweifel verdorben sind. Darüber hinaus gibt es heute sehr viele Experimente mit Strahlen, die den feinstofflichen Einfluß des Unsichtbaren beweisen. Auch Beispiele wie photographische Negative werden für das kindliche Gemüt sehr überzeugend sein. Die kompliziertesten Szenen können auf einem Negativ festgehalten werden, sie sind jedoch erst durch das Entwickeln mit chemischen Präparaten wieder sichtbar. Gleicherweise hält ein empfindlicher Film ferne Sterne fest, die mit dem stärksten Teleskop nicht wahrgenommen werden können. Und ebenso bewahrheiten sich wissenschaftliche Berichte anderer Manifestationen, die für das physische Auge unsichtbar sind. Es ist notwendig, das kindliche Gemüt von dem Bestehen der uns umgebenden feinstofflichen Sphären nachhaltig zu beeindrucken und die Angst vor dem Tod und der Berührung mit der feinstofflichen Welt auszumerzen. Die feinstoffliche Welt ist genauso selbstverständlich wie unser irdisches Leben; und wird die Sublimation der irdischen Welt erkannt, erschließt sie uns unaussprechliche Schönheit. Daher muß den Kindern die Angst vor dem Tod genommen werden, denn sie ist eine Illusion – genauso die Angst vor den sogenannten Geistern. Gewöhnlich fürchten sich Kinder, da sie ein offenes psychisches Sehen auszeichnet, nicht vor dem, was sie sehen, solange die Erwachsenen sie nicht durch ihr spöttelndes Verhalten und mit ihren Geistergeschichten und ”jener tödlichen Grabeskälte” beeinflussen. Diese ”tödliche Kälte” ist nichts anderes als eine einfache chemische Reaktion der Berührung des Feinen mit dem Groben (Gruseln!).

       Ich bin froh, daß Sie bestimmte Wahrnehmungen der Feinstofflichen Welt haben. Ihre Schilderungen scheinen richtig zu sein, denn der Seher – nach seinem eigenen Geist urteilend – weiß es besser. Die Symbole sind sehr individuell und entsprechen dem Bewußtsein des einzelnen. Sehr oft haben dieselben Symbole für jeden eine andere Bedeutung. Lauschen Sie der Stimme Ihres Herzens und Sie werden nicht irren!

24. November 1932

       Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Ihr Lebensbericht rührt mich sehr, denn alle Ihre Hilfeleistungen sind mir besonders teuer. Welche Arbeit kann höher sein als das Heilen von physischer und geistiger Unordnung? Und besonders in dieser fürchterlichen Zeit der Uneinigkeit und der drohenden Zeichen neuer, unbekannter Epidemien. Ich bin sicher, daß Sie eine geistige Annäherung in der Behandlung der Krankheiten des Körpers finden werden und wünsche Ihnen für Ihre Aufgaben viel Erfolg.

       Ich begrüße die Idee unseres teuren Felix Denissowitsch, Sie mit einer so wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen, viele verstreute kleine kulturelle Gesellschaften zusammenzubringen und sie unter der Liga des Banners des Lichts zu vereinen. Natürlich stimme ich mit meinem ganzen Herzen Ihrer Idee betreffs der Liga der Kultur zu. Die Kuppel der Kultur ist allumfassend; die Liga der Kultur ist wie ein großer Tempel, in dem jeder, der sich vervollkommnen und der Menschheit dienen will, Platz findet. Jeder, der mit Recht nach Vervollkommnung strebt, sei es in der Wissenschaft, in der Kunst oder auf anderem Gebiet, steuert einen Stein bei zum Aufbau der großen künftigen Liga der Kultur. Mögen alle diese Baumeister sich sammeln, und möge es in ihrer Arbeit weder Grenzen noch Beschränkungen geben! Wer immer sein Bestes geben will, wer immer an seinen Mitmenschen denkt, dem gebührt ein Platz in diesem Tempel. Es ist sehr wünschenswert, Gruppen von kulturell Schaffenden zusammenzuschließen, und es wäre ausgezeichnet, wenn verschiedene Nationalitäten sich zusammenfänden. Alle Gesellschaften sollten ihren ursprünglichen Namen beibehalten und nur den kleinen Zusatz ”Kulturliga” beifügen. Wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht erwünscht ist, möge man einfach auf die Angliederung zur Liga hinweisen.

       Auf diese Weise würden alle Individualitäten verschiedener Organisationen Mitglieder der Welt-Kulturliga.

       Jetzt möchte ich die verschiedenen Gesellschaften erwähnen, die für Angliederung an die Kulturliga in Betracht kommen:

       Erstens – die Friedensgesellschaften; zweitens – Gesellschaften für geistige Entwicklung, die sich mit dem Studium der Religion und Philosophie befassen; drittens – Vertreter der Wissenschaften; viertens – Künstler; fünftens – Organisationen für Mutterschaft und Erziehung; sechstens – für Handwerk und Arbeit; siebentes – für Zusammenarbeit und Industrie; achtens – für Sicherheit; neuntens – für Landwirtschaft und Baukunst; zehntens – Organisationen für Gesundheitswesen und Schutz.

       Es ist leichter zu streichen als hinzuzufügen, deshalb dieses weite Ausmaß für Sie. Schreiten Sie voran mit Ihrem großen Programm und lassen Sie sich durch kleine Unstimmigkeiten nicht entmutigen. Die Fähigkeit, sich zu fügen, ist absolut erforderlich, besonders am Anfang. Üben Sie daher Geduld und Toleranz. Mit Toleranz, Freundlichkeit und Geduld kann man die hartnäckigsten Gegner zur Einsicht bringen. Ich genehmige Ihnen auch Ihre ”Tasse Tee” – mäßige, reine Nahrung wird nie ein Hindernis sein, und wie Sie sagen, kann sie zu einer gewissen Vertrautheit beitragen.

       Sie erkennen natürlich, daß jeder Beginn seinen Brennpunkt der Vereinigung haben muß, und gesegnet sind jene, die dies verstehen und annehmen, da dies ihre eigene Position stärkt. Es ist sehr wichtig, die Errungenschaften zu verstärken, also viel Glück für Sie! Beginnen Sie zu vereinen, dabei im weitesten Maße den Grundsatz der Toleranz anwendend, den Kanon ”Mit Deinem Gott”. Doch hüten Sie sich vor Verrätern, denn die Verseuchung durch sie ist groß. Es ist unsere Pflicht, alles zu schützen, was uns im Vertrauen unter der Kuppel des Tempels der Kultur vereint! Schwäche und Nichtwidersetzung gegen das Böse gelten für uns nicht! Wenn nötig, erheben wir das Schwert der Empörung des Geistes und verteidigen das uns Anvertraute.

       Sie sind mit einer großen Aufgabe betraut worden. Lassen Sie uns aufrichtig zusammenarbeiten in dieser schweren, aber freudvollen Aufgabe! Leuchtend ist die Zukunft! Freudvoll ist Arbeit im Namen der Schönheit!

1933

1933

       Ich beeile mich, Ihre Fragen über Besessenheit zu beantworten. Alle Ihre Fragen bestehen zu Recht. Man sollte wissen, daß es eine große Zahl dieser Fälle gibt. Es gibt viele Arten und Grade von Besessenheit, und die Besitzergreifer selbst können verschiedene Absichten haben.

       Wir kannten zum Beispiel eine fromme alte Dame, die von ihrem Urgroßvater – einem Bischof – besessen war. Es gab nichts Schlechtes in ihr. Sie war eine wohltätig Schaffende und predigte die Ideen ihres Urgroßvaters, des Bischofs, der scheinbar Zeit seines Lebens seine Aufgabe nicht erfüllte. Nichtsdestoweniger sind solche Fälle sehr traurig, da eine besessene Person immer allmählich ihren eigenen Willen verliert und ein Opfer des Besitzergreifers wird. Das ganze Leben eines solchen Opfers wird ohne wahre Errungenschaften und Aufspeicherungen verbracht. Die Menschen fürchten sich so sehr, ihre Individualität und Willensfreiheit zu verlieren. Gleichzeitig aber besitzen die meisten von denen, die sich ihrer ”Individualität” (im wahrsten Sinne des Wortes) so bewußt sind, keine; sie sind, viel öfter als gewöhnliche Leute, besessen. Die meisten Menschen glauben, daß Individualität, streng ausgedrückt, Ichsucht sei. Es wäre sehr interessant, eine Anzahl von Leuten zu fragen, was sie unter Individualität verstehen. Die Antworten würden wohl sehr seltsam ausfallen!

       Seien Sie bitte wegen der langsamen Entwicklung in bezug auf die Liga der Kultur und der Frauenvereinigung nicht enttäuscht. Nichts sollte erzwungen werden. Es ist gut, wenn sich vorerst eine ganz kleine Gruppe bildet. Prüfen Sie sehr sorgfältig die Neuankommenden. Es ist eine große Kunst, die Leute entsprechend ihrem Bewußtsein anzusprechen, um ihnen nicht mehr und auch nicht weniger zu geben, als sie im Augenblick erfassen können.

       Wissend, daß Verleumdung und üble Nachrede fast immer aus Neid entstehen, sollten Sie sehr ruhig bleiben, doch Sie sollten versuchen, die Ursache herauszufinden. Den Feind zu kennen, ist fast der halbe Sieg. Sie müssen auch immer daran denken, daß ein wahrer Individualist nie auf Schmähungen hören wird. Er wird weder eine Person deswegen verurteilen noch andere in ein schlechtes Licht bringen.

       Es wäre zu wünschen, daß die Mitglieder der Frauenvereinigung ihr Werk mit den Aufgaben der Selbstvervollkommnung und Selbsterziehung beginnen würden und versuchten, dies mit vereinten Anstrengungen im Leben anzuwenden. In der kommenden Ära der Mutter der Welt wird eine große Anzahl kultivierter Frauen in verschiedenen Wissensgebieten benötigt, so z. B. auf dem Gebiet der Kunst, des Handwerks etc. Jede Frau sollte auch eine geübte Krankenschwester sein oder wenigstens die Grundlagen der Hygiene und Medizin kennen. Und wäre es nicht wunderbar, wenn sie geistiges Heilen lernten?

       Wozu sich in Gruppen und Gesellschaften sammeln, wenn der Wunsch für Selbstvervollkommnung und bereitwillige Hilfe anderen Genossen gegenüber nicht vorhanden ist? Man trifft sich doch nicht zu nichtigen Plaudereien und herkömmlichen Gesellschaftsabenden! Alle Neuankommenden sollten die bedrohliche Zeit erkennen und ihr völlig vorbereitet begegnen. Es ist notwendig, das Bewußtsein zu erweitern, die Ereignisse zu beachten und zu erkennen, wie ungewöhnlich die Zeit ist. Deshalb denke ich, daß sich Gruppen bilden sollten, in denen man mit den Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK bereits vertraut ist. Und vor allem – missionieren Sie nicht! Auf solche Art herbeigezogene Menschen werden nicht von Nutzen sein. Wie immer und in allem ist Qualität und nicht Quantität wichtig.

       Man könnte viele Aktivitäten vorschlagen, doch wenn sie vom Bewußtsein der Mitglieder nicht erkannt werden, kann daraus nichts werden. Es ist wichtig, daß die Mitglieder selbstständiges Denken entwickeln, um erfolgreich zu sein. Wir sehen es jeden Tag. Wir sehen, wie lange es dauert, bevor selbst fortgeschrittene Schüler die gegebene Lehre begreifen. Sie stärkt unsere Gedanken, die natürlich von der Liebenden Hand schon eine Zeitlang geführt wurden, ohne zwingenden Prozeß der Aufspeicherung.

       Seien Sie daher durch den langsamen Fortschritt nicht enttäuscht. Es wird die Zeit kommen, wo Ihre Arche nicht groß genug sein wird, um alle jene zu fassen, die Rettung suchen. Die Zahl der Unreinen wird größer sein als jene der Reinen, und Sie, der Noah von heute, werden sich in einer sehr schwierigen Lage befinden! Ihre Tätigkeit ist sehr wertvoll und wir schätzen sie sehr. Es wäre wünschenswert, mehrere solcher Mitarbeiter zu haben!

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