Briefe von Helena Roerich,
Band II, 1929 - 1935 >>
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7. Mai 1938
Es ist ausgezeichnet, daß Sie bei der Aufnahme von Neulingen soviel Unterscheidungsvermögen zeigen. Wir freuen uns nicht so sehr über die Zahl wie über die Qualität der Mitglieder. Alle Mitglieder müssen sich zum ersten, zum zweiten und zum dritten in den in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK aufgezeigten Qualitäten vervollkommnen. Und diese Aufgabe ist so ungeheuer, daß mehr als ein Leben notwendig ist, wenigstens einige dieser Fähigkeiten zu erlangen. Eine der primären und grundlegenden Qualitäten ist die Fähigkeit, das, was uns anvertraut wird, zu behalten. Ist dieses Können vorhanden, zeugt es von beträchtlichen Aufspeicherungen aus der Vergangenheit.
Jene, die zum ersten Mal herantreten, müssen voll erkennen, daß es gefährlich ist, sich nur aus Neugier, Leichtfertigkeit oder Eigendünkel den Kräften des Lichts zu nähern. Die Verantwortung jener, die mit dem Licht in Berührung kommen, ist groß und man kann ihr nirgends entrinnen. Daher sollten wir bevor wir uns entschließen, erkennen, ob wir im Geiste aufsteigen können oder ob für uns die Gefahr besteht, uns aus geistiger Schwäche abzuwenden und so zu verurteilen. Warum die Legion der Judasse vergrößern, die bereits zu ungeheurem Ausmaß angestiegen ist?
Fürchterlich ist der Niedergang der menschlichen Würde in der Welt! Aber so ist das Ende des Kali Yuga. Nur ganz selten können sich Individuen von der Ebene unserer sichtbaren Wirklichkeit erheben und jene Gesetze verstehen, die die Ereignisse bewegen und folglich auch die Menschen. Großem Wissen wird nicht vergeben und es erweckt den unheilvollen Widerstand der Massen und des Durchschnittsmenschen. Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten, entsprechend der Bewußtseinshöhe des Zuhörers zu sprechen. Nicht-Beachten dieses weisen Rates führt zum Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und menschlicher Leben. In der LEBENDIGEN ETHIK heißt es: Ein Yogi kann alles tun, aber nicht alles ist ihm erlaubt. Verstehen viele den tiefen Sinn dieser Behauptung?
Ebenfalls heißt es in § 50 des Buches AGNI YOGA: Wann werden die Menschen die Bedeutung des Gedankens und des Wortes verstehen? Noch immer messen sie dem Verschütten eines Sackes wertlosen Samens größere Wichtigkeit bei als dem Ausstreuen zerstörender Worte. Ein Nagetier vermag die Samenkörner aufzulesen, doch die Folgen des Gedankens und des Wortes vermag selbst ein Archat nicht unwirksam zu machen.
Im Buch Gemeinschaft, § 126, wird folgende Warnung gegeben: Im Zusammenhang mit den abendlichen Zusammenkünften ist es sehr geistreich, ungewöhnliche Zusammensetzungen der Rede oder einen ganz fremden Ausdruck zu beachten. Doch bedenkt hängt nicht von jedem Buchstaben dieses Ausdrucks eine Anzahl von Leben ab?
Fürwahr, wer kann sagen, wann ein oft unbedächtig ausgesprochenes Wort den Niedergang eines Menschen verursacht oder sogar vieler? Und Niedergang darf nicht nur im physischen, sondern muß auch im geistigen Sinn verstanden werden.
Sie haben wahrscheinlich schon bemerkt, daß auf den ersten Stufen der Jüngerschaft alle von der Manie des Lehrens besessen sind. Und diese Lehrer beginnen, ohne selbst ein einziges Buch der Lehre genügend studiert zu haben, von ihnen völlig mißverstandene Aussprüche in den Raum zu werfen und dadurch geistige Verwirrung und neue Feinde für sich und die LEHRE zu schaffen.
Wahrlich, alle, die mit großem Wissen prahlen, müssen an diese Worte der LEHRE erinnert werden: Nur die Unwissenden versuchen, die dürren Zweige der Prahlerei auf ihren Fensterbrettern auszubreiten. Wessen Haus von Wissen erfüllt ist, der zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden (Agni Yoga, § 70). Gerade der Wissende wird erkennen, was er wann und wo enthüllen darf. Das herrschende Prinzip wird für ihn das Gebot sein, sich dem Bewußtseinszustand der Zuhörer anzupassen.
Mein Herz vertraut Ihrem Herzen und weiß, daß Sie eindringliche Worte für ein getrübtes Bewußtsein und für alle finden werden, wenn eine herzliche Mahnung zur äußersten Vorsicht angebracht erscheint. Möge jedes Herz die unsagbare Spannung fühlen, in der die Hierarchie des Lichts sich befindet, um die chaotischen Angriffe der Kräfte der Finsternis abzuhalten. Die vorerst erwähnten blutigen Schweißtropfen dieser selbstaufopfernden Hüter sind weder eine Metapher noch Übertreibung, sondern ernste Wirklichkeit. Daher müssen wir unser ganzes Wissen aufwenden, um die Last Dessen, Der ununterbrochen Wache hält, nicht maßlos zu erschweren.
Wirklich, das Herz schmerzt, wenn man das Ausmaß des nicht wiedergutzumachenden Schadens erkennt, der von den Händen jener zugefügt wird, für die viel Herzenswärme sowie sichtbare und unsichtbare Fürsorge aufgewendet wurde. Wie sehr belasten wir das uralte Schaffen der Großen Hierarchie, denn nicht einer der Erdbewohner kann oder will sich das gigantische Ausmaß des Tobens im Harmagedon vorstellen. Wahrlich, die sichtbare Welt wie die unsichtbaren Welten nehmen an dieser kosmischen Schlacht teil. Jedoch die Unwissenden lästern und spotten über die erhabenen Begriffe, die als standfester Anker inmitten der tobenden Elemente hätten dienen können. Die Menschheit gleicht einem Schiff in Sturmnot, dessen Kapitän und Mannschaft dem Fieberwahn verfallen sind.
Zum Abschluß möchte ich Ihnen einige Paragraphen aus dem neuerschienenen Buch Bruderschaft anführen: Ihr wißt, wie schwer Gleichklang der Bewußtseine zu erreichen ist. Wir sprechen nicht über Bewußtseinsnivellierung, denn zufolge der Großzügigkeit im Universum gibt es keine Gleichheit. Dennoch, obwohl sich nichts wiederholt, ist die Harmonie aller Teile nichtsdestoweniger erforderlich. Um so schwieriger ist es, sich vorzustellen, mit welch komplexen Mitteln man die Angleichung der Bewußtseine fördern kann. Ein Mensch befindet sich bereits auf dem Pfad zum Gipfel, der andere aber hat sich kaum der Basis genähert; folglich haben sie keine gemeinsame Grundlage zum Denken. Wenn ihr ihnen dasselbe Wissen bietet, wird es für den einen unzureichend sein, für den anderen hingegen wird es sein Denken überladen und verwirren was zu Verrat führen kann. Oftmals muß der LEHRER abschätzen, was wirklich ohne Schaden angenommen werden kann. Besser ist es, nicht alles zu sagen, als zu überladen und Verrat zu verursachen. Das Wesen der Weisheit liegt im Verstehen aller zur Harmonie geeigneten Verschiedenheiten. So kann man bemerken, daß sich der Lehrer zuweilen beeilt, ein andermal zurückhält. Doch sollte man erkennen, daß der Lehrer in solchen Zeiten eine ganze Prozession von Wanderern beobachtet und ihre Schritte angleicht.
Weiter sollte man nicht vergessen, daß der Mensch auf seinem Pfad nicht alles sehen kann, was geschaffen wird. Auch sollte man darüber nicht erstaunt sein, wenn der Lehrer Wegweiser setzt, die weit in die Ferne weisen. Er setzt verschiedene Wegweiser, die von der irdischen Ebene aus oft unbedeutend erscheinen, jedoch Symbole von großer Bedeutung sein können. Darüber hinaus sollte man sich nicht darüber wundern, daß solche Wegweiser für lange Perioden gesetzt werden. Vergessen wir nicht, daß das Problem Zeit in der Feinstofflichen Welt nicht besteht und Zeichen entsprechend ihrer Bedeutung, aber nicht im irdischen Sinn aufblitzen. Ein Denker sagte: Wer kennt die Maßstäbe, die im Raum bestehen? Wir vermögen zu lauschen, sollten aber die Maßstäbe der Zwerge nicht für Riesen anwenden!
So wollen wir uns mit Wachsamkeit umgeben und weise das Ausmaß des Bewußtseins jener erkennen, die nahen, aber wir wollen sie nicht überladen. Man sollte das, was sehr zur Zerstörung neigt, nicht verwirren. Denken wir stets daran, daß wir von neugierigen Ohren umgeben sind und sprechen wir nicht aus, was begierig aufgegriffen, willkürlich ausgelegt und in das Lager der Feinde getragen wird. Das ist ein Ratschlag. Auch ist es unerwünscht, dauernd von kosmischen Umwälzungen zu sprechen. Nichts läßt kleine Bewußtseine so sehr in Wut geraten wie Voraussagen und Warnungen vor Unheil, das sie treffen könnte. Alle kleinmütigen Menschen erhoffen eine augenblickliche Erleichterung von allen irdischen Lasten und danach das Nahen des Goldenen Zeitalters, gerade für sie und entschieden nach ihrer Vorstellung. Daher sollte man diese Bewußtseine nicht verwirren und in ihnen keine Besorgnis und Furcht erwecken, was in der endgültigen Analyse oft Verrat auslöst.
Wir sollten mehr an die Selbstvervollkommnung denken und an die Hilfe für unseren Nächsten entsprechend seiner Kraft und Fähigkeit. Darin liegt die ganze ungeheure Aufgabe des Menschen, der ganze Sinn des Seins.
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In Anbetracht der ernsten Zeiten ist es daher um so notwendiger, über die Freude und über den furchtbaren Schaden der Niedergeschlagenheit zu sprechen. So zitiere ich hier ein Gespräch, das der ganzen Gruppe dienlich sein soll. Selbst in den schweren Tagen seid euch bewußt, daß von Freude Kraft ausströmt. Seit langem sage Ich, daß Freude eine besondere Weisheit ist. Fürwahr, so ist es, die Freude muß wahrgenommen und erkannt werden. Niedergedrückte Menschen tragen eine Wolke von Trübsal und Kümmernissen mit sich. In diesem dunklen Schleier können sie die Freude nicht wahrnehmen. Durch dieses Leichentuch der Trauer werden die Menschen blind und verlieren die Kraft! Sie können sich selbst nicht helfen; lassen aber auch Unsere Hilfe nicht zu, weil Niedergeschlagenheit und Gereiztheit undurchdringlich sind. Als ob niemand zu den Menschen vom Schaden der Niedergeschlagenheit gesprochen hätte!
Niedergeschlagene Menschen werden ihres Anteils beraubt. Denket über diese Worte nach. Wer hat sie ihres Teiles beraubt? Sie selbst beraubten sich aller Möglichkeiten. Sie begannen lange vorher mit ihrer eigenen Zerstörung. Unzufriedenheit, Argwohn und Gereiztheit haben den Pfad der Freude versperrt, Finstere Gedanken finden keinen Weg zur Kraftquelle. Selbstsucht verhinderte das Erlebnis der Freude. Ichsucht flüsterte ihnen zu, daß Freude nur im persönlichen Vorteil läge. So verbarg sich die fruchtbarste Freude hinter dem häßlichen Joch der Niedergeschlagenheit. Von dieser Eigenschaft Verblendete sind die jämmerlichsten Zweibeiner.
Der Mensch besitzt die höchste Gabe Freude zu erkennen. Die erhabene Stirn ist gegeben, um das Höchste wahrzunehmen. Von den fernen Welten bis zur winzigsten Blume bietet alles den Menschen Freude dar. Aus jeder Freude strömt ein neuer Vorrat an Kraft, denn daraus geht Spannung hervor, die ein weiteres Tor öffnet.
Wer gab den Menschen das Recht, sich einzubilden, sie seien für immer ihres Anteils beraubt? Diese Lüge wurde aus Unwissenheit verbreitet. Ein weiser Held jedoch weiß, daß auch in der Stunde der Verfolgung der Pfad der Freude nicht versperrt ist. Die Menschen vergessen die einfache Wahrheit, daß alles fließt. Sorgen werden vergessen, aber die Funken der Freude leuchten für immer. Durch Unsere vielen Leben hindurch können Wir bestätigen, daß Freude unvergeßlich ist und immer wieder als Kraftspender dient. Glücklich sind jene in der Feinstofflichen Welt, die Freude bestätigen können. Wenn Wir sagen: Freude eilt herbei, so naht sie tatsächlich. Die Menschen aber wollen sie oft nicht bemerken, denn sie haben sich durch vorsätzliche Sendungen gebunden. Und so bleibt die Freude zurück, ohne die erwünschte Wirkung. Schaut weit umher und sammelt alle Flammen der Freude.
Und nun will ich Ihre Fragen beantworten:
1. An die Metallisation von Pflanzen sollte man mit Vorsicht herangehen. In der Tat, gutes Fachwissen und Gewandtheit in Laborforschung sind nötig. Sie haben vielleicht schon gehört, daß von amerikanischen Farmern bestimmte vermeintlich unschädliche Chemikalien weitverbreitet für Gemüse und Früchte verwendet wurden, die unter der Bevölkerung beträchtliche Leiden verursachten. In Amerika gingen daher viele Menschen dazu über, ihre eigenen Gemüsegärten zu halten, weil sie diese angeblich unschädlichen Produkte fürchteten. Daher muß die Metallisation sowie die Verwendung von Lösungen zur Bewässerung der Pflanzen so das Bespritzen mit Eisen mit größter Kenntnis und Vorsicht gehandhabt werden.
2. Freilich, bestimmte bereits erprobte Impfungen gegen ansteckende Krankheiten wie Pocken sind zulässig, und in manchen Gegenden, wo die Pocken besonders grassieren, sind diese Impfungen immer noch das einzige Mittel zur Bekämpfung dieser ansteckenden Krankheit. Andere Impfungen sind noch unzulänglich erprobt und können wirklich gefährlich sein. Wo es jedoch einen guten Vorrat an psychischer Energie gibt, ist keine Ansteckung zu befürchten. Gibt es aber viele solcher Menschen? Der Kristall der psychischen Energie verleiht Immunität gegen alle Krankheiten und ist ein wahres Lebenselixier. Daher sollten die Wissenschaftler und Ärzte ihre Aufmerksamkeit dem Studium und der Erforschung der psychischen Energie zuwenden.
3. In manchen speziellen Krankheitsfällen ist der Arzt natürlich berechtigt, Narkotika zu verwenden. Für Menschen mit geöffneten Zentren sind Narkotika allerdings schädlich, besonders in der Zeit, wenn das eine oder andere Zentrum entflammt ist. Es ist bedauerlich, daß die überwältigende Mehrheit der Ärzte von dieser Zentrenöffnung nichts weiß. So wird durch falsche Diagnosen viel Schaden angerichtet. Man könnte ihnen sagen: Die Menschen haben sich daran gewöhnt, sich gegen die bekannten Plagen selbst zu wappnen. Zur Zeit aber sind weder Pest noch Cholera erschreckend, und selbst Krebs und Hirnhautentzündung nicht, sondern neue Arten sogenannter Neuralgien treten in Erscheinung, die zur Epidemie ausarten können. Diese Krankheiten sind teils Leiden der psychischen Energie, gleichzeitig können aber auch Zeichen von Infektionen wahrgenommen werden. Doch wird noch eine Zeit verstreichen, bevor die Ärzte diesen neuen Krankheitsformen Aufmerksamkeit schenken. Man kann sie feuriges Fieber nennen, aber der Name ist unwesentlich, wichtiger ist, ihre Ursache herauszufinden. Lullen wir uns nicht in den Gedanken ein, daß der Rassenwechsel unvermeidlich viele Störungen mit sich bringt. Jeder, der über psychische Energie nachdenkt, versteht, daß sie reingehalten werden muß. Man sollte wissen, daß eine verunreinigte Energie schreckliche räumliche Auswirkungen hervorruft. Niemand hat das Recht, den kosmischen Strom zu verunreinigen, er wird die Leiden vieler vermehren und vor allem seine eigenen.
Laßt uns daher jene Ärzte achten, die einen guten Vorrat an psychischer Energie haben und deren Erfahrung sie gelehrt hat, daß derjenige der beste Heiler ist, der den natürlichen Prozeß einer Krankheit nicht behindert, sondern verfolgt und dem Organismus in seinem Kampf mit der Krankheit mit den einfachsten Mitteln hilft.
Verfolgt man die letzten Errungenschaften der Medizin und der Wissenschaft, so kann man fast jedes Jahr eine Erklärung von Entdeckungen neuer Methoden der von Ihnen erwähnten Krankheiten finden. In Wirklichkeit jedoch sind zur Heilung eine individuelle Behandlung und Heilmethode erforderlich. So wissen wir, daß in einem Fall äußerer Krebs dadurch geheilt wurde, daß die befallene Stelle reichlich mit Soda bestreut wurde. In einem anderen Fall haben kleine unbekannte Wurzeln geholfen. Die Frau eines Angestellten von uns ist durch ein örtliches Mittel von sehr fortgeschrittenem und aussichtslosem Brustkrebs geheilt worden. Interessant ist dabei, daß sie lange Zeit nach einem Heilmittel suchte, das aber ohne Erfolg blieb, solange sie unten im Tale wohnte. Als sie zu uns ins Gebirge übersiedelte, erwies sich dieses Mittel als erfolgreich. Ohne Zweifel wirkt sich für krebskranke Menschen der Gebirgsaufenthalt günstig aus, vielleicht deshalb, weil Höhen das Blut anregen. Auf den Höhen verändert sich das Blut, es wird mit roten Blutkörperchen mehr angereichert und dickflüssiger.
Soda ist ein Vorbeugungsmittel gegen Krebs, aber manche Menschen können es nicht einnehmen; auch hörte ich von einem Arzt, daß Soda bei Magenkatarrh unverträglich ist. Hier verwenden die Eingeborenen ein sehr starkes Desinfektionsmittel gegen Cholera. Es ist eine Pflanze, die von alters her zum Zähneputzen benutzt wird. Vielleicht haben die Leute hier deshalb so ausgezeichnete Zähne. Man sagt, eine kleine Dosis davon zwei oder drei Tropfen für ein Glas Wasser sei ein Vorbeugungsmittel gegen Magen- und Darmkrankheiten darunter auch Krebs. Dieses Mittel besitzt eine stark durchdringende Eigenschaft und tötet alle Darmbakterien. Es ist zugleich ein gutes Vorbeugungsmittel. Nach dem Essen werden ein oder zwei Tropfen mit Wasser verdünnt eingenommen.
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Bei Tuberkulose ist ein Absud der Blüte und Blätter von Aloe, mit Milch und Honig eingenommen, sehr gut. Wie seltsam es auch klingen mag, Haferbrühe ist ebenfalls nützlich; und besonders gut ist die Konzentration der Sonnenstrahlen auf die betroffene Stelle mit Hilfe eines Brennglases, wobei durch Kreisen über der kranken Stelle eine Massage durchgeführt wird. Man kann es sogar bis zur leichten Verbrennung kommen lassen. Aber natürlich sollten alle diese Methoden unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden. Jedwede unrichtige Anwendung kann unverhofft Schaden bringen. In Indien werden jetzt wunderbare Heilungen durch Sonnenbäder erzielt, die bei zeitigem Sonnenaufgang genommen werden sollen. Nach allen heiligen Lehren sind die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne besonders heilkräftig.
So sind die besten Heiler: die Strahlen der aufgehenden Sonne, reines Gebirgsprana und vor allem reine Gedanken sowie das Streben nach den hohen altruistischen Aufgaben. Aufgeklärte Ärzte und Wissenschaftler beginnen jetzt allmählich, ihre Aufmerksamkeit auf den Gedanken zu richten und führen bereits entsprechende Experimente durch. Die so sehr bespöttelte Christian Science (Christliche Wissenschaft) beginnt, verdiente Aufmerksamkeit zu erlangen.
5. Juli 1938
Es ist unrichtig zu meinen, daß hinter der Schwelle des Todes unsere Trübsal, unser Argwohn und alle Kränkungen, Schulden und Schuldner, Haß und Feindseligkeiten erlöschen und daß wir ohne diese Eigenschaften, rein und erleuchtet auf der Erde wiedergeboren werden, würdig, das ewige Reich zu betreten. In Wirklichkeit lassen wir das erwähnte Gepäck nicht hinter der Schwelle des Todes zurück, sondern schaffen außerdem noch einiges hinzu. Der Mensch geht mit allen seinen Lastern und Tugenden in die Feinstoffliche Welt hinüber und bewahrt gänzlich den ihm eigenen Charakter. Geschwüre des Geistes werden in die Feinstoffliche Welt mitgenommen, wenn man sie auf der Erde nicht losgeworden ist. Ebenfalls heißt es: Hier ist der Säer, dort der Schnitter in der Feinstofflichen Welt. Darüber hinaus werden alle unsere Eigenschaften und Fähigkeiten dort verfeinert oder verstärkt. Daher werden jene, die hier argwöhnisch sind, dort noch wütender und umgekehrt. Wir werden sodann nicht als jene kleinen Engel wiedergeboren, wie man sich das gewöhnlich vorstellt. Oft stecken in den scheinbar unschuldigen Kinderchen, wirkliche Teufelchen. Jedes Ego bewahrt sein ganzes Gepäck aus der Vergangenheit und bringt es bei jeder Wiedergeburt mit. Wohin sonst könnten die aufgespeicherten Erfahrungen gekommen sein? Nach alledem schaffen nicht nur unsere Taten, sondern auch jeder Gedanke schafft eine Schwingung, und gerade diese Schwingungen sind die Energien, die beim Aufbau des neuen Menschen, objektiv oder subjektiv, einsetzen. In der Tat, diese vom Menschen erzeugten Energien sind sein unveräußerlicher karmischer Besitz, der ihn auch in seinem neuen irdischen Leben begleitet. Die karmischen Folgen des vergangenen Lebens begleiten den Menschen, und er wird in seinem nächsten Leben die Energien oder Schwingungen sammeln, die er in seinen Astralkörper eingeprägt hat. Daraus entsteht das Band zwischen den Leben, und die neue feine Hülle wird aus der vorhergehenden geformt; denn aus nichts kann nichts entstehen. Die Aura des Neugeborenen ist weiß und farblos, weil das Bewußtsein sich noch nicht färbte. Aber beim ersten Bewußtseinsschimmer erhält die Aura eine entsprechende Färbung.
Und so bringen wir wirklich unser altes Gepäck mit, obwohl nicht alle erworbenen Fähigkeiten in einem irdischen Leben enthüllt werden können, und das hat wieder eine karmische Ursache (persönliches Karma, Karma der Menschheit). Das physische Instrument ist zur Auswertung verschiedener Anhäufungen unserer Individualität noch nicht angeglichen. Ähnlich wird die geistige Synthese in ihrer kosmischen Ordnung erst bei Vollendung der irdischen Reise offenbar. Es gibt daher viele Individuen, denen diese höchste Gabe zu eigen ist.
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Es ist nichtig zu meinen, daß Christus, als er Judas näher an sich heranließ, nicht wußte, wohin der freie Wille dieses Jüngers ihn führte. Entschieden wußte Er es. Er kannte auch sein Ende; denn es war nicht das erste Mal, daß Judas sich ihm näherte. Christus wußte, wer sich hinter der Gestalt des Judas verbarg. Judas war ein alter Verräter und hat Christus nicht nur einmal verraten. Doch es heißt seit langem, daß gerade die Djins die Tempel bauen. Durch die Kreuzigung Christi schenkte Judas der Welt einen neuen Gott.
Auch andere hohe Geistwesen wußten, daß dieser oder jener Verräter sich an Sie heranmachen würde. Die Gesetze des Karma sind komplex, und oft naht ein Verräter nicht wegen persönlichen Karma, sondern wegen des Karma einer Gruppe oder auch eines Volkes. Für den Verratenen bedeutet jeder Verrat einen leuchtenden Aufstieg, für den Verräter und seine Helfershelfer aber einen schrecklichen Absturz.
Freilich, Menschen, die vom Karmagesetz nie etwas gehört haben oder jene, die von ihm zwar etwas wußten, doch in die komplizierten Verflechtungen dieses Gesetzes, das Massen von Beteiligten und sogar ganze Nationen erfaßt, nie eindrangen, werden folglich nie verstehen, wie das unabänderliche Gesetz wirkt. Sie werden auch die Behauptung nicht verstehen, daß die Djins die Tempel bauen. Sie werden nicht begreifen, daß es infolge der Unvollkommenheit der Menschen zwangsläufig solch ein Paradoxon gibt.
Nur ein naiver Durchschnittsmensch meint, daß allein Freunde dem Menschen zum Aufstieg verhelfen und daß dort, wo es Licht gibt, nichts Böses nahen kann. Solch ein Mensch wird niemals zu der Erkenntnis gelangen, daß allein Antipoden einander erheben. Laue Anhänger, als amorphe Masse, die nirgendwo bleiben und an den apokalyptischen Ausspruch erinnern, werden wirklich aus dem Munde der Zeit ausgespieen.
Für einen Durchschnittsmenschen ist es schwer zu begreifen, daß wir nur durch Hindernisse wachsen.
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Natürlich kann niemand behaupten, Christus wäre bei seinem irdischen Aufenthalt allwissend gewesen. Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, daß Er die Hauptstationen seines Pfades kannte sowie das Wesen der Menschen, die sich ihm nahten. Sogar geringere Persönlichkeiten erkennen das untrüglich durch ihr aufgespeichertes Gefühlswissen. Karma führt ihnen auf ihrem Pfade bestimmte Menschen zu, mit denen aufzubauen ihnen bestimmt ist. Der sittliche Zustand der Menschheit erschwert diese Auswahl sehr, da aber die Fristen für bestimmte Ereignisse nahen, muß dennoch aus einer kleinen Anzahl die Wahl getroffen werden. Darüber hinaus hängt die Wahl oft von der Beteiligung anderer Mitarbeiter ab. Es gibt wenige, die auf den fürchterlichen moralischen Zustand der Menschheit reagieren, darüber hinaus gibt es gute und nette Menschen, die absolut unfähig sind, die Last einer wirklichen Heldentat oder auch nur einer Unterstützung auf sich zu nehmen. Die Befürchtung und Angst, sie könnten verspottet werden, lähmt ihre besten Absichten. Es gibt viele, die ungeheuer böse sind, aber wenige, die außerordentlich gut sind. Und diese Guten sind ihrem Wesen nach aber feige und vermehren die Reihen jener Menschen, die sich dem Bösen nicht widersetzen; indem sie die besten Möglichkeiten den Djins überlassen, steigern sie die Not und Leiden der Menschheit. Doch für jede Errungenschaft ist Mut erforderlich, ein solcher Mut, der Besorgtheit und Vorsicht weise vereint.
Auch kann eine nebulose Prophezeiung nicht aus der Höchsten Quelle kommen. Lesen Sie erneut die Paragraphen 24 und 25 in der Gemeinschaft. Die vorgesehenen Erfüller von Prophezeiungen kennen deren Sinn und Bedeutung. Laßt uns daher nicht meinen, daß Christus, dieser Hohe Geist, nicht wußte, was ihm bestimmt war. Jedem Träger einer Heldentat wird ein voller Kelch gereicht, und er selbst entscheidet, ob er ihn gänzlich oder nur zum Teil leeren will. Nach dem Gesetz der Antithese bringt das Schlimmste das Beste. Wer von den heldenhaft Schaffenden des Geistes wird daher nicht den vollen Kelch leeren? Auch in der LEHRE wird gewiesen, den vollen Kelch zu leeren, und wir sollten diesen Rat nicht zurückweisen.
Allen Verleumdern wollen wir nach den Worten eines großen Denkers sagen: Wer auf die Meinungen anderer bedacht ist, wird sich niemals über die Masse erheben. Ich kenne kein schlimmeres Los, als in der Masse zu verbleiben! Blicken wir daher mit Gelassenheit auf alle üblen Kommentatoren. Es gibt Menschen, die nach goldenen Kronen streben, doch gibt es auch andere, die ihre ganze Bestrebung auf die Errungenschaft einer Krone richten, die nicht von menschlichen Händen gemacht und daher ewig ist.
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Ich zitiere ein Gespräch: Gerade die Massen führten mit ihrem Geschrei die Großen Lehrer zu besonderem Leid. Die Massen, ganz dieselben Massen schrien nach einem Königreich und beschleunigten auch die Hinrichtung. So haben sie vor allem mitgeholfen, daß sich die Prophezeiungen erfüllten. Man kann sich jenes Karma nicht vorstellen, das sich die Massen dieser Wahnsinnigen aufgeladen haben! Viele können sich jetzt noch an die Ereignisse erinnern, die vielen nachfolgenden Generationen auf die Schultern geladen wurden. Wenn Ich rate, das Nachsprechen von sinnlosen Worten und Gedanken zu unterlassen, so bitte Ich euch, an die Zukunft zu denken. Der Lehrer konnte den Pfad der Heldentat ohne das Brüllen der Massen wandeln, aber gerade jene, die durch ihn geheilt wurden, füllten den Raum mit Drohungen und Flüchen. Solch einer Bekundung des freien Willens könnten viele Namen gegeben werden, nichtsdestoweniger bleibt sie der Ausdruck des freien Willens. Es ist richtig, den freien Willen als die höchste Gabe zu erachten, aber wie weise sollte man diesen wertvollen Schatz einsetzen!
Ein sorgloses Wort, selbst wenn es gut gemeint ist, aber nicht im richtigen Moment ausgesprochen und dem Niveau des Bewußtseins der Zuhörer nicht angepaßt, vermehrt die Reihen der Feinde. Daher ist es wichtig, davon abzusehen, Geheimnisse preiszugeben. Wahrlich, der Wissende versteht die volle Bedeutung des Wortes und kann Anvertrautes hüten.
12. Juli 1938
Sie werden jetzt zugeben müssen, daß ich recht hatte, als ich Ihnen riet, inmitten von offensichtlich feindlicher Umgebung nicht über die Lehre zu diskutieren. Ebenfalls dürften Sie jetzt davon überzeugt sein, daß mein erster Brief seine volle Richtigkeit hatte, denn er enthält Antworten auf fast alle Ihre Fragen, die abermals an mich gestellt wurden. Sie schreiben, daß jemand die Frage stellt, von wem und auf welche Weise die Lehre gegeben wurde. Die Antwort auf die erste Frage gibt die Lehre selbst, denn ihr Autor nennt in jedem der Bücher seinen Namen. Auch die Antwort auf die zweite Frage ist auf vielen Seiten derselben Bücher gegeben. Alle diese Fragen beweisen, wie oberflächlich die Bücher von diesen Fragestellern gelesen werden.
Was jene betrifft, die sich darüber Sorgen machen, daß sich einige Entstellungen in die LEHRE eingeschlichen haben könnten, so könnte man fragen, ob sie sich nicht dessen bewußt wurden, daß es für den Lehrer ebenso leicht ist, auf diesen oder jenen Fehler, der sich eingeschlichen hat, aufmerksam zu machen wie die nächsten Seiten zu geben? Doch der Rhythmus der LEHRE steigert sich fortlaufend. Allerdings sind Fehler durch den Drucker und den Abschreiber leider unvermeidlich. Diese wurden aber soweit als möglich richtiggestellt. Ich kenne keine Bücher, die keine Druckfehler aufweisen, und vor allem in unserer Zeit, in der die Qualität in allem immer mehr abnimmt.
Auch bin ich mit dem Abgrund der menschlichen Natur oder des Bewußtseins hinreichend vertraut, und ich weiß, daß Beteuerungen nie jemanden überzeugen können. Nur unsere persönliche innere Überzeugung, verankert in den Aufspeicherungen unserer früheren Leben, ist befähigt, die Wahrheit zu erkennen. Daher werden auch meine Behauptungen von Zweiflern niemals angenommen werden. Ich bitte Sie, seien Sie versichert, daß wir weder jemanden überreden noch abhalten wollen, sondern uns mit der ganzen Kraft unseres Geistes dagegen auflehnen, jemanden die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK aufzuzwingen und schon gar nicht irgendwelche Autoritäten. Jeder muß seinen Weg gehen. Die Wahrheit der Lehre kann nur ein Mensch tief empfinden, wenn sie durch den Ruf des Lehrers in seinem Herzen entfacht wird und er sich bereits in seinen früheren Leben der Lehre und den Großen Lehrern näherte. Unter jenen, die das erste Mal mit der Lehre in Berührung kommen, gibt es immer einige Schwankende und Zweifler. Aber wo Zweifel sein Nest baut, können die Feuer des Herzens nicht entfacht werden. Zweifel ist das schrecklichste Gift. Auf keinem Gebiet kann etwas erreicht werden, wenn Zweifel besteht. Es könnte kein Erfinder etwas Neues schaffen, wenn er die Richtigkeit seiner Theorie bezweifelte. Das Sprichwort Der Glaube versetzt Berge hat einen tiefen Sinn. Der Mensch erkennt aber nicht, daß er in seinem ganzen Leben nur Dinge tut, an die er glaubt. Nur das, was man glaubt und wie man es glaubt, löst alle Probleme des Seins. Des Menschen freier Wille oder die Wahlfreiheit gestaltet sein Schicksal.
Jene, die allein Christus nachfolgen wollen, sollten ihm folgen. Aber sie mögen sich klar entscheiden, welchem Christus sie dienen wollen, dem Christus aus den Evangelien oder dem Christus der Kirchenväter der neueren Zeit. In der Erkenntnis wird es bereits eine Verschiebung des Bewußtseins geben. Keiner der Großen Lehrer wird je einen Großen Begründer alter oder späterer Religionen herabwürdigen, denn wahrlich, ein und dasselbe Ego inkarnierte manches Mal in einigen von ihnen.
Es war nie erlaubt, die hierarchische Nachfolge der Großen Lehrer für die Allgemeinheit zu verkünden. Ein denkender Schüler wird den Schaden solch frühzeitiger Ankündigungen in zweifelnden und feindlichen Händen voll erkennen. Nur Neulinge, die nicht verstehen, daß an jedem sorglos ausgesprochenen Wort das Schicksal und das Leben vieler Menschen hängen können, stellen Fragen, die im fernen Altertum nur bei den höchsten Einweihungen beantwortet wurden. Das menschliche Bewußtsein hat sich seit jener Zeit kaum verändert, es ist sogar in vielem leider noch gröber geworden.
Sie schreiben, daß manche über die Aufforderung Liebe Mich im ersten Buch ungehalten sind und sie als aufdringlich empfinden. Darauf antworte ich, daß die Herzen dieser Menschen offensichtlich versteinert sind und sie daher das Feuer des Herzens, die flammende Liebe eines Schülers zum Lehrer nicht kennen und nicht wissen, welche Freude diese Worte im flammenden Herzen des Schülers auslösen. Denn durch diese Erklärung nimmt der Lehrer die Liebe des Schülers nicht nur entgegen, sondern sie bringt ihn auch näher heran und ermutigt ihn, diesen königlichen und zugleich kürzesten Pfad zu wandeln. Fein sind die Saiten des Herzens, und nur wenn sie von seinen Feuern, die durch die Verbindung mit der Esse des Lebens entzündet werden, gestählt sind, können sie uns die geheimnisvollen Mysterien des menschlichen Wesens übermitteln. Nichts Grobes, nichts Forderndes, Zweifelndes, Verneinendes oder Verächtliches wird je einen Schlüssel zu irgendeinem Mysterium des höheren Seins finden. Daher dieser Haß der vertrockneten Herzen gegenüber allem Lichten, aller Freude, durchtränkt von höherer Schönheit, von Hingebung und Liebe zur Hierarchie.
Es tut mir leid, wenn meine Meinung über bestimmte Bücher einen guten Menschen tief verletzt hat, aber ich kann sie nicht zurücknehmen. Es wäre meinerseits unehrlich, etwas zu loben, was ich als Entstellung der Wahrheit erkenne. Ebenso bezichtigt uns jemand fälschlich der Unfreundlichkeit gegenüber den Theosophen. Unser Verhalten zu den Theosophen war immer sehr freundlich, und wir haben eine ganze Menge Freunde unter ihnen. Viele Theosophen, in verschiedenen Ländern, lesen und lieben die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK. Es gibt zahlreiche theosophische Gruppen, die einander oft praktisch ausschließen. Freilich, es ist traurig, daß es Leute gibt, die über die Bücher der LEHRE negativ sprechen, ohne eines von ihnen gelesen zu haben. Und wer von jenen Menschen, die sich für anständig und gebildet halten, würde das ablehnen und geringschätzen, was er überhaupt nicht oder nur oberflächlich kennt? Kann solch eine Kritik der Wahrheit entsprechen? Haben die Leser nicht das Recht, von den Kritikern einfach Aufrichtigkeit zu verlangen?
Doch es heißt, daß nie eine Lehre von Freunden erhoben wurde; immer und in allem besorgt dies die Wut der Feinde. Die Djins bauen die Tempel. Auch von Christus wurden Zeichen des Himmels verlangt, und er wurde beschuldigt, den Teufel durch die teuflische Kraft des Fürsten der Teufel auszutreiben. Lesen Sie erneut das Evangelium des hl. Lukas 11:15. Beachtenswert ist die Antwort Christi an diese Kasuisten im selben Kapitel. So seltsam es auch klingt, jene, die die BÜCHER DER LEHRE angreifen und sie so auffallend ablehnen, kennen sie überhaupt nicht genauso wie sie ihre eigenen Schriften nicht kennen.
Und jene, die die BÜCHER DER LEHRE nicht lesen, weil sie sich wegen meiner Meinung über bestimmte Bücher persönlich gekränkt fühlen, kann man nur bedauern. Wir haben es nie abgelehnt, ein uns empfohlenes Buch zu lesen, um nicht an einer wertvollen Perle vorbeizugehen. Jedoch der Schüler muß immer bei allen Lehren zu unterscheiden wissen. H. P. B. bestand besonders auf Unterscheidungsvermögen, das sich im Feuer des Herzens verbirgt, im Gefühlswissen diesem Auge von Dangma. Und daher möchte ich nochmals betonen, daß wir alles, was unmittelbar mit H. P. B. zusammenhängt, tief verehren. Man kann es immer wieder bedauern, daß offensichtlich einige fremde und auch russische Theosophen nicht nur die gesammelten Werke von H. P. B. nicht kennen, sondern auch mit der ganzen Geschichte der theosophischen Bewegung nicht vertraut sind.
Viel Licht könnte ausgestrahlt werden, wenn solche Bücher wie der umfangreiche Band von 500 Seiten der Briefe der Mahatmas an A. P. Sinnett und der Band der Briefe von H. P. Blavatsky an A. P. Sinnett jenen Lesern zugänglich wären, die nicht Englisch verstehen.
Was nun die Anschuldigung betrifft, ich sei gegen die Theosophische Gesellschaft intolerant, so liegt der Fehler dieser Anschuldigung offensichtlich vor eines anderen Menschen Tür. Schon lange bevor Auszüge aus meinem Brief an Dr. Asejev in der Zeitschrift Okkultismus und Yoga veröffentlicht wurden, in dem ich über bestimmte Bücher von L. spreche, bekam ich von Freunden briefliche Beweise dafür zugesandt, daß sich einige theosophische Autoritäten gegen die Bücher des AGNI YOGA aussprachen und ihren Anhängern verboten, sie zu lesen. Ist es möglich, daß sie nicht zu ihrem eigenen Wort stehen? Man möchte allen sagen: Seid freundlicher und vieles wird leichter werden.
Die LEHRE spricht vom Kanon Mit deinem Gott. Daher sagen Sie jenen, die zwar die Lehre gutheißen, aber ihre Quelle oder deren Vermittler nicht annehmen können, diese Fragen sollten sie nicht beunruhigen. Für sie mag es weder die Quelle noch den Mittler geben. Möge die Lehre für sich sprechen.
In der Tat, ich gebe zu, daß die Ablehnung der Quelle die Worte der Lehre des höchsten Magneten des Herzens und aller höheren Schönheit beraubt. Aber die Ablehnung der Mittler kann die LEHRE nicht herabsetzen. Daher bitte ich Sie, jedem zu versichern, daß ich auf irgendwelche Autorität keinen Anspruch erhebe und man mein Vorhandensein eben vergessen möge.
Nochmals muß ich sagen, daß es auf alle Fragen und Einwände, die Sie aus dem Kreis der Zuhörer und Anhänger der AGNI YOGA-Gruppe vorbringen, genaue Antworten in den BÜCHERN der LEHRE gibt. Nachdem ich die Einwände und Fragen gelesen habe, wird es klar, daß sich niemand bemüht, mit allen 14 Büchern der Lehre, die bisher veröffentlicht wurden, gründlich vertraut zu werden.
Die Bruderschaft des Lichts basiert auf Einigkeit, und daher sind alle ihr Angehörenden in einem Bollwerk vereint. Diesen Fragestellern könnte man folgende Antwort erteilen: Da Jesus ihre Gedanken kannte, sagte Er ihnen: Jedes Reich, so es in sich uneins ist, zerfällt, und eine Stadt oder ein Haus, so es uneins ist, bricht zusammen.
Bedrückend ist die Atmosphäre der Uneinigkeit und Lästerung. Ich kenne keine schlimmere; sie kann den größten Schaden, einschließlich ansteckender Krankheiten, verursachen. Gegenwärtige medizinische Wissenschaftler behaupten, daß alle sittlichen Regeln eine rein biologische Grundlage haben.
Wenn Ihnen die LEHRE teuer ist, so werden Sie sie nicht zum Markte tragen. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen, daß Sie aus dieser vergifteten Atmosphäre bald herausgelangen.
Alles Licht für Sie.
Eben habe ich die Durchschrift meines Briefes an die von Ihnen erwähnte Person durchgesehen und festgestellt, daß ich über Gefühlswissen geschrieben habe, jene Aufspeicherung, die uns die Möglichkeit verleiht, in das Wesen der Dinge ganz einzudringen. Gerade Gefühlswissen ist das einzige Kriterium jeden Urteils. Aber nirgendwo habe ich Gefühlswissen der Inspiration oder Hiero-lnspiration gleichgestellt. Es besteht jedoch kein Zweifel darüber, daß allein aufgespeichertes Gefühlswissen die Möglichkeit unmittelbarer und ständiger Verbindung mit den Lehrern bietet und befähigt, nicht nur lückenhafte Information, sondern das ganze Meer der LEHRE zu empfangen. Ich möchte hier einen Auszug aus diesem Brief anführen: In der Tat, der einzig wahre Lehrer ist der Unsichtbare Lehrer (der Lehrer der Großen Bruderschaft). Aber gibt es viele, die zu solch einem Lehrer Zutritt haben? Das heißt nicht, daß der Lehrer unzugänglich sei, nein, wahrlich nicht, er ist der Nächste. Aber seine Nähe kann nicht von allen ertragen werden. Sie wird nur dem ohne Schaden offenbar werden, der das Bildnis des Lehrers seit vielen Jahrhunderten in den innersten Winkeln seines Herzens trägt. Ohne diese jahrhundertealte Aufspeicherung sowie das dadurch entstandene magnetische Band ist es schwer, die Strahlen, die vom Unsichtbaren Lehrer gesandt werden, aufzunehmen sie könnten den unvorbereiteten Empfänger vernichten. Auch im Falle jahrhundertealter Annäherungen und Prüfungen muß sich die neue irdische Hülle oder der Empfänger über Jahre hindurch diese Empfänglichkeit aneignen. Die unsichtbaren Strahlen sind so mächtig und wirken manchmal stärker als Radium.
In Anbetracht dessen, daß ich meinen früheren Briefschreibern über die Annahme des Schülers sowie über den irdischen Lehrer bereits geschrieben habe und um meine Arbeit zu erleichtern, füge ich hier die vorhandenen Kopien der entsprechenden Seiten bei. Nun aber möchte ich zu Ihrem Zweifel in bezug auf Gefühlswissen Stellung nehmen. In der Tat, es ist schwer, das Gefühlswissen zu erwecken und zu entwickeln, es gibt jedoch kein anderes Kriterium. Volle Unterscheidungskraft erlangt man nur auf diese Art. Und die Hauptschwierigkeit ist, daß Gefühlswissen nicht in uns erweckt werden kann, wenn Gefühle der Selbstsucht, des Eigendünkels, der Scheinheiligkeit oder Unaufrichtigkeit in unserem Herzen wohnen. Nur wenn diese Vipern ausgerottet sind, nimmt die Stimme des Herzens ihren Platz ein, und Gefühlswissen wird klar und untrüglich. Glauben Sie mir, ist jemand aufrichtig bestrebt, so wird er seinem irdischen Lehrer begegnen und ihn erkennen. Aber auf unserer Erde geschieht dies sehr, sehr selten. Denken wir an die geringe Anzahl der Schüler, die selbst die Großen Lehrer in ihrem irdischen Leben hatten. Seit jenen Zeiten hat sich die Menschheit nicht gebessert, Kreuzigung und Verrat der irdischen Lichtträger sind verblieben. Dieselben Verräter haben nur eine neue Maske aufgesetzt und erfinden immer feinere Inquisitionsmethoden.
Ja, für die Menschen ist es schwer, das Gesetz der Hierarchie zu begreifen. Jedoch gleichzeitig sind gerade jene, die sich gegen diese kosmischen Gesetze auflehnen, nichtsdestoweniger blind jedweder beliebigen Hierarchie ergeben, angefangen mit Regelbedingungen, Sitten und Mode bis zur Annahme der Hierarchie des Bösen in ihrer gesamten verborgenen Vielfalt. Nach alledem steht die Hierarchie des Bösen der irdischen Sphäre näher, und ihren zahlreichen Anhängern, den Bewohnern der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt, bereitet es Vergnügen, den Menschen die gemeinsten Gedanken einzuflößen und sie zur Uneinigkeit und brudermörderischen Handlungen zurückzustoßen. In den Tagen des Harmagedon haben die Kräfte des Bösen zugenommen; daher ist es so wichtig, die Hierarchie des Lichts zu erkennen und mit seinem ganzen Herzen auf diesem Pfade zu streben. Natürlich, wie es immer war und sein wird, die Finsternis selbst wird die Finsternis verschlingen. Aber wie viele Lauen werden zugrunde gehen, die gerettet worden wären, wenn sie die Gefahr rechtzeitig erkannt und die ihnen gebotene Hand der Hilfe erfaßt hätten.
6. August 1938
In der Tat, wenn der Autor der Cosmosophia mit solcher Überzeugung und Lebendigkeit über den Aufenthalt eines Sünders in den Astralsphären erzählt, dann hält er alle Karten. Die Astralebene ist primär eine subjektive Welt. Wenn daher der Autor in seinem Buch bestimmte Zustände in der Astralwelt lebendig beschreibt, so hat er sie wahrscheinlich schon selbst erlebt oder er ist dabei, sie zu erleben. In allen Lehren wird darauf hingewiesen, daß unsere klarsten Gedanken und das uns durchdringende Gefühl richtunggebend sind für den Aufenthalt und den Zustand in den Sphären der überirdischen Welt; genauso wie der letzte Gedanke eine entscheidende Bedeutung für die Kraft der Aussendung des Geistes in die feinstofflichen Sphären hat. In den Briefen der Mahatmas an A. P. Sinnett gibt es eine Stelle, wo Meister K. H. auf die Bedeutung des letzten Gedankens vor dem Tod hinweist. Er nennt als Beispiel einen hingerichteten Mörder, der wie unter Alpdruck sein Verbrechen und den ganzen Schrecken in der Feinstofflichen Welt immer wieder und so lange erlebt, bis die Energie erschöpft ist. Unser Zustand in der Feinstofflichen Welt gestaltet sich aus unseren subjektiven Stimmungen, Gedanken und Motiven, wobei sich unsere Gefühle verstärken. Schläfrige und träge Menschen werden dort, beraubt ihrer gewohnten äußeren Reizmittel, ein noch ermüdenderes Dasein fristen. Daher ist es so wichtig, die Denkfähigkeit in sich zu entwickeln und die Gedanken auf die schöpferische Tätigkeit zu richten, weil schöpferische Gedanken in der Feinstofflichen Welt unbegrenzte Anwendung finden. Aber ich würde niemandem raten, in den Schrecken der niederen Astralwelt zu verharren.
Wahrlich, die menschliche Vorstellung vermag die ganze vielfältige Existenz auf beiden Seiten nicht zu beschreiben. Zweifelsohne werden die niederen Wesenheiten der überirdischen Welt durch die Emanationen der Verwesung genährt und besonders vom Magnetismus verwesenden Blutes angezogen. Daher gibt es in der Nähe von Friedhöfen, Schlachthäusern und Schlachtfeldern, in Wirtshäusern usw. alle Arten von Larven. Sie heften sich vor allem an Trunkenbolde und an Schlemmer, die sich vom Fleisch nähren. Auf dem irdischen Plan tragen bereits viele Leute solche Vampire mit sich.
Wenn in den niederen Ebenen der Feinstofflichen Welt niedere menschliche Wesenheiten unter diesen Larven leiden, so leiden sie nicht weniger unter der Berührung mit höheren Bewohnern der Feinstofflichen Welt. Gerade die Annäherung an jene höheren Geister bereitet schmerzliche Verbrennungen, und das astrale Gewebe ihrer Körper beginnt zu zerfallen.
In der Natur nährt sich alles gegenseitig. Wenn also die Verwesungsreste die Larven der niederen Sphären nähren, dann nähren, in gesetzhafter Entsprechung, die höheren Geistwesen die höheren und mittleren Sphären. Freilich, in Indien kann man unmittelbar neben unübertroffenen Höhen philosophischen Denkens und geistiger Lauterkeit den widerlichsten Auswüchsen verschiedener dämonischer Kulte und Besessenheit durch Tiere antreffen, einschließlich der abscheulichsten Geisterbeschwörungen. Hier gibt es eine Sekte, deren Anhänger sich von Gehirnen der Leichen nähren. Man kann sie bei Mondschein auf Friedhöfen bei ihrer abscheulichen Tätigkeit antreffen; wo es das hellste Licht gibt, ist die Finsternis am schwärzesten.
Hier gibt es Dörfer, deren Einwohner sich zu einer bestimmten Zeit des Jahres in einer streng bewachten Waldlichtung treffen. Dort rufen die Priester die niederen Wesenheiten, um die bösen Geister zu besänftigen. Dabei schlachten sie viele Tiere und versetzen die Anwesenden durch einen bestimmten Trommelrhythmus in einen solchen Zustand, in dem die durch die Emanationen frisch vergossenen Blutes angezogenen niederen Wesenheiten von manchen Körpern viel leichter Besitz ergreifen können. Diese Besessenen geraten dann in Raserei und greifen häufig Frauen und Kinder an. Oftmals nagen die besitzergreifenden Wesen ihre Opfer zu Tode.
Sie tun recht, die Beschreibungen des astralen Schreckens mit Abscheu zu betrachten. Jede Lehre des Lichts muß grundsätzlich zur Weisheit führen, zur Freude an der Arbeit, zur Vervollkommnung und zur höchsten Schönheit und soll auf die unvermeidlichen Leiden in der Feinstofflichen Welt jener, die das Gesetz des Gleichgewichts oder der Harmonie verletzen, nur hinweisen. Wenn man um die Bedeutung der Gedanken weiß, kann man nicht lange ohne ernste Folgen! bei den Bildern des Schreckens und der Finsternis verweilen.
Wir haben von dem von Ihnen erwähnten Angriff gehört. All dies enthüllt für Sie die lokale Bewußtseinshöhe. Die Zurückweisung des Artikels von M. L. ist unverständlich. Die Menschen lieben es nicht, wenn man den Nagel auf den Kopf trifft. Bestimmte Länder befassen sich derzeit mit dem Problem der Schulung des Menschen. Meinen Sie nicht, daß diese Schulung des Menschen nicht weit vom Schaffen einer Art Kompromiß entfernt ist? Aber ich rate, das neue Land weniger anzugreifen. Es tritt in eine Zeit der Erneuerung ein und man sollte auf diese Weise diesen Pfad sichern und erhalten. Wer an die Vergangenheit denkt, dem schwindet der Scharfblick.
Die Masse der Menschen ist durch die beschleunigte Forschung unsicher geworden und kann den materiellen Fortschritt nicht mit den höheren geistigen Grundlagen in Einklang bringen. Die derzeitige Ära erinnert an eine bestimmte Zeit der Atlantis. Zu jener Zeit konnte man das Gleichgewicht nicht finden. Obwohl man in unserer Zeit jedoch von der mangelnden Übereinstimmung weiß, gelingt es manchen heute lebenden fortgeschritteneren Völkern, die notwendige Konkordanz zu finden. Wir sehen, daß man die Synthese zu erkennen beginnt. Doch dies wird dort nicht möglich sein, wo das Lebenspendel träge ist; doch wo es aufs äußerste schwingt, wird die Bedeutung des Gemeinwohls erkannt; dort weiß man, daß dies nur dem Allgemeinwohl entspringt. Die Formel ist noch nicht ausgesprochen, sie reift aber bereits heran in der Tiefe des Bewußtseins
Vor allem erschließt Dienen den Pfad zur Erkenntnis des Allgemeinwohls. Weder Prunkgewänder noch Rituale, sondern Dienst an der Menschheit ist erforderlich. Seit Jahrtausenden redet man von Zusammenarbeit. Nicht selten eilen die Vorstellungen den materiellen Möglichkeiten voraus, aber neuerdings fanden die Menschen eine Menge nützlicher Anwendungen, und die Zeit ist gekommen, wo es notwendig ist, an das Allgemeinwohl zu denken. Schauen Sie dahin, wo das Pendel aufs äußerste schwingt.
Nun möchte ich Ihren Brief vom 4. Juli beantworten. Ich werde tatsächlich bald das Gelübde des Schweigens ablegen müssen; denn ich sehe, daß meine Briefe nicht so verstanden werden, wie ich sie gemeint habe. Meine Worte werden entstellt, und Sie wissen, daß der Ton die Musik macht. Offensichtlich begreifen die Menschen diese Ausdrucksweise nicht.
Ich rate Ihnen, Ihren Briefwechsel so weit als möglich einzuschränken. Nehmen Sie sich mehr Zeit, die Werke von H. P. B. sowie die der LEBENDIGEN ETHIK zu studieren und machen Sie sich mit den neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen, auch mit den Errungenschaften auf dem Gebiete der Medizin vertraut. Meiden Sie alle Esoteriker nicht sie werden die Welt erneuern, sondern die geistig Schaffenden, die ihre Seele dem Allgemeinwohl verschrieben haben. Die Umwertung der Werte wird vieles berühren. Es ist erstaunlich, wie mit der Zeit viele Bezeichnungen ihren ursprünglichen Sinn verlieren und völlig unbrauchbar werden. Bereiten Sie sich auf eine Stufe vor, die breit und mächtig angelegt wird.
13. August 1938
Ich stimme mit Ihnen überein, was bereits veröffentlicht wurde, das kann man nicht mehr geheimhalten. Und doch sollte einem Feinfühligkeit oder Angemessenheit einflüstern, wo und wann es passend ist, dies oder jenes zu erwähnen oder zu verschweigen. Viel hängt davon ab, wie der eine oder andere Begriff vermittelt, erklärt und unter welchen Umständen mit ihm bekanntgemacht wird. Manchmal wäre allein die Erwähnung der höheren Welten oder eines Geistes unpassend und würde nur Lästerung und schrecklichen Antagonismus hervorrufen. Daher kann ich der geäußerten Meinung, daß übermäßige Vorsicht genauso schädlich ist wie übermäßige Gesprächigkeit, nicht beistimmen. Ich will sagen, wenn übermäßige Vorsicht zu verurteilen ist, dann ist Gesprächigkeit bereits verurteilt. Es ist immer besser, nicht zu vollenden als zu ändern. Denken Sie daran, wie oft in der LEHRE über den Schaden gesprochen wird, der entsteht, wenn etwas im unrechten Augenblick ausgesprochen wird
Selbst ein Archat kann die Folgen eines Gedankens oder Wortes nicht zunichte machen. Wie oft hängt an einem Wort das menschliche Leben!
So vieles widerspiegelt sich entstellt in beschränkten Bewußtseinen, und der dadurch entstehende Schaden ist enorm. Nur selten können sich Individuen über die Ebene unserer Wirklichkeit (um ein besseres Wort zu verwenden Augenscheinlichkeit) erheben und jene Gesetze verstehen, die die Geschehnisse beherrschen und folglich auch die Menschen. Großes Wissen wird leider nicht verziehen und erweckt den unheilvollen Antagonismus der Massen und des Durchschnittsmenschen. Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten, entsprechend der Bewußtseinshöhe der Zuhörer und den Umständen angemessen zu sprechen. Das Nichtbeachten dieses Rates bewirkt den Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und menschlicher Leben.
Wenn jemand seine Verlegenheit zeigt, indem er fragt: Wodurch sind seit der Zeit Christi mehr Fehler begangen worden durch überflüssiges Reden oder durch Schweigen?, so will ich antworten, daß alles, was sich auf Christus und seine Lehre bezieht, nicht das, was überflüssig ausgesprochen oder unausgesprochen geblieben ist, viel Schaden angerichtet hat, sondern die unwissende Entstellung seiner einfachen Feststellungen und Gebote in bezug auf Gier. Es wäre äußerst nutzbringend, das Neue Testament im Lichte der Synthese aller bestehenden geistigen Lehren zu deuten. In der Tat, die von Ihnen aufgezeigten Parallelen mit den Lehren sind sehr treffend. Natürlich gibt es auch im Buddhismus dergleichen viele. Gegenwärtig befaßt sich der Pastor Arthur Massey mit dieser Aufgabe und schreibt darüber für die kleine Lokalzeitschrift Vision.
* * *
Wahrlich, Vertreter der sechsten Rasse werden geistig nicht wenig an sich zu arbeiten haben, um ihre Nervenzentren zu öffnen. Aber auf der nächsten Stufe der Verfeinerung des Organismus wird dieser Prozeß beträchtlich leichter und schneller vor sich gehen. Nichtsdestoweniger kann nichts ohne Disziplin, Anstrengungen und Arbeit erreicht werden.
Wo immer es möglich ist, sollte man Worte wie Herr, Schöpfer u. ä. durch Göttliches Prinzip ersetzen; denn der anthropomorphe Begriff Gott ist im Bewußtsein der Massen zu sehr eingewurzelt. Es ist erstrebenswert, das Denken der Menschen etwas voranzubringen in Richtung der Erkenntnis des erhabenen und unbegrenzten Prinzips alles Seienden sowie des Verstehens der Verantwortung als Träger dieses Prinzips. Die Menschen lesen in ihren heiligen Schriften und sprechen über das Unnennbare, Unerkennbare und den Unsichtbaren Gott, gleichzeitig jedoch schreiben sie dieser Unnennbarkeit alle anthropomorphen Eigenschaften, Gefühle und Tätigkeiten zu.
Sie schreiben, daß Sie oft den Einwand hören, der Lehre des Ostens ermangele es der Liebe, wie sie im Evangelium zu finden ist. Dieser Vorwurf ist ungerecht, und jene, die demonstrieren, offenbaren ihre Unwissenheit. Gerade im Osten besteht der höchste Kult der Liebe. Alle seine geistigen Lehren, seine ganze Mythologie, seine Epik, Dichtkunst und Folklore preisen dieses erhabene Gefühl, durch das alles entsteht jedes Leben und jede Regung. In der Tat, nirgendwo wird über die Liebe in all ihren feinsten Abstufungen und Eigenschaften so viel gesungen wie im Osten. Allen Yogasystemen liegt die Liebe oder Hingebung zum erwählten Ideal zugrunde. In diesen Yogasystemen nimmt das Göttliche Prinzip den Aspekt des Geliebten an (sei es er oder sie), denn die mächtigste Form der Liebe kommt in der Liebe zwischen den beiden Uranfängen zum Ausdruck. Wahrlich, die ganze Dichtkunst des Ostens ist eine Hymne über die Liebe zum Göttlichen Prinzip in allen seinen Aspekten vom Unerkennbaren und Unnennbaren bis zum Bildnis eines persönlichen Gottes, zum Guru, zur Mutter oder Geliebten. So ist auch die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK der RUF NACH LIEBE, zum Dienst am Allgemeinwohl, der die höchste Form der Liebe darstellt, weil sie selbstlos ist. Liebe zur Menschheit erfordert völlige Selbstlosigkeit und Selbstaufopferung. Denn, bringt die Liebe zum Geliebten die Antwort vom Geliebten, so wird die Liebe zur Menschheit mit einer Dornenkrone gekrönt.
Um die Heldentat für das Allgemeinwohl zu erleichtern, weisen alle Lehren des Ostens auf das Erwachen unserer Liebe zur Hierarchie des Lichts hin, zum erwählten Guru und zum Streben nach dem Großen Dienst. Die Lehren des Ostens bejahen genauso wie die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK die Herzensbildung zur Aneignung der höchsten Form der Liebe. Liebe zur Menschheit ist die wirksamste Liebestat. Liebe zur Hierarchie ist die höchste Freude und das Entzücken des Geistes. Aber die eine Form der Liebe ohne die andere ist unvollkommen; daher gesegnet jener, der beide in seinem Herzen bewahren kann.
Nun über die Entstehung der Menschheit auf unserem Planeten. Vor allem ist es wichtig zu wissen, daß die Mondevolution beträchtlich niedriger war als die irdische und die Mondbewohner keinen Verstand oder sogenannten Intellekt besaßen. Als sie ihre Mondevolution beendeten, ging ihr Verstand nicht über den Instinkt der Tiere hinaus. Jedoch gibt es auch jetzt nicht wenige Erdbewohner, deren Verstand vom Instinkt der Tiere nicht weit entfernt ist! Tatsächlich leben viele Menschen noch durch den Instinkt. So mußten die Mondmonaden aus diesem Grunde ihre neue Evolution auf der Erde im Pflanzen- und Tierreich beginnen, um sich den Bedingungen des neuen Planeten anzupassen. Die in der Geheimlehre erwähnten Barhishads gehören einer anderen Evolution an, einer viel höheren Welt, aber auch sie waren noch lange nicht vollkommen. Freilich gab es unter ihnen Monaden verschiedener Entwicklungsstufen. Sie halfen mit, die Mondmonaden mit menschlichen Hüllen auszustatten. Lesen Sie in den Briefen der Mahatmas, auf Seite 85, die Ergänzenden Notizen (engl. Ausgabe!). Die Barhishads haben nämlich die erste Menschenrasse auf unserer Erde gegründet. Aber alles, was sie tun konnten, bestand darin, die astrale Hülle mit ihrem tierischen Instinkt zu versehen. Daher bedurfte es für die schnellere Erweckung der Embryos des Verstandes, eines Impulses oder Funkens von jenen Geistwesen, die bereits mit höherem Wissen und einem fertig geformten Mentalkörper versehen waren, etwa von den Agnishvâttas, Kumâras, Erzengeln und so fort, wie man sie in verschiedenen Religionen nennt.
Die Verschiedenheit der Wesenarten hängt nämlich von den Geistwesen ab, die von anderen Welten und Systemen angezogen werden. Denn bei einer Explosion dieser oder jener Welt werden ihre astralen Sphären manchmal in eine Planetenbahn gezogen, die einem anderen System angehört.
Die Dichter, die sich in ihrer Vorstellung zu schönen, ätherischen Bildnissen der Mondbewohner hingezogen fühlten, wären beim Anblick mancher wirklicher Mondbewohner, bedeckt mit Haaren und anderen ihnen eigenen Besonderheiten, entsetzt gewesen. Dabei unterschied sich ihre innere Struktur genauso von der unsrigen, wie ihr Gesicht es tat, sie konnten nach vorne und nach hinten sehen. Wir müssen uns mit dem Gedanken unendlicher Verschiedenheit in den Schöpfungen sowie mit der langsamen Evolution auf den ersten Stufen vertraut machen. Erst mit dem Entstehen eines höheren Verstandes geht die Evolution zu einem schnelleren Entwicklungsprozeß über, und ist dieser zur Vernunft entwickelte Verstand in Harmonie mit den Führenden Kräften, so kann er den Planeten zu großem Gedeihen emporheben, oder im umgekehrten Fall seinen Zerfall oder Untergang beschleunigen.
So sollte man immer zuerst an die ganze Mannigfaltigkeit der Evolution in Unbegrenztheit denken, und zweitens an das Grundschema, nämlich, daß die niederen Wesenheiten den niederen Planetenbereich durchschreiten, um sich an seine Verhältnisse anzupassen und die niederen Hüllen entwickeln. Aber wenn die höchsten Tierarten Vollendung erlangt haben und die Möglichkeit sogenannter menschlicher intelligenter Entwicklung gegeben ist, opfern die Baumeister oder die Hierarchie der Geister höherer Evolution von anderen Welten ihr Wesen, um die Monaden in eine menschliche Hülle zu kleiden; in verschiedenen Perioden verkörpern sie sich selbst in diesen Hüllen. Die menschliche Evolution geht auf drei Ebenen vor sich auf der physischen, psychischen und geistigen.
Ich glaube, daß die Geistwesen der irdischen Menschheit sofern unser Planet seinen vorbestimmten Zyklus glücklich vollendet die Rolle der Barhishads auf einem neuen Planeten erfüllen könnten. Die höchsten Monaden unter ihnen könnten sogar die Erwecker des Feuers der Vernunft werden, heißt es doch in der Geheimlehre, daß in der siebenten Rasse viele Menschen Söhne makelloser Eltern und Buddhas sein werden. Wenn aber unser Planet nicht durchhält und vor der Frist explodiert, dann wird sich der größte Teil unserer Menschheit zweifellos auf einem weniger entwickelten Planeten vorfinden, um dieses niedere Reich zwangsläufig abermals zu durchschreiten. Im Kosmos herrscht Übereinstimmung und Zweckmäßigkeit.
Es heißt, daß es auf den höheren Planeten weniger Tiere gibt und daß diese weit vollkommener sind. So gibt es auf der Venus keine Insekten und Raubtiere. Dort existiert fürwahr ein Reich des Fliegens. Die Menschen fliegen, die Vögel fliegen und sogar die Fische fliegen. Und die Vögel verstehen die Sprache des Menschen. Die Farbe der Fische und das Gefieder der Vögel sind von erstaunlicher Kombination und Schönheit.
Ich möchte hier ein nützliches Gespräch anfügen: Ihr wißt, wie schwer es für die Menschen ist, die Mannigfaltigkeit der Evolution anzunehmen. Zuerst werden sie ein einziges Gesetz annehmen. Jeder wird jene Fragmente über das Universum anführen, die er zu erfahren Gelegenheit hatte. Dabei werden viele sich widersprechende Tatsachen herausgefunden, und die Menschen werden nicht versäumen, irgend etwas als Ungenauigkeit zu tadeln. Kontroversen und Verwirrung entstehen meist aus der Unfähigkeit, Unbegrenztheit zu begreifen. Irdischer Verstand kann sich schwer ein Schema vorstellen, das unversehrt bleibt. Gleich schwer ist es, sich alle Zweige desselben Gesetzes vorzustellen. Nichtsdestoweniger sollte man sich an die kosmische Mannigfaltigkeit gewöhnen. Unser Planet mit seinen feinstofflichen Sphären kann die unerwartetsten Einflüsse aus den fernen Welten erfahren. Man sollte nicht glauben, daß unser Sonnensystem isoliert sei im Gegenteil, alle Welten stehen in feinstofflicher Wechselbeziehung. Somit ist das Grundgesetz unveränderlich, doch jeder Himmelskörper kann individuelle Wesenszüge in seinem Umkreis schaffen.
Die Vertreter der weit entfernten Evolutionskreise können mit den Menschen der sechsten Rasse auf die Erde kommen. Auch kann man beobachten, daß die Vorstellung der Welt schwankt, von primitiver bis zu erleuchteter Erkenntnis. Jedoch nicht nur inmitten der Naturerscheinungen werden unvereinbare Extreme bemerkt, noch aufsehenerregender sind sie in der Feinstofflichen Welt. Man kann sich vorstellen, wie die Einwirkungen der entferntesten Systeme eindringen können. Solche Wirkungen können mit Explosionen und Tornados verglichen werden: Sie führen zu einer Aufstand. Man sollte sich daher nicht vorstellen, daß die Feinstoffliche Welt dem toten Buchstaben des Gesetzes unterliegt. Auch in den höheren Sphären kann es psychische Zusammenstöße geben; an solche Vorstellungen sollte man sich gewöhnen. Nur klare Erkenntnis der großen Mannigfaltigkeit kann vor schädlicher Beschränktheit bewahren. Zuerst sollte man versuchen, seine Empfindsamkeit für das Leben in der Unbegrenztheit zu entwickeln, und später wird sich das Bewußtwerden der fernen Welten festigen. So wird man den Gedanken der Mannigfaltigkeit der Evolution voll erfassen.
Jetzt über das Fegefeuer oder die mittleren Sphären der Feinstofflichen Welt. Die niederen Schichten gleichen der Beschreibung der Hölle. In der Tat, es hängt vom Menschen ab, wie er den Aufenthalt in den mittleren Sphären für sich und andere am besten nutzt. Die höheren Sphären sind uns je nach dem Maß unserer Läuterung zugänglich, und vor unserem Eintauchen in den Devachan-Zustand werfen wir die bereits ausgelebte astrale Hülle ab; je reiner diese ist, um so schneller zerfällt sie. Die astrale Hülle der höheren Geistwesen wird, nachdem sie ausgedient hat, mit Hilfe des Lehrers dem räumlichen Feuer übergeben. Jedoch nicht alle Geistwesen gehen in Devachan ein; es gibt starke Geister, die diese Unterbrechung nicht nötig haben und sich beeilen, ihren irdischen Pfad fortzusetzen. Wenn der Mensch bestrebt wäre, in der Feinstofflichen Welt seine Fehler zu erkennen, könnte die ganze Evolution beträchtlich beschleunigt werden. Aber die Schwierigkeit liegt darin, daß die Durchschnittsmenschen weder gut noch schlecht, doch ohne jedwedes Streben, klar ausgedrückt, ohne Fähigkeiten , wenn sie die für sie indifferente und graue Sphäre der Feinstofflichen Welt betreten, die ihnen angemessen ist, darin das gleiche bedrückende und trostlose Dasein fristen wie auf Erden. Ihr geringes Bewußtsein und unentwickeltes Denken gestatten es ihnen nicht, sich im Geiste zu erheben und in die höheren Sphären aufzusteigen, wo der schöpferische Gedanke regiert. Lauheit, Gleichgültigkeit und Trägheit sind die fürchterlichsten Henker. Sie sind die Verzehrer der psychischen Energie, die allein uns zu bewußten Besitzern des KELCHES AMRITA der Unsterblichkeit macht.
Es ist unmöglich, in der Feinstofflichen Welt die Laster auszuleben; sie müssen auf Erden ausgelebt werden, weil auf der Erde neue Energieimpulse empfangen werden und diese in höhere Empfindungen und Fähigkeiten verwandelt oder umgestaltet werden können. Doch in der Feinstofflichen Welt kann man mit Hilfe der Führer die Schädlichkeit der noch nicht ausgelebten Leidenschaften erkennen und dieses Wissen in dem Grade in die feinstofflichen Zentren einprägen, daß es in der nächsten irdischen Wiedergeburt leichter wird, den Hang zu diesem oder jenem Laster zu bezwingen. Könnten wir unsere Laster in der Feinstofflichen Welt überwinden, wozu brauchten wir dann die irdischen Wiederverkörperungen? Und so benötigen wir für die Umwandlung und Sublimierung unserer Energien Leidenschaften unser irdisches physisches Laboratorium, in dem die Elemente aller Welten vereint und umgewandelt werden.
Des schönsten Daseins in der Feinstofflichen Welt erfreuen sich die Seelen der großen geistig Schaffenden, der Denker und der schöpferisch Tätigen, die für das Wohl der Menschheit arbeiteten. Ihnen bieten sich dort unbegrenzte Möglichkeiten, ihre sämtlichen Fähigkeiten und Bestrebungen anzuwenden. Man könnte Marconi und Flammarion um ihr Dasein in den feinstofflichen Sphären beneiden.
Mächtige, böswillige Seelen und solche Seelen, die nur dem sinnlichen Vergnügen nachgingen, leiden sehr darunter, ihre Bosheit und ihre Leidenschaften nicht befriedigen zu können. Sie verbrennen buchstäblich in der Flamme ihrer Leidenschaften. Wirklich, vielfach werden sie Besitzergreifer geeigneter Menschen und nächtliche Einflüsterer. Sie können nicht in die höheren Sphären aufsteigen, denn allein die Annäherung eines Bewohners dieser Sphären verursacht ihnen Leiden, und durch Berührung mit den reinen Fluida werden ihre Gewebe aufgelöst. Die Qual dieser Brandwunden am feinstofflichen Körper übersteigt jedwedes körperliche Leiden. Die Schrecken der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt lassen sich nicht beschreiben. Daher ist es besser, sich nicht mit solchen Gedankenvorstellungen zu befassen, um die Schrecken nicht zu vermehren!
* * *
Ich mußte lachen bei der praktischen Auslegung der Worte des Vaterunsers Und führe uns nicht in Versuchung
. Ich meine jedoch, wenn der Herrgott immer bemüht wäre, uns nicht in Versuchung zu führen, würden wir nichts lernen. Unser Geist wird durch Versuchungen gestählt, und das Wesen des Menschen läßt sich nur bei Versuchungen erkennen. Wörtliche Belehrungen und Warnungen helfen nichts; der Mensch wird an seinen Taten erkannt. Sich Gott in der Rolle eines Versuchers vorzustellen, ziemt dem majestätischen Göttlichen Prinzip wahrlich nicht. Daher muß man annehmen, daß in den Worten dieses Gebets die Hinwendung eines schwachen Geistes an seine Führung oder zu seinem Selbst zu verstehen ist, daß Er oder Es ihn vom Vergehen zurückhalten sollte. Aber ich ziehe es vor zu sagen: Gesegnet seien die Hindernisse, denn durch sie wachsen wir. Allerdings sollte man daraus nicht schließen, daß man ein Fahrrad achtlos auf die Straße stellen oder eine Kasse unversperrt lassen kann. Alles ist gut auf seinem Platz.
Ich danke Ihnen für das Buch, bin aber noch nicht dazu gekommen, es zu Ende zu lesen. Vieles darin ist seltsam. Doch habe ich den Eindruck, daß es bereits in einem anderen Lande umgearbeitet wurde. Daher enthält es so vieles, was in Anbetracht der Umstände, unter denen das Gespräch ablief, nicht hätte ausgesprochen werden können; und das vermindert das Interesse daran erheblich. Außerdem sind die Erklärungen der Mysterien und der Auferstehung der Menschen im physischen Körper nicht sehr überzeugend und lenken das Denken zurück auf uralte Irrtümer. Ungerecht sind auch die Angriffe auf bestimmte soziale Schriftsteller und Denker. So greift der Verfasser vergeblich Gorkij an, dessen Worte er zitiert: Vor mir entfaltet sich ein grandioses Panorama der Erde, wie ein riesiger Smaragd, ausgezeichnet gefaßt durch die Arbeit der freien Menschheit. Alle Menschen sind intelligent, und für jeden ist es natürlich, das Gefühl persönlicher Verantwortung für alles, was er schafft oder was um ihn herum geschaffen wird, zu übernehmen. Allerorts gibt es Städte, Gärten, imposante Gebäude, überall arbeiten die Kräfte der Natur für den Menschen, beherrscht und organisiert durch seinen Verstand, und schließlich wird er tatsächlich selbst zum Beherrscher der Elemente! Seine physische Energie wird nicht länger für rohe, schmutzige Arbeiten verschwendet, sie wird in eine geistige umgewandelt, und alle Kräfte werden zur Erforschung der Grundfragen des Seins gelenkt, für deren Lösung der menschliche Gedanke seit uralten Zeiten erfolglos geblieben ist.
Nachdem ich diese schönen Zeilen gelesen habe, kann ich nur sagen, daß jede intelligente Person, die nach Fortschritt zum Allgemeinwohl bestrebt ist, diese Hoffnung des großen Schreibers zweifellos teilt. Achten Sie darauf, wie der Streiter Gottes und des Geistes die Feststellung Gorkijs, daß die Kräfte der Natur den Verstand des Menschen beherrschen und organisieren und physische Energien in geistige umgewandelt werden, verspottet. Für diesen Leser scheint es absurd zu sein, daß man die Energie für die Erforschung von Seinsfragen aufwenden kann! Er bedauert es, daß Gorkij, ungeachtet seiner reichen Phantasie, für die Menschen nichts anderes bringen konnte, als sich mit theologischen Fragen zu befassen?! Ist denn die Erforschung der Probleme und Gesetze des Seins nicht das wichtigste Thema der Wissenschaft? Enthüllt uns dieses Suchen nicht immer wieder sichtbare und unsichtbare Gesetze und Geheimnisse der Natur, der fernen Welten und des ganzen Universums? Gorkij Mangel an Vorstellungskraft vorzuwerfen, trifft ihn nicht. Das von Gorkij gezeichnete Bild schwebt jedem denkenden Menschen vor, und viele werden verstehen, daß seine Erkenntnis erst in sehr ferner Zukunft Allgemeingut werden kann. Gibt es denn zur Zeit viele intelligente Menschen, die die Verantwortung für alles, was sie schaffen und was um sie herum geschaffen wird, begreifen? Und von jenen, die ihre physische Energie in eine geistige umwandeln, wahrscheinlich noch weniger was meinen Sie?
* * *
Nur ein versteinertes Herz wird nicht zum Allgemeinwohl bestrebt sein, sondern nur an die Rettung seiner eigenen Seele sowie an die Auferstehung im physischen Körper denken! Man sollte nicht die eigene Rettung, sondern die Errungenschaften des Lebens für das Allgemeinwohl im Auge haben. Viele von denen, die um das Allgemeinwohl besorgt waren und ihr Leben dafür opferten, sind Gott näher als jene, die seinen Namen ständig im Munde führen und nur an ihre eigene Rettung denken. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, und wer das Leben haßt in dieser Welt, wird es bewahren für das ewige Leben (Joh. 12:25).
10. September 1938
Über Tagore muß ich sagen, daß ich seine wunderbare Dichtergestalt sehr liebe; aber als gedankliches Spiegelbild der indischen religiösen Philosophie steht mir Vivekananda näher. Tagore hat nicht jene Dynamik in sich, die bei Vivekananda so charakteristisch ist. Tagore ist die Verkörperung der Sanftmut und selbst seine Stimme, ein hoher Tenor, bildet einen merkwürdigen Kontrast zu seinem patriarchalischen Äußeren. Vielleicht ist der Schlüssel dazu in der ihm eingelagerten Dualität zu finden.
Ich glaube, daß Tagore, vom Westen beeinflußt, die Meinung Kunst um der Kunst willen vertrat. Der Ausspruch an sich Kunst um der Kunst willen entbehrt nicht der Tiefe, denn schließlich führt alles zur Kunst. Überhaupt ist Kunst ein Suchen nach Vervollkommnung und deren Ausdruck in allem. Daher nähert sich jedes Streben, jede Tat des Menschen, sofern vollkommen im Ausdruck, auf diese Art bereits dem Bereich der Kunst. Natur selbst ist in ihrem steten Schaffen neuer Verbindungen Ausdruck höchster Kunst. So könnte dieser Ausspruch abgewandelt werden in Vervollkommnung um der Vervollkommnung willen.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts erhoben westliche Künstler einen zeitgemäßen Protest gegen die übertriebene Bedeutung, die man der Materie in der Malerei einräumte. Das Thema des Gemäldes nahm die erste Stelle ein, die rein künstlerische Frage wurde hintangesetzt. Und so entstand im Westen die Formel Kunst um der Kunst willen und sie erwies sich als nützlich. Doch leider entartete auch diese segensreiche Stufe im Laufe der Zeit bei Durchschnittsmenschen in die absurdesten Formen, sogar bis zur Darstellung sogenannter abstrakter Gemälde, die völlig unverständlich sind.
Jetzt jedoch ist eine neue Stufe, die Stufe der Synthese, erforderlich, die rein künstlerische Fragen mit schöpferischen Gedanken und schöner Form vereint. Unser ästhetischer Geschmack muß entsprechend erweitert werden, um die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Zur Beteiligung an einem einzigen Kunstwerk müssen alle Musen aufgerufen werden. Jeder Schöpfer muß sich die Grundlagen der gesamten Kunst zu eigen machen, um dadurch sein Werk schaffen zu können.
Wahrlich, Kunst sollte dazu dienen, das Bewußtsein der Menschen zu erheben. Doch die Ausdrucksmittel zu beschränken ist unstatthaft. Allein der Begriff Kunst verbannt jedwede Häßlichkeit, und daher bleibt allein Schönheit ihr Maßstab.
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Nun über die vielgestaltige Vorstellung des Dichters in bezug auf den Gottesbegriff. Der Dichter, der sich dem Höchsten Wesen zuwendet, erhebt sich im Geist zu dem erhabenen Bildnis offenbarter Schönheit. Und wo könnte diese Schönheit gefunden werden, wenn nicht in dem für uns höchsten Symbol in dem vollkommenen Bildnis der Krone der Schöpfung?
Das Höchste Sein unterscheidet sich in einem östlichen Bewußtsein entschieden von dem Höchsten Sein, wie es vom westlichen Bewußtsein erfaßt wird. Im östlichen Begriff ist das Höchste Sein untrennbar mit seiner Schöpfung verbunden.
Seine Schöpfung ist Er Selbst. Das östliche Bewußtsein ist, im Gegensatz zum westlichen, grundlegend synthetisch aufgebaut und vereint und erfaßt alles. Daher verehrt es den Großen Ursprung in allen seinen Aspekten, weil alle Aspekte und alle Pfade IHM gehören.
In den Upanishaden heißt es: Alles wird vom Höchsten Sein durchdrungen, folglich ist jedermann sein Besitz. Jeder Inder saugt diese Vorstellung mit der Muttermilch ein. Das östliche Bewußtsein betrachtet sich als Teil eines unbegrenzten Lebens offenbar in endlosen Trugbildern veränderlicher Welten und Kreaturen und erfaßt die Formen solcher Erscheinungen leicht. Er weiß, daß er selbst nur ein Widerschein des Höchsten Seins ist, das sich in einem nie endenden Prozeß, sein grenzenloses Wesen entfaltend, offenbart.
Die Rishis Indiens wußten in ihrer tiefen Weisheit über Evolution oder die Entfaltung unendlichen Lebens Bescheid und verstanden, daß menschliches Bewußtsein nur durch bekannte Symbole zur Wahrheit aufsteigen kann. So gaben sie der höchsten Vorstellung des Unnennbaren Geheimnisses des Seins eine majestätische Rangordnung der herrlichsten Bildnisse, um damit die Skala feinster Nuancen, Gefühle und Gedanken in das menschliche Bewußtsein einzupflanzen. Und so entspricht das Bildnis des Höchsten Seins immer völlig dem jeweiligen Entwicklungsgrad, den der Mensch erreicht hat.
Große Schönheit enthält die Erkenntnis unbegrenzten Lebens, unbegrenzter Evolution, die Erkenntnis der Einheit in der Mannigfaltigkeit des Seins und folglich der grundlegenden Gleichheit der Menschheit. Aber nicht weniger Schönheit enthält die Erkenntnis der unbegrenzten Kraft der menschlichen Vernunft und ihrer gedanklichen Schaffenskraft. Das höchste Leben offenbart sich in der unermeßlichen Verschiedenartigkeit der Naturerscheinungen, und der Mensch, deren Schöpfung, wird andererseits aufgerufen, in den ihm zugänglichen Bildnissen und Ideen schöpferisch tätig zu sein. Daher müssen Dichter, Musiker und andere Künstler, die ihre schöpferischen Gedanken zum Ausdruck bringen, in den Tiefen ihres Seins jene Symbole finden, die den Saiten ihres Herzens am nächsten kommen.
Die Kenntnis, wie man in seiner Schöpfung die ganze Skala der feinsten Gefühle, Bildnisse und Gedanken widerspiegelt, ist ein großes Erfassen des Seins. Wir wollen daher den Schaffenden keine Grenze setzen, mögen sie ihr Lied in der ganzen Mannigfaltigkeit der Töne und der ihnen enthüllten Schau erklingen lassen.
Der Osten erklärt: Zwei Arten von Menschen verehren Gott nicht als Mensch: Der Tiermensch, der keine Religion besitzt, und die befreite Seele, die sich über menschliche Schwächen erhebt und die Grenzen ihres eigenen Wesens überschreitet. Nur dann kann sie Gott so verehren, wie er ist.
Das Höchste Sein umfaßt nach der Vorstellung Tagores alles von ihm Geliebte, die herrlichsten Bildnisse, die im Herzen eines Dichters wohnen. Jede Berührung ruft das Feuer des Gedankenschaffens hervor, und jede Saite des Herzens ertönt durch die Tiefen des Bewußtseins, die sie berühren, in ihrer eigenen Art.
Nach dem Artikel Religion eines Dichters hebt Tagore die Unbegrenztheit der Evolution und des Wissens hervor. Es besteht in Wirklichkeit nur eine Wahrheit die Wahrheit der Unbegrenztheit des Seins und folglich des Wissens. In der offenbarten Welt drückt sich diese Unbegrenztheit des Seins in der ewigen Bewegung der Zyklen oder im Wechsel des Zustandes aus. Jede dieser Verschiebungen oder jedes Manwantara (Manwantaras des Universums, der Welten und des menschlichen Lebens) hat das Ziel: eine neue Facette des Juwels unbegrenzten Wissens zu enthüllen und zu schleifen.
Denken Sie daher auch darüber nach, wie mannigfaltig die Schaffenskraft der großen Hüter des Wissens ist. Wie viele verschiedene Aspekte der Wahrheit Sie gleichzeitig pflanzen und bestätigen müssen, damit die Menschheit voranschreiten kann. Ein zu starkes Licht blendet, ein zu schwaches verdunkelt. Deshalb wird die Menschheit behutsam in den für sie bestimmten Wunderbaren Palast der Allumfassenden Kuppel hinaufgeführt. Allerdings gibt es Perioden, wo das Bewußtsein scheinbar in eine Sackgasse gerät, aus der es ohne spezielle Hilfe nicht herausgelangen kann; dann folgen Läuterungen, die sich in Auflehnung und im Verwerfen der alten Dogmen und Werte äußern. Diese Perioden sind schwierig, aber sie führen zur Genesung und ermöglichen weiteren Aufstieg. Die Großen Lehrer der Menschheit wirkten als Heiler des Geistes und des Körpers, doch ihre Anhänger verstanden ihr behutsames Berühren nicht und anstatt ebenfalls des Arztes Strahl zu senden, schlugen sie einen Sargnagel ein.
Laßt uns daher alle Aussprüche der Wahrheit annehmen und ihre Schönheit in uns aufnehmen.
10. September 1938
In der Tat, alle großen Ideen sind von außergewöhnlichen Individuen übermittelt worden. Und obgleich sie nach der Übergabe an die Welt von den Finsteren entstellt wurden, blieb dennoch ihre fundamentale Wahrheit unvernichtbar. Tatsächlich helfen die finsteren Kräfte auf diese Weise, erleuchtete Ideen in der Welt zu festigen. Die Finsteren beschleunigen sogar jeden Zersetzungsprozeß, und darin liegt ihre besondere Nützlichkeit. Ohne ihr Dazutun würde die Durchsetzung der Ideen des Lichts weit mehr Schwierigkeiten bereiten, zumal wenn man das Bewußtseinsniveau der Mehrheit und die erschütternde Menge der Lauen in Betracht zieht. Hinzu kommen jene, die keinen Widerstand leisten und zu jedem Kompromiß bereit sind, um in ihrer gewohnten Lebensweise nicht gestört zu werden. Folglich würden die Leiden der Bedrückten um Jahrtausende hinausgezogen werden, und die Bacchanalien der herrschenden Klassen würden viele Länder endgültig zur Auflösung oder zum Ruin führen. Gerade wegen des niedrigen Niveaus der Menschheit als Ganzes sowie wegen unvernünftiger Führerschaft sollte man Revolutionen als Aufstand der gesunden Zellen gegen den Ruin des ganzen Organismus betrachten. Erinnern Sie sich, wie die russische Revolution von vielen Ländern begrüßt wurde. Inwieweit dieser Beifallssturm uneigennützig und aufrichtig gemeint war, ist eine andere Sache. Nach allgemein menschlicher Art ist jeder auf seinen eigenen temporären Vorteil bedacht. Aber auf jeden Fall wurde über die frühere russische Gewaltherrschaft, Unkultur, die fürchterliche Armut und die Rückständigkeit unserer Menschen geschrieben, was völlig unbegründet war, und es wird weiter darüber geschrieben. Darum sollten wir die im Bewußtsein der Massen erfolgte Umwälzung schätzen, weil auf Kosten schrecklicher Leiden eine neue Stufe erreicht wurde, die der ganzen Menschheit dienen wird.
Aus der von Ihnen beigefügten Beilage könnte der Leser den Schluß ziehen, daß jemand gegen die großen Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eingenommen sei Ideen, die allein die Menschheit am Leben halten! Aber diese führenden Ideen hat man zur Seite gestellt, weil sie zu utopisch schienen als wäre es für die Menschheit besser, sobald als möglich aufzuhören zu bestehen? Wenn diese Ideen nicht in das Herz eingehen, wird die Menschheit in unerhörte Verbrechen und Verderbtheit absinken und sich langsam zersetzen oder durch die von ihr selbst erzeugten Kalamitäten zugrunde gehen.
Wenn diese Ideen utopisch sind, dann sind gleichermaßen alle Lehren des Lebens utopisch.
Die französischen Revolutionäre suchten soziale Freiheit und Gleichheit zu erlangen, d. h. die Durchsetzung jener Prinzipien oder Formen der Freiheit und Gerechtigkeit, die jedem gesunden Staat zugrunde liegen müssen, nämlich Gewissensfreiheit, freie Meinungsäußerung, freie Berufswahl sowie Gleichheit aller Bürger oder die Aufhebung der Klassen (privilegierte Kasten). Freilich, nur unaufgeklärte Menschen verstehen Freiheit als Ungehorsam und Gleichheit als Nivellierung der Fähigkeiten. Nichtsdestoweniger muß eine grundlegende soziale Freiheit anerkannt werden. Vor dem Gesetz ist jeder Bürger eines Landes dem anderen gleich und nur seine Fähigkeiten bestimmen seine Lage im sozialen Aufbau und in der Art der Arbeit.
Ich stimme mit den von Ihnen angeführten Argumenten des Professors Frank überein. Es ist auch völlig richtig, daß Gleichheit im absoluten Sinn nicht zu verwirklichen und das hierarchische Prinzip ein natürliches Attribut der Gesellschaft ist. Hierarchie ist ein kosmisches Gesetz, und die gleiche kosmische Grundlage bestätigt die Freiheit jeder Monade, soweit sie das Wachstum ihrer Individualität betrifft. Daher sollten staatliche Gesetze, um den Lebensinteressen zu dienen, kosmische Gesetze reflektieren. So wird jeder Einwohner dieses oder jenes Landes aufgrund seines Geburtsrechts potentiell für alle Rechte wählbar, wie es in den Vereinigten Staaten von Amerika heißt: Jeder Bürger Amerikas kann sein Präsident werden. In der Tat, dieses Recht muß gewahrt werden. Doch wie Sie wissen, sind die Bürger vieler Länder dieser Art Gleichheit beraubt. So haben zwar alle das gleiche Recht nach der Geburt, aber nicht nach seinen Fähigkeiten. Und diese Ungleichheit ist nicht nur zweckdienlich, sondern auch gerecht, denn Fähigkeiten werden durch persönliche Arbeit und persönliche Anstrengungen in vielen Jahrtausenden erworben. Somit fällt diese Ungleichheit unter die Führung des hierarchischen Gesetzes. Das quälende Problem der Gleichheit und Ungleichheit der Menschen könnte gelöst werden, wenn das Gesetz der Reinkarnation dem Bewußtsein der Massen zugänglich wäre. Ein hervorragender Mann des öffentlichen Lebens, Michael Roberts, sagte einmal: Wenn die Kabinettsmitglieder davon überzeugt wären, daß sie nach dem Tode in Familien inkarnieren würden, die in den ärmsten Vierteln Londons leben, würden die Sozialreformen mit erstaunlicher Schnelligkeit vorangetrieben werden. Man kann hinzufügen, daß sich auch vieles andere ändern würde.
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Ich stimme nicht damit überein, daß in unserer Zeit nur ein Mensch, der im Kerker sitzt, von Freiheit träumen kann. Gewiß, ein Gefängnis raubt dem Menschen die Bewegungs- und Handlungsfreiheit, aber wie viele andere geschickt verborgene Formen der Sklaverei bestehen noch in allen Staatssystemen! Es ist absurd, zu meinen, daß es derzeit keine legitimierte soziale Sklaverei gäbe. Sie mag sogar härter sein als je zuvor. Und die beklagenswerteste Art dieser Sklaverei ist sicherlich die Versklavung des Denkens und die Versklavung der Frau. Es ist kaum vorstellbar, daß in unserem Jahrhundert, wo selbst das rückständigste Bewußtsein das Evolutionsgesetz angenommen hat, noch tote Dogmen bestehen können und dazu diese unterjochte Lage der Frau der Mutter der Menschheit geduldet wird! In der Tat, die Unterjochung der Frau ist der beschämendste Wahnsinn und die Ursache des Niedergangs der Menschheit. Bald wird diese Wahrheit auch offenbar werden. Doch zur Zeit vertreten leider sogar noch manche unter den anerkannten hervorragenden Köpfen die Ansicht, daß den Frauen nicht die gleiche Bildung wie den Männern zukäme und die Frau nicht den Männern zustehende Berufe und Stellungen anstreben sollte. Der letzte Umstand ist natürlich der wichtigste. Welch Abgrund von Egoismus spricht aus dieser Behauptung!
Und so fragen wir, welche Stellungen oder Berufe sollten als ausschließlich der Frau zustehend betrachtet werden? In der Aufzählung der Berufe für beide Geschlechter wird keiner für die Frau übrigbleiben. Könnte es sein, daß die ganze Bedeutung der Frau nur darin liegt, zu gebären, zu ernähren und zur Unterhaltung des Mannes da zu sein? Aber welch niedrige Meinung hat dann der Mann von sich selbst, wenn seine Unterhalterin der höheren geistigen Entwicklung beraubt werden soll? Es ist bemerkenswert, daß die Klugen, die die Frau der höheren Bildung berauben, gleichzeitig scheinheilig beteuern, daß die Bestimmung der Frau eine weit höhere sei; jedoch worin diese höhere Bestimmung besteht, erklären sie nicht. Besteht sie etwa im Schaffen erfolgloser Arten eines rein männlichen Verstandes sowie in der Zunahme ihrer eigenen Versklavung, um so die Degeneration der Menschheit zu fördern? Noch kann psychische Energie nicht vergewaltigt werden, wenn sie in Erscheinung tritt. Woher kommt schließlich diese fürchterliche Zunahme der psychischen Krankheiten und die steigende Zahl der Schwachsinnigen, wie sie derzeit besonders in Amerika zu beobachten ist? So ist nach medizinischen Statistiken jede zwanzigste Person ein Kandidat für das Irrenhaus in dieser oder jener Lebensperiode. Die Zahl der Schwachsinnigen ist ebenfalls erschreckend. Alexis Carrel beschreibt diese Tatsachen in seinem Buch Der Mensch, der Unbekannte. Dieses Buch ist interessant und gibt ein wahres Bild des Zusammenbruchs unserer materialistischen Zivilisation. Aufgrund wissenschaftlicher Daten weist Carrel den Weg zur Wiedergesundung der Menschheit. Da jedoch auch ein weiser Mann strauchelt, kann man auch in diesem nützlichen Werk gewisse anfechtbare Besonderheiten finden. Als Tatsache erwähnt Carrel vor allem die Bildung der Frau. Obwohl er den Gedanken der Evolution vertritt, durchkreuzt er ihn gleichzeitig, indem er der Frau nur eine begrenzte Bildung zuerkennt und sie des Platzes am Lebensaufbau beraubt. Aber man kann sich der Evolution nicht entgegenstellen, und wir wissen bereits, wie hoch der Preis für eine solche Widersetzung der Menschheit zu stehen kommt! Beispiele dafür sind bei allen Revolutionen offensichtlich.
In den BÜCHERN der LEHRE DES NEUEN LEBENS heißt es: Während Wir von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie den meisten Nutzen bringen können
Gerade jetzt muß an die Gleichberechtigung gedacht werden, aber Finsternis überschwemmt die Bereiche, die besonders gespannt sind
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Warum sollte man meinen, daß die höheren Prinzipien nur in einer Gemeinschaft angewendet werden können? Dienst am Allgemeinwohl muß und sollte unter allen Verhältnissen angestrebt werden. Aber freilich, durch bewußte Zusammenarbeit steigert sich solcher Dienst in unermeßlicher Progression.
Man sollte die Leser nicht durch den Wunsch erschrecken, jeden zur ursprünglichen patriarchalischen Gemeinschaft zurückführen zu wollen. Die Menschen stellen sich in der Regel diese ursprünglich patriarchalische Gemeinschaft ganz unterschiedlich vor. Wollen wir nicht vergessen, daß die Neue Epoche neue Definitionen benötigt. Und nichts ist vom gegenwärtigen Denken weiter entfernt als ein patriarchalischer Zustand und dazu noch ein ursprünglicher!
Nirgendwo besteht die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK oder des Neuen Lebens darauf, eng zusammenzuleben. Im Gegenteil, sie warnt sogar vor körperlicher Gedrängtheit. Ständig spricht sie davon, daß Zusammenarbeit im täglichen Leben, in allen Verhältnissen, in die wir vom Leben hineingestellt werden, offenbar werden muß. Körperliche Massen und der ganze Kleinkram im Leben schafft eine schwere Atmosphäre, die statt zur Einheit zu böswilliger Uneinigkeit führt. Zu allen Zeiten, überall und in allem ist bewußte freundschaftliche Zusammenarbeit nötig. Aber alle künstlichen Vereinigungen führten nie oder werden nie zu etwas Gutem führen. In der Familie haben wir bereits ein Beispiel vom Gemeinschaftsleben. Und warum sollten wir an irgendeine ursprüngliche Art patriarchalischer Gemeinschaft denken und nicht versuchen, unseren Verpflichtungen vor allem in unserer Familie nachzukommen? Warum bei den Lösungen der Fragen kommunalen Lebens nicht primär dem häuslichen Leben Aufmerksamkeit schenken? Tatsächlich würden die Menschen die Bedeutung des Gemeinschaftsprinzips erkennen, wenn sie bei der Eheschließung mehr Gemeinschaftssinn bekundeten. Sie wären sich der Verantwortung bewußt, die sie durch Vereinigung schwer vereinbarer Elemente auf sich nehmen.
Man kann erfolgreich zusammenarbeiten, selbst wenn man in verschiedenen Städten und sogar in verschiedenen Ländern wohnt. Mit jeder neuen wissenschaftlichen Entdeckung und Erfindung werden die Entfernungen geringer und unwesentlicher. Und die einzige wahre Einheit, die Einheit im Geist und im Bewußtsein, behauptet sich immer stärker und nachdrücklicher. Bruderschaft kann nur in der Einheit der Bewußtseine verwirklicht werden. Der Lehrer arbeitet für diese Einheit der Bewußtseine mit den engsten Schülern, ohne an physisches Zusammenleben zu denken. Und selbst sehr harmonische Bewußtseine, die sich verhältnismäßig körperlich nahe sind, müssen sich zuweilen zur Erneuerung ihrer Kräfte und zwecks neuer Aufspeicherungen trennen. Daraus resultiert die Weisung des Herrschers Buddha betreffs der Notwendigkeit von Reisen für die Mitglieder der Gemeinschaft.
Man sollte daher Gemeinschaft nicht im engsten Sinn verstehen, sondern im weitesten Sinn nämlich als Zusammenarbeit mit der ganzen Menschheit, mit allen Welten, mit dem ganzen Sein. Die Menschen leiden sehr aus Mangel freundlichen Verhaltens zueinander; weshalb sie dann noch in abgeschlossene Gemeinschaften einsperren, dadurch entfernen sie sich noch mehr von der Weltgemeinschaft, die die ganze Menschheit und alle Ebenen des Seins umfaßt.
Wahrlich, die Epoche allgemeiner Zusammenarbeit wird geschaffen.
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Auch der Darstellung der nur positiven Rolle der Klöster kann ich nicht beistimmen. Die Tatsache, daß manche von ihnen mehrere Jahrhunderte überdauerten, beweist noch gar nichts. Die Länder machten viele Umwälzungen durch, es wechselten die Herrscher, Kirchenfürsten und Klosteräbte, jedoch blieben Länder, Paläste und Klostermauern bestehen. Wir wissen aber aus der Geschichte, daß viele verehrte überragende Heilige die Klöster verließen und Religionsorden gründeten, oft auch Wandermönche und Nonnen wurden. Der wahre geistig Schaffende, der zur Wandlung zum Guten bestrebt war, zur Evolution, konnte nicht festgehalten werden in Klostermauern, die oft mehr einem geistigen Gefängnis glichen als einem Herd des Lichts. Geringe Ausnahmen unter ihnen dienten auch einem wohltätigen Zweck, indem sie die Bevölkerung nach Möglichkeit unterstützten. Doch bereits im Buche Dobrotolubye und auch schon früher findet man Beschreibungen von schrecklichen Lastern, die sich in den Klostergemeinden entfalteten. Nicht wenige ähnliche Hinweise finden sich auch in der buddhistischen Literatur. Die menschliche Natur ist eben überall die gleiche.
Ich möchte ein angebrachtes und nützliches Gespräch anführen: Ihr wißt, daß es Zeiten gibt, die schlimmer sind als Krieg. Ebenfalls ist euch bekannt, daß Wir Krieg als Schandmal der Menschheit betrachten. Wie sollen Wir dann die Zeiten nennen, die schlimmer als Krieg sein können? Vielleicht kann man sie die Zersetzung der Menschheit nennen. Harmagedon sollte nicht nur als physischer Krieg verstanden werden. Harmagedon ist voller unberechenbarer Gefahren. Epidemien werden die geringsten Übelstände sein. Die schlimmsten Zerstörungen werden durch psychische Entartung ausgelöst. Die Menschen werden das Vertrauen verlieren, sie werden ihren Verstand schärfen in gegenseitiger Verletzung, sie werden lernen, alles zu hassen, was sich außerhalb ihrer eigenen Wohnung befindet, sie werden der Verantwortungslosigkeit anheimfallen und in Verderbtheit sinken. Zu diesem Wahnsinn wird sich ein weiterer hinzugesellen, der schändlichste das Wiedererwachen des Kampfes zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip.
Während Wir von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie am meisten Nutzen bringen können. Wir sprachen über neue Spaltungen in der Welt, aber ein erneuter Krieg zwischen den Prinzipien wird der verheerendste sein. Man kann sich die Zerstörung, zu der solch ein Kampf führen kann, nicht vorstellen! Es wird eine Widersetzung gegen die Evolution sein. Und ihr wißt, wie teuer solch ein Widerstand der Menschheit zustehen kommt. In diesen Kämpfen wird die junge Generation entarten.
Plato sprach über die Schönheit des Denkens, doch welche Art der Schönheit des Denkens kann es in Feindschaft zwischen den Prinzipien geben? Gerade jetzt sollte man an die Gleichberechtigung denken, aber die Finsternis überschwemmt die Bereiche, die am meisten gespannt sind. Laßt uns sagen, daß alle Angriffe der Finsteren sich zum Guten wenden werden. Jene, die im Kali Yuga erniedrigt wurden, werden im Satya Yuga erhöht werden. Vergessen wir aber nicht, daß diese Jahre des Harmagedon äußerst gespannt sein werden. Auch die Gesundheit muß sorgfältig gehütet werden. Die kosmischen Ströme können viele Krankheiten herbeiführen. Man sollte bedenken, daß dies eine unwiederholbare Zeit ist! Manche Menschen meinen, daß allein die Vermeidung von Krieg alle Probleme lösen wird. Diese Kurzsichtigen! Sie sehen nicht, daß der schrecklichste Krieg in den Wänden ihres Heimes stattfindet. Sie meinen, sie könnten die Evolution betrügen! Und dennoch gibt es grüne, offene Räume, wo die Evolution gedeiht, und denen gilt Unsere Fürsorge!
Der Denker hat geboten, die Gaben aller Musen zu behüten. Allein diese Aufspeicherungen werden helfen, die Finsternis zu überwinden.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es so ein großes Schweigen und Widerstand gegen das Banner der Schätze zum Schutze der Musen gibt.
Für viele beginnt jetzt die entscheidende Zeit. Viele werden ihren wahren Paß zeigen müssen. Die Menschen können bis jetzt nicht erkennen, daß für sie die bevorstehende Hauptschwierigkeit durch ihren beständigen häßlichen Mangel an Angemessenheit entsteht. Vom Mangel an Angemessenheit rührt die ganze Zerstörung her. Von früher Kindheit an ist es notwendig, sich die Fähigkeit anzueignen, das Wichtigste und Wesentlichste zu erkennen, folglich das wahrlich Große vom Zweitrangigen und Nichtigen zu unterscheiden.
Man sollte abermals mehr über die Gesetze der Entsprechung lesen, im II. Band der Blätter aus dem Garten MORYA, § 208, lesen wir: Durch Nichtentsprechung entstehen Zerstörung, Lästerung, Lüge, Verrat und viele andere häßliche Erscheinungen.! Das Bollwerk der Bruderschaft ist ENTSPRECHUNG.
Werden Sie nicht müde, darauf zu bestehen, in allen Lebenserscheinungen Entsprechung zu üben. Um damit zu beginnen, sollte man die Gewohnheit aufgeben, andere zu demütigen. Denn wir können aus unserer irdischen Sicht die ganze Bedeutung und Tiefe von allem, was vor sich geht sowie das wahre Wesen des Menschen wirklich nicht begreifen.
Entwickelt Entsprechung diese Basis der Zusammenarbeit!
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1939
1939
Sie schreiben, jemand empöre sich darüber, daß es nach der LEBENDIGEN ETHIK gestattet ist, geräuchertes oder getrocknetes Fleisch zu essen, wohingegen alle anderen Lehren den Genuß von Fleisch verbieten. Darauf möchte ich antworten, daß dieser Fragesteller den von ihm erwähnten Geist der Lehre offensichtlich nicht hinreichend beherrscht und sich auch nicht mit allen Büchern der LEBENDIGEN ETHIK vertraut gemacht hat. Entweder überflog er sie nur oder er hat jene Gespräche, die das Problem Nahrung betreffen, nicht zu Ende gelesen. Doch bevor ich Erklärungen darüber abgebe, warum geräuchertes oder getrocknetes Fleisch zulässig ist, würde ich ihn gern fragen, ob er in allen seinen Handlungen die ethischen Regeln mit demselben Eifer praktiziert wie die Nahrungsbeschränkung, und dann würde ich ihn an die Worte Christi erinnern: Höre und verstehe, nicht was durch den Mund eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Munde herauskommt, das macht den Menschen unrein (Matth. 15:11).
Auch im Buddhismus heißt es: Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie längst erreicht. Asketentum zur Befreiung von irdischen Fesseln ist wertlos. Es ist schwieriger, einen geduldigen Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und in Rinde und Blätter kleidet
Ja, es ist äußerst schwierig für die Menschen, zu begreifen, daß die Hauptreinigung in der Reinigung der Gedanken und Motive liegt sowie in der Bewußtseinserweiterung, weil Karma primär durch Gedanken geschaffen wird. Wenn ein Mensch im Geiste aufgestiegen ist, wenn die feurige Umwandlung seiner Zentren erreicht ist, kann er die schädlichsten Substanzen durch sein inneres Feuer unschädlich machen; seine mächtige psychische Energie reinigt und verwandelt alles. Vergessen wir auch nicht, daß viele strenge Vegetarier keine Gelegenheit versäumen, um die vorgenannten Behauptungen des größten Lehrers der Menschheit zu verleumden.
Erinnern wir den Fragesteller auch daran, daß es in Tibet und in der Mongolei Gebiete gibt, wo es praktisch unmöglich ist, Gemüse zu ziehen, weil es entweder nicht wächst oder nicht reifen kann. Die buddhistischen Mönche sind gezwungen, ausschließlich von Hafer, Hammel- und Yak-Fleisch zu leben; nichtsdestoweniger gibt es unter ihnen würdige Seelen.
Und nun möchte ich an einige Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK erinnern, die von mehreren Fragestellern offensichtlich nicht gelesen wurden. Im Buch AUM, § 277 heißt es: Wenn Ich auf Pflanzennahrung hinweise, so deshalb, weil Ich den feinstofflichen Körper vor Blut bewahren möchte. Die Emanation des Blutes ist sehr unerwünscht in der Nahrung und nur in Ausnahmefällen erlauben Wir in der Sonne getrocknetes Fleisch. Man kann dabei jene Körperteile des Tieres verwenden, in denen die Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So ist Pflanzennahrung auch für das Leben in der Feinstofflichen Welt von Bedeutung.
Darüber hinaus schrieb mir ein scheinbarer Anhänger der LEBENDIGEN ETHIK, er bedauere es, daß in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK nirgendwo von der Enthaltung von Alkohol gesprochen wird! Und dabei wird in Band II Blätter aus dem Garten MORYA darauf hingewiesen, daß der Genuß von Wein und von Narkotika aller Art dem Menschen zwei Drittel seiner Lebenskraft rauben; und im Buch Gemeinschaft heißt es, daß Trunksucht der Feind der Psychomechanik sowie der psychischen Energie, d. h. der Grundlage unserer Existenz ist. Ich meine, deutlicher kann es nicht gesagt werden, aber die Menschen, die sich nicht bemühen, mit der LEHRE ganz vertraut zu werden, beginnen zu lügen und zu verleumden. Wenn in der LEHRE von Selbstdisziplin und über mentale und physische Reinigung gesprochen wird, begreifen sie nicht einmal, daß dies bedeutet, sich jeglicher Exzesse, welcher Art auch immer, sowie aller für den Organismus schädlichen Substanzen und Gewohnheiten zu enthalten.
Bruderschaft, § 21: Jede Blut enthaltende Nahrung ist für die Entwicklung der feinen Energie schädlich. Wenn sich die Menschheit des Verschlingens von Kadavern enthielte, könnte die Evolution beschleunigt werden. Die Fleischliebhaber versuchten, das Blut aus dem Fleisch zu entfernen, doch konnten sie die erwarteten Resultate nicht erzielen. Selbst wenn das Blut aus dem Fleisch entfernt wird, kann man dieses nicht gänzlich von den Ausstrahlungen der machtvollen Substanz befreien. Sonnenstrahlen beseitigen diese Emanationen bis zu einem gewissen Grad, aber ihre Verbreitung im Raum verursacht keinen geringen Schaden. Versucht, ein Experiment mit psychischer Energie bei einem Schlachthof durchzuführen und ihr werdet Anzeichen hochgradigen Irrsinns erleben; schon gar nicht zu reden von den Wesen, die sich an das offene Blut ansaugen. Nicht ohne Grund wird das Blut als geheimnisvoll angesehen.
Es können verschiedene Arten von Menschen beobachtet werden, besonders kann man sich von der Stärke des Rückfalls auf Urahnensitten überzeugen. Das Streben nach blutiger Nahrung wird durch diesen Atavismus verstärkt, weil sich viele Generationen mit Blut nährten. Leider richten die Regierungen ihre Aufmerksamkeit zuwenig auf die Gesundheit der Bevölkerung. Die staatliche Medizin und Hygiene stehen auf einer niederen Stufe; die ärztliche Aufsicht steht nicht höher als die polizeiliche. Kein neuer Gedanke dringt in diese veralteten Institutionen ein, sie können nur verfolgen, aber nicht helfen.
Auf dem Wege zur Bruderschaft sollte es keine Schlachthöfe geben.
Es gibt Menschen, die viel gegen das Blutvergießen sprechen, selbst sind sie jedoch nicht abgeneigt, Fleisch zu essen. Es gibt im Menschen viele Widersprüche. Nur das Vervollkommnen der psychischen Energie kann die Harmonisierung des Lebens herbeiführen. Widerspruch ist nichts anderes als Unordnung. Die verschiedenen Schichten haben die ihnen entsprechenden Inhalte. Ein Sturm aber kann die Wellen aufpeitschen, und die richtige Strömung stellt sich nicht wieder ein (Bruderschaft, § 22).
Auch im Buch Das Überirdische gibt es ein Gespräch über dieses Thema. Der Widerstand gegen Unsere Anordnungen zeitigt nicht wenige schreckliche Ergebnisse. Manche Menschen widersetzen sich gegen die nützlichsten Ratschläge, andere befolgen sie äußerlich, innerlich jedoch widersetzen sie sich. Letztem Umstand sollte man besondere Aufmerksamkeit schenken.
Wüßten die Menschen, von welch geringem Wert ihr äußeres heuchlerisches Lächeln ist!
Die nützlichsten Ratschläge verlieren ihre Bedeutung, wenn sie innerlich abgelehnt werden; denn nur die äußere Schale verbleibt. Man sollte auch daran denken, daß viele nützliche Hinweise entstellt werden. Als Beispiel gelte das Ernährungsproblem. Wir sind entschieden gegen Fleischnahrung, sie hat die Evolution hinreichend aufgehalten. Dennoch kann es Hungersnot geben, und dann ist getrocknetes und geräuchertes Fleisch als äußerste Maßnahme gestattet. Wir sind entschieden gegen Wein, er ist genauso unerlaubt wie Narkotika; dennoch gibt es Krankheiten, wo Alkohol nötig ist. Wir sind ebenfalls entschieden gegen alle Narkotika, aber es gibt Fälle von solch unerträglichem Leiden, daß einem Arzt kein anderer Weg verbleibt, als zu ihnen Zuflucht zu nehmen.
Es wird auch erörtert, warum gegen eine Qual nicht Suggestion angewendet wird. Gewiß, das ist möglich, aber es ist nicht leicht, eine Person zu finden, die hinreichend Suggestionskraft besitzt. Man könnte meinen, daß diese Unsere Hinweise klar genug wären, aber es gibt Menschen, die Verwirrung stiften und Schaden anrichten. Die Einflüsterer werden behaupten, daß Wir Wein, Narkotika und Fleisch gestatten. Sie werden absolutes Verbot fordern, aber sollten sie hungrig oder krank werden, wird der erste Vorwurf dem Lehrer gelten, sie ohne Hilfe gelassen zu haben.
Außer Scheinheiligkeit kann man alle Arten von Hinterlist erwarten. Die Menschen betrügen sich selbst, wenn sie nur ihre Schwächen rechtfertigen können. Sie denken jedoch nicht darüber nach, in welche Gefahr sie sich begeben. Sie wollen angeblich Unsere Mitarbeiter sein, aber wo ist die Gewissenhaftigkeit, die jeder Zusammenarbeit zugrunde liegen muß?
Der Denker pflegte zu sagen: Hütet euch vor Liebesbeteuerungen, die große Grundlage der Welt braucht keine Beteuerungen, sondern Taten.
Ich meine, daß der hier zitierte Dialog die Einstellung der LEBENDIGEN ETHIK zum Ernährungsproblem sowie zum Genuß von Alkohol völlig klarstellt.
1939
In einem meiner Briefe schrieb ich bereits, daß der Begriff Ehe etwas Heiliges ausdrückt und auch, daß ich nie einen Stein auf eine Frau werfen werde, die aus selbstloser Liebe alle Herkömmlichkeiten außer acht ließ, vorausgesetzt, daß sie ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbaute. Ich meine, daß dies ausführlich genug besprochen wurde, und daher will ich von weiteren Erklärungen solcher Fälle, in denen es zulässig ist, die Konvention zu durchbrechen, absehen.
Hiernach wird wohl jedes feinfühlige menschliche Wesen die Bedeutung der Unverletzlichkeit der Ehe sowie die Harmonie der Familie für die heranwachsende Generation und im Aufbau des Staates verstehen. In der LEHRE heißt es, die Familie ist der Prototyp des Staates. Das Gedeihen und der Wohlstand des Staates ruhen auf den festen Säulen der Familie.
Würde jedoch jemand die unveränderlichen kosmischen Wahrheiten, welche die Unverletzlichkeit der Eheschließung bilden, zitieren, so würden zweifellos die meisten diese verkündeten Wahrheiten dazu verwenden, um ihre Verletzung zu rechtfertigen. Bestätigte man ihnen, daß der Unverletzlichkeit und Heiligkeit der Ehe die große Wahrheit über die Zwillingsseele zugrunde liegt, dann würden sie auf einmal erleichterten Gewissens nach jener Hälfte zu suchen beginnen, die zu ihnen gehört und sie unfehlbar in einem anderen Familienkreis finden. Es gibt nicht wenige, die alle ihre törichten Wünsche als kosmische Anziehung erklären. Kann man diesen Menschen begreiflich machen, daß gerade die Reinheit ihres Ehelebens dazu führt, die verwandte Seele schneller und eher zu finden? Sagte man ihnen, daß bei sittlicher Zügellosigkeit Zwillingsseelen einen besonders starken Antagonismus zueinander fühlen, würden sie es nicht glauben und ungehalten sein. Allein im reinen Gefühl sind die schönsten Vereinigungen und die besten Möglichkeiten gegeben. Infolge des sittlichen Verfalls der gegenwärtigen Menschheit ist eine harmonische Vereinigung äußerst selten, doch allein durch diese sind die größten Errungenschaften in allen Welten möglich.
Es ist erschütternd zu beobachten, wie leichtsinnig sich Menschen der LEHRE nähern, die von ihnen das ernsteste und gewissenhafteste Verhalten gegenüber allen Lebensfragen, zusammen mit der Erkenntnis ihrer vollen Verantwortlichkeit nicht nur für jede Tat, sondern auch für jeden Gedanken, verlangt. Da die LEBENDIGE ETHIK die sittlichen Grundlagen voranstellt, fordert sie auch volle Erkenntnis der Verantwortlichkeit für eigene Pflichterfüllung und gegenüber allen angenommenen Verpflichtungen sowie Ehrlichkeit in allem und zu allen. Jede Lüge, jeder Betrug, jede Scheinheiligkeit wird streng verurteilt. Ein Mensch, der den Pfad der LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK betreten hat, muß sich für alle seine Taten rechtfertigen können und wissen, daß seine Verletzung der sittlichen Grundsätze verstärkte Folgen mit sich bringt, denn er kann nicht sagen, daß er aus Unwissenheit gehandelt hätte.
So ist Reinheit im Eheleben eine absolute Forderung für alle wahren Schüler. Wie kann man sich den Gesetzen des Lichts nähern, wenn die Seele voller ungezügelter Gefühle ist? Einer der Lehrer sagte: In alten Zeiten mußte der Meister, der Silber läuterte, so lange vor dem Schmelztiegel sitzen, in dem sich die geschmolzene Metallmasse befand, bis sich sein Gesicht in dem gereinigten Metall spiegelte. Die Verbesserung des menschlichen Wesens das Evolutionsgesetz verfeinert grobe Lebensformen im Einklang mit einem vollkommenen Modell und muß diese Formen auf jene Entwicklungshöhe bringen, auf der das Modell sich in jeder organischen Zelle dieser Formen widerspiegelt, in allen Bedingungen und Zuständen physisch, mental und geistig; und Feuer, d. h. Druck, Spannung und Leiden sind die einzigen Hebel, durch welche die Masse die menschliche Rasse aus dem Tiegel gehoben werden kann. Die physische Substanz muß ins Licht der Substanz höherer Geistigkeit gehoben werden, in der die Entsagung jedweden Haftens an niederen Zuständen der Substanz der Leidenschaften das Erscheinen verfeinerter und vollkommenerer Formen ermöglicht
Ein sensibler Mensch kann nicht übersehen, daß es dringend notwendig ist, die Methoden der eingeführten Ehe und bestehender Ehegesetze zu ändern, wenn wir eine bessere Rasse menschlicher Wesen sehen wollen, die unsere ablösen soll. Aber die Ablehnung der bestehenden Ehegesetze, bewußte Herabwürdigung der Ideale sowie die Anerkennung der Gesetzlosigkeit, die zu vorsintflutlichen Zeiten herrschte, kann nur zum Niedergang führen. Die Menschheit wird nicht durch Rückschritt in vergangene Jahrhunderte Kraft und Wissen erlangen; allein Läuterung, fortschrittliche Bewegung schafft Evolution. Daher müssen Bildung und Erziehung darauf gerichtet sein, eine echte gegenseitige Vereinigung in der Ehe zu finden, und an Stelle der bestehenden ungeordneten Gechlechtsvermischung muß die Einehe treten
Ein guter Gärtner, der eine schöne Blume einer bestimmten Familie züchten will, sammelt Samenkörner oder wählt Pfropfen vom besten Muster der erlesensten Sorte und vereint sie mit anderen Mustern der gleichen Familie, und so erhält er eine vollkommene Auswahl und wird seine Samenkörner nicht mit den niederen Arten der gleichen Familie vermischen. Die gleichen Gesetze sind auch für die menschliche Rasse zu befolgen. Es ist daher nicht zu widerlegen, daß die sogenannte sexuelle Freiheit nichts anderes ist als die Freiheit zur Befriedigung ungezügelter Begierden
In der zukünftigen vollkommeneren Rasse werden wahre Ehen genauso allgemein sein, wie sie zur Zeit rar sind
Natürlich ist es undenkbar, auf den Fortbestand von Ehen zu bestehen, die zwischen Menschen geschlossen wurden, die treulos, antagonistisch und grausam zueinander sind, denn das wäre die schlimmste Art von Tyrannei. Darum ist es wichtig, eine sorgfältige Wahl zu treffen und natürliche Mittel anzuwenden, um eine weise Verbindung zu ermöglichen. Schlechte oder ungünstige Planetenaspekte, gewinnsüchtige Erwägungen oder anomale Geschlechtshingebung bis zum krankhaften Zustand sind die Ursache der meisten unglücklichen und unnatürlichen Ehen der Gegenwart.
Die Menschheit entwickelt sich jetzt unter einem anderen Aspekt des universellen Gesetzes, als jenen, der die Geburt und Evolution des Menschen in den früheren Jahrhunderten dieses Zyklus leitete. In ferner Vergangenheit herrschte das Gesetz der Differentiation Trennung , jetzt hingegen wirkt primär das Gesetz der Einheit, und jene, die sich aus egoistischen Wünschen dem verordneten Göttlichen Plan zu widersetzen suchen, schließen sich selbst aus dem evolutionären Strom aus
Zum Schluß möchte ich eine weitere Ausführung zitieren: Die Frau der gegenwärtigen Rasse nähert sich der Höchststufe des kommenden Zyklus, und jene Frau, der es gelingt, den Mann von seinem niederen Ego zu erlösen, indem sie nicht selbst den Versuchungen unterliegt, denen sie sich infolge der niederen Natur auch auf ihrem Pfade gegenübersieht und so das Vorhandensein einer höheren Lebensphase bejaht diese Frau wird im kommenden Zyklus für die Rettung der Rasse, der sie beide angehören, mehr tun als irgendein Mann, wie groß er auch sein mag. Die kommende Epoche ist die Epoche der Frau und daher wird letzten Endes gerade die Frau weit mehr als der Mann zur ernsten Verantwortlichkeit gegenüber der Unsittlichkeit unseres Jahrhunderts aufgerufen. Die kommende Zeit bietet der Frau eine große Möglichkeit, und darum rufe Ich euch, Töchter des Lichts, erneut auf, betet zu dem Gott in euch, er möge euch helfen, euch die Reinheit zu bewahren
26. Jänner 1939
Alle von Ihnen beschriebenen Anzeichen der Unausgeglichenheit in ihrem System sind mehr als verständlich. Wer kann in den Tagen des Harmagedon gegen die unerhörten Gegenströme im Rhythmus der kosmischen Kräfte, die auf alles Bestehende einwirken, gleichgültig bleiben? Harmagedon ist nämlich nicht nur wegen der Ungezügeltheit der finsteren Kräfte schrecklich, sondern auch wegen jener Disharmonie der Ströme, die sich primär in den feinfühligen Organismen widerspiegelt und die tapferen Kämpfer gegen die anprallenden Wogen des tobenden Chaos zeitweilig aus der Ordnung bringt. Nur ein starker, disziplinierter Wille, Wissen und festes Streben auf dem aufgezeigten Pfad des Lichts können vor den ersten Folgen dieser kosmischen Störungen bewahren. in solchen Tagen sollte man ständig darauf bedacht sein, daß die Stunde der Prüfung unserer Kräfte gekommen ist und uns die geringste Abweichung oder Schwächung des Willens in böse Schwierigkeiten stürzen kann. Gesegnet jener, der in diesen Tagen tiefer Bedeutung von Feierlichkeit durchdrungen ist.
Das gesamte sittliche Niveau des Menschen gleicht einem Barometer bald fällt es, bald steigt es, wie Pirogroff (ein russischer Wissenschaftler) es ausdrückte, und von besonderer Gefahr sind jene Schwankungen, die nicht Ideen mit sich bringen, sondern Instinkte des niederen Psychismus. In fatalen und unvermeidlichen Perioden, in denen die Sittlichkeit auf ein besonders tiefes Niveau gesunken ist, ist es wichtig, alle Kräfte des Geistes auf die Selbstvervollkommnung zu richten. Daher ist Ihre Frage, wie Geduld zu erlangen ist, berechtigt, denn ohne diese Eigenschaft ist es unmöglich, mit der Selbstvervollkommnung zu beginnen. Geduld liegt im Kern aller Errungenschaften und ist somit die höchste Tugend. Am leichtesten ist es, Geduld durch Liebe zum Dienst und zum Großen Lehrer zu erlangen. Natürlich behauptet sie sich in uns auch durch das Gefühlswissen, oder besser ausgedrückt, durch die geistige Erleuchtung hinsichtlich der großen Bedeutung der Geduld, aber dieser Weg ist weit schwerer. Wie in allem ist der Pfad der Liebe der kürzeste und schönste, und für den, der weiß, was Liebe ist, ist er auch der leichteste. So mein Rat an Sie: Wer jemals das feurige Brennen des Herzens zur Lehre fühlte, wird durch Liebe in Geduld gestärkt. Jedwede bezähmte Reizbarkeit, jede Duldsamkeit wird einer der LEHRE dargebotenen Blume gleichen.
Man kann sich auch beträchtlich helfen, indem man sich dazu zwingt, an diese Eigenschaft in allen Lebensumständen zu denken. Es ist wirklich notwendig, dies im Gedächtnis zu behalten; dieses Bedachtsein wird unabhängig von allem anderen ständig wachsam im Bewußtsein bleiben, jede Minute geistesgegenwärtig. Auf die Stärkung des Bedachtseins ist sogar ein altes Mantram ausgerichtet. Gerade das Bedachtsein fördert die Selbstdisziplin, die ganz schwer zu erlangen ist. Es vergehen Jahre, bis es gelingt, unsere Gefühle zu zügeln, die immer bereit sind, in der geringsten unverhofften Stimmung umzuschwenken. Geduld ist wirklich eine der am schwersten zu erringenden Eigenschaften, und so heißt es, daß der größte Mensch derjenige ist, der die größte Geduld besitzt. Alles, was schwierig ist, ist wertvoll; darum ist es richtig, alle seine Kräfte aufzuwenden, um diesen Schatz zu erringen.
Sie fragen, in welchen Fällen man den Kanon Mit deinem Gott anwenden kann, und wann man sich dem Bösen zu widersetzen hat? Als Beispiel führen Sie Christi Gebet an, in dem er auch jenen vergab, die ihn verfolgten, weil sie nicht wußten, was sie taten. Und hier bringen Sie den Einwand, daß Handlungen gerechtfertigt erscheinen, sofern die handelnde Person entsprechend ihrer Bewußtseinshöhe nicht wußte, daß sie durch die Finsteren zu diesen Handlungen angestiftet wurde. Dann kann man annehmen, wie es scheint, daß man sich dem Bösen widersetzen sollte, wie Christus es tat.
Darauf möchte ich antworten, daß der Kanon Mit deinem Gott sowie die Nichtwidersetzung gegen das Böse zwei völlig verschiedene Begriffe sind. Der Kanon Mit deinem Gott bedeutet, mit anderen Worten, Erfassen und gleichzeitig Entsprechen; gerade Entsprechung duldet nichts Böses. Der Kanon Mit deinem Gott ist dort anwendbar, wo das Gute bewiesen, wenn auch nicht völlig erfaßt wird. Aber die Anwendung dieses Kanons in bezug auf die Nichtwidersetzung gegen das Böse, wäre nicht nur ein Akt des Duldens des Bösen, sondern sogar eine Mitarbeit am Bösen. Nichtwidersetzung gegenüber dem Bösen ist Zulassung der Invasion des Chaos, was zu allen möglichen Kalamitäten führt und schließlich zum Untergang der Masse.
Es ist bedauerlich, daß es üblich ist, die LEHRE CHRISTI als die Lehre der Nichtwidersetzung gegen das Böse zu betrachten. Das ist der schrecklichste Irrtum. Christus verurteilte wirklich ernstlich alles Böse, jedwede Scheinheiligkeit, jedwedes ablehnende Verhalten gegenüber dem Guten. Aber man sollte zu unterscheiden lernen, wo Nichtwidersetzung gegen das Böse am Platze ist und welche Maßnahmen für jeden Fall anwendbar sind; eine unbedachte Entscheidung kann zu einer noch größeren Kalamität oder gar zur Zersetzung führen. Man sollte auch wissen, daß jeder geistige Lehrer den Eid leistet, gegen jene, die ihm nach dem Leben trachten, nicht anzugehen. So konnte sich auch Christus nicht gegen die auf ihn gerichteten groben Kräfte widersetzen. Aber Er widersetzte sich gegen das Böse mit jedem Seiner Worte, mit jeder Tat, soweit sie Ihn nicht persönlich betraf. Seine Aufgabe war es, Seinen Pfad durch menschliche Hände und Füße zu vollenden und den Menschen zu zeigen, daß man sich in der größten Liebe zur Menschheit opfern und die schlimmsten Martern erdulden kann in dem Wunsch, den Menschen das Licht der Wahrheit zu bringen, das ihnen immer wieder verlorengeht. Das Gebet Christi für seine Märtyrer ist voller Mitleid sowie Gerechtigkeit, denn, was konnten die gedungenen Schergen wissen und verstehen von der Größe DESSEN, DEN sie marterten! Wem gehorchten sie, wessen Befehl zum Martern führten sie aus? Wahrlich, nicht die gedungenen Schergen, sondern ihre Anstifter nahmen das bitterste Karma auf sich. So bereitete sich auch Pilatus, der seine Hände in Unschuld wusch und sich gegen das größte Übel nicht widersetzte, obwohl es in seiner Macht lag, diesem ein Ende zu bereiten, das härteste Schicksal.
Es ist richtig, daß eine böse Tat entsprechend dem Bewußtsein, das sie ausführt, karmisch angelastet wird. Alles, was mit böser Absicht getan wird, färbt unsere Aura besonders dunkel und belastet unser Bewußtsein schwer. Und gleichzeitig verlängert und erschwert sich der Mensch, der Böses tut, selbst wenn ihm nur trübe bewußt wird, was er tut, seinen Pfad ungeheuerlich, denn er kann sein Schicksal erst zu verbessern beginnen, sobald er das von ihm vollbrachte Ausmaß des Bösen erkannt hat. Man kann wirklich für jene beten, die sich der Bedeutung ihres Handelns nicht bewußt sind, denn schrecklich ist das Schicksal solch tierischen Gemütszustandes. So sagte der Herrscher Buddha: Von zwei Menschen, die den gleichen Fehler begangen haben, ist jener der schlechtere, der ihn nicht erkennt
denn man kann nicht erwarten, daß ein Mensch, der sich nicht schuldig bekennt, sich anstrengt, seinen Irrtum zu berichtigen. Um sich zu heilen, muß man seine Krankheit kennen, doch das Erkennen bringt noch keine Heilung; dieser Prozeß erfordert Willensanstrengung. Karma wird durch Gedanken geschaffen, und daher: Es ist kein Verdienst für jenen, der Gold gibt und einen Stein zu geben meint. Das Glück der Menschheit liegt in der Beschleunigung der Evolution, und man kann sich vorstellen, wie sehr das niedere Bewußtsein die Evolution aufhält.
Sie meinen, daß die finsteren Schädlinge davon überzeugt sind, daß sie es sind, die Gutes tun? Aber ich bin nicht der Meinung. Alle bewußt handelnden Schädlinge kennen in den Tiefen ihres Bewußtseins sehr wohl die Eigennützigkeit ihres Handelns. Auch die sogenannten unbewußten Übeltäter bemühen sich immer, keinen persönlichen Schaden davonzutragen. Es gibt zahllose Bewußtseinsgrade, und wir sehen noch allzu viele tierähnliche Bewußtseine. Wahrlich, es gibt kein größeres Übel als Unwissenheit.
Jedoch der Kanon Mit deinem Gott muß im Leben angewendet werden praktisch auf jeder Lebensstufe. Bei jeder Konversation, wenn es zur Entsprechung der Bewußtseine kommt, ist es unsere erste Pflicht, unseren Gesprächspartner nicht durch Widerspruch zu reizen und seine Überzeugung berichtigen zu wollen, sondern wir müssen versuchen, nach den besten Möglichkeiten und unter Beachtung seiner Bewußtseinshöhe, seinen Gesichtskreis geduldig und allmählich zu erweitern. Wenn wir mit einem Moslem sprechen, so werden wir nicht den Herrscher Buddha preisen und Mohammed heruntersetzen, sondern wir werden mit ihm über alles Schöne in seiner Religion sprechen, und wenn sich Gelegenheit bietet, ihm die Bedeutung einiger Aussprüche Mohammeds, die in die Schatzkammer der Weltweisheit eingegangen sind, tiefer und erweitert beleuchten. So wird man es auch in allen anderen Lebenslagen machen müssen. Man wird mit einem gierigen Chauvinisten nicht gegen sein Land sprechen, aber man wird versuchen, die besten Äußerungen und Eigenschaften seines Volkes herauszustellen und ihm neue Wege zur Entwicklung seiner besonderen Fähigkeiten aufzuzeigen. Ihr weites Verständnis für den Volksglauben wird über den Faktor Chauvinismus gleiten, und unerwartet wird im beschränkten Bewußtsein des Chauvinisten das Erfassen anklingen. Und so sollte man beizeiten lernen, ohne Feindseligkeit Gespräche zu führen und seinen Gesprächspartner freundschaftlich bewerten. Führen Sie Ihren Widersacher mit Geduld und Achtung herbei, ohne Reizbarkeit oder Spott aufkommen zu lassen oder andere unwürdige Mittel anzuwenden. Und in jedem Gespräch sollte man es verstehen, sich selbst und sein Wissen darzubieten, aber nicht mit seiner Erleuchtung zu prahlen. Denken Sie daran, daß es in der LEHRE heißt:
nur aufgeblasene Unwissenheit versucht, die dürren Zweige der Prahlerei auf ihren Fensterbrettern auszubreiten, aber wessen Haus mit Wissen erfüllt ist, der zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden, ohne seinen Gegner zu bedrücken oder herabzusetzen.
Auf diese Weise ist der Kanon Mit deinem Gott nur eine Offenbarung von Selbstlosigkeit, ohne die nichts erreicht werden kann. Es ist ein großer Irrtum, ihn mit der Nichtwidersetzung gegen das Böse gleichzustellen. Wenn Sie wollen, erachten Sie diesen Kanon als eine Offenbarung der Gnade. Und somit ist der Kanon Mit deinem Gott gerade mit der Widersetzung gegen das Böse durchaus vereinbar. Man kann durch verschiedene Mittel dem Bösen Einhalt gebieten, und das Gefühlswissen sollte einem die Grenzen der Möglichkeiten erkennen lassen, wenn man den gegebenen Kanon anwendet.
Auch den § 378 des Buches Hierarchie muß man sich gut einprägen, denn jeder von uns muß bestrebt sein, das Böse auszumerzen und ihm Einhalt zu gebieten, vor allem natürlich in uns selbst und in unserer Umgebung. Fürwahr, mit unserem ganzen Wesen, mit allen Kräften der Seele müssen wir das Gute erheben und das Böse bekämpfen, das Böse außerhalb unseres Selbst genauso wie das, welches in uns nistet. Böses ist immer Böses, abgesehen davon, welchen Platz es einnimmt. Denken wir daran, daß Streben nach Wahrheit und Vervollkommnung ernsten Kampf bedeutet, der dem menschlichen Geist auferlegt ist. Wie Pirogoff sagt: Man sollte der Erziehung mehr Aufmerksamkeit schenken als der Bildung, und darin hat er völlig recht. Aber im täglichen Leben hat das Wort Erziehung eine sehr häßliche Nebenbedeutung angenommen, man versteht darunter Aneignung von guten Manieren und Ausüben von Sport. Praktisch denkt niemand daran, daß Erziehung primär das ganze innere Wesen des Menschen betrifft, seine Charakterbildung sowie das Einprägen der Grundlagen der Ethik in das Bewußtsein der Kinder von frühestem Alter an.
Aber leider! Man spricht bestenfalls von der Ethik der Faustkämpfer.
Und nun etwas anderes. Die besagten Gerüchte, die von rachsüchtigen Menschen verbreitet werden, sind für unwissende Elemente charakteristisch. Wie üblich, neigen unaufgeklärte Menschen von geringer Kultur in allem dazu, jeden nach ihren eigenen heimlichen Begierden zu richten, und sie befassen sich natürlich in erster Linie mit Fragen des materiellen Wohlstands. Daher sind ihre Verdächtigungen gewöhnlich darauf ausgerichtet.
Sind wir nicht gewohnt, vom Durchschnittsbürger jedes Landes der Welt zu hören, daß seine Regierung nur auf ihr eigenes Wohl bedacht ist und daß alle Beamten bestechlich sind? Ebenso ist es, wenn solche Bürger von Taten hören, die ihr Bewußtsein übersteigen oder von Ausgaben für Kunstwerke, die sie in ihrer Unwissenheit nicht zu schätzen wissen. In ihrer stumpfen Bosheit und in ihrem Neid beginnen sie zuerst, ganz gleiche Muster über einige verborgene Hilfsquellen zu spinnen, über hinterhältige Pläne u. ä. Das wirklich Gute ist zu allen Zeiten verfolgt worden, nur das Flitterwerk der Pseudo-Wahrheit ist dem Herzen des Durchschnittsmenschen teuer. Warum sollte man meinen, daß in unserer Zeit der Gewaltanwendung das Bewußtsein der meisten anders wäre? Nach den besagten Gerüchten und den von Ihnen zitierten Äußerungen läßt sich der wirkliche Sittlichkeitsgrad und die kulturelle Entwicklung dieses Denkens beurteilen.
Fürwahr, dieses Bewußtsein steht dem Bewußtsein jener Bauern sehr nahe, die bei der Cholera-Epidemie den Arzt töteten, weil sie ihn beschuldigten, ihnen die Brunnen vergiftet zu haben. Man muß dieses Bekritteln der gleichen Quelle zuschreiben, aus der alle Krankheiten und alles Böse kommt, nämlich der Unwissenheit. Ja, Bildung mag erreichbar sein, aber Erziehung ist weit schwieriger, und was den Stand der Kultur betrifft, ist dieser eine Ausnahme, weil er das Zeichen wahrer Aristokratie ist, der Aristokratie des Geistes und der Seele.
Sie haben recht, daß es zwecklos ist, sich mit einem unwissenden Widersacher in Polemik einzulassen. Die Spalten der Zeitungen sind derzeit in den meisten Fällen mit soviel Verleumdung, Grobheit und Gemeinheit angefüllt, daß es sogar ein Scherzwort gibt: Da es in der Zeitung stand, scheint es wahr zu sein! Das gedruckte Wort hat die ehemalige unantastbare Autorität eingebüßt, es erfüllt nicht mehr die hohe Aufgabe, der breiten Masse das Licht zu bringen. Heutzutage gibt es nicht wenige Zeitungen, die keine Verbreiter der Aufklärung mehr sind, sondern leider Treibhäuser aller Art von Schwindel, um es milde auszudrücken. Die würdigsten Gedanken, die schöpferischen Aufgaben und Anschauungen hervorragender Menschen finden selbst auf der letzten Seite dieser Angeber keinen Platz. Die Erwiderung auf einen minderwertigen Artikel kann nur dann wirksam sein, wenn sie in derselben Zeitung erscheint, die diesen Artikel druckte.
Dem gegenwärtigen Cicero, der erklärt: O Katalanien, wann willst du aufhören, uns zu verfolgen!, möchte ich antworten: Ich hoffe nie, denn das Ende der Verfolgung würde den Anfang der Zersetzung bedeuten. Sobald die Verfolgung eingestellt und allgemeine Anerkennung gezollt wird, beginnt nämlich nach einem irdischen Gesetz die Zersetzung. Ringen gehört zur Grundexistenz und zum Fortschritt; daher verwandelt sich der Mensch ohne diesen Kampf in eine Null und verfällt der Zügellosigkeit. In unseren Tagen ist der Kampf tatsächlich hart geworden und hat zugenommen, denn man kann heute auch nicht einen Lebensbereich nennen, in dem es kein Aufeinanderprallen der verschiedenen Prinzipien gäbe. Daher heißt es in der LEHRE Liebet den Kampf. Wir müssen jedoch bestrebt sein, diesen Kampf auf eine höhere Ebene zu bringen, und dazu ist es notwendig, seine eigenen Gesetze durch tieferes Eindringen in die LEHRE und im harten Kampf mit uns selbst zu erfassen und zu bestätigen. So werden wir uns und alle jene, die mit uns in Berührung kommen, erheben. Nun haben wir uns wieder einmal mit den erhabenen Begriffen Erziehung und Selbsterziehung befaßt, und damit will ich schließen.
Ich sende Ihnen Mut, in den ernsten Tagen des Harmagedon Geduld und Feierlichkeit in sich zu entwickeln. Vergleichen Sie sich in besonders harten Augenblicken mit den Millionen von Unglückseligen, und Sie werden Frieden finden. Vergleiche sind immer von Nutzen.
Alles Licht für Sie!
Berichtigungen:
Arhip Iwanowitsch Kuinji (Arhip ist ein rusischer Name, kein Erzbischof!)
Chautauqua ist ein indianisches Wort!