Briefe von Helena Roerich,
Band II, 1929 - 1935 >>
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19. Juli 1937
Berührt die Knoten des Schicksals vorsichtig
und bedecken wir den Lauf des Karma mit dem Eis des Verstehens.
Sie verstehen die Bedeutung dieser Worte nicht, aber mir erscheinen sie sehr klar. Der bessere Teil unseres Wesens kann uns helfen, einen alten Schuldner oder Gläubiger in unseren karmischen Begegnungen zu erkennen, und dann wird uns unser Gefühlswissen zur Vorsicht mahnen und entsprechendes Handeln einflößen. Doch gewiß, in den meisten Fällen berührt der Mensch gedankenlos seine vergangenen vielfarbigen Verstrickungen und gibt sich erneut diesen oder jenen Gefühlen hin, wodurch er sein altes Karma erschwert und in zahlreichen Existenzen hinter sich herschleppt.
Der Lauf des Karma kann nur durch das Eis des Verstehens bedeckt werden, oder mit anderen Worten, seine Wirkung kann gemildert oder sogar ausgeschaltet werden. Das erreichen wir durch die Umwandlung unseres inneren Wesens und durch die Annäherung an die Hierarchie des Lichts. Wirklich, die Hierarchie des Lichts hilft einem Schüler, die Begegnungen im Leben zu erkennen, damit er bei karmischen Rückerinnerungen seine Gefühle beherrscht und sich entsprechend verhält.
Aber hütet euch davor, diesen Schleier durch Unverstand oder durch Grausamkeit, was unter Unserem Schild untersagt ist, zu zerstören. Wenn uns der Höchste Hierarch die Bedeutung unserer Begegnungen verständlich macht, wir aber unfähig sind, unsere Gefühle zu beherrschen und ihnen freien Lauf lassen, das heißt, entweder durch sinnloses Geben oder Selbstaufopferung oder durch Grausamkeit, so werden wir uns selbst durch ein neues und noch schlimmeres Karma binden und so, vielleicht für viele Zeitalter, des Vorrechts der Annäherung an die Großen Lehrer berauben. Ein Mensch, der schwer mit Karma belastet ist, kann nicht zugelassen werden. Es kann ihm beigestanden werden, aber Annäherung ist etwas ganz anderes.
Man sollte auch nicht meinen, daß die Höheren Kräfte uns Prüfungen senden. Das Leben selbst ist reich an Prüfungen; und entschieden sind die gefährlichsten Prüfungen jene, deren Wurzeln ins frühere Leben reichen. Die von den Großen Lehrern auferlegten Prüfungen oder besser ihr Wachen über das Benehmen und die Findigkeit des geprüften Schülers in allen Lebenserscheinungen besteht in vielfach unbedeutenden äußeren Erscheinungen. Jedoch bedeutend oder unbedeutend erscheint uns vieles nur nach unserer beschränkten irdischen Vorstellung.
Da die Welten geprüft werden, und zwar jeder Teil von ihnen, kann man voraussehen, daß so mancher sich bei solcher Mutmaßung entsetzt. Aber nur unklugem Denken kann das willkommene Gesetz der Evolution ungelegen sein. Durch Erweiterung des Bewußtseins wachsen wir und man wird die unaufhörliche Bewegung liebgewinnen; oder wäre es vielleicht besser, in dem unveränderten Gefängnis von Fehlern und Irrtümern zu verharren? Im Gegenteil, es ist weit freudvoller, das ständige Prüfen zu fühlen, da es das Verantwortungsgefühl entstehen läßt. Bei jeder Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortlichkeit die Grundlage des Fortschritts sein (Bruderschaft).
Aber gibt es derer viele, die die Bedeutung der Verantwortlichkeit erkennen? Die Menschen sehen in der heiligen Verantwortung oft ihre größte Freiheitsberaubung.
Ich freue mich über Ihren mutigen Geist! Eine vorüberziehende Sturmwolke, die Gott sei Dank keinen Schaden anrichtete, half Ihnen, die Tiefen Ihres Wesens zu erschauen, und jetzt werden Sie für neue Begegnungen besser gewappnet sein; diese werden Sie nicht mehr übermannen und Ihr Herz wird auf der Hut sein. Erinnern Sie sich meines Hinweises, daß auf dem Pfad die Menschenkenntnis eine unerläßliche herrliche Fähigkeit ist. Sie ist sehr schwierig, und wir werden oft vor viele bittere Augenblicke gestellt, aber wir müssen unseren Mut und Willen stählen und unsere Gefühle beherrschen.
Man muß es lernen, jeder Person als dem X in einer Frage zu begegnen, jedoch gleichzeitig sind weder mißbilligende Verachtung noch Gleichgültigkeit zulässig. Wir treffen in unserem ganzen Leben, auf jeder Stufe, auf Widerstände und müssen mit ihnen fertig werden. Die Wissenschaft, die Widerstände zu bekämpfen und das Gleichgewicht zu finden, ist die größte Zucht auf dem Pfad zur Bruderschaft, die jeder üben muß.
Streng ist der Pfad der Annäherung an die Bruderschaft. Irdische Freuden schwinden, jedoch viel höhere und tiefere Freuden nehmen ihren Platz ein. Doch man muß es lernen, ihnen gewachsen zu sein der Freude der Nähe der Weißen Bruderschaft, der Freude der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Ihr, der Freude steter Erweiterung und Vertiefung der Lebensauffassung sowie des Begreifens der wirkenden kosmischen Gesetze. Nicht gering ist auch die Freude des Kontakts mit harmonischen Herzen engster Freunde und Mitarbeiter.
Könnten die Menschen doch erkennen, daß es eine sichtbare und unsichtbare Zusammenarbeit gibt, an der sie teilhaben können. Könnten die Menschen doch erkennen, wie sehr sie durch Zusammenarbeit mit der Bruderschaft ihre Kraft verstärken könnten. Würden sie über diese Zusammenarbeit, die sich jeden Augenblick enthüllen kann, doch wenigstens nachdenken! Aber die Menschen denken nicht nur nicht an die Bruderschaft, sondern sie erachten Gedanken an sie als lächerlich.
Diese Kraft kann jeden Augenblick angewendet werden, man muß nur daran denken, daß es in den Höhen unaufhörliche endlose Arbeit der Hilfeleistung für die Menschen gibt. Allein dieser Gedanke schafft einen Energiezustrom. Er wird das Bewußtsein zum Dienst an der Menschheit vorantreiben. Er wird eingeben, daß Liebe zur Menschheit möglich ist. Wegen der irdischen Bedingungen ist es oft schwierig, sich die Möglichkeit solcher Liebe vorzustellen. Möge jedoch der Gedanke an das Vorhandensein der Bruderschaft dazu beitragen, das Herz zu öffnen. Dann wird Zusammenarbeit nicht als Pflicht erscheinen, sondern als FREUDE. Und die Schweißtropfen und heiligen Schmerzen werden das Wissen krönen.
Betrachten wir diese Worte nicht als Abstraktion, denn solch eine Verneinung würde das beste Gefäß das HERZ verschließen. Jeder Schweißtropfen der Arbeit, jeder Schmerz um die Menschheit lebt im Herzen. Heil dem umfassenden Herzen!
So will ich meinen Brief in der FREUDE erhebender Mitarbeit beenden. Seien Sie erfüllt von dem Licht der Freude. Wandeln Sie den Pfad des Dienstes an der Menschheit und legen Sie in allem und für alle das Maß des höchsten Pfades an; verlieren Sie vor allem die Sicht der Angemessenheit nicht.
31. Juli 1937
Wir erhielten Ihren ausführlichen Brief mit den beigefügten Photographien und danken Ihnen für beides. Ihre Schilderung der Lage in den verschiedenen Gruppen und bestimmten Gesellschaftsschichten stimmt größtenteils mit dem überein, was wir ebenfalls von anderer Seite hörten. So ließ uns auch unser Vorgefühl seit langem alles von Ihnen geschilderte Unerfreuliche erahnen. Frank und frei möchte ich Ihnen sagen, daß es mich schmerzt, wenn sich die von Ihnen erwähnte Gruppe mit dem Lesen und der Auseinandersetzung über die BÜCHER DER LEHRE befaßt. Wenn die Menschen dieser Gruppe nicht jene Bewußtseinshöhe erlangt haben, sich miteinander zu vertragen, dann dürfen ihnen die BÜCHER DER LEHRE nicht zugänglich sein. Wie kann man in einer Atmosphäre von Mißtrauen, Reizbarkeit oder gar offener Feindschaft die Grundlagen der Ethik studieren? Wahrhaftig, man sollte die LEHRE und die hohen Begriffe vor Lästerung bewahren. Daher bitte ich Sie ernstlich, die LEHRE für sich zu behalten, und wenn diese Ihr Herz anspricht, über das Gelesene nur mit Ihren engsten Freunden Gedanken auszutauschen. Die LEHRE wird sich auf Unerforschlichen Wegen verbreiten. Aus allen Teilen der Welt gehen uns und unseren Freunden Briefe von harmonischen und entflammten Herzen zu. Warum sollten wir uns daher mit solch unzugänglichen Bewußtseinen belasten? Ist es nicht nützlicher, unsere Zeit und Kraft für jene aufzuwenden, die wirklich ein Wort der Erleuchtung benötigen? Wir wollen niemanden bekehren und nehmen nur jene auf, die freiwillig zu uns kommen. Möge jeder den für ihn nächsten Weg beschreiten.
Zu Ihrer Frage: Warum weisen die Großen Lehrer nicht auf die vielen Irrtümer hin, die begangen wurden und weiter begangen werden? Darauf möchte ich mit dem § 14 aus dem Buch Feurige Welt III antworten: Man fragt, warum Wir den falschen Quellen nicht Einhalt gebieten, warum Wir nicht jene ausschalten, die die Sendungen entstellen? Antwortet: Würde man den Strom, in dessen Sog die Menschheit vorantreibt, aufhalten, dann würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So fließt das Böse frei wie Lava und verschlingt alle, die sich gegen das Gute auflehnen, wie die Geschichte beweist. Sicherlich können gewaltsame Erscheinungen für die Menschheit keinen rechtschaffenen Weg bahnen. Daher können die feinstofflichen Energien nur von einem feurigen Bewußtsein aufgenommen werden. So ist Duldsamkeit wirklich das Los des feurigen Bewußtseins. Natürlich, angehäufter Kehricht muß beseitigt werden, und es ist das Schicksal des feurigen Bewußtseins, die Mitteilungen aus dem Raum zu läutern. Unter den angehäuften Seiten menschlicher Schriften wird man jene verderblichen Mitteilungen beachten müssen, die sogar das Gehirn wohlgesinnter Menschen getrübt haben. Darum muß man auf dem Pfad zur Feurigen Welt die große Bedeutung der Wahrnehmung der höheren Energien und der feinstofflichen Sendungen erkennen.
Lesen Sie auch die §§ 11, 12 und 15 desselben Buches.
Sie fragen, warum die Großen Lehrer nicht auf die Bedeutung der NEUEN LEHRE hinweisen? Sie weisen für jene darauf hin, die sie aufnehmen können. Dazu muß man über ein aufgeschlossenes Bewußtsein verfügen. Dringen Sie in die Lehre ein und vieles wird Ihnen verständlich sein. Jede Frage wird von vielen Seiten her beleuchtet.
Ja, die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK gründet auf der VEREHRUNG DER HIERARCHIE des Lichts und auf Anerkennung der hohen Autorität des Lehrers. Und je höher der Geist, desto weiter und höher sein Verstehen des großen HIERARCHISCHEN Gesetzes. Ich werde nicht müde zu wiederholen, daß das HIERARCHISCHE PRINZIP das kosmische Gesetz ist. Das ganze Universum wird von diesem Gesetz durchdrungen und durch dieses Prinzip aufrechterhalten. Jede Form im Universum hat in ihrer Grundlage einen Kern, und jedes strebende Zentrum besteht auf dem Hierarchischen Prinzip. Im Kosmos ordnet sich das Niedere dem Höheren unter. Darauf beruht die Evolution. In den BÜCHERN DER LEHRE heißt es: Von allen führenden Prinzipien ist das der HIERARCHIE das mächtigste. Jedes offenbare Verschieben vollzieht sich nach dem Hierarchischen Prinzip. Wohin kann sich der Geist ohne Führende Hand wenden? Wohin können das Auge und das Herz sich wenden ohne Hierarchie
Das Geisteskorn ist vom Kosmischen Strahl des Hierarchen durchdrungen
Wahrlich, das Merkmal der Zugehörigkeit zur sechsten Rasse wird die Annahme des Gesetzes der Höchsten Führerschaft sein, die Annahme der Hierarchie in ihrem ganzen Umfang.
Überlasset die Menschen ihrer eigenen uneingeschränkten Herrschaft, und sogleich wird sich eine fürchterliche Involution durchsetzen. Heute lehnen sich die Menschen im Westen besonders gegen jede Autorität auf, weil sie fürchten, ihre Individualität zu verlieren, die sie in den meisten Fällen gar nicht besitzen, denn sie sind an Vorurteile, Atavismus und Unwissenheit gefesselt. Viele verfügen nur über ein ganz geringes geistiges Wissen und lassen sich im Leben von der Stimme der niedersten Selbstsucht leiten, die sie mit Intuition verwechseln. Sind wir nicht Zeugen der Folgen dieses Wahnsinns?
Zu den Visionen und Einweihungsszenen, wie sie in manchen Büchern beschrieben werden, habe ich bereits Stellung genommen und werde meine Worte sicher nicht zurücknehmen. Darüber hinaus gibt es keine größere Lästerung als die Behauptung, daß die Macht der Sakramente so stark sei, daß das sittliche Niveau der Priester, die es vollziehen, ohne Bedeutung sei, solange die Form und der Einweihungsrang voll beachtet werden
Wahrlich, das Feinste kann nur vom Feinsten empfangen werden; für die Wirkung der feinsten Energien sind völlige Harmonie und Übereinstimmung erforderlich. Unreines kann nichts Reines hervorbringen. Niemals kann ein unreiner Diener eine reine Handlung vollführen. Das überzeugendste Ritual wird den Diener nicht von unreinem Denken befreien. So irren viele, wenn sie denken, daß ein äußeres Ritual die innere Abscheulichkeit verdeckt
Ohne die Läuterung des Bewußtseins und entsprechende gute Taten können die Sakramente weder jemandem helfen noch zu etwas Gutem führen. Man sollte daran denken, daß alles allein im Bewußtsein ruht. Ein erweitertes und geläutertes Bewußtsein ist ein Allheilmittel wie ein geöffneter Sesam. Was die Geschichten über die verschiedenen Feste und Einweihungen betrifft, denen sich gewisse Leute unterziehen, so wollen wir dies ihrer persönlichen Verantwortung überlassen.
Sie haben natürlich recht damit, daß es für die Menschen nicht leicht ist, in der heutigen Zeit die vielen selbsternannten Adepten zu erkennen, und das ist der Grund, warum die Grundlagen der Lehre der Weißen Bruderschaft durch H. P. Blavatsky gegeben wurden doch wer bemüht sich, sie zu studieren? Die Menschen ziehen die vereinfachten und herkömmlichen Auslegungen vor, anstatt ihre Aufmerksamkeit auf die fundamentalen Gebote zu konzentrieren. Ich bestätige, daß H. P. B. der einzige Bote der Weißen Bruderschaft war, denn sie allein war wissend. Nach ihr kam die beachtenswerte Lehre des Lehrers H. durch Francia la Due. Doch kennen viele diese Lehre? Warum ist sie von einigen theosophischen Gruppen verschwiegen worden. Warum wird diese Offenbarung nicht von jenen erwähnt, die vorgeben, die Boten der Weißen Bruderschaft und Lehrer der Sonnen-Hierarchie zu sein?
Das Meer der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird rechtzeitig gegeben; wer diese Lehre studiert, wird für die künftige Reise gerüstet sein, weil Bewußtseinserweiterung und Unterscheidungskraft seinen Lebenspfad begleiten werden. Aber viele haben sich gegen diese Lehre bereits aufgelehnt.
Da jede Lehre von dem Gezeter der Feinde begleitet ins Leben eingehen muß, damit sie von den Menschen beachtet und nicht vergessen wird, wollen wir die Wirkung dieses Gesetzes, das von dem niederen Entwicklungsgrad unserer irdischen Menschheit zeugt, beachten. Noch für lange Zeit werden die Djins Tempel bauen und die Menschen mit neuen Göttern beschenken. Die Kreuzigung Christi brachte der Welt einen neuen Gott und eine neue Religion.
Sie fragen, wie ein erhabener Geist die Menschen dadurch so täuschen kann, daß er sich als Lehrer der Weißen Bruderschaft ausgibt? Sicherlich, kein einziger Hoher Geist würde sich zum Betrug verleiten lassen, aber vorerst müssen wir das Merkmal eines Lehrers der Weißen Bruderschaft bestimmen. Das irdische Merkmal unterscheidet sich völlig von dem eines überirdischen oder höheren. Heuchlerische Hingabe und geschmacklose, oft scheinheilige Höflichkeit sind nicht die Merkmale geistiger Größe. Die Größe des Geistes läßt sich am besten durch Duldsamkeit, Unermeßlichkeit und Großmut sowie durch aktive Widersetzung gegen das Böse erkennen.
Erstaunlich ist das menschliche Bewußtsein! Es ist bereit, jeder selbstgefälligen irdischen Autorität Glauben zu schenken, ohne daß Beweise erhärten, ob die übermittelte Botschaft aus der Höchsten Quelle stammt. Erweist sich jedoch diese Botschaft als fruchtlose Blume, sorgt sich kein Anhänger, den Betrüger anzuklagen, sondern man wird sich beeilen, die Höchste Quelle zu tadeln. Erneut möchte ich fragen, warum sucht man in den Weisungen, die angeblich von den Großen Lehrern kommen, nicht nach Irrtümern in den Taschen ihrer Übermittler?
Ja, wir können aufzeigen, daß die Menschen die Großen Brüder der Menschheit für finstere Kräfte halten. Wir können Fälle nennen, wo man ihnen die größten Missetaten zugeschrieben hat und wie man sie der Gewalt und der Bedrohungen beschuldigte. Vor allem beharrlich in ihren Anschuldigungen waren jene, die es nicht der Mühe wert hielten, Ihre Worte zu hören. Die Menschen verstehen sich zu solchem Ausmaß an Falschheit und Gotteslästerung, daß sie sogar behaupten, die Großen Brüder lehnten Christus ab! Kann man solcher Gotteslästerung Glauben schenken? Trotzdem sind viele Helfershelfer der Finsteren bereit, solche Verleumdung zu verbreiten, um Uneinigkeit zu stiften; aber jeder, der den Aufbau und die Gliederung der Bruderschaft kennt, wird über solche Verleumdung entsetzt sein. In der Regel beruht Verleumdung auf Unwissenheit, aber selbst gebildete Menschen sind nicht abgeneigt, offensichtliche Lügen zu wiederholen. Schande über euch, Unwissende! Schande über euch, Verbreiter der Uneinigkeit!
Fragen Sie sich selbst: Irre ich nicht? Aber die Unwissenden glauben nicht, sich je irren zu können, denn sie beharren auf ihren Irrtümern und meinen, ihnen nicht verfallen zu sein.
Wirklich, nach der Beurteilung der Menschen sind auch den Großen Brüdern Irrtümer zugeschrieben worden. Verhören Sie solche Anschuldiger und Verneiner und Sie werden feststellen, daß ihre Verneinung in Unwissenheit wurzelt. Gewöhnlich kennen jene, die das Neue nicht annehmen, auch das Alte nicht. Ein aufmerksamer scharfer Verstand wird in jedem täglichen Ereignis etwas Neues erblicken, aber dieses Vorrecht eignet dem aufgeschlossenen Verstand, jedoch keinem verneinenden. Jede Epoche bringt für die nächste Evolutionsstufe unerläßliche neue Begriffe hervor; und diese besonderen Begriffe sind in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK hervorgehoben: Mitarbeit und Zusammenarbeit, die Frauenbewegung, die Bedeutung des Gedankens und das Studium der psychischen Energie. Die besten und aufnahmefähigsten Geister reagieren bereits auf diese Schwingungen, und wir sind glücklich, dies zu bemerken.
Feuer und psychische Energie sind untrennbar, denn letztere ist eine Eigenschaft des Feuers. Psychische Energie ist die uranfängliche Energie.
Es ist auch wahr, daß für die richtige Aufnahme der Lehre innere Erkenntnis unerläßlich ist. In der Tat, ist das Bewußtsein aufgeschlossen und frei von Vorurteil und jedwedem Atavismus, so wird die Aufnahme entschieden leichter. Doch in den meisten Fällen reden gerade durch Vorurteile versklavte Menschen soviel über notwendige Aufgeschlossenheit, ohne zu bemerken, daß sie, von Angst gefesselt, keine Autorität gelten lassen. In der Tat, Beschränkung und Versklavung entspringen der Angst. Ein freier Geist fürchtet keine Versklavung, da er für neue Aufspeicherungen aufnahmebereit ist.
Sicherlich, alle bestehenden echten Lehren, Religionsformen und philosophischen Systeme kommen genauso wie die LEBENDIGE ETHIK aus dem Osten oder waren das Echo östlicher Gedanken. Kann man eine unabhängige westliche Philosophie oder Religionsform nennen?! Selbst das Christentum kam aus dem Osten, und Christus war ein Asiate!
Jene, die sich weigern, das Vorhandensein der Weißen Bruderschaft anzuerkennen, berauben sich der größten Idee und der höchsten Schönheit, die der menschliche Gedanke je erfaßte. Die Weiße Bruderschaft ist der Traum der Menschheit, sie ist ein Bollwerk des Wissens und eine Schatzkammer lebenspendender Energie. Wahrlich, die ganze Welt nebst ihrer Menschheit wird nur durch diese Hüter zusammengehalten!
Wer nach der Verbindung des Großen Lehrers K. H. mit der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK fragt, erkennt offensichtlich nicht, was die Weiße Bruderschaft ist. Könnte es sein, daß ein Bruder die von einem anderen Bruder gegebene Lehre verneint? Wahrlich, die Menschen können nicht einmal den Begriff Bruderschaft begreifen! Wir heißen nicht nur jene willkommen, die Christus allein als ihren Lehrer erachten, ebenso die Anhänger Laotses, Konfuzius, Buddhas, Krishnas, Zoroasters und Maitreyas. Aber wir fragen sie, ob sie die Lehre Christi wirklich studieren und im Leben anwenden. Wenn ja, so wird es keinen Grund für Mißklang geben, denn wahrlich, alle großen Bündnisse kommen aus ein und derselben Quelle. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: Man wird fragen: Wer steht höher, Christus oder Buddha? Antwortet, daß man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden
Ich entsinne mich eines bezeichnenden Vorfalls, der sich in unserer Gegend zutrug. Ein Moslem erbat sich das Evangelium, weil er mit der Lehre Christi vertraut werden wollte. Nachdem er es gelesen hatte, bemerkte er ganz erstaunt: Ich las das Evangelium aufmerksam, konnte jedoch nichts darin finden, was dem modernen Christentum gliche. Das sollten alle jene bedenken, die der wahren Lehre Christi nachgehen.
Fragen Sie gleicherweise jene Leute, die daran Anstoß nehmen, daß die kommende Epoche die Epoche Maitreyas und nicht die Christi genannt wird, ob sie die Bedeutung dieser Namen wirklich verstehen? Wüßten sie mehr, könnten sie keinen Anstoß nehmen. Die kommende Epoche wird unter dem Strahl der drei Herrscher Maitreya, Buddha und Christus stehen. Immer wieder muß man bedauern, daß jene, die so leicht Anstoß nehmen, mit den durch H. P. Blavatsky gegebenen Grundlagen so wenig vertraut sind. Vielleicht können viele von ihnen dies alles nicht ganz leicht verdauen, sie würden womöglich noch mehr lästern. Manche Menschen werden von ungewöhnlichem Atavismus beherrscht. Ihr Verstand kann einfach keinen neuen Pfad beschreiten, sie befinden sich auf gewohntem Gleis, das jeden weiteren Fortschritt verhindert. Außerdem nehmen ihnen die als Vorsichtsmaßregeln in Form von Dogmen und Verboten aufgesetzten jahrhundertealten Scheuklappen jegliche weitere Sicht. Das erklärt, warum der Evolutionsprozeß so langsam vor sich geht; das kosmische Gleichgewicht ist gestört, und die Menschheit muß durch Erdulden von fürchterlichem Elend und Aufständen für ihre Trägheit büßen.
Allen, die sich nur treffen, um Kritik zu üben, und nicht um des ernsten Studiums der gegebenen hohen Begriffe willen, kann mit den Worten der LEHRE begegnet werden, mit denen geraten wird, Einigkeit zu bewahren:
solch eine Weisung wird nicht allein eine moralische Lektion sein. Uneinigkeit gleicht abscheulichem Mißklang. Nichts trifft den Raum so sehr wie Mißklang; sind die Menschen von unheilvoller Uneinigkeit erfüllt, ergeben sich augenblicklich verheerende Zerstörungen im Raum. Diese Menschen schaden sich nicht nur selbst, sondern schaffen räumliches Karma, einschließlich jener, die ebenfalls so handeln. Es ist entsetzlich, gegen dieses neu hervorgerufene Chaos anzukämpfen. Menschen, die Uneinigkeit stiften, werden die Erzeuger des Chaos genannt. Schmerzlich sind die durch diese üblen Lästerer geschaffenen Folgen, ihre Bekämpfung ist anstrengender als der Zusammenstoß mit bestimmten räumlichen Strömungen. Wo immer man auf den freien Willen des Menschen stößt, gibt es besondere Energieverausgabung. Die Macht des freien Willens ist ungeheuerlich. Sie gleicht den mächtigsten Energien. Boshafte Menschen können die astralen Schichten vernichten. Welch ungeheuerlicher Anstrengungen bedarf es, um diese räumlichen Wunden zu heilen! Wir müssen die Uneinigkeit bekämpfen. Es bedarf keiner Psalmensänger mit Harfen, sondern der Arbeit und des Kampfes
Und jetzt über die Großschreibung bestimmter Fürwörter in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK. Das ist meine Schuld, sofern man von Schuld sprechen kann. Ich tat es aus tiefster Verehrung und Liebe den Großen Bildnissen und Höchsten Begriffen gegenüber. Ich bestätige Ihnen, daß es in den persönlichen Briefen der Großen Lehrer diese Großschreibung nicht gibt. Aber welch eine Perle von Unverstand ist die Behauptung einer gewissen Mißgunst, die wissen will, daß selbst Christus es nicht gestattet hätte, das mit seinem Namen in Zusammenhang stehende Fürwort großzuschreiben. Ist das verbrecherische und grobe Unwissenheit oder einfach eine unverschämte Wertbestimmung der eigenen Meinung? Es wäre angebracht, diesem Unwissenden zu erklären, daß im Verstehen jedes kultivierten Menschen Weisheit und Liebe das gleiche bedeuten. Aber Liebe ohne Weisheit ist einfach eine Kandidatur für die Irrenanstalt. Gibt es Menschen, die sich den Stumpfsinn dieser Mißgunst ruhig anhören können?
Nun etwas anderes. Sicherlich, die Verteidigung seines Landes ist jedermanns Pflicht. Gesegnet der Soldat des Landes, das nicht selbst angreift. Die Verteidigung des Vaterlandes erfordert verschiedene Mittel und Maßnahmen, das kann niemand leugnen. In jedem Fall jedoch sollte man völlige Ausrottungsmethoden vermeiden, so z. B. Giftgase, die die Lebensfähigkeit des ganzen Planeten vermindern. Für den verbrecherischen Wahnsinn des Angreifers gibt es keine Rechtfertigung, welcher Art auch immer. Jene, die die ganze Welt antreiben zur Erfindung von Mitteln allein für abscheuliche Vernichtung und Verbrechen, verdienen es wahrhaftig nicht, Menschen genannt zu werden.
Erst wenn die Menschen ihren Platz und ihre Bestimmung erkennen, erst wenn sie das Gesetz der Wiederverkörperung und das Karmagesetz anerkennen, erst wenn sie die Abhängigkeit alles Seienden und die entsprechende große Verantwortung des Menschen erkennen, die überirdischen Welten und die Hierarchie des Lichts anerkennen und wahrnehmen, den Gedanken als Hauptantriebskraft erkennen, der geistigen Synthese im Staatsleben den Vorrang geben: dann werden Frieden, Freiheit und Glückseligkeit des Menschen und der große Dienst am Allgemeinwohl nicht mehr in den Bereich des Abstrakten verbannt sein. Aber der Geist des Menschen wird so lange nicht aufschreien und sich nicht an die Höchste Führung wenden, solange er nicht das ganze schreckliche Elend und die durch seinen eigenen Wahnsinn verursachten Kataklysmen durchschritten hat. Wahrlich, in diesem Wahnsinn schrecklicher Uneinigkeit und Unduldsamkeit, in dieser Weigerung, die neue höhere Energie anzunehmen, welche die ganze Welt zur nächsten Evolutionsstufe lenkt, ist der kosmische Grund und der Sinn allen Unheils zu suchen, das unseren unglückseligen Planeten periodisch heimsucht.
Wollen wir hoffen, daß die kommende Epoche mit ihren kosmischen Strahlen besonderer Zusammensetzung zu neuem Erwachen des Bewußtseins führt und die neue Generation das ganze Verbrechen der Anstifter der Selbstvernichtung erkennt, nicht allein der Selbstvernichtung durch Kanonen und Gase, sondern hauptsächlich durch Uneinigkeit und unzulässig böse und vernichtende Gedankensendungen. In der Tat, es werden mehr Morde durch unheilvolle Gedankenübertragung verübt als durch Kanonen. Aber auch diese Wahrheit ist der Menschheit noch unzugänglich.
Es scheint mir, daß ich die meisten Ihrer Fragen beantwortet habe. Ihre Antworten und Einwände sind richtig. Wenn Sie erst mit der LEHRE näher vertraut sind, werden Sie auf alle Fragen selbst die Antwort finden, vor allem deshalb, weil die Argumente der meisten Verneiner ziemlich die gleichen sind.
Zum Abschluß möchte ich Ihnen sagen, werben Sie keine Anhänger, locken Sie niemanden herbei, doch seien Sie zu allen aufrichtig Suchenden freundlich. Jedes Aufdrängen kann den größten Schaden anrichten.
Ich kann völlig verstehen, daß das Buch Die Grundlagen einer Neuen Weltanschauung nicht jedermanns Geschmack ist. Vielen ist es unangenehm, wenn ihnen jemand auf die Zehen steigt.
Ich will meinen ausführlichen Brief mit dem Wunsche beenden, daß Sie siegreich und mutig durchs Leben schreiten mögen, denn durch die Anwendung der Prinzipien der LEHRE wird im Alltag vieles erleichtert.
9. August 1937
Mit großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz Die Frau in der Neuen Epoche gelesen. Ich befürworte Ihre Idee, auf das Verhalten der großen Religionsstifter sowie der philosophischen Schulen der Geschichte in dieser Frage hinzuweisen sowie darauf, daß mit dem Verfall der Kultur diese Überlieferungen immer mehr und mehr entstellt wurden. Gewiß, das ist ein sehr edler Gedanke, und diesem geschichtlichen Rückblick sollten einige Seiten gewidmet werden. Ich würde Ihnen jedoch nicht raten, Ihren Ansichten das Werk Schurés zugrunde zu legen. Dieser Verfasser schreibt viele rührende Seiten, versteht es auch, in die große Wahrheit Einblick zu gewähren, aber seine Phantasie trägt ihn weit hinaus über die Grenzen historischer Glaubwürdigkeit. Seine Werke kann man in die gleichen Rhapsodien eines St. Yves dAlveidre einreihen. Fabre dOlivier, den Schuré oft zitiert, litt ebenfalls unter übertriebener Vorstellung auf Kosten geschichtlicher Wahrheit.
Sie fragen nach den Druiden. Die Druiden waren die Freimaurer des grauen Altertums. Die authentische Mitteilung über diese erhabene Lehre, die wir bei den griechischen Klassikern finden, wird mehr und mehr evident, wenn wir uns gründlich mit den ältesten Epochen befassen, mit anderen Worten, je älter die Aussagen, um so näher der Wahrheit. An der Spitze der Druiden stand eine Frau, sie trug den Titel Mutter der Druiden.
Die Mitteilung von Schuré über Râma, den Held der indischen epischen Dichtung des Râmâyana, ist völlig widersprüchlich. Râma war ein reiner Eingeborener des alten Âryâvarta; er war der König von Ayodhyâ und hat Indien niemals verlassen. Lange vor Râma kamen über Afghanistan aus den Steppen Zentralasiens die Indo-Arier und ließen sich in den Tälern Indiens nieder. So war Râma kein Druide und hatte auch nicht die geringste Beziehung zu den Kelten.
Ebenfalls unrichtig ist die Behauptung, daß Krishna den Brahmanismus bejahte. Alle Großen Lehrer gehörten der Kshatriya-Kaste an, die im Altertum als die höchste galt. Es gibt viele Überlieferungen, nach denen die Brahminen von den Kshatriyas lernten und nicht umgekehrt. Erst mit dem Verfall des hohen und heroischen Geistes der Völker, die das alte Âryâvarta bewohnten, rissen die Brahminen die Macht an sich. Diese Aneignung der Vorherrschaft war und ist für Indien sehr schmerzlich.
Darüber hinaus war Krishna von königlicher Geburt, er war selbst ein König und seine ganze Lehre ist von edlem, mutigem Geist erfüllt, die sogar in der Form eines sehr schönen Poems gipfelt, gewidmet der großen Schlacht auf dem Schlachtfeld Kuruskhetra. Alle Legenden über Krishna den Kuhhirten, der in Gesellschaft von Kuhhirten und Milchmädchen seine Zeit mit Tanz und Flötenspiel zubrachte, sind eine spätere Entwicklung der Volksphantasie, die unter den Drawidenstämmen ihren Ursprung nahm. Die Drawiden gehören der vierten Rasse an, und in der heiligen Lehre gibt es Hinweise, daß die Basken Abkömmlinge nach Europa ausgewanderter Drawiden sind. Auch die Zigeuner können Indien als ihre Heimat ansehen, von wo sie vertrieben wurden.
Râma, der Arier, kämpfte mit den Nachkommen der Atlantier von der Insel Lanka, und seine Verbündeten waren die kriegerischen Drawidenstämme, unter denen sich eine strenge Verehrung der Affen breitmachte. Diese Verehrung war ein Relikt des alten Wissens über die Abstammung des anthropomorphen Affen vom Menschen. So war dieses Wissen in Volkslegenden mit Phantasie verwoben, und Hanuman, der Führer der Drawiden, nahm das Äußere eines Affen an.
Die Bücher von Schuré können viele Bewußtseine stimulieren, aber man muß die nötige Unterscheidungskraft aufbringen und die Ausschmückungen durch menschliche Phantasie, die an die Schönheit der Wirklichkeit nicht heranreichen, eliminieren. Auch Moses war kein Ägypter, sondern Jude; er konnte der Frau gegenüber nicht feindlich eingestellt sein, denn er war ein Eingeweihter. Nehmen Sie Ihre Aussprüche über Pythagoras in Ihr Buch mit hinein.
Ihrer Behauptung, daß die hohe Lebenskenntnis von dem männlichen Prinzip ausging, pflichte ich jedoch nicht bei. Die Lebenstragödie berührt die Frau mehr als den Mann, und wir wissen, daß das Leid ein großer Lehrmeister ist. Verniedlichen wir auch die Fähigkeiten und Talente der Frau nicht. Man ermögliche ihr eine gründliche Bildung und lasse sie am Lebensaufbau teilhaben, und sie wird dem stärkeren Geschlecht in keiner Weise nachstehen. Der Definition eines bestimmten Denkers gemäß besteht Genius zu einem Drittel aus Fähigkeit und zu zwei Dritteln aus harter und systematischer Arbeit. Die Wunder eines Genius sind größtenteils die Wunder der Arbeit, aber was in den Augen gewöhnlicher Menschen harte Arbeit ist, bedeutet für den Genius Freude! Wo immer die Bedingungen für solche Arbeit günstig waren, blieb die Frau im Vergleich zum stärkeren Geschlecht in ihren Errungenschaften nicht zurück. Und jetzt haben außenstehende Wissenschaftler entschieden festgestellt, daß es keinen Beweis dafür gibt, daß sie, in welchen intellektuellen Fähigkeiten auch immer, hinter denen des Mannes zurückstände. Logisch gesprochen, muß es so sein, denn der Geist ist geschlechtlos, das Geschlecht gehört in den Bereich der Formen. Daher ist jedwede Herabsetzung des einen Geschlechts ein Zeichen von Unwissenheit. Allen jenen Spöttern wollen wir die Antwort Buddhas an eine seiner Schülerinnen entgegenhalten. Sie fragte den Gesegneten, wie sie in dem beschränkten Geist einer Frau den Zustand Nirwana erreichen könnte, der für den Weisen schwer zu erreichen wäre. Er antwortete: Wenn das Herz ruhig ist, wenn das Bewußtsein sich entfaltet, dann wird Wahrheit verspürt. Doch wenn jemand denkt, ich bin eine Frau oder ich bin ein Mann, oder ich bin dies oder jenes, dann wird er Mara anheimfallen. Die Tore der Unsterblichkeit stehen allen Wesen offen. Wer Ohren hat, möge sich nähern, laßt ihn der Lehre lauschen und Glauben haben.
Der weibliche Organismus ist an sich eine Synthese, und so besitzt die Frau alle kosmischen Energien sowie schöpferische Energie in höherem Maße. Es ist daher unrichtig, zu meinen, daß der Frau die selbständige schöpferische Kraft ermangele; für die Entwicklung aller Fähigkeiten sind jedoch ständige Praxis sowie geeignete Umstände vonnöten. Übrigens sind Flüge zu den fernen Welten das Hoheitsrecht der Frau. Vielleicht haben deshalb gegenwärtig so viele Frauen Interesse an der Luftfahrt.
Auf allen Wissensgebieten: in der Kunst, in der Sozialarbeit, in Regierungen hat die Frau bewiesen, daß sie imstande ist, den höchsten Rang zu erklimmen, wenn die Umstände günstig waren. Unter den von Ihnen genannten Frauen müßte auch das mathematische Genie Sophie Kowalewsky, deren Bildnis mir sehr nahesteht, mit einbezogen werden. Die Pariser Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin in einem Wettbewerb, an dem alle bedeutenden Mathematiker teilnahmen. Die ihr gestellte Aufgabe war: In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen.
Dieselbe Aufgabe ist von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Mme. Kowalewsky war so beachtlich, daß als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste für die Wissenschaft der Wert des Preises verdoppelt wurde. Sophie Kowalewsky starb 1891 im Alter von 41 Jahren auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in ihrem eigenen Lande Rußland wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt. Vergessen wir nicht, welche Schwierigkeiten sie in diesem Zusammenhang zu überwinden hatte. Zu jener Zeit waren die öffentlichen Vorlesungen an Universitäten für Frauen noch nicht zugänglich, was Sophie Kowalewsky bewog, nach Heidelberg zu gehen und unter den lokalen mathematischen Berühmtheiten privat zu studieren. 1874 verlieh ihr die Universität in Göttingen den Doktorgrad in absentia als Anerkennung für ihre drei eingesandten Dissertationen; eine davon über die Theorie der Teil-Differentialgleichungen gilt als eine ihrer bedeutendsten Arbeiten. Die Kowalewsky war nicht nur eine überragende Mathematikerin, sondern sie betätigte sich auch schriftstellerisch. Ihre Romane: <>Die Nihilistin Vera Vorontzoff, Die Schwestern Rajevski sowie ihre Autobiographie (leider unvollendet) zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.
Vergessen wir auch einen anderen Genius nicht H. P. Blavatsky, die noch immer nicht anerkannt wird. Auch Marie Sklodowska Curie, deren Tochter (Irene Joliot-Curie, 18971956) die Forschungen ihrer Mutter fortsetzte und bemerkenswerte Ergebnisse erzielte. Und die vielen anderen begabten Frauen Schauspielerinnen, Malerinnen, Dichterinnen aller Nationalitäten! So viele weise Führer, Krieger und große Heilige gibt es unter den Frauen! Das Bildnis der Heiligen Therese aus Spanien gleicht in vielem dem des Heiligen Franz von Assisi. Denken wir auch an die Zeit in der Antike, in der es, dessenungeachtet, daß männlicher Egoismus die Errungenschaften der Frauen immer zu unterdrücken suchte, immer einige erleuchtete Gemüter gab, sie sich dieser schmachvollen Schwäche nicht fügten. Auch an das verleugnete Bildnis der Aspasia sollte man erinnern. Sokrates pflegte sie als seine Lehrerin zu bezeichnen, und der große Plato gedachte ihrer ehrerbietig in seinen Schriften. Auch die ägyptische Königin Hatschepsut überragte durch ihre vielen nützlichen Reformen viele Pharaone. Und sie war es, die dem durch seine weise Regentschaft später siegreichen Tethmosis III. den Weg bahnte.
Der Heiligen Lehre gemäß begann der Niedergang der Menschheit mit der Erniedrigung des weiblichen Prinzips. Daher muß die Frau mit Beginn der Epoche der MUTTER DER WELT erkennen, daß sie alle Kräfte in sich birgt, die durch Zeitalter währende Hypnose ihrer willkürlichen Unterjochung und geistigen Unterlegenheit abzustreifen und sich eine vielseitige Bildung anzueignen, um gemeinsam mit dem Mann eine neue und bessere Welt zu schaffen. Fürwahr, es ist unerläßlich, daß die Frau selbst die unwürdige und äußerst unwissende Behauptung über ihre passive Empfänglichkeit und somit Unfähigkeit, selbständig zu schaffen, widerlegt. Im gesamten Kosmos gibt es kein passives Element. In der Kette der Schöpfung ist jede Erscheinung zweckentsprechend relativ passiv oder aktiv gebend oder empfangend. Der Kosmos bestätigt die Größe des schöpferischen Prinzips der Frau. Die Frau ist die Verkörperung der Natur, und nicht der Mensch lehrt die Natur, sondern die Natur lehrt den Menschen. So mögen alle Frauen die Erhabenheit ihres Ursprungs erkennen und nach Wissen bestrebt sein. Wo Wissen ist, da gibt es Macht. Alte Legenden schrieben der Frau die Rolle der Hüterin heiligen Wissens zu. Möge sie daher auch jetzt an ihre geschmähte Stammutter EVA denken und wieder der Stimme der Eingebung lauschen, nicht nur um den Apfel zu pflücken, sondern sie möge so viele Bäume wie möglich pflanzen, die diese Früchte der Erkenntnis von Gut und Böse tragen. Und wie sie früher ADAM seiner stumpfen, sinnlosen Seligkeit entledigte, so möge sie ihn jetzt zur weiteren Schau bewegen und in die majestätische Schlacht mit dem Chaos der Unwissenheit für ihre göttlichen Rechte führen.
Ich beschließe diesen Brief und möchte noch hinzufügen, daß die Frauen ohne Verzögerung damit beginnen müssen, sich auf allen Gebieten zu vervollkommnen, was mit einer flüchtigen Bemerkung nicht abgetan ist. Vor allem wir Frauen haben soviel auszuhalten. Wollen wir darum vor allem Sinn für eigene Würde entwickeln und uns mutig auf eigene Kraft und eigenes Wissen stützen, um für den großen Aufbau des Allgemeinwohls einzutreten und dafür die Verantwortung zu übernehmen.
16. August 1937
So oft wir an unsere Vergangenheit denken, fühlen wir uns beschämt und traurig, weil uns die täglichen Sorgen des Lebens bedrückten und wir sie als unangenehm empfanden. Auf dem erwählten Pfad sollten unsere Herzen so gefestigt sein, daß uns Schwankungen in unserer Umgebung nicht aus der Fassung bringen können. Das bedeutet allerdings nicht, gleichgültig zu werden, sondern den Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit zu verlegen. Wer den großen Dienst an der Gemeinschaft auf sich genommen hat, muß sich mit ganzem Herzen diesem hauptsächlichen Streben unterordnen. Wahrlich, der Pfad des Herzens ist leicht, wenn dem silbernen Faden entlang unaufhörlich der Strom des Mutes und der Freude fließt. Allein im Herzen dieser Sonne der Sonnen ruhen unsere Errungenschaften und unsere ganze Glückseligkeit. Die durch Entflammung der Feuer des Herzens erlebte Glückseligkeit übersteigt die Erleuchtung, die das Erwachen des Kundalini auslöst. Alle Autoritäten des Yoga bestätigen, daß das Entfachen des Herzfeuers die schwierigste Errungenschaft ist, weil dafür das Herz vorher von allen belastenden Gedanken geläutert werden muß. Raten Sie jedem, das Leben seines Herzens zu überwachen. Möge es keine schlechten Gedanken zulassen. Ein schlechter Gedanke kann die Mühen vieler Jahre zunichte machen.
Derzeit richten wir unsere Gedanken auf den bevorstehenden Kongreß. Möge hier der erste Grundstein der Einheit für künftige Verbindungen und weitere kulturelle Projekte gelegt werden. Das Höchste und Würdigste verwirklicht sich dort, wo die Grundlagen der Lehre des Lebens, der Kultur und der Schönheit gelegt werden.
Je größer der Mensch, um so stärker fühlt er sich zur Erleuchtung hingezogen. Niedrige Bewußtseine haben keinen Weitblick, und es ist kaum möglich, sie zu bewegen, ihren Käfig zu verlassen. Es ist kläglich, wenn Menschen mit niederem Bewußtsein wichtige Stellungen einnehmen. Diese niederen Bewußtseine können in zwei Typen unterteilt werden. Die einen sind stets ängstlich darauf bedacht, nichts an Würde einzubüßen und lehnen daher alles ab, was sie nicht begreifen können; die anderen, unfähig sich im Bewußtsein über den Durchschnitt zu erheben, stellen sich alles in entsprechend verringertem Maße vor. Der Nutzen solchen Handelns kann aus einfachen Beispielen ersehen werden. Um den Strom zu überqueren und an einem bestimmten Platz vor Anker zu gehen, wird jeder erfahrene Steuermann raten, das Ruder höher stromaufwärts anzulegen, da man sonst rücksichtslos hinuntergetragen wird. So wird auch in der Lehre darauf verwiesen, immer so hoch wie möglich zu streben. Die Spirale des Strebens wird unvermeidlich sinken, doch je höher gestrebt wird, um so höher wird der nächste Startpunkt liegen. Ein niederes Bewußtsein startet immer von unten her, das erweiterte Bewußtsein dagegen startet von oben. Ich möchte einen Paragraphen aus dem Buch Bruderschaft zitieren: Der Gedanke, eine Offenbarung von unten oder von oben her zu erkennen, ist richtig. Erkenntnis wird gewöhnlich mit dem Wachstum des Bewußtseins erworben. Mühsam erklimmt der Mensch den Gipfel des Berges. Vorerst erscheinen ihm viele Begriffe schwer zu sein und er beginnt, sie zu meiden. Ein anderes Mittel der Erkenntnis jedoch ist, daß der Mensch sein Bewußtsein heroisch erhebt und die Erscheinungen von oben her betrachtet. So wird seinem Bewußtsein die schwierigste Erscheinung übertragen und er wird leicht begreifen. Das zweite Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und anfeuernde Maßnahmen erweckt er das Bewußtsein und führt es nach oben, damit es die schwierigen Erscheinungen leicht wahrzunehmen vermag. Das heißt, daß es vor allem in der Zeit des Druckes und der Anhäufung der Bewußtseinserhebung bedarf. Diese sollte in jeder Denkschule, als der Pfad der Bruderschaft, bekannt und geübt werden.
Ein weiterer für die Kenntnis der Schüler sehr nützlicher Paragraph: Je stärker das Licht, um so stärker die Finsternis. Auch dieser Ausspruch wird nicht verstanden, wohingegen man ihn einfach annehmen muß. Man sollte nicht meinen, daß Finsternis aus dem Licht hervortritt. Licht enthüllt die Finsternis und zerstreut sie nachher. Auch der Lichtträger nimmt die finsteren Schatten wahr, die beim Nahen des Lichts schwinden. Die Furchtsamen meinen, Finsternis würde sie überfallen. So denken die Furchtsamen und in ihren Händen bebt das Licht; und dieses Beben der Furcht entstellt die Schatten zu Fratzen. Furcht ist in allem ein schlechter Begleiter.
Die Neophyten der Bruderschaft werden auf Furcht hin geprüft. Der Geprüfte wird in eine völlig hoffnungslose Lage versetzt und muß selbst die Lösung finden, sich daraus zu befreien. Sehr wenige werden denken, daß sie nichts zu fürchten haben, da die Bruderschaft hinter ihnen steht. Und gerade diese Prämisse befreit von Furcht und führt zu einem freien, nützlichen Entschluß. Aber oft wird der Mensch, bevor er an die Bruderschaft denkt, bedrängt, gereizt und von Imperil erfüllt. Ist jemand von diesem Gift durchdrungen, so wird sein Flehen vergeblich sein. Das Licht der Wahrheit ist das Licht des Mutes, das Licht der Hingabe mit diesen Worten beginnen die Statuten der Bruderschaft.
Manche werden euch sagen: Wir sind bereit, die Grundlagen der Bruderschaft zu begreifen; wir sind zur Zusammenarbeit bereit; jedoch sind wir von solch unduldsamen Verhältnissen umgeben, daß wir größere Bereitschaft nicht bekunden können. Kann es wirklich Umstände geben, die es nicht zulassen, das in die Praxis umzusetzen, wozu das Herz bereit ist? Doch Wir wollen harmlos Schaffende nicht in Gefahr bringen; sie mögen ihre Fähigkeiten unter anderen Voraussetzungen einsetzen. Mögen sie die Bruderschaft vorerst in Gedanken errichten. Auf diese Weise können sie den umgebenden Raum säubern, und solche Gedanken werden heilsam sein. Doch dürfen sie nicht dem Eigendünkel anheimfallen, daß es genüge, gedanklich aufzubauen. Nein, der Wanderer bestätigt eine Errungenschaft mittels menschlicher Hände und Füße. Im gleichen Maß, wie wir um die Überlasteten besorgt sind, warnen wir sie vor ungebührlicher Furcht. Es kann keine Erkenntnis der Bruderschaft geben, wenn der Geist von Furcht befallen ist. Durch Furcht kann die engste Annäherung an die Bruderschaft verfinstert werden. Vergessen wir nicht, daß die Menschen gewohnt sind, sich jederzeit vor allem zu fürchten.
* * *
Nun zu Ihren Fragen. Ich entsinne mich, daß ich in meinem früheren Brief bereits über die psychische Energie geschrieben habe. Sie ist die Urenergie, daher schließt sie alle anderen Energien, die nur ihre Differenzierungen sind, mit ein.
1. Prana ist ebenfalls psychische Energie in ihrer Eigenschaft als Lebenskraft, die überall verstreut ist und vom Menschen hauptsächlich durchs Atmen aufgenommen wird.
2. Kundalini ist die gleiche Energie, die durch bestimmte Zentren wirkt, den Menschen von der Erde trennt und ihm ein Gefühl überirdischer Seligkeit vermittelt.
3. Fohat oder kosmische Elektrizität ist die Grundlage aller elektrizitätserzeugenden Erscheinungen, und unter ihnen ist der Gedanke die höchste Eigenschaft dieser Energie.
4. Tushita ist dasselbe wie Deva-loka oder die himmlische Wohnstätte der Götter (Höchster Geistwesen) in der Feurigen Welt.
5. Levitation kann durch die Störung des Gleichgewichts in der Polarität des Magnetismus erklärt werden, wenn der negative Pol stärker wirkt.
6. Und Der zeitlos wirkende Geist kann die vierzehnte Gradation des Gehörsinns erreichen bedeutet, den höchstverfeinerten Grad in der Gradation der Töne, für unser derzeitiges physisches Gehör fast unerreichbar. Es kann jedoch sogar vierundzwanzig solcher Abstufungen geben. So sind die Ohren der Inder für eine weit größere Tonskala aufnahmefähig als die Ohren der Europäer.
7. Das Mondleben muß ausgelebt werden
Damit ist das halbbewußte Leben gemeint, das die meisten Menschen führen. Bis auf einige Ausnahmen kam die Menschheit vom Mond auf unseren Planeten; und jetzt ist es für die Menschen an der Zeit, ihre Evolution zu beschleunigen, aber leider haben sich bislang die meisten vom Mondzustand nicht weit entfernt.
8. Ein Lächeln für Meine Feinde wird sich in eine Grimasse verwandeln
Es gibt keinen Zweifel darüber, daß, wer immer den Feinden des Großen Lehrers zulächelt, sei es aus Furcht oder des Vorteils willen, sich selbst verdammt, weil solch ein Lächeln sich leicht in eine Grimasse des Schreckens verwandeln kann.
9. Dgul Nor ist ein echter mongolisch-tibetischer Name.
10. Es gibt verschiedene Grade von Trunksucht, und wenn jemand über hinreichende hypnotische Kraft verfügt, so ist er unzweifelhaft imstande, bestimmte Stadien dieser Krankheit zu heilen. Alles hängt vom Zustand des Organismus des kranken Menschen oder von der Verfassung des Besessenen ab. Die hypnotische Behandlung sollte längere Zeit durchgeführt werden.
Zum Schluß möchte ich noch einiges über psychische Energie sagen. Psychische Energie ist alles. Psychische Energie liegt als uranfängliche Energie der offenbaren Welt zugrunde. Psychische Energie prägt die Bilder auf die plastische Substanz ein. Psychische Energie ist Fohat, ist Heiliger Geist, ist Liebe und Streben. Psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen. Psychische Energie ist das große AUM. Das Ergebnis eines ständigen Strebens zum Licht wird in all seinen Erscheinungen im Wachstum und der Entfaltung dieser Energie offenbar. Das Streben nach Vervollkommnung der Fähigkeiten ist immer und in allem der kürzeste Weg zur Entwicklung und Verfeinerung der psychischen Energie.
19. August 1937
Ja, es ist traurig zu beobachten, wie die Menschen das Wertvollste, nämlich die Zeit, vergeuden, indem sie ständig nur auf einem Fleck treten oder in einem Siebe Wasser tragen. Mir gefällt der Ausspruch Peter des Großen Zeitvergeuden kommt dem Tode gleich. In der Tat, der Mangel an selbständigem Handeln ist für viele der Stein des Anstoßes. Es ist ein seltsames Paradoxon obwohl sie in allem Weisungen erhoffen, lehnen sie sich dennoch oftmals gegen das hierarchische Prinzip auf. Die Schwierigkeit liegt also in der Tatsache, daß jedwede Gewalt zwecklos ist, weil das Dauerhafte und Wertvolle allein aus dem Bewußtsein und dem Herzen geboren wird. Man muß die Menschen, soweit es ihnen von Nutzen ist, vorsichtig zur Erkenntnis lenken. Das erfordert allerdings manchmal soviel Zeit und Geduld, daß man überlegen muß, ob die betreffende Person solch kostbare Kraftabgabe verdient.
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Kenntnis in der Astrologie ist sicherlich von Nutzen, jedoch beim Auslegen eines Horoskops sollte man immer ins Auge fassen, daß in allem der freie Wille des Menschen der mächtigste Faktor ist, der viele Zeichen verändern kann. Darüber hinaus können sich die schwierigsten Zeichen als für den Erfolg förderlich erweisen. Einem wird es gelingen, aus kleinen Zeichen einen großen Aufbau zu schaffen, ein anderer wird aus den besten Möglichkeiten nur einen Käfig machen. Fast immer haben große Geister ein schwieriges Horoskop. Die Wissenschaft der Astrologie ist sehr komplex. Wer sie studiert und vor allem die Zeichen auszulegen versteht, muß über Aufspeicherung von psychischer Energie verfügen. Der wichtigste Schlüssel zur Astrologie ist der westlichen Welt verlorengegangen. Darüber hinaus beherrschte ein gelehrter Astrologe in früheren Zeiten auch die Handlesekunst, und oft konnte er sogar aus der Aura des Menschen lesen. Nur solch zusammenfassendes Wissen ermöglicht eine genaue Deutung des Charakters und seine Bestimmung. Über allem jedoch steht das geheime Wissen der Astrologie, das den gewöhnlichen Sterblichen unzugänglich ist; die Großen Lehrer der Menschheit verfügen über dieses Wissen.
Ihr Horoskop überrascht mich nicht, denn woher sonst käme diese Verfeinerung der Gefühle? Für Menschen mit verfeinerten Gefühlen ist das irdische Leben schwer, andererseits jedoch können sie Flüge und Erhebungen des Geistes erleben, an die die meisten Erdbewohner kaum zu denken wagen. Ich liebe den Vergleich, der oft in den buddhistischen Schriften aufscheint: Auf der Handfläche wird ein Flaum von Wolle kaum gespürt, im Auge jedoch verursacht er Schmerzen. Die Handfläche kann mit einem groben, unwissenden Menschen verglichen werden, das Auge mit einem feinsinnigen Weisen.
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Eine nutzvolle Aufgabe wäre es, aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK alles, was über Zweifel diese schreckliche Viper gesagt wurde, niederzuschreiben und diese Hinweise öfter in den Studiengruppen vorzulesen. In der Tat, es gibt kaum jemanden, der diese schreckliche Heimsuchung nicht mit seiner ganzen Kraft verjagen möchte.
Alle großen Menschen waren nicht zuletzt deshalb groß, weil sie nicht zweifelten. Frei von Zweifel zu sein, bedeutet der geöffnete Sesam für alle Errungenschaften. Beachten Sie vor allem die Zweifler. Man sollte nicht zulassen, daß sich diese Zerstörer und Vergifter der Atmosphäre überall einwurzeln. Sie haben vielleicht bemerkt, welch gesundes Gefühl man hat, wie leicht man atmet, welche freudvolle Schaffenskraft es trotz der vielen Lebensschwierigkeiten verleiht, wenn man von Menschen großen Glaubens und Wissens umgeben ist und vom Vorhandensein des Bollwerks des Wissens und der Liebe sowie dauernder Fürsorge, welche die Großen Lehrer auf alle Mitarbeiter des Guten ausgießen. Diese Hilfe und Fürsorge sind von Weisheit und Zweckmäßigkeit erfüllt, wenngleich sie nicht immer unseren ziemlich kurzsichtigen Erwartungen und Hoffnungen entsprechen. Das Herz jedoch, das mit diesem Bollwerk verbunden ist, wird über alle Gefahren hinweg die unaussprechliche Freude dieses Gefühlswissens bringen, die Zeitalter hindurch nicht vergessen werden kann.
Und nun zu Ihren Fragen:
1. Im Buch HIERARCHIE, § 247, wird von dem Manwantara der sechsten Rasse gesprochen. Ihre Auswahl hat bereits begonnen.
2. Aus dem eigentlichen Sinn des Wortes Manu geht klar hervor, daß die Große Individualität, die diesen Namen trägt, dem Begriff Weltlehrer oder Lehrer der Lehrer nahesteht. Wer sonst als der Manu trifft den Grundton oder gestaltet seine eigene Vibration, die in der vorbestimmten Runde ertönen muß? Wer bringt die erste Verkündigung? Wahrlich, der Manu, der sich am Ende einer alten und zu Beginn einer neuen Rasse offenbart.
Eine Planetenrunde umfaßt die Geburt und das Ende aller sieben Rassen. Sie steht während ihrer ganzen Dauer unter der Regentschaft ein und derselben Individualität. Deshalb heißt es in der Geheimlehre, daß Lord Maitreya in der sechsten und in der siebenten Rasse erscheinen wird.
3. Gewiß, es gibt Äonen verschiedener Dauer. Kennt man den esoterischen Schlüssel, so kann man auch aus der entstellten Bibelübersetzung viele Übereinstimmungen aus den alten Lehren entnehmen.
4. So kann sich die Schilderung der Gemeinschaft am Berg Zion auf die Wohnstätte der Großen Bruderschaft in der Feinstofflichen Welt beziehen. Im Buch Bruderschaft heißt es: Wir verfügen in der Feinstofflichen Welt über ganze Bollwerke. Ihr kennt bereits ihre Namen, ihr habt vom wunderbaren Baum und dem durch Gedanken geschaffenen Aufbau gehört. Man sollte sich dieser Umstände mit voller Klarheit bewußt werden, um den Weg nach Dokyood einzuschlagen. Gedanken frei von Zweifel führen zu Unseren überirdischen Wohnstätten. Der Ashram im Himalaja ist mit den Bewohnern der Feinstofflichen Welt in ständiger Verbindung, und die irdische Schlacht dröhnt unter dem gleichen Donner in der Feinstofflichen Welt. Die Menschen wollen diese Wechselbeziehung nicht verstehen und betrachten daher das Harmagedon allein als irdischen Konflikt von Völkern. Das wichtigste Gebiet des Harmagedon wird nicht wahrgenommen. Wie aber könnte man an etwas teilhaben, wenn man nur einen geringen Teil des Geschehens kennt? Wir bestätigen, daß eine weit gewaltigere Schlacht als auf der Erde in der Feinstofflichen Welt tobt. Wahrlich, ein Großteil der räumlichen Schlacht widerhallt auf der Erde. Die Erde versucht oft, die Menschen vor der ernsten Gefahr zu warnen, doch vergeblich.
5. Tushita ist ebenfalls ein Bollwerk der Bruderschaft in den Bereichen der Feinstofflichen Welt. Es ist richtig, in allen Religionen eine gewisse Gemeinsamkeit zu finden.
Im allgemeinen habe ich nichts gegen die Bücher von Kryjanowsky, St. Yves dAlveidre, Schuré oder ähnliche Schriften. Viele Gemüter brauchen zur Inspiration das anreizende phantastische Subjekt. Solche Bewußtseine sollte man nicht herabsetzen. Sie können sich mit dem grauen Alltag nicht zufriedengeben und fühlen instinktiv, daß irgendwo eine andere, schöne Realität besteht. Darum werden sie von allem Ungewöhnlichen angezogen. Und sie haben recht, denn es gibt diese Realität, die jede menschliche Vorstellung übersteigt. Diese Wirklichkeit steht unserem beschränkten irdischen Begriffsvermögen so fern, daß keine Phantasie sie voll erfassen kann. Wir sollten aber im Suchen nach dem Ungewöhnlichen und Phantastischen nicht das Gleichgewicht von Verstand und Herz verlieren. Wir müssen uns fest auf der Grundlage wahrer Schönheit bewähren. Die Schwierigkeit jedoch besteht darin, daß noch die meisten Menschen Schönheit mit Pomp und Flitter von Luxus sowie schrecklicher Plattheit und Denkarmut verbinden.
Alles, was Sie über das rege Bewußtsein, über Herzensfreude berichten, ist mir teuer. Es ist mir auch bekannt, daß man mit vielen wie mit einem Glasgefäß umgehen muß und manchmal auch wie mit Sprengstoff. Solche Beispiele sind uns von unserem Lebensweg her bekannt. Es war oftmals traurig, bemerken zu müssen, wie ausgezeichnete Fähigkeiten sich aus dynamischem Eigensinn, Empfindlichkeit oder Eifersucht und verwandten Eigenschaften, die unvermeidlich mit Argwohn verbunden sind, nicht richtig entfalten konnten. Ein solches Herz ist abgeschlossen in totaler Einsamkeit, und da es keine Nahrung erhält, vertrocknet es.
2. September 1937
Ich bin gegen das Verbreiten persönlicher Erfahrungen; hauptsächlich deshalb, weil dadurch ein scheinbar fertiges Programm, gleichsam eine Leinwand zum Besticken eines bestimmten Musters, geboten wird. Nachdem man solche eindrucksvollen Schilderungen von Psychikern gelesen hat, beginnt man auf einmal, ähnliche Erscheinungen zu sehen und zu spüren. Der Wert liegt jedoch gerade darin, seine eigenen feurigen Erscheinungen selbst zu beobachten, denn diese Erscheinungen dürfen nicht erzwungen werden; darüber hinaus sind sie ganz individuell. Deshalb ist es so wichtig für ernsthafte Forscher die eigenen Beobachtungen niederzuschreiben.
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Die Frage Wie kann sich ein unvollkommenes menschliches Wesen der Lehre nähern? kann mit einer Gegenfrage beantwortet werden: Wo gibt es vollkommene Menschen? Außerdem unterscheidet sich das Kriterium der Großen Lehrer beträchtlich von dem der irdischen. Oft zeigt sich der Mensch nach außen hin weit besser, als sein Inneres ist, doch der Lehrer betrachtet gerade den inneren Menschen. Überhaupt ist es nicht unsere Aufgabe, Engel zu schaffen; mit dieser Aufgabe möge sich die Kirche befassen! Übrigens bewies die Kirche in den Jahrtausenden ihres Bestehens und in ihrer weltweiten Ausbreitung und Herrschaft darin einen offensichtlichen Mangel das Ergebnis spricht für sich! Unsere Aufgabe ist eine weit bescheidenere. Wir wollen einfach helfen, das Bewußtsein jener, die zu uns kommen, wenigstens etwas zu erweitern, damit sie auf viele Lebensfragen eine Antwort finden eine Antwort, die die Kirche nicht geben kann. Die BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS geben in ihrer kosmischen Gedankenspanne wirklich auf alle Fragen Antwort. Wir suchen daher keine Engel, sondern befassen uns mit Menschen.
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Die größten Geheimnisse können nicht in menschliche Worte gekleidet werden. Die Größe und Schönheit der Unbegrenztheit können nicht in unsere beschränkten Vorstellungen oder in unsere Terminologie verpackt werden. Sie müssen im Bereich des Unaussprechlichen bleiben. Ich entsinne mich, als ich noch in Rußland war, fragten wir den Dichter Blok, warum er die religiös-philosophischen Zusammenkünfte nicht öfter besuchte. Er antwortete: Weil man hier vom Unaussprechlichen spricht! So möge Ihr Feingefühl Ihnen eingeben, wo die fließenden Übergänge zwischen menschlichen Auslegungen und dem Unaussprechlichen liegen.
Im ewigen Strudel des Lebens wird im Zuge des Evolutionsprozesses die große Bestimmung des Menschen, das Gleichgewicht im kosmischen Leben aufrechtzuerhalten, immer deutlicher erkennbar. Die Welten entstehen und zerfallen, der Mensch hingegen, nachdem er seine gesamten Gefühle in das Feuer des Geistes umgewandelt hat, wandelt sich bis zum Übermenschen, nimmt seinen Platz unter den Höchsten Geistern ein und lebt so ewig. Die Höchsten Geister sind die Mitarbeiter des GROSSEN ARCHITEKTEN und der MUTTER NATUR sie sind die Erbauer der Welten und die Führer der Völker.
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Im Osten weiß man vieles über die Zentren; den Europäern ist wirklich nur ein kleiner Teil dieses Wissens zugänglich teils deshalb, weil die Sprache schwer zu erlernen ist, doch hauptsächlich wegen der Heiligkeit dieses Wissens.
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Der feinstoffliche Körper ist tatsächlich größer als der physische; nichtsdestoweniger ist es unrichtig anzunehmen, er könnte im physischen Körper nicht untergebracht werden. Er wird nur größer, wenn er austritt. Die physische Hülle enthält alle Körper. Alle Abbildungen des Menschen mit dem Lotos auf dem Scheitel sind nur bildlich aufzufassen, genauso wie die Benennung der Zentren. Die Anzahl der Lotosblätter entspricht den Verzweigungen der Nervenzentren.
Alle Hinweise auf Größe, Farbe und Anzahl der Lotosblätter sind relativ; man sollte das Individuelle aller Erscheinungen nicht übersehen.
Auch die Erhebung am Scheitel zur Zeit des Öffnens des Scheitelzentrums sollte symbolisch verstanden werden. Immer ist das Öffnen eines Zentrums von Erweiterung der Blutgefäße begleitet, was ein Anschwellen verursacht, aber keinen Auswuchs des Knochens. Auf vielen Bildnissen Buddhas und der Bodhisattvas kann man dieses symbolische Zeichen am Scheitel bemerken. Es wird Uschnischa genannt und ist als Symbol des Öffnens des Scheitelzentrums bekannt. Wollen die Tibeter das Öffnen des DRITTEN AUGES auf Heiligenbildern symbolisieren, dann setzen sie eine Warze zwischen die Augenbrauen. Hellhörigkeit wird auf den Heiligenbildern durch ungewöhnlich große Ohren angedeutet.
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Die Berührung der MUTTER DER WELT muß als Erscheinung der Urenergie verstanden werden. Die Kundalinikraft wird in Indien die Macht der Mutter genannt.
Die vordringlichste Aufgabe in unserem Zeitalter ist die Entwicklung des Herzens. Ohne Entwicklung des Herzens kann Kundalini nicht voll wirksam werden. In dieser Epoche der Annäherung der Welten wird vor allem das Zentrum des Herzens angespannt. Es ist jedoch weit schwieriger die Feuer des Herzens zu entfachen als die Kundalinikraft zu erwecken.
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Das KELCH-Zentrum befindet sich in der Nähe des Herzens, inmitten der Nervenknoten. Der KELCH ist der Brennpunkt aller Ausstrahlungen. Er ist der Brennpunkt, in dem und durch den alle Emanationen des Geisteskorns gebrochen und verbreitet werden. Der KELCH bildet mit dem Zentrum des Herzens und dem Sonnengeflecht ein Dreieck, er befindet sich über dem Solarplexus in der Höhe des Herzens. Der KELCH gehört zu den Nervenknoten, die bisher noch nicht erforscht sind. In den ältesten Schriften wird das KELCH-Zentrum oft als Himmlische Achse bezeichnet.
In der Tat, sehr selten ist der KELCH zum Überströmen gefüllt. Als synthetisches Zentrum bewahrt er die wichtigsten unbeschreiblichen Aufspeicherungen.
der KELCH ist der Speicher alles Lieben und Wertvollen. Oft bleibt vieles, was im KELCH gesammelt wurde, lebenslänglich verborgen. Prägt sich jedoch der Begriff Bruderschaft im KELCH ein, so wird er in allen Leben in Freude und Sehnsucht erklingen (Bruderschaft).
Ich möchte hier ein Gespräch über die Zentren zitieren: Viele Fragen müssen über die irdischen Beschränkungen hinaus verständlich sein. Die Menschen beachten oft etwas nur zum Teil und erheben es dann zu einem unabänderlichen Gesetz. Die Zentren des Menschen werden ziemlich relativ verstanden. In Tausenden von Jahren änderten sich ihre ursprünglichen Namen in verschiedenen Sprachen. Mancher mag den KELCH Himmlische Achse nennen, seine Funktion ändert sich aber dadurch nicht! Andere sprechen von der Einwirkung der MUTTER DER WELT. Die Inder nennen die Kundalinikraft die Kraft oder Shakti der MUTTER DER WELT; aber Shakti umfaßt ihrem Wesen nach bereits die große Bedeutung der Urenergie. Darüber vergißt man die gemeinsame Wirkung der Zentren, die immer individuell ist.
In der Tat, ebenso individuell ist die Umwandlung der Zentren im feinstofflichen und feurigen Körper. Sie behalten ihr Wesen in allen Körpern, aber ihre Entwicklung hängt vom Durchschreiten des irdischen Daseins ab, und es kommt auf den Fortschritt an, den sich der einzelne erkämpft. Es scheint als wären die Muskeln genügend erforscht worden, aber ihre Funktion hängt vom Charakter des Menschen ab. Jedes Glied des Körpers wirkt individuell. Der Gang hängt vom psychischen Zustand ab, und die Muskeln arbeiten in der arteigenen Kombination. Die Relativität der Beurteilung kommt klar zum Ausdruck in der Beurteilung der feinsten Energien.
Man kann einfach keine bestimmte Anzahl der Blütenblätter der Lotose festlegen. Außerdem unterscheiden sich die einzelnen Blütenblätter immer etwas voneinander. Beschränken wir die Vielfältigkeit des Weltenaufbaus nicht! Unverhofftes Wachstum des Gewebes und der Nervenverzweigungen ergibt einen unerwarteten Reichtum des Organismus. Jede Beachtung ist wertvoll, doch wollen wir von Verallgemeinerung Abstand nehmen
Wahrhaftig, Wissen muß Vorsicht im Ausdruck lehren. Jeder Neophyt ist schnell im Hinausschreien und Erklären von allem, was immer er hörte, ohne die Folgen zu bedenken. Jedoch mit Wissen kommt auch Angemessenheit.
Wenn Sie alle zugänglichen Schriften lesen, werden Sie bemerken, wie unterschiedlich man die Zentren benennt und auch, wie sich durch das Öffnen eines Zentrums die Fähigkeiten des Menschen enthüllen.
So ist der Solarplexus oft mit Kundalini, aber nicht mit dem Muladhara, und das Manipura-Zentrum mit dem KELCH oder der Himmlischen Achse gleichgesetzt worden.
Im grauen Altertum sind dem Sahaschrara-Zentrum 666 Blätter und nicht 960 oder 1000 zugeschrieben worden.
Auch befindet sich das Kehlkopf-Zentrum nicht in der Schilddrüse, sondern in ihrer Nähe. Die Zentren befinden sich nicht in den Drüsen, sondern in ihrer Nähe; sie arbeiten mit den Drüsen zusammen. Es gibt eine Menge feinster Verzweigungen der Zentren, aber man darf nicht glauben, daß die Zentren viel Platz einnehmen.
Das Svadhisthana-Zentrum befindet sich in der Beckengegend und steht mit der Geschlechtstätigkeit in Zusammenhang. Beim geistigen Entwicklungsprozeß wird dieses Zentrum dem Solarplexus-Zentrum unterstellt.
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Der Paragraph im Buch AGNI YOGA, der über leere Gräber schreibt, muß wörtlich verstanden werden. Es gibt tatsächlich leere Gräber. Denn nach Vollendung seiner Mission wurde für einen unter den Menschen lebenden Adepten beim Nahen des Abschiedstermins oft eine glaubwürdige Beerdigung durchgeführt, so daß er das Bollwerk im physischen Körper erreichen konnte. Manchmal ist nach der Beerdigung der sich in Starrkrampf befindliche Körper weggeschafft worden, und in manchen Fällen ist ein Ersatzkörper beerdigt worden, wie es zum Beispiel beim Hinübergang des Meisters R. der Fall war. Doch sind Fälle von Dematerilisation des physischen Körpers äußerst selten. Auch die sterblichen Überreste Buddhas sind verbrannt worden.
So hat Christus Jesus seinen Körper bei der Verklärung nicht dematerialisiert, sondern er erschien seinen Schülern im feinstofflichen Körper. Ebenso fand seine Auferstehung im feinstofflichen Körper statt. Denken Sie daran, daß er Maria Magdalena nicht gestattete, Ihn zu berühren, denn das Berühren eines Hohen Geistes, der im feinstofflichen Körper erscheint, kann wegen der unterschiedlichen Schwingungen tödliche Folgen haben.
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Hohe Wesenheiten schaffen durch psychische Energie jene Kraft, die durch das Entfachen der Feuer des Herzens entsteht. Der KELCH ist die Quelle der Schaffenskraft, aber psychische Energie verleiht den schöpferischen Ideen konkrete Form.
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Die Zentrenschmerzen können sehr stark und quälend sein. Wenn sich die Lungenzentren entfalten, kann man sich kaum bewegen, ohne unwillkürlich aufzuschreien. Man muß sich ganz unbeweglich verhalten, ohne seine Stellung zu verändern; und auch das Atmen ist äußerst beschwerlich. Alle diese Zustände wiederholen sich natürlich. Auch das ziehende Gefühl und das Brennen in den Gliedmaßen sind sehr schmerzhaft. Ebenfalls sehr unangenehm sind die Spannung und Erregung im Solarplexus, was oft übermäßigen Speichelfluß und Übelkeit auslöst. Durch Einnehmen von Speisesoda kann dieser Zustand beträchtlich erleichtert werden. Die Nieren werden feinfühliger. Nicht minder quälend ist die Spannung in den Kopfzentren, vor allem im Hinterkopf. Alle diese schmerzhaften Symptome klingen im Lauf der Zeit allmählich ab. Hier und da öffnet sich dies oder jenes Zentrum ganz plötzlich. Nach dem Öffnen der Zentren bedarf es deren feuriger Umwandlung, die noch schmerzhafter und voller Gefahren ist.
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Man muß daran denken, daß bestimmte körperliche Arbeiten so anstrengend sein können, daß die psychische Energie gehemmt wird. Bei psychischen Sendungen muß sich der physische Körper möglichst völlig ruhig verhalten. Es ist gefährlich, die Energie bei Ermüdung auszusenden.
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Was ist ein Moderator? Während der feurigen Umwandlung ist es notwendig, die Zentren zu schützen, um einen Zentrenbrand zu verhüten. Das geschieht meistens durch eine Schutzhülle aus verdichteter psychischer Energie, durch einen sogenannten psychischen Überzug. Für einen Durchschnittsleser mag dies alles wie Abrakadabra klingen, und daher ist es weiser, auf diese Einzelheiten nicht näher einzugehen.
Zum Abschluß möchte ich hinzufügen, daß alle Schilderungen vom Erringen der höheren Fähigkeiten durch das Öffnen der Zentren auf dem Papier leicht erscheinen mögen, aber in Wirklichkeit gibt es keine schwierigere Errungenschaft. Viele Leben ständigen ununterbrochenen Strebens nach Bewußtseinserweiterung und vornehmlich feiner Wahrnehmungsfähigkeit müssen verstreichen nicht, um vereinzelt dies oder jenes Zentrum zu öffnen, sondern für die gesamte Zentrentätigkeit in allen sieben Runden und Ebenen. Keine mechanischen Übungen werden zu etwas Hohem führen. Denn es bedarf weder der physischen Reizung noch des Öffnens einzelner Zentren, sondern der feurigen Umwandlung aller Zentren, die allein durch die völlige Läuterung des Denkens und des Entfachens der Feuer des Herzens erreicht werden kann.
Gesegnet sei daher jeder, der bereits in früheren Leben auf dem Pfade der Bewußtseinserweiterung und Läuterung des Herzens strebte.
Beachten Sie die Ereignisse. Denken Sie daran, daß Geduld die höchste Errungenschaft, Angemessenheit die höchste Weisheit und Kenntnis der Fristen das höchste Wissen bedeuten.
11. September 1937
Sehr gefreut habe ich mich über Ihr Bekenntnis, daß Sie nicht zuletzt an den sogenannten Siddhis interessiert sind. Das ist das richtige Herangehen an die Erweckung. Es klingt paradox, aber gerade die Fähigkeit, sich an den Widerständen zu messen, ist der Prüfstein oder Beweis der uns eigenen Geistigkeit. Nicht nur alle alten Lehren, sondern auch die Lehre Christi weisen auf die Notwendigkeit hin, die Antithese zu erfassen; denn aus solchen scheinbaren Widersprüchen wird das Leben an sich gewoben. Aber diese fundamentale Wahrheit wird gegenwärtig genauso vergessen, wie die so wesentliche moralische Vervollkommnung und Verfeinerung aller unserer Sinne für den Empfang der Glückseligkeit, die uns von Oben zuströmt, aus dem täglichen Leben eliminiert wurde. Allein wenn der innere Mensch geläutert wird, kann unsere psychische Energie ein ständiger Mitarbeiter der höheren Energie werden.
Ja, jener Mensch, der mit seinem Herzen lebt und in dem der ständige Gedanke an das Wohl der Menschheit lebt, ist in völliger Harmonie mit seinem höheren Selbst. Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen: Der Gedanke, daß durch physische Übungen eine hohe Verbindung erreicht werden kann, scheint mir nicht nur grob, sondern eines geistigen Denkers völlig unwürdig. In der Tat, das Unheil moderner Pseudo-Okkultisten liegt darin, daß sie alle höheren Fähigkeiten der menschlichen Seele sowie ihre moralische Reinheit ignorieren, die Hauptbedingung für alle wahren geistigen Errungenschaften. Sie stürzen sich auf leicht durchführbare physische Übungen, die zur völligen Zerrüttung ihrer Gesundheit führen und sie bei Mißerfolg zu enttäuschten und verbitterten Ungläubigen machen. Noch schlimmer jedoch ist es, wenn die physischen Übungen von Medien ausgeführt werden, weil dann noch eher bestimmte Fähigkeiten zum Verkehr mit der niederen Welt entwickelt werden; und da Medien sittlich nicht gefestigt und auch unwissend und zu unerfahren sind, diese Verbindungen zu erkennen, fallen sie den Bewohnern der erdnächsten Sphären zum Opfer, was oft in verbrecherische Besessenheit ausartet. Leider glauben die heutigen Ärzte nicht an diese Geißel unseres groben, grausamen und zügellosen Zeitalters. Deshalb können so viele armselige Opfer nicht geheilt werden; hingegen könnte durch Suggestion und Hilfe eines reinen Herzens die beherrschende verbrecherische Wesenheit ausgetrieben werden.
Im Läuterungsprozeß des Herzens entfalten sich in uns die höchsten Siddhis, nämlich die Fähigkeit, unserem Mitmenschen geistig zu helfen und Krankheit geistig und physisch zu heilen. Ein Mensch mit einem reinen Herzen wird oft zum Heiler und Beschützer eines ganzen Gebietes vor verschiedenen Epidemien und sogar Katastrophen. Die Legende, nach der eine ganze Stadt durch einen in ihr lebenden Heiligen verschont blieb, hat tiefe Bedeutung. Auch diese Legende wurde uns vom Osten überliefert. In unserer Gegend ist der Glaube an die wohltätige Wirkung der Ausstrahlung einer reinen Person oder gar eines ganzen Gebietes tief verankert. Ein reines Herz ist für alles und jeden ein Allheilmittel.
Ich verstehe auch, daß Sie an einer von Ihnen erwählten Vorbereitungsmethode zur Meditation festhalten. Alles Geistige ist so individuell, daß jeder mit seinem Herzen genau fühlen muß, was ihm besonders nahesteht, und diesem Pfade sollte er folgen. Einen Ausspruch in der Bhagavad Gita, dieser feinsten Perle östlicher Schriften, liebe ich so sehr, daß ich nicht müde werde, ihn zu wiederholen, und so möchte ich ihn auch für Sie zitieren: Auf welchem Pfad du dich Mir näherst, auf diesem Pfad will Ich dich segnen, denn alle Pfade sind Mein. Besser und deutlicher kann man nicht aufzeigen, daß die Form ohne Bedeutung ist, wesentlich ist nur die Idee selbst. Aber die Menschen hängen an Formen, und dadurch geht ihnen jedwede Kenntnis des verborgenen Gedankens verloren.
Gestatten Sie mir, Ihnen als Geschenk das Buch von Origenes De Principiis zu senden. Ich muß bekennen, daß mir das Herz weh tut, wenn ich an die Stagnation und Trägheit unserer russisch-orthodoxen Kirche denke. Zur gleichen Zeit, wo die westliche Geistlichkeit die geistige Evolution fördert und das Studium der Werke des Origenes empfiehlt, betrachtet ihn unsere russisch-orthodoxe Geistlichkeit nach wie vor als Häretiker! Manchmal spüre ich, daß in der Zeit vor der Revolution der Grund der offensichtlichen Verheimlichung der Errungenschaften unseres größten Patrons und Verteidigers des russischen Volkes, St. Sergius von Radonega, darin zu sehen ist und ihn manche als Ketzer betrachten, weil er sich nur mit zwei Fingern bekreuzte. Doch der größte Name wird ignoriert und zweitrangige Namen werden gepriesen, und das ist ein Zeichen des Mangels an Angemessenheit, der dem Niedergang des Geistes gleichkommt.
Gewiß, es ist nicht leicht, die Geheimlehre zu studieren. Dieses umfangreiche Werk ist zu grandios. Man sollte sich mit den östlichen Lehren und der allgemeinen Vorstellung fortschrittlichen Denkens vertraut machen, um sie besser aufnehmen zu können. Zweifellos wird für Sie vieles leichter mit solch einem Hintergrund.
Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören und hoffe, daß es viele Berührungspunkte in unseren Bewußtseinen geben wird. In vereintem Bewußtsein können viele nützliche Dinge geschaffen werden. Sehr gern möchte ich bestimmte anstehende Probleme klären und die häßlichen Auswüchse ausräumen, die sich im Lauf vieler Jahrhunderte angehäuft und die Klarheit, die erhabene Schlichtheit sowie die Schönheit der fundamentalen Aspekte der geistigen Lehren aller Zeiten und Völker getrübt haben.
23. September 1937
Jede individuelle oder isolierte menschliche Fähigkeit hat keine absolute, sondern nur relative Bedeutung. Intellekt ohne die Erleuchtung, die von den Feuern des Herzens ausgeht, sowie das Herz, das vom Intellekt nicht unterstützt wird, sind häßliche Erscheinungen. In allem ist Gleichgewicht erforderlich. Das Ziel der Evolution ist die Erreichung des Gleichgewichts oder der Harmonie aller menschlichen Fähigkeiten und Gefühle. Die Tragödie unseres Zeitalters besteht tatsächlich in dem schrecklichen Konflikt zwischen Intellekt und Herz. Der Unbegrenztheit gegenüberstehend, können wir alle unsere Fähigkeiten unbegrenzt entwickeln. Aber auch hier wird die richtige Entwicklung vom Gleichgewicht oder der harmonischen Entfaltung der im Menschen potentiell eingelagerten Kräfte abhängen. Synthese ist die höchste Harmonie.
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In jedem planetaren Zyklus oder jeder Runde ist der Entwicklungsprozeß des menschlichen Organismus begrenzt; und mit jeder neuen Runde steigt der Grad der Errungenschaft. So wird Manas oder die höchste Intelligenz auf unserer Erde in der fünften Runde und deren fünfter Rasse volle Entwicklung erreichen. Zur Zeit befinden wir uns noch in der vierten Runde und bei der Vollendung deren fünfter Rasse; für unsere Runde hat Manas bereits den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht. Und mit Beginn der sechsten Rasse, oder besser, mit deren Bestätigung denn es gibt erst ganz wenige Menschen, die bereits der sechsten Rasse angehören werden wir die Epoche der Entwicklung unseres geistigen Bewußtseins betreten, deren Grundlage im Herzen liegt.
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Gewiß, jeder Kontakt mit den Finsteren zieht unvermeidlich in irgendeiner Form Folgen nach sich. Daher ist Menschenkenntnis von größter Wichtigkeit, um uns vor diesen Wölfen im Schafspelz schützen zu können.
Alle Arten Fobklauseln und ismen sind gleich ungerecht, wenn sie sich über ein ganzes Volk ausweiten. Jedes Volk hat seine positiven und negativen Wesenszüge. Und heute entfalten viele Völker ihre anziehenden Eigenschaften.
Für Aggression einer sich bemächtigenden und boshaften Natur gibt es keinen Platz in der Evolution. Und das Schicksal dieser Völker ist bereits gewogen auf der Waage der Gerechtigkeit, denn wirklich, der endgültige Schlag trifft jedes Land zur vorbestimmten Frist. Wenn der Organismus zu plötzlich vom Gift befreit wird, kann das Gleichgewicht gestört werden und einen vorzeitigen Zusammenbruch bewirken. Ähnlich müssen auch die beiden Organismen, der Planet und seine Bewohner, die Giftherde ertragen, gerade um das Gleichgewicht nicht zu stören, denn andernfalls wird irgendwo ein äußerst nützlicher Prozeß oder der Anstieg neuer Kraft unterbunden.
1. Oktober 1937
Es gibt nur ganz wenige Menschen, die sich nicht mit eigennützigem Ziel der Lehre nähern, und werden deren Hoffnungen nicht erfüllt, werden sie zu grimmigen Feinden der Lehre. Wir kennen Beispiele solch beklagenswerten Geschehens. Daher sollten alle Neulinge davor gewarnt werden, sich der Hoffnung hinzugeben, besondere Privilegien oder irdische Güter erwerben zu können. Das von ihnen angehäufte Karma wird seinen Verlauf nehmen, doch es wird zweifellos im Verhältnis zur Läuterung ihrer Herzen erleichtert werden und sie erlangen Erweiterung des Bewußtseins und die Fähigkeit, die in der Lehre gegebenen Ratschläge im Leben zu befolgen. Werden Sie nicht müde, den Menschen zu wiederholen, daß unsere ganze Glückseligkeit in der geistigen Freude liegt, in der Bewußtseinserweiterung, der Verfeinerung unserer Gefühle und im geistigen Geben. Wer immer die geistige Freude kennt, wer immer sich darin bestätigt sieht, von dem kann man sagen, daß er das Himmelreich in sich gefunden hat.
Ich freue mich zutiefst über Ihre Bemerkung, daß es kaum möglich ist, von jenen, die an uns herantreten, ein besonderes Gefühl uns gegenüber zu erhoffen. Außerdem liegt die Freude mehr im Geben als im Nehmen. In dieser Zeit unglaublicher Spannung der Welt, wo die räumlichen Ströme so vermengt sind und gegen chaotische Wirbel refraktiert werden, kann man von unserer Umgebung keine Gelassenheit verlangen. Wir müssen anderen gegenüber nachsichtig sein und aufrührende, beunruhigende Fragen vermeiden. Ich kann sagen, daß ich in der Behandlung von schwachen Punkten meiner Brieffreunde äußerst vorsichtig bin und mit ganz wenigen Ausnahmen persönliche Belehrungen vermeide. In der Tat, die BÜCHER DER LEHRE behandeln alle wesentlichen Grundlagen, die für die Erneuerung des Bewußtseins nötig sind, so vollendet, daß ich es vorziehe, Ausführungen zu erklären, die schwer verständlich sind. Ich freue mich immer, geistige Hilfe gewähren zu können, aber ich vermeide es, Leuten mit einem bereits geformten Charakter Belehrungen zu geben. Die Menschen von heute sind besonders empfindlich geworden, und so führt nicht nur die geringste Mißbilligung ihres Verhaltens oder Handelns zu Verstimmungen, sondern ebenso das Erteilen von einfachen Ratschlägen (wenn diese ihren Wünschen nicht entsprechen). Für einen starken Einfluß ist persönliche Anwesenheit vonnöten. Die von Ihnen erwähnte Person verfügt zweifellos über schlummernde Hellsehfähigkeiten, aber wie alle Anfänger liebt sie es zu übertreiben und diese als höchste Erscheinung hinzustellen. In der Tat, die meisten glauben, daß alles, was sie zu tun haben, nichts weiter ist, als an den Büchern der Lehre Interesse zu zeigen, und schon werden ihre Zentren sich öffnen! So wenige sind bereit zu verstehen, daß dafür vor allem eine innere Läuterung sowie Heldentat des Herzens erforderlich sind. Darüber hinaus werden gewöhnliche mediumistische Erscheinungen oft als Zentrenöffnung mißverstanden. Ich weiß, daß meine Erklärungen einiger psychischer Visionen (allerdings mit Hilfe des Lehrers) oft als unbefriedigend erachtet werden und sogar Anstoß erregen. Menschlicher Eigendünkel ist das gefährlichste und übelste Hindernis geistigen Fortschritts. Man muß diesen Feind unablässig zu bekämpfen wissen. Bescheidenheit wird uns geraten, und diese äußert sich vor allem in der Selbstlosigkeit oder in der Abkehr vom Egoismus.
Ich möchte für Sie ein Gespräch anführen, das sehr zeitgemäß ist: In allen Wirklichkeiten bleiben Wir immer Ärzte. Wir müssen die Menschen in heilkräftiger Absicht behandeln. Wir begegnen dauernd kranken Menschen und müssen vor allem auf das Gleichgewicht achten. Die Menschen suchen Uns besonders, wenn das Unglück sie bereits anstarrt. Es müssen nicht nur Maßnahmen getroffen werden, das Bewußtsein zu erleuchten, sondern auch um Krankheiten zu heilen. Die Menschen begreifen nicht, daß Wir mit ihnen wie mit ernstlich Kranken umgehen müssen.
Wenn Wir euch zur Vorsicht mahnen, so heißt das nicht, daß Wir euch für sorglos halten, im Gegenteil, Wir bemerken nur, daß jemand einer unerhörten Spannung ausgesetzt ist und es daher besonderer Vorsicht bedarf. Versetzt euch selbst in die Lage eines Arztes, so werdet ihr dem Ziel näherkommen. Zur Zeit sind die Menschen besonders angespannt und bedürfen des weisen Einflusses. Man mag ihnen in Einzelheiten oft zustimmen, um das Wichtigste zu retten. Damit sie ihre Angst loswerden, muß ihnen Mut zugesprochen werden. So muß sich ein Lehrer des Lebens die Art eines weisen Arztes zu eigen machen. Wir wollen nicht untersuchen, wo und wann die Krankheit begann. Durch ein einfaches mutiges Wort kann einer offensichtlichen Krankheit oft Einhalt geboten werden. Ein Arzt verurteilt vor allem nicht, sondern erwägt eine bessere Methode, um den Verfall aufzuhalten. Jede Krankheit ist ein Beweis der Zersetzung. So müssen auch bei menschlichen Irrtümern Heilmittel angewendet werden.
Euch kam kürzlich ein Fall von beinahe hoffnungsloser Besessenheit zu Ohren, weil die kranke Frau zu schwach war, dagegen anzukämpfen und dem Besitzergreifer unterlag. Durch persönlichen Magnetismus kann man das Ansteigen des Schreckens unter Kontrolle halten, aber brieflich einen Einfluß auszuüben ist unmöglich. Auch die den Kranken umgebenden Menschen beschleunigen die Krankheit. Besessene Menschen müssen vor allem an einen neuen Ort gebracht werden, wo ihre Umgebung neu gestaltet wird. Die Menschen begreifen nicht, wie sehr die Umgebung zur Entwicklung bestimmter Krankheiten beiträgt. So muß man sich daran gewöhnen, die Rolle eines Arztes einzunehmen. Unser inneres Leben ist von heilkräftigen Taten erfüllt.
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Empfehlen Sie Ihren Freunden, die Zeit aufzubringen, sich zu einer bestimmten Stunde in kleinen Gruppen zu versammeln und dem Lehrer ihre besten Bestrebungen zu senden. Solche Botschaften werden sich mit der Urenergie verbinden, die von der Großen Weißen Bruderschaft ausgesendet wird damit wird viel Nutzen erzielt werden. In der Tat, durch Herzensstreben zum Lehrer erfolgen mächtige Entladungen zur Reinigung der wirbelnden Atmosphäre im Raum. Sie sollten ihren Freunden empfehlen, in einfachster Weise zu streben, mit dem Bildnis des Lehrers im Herzen, mit der Bestrebung zu ihm, durch einen silbernen Faden, der vom Herzen ausgeht.
Hier ein Gespräch, das auf den Nutzen und die Notwendigkeit der Tat hinweist: Lernt die Schleier der Maja erkennen. Wenn Wir über Schleier sprechen, bedeutet das, daß es hier etwas Verborgenes gibt. So verborgen ist die Urenergie. Weise ist, wer gewahrt, wo in den verschiedenen Schöpfungen das Ewige liegt, die unzerstörbare Grundlage. Ohne diese Erkenntnis erscheint uns alles als Maja und als grundloses Luftbild. Man kann aber nicht nur unter Geistern leben. Die Grundlage des ewigen Lebens selbst erfordert die Erkenntnis, wo der Stützpunkt liegt, auf dem ein müder Wanderer Halt finden kann. Der Mensch wird unweigerlich darangehen, eine ewige Grundlage zu suchen. Der Gedanke an die Unwandelbarkeit kann den Menschen zur Tat anregen. Diese Bestrebung zur Tat ist ein gesundes Zeichen.
Man könnte Uns fragen, welche Bedingungen Uns die Hilfe für den Menschen erleichtern könnten? Natürlich die Tat. Wir können jedem, der um Hilfe bittet, sagen: Handle! Unter diesem Gesichtspunkt ist es für Uns leichter, euch zu helfen. Selbst eine Tat von geringem Erfolg ist besser als Untätigkeit. Wir können dann Unsere Energie der von euch entwickelten hinzufügen. Es ist kein Wunder, daß gleichartige Substanzen leichter verschmelzen. Wir möchten daher Unsere Energie einsetzen und suchen nach der nützlichsten Anwendung. Wir senden die Energie nicht aus, um den Menschen zu erwecken, sondern zur Stärkung einer bereits angespannten Kraft. Ein Mensch, der schläft und plötzlich erwacht, kann die sinnlosesten Taten begehen. Man sollte Schlafende nicht unverhofft stören; befindet sich jedoch ein Mensch im bewußten Wachzustand, dann können Wir ihm helfen.
Ihr werdet daraufhin gefragt werden, was man tun muß. Antwortet: Seid tätig, und in solcher Regsamkeit wird die Höhere Hilfe kommen. So bitten Wir und Unsere Brüder euch, tätig zu sein; Wachstum ist erforderlich, Verfeinerung der psychischen Energie ist nötig, andernfalls werden die Schleier der Maja jedwede Annäherung dicht versiegeln.
Wir raten oft genug zur Tat. Wenn ihr den Freunden schreibt, so ratet ihnen, tätig zu sein. Gegenwärtig werden die Kräfte der Natur verstärkt. Wer aufgibt, wird umgeworfen. Wer jedoch widersteht, wird neue Kraft erlangen. Wir helfen den Tapferen, in Unserem Ashram herrscht Tätigkeit. Neue Anspannung wir nicht ermüden, sondern erneuern.
Und so ist in allem und immer Handeln geboten. Wahrlich, allein Tätigkeit wird uns vor der unheilvollen Maja behüten. In der Tat, jeder von uns weiß, wie schwer es ist, an eine neue Tätigkeit heranzugehen, weil Maja bereits aus allen Arten von Angst und Vorurteilen ihr Garn gesponnen hat. Können wir genug Mut aufbringen und allen Beweisen zum Trotz handeln, dann erweisen sich jedwede Angst und Vorurteile als Luftbild oder einfach als Schreckbild. Vor einigen Tagen schrieb uns einer unserer Mitarbeiter, daß er trotz des ihm erteilten Rates, jemanden aufzusuchen, der ihm helfen könnte, es nicht tat, weil er sicher war, daß aus dieser Begegnung nur große Unannehmlichkeiten entstehen könnten. Schließlich, nachdem zwei Jahre verstrichen waren, entschied er sich dennoch, diesen, wie er meinte, riskanten Schritt zu wagen, und das Ergebnis war natürlich seinen pessimistischen Erwartungen völlig entgegengesetzt; so gingen für nützlichen Aufbau zwei Jahre verloren. Die Angst, an Menschen heranzutreten sowie vorgefaßte Meinungen können jeden Aufbau beträchtlich hemmen; denn wahrlich, Gott ist mit den Tapferen. Und nun möchte ich Ihre Fragen beantworten:
1. Ketub ist einer der Namen der psychischen Energie.
2. Asuras sind exoterisch die gefallenen oder bösen Götter, aber esoterisch das Gegenteil. So wird dieser Ausspruch in den Rig-Weden für den Höchsten Geist gebraucht. Asu bedeutet Atem, und Prajati (Brahma) schafft durch seinen Atem die Asuras. Erst in späterer Zeit, als der Anfangsbuchstabe A als negatives Präfix gebraucht wurde, bezeichnete der Ausdruck Asuras Nicht-Götter; allein die Bezeichnung sura blieb mit dem göttlichen Element verbunden. Aber genaugenommen sind in den Weden die Suras immer mit der Sonne in Zusammenhang gebracht und als kleinere Götter betrachtet worden. Näheres über die Asuras können Sie der Geheimlehre entnehmen.
3. Das Gebiet der Leuchtenden Stadt ist der Name der angeordneten neuen Stadt, der Stadt der sechsten Rasse.
4. Dorje hat die gleiche Bedeutung wie Swastika.
5. Die Kanten zur Sonne biegen bedeutet eine Vorwärtsbewegung, wohingegen die Kanten in die Gegenrichtung biegen Verzögerung bedeutet; letzteres Symbol wird von den Schamanen verwendet. Bei den Druiden galt ein Ritual, nach dem alle Anwesenden genau auf die Sonne gerichtet um die Opferstelle oder den Altar schreiten mußten, die Hierophanten hingegen schritten der Sonne entgegengesetzt, so ihr höheres Wissen symbolisierend. Wirklich, nur ein Hierophant kann der großen Kraft standhalten, und allein solch eine Anspannung kann Funken höchsten Wissens verleihen. Wie Sie sehen, wurde der eigentliche Sinn der Symbole vermischt und verflochten.
6. Für sieben Zwecke bedeutet, daß jeder Ratschlag so weit als möglich und bei verschiedenen Gelegenheiten im Leben befolgt werden sollte.
7. Der Strahl der Venus kann nützlich sein, wenn ihn das unsere Erde einhüllende braune Gas nicht behindert (siehe Auf östlichen Kreuzwegen).
8. Die Uiguren sind ein türkischer Stamm in Zentralasien.
Was das Photographieren der Ausstrahlungen betrifft, meine ich, daß es ratsam wäre, es mit verschiedenen Filmen zu versuchen. Manche können mit ganz gewöhnlichen Filmen gute Ergebnisse erzielen, selbst ohne besondere Vorbereitung und bei Tageslicht. Freilich, wie in allem müssen Geduld und Disziplin aufgewendet werden. Die beste Art ist, die Aufnahmen in einem mit der Aura des zu Photographierenden gesättigten Raum zu machen. Oft kann das Experiment schon dadurch gestört werden, daß in den Raum andere Gegenstände hineingebracht werden. Darüber hinaus sollten die Auren beider, des Photographen und auch des zu Photographierenden, völlig harmonisieren (Näheres siehe § 465 im Buch HERZ).
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Freuen wir uns, wenn die ausgestreuten Samenkörner gute Ernte einbringen. Auch unser großes Land läutert sich und wächst. Viele rührende Erscheinungen kann man unter den jungen Menschen bemerken. Wahrlich, Hunderte und Tausende von Ivans sind erwacht zur Verteidigung ihres Landes und werden fähig sein, den Feurigen Triumphwagen aufzubauen, der sie über alle Abgründe trägt. Und so kann man sich trotz aller Schrecknisse in der Welt freuen. In dem Bewußtsein, daß alle Geschehnisse nur dem Neuen Lande nutzen werden, können wir zur Heldentat des Herzens bereit sein.
23. Oktober 1937
Es gibt einen bemerkenswerten Ausspruch: Alles was lebt, kommt vom Leben. Für unseren Fall können wir sagen: Alles Neue kommt vom Neuen und ist für das Neue. So ist auch die Neue Lehre für die Neue Welt. Abgestorbene Bewußtseine können weder dies oder jenes aufnehmen, noch werden sie den Sinn der Ereignisse erfassen. Über diese völlige Unfähigkeit, sich den neuen Bedingungen anzupassen sowie über die Psychologie der Massen kann man sich nur wundern. Das grenzt bereits an Verknöcherung. Und trotzdem wäre es falsch zu meinen, daß es jetzt wenige Suchende gäbe, im Gegenteil, es gibt mehr als je zuvor, aber sie sind auf den unerwartetsten Stellen und in allen Schichten der Bevölkerung verstreut. Es kann auch nicht geleugnet werden, daß viele allein bei der Erwähnung des Wortes Okkultismus abgeschreckt werden. In der Tat, in den letzten Dekaden traten so viele zweifelhafte okkulte Organisationen in Erscheinung, daß jeder ernste Sucher sich jetzt von allem zurückzieht, was das Etikett Okkultismus trägt. Heute brauchen wir neue Begriffsbestimmungen, die den Anforderungen der von der Wissenschaft angenommenen Terminologie entsprechen. Die Wissenschaft ist in ihren neuen Entdeckungen an die feinstofflichen Energien und den feinstofflichen Bereich sehr nahe herangekommen. Sie wissen, wie sehr ich das Wort Okkultismus und alle prahlerischen Hinweise auf Eingeweihte und Einweihungen mißbillige, weil einem hier die ganzen Stützen und alles Drum und Dran der pseudookkulten Organisationen vor Augen treten.
Ich empfehle Ihnen, mit dem ernsthaften Studium und der Aktivierung der psychischen Energie zu beginnen. In den BÜCHERN DER LEHRE sind viele Hinweise auf die interessanten Experimente gegeben. Übrigens, eine Freundin von uns, eine Psychiaterin, vollführte eine Reihe von Versuchen mit psychischer Energie und mit der Gedankenkraft. Mit Hilfe eines Apparates, der den leisesten Herzschlag registrieren kann, gelang es ihr nachzuweisen, daß die Gedanken je nach Beschaffenheit Schwingungsspannungen verstärken oder verringern. Diese Experimente wurden einzeln an Menschen durchgeführt und nachher auch mit mehreren Teilnehmern gleichzeitig. Es wurde festgestellt, daß Gedanken hoher Qualität die Schwingungen sehr verstärken. Auch die Konzentration mehrerer Menschen auf einen Gedanken ergab eine erstaunliche Verstärkung der Schwingungen. Ich erachte solche Experimente als sehr bedeutend. Auf diese Weise sollte an das Studium des inneren Menschen herangegangen werden.
Andere Experimente dieser Psychiaterin auf dem Gebiet automatischen Schreibens waren gleich interessant. Es gelang ihr, beim Studium des automatischen Schreibens bei nervösen und unausgeglichenen Individuen deren Krankheitsursache festzustellen. Folgender Fall ist besonders lehrreich. Ein junger Mann beging ein schweres Verbrechen, und als er eingesperrt wurde, konnte er weder seinen Namen noch seine Anschrift nennen, auch seine ganze Vergangenheit schwand aus seinem Gedächtnis. Natürlich machten die örtlichen Behörden alle Anstrengungen, um ihn zu identifizieren, aber ihre Mühen blieben erfolglos. Nun trat man an unsere Freundin heran und erbat ihre Mithilfe. Sie wandte bei dem jungen Mann ihre Methode des automatischen Schreibens an. Er entwickelte in kurzer Zeit diese Fähigkeit und schrieb seine ganze Autobiographie nieder. Weitere Nachforschungen ergaben die Richtigkeit dieser so erlangten Aussagen.
Es muß noch bemerkt werden, daß unsere Freundin den Schreibenden veranlaßte, beim Vorgang solchen Schreibens laut zu lesen, so daß sein physisches Bewußtsein an dem Prozeß, das Unbewußte zum Ausdruck zu bringen, nicht beteiligt war. Zweifellos kann automatisches Schreiben in Fällen bestimmter Abnormität und verborgener Krankheiten neue Aspekte erschließen. Allerdings kann nicht jeder diese Fähigkeit im Menschen wecken. Unsere Freundin besitzt offensichtlich zu einem gewissen Grad die Fähigkeit, in ihren Patienten mediumistische Kräfte zu wecken. Dabei kann sie diese Kraft der Patienten bewußt in die gewünschte Richtung lenken. Solche Experimente sind zwar äußerst interessant, doch ist große Vorsicht geboten und jedwede übereilte Schlußfolgerung unzulässig. Bei solchen Phänomenen des automatischen Schreibens müssen viele Faktoren in Betracht gezogen werden; der maßgebende ist das sittliche Niveau des Forschers oder Leiters dieser Experimente. Man sollte gewiß nicht erwarten, daß der Patient immer seine eigenen vergessenen Erfahrungen oder seine wahre Gedankenrichtung enthüllen wird; oft können Besitzergreifer aus der anderen Welt versuchen, die Nervenzentren des Patienten zu beherrschen. Sehr wichtig ist, daß es dem Leiter des Experiments gelingt, den Eintritt eines niederen Gastes zu verhindern, aber es kann unverhofftes Erscheinen von finsteren Kräften geben. Daher sollte die Aura des Forschers als Abwehrschild dienen. Es ist erfreulich zu vermerken, daß an vielen Erscheinungen, die noch vor kurzem in den Bereich groben Aberglaubens und der Scharlatanerie verwiesen wurden, in den jungen Ländern viel Interesse gezeigt wird.
Die Neue Epoche steht unter dem Zeichen Wassermann und ihr Regent ist Uranus. Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß die Kraft der Strahlung des Uranus im ganzen Leben unseres Planeten immer mit einer neuen Grundrichtung zusammenfällt. Ebenfalls bedeutsam ist, daß der Mitregent des Uranus Saturn ist, dieses Symbol der finsteren Kräfte. So sind alle großen Epochen durch diese zwei Gegenkräfte gekennzeichnet, dieses Ringen zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Die Spannung auf der einen Seite verstärkt die Gegenseite in gleichem Maß. Der Sieger dieser Schlacht ist Uranus.
In einer russischen Zeitung haben wir gelesen, daß Wissenschaftler, die den besonderen Umlauf des Merkur um die Sonne beobachteten, der nur einmal in tausend Jahren vorkommt, festgestellt haben, daß, obgleich die Atmosphäre dieses Planeten keine Anzeichen von Leben vermuten läßt, das Vorhandensein uns völlig unbekannter Lebensformen nicht auszuschließen ist. Diese Annahme ist im Denken der Wissenschaftler bereits ein großer Schritt voran. Man könnte ihnen sagen, daß sich der Merkur gegenwärtig in einer schwierigen Lage befindet, weil er eine Verdunkelungsperiode mitmacht; die Elemente auf dem Merkur sind in einer ungeheuren Spannung und ringen schwer. Daher gibt es dort zur Zeit kein Leben, wie es hier auf der Erde verstanden wird. Die neue Runde auf dem Merkur wird höher sein als die derzeitige auf der Erde, aber die Nähe des Planeten zur Sonne deutet nicht unbedingt auf eine höhere Entwicklung hin.
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Und jetzt über unseren jungen Freund, der so begierig ist, nach Indien zu gehen. Indien ist schön, und ich kann seine Sehnsucht verstehen. Aber in diesem Land einen wahren Lehrer zu finden, ist heute schwer. Vielleicht wird er einigermaßen gebildete Sadhus treffen. Unter den Anhängern von Ramakrishna und Vivekananda gibt es einige sehr feine Lehrer, aber die Schüler, die diese persönlich kannten, sind bereits alle in die Feinstoffliche Wett hinübergegangen. Darüber hinaus bezweifle ich, daß selbst einige der hohen Sadhus ihm den wirklichen Raja Yoga vermitteln können. Viele Jahre der Vorbereitung sowie andere Bedingungen sind erforderlich, um für diese schwerste Errungenschaft geeignet zu machen.
Zweifellos wird Ihr Freund einigen Fakiren begegnen wir nennen sie Medien. Die Europäer verwechseln die Phänomene der Fakire mit den hohen Errungenschaften des Raja Yoga. Jeder lernt ab und zu einen oder zwei Yogis kennen, aber nach genauer Erforschung stellt man fest, daß diese Yogis meist sonderbare Gewohnheiten haben. So beschreibt zum Beispiel der Verfasser des kürzlich erschienenen Buches Suchen im geheimen Indien, der Engländer Paul Brunton, den Yogi Vishudhananda von Bengalen, der ihm ein Experiment der Übertragung des Lebensprinzips vorführte. Der Yogi befahl, einen Spatzen zu fangen und ihn zu erwürgen. Die Anwesenden konnten sich überzeugen, daß der Vogel tot war. Nach vielen Manipulationen konzentrierte sich der Yogi auf den toten Spatzen. Nach einer Weile ging diese Konzentration in Trance über. Es dauerte nicht lange, bis der Vogel zu zittern begann; dann schlug er mit den Flügeln und kam zu sich. Aber als der Yogi zu sich kam, verendete der Vogel wieder. Ein wahrer Raja Yogi würde gewiß nicht zulassen, einen Vogel für solch ein Experiment zu töten; gerade diese Tatsache zeigt, daß der Verfasser dieses Buches es mit einem Fakir zu tun hatte.
Kürzlich besuchte uns für kurze Zeit einer der besten Sanskritkundigen, denen man derzeit in Indien selten begegnet. Wir unterhielten uns über die Lage alten Wissens und über sein Land; und dieser Wissenschaftler, der ein Buddhist war, bestätigte ganz offen, daß es äußerst schwer sei, einen in den esoterischen Überlieferungen versierten Pandit zu treffen, der ihren Sinn richtig erfassen könnte. Dieser Sanskritkundige befindet sich derzeit auf dem Wege nach Tibet, er ist auf der Suche nach alten Manuskripten.
Auch ein tibetischer Lama besuchte uns. Dieser hatte für die Entwicklung der Siddhis bestimmte Systeme theoretisch gründlich studiert und bis zu einem gewissen Grad ausgeübt. Auch er bedauerte den Niedergang des Wissens und bestätigte, daß erleuchtete Lamas sehr rar sind und es heute nur ganz geringe Ausnahmen gibt. In den Klöstern wird unter dem Mantel der Lehre des Lichts oft schwarze Magie betrieben. Auch sagte er uns, daß alle Systeme zur gewaltsamen Entwicklung der Siddhis oft ein sehr trauriges Ergebnis zeitigten. Ist jedoch ein Aspirant im Besitz eines starken Willens und eines reinen Herzens, kann er sehr bedeutsame Errungenschaften erzielen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung konzentrierten Denkens gewidmet sowie der völligen Gedankenkonzentration auf einen erwählten Gegenstand. Konzentration und Meditation bilden den wichtigsten Teil der geistigen Erziehung. Er behauptete, daß erfolgreiche Schüler im Zustand einer bestimmten Meditationsart, die in Trance übergeht, den ganzen Prozeß des Todes erleben und danach wieder ins Leben zurückkehren. Sie alle beschreiben diesen Vorgang, bei dem man aus der Finsternis und durch eine rote Sphäre in eine Sphäre weißen Lichts eingeht, als einen Zustand unbeschreiblicher Ekstase. Es gibt eine ausführliche Beschreibung des sukzessiven bewußten Übergangs in diese Sphären, mit all den dabei erlebten Empfindungen. Natürlich besteht auch die Gefahr, daß jemand überhaupt nicht wieder zum Leben erwacht. Um solch einen Meditationsgrad zu erreichen, bedarf es vieler Jahre der Übung, und wie der Lama behauptete, ist es unerläßlich, die Feuer des Herzens zu erwecken, was an sich schon eine große Errungenschaft bedeutet.
Wir wollen hoffen, daß Ihr Freund ausgesprochenes Glück hat und nicht enttäuscht wird. Mit der Zunahme an europäischen Reisenden, die nach Mahatmas und Yogis suchen, kann man unter den umherstrolchenden Sadhus auf viele verkleidete Polizeimänner, Schwindler und sogar auf Mörder stoßen. Ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen.
Daher würde ich Ihrem Freund abraten, nach Indien zu gehen, um einen Lehrer zu finden; denn es wäre lediglich eine große Kraft- und Zeitvergeudung, die durch die Ergebnisse nicht gerechtfertigt würde. In jedem Land kann Wissen erworben werden, genauso wie der Lehrer erscheint, wenn der Schüler bereit ist. Dieses Gesetz ist unabänderlich. Erklingt jedoch das Herz auf die erhabene Schönheit der Natur, dann wird unser majestätischer Himalaja und seine besonders gesättigte geistige Atmosphäre, die sich in Tausenden von Jahren infolge des Vorhandenseins der Wohnstätte der Mahatmas und der gesegneten Rishis aufspeicherte, für den Rest des Lebens zweifellos einen unvergänglichen Eindruck hinterlassen.
Übrigens möchte ich gern einen Ausspruch aus dem Buch Dobrotolubye zitieren: Als der heilige Antonius als Eremit in der Wüste verweilte, bat er den Herrn, ihm einen Lehrer zu weisen, der ihn in das höchste Wissen und in jede Tugend einführen könne, worauf er in die nächste Stadt zu einem gewissen Schuster gewiesen wurde.
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Meine Antwort auf Ihre Frage über die Bedeutung der Konzentration auf den kleinen Finger wurde vom Lehrer bestätigt. Da ich keine unrichtige Auslegung geben möchte, prüfe ich meine Antworten immer sehr genau. Mir persönlich ist es völlig unwichtig, worauf ich mich konzentriere, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Glauben Sie mir, mein lieber Freund, die ganze, in vielen okkulten Büchern erwähnte Apothekerkunst ist sehr gefährlich, denn die Entwicklung jeder Person ist ganz individuell. Auch in der Praxis sind von erleuchteten Ärzten medizinische Patentmittel als nicht ungefährlich erachtet worden. In Amerika wurden laufend Fälle gefährlicher Vergiftungen durch Patentmedikamente aufgedeckt. Um so mehr Vorsicht ist mit den Methoden geboten, die wir beim Umgang mit der feinsten Energie befolgen. Aber die Grobheit des gegenwärtigen Bewußtseins ist erstaunlich, die Menschen wollen am liebsten mit der Axt an die feinsten Erscheinungen herangehen.
Sie müssen auch daran denken, wenn in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK auf die Notwendigkeit der Einheit hingewiesen wird, so wird damit nicht die äußere Einigkeit verstanden, sondern die Einheit oder Harmonisierung der Bewußtseine, die sich nicht in einer Stunde vollziehen kann. Solche Einheit erfordert eine gemeinsame Grundlage hoher Moral und völlige Anerkennung der Einheit des Hierarchischen Prinzips, dauernde absolute Ergebenheit, die uns vor allem Unterscheidung lehrt. Aber die chaotische Vermischung der verschiedensten Elemente nur weil sie sich das Etikett Okkultismus anheften ist unstatthaft. Man kann und sollte sich zu den wenigen Gruppen mit feinen Eigenschaften großmütig verhalten, aber warum muß man so weit gehen, um mit ihnen am gleichen Tisch zu essen?! Warum künstliche Explosionen schaffen, indem man unvereinbare Elemente verbindet? Man sollte die Schafe und die Wölfe nicht zusammenbringen und nicht alles in einen Haufen werfen. Ist es das Ziel der gegebenen Lehren, einen formlosen Haufen zu schaffen? Die Natur ist unser bester Lehrmeister, weil sie alles enthält, gleichzeitig harmonische und zweckdienliche Nachbarn in ihrem Reich wählt. Es gibt Pflanzen, die nebeneinander nicht wachsen können und trotzdem ist jede von ihnen nützlich auf ihrer Stelle des Bodens; werden sie jedoch gewaltsam sehr nahe bei einander gepflanzt, verlieren sie ihre Nützlichkeit und gehen zugrunde. Man sollte sich vor dem Verderb durch giftige Nachbarn hüten.
Sie wollen wissen, ob jeder Glaube eine okkulte Grundlage hat oder ob eine Lehre einfach Aberglaube sein kann, und so zitieren Sie einen in Serbien weit verbreiteten populären Ausspruch: Wird beim Legen des Fundaments eines Hauses der Schatten eines vor dem Haus Stehenden eingemauert, so treffen ihn Unglück und Mißerfolg.
Zweifellos beruht jeder Glaube auf irgendwelchen vergessenen Wahrheiten und Lehren, die im Laufe von Jahrtausenden bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Viele gleiche Begriffe, die verschiedenen Seinsebenen eignen und sich daher in ihren Eigenschaften unterscheiden, sind zusammengeworfen und vielleicht in ein Gewebe von Volksglauben verwoben worden. Oft ist es ganz unmöglich, sie zu entwirren und zu ihrem Ursprung vorzudringen. Das gleiche betrifft die Vorstellung vom Schatten. Dieser Begriff wird von den Völkern gegensätzlich ausgelegt. So wird der Schatten der Menschen des Ostens als Gegensatz zum Licht, als Vorstellung der Finsternis und somit feindlich verstanden. Daher kam die Idee, daß absolute Geistigkeit schattenlos ist. Unter vielen Stämmen Asiens besteht der Glaube, daß die Devas keinen Schatten werfen, und so sollte auch ein heiliger Mensch schattenlos sein. Die Grundlage dieses Glaubens ist in der Lehre zu suchen, die sich mit den ersten ätherischen Rassen der Menschheit und den feinstofflichen Sphären befaßt. Da die hohe Substanz der Feinstofflichen Welt selbst eine Quelle des Lichts ist, kann sie keinen Schatten werfen. In Indien wird es bis heute als großes Unglück angesehen, wenn bei der Hochzeitszeremonie oder anderen Festlichkeiten der Schatten eines Vorübergehenden auf die Festtafel mit den Speisen und Geschenken fällt. Die Bedeutung dieses Glaubens liegt darin, daß der Schatten des Vorübergehenden nicht nur die segensreichen Strahlen der Sonne für eine Zeitlang unterbricht, sondern auch auf den Gegenständen der Tafel den Einfluß persönlichen Karmas zurückläßt. Im Zusammenhang damit möchte ich einen beachtenswerten Auszug aus der Geheimlehre erwähnen: Nie fällt ein Schatten auf die Wand, ohne eine dauernde Spur zu hinterlassen, die durch Zuflucht zum eigentlichen Vorgang sichtbar gemacht werden kann
Die Portraits unserer Freunde oder Landschaftsbilder können auf der feinen Oberfläche des Auges verwahrt werden, aber sie kommen zum Vorschein, sobald zum eigentlichen Entwickler Zuflucht genommen wird. Ein Gespenst wird auf einer silbernen oder glasigen Oberfläche verwahrt, bis es durch unsere Nekromantie in die sichtbare Welt hervortritt. Auf den Wänden unserer privaten Gemächer, wo es, wie man meinen könnte, ganz ausgeschlossen ist, daß ein Auge eindringen und unsere Zurückgezogenheit von jemandem profaniert werden könnte, hinterbleiben die Spuren aller unserer Handlungen Silhouetten von dem, was immer wir getan haben.
So ist die persönliche Chronik kein phantastischer Traum, denn wir begegnen ähnlichen Chroniken in der Welt grober Materie. Entsprechend der alten Lehre muß jeder Teil bestehender Materie als Bericht von allem, was stattgefunden hat, dienen.
Jedoch in europäischen Überlieferungen begegneten wir der gegenteiligen Auslegung des Schattens. So war in den alten germanischen Legenden der Verlust des Schattens das Zeichen einer dem Teufel verschriebenen Seele. Aber auch in dieser Auslegung können wir den entstellten Widerhall der ältesten östlichen Überlieferungen verfolgen; denn der Teufel oder der Fürst der Finsternis ist ihr böser Geist Mara, das Symbol der Zerstörung des Todes. Demnach ist eine Person, die den Schatten verlor, bereits des Todes.
Der Mensch stirbt, wenn sein astraler Doppelgänger oder Schatten ihn verläßt. Aus dem oben Gesagten ist ersichtlich, daß man in den Bräuchen eine Spur ferner Wahrheit oder das unzerbrochene und unveränderliche Band des Menschen mit seinem Schatten oder dem astralen Doppelgänger finden kann. Aber heute ist dieses Wissen entstellt und zum gröbsten Aberglauben entartet.
In dem von Ihnen erwähnten Fall ist es allerdings nicht der eingemauerte Schatten selbst, der von Bedeutung ist, sondern der Glaube und die Idee, die dem Einmauern zugrunde liegen. Der Gedanke an solch ein Opfer prägt Bildnisse des Schreckens in die Aura und lähmt so die psychische Energie, macht den Menschen zugänglich und auf alle Fälle empfänglich. Glaubte der Vorübergehende jedoch, daß sein eingemauerter Schatten für ihn von Nutzen und für seinen Körper ein besonderer Schutz wäre, würde sich sein Wohlbefinden und seine Gesundheit zweifellos im Verhältnis zu seinem Glauben bessern. Was die Zeremonie selbst betrifft, nämlich daß in einen Topf mit Butter eine Goldmünze gesteckt und im Fundament des Hauses verbrannt wird, um die Mißgeschicke abzuwehren, die durch den eingemauerten Schatten entstehen könnten, so kann ich dafür zur Zeit keine Erklärung finden, außer der einen, daß die Goldmünze von dem Verordner aller dieser Manipulationen auf mysteriöse Weise erworben wird. Natürlich, die Hartnäckigkeit dieses oder jenes Glaubens oder Aberglaubens beruht vor allem auf Unwissenheit und Autosuggestion.
Aus obigem geht klar hervor, wie wichtig und dringend es ist, von jedem Gesichtswinkel aus die Eigenschaften und Auswirkungen der psychischen Energie, mit der jeder Mensch beschenkt ist, zu studieren.
Die Lehre des Ostens bestätigt, daß ausgeglichene und entwickelte psychische Energie, bewußt oder unbewußt, unser bester Leitstern ist.
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Sie fragen, wie der Ausspruch aus dem Buch Blätter des Gartens MORYA II, § 168: Teros und Tamas müssen wie Brüder arbeiten
zu verstehen ist. Teros ist gleichzusetzen mit Geist, Bewegung oder Licht. Tamas ist synonym mit Materie, Trägheit, Nichterkenntnis. Das Leben des Kosmos setzt sich zusammen aus dem Gleichgewicht dieser beiden Elemente. Das Vorherrschen in der Natur oder im menschlichen Wesen von einem dieser beiden Elemente führt zur Zersetzung und schließlich zur Vernichtung. Im gesamten Leben kann wahrgenommen werden, daß das Gleichgewicht dieser beiden Elemente unerläßlich ist. So können wir heute im Leben ganzer Länder und Völker klar erkennen, wohin das gestörte Gleichgewicht führt. Die Menschen meinen, auf verschiedene Art vorangekommen zu sein und verweisen mit Stolz auf ihre technischen Errungenschaften. Aber im Wissen geistiger und ethischer Grundlagen sind sie dagegen sehr wenig vorangekommen. Der Mensch hat sich in Arten und Mitteln des Brudermordes perfektioniert, doch die Fähigkeit, über die Grundlagen des Seins nachzudenken, büßte er ein. Diese Fragen, die das Leben verbessern könnten, bleiben in der Tat unbeachtet. Versuchen Sie, die Welt insgesamt zu fragen, so werden Sie ein schmähliches Schauspiel erleben. Nur eine Minderheit wird ein wenig Streben zu oben erwähnten Grundlagen bekunden, und selbst diese Minderheit wird zaghaft flüstern über die Feinstoffliche Welt, über die Fortsetzung des Lebens nach dem Tod, über Karma und die Bedeutung der Gedanken. Die Beschleunigung mechanischer Entdeckungen führt nicht zur Gedankenkonzentration. Würden wir die Geschichte des Wissens über diese Grundlagen schreiben, sie würde klar die Unbeweglichkeit des Bewußtseins verdeutlichen. Will daher die Menschheit gedeihen, sollte sie über die Grundlagen nachdenken und die Tätigkeiten von Teros, selbst auf Kosten jener von Tamas, schnellstens verstärken, denn anders ist es unmöglich, das verlorene Gleichgewicht wieder herzustellen.
Und so verlangt Selbstvervollkommnung das Gleichgewicht dieser zwei Prinzipien in uns Teros und Tamas. Alle Lehren des Altertums sprechen übereinstimmend vom Goldenen Mittelweg, über die Harmonie, die als Gleichgewicht zwischen Geist und Materie zu verstehen ist. So sollten Teros und Tamas wie Brüder arbeiten.
Was ist Marakara. Marakara ist der Aufenthaltsort der finsteren Geister. Mara ist der Fürst der Finsternis. Er wird auch der Zerstörer und Tod (der Seele) genannt. Es gibt keine niedrigere und bedrückendere Sphäre in der Feinstofflichen Welt als Marakara (siehe § 307, Buch HERZ).
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Was ist gemeint mit Schwingungen der Silbernen Brücke (Herz, § 357). Das ist der Name der vom Lehrer dem Schüler gesandten Schwingung zur Stärkung des müden Herzens. Diese Schwingung stärkt das Band zwischen Schüler und Lehrer. Dieser silberne Strahl kann mit dem geistigen Auge gesehen werden.
14. Januar 1937
So viel Schaden ist verursacht worden durch die vorzeitige Verbreitung der Mitteilung. Aber das können nur jene verstehen, die sich das Gesetz von Ursache und Wirkung gut zu eigen gemacht haben und daher imstande sind zu erkennen, welche Folgen durch diese oder jene Ursache entstehen. Aus diesem Grunde muß auch ich mich zurückhalten und Teile Ihrer Fragen unbeantwortet lassen. In dieser Zeit allgemeiner Verwirrung und verstärkter Angriffe von seiten der finsteren Kräfte, die wir jetzt erleben, wäre es unzulässig, etwas Geheimes oder Heiliges zu Papier zu bringen, das durch so viele Hände geht. Vieles würde entstellt und falsch ausgelegt werden.
Darin, daß in der Antike die Lehren des Lichts mündlich und in verschleierten Symbolen übermittelt wurden, lag eine große Zweckdienlichkeit und Angemessenheit. Gibt es denn heute viele, die den Sinn selbst einfacher Worte erfassen? Ein lebendiges Beispiel solchen Nichtverstehens, ja sogar böswilliger Auslegung, offenbart sich im Überblick, den ich kürzlich erhielt, durch Einwände gegen eines der BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK. Als ich ihn las, kam ich aus dem Staunen nicht heraus! Ich habe bestimmt nicht die Absicht, mich in Polemik einzulassen, doch zu meinem Bedauern muß ich sagen, daß die darin geäußerten unbesonnenen Gedanken bereits an böswillige Unwissenheit grenzen.
So versteht der Verfasser der Einwände nicht, daß die Lehre des Geistes oder die LEBENDIGE ETHIK der beste Panzer für den Körper ist. Doch selbst gegenwärtige Ärzte denken anders, so gelangt z. B. der französische Arzt und Biologe Lakhovsky in seinem Werk Wie erlangt man Unsterblichkeit wissenschaftlich zu der Schlußfolgerung, daß alle moralischen Lehren, vor allem eine rein biologische Grundlage haben. Daher sein Rat: Man möge sich nicht ärgern, nicht eifersüchtig, neidisch oder gereizt sein, sondern gütig und optimistisch, und so wird man ein sehr hohes Alter erreichen. Wenn ich Zeit erübrigen kann, werde ich Ihnen einen kurzen Umriß des bedeutsamen Einflusses des Psychismus und der psychischen Energie auf das menschliche Leben zukommen lassen.
Es ist amüsant zu lesen, wie dieser Kritiker einige kleine Sünden wiederholt zu rechtfertigen sucht und die ganze Verantwortung für sie dem Teufel zuschreibt.
Ebenfalls ist er offensichtlich sehr stark an seinen Astralkörper gebunden, und die Vorstellung, sich von ihm zu trennen, schmerzt ihn. Jedoch muß man immer im Auge behalten, daß der Astralkörper nur für das Leben auf der physischen Ebene notwendig ist, denn er dient als Brücke; aber nach dem Übergang in einen höheren Zustand wird auch der Astralkörper, genauso wie der physische Körper, als Abfall betrachtet. Wir brauchen den physischen Körper zwar, aber in der weiteren Evolution wird er durch einen verdichteten Astralkörper ersetzt werden. Auch den Astralkörper brauchen wir für bestimmte Aufgaben im Zusammenhang mit der physischen Welt, daher bewahren einige Große Lehrer diesen Körper.
Die Großen Lehrer haben jedoch fürwahr Grund, den Astralkörper als unnötigen Abfall zu betrachten. Wie sollten daher mit unserer ganzen Kraft versuchen, in unserem physischen Leben den Astralkörper zu beherrschen und unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Mentalkörpers zu lenken. Die Hohen Lehrer schätzen nicht die im groben Astralkörper geleisteten Tätigkeiten ihrer Schüler, sondern jene, die im feinstofflichen Körper geleistet wurden. Auch heißt es in der Lehre, daß bei geistigem Wachstum des Menschen der Aufenthalt in der astralen Welt auf vierzig Tage beschränkt werden kann.
Unser Widersacher stimmt nicht zu, daß der Pfad der Weltevolution
sich nicht auf dem Wege der niederen Schichten fortsetzt, sondern in Zusammenarbeit mit den Höheren Ebenen. So offensichtlich verneint er das Führende Prinzip im Kosmos. Man könnte fragen, wie er dann die Idee Christi oder des Allvergebenden Herrgotts versteht? Ist nicht der Begriff Christus an sich eine Zusammenarbeit mit den Höchsten Ebenen?
Auf seine Schlußworte, daß M
nicht nur die Blätter seines Gartens, sondern auch die saftigen Früchte geben sollte, können wir ihn daran erinnern, daß ihm bereits das erste Buch der Lehre die Antwort erteilt:
Herrscher, warum darf ich nicht alle Früchte Deines Gartens sammeln?
Wo sind denn deine Körbe, Schüler?
Herrscher, warum gießt Du nicht Ströme Deines Segens auf mich aus?
Wo sind denn deine Krüge, Schüler?
Warum, o Herr, sprichst Du nur leise und verkündest Deine Wahrheit nicht mit Donner?
Wo sind denn die Hörer? Außerdem ist auch der Donner in den Bergen besser hörbar.
(Blätter des Gartens MORYA I, § 260).
Damit können wir enden.
1937
Hiermit reiche ich Ihnen die Liste Ihrer Fragen mit meinen Antworten zurück:
1. Unsere Kräfte wachsen durch den Kontakt mit den Menschen. Jeder Gedankenaustausch, jede Zusammenarbeit bereichert unser Bewußtsein. Auch Gegenüberstellung und Vergleiche belehren uns und stärken gleichzeitig unser Selbstvertrauen.
2. Alles Irdische, alle irdischen Zustände stehen allem Höheren im Wege, aber strebende Herzen erheben sich über Hindernisse.
3. Leider widersetzt sich der menschliche Geist in vielen Fällen dem göttlichen Element an sich und in allem.
4. Tshur ist hier gemeint im Sinn von Überbleibsel oder des überholten Bewußtseins. Tshur könnte auch Kobold bedeuten, folglich jede Art von Aberglauben und Vorurteilen. Der Sinn liegt darin, daß man sich die kommende Neue Welt nicht mit dem alten Bewußtsein zu eigen machen kann, mit alter Unwissenheit und allen ihren Erscheinungen.
5. Der Kanon Mit deinem Gott ist höher
bedeutet, daß dieser Kanon höher ist als die Behauptung Mit meinem Gott. In der ersten Aussage liegt Duldsamkeit und Verständnis, wohingegen die zweite Aussage den Keim von Ausschluß und Fanatismus birgt.
6. Die Bezeichnung Skandha wird in der buddhistischen Philosophie verwendet. Wörtlich bedeuten Skandhas Gruppen von Eigenschaften, die die Persönlichkeit des Menschen darstellen. Exoterisch teilen sie sich in fünf Gruppen: 1. Form oder Körper, 2. Gefühl, 3. Bewußtsein, 4. Motive (Karma), 5. Wissen. Bedenken Sie, daß nicht nur jede unserer Taten, sondern auch jeder unserer Gedanken eine Schwingung hervorruft, und eben diese Schwingungen sind die Skandhas. So bilden die Skandhas die Summe des subjektiven und des objektiven Menschen. Die vom Menschen geschaffenen Skandhas sind sein unveräußerlicher karmischer Besitz, der ihn in seine neue irdische Inkarnation begleitet. Karmische Folgen vergangenen Lebens begleiten den Menschen tatsächlich und er wird in seinem nächsten Leben alle Skandhas und Schwingungen sammeln, die durch ihn im Astralen eingeprägt wurden, denn nichts kann aus nichts entstehen. Es gibt daher eine Verbindung zwischen den Leben, und die neuen Skandhas werden aus den früheren oder ihren Fortpflanzern geboren. Skandhas bauen somit unser Karma, oder anders gesagt: Karma wird aus den Skandhas aufgebaut. Erinnern Sie sich der Worte der LEHRE über den KELCH der Aufspeicherungen.
7. Die von Medien und Schwarzmagiern vollführten Phänomene, die mit den atmosphärischen und anderen Bedingungen nicht im Einklang stehen, rufen oft eine Wirkung hervor, die infolge gewaltsamer Energieentziehung und ihrer Verbindungen aus dem Raum in ihrer zerstörenden Kraft mit einer Explosion verglichen werden können. Diese Gewalttätigkeit verursacht wie erklärt die abscheuliche Atmosphäre der gestörten Elektronen. Das scheint verständlich zu sein.
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Nun über das Friedensbanner. Kann es solche Individuen geben, die, obwohl sie sich gebildet und gelehrt vorkommen, nicht die fundamentalste und wichtige Bedeutung des Friedensbanners verstehen? Sie scheinen nicht zu begreifen, worin die Bedeutung des Friedensbanners liegt, nämlich vor allem in der Tatsache, daß durch den Schutz der menschlichen Schaffenskraft ins Bewußtsein der Massen und der heranwachsenden Generationen Achtung eingepflanzt wird vor den geistigen Werten, die der Menschheit Leben verleihen. Zudem können wir die herrlichen Kathedralen, Büchereien und Museen nicht als materielle Werte betrachten! Ist solch ein Grad von Unwissenheit möglich, der diese Symbole geistiger Schaffenskraft den materiellen Werten zuschreiben könnte?!
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Sicherlich, Initiative sollte im Prinzip anspornend sein. Aber denken Sie daran, daß Initiative oft mit Selbstsucht verwechselt wird. Außerdem endet Initiative ohne strenge Disziplin des Geistes im Schwanken und krampfhaften Unterfangen. Doch alles Krampfhafte ist zur Vernichtung verurteilt, da man auf Krampf nicht bauen kann. Nicht umsonst liegen allen alten Lehren Disziplin und Gehorsam zugrunde. Und in der uns gegebenen Lehre wird auf die unerläßliche Disziplin besonderes Gewicht gelegt. Was ist Hierarchie, wenn nicht Disziplin? In allen alten Religionen und philosophischen Schulen gibt es eine allgemeine Lehre sowie die Lehre für die Frommen und Ergebenen. Und speziell in der Lehre für die Ergebenen wurde Disziplin des Geistes gelehrt, und Gehorsam war der erste Schritt dahin. Jeder Führer muß vor allem gehorchen lernen, denn wie sonst soll er wissen, was Befehl und was Ausführung ist?
Sie zitieren einen Ausspruch aus AGNI YOGA: Alles wird enthüllt, alles ist erreichbar. Das ist in bezug auf den Kosmos zu verstehen. In der Tat, der ganze Kosmos steht offen für unsere Wahrnehmung. Aber die Geheimnisse des Kosmos werden nur in völliger Entsprechung mit dem Bewußtsein und dem Herzen des Fragestellers enthüllt; und so ist es auch mit der Lehre. Denken Sie daher immer an das goldene Gleichgewicht zwischen Verstand und Herz. Ohne dieses Gleichgewicht gibt es keinen wahren Fortschritt, und alle Geheimnisse bleiben verborgen und unzugänglich. Daher laßt uns in allen unseren Taten beides offenbaren: Verstand und Herz.
19. November 1937
Ich war sehr traurig zu erfahren, daß Sie, obwohl Sie Ihre Gesundheit durch psychische Energie zu kräftigen begannen, plötzlich zweifeln und diese sehr nützliche Übung aufgaben. Allein eiserner Wille, Standhaftigkeit und Rhythmus können zum Ziel führen. Sicherlich, man kann nicht erwarten, daß durch einfache Bestätigung der Gesundheit gezogene Zähne plötzlich wieder zu wachsen beginnen (solche Errungenschaften liegen noch in ferner Zukunft). Jedoch beständige Autosuggestion würde im allgemeinen Gesundheitszustand zweifellos Besserung gebracht haben. Daher bedauere ich es sehr, daß Sie diese nutzbringende, stärkende Übung aufgegeben haben. Niemals ist auch nur eine unserer Anstrengungen vergebens, und wenn nicht in dieser Inkarnation, so werden solche Willensanstrengungen in der nächsten ihre Ergebnisse zeitigen.
Und nun zu meiner Feststellung, daß alle Errungenschaften des Yogi theoretisch leicht zu sein scheinen, in der Praxis hingegen nichts schwerer ist als das, was für Sie anstatt zu neuem Zustrom der Ermutigung und Beharrlichkeit zur Enttäuschung führte. Jetzt werden Sie verstehen, warum ich es immer so bedauere, wenn Schriftsteller wie Ramacharaka, obwohl sie keine schlechte Auslegung der Systeme des indischen Yogas geben, andererseits mit der Leichtfertigkeit eines Dilettanten über die Bewältigung der höchsten Errungenschaften des Raja Yoga sprechen. Anfänger, die das lesen, glauben ihren Worten und gehen mit großem Eifer daran, die beschriebenen Übungen auszuführen. Nachher jedoch, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, sind sie sehr enttäuscht und verwandeln sich in eifrige Verneiner und sogar in Feinde. Niemand will glauben, daß, will er ein überragender Künstler, Maler oder Wissenschaftler werden, er nicht nur viele Aufspeicherungen in dieser Richtung aus früheren Leben mitbringen muß, sondern es zusätzlicher Jahre beharrlicher und unerläßlicher Arbeit in diesem Leben bedarf. Um so beharrlicher muß man deshalb im Streben nach Erweiterung und Disziplinierung des Bewußtseins sein, eben weil das allein zur Verfeinerung und feurigen Umwandlung unserer Nervenempfänger oder Zentren beitragen kann. In der Tat, geistige Errungenschaften, in Zusammenhang mit Bewußtseinserweiterung sind am schwierigsten zu erreichen. Ein triftiges Beispiel dieser Schwierigkeit stellt unsere jetzige irdische Menschheit dar, die sich nach Millionen Jahren ihrer Existenz und unzähligen bitteren Lektionen anschickt, nicht nur die ganze menschliche Rasse auszurotten, sondern auch ihren eigenen Planeten zu sprengen.
Es ziemt den Anhängern der LEHRE DES LEBENS nicht, sich der Depression hinzugeben und sich durch Zweifel zu schwächen. Die Anhänger der Lehre des Lebens leben für die Zukunft, in der Erkenntnis der Unbegrenztheit, und wissen daher, daß kein Streben, keine rhythmische oder dauernde Anstrengung ohne Ergebnisse bleibt. Sie erkennen, daß in jeder Arbeit wirklich nur Streben und Anstrengungen die Grundlage aller Errungenschaften sind. Der Kristall der psychischen Energie, dieser Stein der Weisen, wird durch unaufhörliches Streben und Anstrengungen in vielen Tausenden von Jahren gespeichert.
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Arbeiten Sie für die Einigkeit der Mitarbeiter! Uns ist das Bündnis der Einigkeit, des Mutes und der Heldentat gegeben worden. Mit diesen feurigen Eigenschaften wird die Neue Welt erbaut, und das Recht, das Bollwerk des Großen Wissens zu betreten, ist dadurch verbürgt.
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23. November 1937
Wir vertreten die Meinung, daß bei Aufnahme von Mitgliedern äußerste Vorsicht geübt werden muß, vor allem dann, wenn wir ihnen das Stimmrecht einräumen. Wir alle tragen die Verantwortung für das uns Anvertraute. Darum heißt es im ersten Band der LEHRE: Vernichtet die Menschen nicht, indem ihr ihnen zuviel anvertraut! Oft stellt die Bürde der Last nur einen Ausblick des Rückens dar. Deshalb raten wir, zu den Ausschußversammlungen nur gut geprüfte Freunde zuzulassen und ihnen das Stimmrecht zu verleihen; die aktiven Mitglieder sollten das Stimmrecht besitzen, den Mitgliederanwärtern hingegen sollte dieses Recht nicht zustehen. Mit Rücksicht auf die Menschen, besonders auf die Jugend, muß man ihnen zuerst Gelegenheit geben, sich selbst kennenzulernen. Sie müssen erkennen, daß das Betreten des Probepfades des Dienens nicht einer Beteiligung an irgendeinem Klub gleichkommt, in dem der Eintritt und das Verlassen keine Folgen nach sich ziehen. Sie müssen begreifen, daß ihnen die LEHRE DES LEBENS, die sie vernahmen, eine gewisse geistige Verpflichtung auferlegt, selbst wenn sie nicht imstande oder willens sind, dies zu erkennen. Bevor sie sich fest binden, sollten sie ihre Absichten und ihr Streben gründlich prüfen, damit sie nicht durch späteres Verlassen zu Abtrünnigen werden. Lebenserfahrung lehrt Sorgfalt und Vorsicht. Es gibt ziemlich viele Verräter, bewußte und unbewußte, aber es ist unsere heilige Pflicht, mit allen Mitteln den Aufbau des Lichts vor ihnen zu schützen. Ich möchte noch weitergehen und sagen, daß es keine heldenhafte Errungenschaft gibt, die nicht durch Verrat bekämpft wird, aber trotzdem müssen wir alles in unserer Macht Liegende tun, um das uns Anvertraute zu schützen.
Und nun zu Ihren Fragen. Zweifellos helfen viele Mitarbeiter den Kräften des Lichts in der Feinstofflichen Welt. Gegenwärtig ist der Kampf dort stärker als auf der Erde. Es ist daher ratsam, dies zu bedenken und den Schlaf nicht zu meiden, denn manche eifrige Mitarbeiter versuchen, ihre Nachtruhe zu verkürzen. Doch die Arbeit in der Feinstofflichen Welt ist oft ergiebiger als die irdische. Teilen Sie das ihren nächsten Freunden mit und bitten Sie sie, ihre nächtlichen Erfahrungen niederzuschreiben. Allmählich werden sie lernen, die komplizierten Symbole zu unterscheiden und sich im Wirrwarr der Eindrücke, der sich aus Mangel an Disziplin und Klarheit des Bewußtseins ergibt, zurechtzufinden. Durch rechtes Streben wird sich so manches klären. Es ist nützlich, mit dem Gedanken einzuschlafen, immer dahin zu Hilfe zu eilen, wohin die Großen Lehrer uns rufen!
Die Seiten in dem von Ihnen erwähnten Buch habe ich gelesen. Ich verstehe vollkommen, was der Verfasser mit den Worten Die Tätigkeit des Verstandes ausschließen meint, nämlich, daß man der ungeordneten Gedankenflut, die uns daran hindert, die Sendungen aus der Hohen Quelle zu empfangen und durch unsere höheren Zentren zu sammeln, Einhalt zu gebieten, leichter beim Einschlafen erreicht, weil dann das ungeordnete Denken ausklingt. Daher wird darauf hingewiesen, daß man lernen sollte, die Sendungen auf der Schwelle zum Schlaf oder im Augenblick des Erwachens aufzufangen. Man muß in sich eine ständige Wachsamkeit des Herzens entwickeln. Wenn das Denken ausreichend diszipliniert ist und unser Bewußtsein jene bestrebte Wachsamkeit beherrscht, dann kann man die Stimme des Lehrers hören. Nicht allein bei Konzentration auf sein Bild, sondern auch, wenn man über ein bestimmtes Problem nachdenkt. Und so sollten in allem Disziplin, Klarheit und Rhythmus herrschen. Aber Gedanken gleich Flöhen oder Kaninchenhasen berauben uns jedweder Möglichkeit der Wahrnehmung.
Es ist auch falsch zu sagen, daß jemand unbefangen viele Male eine abgefaßte Formel aussprechen sollte. Ich gebe zu, daß physische Anstrengung hinderlich sein kann, aber unerläßlich für den Erfolg ist das Streben des Herzens. Wahrlich, unerschütterliches Streben des Herzens ist der Schlüssel zu allen Schlössern. Solches Streben hat weder mit toter Apathie noch mit physischer Anstrengung, der sogenannten Willensanspannung, etwas zu tun. Gesegnet jeder, der das Brennen und Streben dieser feurigen Energie fühlen kann.
Nun zu § 552 aus dem Buch AUM. Zweifellos gibt es hier eine Abhängigkeit der Einwirkung, und je klarer der Charakter der inkarnierten Individualität, um so gravierender sind ihre Offenbarungen nach den Wünschen der hoffnungsvollen Mutter. In meinen Antworten auf die von Ihnen aufgezeigten Paragraphen will ich die Reihenfolge der Paragraphen aus der Feurigen Welt III beibehalten, damit Sie leichter folgen können.
Zu § 62: Natürlich, die Feinstoffliche Welt ist die astrale Welt mit allen ihren Unterteilungen in niedere und höhere Bereiche; dann folgt die Feurige Welt und schließlich die Höchste Welt.
Zu § 82: Der Leitstern des Menschen ist die Ausstrahlung seines Geisteskorns, das aufgespeicherte Gefühlswissen, das ihn zum Licht treibt. Und dieser Leitstern leuchtet nach schweren Lebensmühsalen besonders stark. Unsere Energien können nur bei höherer Anspannung in höhere Bestrebungen umgewandelt werden. In der Tat, Bestrebungen gestalten den Charakter und das Karma des Menschen. Es ist unerläßlich, intensiv daran zu denken, daß Karma primär aus Motiven, Bestrebungen und Gedanken des Menschen geschaffen wird, wohingegen Taten von sekundärer Bedeutung sind.
So gestalten die guten Aufspeicherungen vieler Leben das Karma, das vom Leitstern des Gefühlswissens gelenkt wird.
Zu § 86: Feuertaufe bedeutet die geistige Verklärung oder Angleichung an das reine Feuer des Raumes. Bei der Feuertaufe vollzieht sich das Öffnen bestimmter Nervenzentren. Die Aufspeicherung der feurigen oder Urenergie ermöglicht es dem Menschen, beim Übergang in die Feinstoffliche Welt in die höheren Sphären aufzusteigen. Je mehr wir von dieser Energie besitzen, desto höher werden wir emporgetragen. Diese Energie wird durch unerschütterliches Streben zur Selbstvervollkommnung, Arbeit und völlige Hingabe an den erwählten Lehrer aufgespeichert.
Zu § 97: Nachdem der Arzt festgestellt hat, daß der Tod des Patienten unvermeidlich ist, kann der Versuch, das Leben des Sterbenden künstlich zu verlängern, für ihn schlimmes Leiden bedeuten und seinem feinstofflichen Körper ernsten Schaden zufügen. Aus diesem Grunde sollte man dem Sterbenden Aufmerksamkeit und Besorgtheit angedeihen lassen.
Zu § 158: Zahlreiche kosmische Energien werden aus der Feinstofflichen Welt erweckt und wirken unsichtbar auf unserer physischen Ebene. Abgesehen von dem unerhörten Druck der Elektrizität erzeugenden Erscheinungen, den Radiowellen und anderen unsichtbaren Strahlen, die von der Menschheit jetzt genutzt werden, führen jedes Erdbeben, jeder Aufruhr, jede Explosion und alle Schrecken des Krieges die niederen Schichten der Feinstofflichen Welt mit der irdischen Ebene näher zusammen. Kriege und Revolutionen sind am entsetzlichsten, die mächtigsten Beschwörer der niederen Energien aus der Feinstofflichen Welt. Die niederen Wesenheiten nähern sich von den Emanationen des Blutes und der Verwesung. Man kann sich gut vorstellen, welche Art von Wesenheiten die Atmosphäre rund um die zerstörerischen Tätigkeiten bevölkern. Nur starke Geister, die durch ein festes Sperrnetz der psychischen Energie geschützt sind, können dieser Infektion widerstehen. In der Tat, es gibt gar nicht wenige, die in kleinen unzulässigen Formen Nekromantie üben.
Zu § 165: Die Djins sind die Elementargeister. In allen östlichen und vor allem in den arabischen Märchen dienten die Djins den Magiern, die sie zu beherrschen verstanden. So ist der Legende gemäß der Tempel Salomons von den Djins errichtet worden. Jede Legende birgt einen gewissen Teil an Wahrheit; auch im Leben sind die Feinde oder die Diener der Finsternis einem erleuchteten Unternehmen dienlich. Die Gesetze sind in allem die gleichen. Finsternis hebt das Licht empor! Das Böse erhöht den Begriff des Guten, und so fort
Zu § 170: Fürwahr, räumliche Schlachten finden im ganzen geoffenbarten Kosmos statt, aber sie offenbaren sich in verschiedenen Graden. Im ganzen geoffenbarten Raum ist das Raumfeuer das verbindende Element zwischen den Welten. Daher beeinträchtigt jede Manifestation, jede Schlacht, unwichtig wo sie stattfindet, auf die eine oder andere Weise die ganze Welt beziehungsweise den ganzen Raum. In der LEHRE heißt es: Eine Feder aus dem Flügel eines Vogels ruft Donner in den fernen Welten hervor
So wird auf das in allen Erscheinungen und in allem Geschehen bestehende unzerreißbare Band hingewiesen.
Zu § 175: Jeder Planet durchläuft wiederholt verschiedene Zyklen. Feurige Zerstörungen sowie feuriger Aufbau haben nicht nur unseren, sondern auch andere Planeten heimgesucht; doch ihr Ausmaß entspricht jeweils dem geistigen Zustand ihrer Bewohner. Bei Hohem Stand eines Planeten und seiner Bevölkerung können alle Wirkungen nützlich sein. Lemurien ging durch Feuer zugrunde.
Zu § 595: Wermutöl ist heilsam für geschwollene Drüsen. Auch in der Schweiz geben die Ärzte dem Patienten bei angeschwollenen Drüsen einen leichten Wermuttee.
Die von Ihnen beobachteten Nordlichter waren in Dünaburg nicht so stark sichtbar. Das rötliche Licht ist ein sehr charakteristisches Merkmal der Nordlichter. Die hellen Nordlichter erstrahlen in Regenbogenfarben.
Und jetzt einige Ausführungen aus der LEHRE: Der größte geistig Schaffende auf der Erde, den wir uns vorstellen können, wird natürlich in der Feinstofflichen Welt eine unvergleichliche Macht darstellen. Die Berührung mit dem gereinigten Raumfeuer trägt ihn empor in die Feurige Welt. Es gibt keine Grenze, die den Aufstieg eines Geistes, frei von jedwedem Zweifel, verhindern kann. Zweifel ist wie ein Riß in einem Ballon.
So wird unbegrenzt alles aus der Bewegung geboren. Ich sage das, um daran zu erinnern, daß die natürliche Haltung des Menschen aufrecht ist. Zweifel ist nichts als eine durchlöcherte Tasche in einer solchen können keine Diamanten verwahrt werden. In Unserem Ashram kennt man den Zweifel nicht; mächtig ist der Zug nach oben. Es bedarf vieler Anstrengungen, um nicht von der Erde weggerissen zu werden. Freiwillig und bewußt werden irdische Fesseln angelegt. Opfer bildet sich aus Liebe, und die Erfahrungen aus früheren Leben verleihen die Liebe zu den Leidenden. Erfahrung wird entweder Liebe entfachen oder den Haß schärfen. Aber wer wird sich als Erster dem Brandpfahl des Hasses ergeben? Wohl nur der Hassende selbst. Liebe muß weise und tatkräftig sein. Bevor man das erreicht, strauchelt man leicht oder verfällt der Scheinheiligkeit. Allein das Wirken für das Wohl der Welt läßt Gleichgewicht entstehen. Arbeit spendet Freude und das Verstehen der Unbegrenztheit. Sie vermittelt auch Erkenntnis der Bewegung der Welten. Man wird fragen, worin das beste Pranayama besteht? Wodurch der beste Rhythmus sich entfaltet? Wodurch der Wurm der Mutlosigkeit besiegt wird? Durch Arbeit. Allein durch Arbeit bildet sich der Zauber der Vervollkommnung. Und durch Arbeit wird die Feuertaufe erlangt.
Streben wir für die Zukunft! Derzeit erleben wir ernste Tage. Die schrecklichen Taten bringen schweres Karma mit sich. Heutige Riesen können morgen Zwerge sein. So wird inmitten von Sturm und Unruhen Karma geschaffen und Fristen erfüllen sich. Die Weltereignisse enthüllen ein Mosaik, das nur von den Berggipfeln wahrnehmbar ist.