Die Pflanzenschrift und ihre Offenbarungen

von Jagadis Chunder Bose


VII. KAPITEL
DIE BETENDE PALME VON FARIDPORE

Wie zum Protest gegen den Vorwurf einer allzu flotten Lebensführung nehmen manche Pflanzen eine fromme, heilige Haltung ein. Dies war zumindest der Eindruck, den das gläubige Volk durch die wunderbare Gebetsverrichtung der "betenden Palme" empfing. Wenn die Tempelglocke erklang und das Volk zum Abendgebete rief, dann beugte dieser Baum sein Haupt andächtig zu Boden. Am Morgen war sein Haupt wieder aufgerichtet, und dieser Vorgang wiederholte sich an jedem Tag des Jahres. Dies außerordentliche Phänomen wurde als ein Wunder betrachtet, und es zog Pilger in großer Zahl herbei. Man versicherte, daß Opfer, die dem Baume dargebracht wurden, wunderbare Heilungen zur Folge hätten. Es ist nicht nötig, eine Meinung über diesen Gegenstand zu äußern; jene Kuren mögen in gleicher Weise wirksam gewesen sein, wie so manche andere Glaubenskuren, die heute im Abendlande hoch in Geltung stehen.
Fig. 32. Die
Fig. 32. Die "betende" Palme. Die obere Photographie zeigt die Stellung am Morgen, die untere die Stellung am Nachmittag.

Jene Dattelpalme (Phoenix silvestris) war ein voll erwachsener, starrer Baum, der Stamm war etwa zehn Zoll (25 cm) im Durchmesser. Die Palme mußte durch einen Sturm aus der Lage geraten sein. Der schiefe Stamm zeigte einen mittleren Winkel von etwa 60° zur Vertikalen. Bei seiner täglichen Bewegung erhob sich der Stamm der ganzen Länge nach am Morgen und senkte sich am Nachmittag. Das obere Ende des Baumes durchmaß dabei eine Strecke von einem Meter. Der "Nacken", oder das obere Stammende, das die Blätter trägt, war am Morgen konkav gegen den Himmel, am Nachmittag war seine Krümmung eine umgekehrte. Die großen, langen Blätter, die sich am Morgen hoch gen Himmel aufrichteten, waren am Nachmittag zur Erde niedergebogen; dabei betrug der Abstand von der Vertikalen etwa 15 Fuß. Nach der Vorstellung des Volkes war der Baum ein lebender Riese, der sein Haupt am Morgen zu doppelter Manneshöhe erhob und sich am Abend aus dieser stolzen Höhe niederbeugte und seinen Nacken bog, bis sein Blätterkopf in fromm andächtiger Haltung den Boden berührte.

Ich machte von dem Baum zwei photographische Aufnahmen, die eine am Morgen, die andere spät am Nachmittag (Fig. 32). Ich geriet in wirkliche Aufregung über das sonderbare Gehaben des Baumes, denn derartiges war nie vorher beobachtet worden. Die Naturforschung glaubt nicht an okkulte Dinge, denn es gibt für sie nichts, was außerhalb der Naturgesetze läge, sondern nur Dinge, die darum wunderbar sind, weil sie auf bisher unerkannten Ursachen beruhen.

Welche Ursache oder was für Ursachen können hinter diesem Wunder stecken? Die Erscheinung wiederholte sich Tag für Tag und die einzigen wechselnden Außenfaktoren waren Licht und Temperatur. Konnte das Licht die Ursache sein? Dies war nicht wahrscheinlich, denn um wirksam zu sein, hätte das Licht mit den lebenden Geweben in Kontakt kommen müssen. Doch die dicken Scheiden der toten Blätter hüllten das tiefer liegende, lebende Gewebe völlig ein und schlössen es vom Lichte ab. Der einzige andere Faktor war die schwankende Temperatur, die durch Beeinflussung des Wachstums Bewegungen erzeugen kann, wie die Blütenbewegung der Seerosen, die wir später betrachten werden, es anschaulich erkennen läßt. Doch dieser Palmenbaum war alt und nicht mehr im Stadium aktiven Wachstums.
Fig. 33. Aufzeichnung der Tagesbewegung der "betenden" Palme (Phoenix silvestris). Die Temperaturkurve für 24 Stunden ab 9 Uhr vormittags ist oben dargestellt, das Fallen der Kurve entspricht dem Steigen der Temperatur. Darunter die entsprechende Tageskurve für die Bewegung des Baumes. Der Abstand zwischen zwei Punkten entspricht je 15 Minuten, der Abstand zwischen zwei dicken Punkten je l Stunde.
Fig. 33. Aufzeichnung der Tagesbewegung der "betenden" Palme (Phoenix silvestris). Die Temperaturkurve für 24 Stunden ab 9 Uhr vormittags ist oben dargestellt, das Fallen der Kurve entspricht dem Steigen der Temperatur. Darunter die entsprechende Tageskurve für die Bewegung des Baumes. Der Abstand zwischen zwei Punkten entspricht je 15 Minuten, der Abstand zwischen zwei dicken Punkten je l Stunde.

Der einzige Weg, das Problem zu lösen, bestand in der Konstruktion eines speziellen Apparates, der die Bewegung des Baumes bei Tag und Nacht ununterbrochen registriert: die Hebung wurde in Form einer aufsteigenden, die Senkung in Form einer absteigenden Kurve verzeichnet. Der Verlauf der Temperatur wurde gleichzeitig auf derselben Platte mit Hilfe eines Metall-Thermometers verzeichnet, wobei der Anstieg der Temperatur sich durch das Fallen der Kurve darstellt und umgekehrt. Das Prinzip des selbsttätig arbeitenden Apparates wird aus der später gegebenen Abbildung verständlich werden (siehe Fig. 34). Es war zunächst schwierig, die Einwilligung des Tempelherrn zu erhalten, als ich den Apparat am Baume befestigen wollte. Er war in Besorgnis, es könnte die wunderbare Fähigkeit des Baumes durch die profane Berührung mit den fremdartigen Instrumenten verschwinden. Seine Besorgnisse wurden aber zerstreut, als ich ihm versicherte, daß die Instrumente in meinem Laboratorium in Indien hergestellt seien und daß sie am Baume durch meinen Assistenten befestigt werden würden, der der Sohn eines Priesters war.

Die Resultate, die ich erhielt, waren höchst überraschend. Die zufällige Beobachtung hatte das Volk zu dem Glauben geführt, daß der Baum sich bei Sonnenaufgang erhebe und bei Sonnenuntergang niedersenke. Doch die zusammenhängend registrierte Kurve zeigte, daß der Baum niemals in Ruhe war, sondern sich in beständiger Bewegung befand, welche ihre Richtung periodisch wechselte (Fig. 33). Seine Bewegung war keine passive, sondern sie wurde mit einer aktiven Kraft ausgeführt, die ausgereicht hätte, einen Mann vom Boden aufzuheben.

Der Baum erreichte seine größte Erhebung um sieben Uhr am Morgen. Daraufsetzte eine rasche Fallbewegung ein. Die Senkung erreichte ihr Maximum um 3.15 Uhr nachmittags, worauf der Baum sich wieder zu heben begann, erst langsam, dann rascher, bis er, wie schon gesagt, seine höchste Lage um sieben Uhr am nächsten Morgen wieder erreichte.

Die genaue, vom Baume selbst gezeichnete Kurve ließ erkennen, daß die stärkste Senkung nicht genau zur Gebetsstunde erfolgte; doch die Leute, die nach Wundern suchen, würden durch solch eine kleine Abweichung in ihrem Glauben nicht gestört werden.

DIE ENTDECKUNG DER URSACHE DER BEWEGUNG

Die Erklärung der täglichen Bewegung mußte in einem periodisch wechselnden Außenfaktor gesucht werden, wie im Licht oder der Temperatur. Das Licht konnte, wie wir sahen, nicht die wirksame Ursache sein. Die genauere Untersuchung der täglichen Bewegungskurve bekräftigte diesen Schluß. Denn wäre die Bewegung dem Lichte zuzuschreiben, dann müßte ein Gipfelpunkt am Mittag und ein Tiefpunkt um Mitternacht vorhanden sein. Statt dessen aber finden wir, daß der höchste Punkt nicht mittags, sondern um sieben Uhr morgens erreicht wird. Anderseits wird der tiefste Punkt nicht um Mitternacht, sondern am Nachmittag erreicht.

Wenden wir uns weiter zu den Schwankungen der Temperatur. Wir sind da erstaunt zu sehen, daß die Kurve für die Bewegung des Baumes praktisch eine genaue Umkehr der Temperaturkurve darstellt. Die Aufwärtsbewegung des Baumes folgte auf das Fallen der Temperatur. Fiel die Temperatur, so folgte die Aufwärtsbewegung des Baumes und umgekehrt. Die Bewegungen des Baumes blieben hinter den entsprechenden Bewegungen der Temperatur ein wenig zurück. Diese Verzögerung hatte zwei Ursachen: der dicke Stamm des Baumes brauchte einige Zeit, bis er die Temperatur seiner Umgebung angenommen hatte; außerdem verzögerte eine gewisse physiologische Trägheit die Reaktion.

PHYSIKALISCH ODER PHYSIOLOGISCH?

Nachdem in Erfahrung gebracht war, daß die Bewegungen durch Änderungen der Temperatur verursacht waren, blieb zu untersuchen, ob sie auf rein physikalischer Expansion und Kontraktion oder auf irgendeiner spezifischen Lebensreaktion beruhen. Um diese Frage zu entscheiden, hätte man beobachten müssen, was nach dem Tod des Baumes geschieht. Die physikalischen Bewegungen würden dann fortdauern, während die physiologische Wirkung verschwände. Es war nun natürlich nicht daran zu denken, zum Zweck der Entscheidung der Frage das Leben eines Baumes anzutasten, der so einzigartig war und in so großer Verehrung gehalten wurde.

Aber ein Jahr später, als ich mich gerade in meiner Vorlesung mit der Sache beschäftigte, teilte mir Lord Ronald-shay, der Gouverneur von Bengalen, mit, daß er eben ein Telegramm von seinem Beamten in Faridpore erhalten habe, worin stand: "Der Palmenbaum ist tot und seine Bewegungen haben aufgehört". Dies viel beklagte Ableben des Baumes gewährte nun die Möglichkeit, das Problem zu lösen. Es war freilich traurig, daß der Baum erst hatte sterben müssen, um zu zeigen, daß seine Bewegungen auf seiner Lebenstätigkeit beruht hatten.

Der Aberglaube hätte wohl den Tod des Baumes in Zusammenhang bringen können mit der Freiheit, die ich mir nahm, seine Bewegungen zu registrieren. Es ist unnötig zu sagen, daß diese zwei Dinge nicht das Mindeste miteinander zu tun hatten; der Baum war alt und starb eines natürlichen Todes, und zwar mehr als ein Jahr, nachdem ich meine Versuche angestellt hatte. Nichtsdestoweniger fühlte ich mich unbehaglich und wünschte, die Sache möchte in Vergessenheit geraten. Das war aber längere Zeit hindurch nicht der Fall, da die Presse die Angelegenheit aufgriff und ihre Kommentare dazu gab, wovon der folgende ein Beispiel ist:

"Tragödie aus dem Pflanzenreich! Die betende Palme von Faridpore starb, wie schon gemeldet, plötzlich genau an dem Abend, als Dr. Bose in seiner Vorlesung über sie sprach. Man muß wissen, daß der große Gelehrte im Begriffe war, die Sache als einen Humbug darzustellen. Die fromme Haltung des Baumes, von der wir erzählt haben, sei nichts anderes gewesen, als eine Bemühung, sich warm zu halten! Doch können wir nicht umhin zu denken, daß es vielleicht auch ein Zeichen von Krankheit war, denn wie kommt es sonst, daß andere Palmen niemals 'beten'?"

Für diesmal hatte die allwissende Presse Unrecht. Denn nicht nur der heilige Baum von Faridpore, sondern auch andere Palmen und selbst gewöhnliche Bäume haben die Gewohnheit zu beten. Ich erhielt Kunde von einer anderen Palme, die am Rande eines Teiches wuchs und deren Stamm gegen diesen hin schräg geneigt war. Die Gipfelblätter des Baumes waren am Nachmittag geschwungen gerundet und tauchten mit der Spitze in das Wasser.

Auch sind die oben beschriebenen Erscheinungen nicht bloß Wunder des mystischen Ostens. Etwas Ähnliches kam einmal in der prosaischen Umgebung von Liverpool vor. Ein englischer Freund sandte mir den folgenden Auszug aus dem Liverpooler Merkur, datiert vom 13. Dezember 1811:

"Merkwürdiges Phänomen. Es steht ein Weidenbaum von beträchtlicher Höhe und etwa drei Ellen im Umfang am Rande eines Bächleins auf dem Landgute namens Tubsill, dem Eigentum des Rev. Mr. Wasney bei Shipton, der in der Tat beseelt erscheint; er streckt sich zu Zeiten der vollen Länge nach zu Boden nieder und erhebt sich dann wieder zu seiner früheren senkrechten Stellung. So unglaublich dies erscheinen mag, es ist Tatsache und ist das Staunen von Hunderten gewesen, die es gesehen haben!"

Ein anderer Fall ist mir kürzlich von einem Kokosnußpflanzer aus Südafrika berichtet worden. Infolge der herrschenden starken Seewinde war auf seiner Pflanzung eine Reihe von Palmen schief gewachsen. Es war für ihn ein beständiges Wunder, daß, während am Morgen alle Palmen voll aufgerichtet waren, so daß die Kokosnüsse außer Reichweite hingen, die Bäume sich am Nachmittag soweit niederbeugten, daß man die Nüsse leicht pflücken konnte!

Bäume, die auf einer auch nur leicht geneigten Fläche wachsen, zeigen charakteristische Bewegungen nach oben und unten. Diese sind freilich so schwach, daß ein gelegentlicher Beobachter nichts davon bemerken wird. Mit dem selbsttätigen Registrierapparat aufgenommen, sind die Bewegungen indes sehr wohl ausgeprägt.

Die Bewegungen solcher Bäume wie der Palme von Faridpore werden aus zwei Gründen so deutlich sichtbar. Erstens ist die geotropische Wirkung, auf derer/ Veränderlichkeit die Bewegung beruht, am intensivsten, wenn der Baum fast horizontal, und schwächer, wenn er mehr aufrecht steht. Ferner fällt die Bewegung eines schräg stehenden Baumes mehr in die Augen, weil die ruhenden Gegenstände im Hintergrunde die Beobachtung erleichtern. Bei einem mehr aufrechten Baum können sich die Bewegungen der Beobachtung entziehen, wenn sie vor einem leeren Hintergrunde ausgeführt werden.

ERKLÄRUNG DES PHÄNOMENS

Wir werden in einem folgenden Kapitel sehen, daß die Bewegungen der Blütenblätter der Seerose durch Veränderungen im Wachstum hervorgebracht werden, die von Veränderungen der Temperatur abhängig sind. In unserem Falle, bei voll erwachsenen, starren Bäumen muß man nach einer anderen Erklärung suchen. Ich kann hier nicht über all die zahlreichen Experimente berichten, die zur Entdeckung einer vordem unbekannten Klasse von Erscheinungen geführt haben und die den Einfluß der Temperatur auf die geotropische Reaktion betrafen.

Wenn ein Pflanzenteil, Stamm, Ast oder Blatt, schief erwächst, so strebt der Reiz der Schwerkraft dahin, ihn aufzurichten. Legen wir eine Topfpflanze horizontal auf die Erde, so werden wir bald bemerken, daß der Stengel und die Blätter sich, entgegen dem Zug der Schwerkraft, aufrichten. Die geotropische Reaktion hat somit die Spannung der Pflanzengewebe zu überwinden. Das Gleichgewicht wird dann erreicht, wenn die gegeneinander wirkenden Kräfte sich die Waage halten. Die Versuche, die ich aus- führte, zeigten, daß die geotropische Reaktion durch den Wechsel der Temperatur beeinflußt wird; ein Steigen der Temperatur vermindert sie, während ein Sinken die geotropische Aufkrümmung verschärft. Es wird also das "dynamische Gleichgewicht" durch das Steigen und Fallen der Temperatur nach der einen oder der anderen Richtung verschoben und dies bewirkt die tägliche Aufwärts- und Abwärtsbewegung.

Theoretisch sollten alle schräg stehenden Organe, die für den Reiz der Schwerkraft empfindlich sind, bei Temperaturänderungen die charakteristischen Bewegungen aufweisen. Nun sind auch die horizontal ausgebreiteten Blätter der Pflanzen dem Reiz der Schwerkraft ausgesetzt. Führen auch sie tägliche Bewegungen, ähnlich jenen der betenden Palme, aus?

DER AUTOMATISCHE REGISTRIERAPPARAT

Die Untersuchung wurde mit Hilfe eines selbsttätigen Registrierapparates ausgeführt, der speziell für diesen Zweck konstruiert war. Der Apparat hatte vier Zeichenhebel: die drei ersten zeichnen die Bewegungen der Blätter (oder der horizontal liegenden Sprosse) verschiedener Pflanzen auf, der vierte Hebel verzeichnet mit Hilfe eines Metallthermometers den Verlauf der Temperatur (Fig. 34). Die berußte Glasplatte schwingt mittels eines Uhrwerkes in bestimmten Intervallen von z. B. fünfzehn Minuten auf und ab. So werden gleichzeitig vier Kurven aufgezeichnet; die oberste stellt die Temperatur, die drei anderen stellen die Bewegungen der verschiedenen Blätter dar.
Fig. 34. Der Blatt-Registrierapparat.
Fig. 34. Der Blatt-Registrierapparat.

DIE BLATT-AUTOGRAMME

Die Kurven zeigen, daß die Blätter sich in beständiger Bewegung befinden und daß sie alle, während die Temperatur fällt, sich nach aufwärts bewegen und umgekehrt. Trotzdem besitzt aber jede Pflanzenspezies individuelle Züge, die sich in ihrem charakteristischen Autogramm zeigen (Fig. 35). Man beachte die zitternde Schrift der Papaya; die Unterschrift des Croton zeigt festeren Charakter, er schreibt sein "So ist es" mit größerer Bestimmtheit! Es ist also möglich, eine Pflanze an der ihr eigenen Handschrift zu erkennen.
Fig. 35. Die Autogramme von Dahlia, Papaya und Croton. Oben die inverse Temperaturkurve. (Text in der Figur, links: Aufwärtsbewegung - fallende Temperatur; unten: Mittag - Mitternacht - Mittag)
Fig. 35. Die "Autogramme" von Dahlia, Papaya und Croton. Oben die inverse Temperaturkurve. (Text in der Figur, links: Aufwärtsbewegung - fallende Temperatur; unten: Mittag - Mitternacht - Mittag)

Die Pflanzenwelt in ihrer Gesamtheit ist somit nicht passiv, sondern voll von Reaktionskraft. Der voll erwachsene und scheinbar starre Baum ist empfindlich für den kleinsten äußeren Wechsel, selbst für den Schatten einer Wolke, und er bekundet durch sichtbare Bewegung, daß er die Veränderung wahrgenommen hat. Die vermeintliche Grenze zwischen "gewöhnlichen" und "sensitiven" Pflanzen verschwindet somit völlig: es besteht nur ein Unterschied des Grades. Die Tatsachen zeigen, daß nicht nur die "betende Palme", sondern jeder Baum und jedes seiner Organe die Veränderungen der Umwelt wahrnimmt und auf sie durch Bewegungen reagiert. Nicht das Gelenkpolster allein ist reizbar, sondern der Baum als Ganzes ist mit Empfindungsvermögen bedacht. Der scheinbar starre Stamm ist in Wahrheit ein riesiges, dem Gelenkpolster vergleichbares Organ, das all die mannigfachen Reize aus der Umwelt wahrnimmt und beantwortet.

 
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